Schlachten des Weltkrieges
In Einzeldarstellungen bearbeitet
und herausgegeben
im Austrage des Reichsarchivs
Sand 14
Die Tragödie von Verdun -1916
II. Teil. Äand 14:
Das Ringen um Fort Daux
Oldenburg i.O. / Berlin 1925
Druck und Verlag von Gerhard Stalling
Gründungsjahr der Firma 1789
OieTragödie von
Verdun "19^6
II. Teil
Das Ringen um Fort Vaux
Verfasser: Oberstleutnant a. D Alexander
Schwende, im Weltkriege Kompagnie-
Füdrer und Vataillons-Kommandeur, zu-
letzt Kommandeur des Reserve-Infanterie-
Regiments Nr. 19.
Bearbeiter im Michsarchiv:
Archivrat Martin Reymann
Mit 1 Karte, 3 Skizzen, 16 Sildern und 1 Anlage (Kriegsgliederungen)
Äuchschmuck von A. Reich - München
Oldenburg i. O. / Verlin 1928
Druck und Verlag von Gerhard Stalling
Gründungsjahr der Firma 1789
2üoU3z
Dmck und Verlag von Gerhard
Stalling, Oldenburg i.O.,
Übersehung, sowie alle anderen
Rechte vorbehalten.
Copyright t928by Gerhard
Stalling, Oldenburg i. O.
(Gesamtumfang 228 Seiten.)
I.
Fori Vaux im Mittelpunkt der Zermürbungs-
schlacht.
1. Hoffnungen und Enttäuschungen.
V. R.K. vom 27. Februar bis 7. März 1916.
emäß dem am 27. Januar 1916 vom Oberbefehlshaber der deut-
schen 5. Armee ausgegebenen „Befehl für die Angriffskorps"*)
waren das V. R.K. gegen die Nordostfront und das XV. A.K. gegen die
Ostfront von Verdun nur entsprechend dem Fortschreiten der eigent-
liehen Angriffskorps der Nordfront (VII. R.K., XVIII. A.K., III. A.K.)
mit vorgegangen**). Schon am 26. und 27. Februar wurden auf der
Nordfront die ersten Anzeichen vom Festlaufen des Angriffs bemerkbar.
Trotzdem befahl das A.O.K. 5, ermutigt durch die letzten raschen Fort-
schritte des V. R.K. und XV. A.K.***) am 26. vormittags, dem Gen.Kdo.
des V. R.K., „noch heute Fort Vaux zu nehmen". Die völlige Jnbefitz-
nähme der dem Dorf und Fort Vaux nördlich vorgelagerten Hochfläche
des Hardaumont, der Kampf um die auf dieser liegenden festen Werke
und besonders um die Befestigungsanlagen und Waldungen auf
deren Ostabhängen, zogen sich jedoch bis zum späten Abend hin. Die
Nacht unterband die Fortsetzung der Angriffsbewegung vollends.
Am 27. März, gleichzeitig mit dem Angriff des !II. A.K. gegen das
Dorf Douaumont und die nordwestlich, jüdlich und südöstlich davon
*) "Bergt. Band 13 dieser Schriftsolge, S. 258 sf.
**) Vergl. Band 13, S. 188 u. 206.
***) Vergl. Band 13, S. 221 u. 222.
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Fort Vaux erscheint sturmreif.
befindlichen feindlichen Befestigungsanlagen*), erhielt das V. R.K. erneut
Befehl, Fort Vaux zu nehmen und die anschließenden Waldungen zu ge-
Winnen.
Die am 26.3. abends erreichten Werke auf dem Hardaumont
boten ausgezeichnete Beobachtung auf das anzugreifende Gelände.
Weit schweifte von hier der Blick über Verduns fortgekrönte Berge,
über die Höhenkette der CStes Lorraines, angefangen vom Fort Douau-
mont über die verschiedenen, südlich davon gelegenen Wälder und
Niederungen, über Dorf Fleury, Fort Souville, die Batterien de l'Hopi-
tal und du Tunnel, Fort Tavannes, Batterie de Damloup sowie über
das Ouvrage de la Laufte hinweg bis zum Fort de Moulainville**).
Und vor allen diesen Werken, scheinbar zum Greifen nahe, auf kahler
Höhe: Fort Baux.
Dicht gedrängt saßen deshalb in den verschiedenen Werken und
Gräben des Hardaumont die Beobachter der Artillerie, der Feldbatterie
bis zum 21 om-Mörser und darüber hinaus ß= und ^-Geschütze***). Das,
was ihnen die Beobachtung durch das Scherenfernrohr über das Fort
Vaux enthüllte, war für einen überraschenden Angriff durchaus ermu-
tigend. Auf dem Oberbau hatten die deutschen Granaten schon arg
gehaust. Die Erdschüttungen waren zerwühlt und die hervorragenden
Mauerteile zertrümmert: die geraden Linien der Wälle und Gräben
erschienen verstümmelt und eingebeult: selbst die Hindernisse hatten an-
scheinend schon genügend gelitten. Der sich drohend in der Mitte des
Werkes emporreckende Geschütz-Panzerturm hatte feit Beginn des An-
griffs nicht gefeuert, also war er wohl, vielleicht sogar auch die aus den
beiden vorderen Ecken des Werkes neugierig hervorlugenden Beobach-
hrngs-Panzertürme, nicht mehr benutzbar****). Führung und Truppe
hielten deshalb, auf Grund der früheren Erfahrungen mit der Wirkung der
deutschen schweren und schwersten Artillerie gegen die Forts von Ant°
werpen im Oktober 1914 und gegen die russischen Festungen im Sommer
1915, mit Recht das Fort Vaux für fast sturmreif. Die für den 27.2.
vorgesehene erneute, starke Artillerievorbereitung mußte ihm und seiner
Besatzung den Rest geben, so daß an einem Gelingen des Sturmes
nicht gezweifelt wurde.
*) Vergl. Band 13, S. 211 ff.
**) Vergl, Karten 1 u. 2 zu Band 13.
***)Artl.Gliederung des V. R.K. vergl. Anl. 1, f.
****) Den wahren Grund für die Untätigkeit des Gefchütz-Panzerturmes
vergl. <5. 103.
Lage und Austrag des V. R.K. am 27.2.
7
In Wirklichkeit sah es beim Feinde tief unter der Erde ganz
anders aus. Die durch meterdicke Betondecken und Bruchsteinmauerwerk
geschützten, zum Teil sogar in den gewachsenen Fels gesprengten,
bombensicheren Hohlräume hatten noch so gut wie gar nicht gelitten. Dazu
hatten die Franzosen, seit Baubans Zeiten die geschicktesten Festungs-
baumeister der Welt, kurz vor dem Weltkriege und in den ersten
Kriegsjahren die Widerstandskraft der Festung durch zahllose, die großen
Werke und sich selbst flankierende sowie die Täler der Länge nach
bestreichende, bombensichere kleinere Einbauten ins Ungemessene ver-
stärkt. Solche kleinen Werke, von denen in diesem Buche noch häufig
die Rede sein wird, waren vorzüglich dem Gelände angepaßt und so
mustergültig verdeckt, daß sie der deutschen Beobachtung fast völlig
verborgen geblieben und deshalb bisher überhaupt noch nicht beschossen
worden waren. Man hielt deutscherseits die deutlich erkennbaren, auf
dem Nord- und Osthang des Baux-Berges dem Fort vorgelagerten
Infanteriestellungen für den einzigen Außenschutz des Forts, der durch kräf-
tige Artilleriewirkung unschwer zu beseitigen sein mußte. Auf ernstliche
Schwierigkeiten in dem den Baux-Berg vom Hardaumont trennenden
Baux-Tale, auf dessen Sohle das vom versumpften Baux-Bach durch-
floffene Dorf Baux lag, war man nicht gefaßt: noch weniger konnte man
nach den bisherigen Anschauungen mit wesentlichem feindlichen Wider-
stände am steil abfallenden diesseitigen, nördlichen Hange der Baux-
Schlucht rechnen.
So kam es, wie es, ohne daß hierfür jemand eine Schuld bei-
gemessen werden darf, kommen mußte.
Das V. R.K. lag am 27.2. morgens mit der 10. R.D. am unregel-
mäßig vor- und zurückbiegenden Südrande des Hardaumont-Waldes
im Zickzack-Graben und weiter über die Ostkuppe des Hardaumont hin-
weg bis an den Rand der Woövre-Ebene. Links daneben, in der Ebene
selbst, deckte die 9. R.D. den Raum bis zum Robras-Wald, wo sie An-
schluß an den rechten Flügel des XV. A.K. hatte. Der 10. R.D. war
befohlen, um 3™ nachm. zum Sturm gegen das Fort Baux anzutreten.
Unter dem Kommandeur der 18. Ref.Jnf.Brig.. Genmaj. G l a h n, stan-
den dafür im Zickzack-Graben das Regiment Staroste (II., III./
R.J.R. 37. III./R.J.R. 51) und am linken Flügel, beiderseits des Z.W.
Hardaumont, das Regiment Kommallein (I., 5^H./R.3.R. 98,1./R.J.R.37)
bereit. Zunächst sollte das Regiment Staroste den Fumin-Wald und den
Westhang des Baux-Berges in Besitz nehmen: in dem dadurch gewon-
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Verlauf des 27.2. beim V. R.K.
nenen Gelände sollte dann das Regiment Kommallein ostwärts ein-
schwenken und so die schwächste Seite des Forts Vaux, die Kehle,
angreifen.
Mit grauendem Morgen setzte am 27.2. lebhaftes beiderseitiges
Artilleriefeuer ein. Noch bevor man sich deutscherseits recht darüber klar
geworden war, was die unvermutet starke feindliche Artillerietätigkeit
zu bedeuten hatte, stieß französische Infanterie aus dem Dorf Vaux
heraus gegen den Südrand des Hardaumont-Waldes vor. Regiment
Staroste wies sie ab.
