- 27 — Schärding im Besitze der Andechser und zeitweilig der Kadenderger 1160 —1248. Kaum waren die Erbschaftsverhandlungen um die Formbachische Verlassen¬ schaft ausgetragen worden (1160), so säumten die Erben nicht länger mehr, den Besitz der neuerworbenen Herrlichkeiten anzutreten und zwar sehen wir die Herren von Jnlbach, die bereits schon zur Zeit der Ekberte mit der Gerichtsbarkeit im Donauthale belehnt waren, im Jahre 1161, nachdem sie sich auf steiler, das Donau - und Aschach-Thal beherrschender Höhe die neue Burg: Scuenbnrg, Schowen- t)erg, Schauenberg und weiter rückwärts auf einem steilen Felsenkegel die Veste: Stoufe, Stauf erbaut hatten und nach denselben sich nannten, als Herren von S ch a u e n b e r g im Donauthale mit großer Macht auftreten. Gleicher Weife nahm auch Graf Berthold von Andechs von seiner neuen Erwerbung Besitz und seine Hofhaltung auf dem Schlosse Neuburg am Inn. Bevor wir in der Geschichte der Andechser, deren Stammbesitzungen in Oberbayern längs des Ammer- und Würm-Sees hin lagen und ihr Familien- Begräbnis im Kloster Liessen hatten, weiter vorgehen, sei es gestattet, ihre genealogische Stammreihe hier einzuschalten. Hatten die Grafen von Formbach die Schirmvogtei über das Kloster Form¬ bach geübt, so unterzog sich auch Graf Berthold derselben und wir finden ihn in dieser Stellung mehrfach thätig. Im Jahre 1162 wohnte er dem vom Herzoge Heinrich von Bayern nach Karpfheim berufenen Landtage und 1175 jenem zu Ering bei. Im Jahre 1181 wurde derselbe Herzog Heinrich (der Löwe) auf dem Reichstage zu Erfurt vom Kaiser Friedrich I. seiner Herzogthümer Bayern und Sachsen verlustig erklärt und von der deutschen Erde verbannt. Das Herzogthum Bayern wurde dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach verliehen. Auch die Grafen vou Andechs erhielten den Lohn der Dankbarkeit für treue Dienste, nämlich be¬ deutende Güter aus den welfifchen Besitzungen in Italien mit der herzoglichen Würde in Meranien (Dalmatien) und Istrien an der adriatischen Küste?) Herzog Berthold starb 1188; der Erbe seiner Würden und Besitzungen war der Sohn gleichen Namens, Berthold IV. Schon bei Lebzeiten seines Vaters trat er vielfach thätig auf, erschien bei öffentlichen Versammlungen und ergriff das Schwert zum Kampfe. Um das Jahr 1170 schenkte er an das seinem Von den steprisckeu Ottokaren sei Schärding (1186) an die babenbergischen Herzoge in Oester¬ reich übergegangen und im Jahre 1225 auf's Neue befestiget worden. Die Wahrscheinlichkeit i|t, daß Markgraf Ottokar allerdings auf die Grafschaft Schärding, worin er mehrere, vom Hoch- stifte Bamberg zu Lehen geheude Güter besessen hatte, Anspruch erhoben, aber durch das Macht¬ wort des Kaisers, der jede Störung des Friedens im Innern des Reiches ahnden mußte, bewogen, wieder aufgegeben habe. Auch die Grafen von Wasserburg waren mit Ansprüchen auf einen Theil der Verlassenschaft ausgetreten. i) A. Büchners Geschichte von Bayern, V. Bd., pag. 15. 4*