Dieser Vorstoß zeigte den Deutschen, daß die Franzosen sich von
der Verwirrung der ersten Angriffstage erholt hatten, so daß ein ähn-
licher Überraschungserfolg, wie ihn der kühne Zugriff der 24er bei Fort
Douaumont gezeitigt hatte*), nicht mehr wahrscheinlich war. Trotzdem
hielt man an dem für den 27. nachmittags befohlenen Angriff fest.
Gegen Mittag verstärkte sich jedoch, gleichzeitig mit dem deutschen, auch
das feindliche Artilleriefeuer wieder, besonders gegen die Sturmaus-
gangsstellungen der 10. R.D. Infolgedessen vermochte zur Sturmzeit,
330 nachm., überhaupt nur das am rechten Divifionsflügel liegende
III./R. 51 seine Gräben zu verlassen, wurde aber durch Flankenfeuer
von rechts aus dem Caillette-Walde sofort wieder zu Boden gezwungen.
Nunmehr steigerten die Franzosen ihre Artillerietätigkeit zum Trommel-
feuer und griffen ihrerseits gegen 4° nachm. die Front der IV. R.D. und
der westlich anschließenden 6. I.D. an. Der Angriff wurde zwar nach
fast einstündigem, heftigem Feuerkampf abgewiesen, die bereitgestellten
deutschen Angriffstruppen waren dadurch aber so mitgenommen, daß
an eine Wiederholung des Angriffs der 18. R.J.B. am 27. nicht mehr
zu denken war.
Obwohl an diesem Tage die weiter südöstlich und südlich in der
Woevre-Ebene liegende deutsche Front gegen die Osthänge der Cötes
Lorraines noch namhafte Fortschritte gemacht hatte**), dämmerte doch
schon hier und da die Erkenntnis auf, daß gegen die ständigen Befesti-
gungen mit der bisherigen Angriffsmethode kein durchschlagender Er-
folg mehr zu erringen sein würde. Das V. R.K. gab deshalb am 37.
abds. die Weisung aus, daß alles in den erreichten Stellungen stehen-
bleiben und vor allem erst einmal das Gelände und die Verhältnisse
beim Feinde gründlich aufgeklärt werden sollten. Die 10. R.D. hatte ins-
besondere die Wiederholung des Angriffs auf das Fort Vaux vorzubereiten,
*) Vergl. Band 13, S. 172 ff.
**) Vergl. Band 13, S. 221—222.
A.O.K. 5 setzt neuen Angriff für den 2.3. an.
S
weshalb die Breite ihres Gefechtsstreifens erheblich verringert wurde. Sie
behielt nur den Südrand des Hardaumont-Waldes; ihren bisherigen
linken Abschnitt auf dem östlichen Teil des Hardaumont übernahm die
Brigade Smalian*) der 9. R.D. mit dem Regiment v. Langsdorfs**),
während Regiment v. Gersdorff***) die Stellung in der Ebene besetzte.
Ende Februar glaubte das A.O.K. 5 die Erkundungen und Vor-
bereitungen soweit gediehen, daß man am 2.März den neuen Schlag
mit Aussicht auf Erfolg wagen konnte. Das III. A.K. hatte Dorf Dou-
aumont und den Caillette-Wald zu nehmen****), einige Stunden später
sollte das V. R.K. mit der 10. R.D. den Baux-Grund überschreiten,
sich am jenseitigen Hange zur Wegnahme der bewaldeten Höhen for-
mieren und mit Teilen das Fort Baux von Westen her angreifen.
Gleichzeitig sollte die 9. R.D. sich des Ostteils des Dorfes Baux und der
östlich davon liegenden Befestigungen bemächtigen.
Am Morgen des Angriffstages standen bei der 10. R.D. in vorderer
Linie: am rechten Flügel III./R. 98, in der Mitte IL/155, links I./155.
Das 2. Treffen bildeten R.I.R. 37 sowie I. und II./98. Die 155er sollten
zunächst liegen bleiben, während R.R.R. 37 durch die Linie des III./R. 98
hindurch frontal zum Angriff vorging. Hinter R.I.R. 37 folgend, sollten
dann I. und II./R. 98 gegen das Fort Baux von Westen einschwenken.
III./R. 98 hatte indessen den Angriff der 6. I.D. in der linken Flanke
zu begleiten.
Die Feuervorbereitung des Angriffs des V. R.K. übernahm die
schwere Artillerie des Generals Ziethen, unterstützt durch schwere
Batterien des III. und XV. A.K. An Feldartillerie standen zur Ber-
fügung: der 9. R.D. die I./R.Fa. 9 und II./R.Fa. 10 unter Major
v. R o o n, feit dem 27.2. im Räume Mogeville—Gd. EhSna—Dieppe;
der 10. R.D. lediglich die I./R.Fa. 10, Hauptmann v. K n o ch, öst-
lich Bezonvaux. Schlechte Sichtverhältnisse am Morgen des 2. März
verhinderten den pünktlichen Beginn der Artillerievorbereitung. Als
endlich gegen 10° vorm. die Beschießung der Sturmziele einsetzte, ant-
wartete die französische Artillerie sofort heftig. Der Vorstoß der 6. I.D.
um 1'° nachm. machte die feindliche Gegenwirkung vollends mobil, und
als die auf 4° nachm. angesetzte Sturmzeit der 10. R.D. heranrückte,
lagen sowohl die vordersten Infanteriestellungen am Hardaumont wie
*) Vorübergehend unter Oberstlt. Smalian, Kdr.des R.I.R, 19,gebildet.
**) Führer Major v. Langsdorfs, Batls.Kdr. im R.I.R. 19.
***)Führer Oberstlt. v. Gersdorff, Kdr. des R.I.R. 6.
****) Vergl. Band 13, S. 231 ff.
10
Alle Angriffsversuche am 2.3. erfolglos.
auch die Aufstellungsplätze der Reserven unter Trommelfeuer. Zudem
gestattete der geringe Erfolg der 6. I.D. — sie hatte nur Teile des
Busen-Grabens am Nordostrande des Caillette-Waldes nehmen können
— den bombensicher eingebauten feindlichen Maschinengewehren, aus
dem Südostteil des Caillette-Waldes und vom Vaux-Teich her die vor-
derste Linie der 10. R.D. flankierend zu bestreichen. Infolgedessen konnte
diese überhaupt nicht zum Sturm antreten. Geringe Teile, die trotzdem
in beispielloser Selbstüberwindung die deckenden Ausgangsgräben ver-
ließen, wie 10./R.98 (Hptm. Heerhaber) und 9./R. 37 (Lt. Ban-
n i n g), wurden sofort wieder zu Boden gezwungen. Bald mußte auch
dieser Angriff auf Fort Baux als völlig aussichtslos aufgegeben werden.
Nicht besser erging es auf dem rechten Flügel der 9. R.D. bei der
Brigade Smalian dem Regiment v. Langsdorfs, das mit I./R. 19, II./
R. 6 und 4./Pi. 30 beiderseits des Z.W. Hardaumont lag. Vom I./R. 19,
Hptm. Wattersdorf, stürzte wohl die 3. Kp., Lt. d. R. M o e -
b i u s, mutig aus ihrem Graben südwestlich des Zwischenwerkes auf
die vor ihr tief in der Schlucht gelegene Batterie 751 los, deren drohend
emporgerecktes Langrohrgeschütz zwar nicht mehr feuerte, die aber dafür
von einer starken Jnfanteriebesatzung verteidigt wurde. Deren Feuer
im Verein mit dem starker feindlicher Infanterie am Bahndamm nörd-
lich des Dorfes Vaux und mit sofort einsetzendem Artilleriesperrfeuer
zwang die Kompagnien, unter starken Verlusten vor der Batterie in
Granattrichtern notdürftig Deckung zu suchen. Von dort nahm sie der
Regiments-Führer, um weitere Verluste zu vermeiden, bei beginnender
Dunkelheit in ihre Ausgangsstellung zurück. Von den übrigen, in Grä-
ben östlich des Zwischenwerkes liegenden Kompagnien konnten die
I./R. 19. Lt. d. L. v. Gilsa, und 2./R.19, Lt. d. R. Becker, im
Handgranatenkamps den dieser Stellung vorgelagerten „Pfeifenkopf"
stürmen, ein Grabensystem, das infolge seiner Lage am oberen Rande
der Baux-Schlucht besonders gute Beobachtungsstellen gegen die im
Grunde befindlichen feindlichen Befestigungen bot. Aber der Franzose
nahm, in voller Erkenntnis des Wertes des Pfeifenkopfes, diesen so
unter zusammengefaßtes Artillerie- und Mafchinengervehrfeuer, daß auch
er am 3.3. morgens wieder aufgegeben werden mußte.
Das links anschließende II./R. 6 mit einem Zuge 4./Pi. 30 konnte
infolge noch nicht abgeschlossener Erkundung des Angriffsgeländes erst
um 5™ nachm. vorgehen. Trotz heftigen feindlichen Sperrfeuers und
flankierender M.G.Wirkung vom Damloup-Rücken her, sprangen die
tapferen Schlesier der 8. und 6./R. 6 von Trichter zu Trichter den
Das bisherige Angrisfsverfahren noch zeitgemäß?
11
deckungslosen Hang hinab und erreichten sogar den Damm der Klein-
bahn nordöstlich des Dorfes Vaux. Der Batls.Führer, ftptm Corte,
folgte persönlich mit der 7. und 14./R. 6. mußte aber schließlich infolge
der sich gewaltig häufenden Verluste sein ganzes Bataillon in der
Dunkelheit ebenfalls wieder in die Ausgangsstellung zurücknehmen. Die
6. Kp. hatte allein 64 Mann verloren, darunter ihren schwer verwun-
deten Führer, Oblt. d. R. Karren st ein, und alle anderen Offiziere.
Immer mehr drängte sich der Truppe jetzt bereits die Uberzeugung
auf, daß nennenswerte weitere Fortschritte gegen die ständigen Befesti-
gungen mit dem bisherigen Verfahren nicht zu erzielen sein würden;
die überall in den Drahthindernissen leblos hängenden Opfer redeten
eine nur zu deutliche Sprache. Das im Vergleich zu dem mächtig
emporragenden und doch so schnell gefallenen Riesen Douaumont nur
zwergenhaft wirkende Fort Vaux wehrte sich mit verbissener Wut.
Z. Die Sturmversuche der 6. I.D. und 9. R.D. am 8. und S. März.
Bei den höheren Kommandobehörden, fern von den unmittelbaren
Eindrücken der vorderen Kampflinie, glaubte man nach wie vor an den
Erfolg der bisherigen Angriffsart. Am 4. März gab das A.O.K. 5 seine
Anweisung für den am 7. März geplanten, dann aus den 8. verschobenen,
erneuten Angriff an die unterstellten Korps heraus. Die Front zwischen
Maas und Fort Douaumont sollte defensiv bleiben, während das
HI. A.K. und das V. R.K. gemeinsam das Gelände südöstlich des Forts
Douaumont bis Fort Vaux und Fort Vaux selbst anzugreifen hatten,
zur Gewinnung des Höhenrückens La Montagne.
Den Abschnitt der 10. R.D. übernahm das III. A.K. mit Ausnahme
der Ostkuppe des Hardaumont, die das V. R.K. behielt. General v. G ü n °
d e l l übertrug den Befehl im gesamten Korpsabschnitt der 9. R D, zu
der Teile der 10. R.D. — Regiment Preusker (I., II./155, III./R. 51),
die Feldartillerie der 10. R.D., S., K./Pi. 30, 4., 6./Pi. 18 und M W.K. 210
— traten. Nach den eingehenden Anordnungen des A.O.K. erfolgte das
Sturmreifmachen der Angriffsziele beim III. A.K. durch die Artillerie
des Generals S t ü v e, beim V. R.K. durch die des Generals Z i e -
then, beide noch verstärkt durch Batterien des Oberst v. Behrendt,
XV. A.K.*)
*) Es wurden angesetzt:
gegen das Vaux-Tal zwischen Baux-Teich und Bahnhos Vaux: Mrs.-. 5 s.
F.H.-, 4 10 cin-Kan,- und 2 15 em-Kan.Batterien der Fußa.Regtr. Weiß und
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Gliederung der 6. I.D. für den Angriff am 8.3.
Das Wirkungsschießen begann am 7.3., 1° nachm. Es wurde in der
Nacht durch Feuer der Feldartillerie und Flachfeuer der schweren Ar-
tillerie abgelöst. Am 8. mit beginnender Sicht setzte abermals schweres
Steilfeuer ein, das eine Stunde vor Sturmzeit zum Trommelfeuer
überging.
Neben dem Zerstörungsschießen gegen die Angriffsziele der Infan-
terie wurde die feindliche Artillerie durch die Fernkampfgruppen, beim
V. R.K. durch die Regimenter Fritze und Kemmer, bekämpft.
Die Anlagen um den Steinbruch nördlich Vaux beschossen außer
s. F.H.Batterien noch schwere und mittlere Werfer des M.W.Batls. II,
Major Frhr. v. Rössing, sowie der M.W.Kpn.209 und 21V, die
im Hardaumont-Walde um die Battr. 647 eingebaut waren.
Am linken Flügel der 6. I.D. standen seit dem 6.3. morgens am
Südrande des Hardaumont-Waldes I.R. 24 und Jag. 3, rechts davon
am Caillette-Wald I.R. 132 und I.R. 20. Nach dem Befehl des stell-
vertretenden Brigade-Führers, Oberstlt. v. Hahnke, hatten I.R. 20
den Busen- und Schlangen-Graben im Caillette-Walde zu nehmen,
I.R. 132 dagegen sich zunächst abwartend zu verhalten. I.R. 24 und
Jäg. 3 sollten in einem Zuge den Vaux-Grund erreichen*).
Richter der Brigade Neumann sowie des Regiments Rosenberger des
XV. A.K.;
gegen den Vaux-Berg, Battr. 749, IWerk-Stellung, Hohlweg südlich Dorf Vauxi
4 Mrs.Vatterien der Brigade Neumann, ferner 1 ß-, 2 y und 1)4 M-
Batterien**);
gegen den Fumin bis einschl. Schlucht südlich davon: 7 Mrs.Vatterien des
Generals S t ü v e sowie 2 0*, 1 y* und 1 MBatterie;
gegen den Caillette-Wald bis zum Bahndamm: 3 Mrs.-, 3 s. F.H.Batterien
des Generals Stüve sowie 2 ß-Batterien.
*) Kamvfgliederung der 6. I.D. am 8. März.
Linker Abschnitt: Mitte: Rechter Abschnitt:
I R. 64 I.R. 24 I.R. 132
Kdr.: Obersttt. Edesbüttel, Führer: Major v. Klüfer I.R. 20
vorn: Jäq. 3, Hplm. du III./24. Hplm v. Schen-
Moulin gen. V.Mühlen, kendorff, I./24, ©pim du
Reqts.Nes.: Moulin gen. v. Mühlen.
III./64, Hptm. Vierling,
I./64, Hptm. Jacobs.
Brig.Res. III./132. Div.Res. II./64.
**) Bezeichnungen der Kaliber der schweren Artillerie vergl. Band 13.
Anl. 3a.
Angriff des J.R. 24 und Jäg.Batl. S am S.Z.
13
Pünktlich zur festgesetzten Zeit, 12° mittags, brechen die Wellen des
III./24, rechts die 9., Lt. d. R. Neubauer, in der Mitte 10., Lt. d. R.
Bartsch, links 11. Kp., Lt. d. R. Banse, dahinter als Reserve
die 12. Kp. mit einem Zuge 4./Pi. 22 aus dem Südrande des Har-
daumont-Waldes hervor und stürmen, in kurzen Abständen hintereinan-
der, den Hang in Richtung auf das Dorf Vaux hinunter. Bald knattert
heftigstes feindliches Abwehrfeuer in die Reihen der Neuruppiner, von
vorn aus dem Hinterhanggraben am Steinbruch, von rechts aus dem
Caillette-Wald. 200 m südlich des Zickzack-Grabens geht die vordere
Welle nieder; Bruchstücke der hinteren Staffeln schwärmen ein. Ber-
geblich I Der Sturm kommt nicht weiter. Auf dem zum Feinde abfallen-
den Hange müssen die Schützen, in Granatlöchern verkrochen, die näch-
sten Stunden aushalten. — Ein Versuch, in der Abenddämmerung mit
Hilfe der Reserve-Kompagnie die Angriffslinie vorwärtszureißen, fchei-
terte ebenfalls. Die Kompagnien hatten schmerzliche Verluste. Lt.
Nürnberg und Lt. d. R. Duncker, beide 10. Kp., waren tot,
vier Offiziere, darunter der Führer der 11. Kp., verwundet. In der
Dunkelheit kehrte die Angriffslinie auf Befehl des Batls.Kdrs. in die
Ausgangsstellung zurück. In der gleichen Nacht löste I./24 das III./24 ab.
Die Lübbener Jäger lagen mit 1., 2. und 3. Kp. im Zickzack-
Graben, mit der 4. bei Battr. 743. Als am 7. nachm. die bei dieser
Batterie stehenden Minenwerfer das Wirkungsfeuer begannen, richtete
der Feind alsbald Artilleriefeuer dahin. Eine der ersten Granaten, ein
Volltreffer, brachte in einem Werferstand 86 Minen zur Explosion. Der
Werfer wurde völlig zerstört, die Bedienung zerrissen und der benachbarte
Werfer 50 m weggeschleudert. Von der dicht dabei zum Essenempfang
versammelten 4./Jäg. 3 wurden 41 Mann getötet oder verwundet; ähnlich
erging es einer in der Nähe befindlichen Gruppe Pioniere. Der Führer
der 4./Jäg. 3, Lt. v. L a t t o r f f, feine Offiziere und einige Melder,
konnten, dem Ersticken nahe, noch gerade rechtzeitig aus einem Erd-
loch ausgegraben werden.
Am 8. März, zur Angriffszeit, stürmte auch die I./Iäg. 3, Hptm.
v. Baumbach, im Anschluß an die 24er südwärts den Hang hin-
unter. Flankenfeuer aus dem Eaillette-Walde fegte die Front entlang
und bereitete ihr das gleiche Schicksal wie jenen. Ebensowenig erreichte
der rechte Flügel der 2. Kp., welcher die Mehrzahl seiner Leute, unter
ihnen verwundet den Zugführer, Fähnrich v. Kamecke, verlor. Der
linke Flügel der 2. mit dem Kp.Führer, Lt. v. Müller, stieg in
die Nord-Süd-Schlucht hinunter. Es entspann sich, ohne Rücksicht auf
14
V. R.K. greift am 8.3. zum dritten Male an.
Verluste, ein förmliches Wettrennen der Jäger mit der Flügelkompagnie
des R.J.R. 19 nach dem großen Geschütz der Battr. 751 unten im Grunde.
Diesem wilden Ansturm war der Franzmann nicht gewachsen. Die
feindliche Batterie-Besatzung ergab sich.
Während die Hinteren Wellen der Jäger die Batterie besetzten,
drangen die vorderen weiter vor. Am Südausgang der Schlucht brachte
Infanterie- und Maschinengewehrfeuer aus Dorf Vaux und vom Nord-
hange des Vaux-Berges das Vorgehen zum Stehen. Zwischen dem
rechten Flügel des Jäger-Bataillons, der noch südlich des Zickzack-
Grabens festlag, und dem linken der 24er bestand nun eine große Lücke.
In diese ging Lt. v. Mülle r*) zur Erkundung vor.
„Mit einem Stoßtrupp von fünf ausgesuchten Leuten", so berichtet er,
„drang ich zur Erkundung auf dem Schluchtrande südwärts. Plötzlich befanden
mir uns in emer neu ausgehobenen, uns unbekannten feindlichen Infanterie-
stellung. Die Überraschung war beiderseits groß. Aber der Franzose hatte mehr
Angst vor uns als wir vor ihm. Er räumte achtungsvoll eine längere Strecke
des Grabens, hinter einer Schulterwehr blieb er stehen. Ein Kampf mit Gewehr
und Handgranaten begann. Wohl eine Stunde dauerte er. Die Handgranaten
gingen aus: die Patronen wurden knapp. Eine Meldung zurückzuschicken war
nicht möglich. Ein Mann, der den Graben verließ, fiel nach wenigen Schritten.
Endlich erschien ein Teil meiner Kompagnie, aus der Schlucht heraufsteigend,
und hieb uns heraus. Der Graben wurde ein Stück westwärts weiter aufgerollt."
Sobald Lt. d. R. Heyer das Stocken des Angriffs bemerkte,
schob er aus eigenem Antrieb in die zwischen der 1. und 2. Kp. ent-
standene Lücke zwei Züge seiner 3./Jäg. 3 ein. Ihnen ergmg es nicht
besser; auch sie blieben auf halbem Hange im M.G.Feuer liegen;
Lt. 5) eye r wurde verwundet. Die 4./Jäg. 3 verstärkte die 2. und
festigte den Anschluß an R.J.R. 19.
Weitere Versuche einzelner Iägergruppen, an den Feind heran-
zukommen, schlugen fehl. In der Dunkelheit kehrten 1. und 3./Iäg. 3
mit FII./24 nach dem Zickzack-Graben zurück, 2. und 4./Iäg. 3 blieben
in der erreichten Stellung am Rande der Nord-Süd-Schlucht. Drei
Offiziere und 194 Mann, davon 102 Mann tot oder vermißt, lagen
auf dem Hange des Hardaumont als Zeugen der Tapferkeit branden-
burgischer Jäger.
Das V. R.K. setzte am 8.3. zum dritten Male zum Sprunge über
das Vaux-Tal an. Der 9. R.D. waren der Nordrand des Berg-Waldes
und der Südhang der Vaux-Kuppe als Angriffsziele gegeben. Nach
*) Am Abend schwer verwundet.
Kamps des HL/9L 19 am 7.3. um den „Pfeifenkopf".
IS
Gewinnung dieser Linie sollte zur Sicherung der linken Flanke die
Weinberg-Höhe von Damloup genommen werden.
Als Vorspiel des großen Sturmes lebte der Kampf um den „Pfeifen-
köpf"*) wieder auf. Auf Befehl des Brigade-Führers griffen Stoß-
trupps des lll./R. 19 am 7.3., 3'° morg., dieses Grabensystem an. Der
Vatls.Adjutant, Lt. d. R. Harriefeld, und Lt. d. R. Ladenburg
führten je einen Stoßtrupp über freies Feld, Lt. d. R. K ö st e r einen
dritten in dem Verbindungsgraben vor. Der Pfeifenkopf wurde in
erbittertem Nahkampf genommen. 31 Gefangene und viele Tote ließ
der Feind zurück. Lt. d. R. Harriefeld verirrte sich beim Vorgehen
und wurde mit seinen Leuten von den Franzosen niedergemacht; nur
zwei Mann entkamen. Der Batls.Kdr., Hptm. d. R. Henkel, nahm
persönlich am Grabenkampf teil, machte mehrere Gefangene, wurde aber
schwer verwundet.
Der Gewinn konnte wieder nicht behauptet werden. Die Franzosen
unternahmen bei Tagesanbruch mit überlegenen Kräften einen Gegen-
stoß und überwältigten die schwache Besatzung.
Am 8.3. morgens befahl das Gen.Kdo., den Pfeifenkopf ungesäumt
wieder zu nehmen. Gegen 10" vorm. oersuchte ein Zug der 11./R. 19, in
die Gräben mit Hilfe eines Flammenwerfers einzudringen; aber ein
Gewehrschuß brachte den Apparat zum Explodieren; vor dem sich rasch
ausbreitenden brennenden Inhalt mutzten die Angreifer sich schleunigst
in Sicherheit bringen.
Die Durchführung des Hauptinfanterieangriffs am 8. fiel der Bri-
gade Smalian**) zu. Das Regiment Preusker, von dem allein sechs Kom-
pagnien Divisions-Reserve waren, sollte vorläufig in seiner Stellung
Dieppe—Nobras-Wald liegenbleiben.
*) Vergl. S. 10.
**) Gliederung der Brigade Smalian zu Beginn des Angriffs:
Regiment v. Oersdorfs Regiment v. Longsdorff
Kdr.: Oberstlt. v. Gersdorff, Führer: Major v. Langsdorfs,
II.. Ill./R. 6. 13./R. 6 (zus. 11 Kpn.), R.J.R. 19 <3 Batle. zu je 5Kpn.,
1 Zug M.G.K./R. 6, M.G.K./R. 19, ohne M.G.K.),
1 Zug 6./Pi. 30. Feld-M.G.Züge 122 und 126.
S./Pi. 39, 4., 6./Pi. 18; Flammen-
werfer des Ill./G.Pi.Batls.;
M.W.Abt. 36.
Dem Brigade-Führer unterstellt:
I./R. 6. 1 Zug M.G.K./R. 6, %6./Pi. 39, M.W.K. 209 und 210.
16
Kouvtangriff der Brigade Smalian am 8.3.
Das Regiment v. Langsdorfs hatte das III. Bat!., Hptm. d. R.
Pescheck, in vorderer Linie. Westlich des Ostwerks des Hardaumont
lagen die 12. und 15., östlich 9., 10. und 11. Kp. Das II. Batl.,
Rittm. v. M a s s o tv , stand in der Schlucht nordöstlich des Ostwerkes
bereit. I./R. 19, Hptm. Mattersdorf, war Regiments-Reseroe.
1. und 3. Kp. lagen hinter dem rechten, 2., 4.und 13. Kp. hinter
dem linken Flügel des Regiments. Von S./Pi. 30 war die Hälfte unter
Lt. d. R. D e t h l o f f dem III., die andere Hälfte unter Lt. d. R.
Waarth dem II. Batl. zugeteilt. Beide Bataillone der vorderen
Linie erhielten Flammenwerfer.
Die Artillerie der Division*) hatte schon während der ganzen Nacht
vor dem Angriffstage das Dorf Vaux, die Gräben nördlich des Forts
und die Weinberg-Höhe von Damloup dauernd unter Feuer zu halten,
dem noch zwei starke Feuerwellen mehrerer s. F.H.Batterien besonderen
Nachdruck verleihen sollten.
Beim Kampfbeginn am 8.3. erreichte die 15./R. 19 in einem langen
Sprunge den Rand der nach Vaux führenden Nord-Süd-Schlucht. Die
Schützen rannten den Hang hinunter. Als zweite Staffel folgte die
12. Kp. Die Kompagnien wenden sich gegen Vaux. Aus einem quer
die Schlucht durchziehenden Graben sprüht Infanteriefeuer, das die
Angreifer zum Halten zwingt. Oblt. Alt, der zielbewußte Führer der
15. Kp., bringt ein mitgeführtes Maschinengewehr geschickt in die
Flanke des feindlichen Grabens und läßt die Brustwehr abkämmen.
Nur 5 Gefangene konnte Oblt. Alt später noch machen, der Rest der
auf 80 Köpfe geschätzten Besatzung lag tot oder verwundet im Graben.
Um selbst Deckung zu bekommen, warfen die Schützen die Leichen
aus dem flachen Graben. 1"° nachm. hatten 12. und 15. Kp. den
Südausgang der Schlucht im Besitz. Vergeblich warteten sie auf die
Nachbarkompagnien, die vom „Pfeifenkopf" herniedersteigen wollten.
*) Die Feldartillerie der 9. R.D., durch Angliederung der I./R.Fa. IV und
I./Fa. 225 (113. I.D.) erheblich verstärkt, war vom 7.3. ab unter dem Komman-
deur des R.Fa. 10, Oberstlt. Winkler, folgendermaßen eingesetzt:
Gruppe v. Knoch (St. I./R.Fa. 10): 1., 2., 3./R.Fa. 10 in Stellungen öst-
lich Bezonvaux:
Gruppe Steudner (St. I./Fa.223): 7./R.Fa.lv (l.F.H.), 7./Fa.22S
(l. F.H.), S./Fußa. 16 (f. F.H.) westlich und nördlich des Ed. Chöna;
Gruppe Hintze (St. II./R.Fa. 10): 2./R.Fa.9, 4.,5., 6,/R.Fa. 10 in Stet-
lung östlich des Gd. CH6na.
Gruppe v. Roon (St. I./R.Fa.9): 1.. 3./R.Fa.9., 2., 3./Fa.22S in Stel-
lung östlich Dieppe.
Erster Angriff des III. und II./R. 19
17
Gegen diesen hatte Hptm. Pescheck, um keine Zeit zu verlieren, die
9. und 1V. von Norden her über freies Feld vorgehen lassen, während
die 11. einen Zug in dem von Nordosten kommenden Zugangsgraben
vorschickte. Die Bereitstellung der Kompagnien hinter schmalen Wald-
kulissen war dem Feinde jedoch nicht entgangen. Sobald der Angreifer
seine Deckungen verließ, empfing ihn heftiges Feuer, dem der Führer
der 9. Kp., Lt. d. R. Schwede, sofort zum Opfer fiel. Das Vor-
gehen kam ins Stocken. Erst das Vordringen der 11. Kp. im Graben
selbst schaffte den Kameraden Luft. Der Franzose verteidigte sich mit
großer Erbitterung. Gegen 1° nachm. war der Pfeifenkopf endgültig
in deutscher Hand. 59 Gefangene und 1 M.G. waren die Beute.
Als sich dann die Kompagnien aus den engen Gräben zum weiteren
Angriff entwickelten und durch das einbetonierte, achtreihige Draht-
Hindernis hindurchzuwinden beginnen, bricht ein Höllenfeuer los. Ge-
schütze, Gewehre und Maschinengewehre überschütten die weit ficht-
baren Schützen mit einem Geschoßhagel und werfen nieder, was nicht
rechtzeitig ein Granatloch erwischt. Tote und Verwundete decken den
Boden. Trotzdem wiederholen Unerschrockene das gefährliche Werk. Doch
die Bergnase ist die Zielscheibe sämtlicher feindlicher Feuerrohre in
Reichweite geworden; es heult und zischt und kracht um den Pfeifen-
köpf in allen Tonarten. Alle Versuche, aus den Gräben durch das
Hindernis hindurchzukommen, bleiben aussichtslos. Die Kompagnien
müssen zunächst Deckung nehmen und abwarten.
Währenddessen begann links vom III. das II./R. 19 gleichfalls den
Angriff. Der Bataillons-Kommandeur, Rittm. v. M a f f o w , hatte vorn
die 14.und 6., in der mittleren Welle die 7.,in der letzten die 5. und
8. Kp. 12° mittags stürmten die vorderen Kompagnien in ent-
schloffenen Sprüngen den deckungslosen Osthang des Hardaumont hin-
unter. Binnen kurzem waren sie unter ihren tatkräftigen Führern,
Lt. d. R. Ritter (14.) und Hptm. d. R. B r a ch w i tz (6.), am Damm
der Bahn Vaux—Damloup. Starkes Feuer vom Vaux-Berg und von der
Weinberg-Höhe von Damloup gebot hier Halt. Auch die 7., deren
Führer, Hptm. d. R. Feußner, verwundet wurde, arbeitete sich zu
der vorderen Linie vor, um ihr neuen Antrieb zum Vorgehen zu geben.
„Ich versuchte," berichtet Lt. Günther, 7./R. 19, „meinen Zug vorzu-
reißen. Nur wenige folgten mir. Mit vier Mann gelangte ich bis etwa 150 m
an den Fuß des Vaux-Berges heran, bis wir furchtbares M.G.Feuer von vorn
und von halbrechts rückwärts, vom Kirchhof von Vaux, empfingen. In einem
Granatloch suchten wir Zuflucht, fanden es aber voll Wasser. Hinter den Erd-
auswürfen des Trichters preßten wir uns flach auf die Erde. Keiner durfte sich
Berdun ISIS. II. Teil
2
Nochmalige Artillerievorbereitung befohlen,
regen, keiner den Kopf heben. Unausgesetzt tackten die M.®. Eine Granate kre-
pierte kurz vor uns; ein Splitter zerschlägt meinem linken Nebenmann den
Oberschenkel. Am Boden liegend, oerbinden wir, so gut es geht, den Verwunde-
ten. Der Franzose merkt es: Tack, tack, tack! — Der Verwundete erhält einen
zweiten Schuß ins Handgelenk, ein anderer einen in den Rücken. Lautlos sinkt
der Dritte zusammen: Kopfschuß! Mir selbst durchlöchert ein Schuß den Helm.
Noch flacher drücken wir uns an den Boden. Unmöglich, die Verwundeten zu
verbinden. Fünf Stunden lagen wir in diesem unerbittlichen Feuer auf der har-
ten, kalten Erde. Mit einem überlebenden konnte ich mich am Abend dem
wieder vordringenden Bataillon anschließen."
Der Kampf um den Pfeifenkopf hatte das Regiment v. Langsdorfs
in verhängnisvoller Weise aufgehalten. Das deutsche Artilleriefeuer
wanderte während dieser 3AStunden in der vorgeschriebenen Art süd-
wärts, die eiserne Saat ging über die Franzosen hinweg, ohne daß ihr
deutsche Infanterie folgte. So gewann der Gegner Zeit, sich wieder zu
fassen und zur Abwehr zu rüsten. Besonders verderblich wirkte fein
M.G.Feuer aus der Steinbruch-Stellung nördlich Dorf Vaux. Es be->
herrschte ungehemmt die Hänge des Hardaumont und den Talgrund.
3'° nachm. befahl Major v. Langsdorfs der 1. und 3. Kp., zum
Angriff gegen diesen Steinbruch vorzugehen. Der Abstieg der zwischen
Ostwerk und Ostrand des Hardaumont-Waldes liegenden Kompagnien
in die nach Dorf Vaux führende Schlucht gelang ohne Schwierigkeiten,
bei der Annäherung an das Dorf erhielt jedoch der am Westrande der
Schlucht vorgehende Teil der Schwarmlinie aus dem Ostteil von Vaux
und vom Steinbruch her vernichtendes Feuer. Ihm fiel der Führer der
3., Lt. d. R. M o e b t u s, mit sämtlichen Zugführern und einem großen
Teil seiner Leute zum Opfer. Ein Zug der 1. wurde ebenfalls bis auf
einen kleinen Rest zusammengeschossen. In kleinen Grabenstücken am
Ausgange der Schlucht sammelte Utffz. V o ß k u h l der 3., was von
seiner Kompagnie übrig geblieben war. Rechts von ihm schoben sich
zwei Züge der 1. unter dem Kp.Führer, Lt. d. L. v. Gilsa, ein. In
den Nachmittagsstunden bildete sich hier allmählich aus Teilen der
3. Jäger sowie der 1. und 3./R. IS eine zusammenhängende lose Linie,
Auf die Meldung der Division, daß das Gefecht nicht vorwärts--
ginge, wies das Gen.Kdo. den General Ziethen an, nochmals die
Jnfanteriestellungen des Feindes zu beschießen und dessen Artillerie
energisch zu bekämpfen. Ebenso erhielt die Feldartillerie Befehl, ihr
Feuer auf die feindlichen Jnfanteriestellungen am Baux-Berg und bei
Dorf Vaux zu lenken. General v. G ü n d e l l ließ die Division wissen»
daß er „sofortigen Angriff mit Einsatz aller Kräfte" wünsche. Dem-
Gen. v. Guretzky will Fort Baux in der Nacht stürmen. 18
gemäß wurde Major v. Langsdorfs beauftragt, den Angriff durch
Einsatz einer neuen Kompagnie zwischen II. und III./R. 19 vorreißen
zu lassen. Hierzu wurde 4« nachm. die 2./R. 19 bestimmt.
Die Kompagnie stellte sich gleichfalls im Pfeifenkopf bereit. Ihr
Führer, Lt. d. R. Becker, ließ eine Sturmgasse in das vorgelagerte
Hindernis schneiden. Dies gelang. Ein Halbzug eilte durch die Gasse
und sprang den Berg hinunter. Aber auf halbem Hange erhielt er so
heftiges Feuer, daß die Hälfte der Leute fiel. Nunmehr befahl der
Regiments-Führer, von der Aussichtslosigkeit aller Versuche, vorwärts-
zukommen, überzeugt, den Angriff fürs erste einzustellen. R.J.R. 19
hatte als Ergebnis seiner bisherigen Anstrengungen nur einen geringen
Geländegewinn auf beiden Flügeln zu buchen; ISO Gefangene waren
gemacht, einige M.G. erbeutet. Im ganzen stand der Erfolg aber in
keinem Verhältnis zu den zahlreichen Opfern.
Was nun? Als das Gen.Kdo. etwa um 4» nachm. diese Frage der
Division vorlegte, meldete General v. Guretzky seinen Entschluß,
unter Ausnutzung der Dunkelheit Fort Vaux von Nordosten her zu
nehmen, während gleichzeitig Regiment Preusker die Weinberg-Höhe
von Damloup angreifen sollte. Das Gen.Kdo. war einverstanden und
stellte der Division das R.J.R. 98 zur Verfügung.
General Ziethen wurde von der Absicht der Division in Kennt-
nis gesetzt und ihm befohlen, mit der gesamten schweren Artillerie die
Angriffsziele bis zum Einbruch der Infanterie, 8°° abds., unter stärk-
stem Wirkungsfeuer zu halten.
Während in den Stäben der höheren Befehlsstellen die Vorberei-
tungen für den bevorstehenden Angriff getroffen wurden, lebte das
Konzert der deutschen Geschütze wieder auf. Oben auf dem Hardaumont
saßen die Beobachter der schwarzen Waffe im Graben neben ihren
Kameraden von der Infanterie. Mit dem Scherenfernrohr stellten sie
den Standpunkt feindlicher Maschinengewehre, die Lage besetzter
Gräben fest. Unerschrockene Melder brachten die Botschaft durch das
feindliche Feuer nach rückwärts, bis der Telephondraht die Batterien
benachrichtigen konnte. Mehr und mehr schwoll das deutsche Artillerie-
feuer an und steigerte sich schließlich zum Trommelfeuer auf die M.G.-
Nester, an denen vor allem das Vortragen des Angriffes gescheitert
mar, und gegen die feindlichen Batterien, die aus versteckter Stellung
2»
20
Ill./R. 19 nimmt den Ostteil des Dorfes Vaux.
in den Bergwäldern ihre mörderischen Geschosse in die deutschen Reihen
schleuderten. Die Franzosen zogen sich ob des neuen Segens, der über
sie herniederging, in ihre Deckungen zurück. Ihr Jnfanteriefeuer hörte
auf. Rauch umhüllte Tal und Höhen. Die geprüften 19er auf dem
Hardaumont sahen das mit Freuden. Es war ihnen eine moralische
Auffrischung, die Wirkung der eigenen Geschütze drüben beim Feind
ungestört beobachten zu können.
Als es Abend wurde, stieg leichter Dunst aus feuchtem Grund
und verbarg, vermischt mit dem Pulverqualm platzender Granaten, im
Verein mit der hereinbrechenden Dunkelheit den Feindesaugen das
Kommende. Befreit von der Übermächtigkeit der feindlichen Feuer-
Wirkung, genügten den Bataillons- und Kompagnie - Führern des
R.I.R. 19, die mit ihren Leuten im Pfeifenkopf hockten, einige kurze
Verabredungen, und wie ein Ungewitter ging es den Hang des Hardau-
mont hinunter. Maschinengewehre, rasch auf die Brustwehr geworfen,
nahmen über die Köpfe der Stürmenden hinweg den Ostrand des
Dorfes unter Feuer. Die überraschte feindliche Besatzung dachte nicht
an Gegenwehr: mit erhobenen Händen kam sie den Deutschen entgegen.
Dem Vorgehen der vom Hardaumont herabsteigenden 9., 10. und 11.
schloß sich Oblt. Alt mit der 12. und 13. Kp. sogleich an. 6° abds.
war der Dorfrand erreicht, 300 Gefangene mit zwei M.G. stellten das
erste Ergebnis dieses unerschrockenen, zeitgerechten Vorstoßes dar.
In aller Eile wurden in Vaux aus den arg durcheinandergekom-
menen Kompagnien neue Verbände gebildet. Bald ging es weiter. Ein
Teil wandte sich dem Fort zu, ein anderer unter Hptm. d. R. Pe-
f'check drang weiter in das Dorf ein und besetzte den ganzen Ostteil.
Dann stieß man aber auf Widerstand. Der Franzose verteidigte sich
hinter Barrikaden und in befestigten Häusern, unterstützt von seinen
zahlreichen Maschinengewehren, die überhöhend von Norden und Süden
in das Dorf hineinfeuerten. Sogar von hinten, vom Osthange des Vaux-
Berges, schlugen Feindgeschosse zwischen die Häuser. Unter diesen Um-
ständen war ein weiteres Vordringen in Vaux selbst nicht möglich.
Hptm. Pesch eck mußte sich auf die Behauptung des östlichen Dorf-
teils beschränken.
Inzwischen wirkte das auf der Höhe liegende Fort als Magnet auf
die 11. unter Lt. d. R. Köster und die 15. Kp. unter Oblt. Alt,
denen sich Trupps der 10. Kp. unter Fw.Lt. Rosenau und Pioniere
unter Lt. d. R. D e t h l o f f anschlössen. Ohne sonderliche Schwierig-
Teile des R.J.R. 19 dicht am Fort Naux, 8.3. abds.
21
ketten geht es den Berg hinan. Von Begeisterung getragen, steht als
einer der ersten Oblt. Alt mit etwa 50 Mann vor dem letzten, versenk-
ten Hindernis des Forts. Nichts ist vom Feinde zu sehen. Infanteristen
und Pioniere beginnen, Gassen durch das Drahtgewirr zu schneiden.
Oblt. Alt nimmt seine Leute zusammen und gibt kurze Anweisung,
wie sie eindringen wollen. Wird den Wagemutigen das große Los
beschieden sein?
Mit den Kompagnien des III./R. 19 war der drangvollen Enge
des Pfeifenkopfes auch die 2.Kp. entronnen. „Vorwärts! Mir nach!"
ruft der Kp.Führer, Lt. d. R. Becker, und alles stürzt in langen
Sprüngen den Berg hinab. Die Kompagnie prallt aus ein Franzosen-
nest, das sich am Bahndamm noch hatte halten können. Ein kurzes
Feuergefecht, Handgemenge mit Bajonett und Handgranate, dann er-
lischt der Widerstand. 3 Offiziere, 72Mann werden als Gefangene zu-
rückgeschickt, 2MG. sind erbeutet. — Es geht weiter. Durch Trichter
und Drahtverhaue stolpern die Stürmenden. Infanteriegeschosse lichten
die Reihen. Da legt sich als breites Hindernis der Vaux-Bach quer vor.
Rein ins Wasser und durch! Mancher fällt der Länge nach hin. Triefend
naß wieder heraus. Hinauf den Steilhang! Die französischen Stellungen
werden glatt überlaufen. Da tauchen die Umrisse des Forts schattenhaft
über dem Höhenrande auf. Noch ein langer Sprung, und keuchend
liegen auch hier die Vordersten am Drahthindernis des Werkes. —
Das Vordringen des III. Batls. und der 2. Kp. beseitigte die
Bedrohung der rechten Flanke des am Bahndamm nordöstlich Baux
liegenden II. Batls., so daß auch dieses seine Bewegungsfreiheit wieder-
gewann.
„Das Verdienst, den Sturm hier vorgetragen zu haben, gebührt dem
Lt. d. R. O e t k e r (Bielefeld). Er schritt in völliger Ruhe den Bahndamm ent-
lang, überall die Schwarmlinie zum Vorgehen ermunternd. Diese Unerschrocken-
heit zündete." (Bericht des Lts. d. R. S e w e k o w, Zugführer bei 8./R. 19.)
Der rechte Flügel des Bataillons, 14. Kp., verstärkt durch Teile
der 8. Kp., nahm 6" abds. nach scharfem Kampfe den südöstlich des
Dorfes liegenden Kirchhof. Die Besatzung wurde gefangen. Ein M.G.-
Nest, das sich in einem abgelegenen Hause versteckt hatte, überwältigte
Feldwebel S a d l o w s k i, 8. Kp., mit einigen Gruppen in schneidigem
Handgranatenkampf.
Das Bataillon überschritt den Talgrund. Noch immer fegte Flanken-
seuer von links, von der Höhe von Damloup, sowie von rechts, vom
Steinbruch nordwestlich des Dorfes, das Vaux-Tal und die Hänge ent-
22 Der Enderfolg durch eigenes Artilleriefeuer vereitelt.
lang und verursachte viele Verluste. Zu ihnen gehörte der gefallene
tapfere Führer der 8., Lt. d. R. O e t k e r. — Weiter wurden zwei feind-
liche Gräben am Hange des Vaux-Berges, die voller Leichen lagen und
von der Wirkung unserer Artillerie zeugten, überlaufen. Der Rest der
Besatzung ergab sich. Schließlich wird auch hier die Kuppe erreicht. In
einem Graben, 200 m vom Fort entfernt, macht die vordere Welle halt,
um Atem zu holen und die Nachkommenden auflaufen zu lassen. Die
Kompagnien, der meisten Führer beraubt, sind völlig durcheinander-
gekommen, die Mannschaften stark erschöpft.
Inzwischen, 7° abds., haben die am Fort liegenden Gruppen des
III. Batls. mit Oblt. Alt und Lt. Köster, die 2. Kp. unter
Lt. Becker und eine Abteilung des II. Batls. unter Lt. Günther
weiter am überwinden der letzten Drahthindernisse gearbeitet. Die
Handgranaten werden scharf gemacht! Einige Leute beginnen durch das
Hindernis zu klettern. Andere zerschneiden weiter die Drähte. Da, ein
Heulen in der Luft. Mit Donnerkrach haut eine deutsche Granate in das
Hindernis, ein ganz dickes Kaliber. Der einen folgen andere. Eine platzt
mitten unter den Leuten der 2. Kp. Stöhnen und Jammern der Ver-
letzten! Granate nach Granate schlägt um die Sturmtrupps herum
ein. Aus der Leuchtpistole werden die verabredeten Signale: „Feuer
vorverlegen!" abgeschossen. Dutzend Male wird das Zeichen gegeben,
bis der gesamte Vorrat erschöpft ist. — Endlich läßt die Beschießung
nach, aber eine schwere Batterie feuert unentwegt weiter. Die Verluste
werden größer. Murrend und schimpfend zieh! sich die Sturmlinie
schließlich aus dem Hindernis des Forts zurück.
Ein tragisches Mißgeschick hat das R.J.R. IS um den Ruhm, der
Eroberer des Forts Vaux gewesen zu sein, gebracht. Eine Schuld daran
kann niemand beigemessen werden; denn der Sturm, bis zu dessen Be-
ginn die Artillerie zu feuern hatte, war auf 8°° abds. angesetzt. Der
Führer des R.J.R. 19, Major ».Langsdorfs, hatte zwar 645 nachm.
erfahren, daß sein III. Batl. Dorf Vaux und das II. Batl. sogar die
Hänge des Vaux-Berges erreicht hatten. Da aber alle Fernsprechleitun-
gen zerschossen waren, konnte er diese Nachricht nur durch Melder an
die Artillerie und höheren Kommandostellen weiter befördern, was
Stunden dauerte. So war die Artillerie auf ihre eigene Beobachtung
angewiesen, die bei der Dunkelheit und dem Qualm der Geschoßein-
schlüge versagen mußte.
Die Sturmabteilungen des R.I.R, 19 besetzten nunmehr die ehe.
Gegenmaßnahmen des Feindes.
23
malige französische Stellung am oberen Rande der Bergkuppe, nördlich
des Forts, 25V bis 300 mvon diesem entfernt. Hier verbrachten sie die
Nacht, ihre beiden Flügel hingen völlig in der Luft. Eine Patrouille
des Lts. d. R. S e w e k o w , der mit Mannschaften der 7. und 8. Kp.
am weitesten östlich lag, stieß im selben Graben auf Franzosen. Erst im
Morgengrauen gewann der linke Flügel des R.I.R. 19 Anschluß an
das angreifende R.J.R. 6*). Andere Patrouillen, besonders der 2. und
6. Kp., drangen über das Drahthindernis der Feste hinaus sogar in
den Fortgraben ein**). Die Meldungen dieser Patrouillen kamen leider
erst in den Morgenstunden zur Kenntnis ihrer Kompagnieführer. In-
zwischen hatte der Feind die Fortbesatzung, zwei Kompagnien des
lll./Terr.R. 71,deren Widerstandsvermögen offenbar am Ende war,
verstärkt und beiderseits des Werks frische Verbände in die Kampf-
linie gesandt. Als die 19er am 9., 716 morg., einen neuen Sturm ver-
fachten***), war die Gunst der Stunde verpaßt. —
Das Eindringen der Deutschen in das Dorf Vaux und die Weg-
nähme des Nordhanges der Vaux-Kuppe veranlaßte die Franzosen
bereits am 8.3. abends zu einem Vorstoß nördlich des Dorfes. Um
7S0 abds. erschienen feindliche Schützenlinien vor der Front der am
Wege Hardaumont—Vaux liegenden 3. Jäger und 1. und 3./R. 19,
deren Feuer den Gegner zur Umkehr zwang. Als Verstärkung mußte aber
dem Hptm. P e s ch e ck die 13./R. 19 zur Verfügung gestellt werden, die
nach Mitternacht in Vaux eintraf. Hier erhielt der Führer, Lt. d. R.
König, den Befehl, den Westrand des besetzten deutschen Dorfteils zu
sichern. Die Kompagnie marschierte daraufhin in Reihen die Dorfstraße
entlang nach Westen. Plötzlich prasselte von allen Seiten Gewehr- und
M.G.Feuer in die arglos ihres Weges dahinziehende Kolonne. Die
Mannschaften warfen sich rechts und links in die Häuser und Gärten,
*)Vergl. S. 29.
**) Eine von Hptm. d. R. Brachwitz ausgefertigte Meldekarte v. 9.3.,
10»« vorm., besagt, daß drei Leute der 6. Kp., Führer Wehrmann W i t -
k o w s ti, als Patrouille am 9.3., 5°° morg., das Hauptwerk betreten haben.
Sie näherten sich im Fortgraben einem „Zementbau", in dem sie schlafende
Franzosen bemerkten.
Nach dem Gefechtsbericht der 2./R. 19 sind auch drei Leute dieser Kom-
pagnie schon am Abend des 8. durch eine Bresche der äußeren Grabenwand in
den Fortgraben hinabgestiegen, gingen ihn entlang und stießen erst an der
„Südecke des Forts, gegenüber einem großen Gittertor, auf Franzosen, die dort
unbewaffnet umherliefen."
***) Vergl. S 31.'
24 In Ausführung des Befehls des Gen. v. G u r e tz k y.
während auf der Straße zahlreiche Schwergetroffene liegen blieben. Die
Kompagnie war in der Dunkelheit in den vom Feinde besetzten Dorf-
teil geraten. Beschleunigt zog sich alles rückwärts. Der Franzose nutzte
die entstandene Verwirrung aus, stieß hinterher und nahm Versprengte
gefangen. Die Kompagnie wurde schließlich gesammelt und ergänzte die
Sicherungen im Ostteil des Dorfes.
In der Nacht wurde auch die letzte Reserve des R.J.R. 19, die
4. Kp. (Hptm. d. R. A l b r e ch t), eingesetzt. Sie schloß die große Lücke
zwischen Dorf und Fort Vaux und deckte die Flanke des Regiments
gegen den Fumin.
Da das R.J.R. 19 nun ganz in der vorderen Kampflinie eingesetzt
war, wurde der Brigade Smalian das R.J.R. 98, Major K l o e b e,
zur Verfügung gestellt. Gegen 230 morg. erhielt I./R. 98, Hptm. Vieth,
die Weisung, nach Vaux zu rücken. Das Bataillon, das beim Ostwerk
des Hardaumont bereitgestanden hatte, erreichte, durch Artilleriefeuer
und die herrschende Dunkelheit aufgehalten, erst bei Tagesanbruch mit
der 1., 3., 4. und einem geringen Teil der 2. Kp. das Dorf. Die 1.
und einige Gruppen der 3. nisteten sich am Südrande und an der West-
grenze des deutschen Dorfviertels, südlich der Straße, ein. R.J.R. 19
hatte die Sicherung nördlich davon bis hart nördlich der Kleinbahn.
In eine zwischen dem rechten Flügel des R.J.R. 19 und dem linken
Flügel der 6. I.D. bestehende Lücke schoben sich 4./R. 98 und der größere
Teil der 3./R. 98 ein.
Während so auf dem rechten Flügel der 9. R.D. der Kampf lang-
sam weiter schwelte, loderte er auf dem linken Divisionsflügel durch den
Nachtangriff des R.J.R. 6 hell auf. Nach dem 730 abds. ausgegebenen
Befehl des Generals v. Guretzky sollten 830 abds. gleichzeitig vor-
gehen: R.J.R. 6 aus seiner Bereitstellung südlich des La Plume-Wäld-
chens gegen den Nordosthang des Vaux-Berges; Angriffsziel Nordecke
des Berg-Waldes und Nordrand der Damloup-Schlucht; Regiment
Preusker mit sechs Kompagnien links neben R.J.R. 6, mit vier Kom-
pagnien von Dieppe aus gegen Weinberg-Höhe und Höhe 251 nördlich
Damloup.
Die schwere Artillerie des Korps und die Artillerie der Division
hatten die Angriffsziele bis kurz vor dem Einbruch der Infanterie unter
stärkstem Feuer zu halten. Vorverlegen des Feuers sollte die Infanterie
nötigenfalls mit Leuchtkugeln anfordern.
Vorgehen des Regiments Preusker.
25
Die Feldartillerie der Division zog Teile vor nach dem Höhenrücken
westlich Dieppe in Stellungen, die bereits für den Fall der Einnahme
des Forts Vaux erkundet waren. Lt. d. R. R o s e n o, 3./R.Fa. 9, und
Lt. d. R. Müller (Gustav), 2,/R.Fa. 9, brachten ihre Batterien un-
erschrocken durch schweres feindliches Störungsfeuer an die befohlenen
Plätze. Die 2. Battr. erhielt beim Auffahren mehrere Treffer und ver-
lor 7 Verwundete und 8 Pferde. Von den vier Geschützen der 3. Battr.
wurden dreien die Schutzschilde zerschlagen; auch diese Batterie hatte
mehrere Verwundete. Volltreffer brachten nach und nach den größten
Teil der Munition zur Entzündung.
Der Angriffsbefehl der Division traf das Regiment Preusker*)
noch weit auseinandergezogen an. Die Weiterleitung der Anordnungen
des Oberstlts. Preusker beanspruchte deshalb Stunden.
1./155, Oblt. Buth, und 2./155, Lt. d. R. Alb recht, traten
9°° abds. von Dieppe aus an und besetzten ohne Schwierigkeiten die
Höhe 251, wo sie sich eingruben. Aus der rechten Flanke erhielten sie
Feuer. Dort stand noch der Feind, den II./155 vertreiben sollte. Dieses
Bataillon empfing einen Teil des Angriffsbefehls telephonisch 8™, den
Rest erst um 10° abds. In der Zwischenzeit hatte der Batls.Kdr.,
Hptm. Rothe, seine Kompagnien antreten lassen, um den Bereit-
stellungsplatz südlich des Vaux-Baches, am Wegekreuz 248, zu er-
reichen. Das Bataillon durchquerte den Raum, auf dem sich R.J.R. 6
gerade zum Angriff aufstellte. Hierdurch litt die Ordnung der in Mit-
leidenschaft gezogenen Verbände arg; viele Leute beider Regimenter
verloren in der Dunkelheit ihre Truppe.
11'° abds. setzte sich II./155 vom Wegekreuz 248 aus gegen den
Weinberg in Bewegung. Es kam auf der Höhe zu unbedeutenden Zu-
sammenstößen mit weichendem Gegner. Ein feindliches M.G.Nest hielt
sich zunächst am Ostrande der Höhe, verschwand aber auch im Laufe des
9.3. Am Abend dieses Tages gehörte der Höhenrücken vollständig den
153ern.
Währenddessen machte sich R.J.R. 6 an die weit schwierigere Auf-
gäbe der Erstürmung des Vaux-Berges selbst. Als die Befehle der
Division am 8.3. abends eintrafen, stellte Oberstlt. v. Gersdorff
sein Regiment östlich der Straße Bezonvaux—Eix, beiderseits der Klein-
*) Aufstellung: Regts.Stab Mogeville; 1., 2./155, 10., 11,/R. 51 in Dieppe;
9., 12./R. 51 im Nobras-Walde. — II., 3.. 4./155, 4,/Pi. 30 beim La Plume-
Wäldchen als Divisions-Reserve.
'26
Die Angriffsbewegung des Regts. v. Gersdorff.
bahn Ornes—Baux, auf. I./R. 6, bislang Brigade-Reserve, trat abends
wieder unter seinen Befehl*).
Nach dem Divisionsbefehl sollte R.I.R.6 gleichzeitig mit Regiment
Preusker 8*° abds. vorgehen. Da die ISöer nicht erschienen, meldete
Oberftlt. v. Gersdorff, daß fein Regiment noch nicht antreten könne.
-General v. G u r e tz k y befahl daraufhin, ohne Regiment Preusker an-
zugreifen und die Flanke gegen die Weinberg-Höhe von Damloup selbst
zu sichern. 103° abds. traten darauf die Bataillone an.
Bei II./R. 6 befanden sich vorn die 5. und 14.,in der zweiten
Staffel die 8. und 7., in der dritten die 6. Kp. Schon an der Bahn
Vaux—Damloup ging die Kampfordnung in die Brüche. Feindliches
M.G.Feuer fegte von Westen her das Tal entlang. Lebhaftes Streu-
feuer der französischen Artillerie mußte durchschritten werden. Alle
Nachteile eines nächtlichen Gefechts machten sich fühlbar. Als gegen
11° abds. auch noch die schmale Mondsichel unterging, wurde es stock-
finster. Die ungefähre Marschrichtung konnte nur dadurch eingehalten
werden, daß Einschläge eigener Granaten die Umrisse des Forts
Vaux dann und wann für kurze Zeit aus der Dunkelheit hervortreten
ließen. Der aufgeweichte Boden des Vaux-Tales hemmte die Vorwärts-
bewegung. Dauernd fielen die mühsam Schreitenden in unsichtbare,
mit Wasser gefüllte Granattrichter. Beim überwinden des versumpften
Vaux-Baches zerriß der Zusammenhalt völlig. Die Führer verloren
ihre Leute; ganze Trupps verliefen sich und wußten schließlich nicht
mehr aus noch ein.
So kam es, daß die Angriffsbewegung des R.J.R. 6 die ganze
Nacht in Anspruch nahm. Selbst die Bataillons- und Kompagnie-
Führer besaßen keine Übersicht mehr. In einzelne Abteilung zersplittert,
*)Gliederung des Regiments v. Gersdorff für den Angriff am 8.3. abds.:
Regiment v. Gersdorff
Links Rechts
III. u. I5./R.6, Hptm, Morrö II. u, I4./R.6, Hptm. Corte
(5 Kpn.), (5 Kpn.),
1 Zug M.G.K./R. 19, 1 Zug M.G.K./R.19,
1 Zug 6./p. 30. l Zug 6,/Pi. 30.
Regiments-Reserve
I. (ohne 3. Kp,)»») n. 13./R. 6, Hptm. d, R, P o h l (4 Kpn.j.
1 Zug SJt.G.f ./R 6,
1 Zug M.G.K./R. 19.
**) Die 3. Kp., Lt. d. R. S ch a a r f ch m i d t, war abgezweigt, um au'
dem Hardaumont die Verbindung mit der 6.3.2, aufrechtzuerhalten.
IL/Dt. 6 200 in vor dem Fort Vaux. 2?
arbeitete sich die Truppe, jeder Führer auf eigene Faust, durch die Nacht
den Berg hinan. Nur wenige Einzelheiten des Angriffs haben sich in-
folgedessen damals und nachträglich einwandfrei feststellen lassen.
Die 5.Kp., Lt. d. R. Bauer, dem übrigen Bataillon weit vor-
aus, überwand zwei feindliche Stellungen am Berghang. Ernstlichen
Widerstand scheint der Gegner nicht geleistet zu haben. Das deutsche
Artilleriefeuer hatte diesmal auch hier gut gewirkt, wie die in den
Gräben vorgefundenen zahlreichen Toten und Verwundeten bezeugten.
Die 14. Kp., Hptm. v. W i tz l e b e n, vermißte, an der Bahn
Vaux—Damloup angekommen, die Verbindung mit den anderen Kom-
pagnien des Bataillons. Sie schloß in sich auf und ging dann weiter
vor. Nachdem sich am Fuße des Vaux-Berges auch ihr Zusammenhalt
vorübergehend gelockert hatte, konnte der Kompagnie-Führer gegen
2° morg. mit Genugtuung feststellen, daß er seine Züge wieder bei-
sammen hatte. Weiter fortschreitend, stieg die 14. über bereits geräumte
feindliche Stellungen hinweg, aus denen Trupps verängstigter Fran-
zosen hervorgeholt wurden. Bei Tagesgrauen lag die Kompagnie an-
gesichts des Forts in der vordersten Kampflinie des Regiments.
Die 8. Kp., Hptm. d. L. Schaeffler, geriet zunächst in Rich-
tung Dorf Vaux zu den 19ern und fand sich erst im Morgengrauen
wieder zu ihrem Bataillon heran.
Von der 7. Kp. stieg ein Zug in der vorderen Angriffswelle den
Vaux-Berg hinan. Der Zug des O.St. Mechow verirrte sich.
Der Kompagnie-Führer, Hptm. B o u v a i n, sammelte beim Bahnhof
Vaux, was er von seinen Leuten erreichen konnte, und suchte bei
Tagesanbruch Anschluß an das Bataillon zu gewinnen. Den dritten
Zug faßte Artilleriefeuer und zerstreute ihn. Die Versprengten ver-
einigte Hptm. Corte mit solchen des I.R. 153 und anderer Truppen-
teile und ließ sie, zu zwei Zügen formiert, später als Reserve nach-
führen.
5° vorm. lagen vor dem Fort 3., 14. und Teile der 7. Kp., ferner
in zweiter Linie die 6. Kp., Lt. d. L. G e s ch e. Die Kompagnien
waren völlig durcheinander. Vom 200 m entfernten Fortwall feuerte der
Feind. Weiteres Vorgehen erschien ausgeschlossen. Man richtete sich des-
halb in der erreichten Stellung ein.
III./R. 6 ordnete seine fünf Kompagnien zum Sturm gleichfalls in
drei Staffeln. Das zum Angriff entwickelte Bataillon geriet beim Vor-
gehen in das II./153. Arge Verwirrung entstand!
28
Auch NI./R, 6 dicht am Fort Baux.
Zur Sicherung der linken Flanke und des Rückens des angreifen-
den R.J.N. 6 entsandte Hptm. M o r r S die 15./R. 6 nach der Weinberg-
Höhe. Der Kompagnie-Führer, Lt. d. R. D y ck e r h o f f, fand nur ge-
ringen Widerstand und besetzte den westlichen Teil der Höhe. Erst eine
Stunde später erschienen dort auch 155er. 15./R. 6 schloß sich darauf im
Morgengrauen ihrem Bataillon wieder an.
III./R. 6 arbeitete sich unterdessen durch das im Vaux-Tal liegende
feindliche Artilleriefeuer hindurch. Die 11., Lt. Litzmann, und die
S., Lt. d. R. Frhr. v. Teubern, überwanden zwei feindliche Stel-
lungen am Berghange, wo sie nur schwachen Widerstand antrafen.
5° morg. erreichten sie links neben II./R 6 die Kuppe des Vaux-Berges.
Die 11. stieß auf den rechten Schulterpunkt des Forts, die 9. schob sich
in den Raum zwischen Ostflanke des Werks und dem Nordrand der
Damloup-Schlucht. Die zweite Staffel des Bataillons, 10., Lt. d. R.
W e i g e l, und 12. Kp., Lt. d. R. Contag, setzten sich bei Tages-
anbruch ebenfalls links neben die Kompagnien des II. Batls.
Bei der ll./R. 6 entdeckte der mit seinem Zuge am weitesten vorn
liegende Fw.Lt. Weinberg einen Durchgang im Drahthindernis des
Forts. Er und der hinzukommende Lt. F r h r. v. T e u b e r n beschlossen,
dort einzudringen. Beim Vorkriechen erhielten sie Gewehr- und M.G.-
Feuer, das zwar Verluste verursachte, das Durchschreiten des Hindernisses
aber nicht hemmte. Der Trupp Teubern-Weinberg, dem sich auch Lt.
Sternagel, 11.Kp., anschloß, — im ganzen 20 bis 30 Mann — stieß
jetzt auf einen unbesetzten Graben. Vorsichtig ging es in diesem weiter.
„Plötzlich sahen wir," berichtet Fw.Lt. Weinberg, „auf der Brustwehr
unseres Grabens Franzosen stehen, die von oben auf uns schössen. Lt.
o. Teubern wurde sofort getötet. Die Lage war äußerst peinlich. Wir, nur
wenige Leute, versuchten, uns mit Handgranaten weiter vorzuarbeiten. Tödlich
getroffen sank auch Lt. S te r n a g e l nieder. Bald waren die Handgranaten
oerbraucht. Was sollten wir tun? Der Feind war in Überzahl. Gemeldet wurde,
daß auch hinter uns Franzosen auftauchten. Wir verließen den Graben seit-
wärts und besetzten einen im Hindernis liegenden mächtigen Granattrichter.
Meldegänger wurden abgeschickt, Verstärkung zu holen. Sie kam nicht. Dagegen
erschien Lt. Litzmann, der erklärte, daß wir hier ganz allein ohne An-
schluß wären.
Einen Steinwurs vor uns sah man den Fortwall. Beim Aufleuchten der
Raketen wurde der Gegner sichtbar. Borher war er anscheinend zurückgegangen.
Jetzt kam er überall wieder vor. Daß ein Gegenangriff in Kürze kommen würde,
war aus der Bewegung zu schließen.
Es begann zu dämmern. Da sahen wir die Franzosen aus ihren Stellungen
vorspringen, aus dem Fortwall tauchte Kopf an Kopf aus; M.G.Feuer setzte ein,
und wir, wir lagen zwischen den beiden Linien.
Französischer Gegenstoß.
29
Ich und die wenigen bei mir befindlichen Leute sprangen aus dem Hinder-
nis heraus und den Berg hinunter bis zu unserer vorderen Linie, machten
kehrt und nahmen das Feuer aus. Der Feind war uns gefolgt. Vor uns die
Höhe bekam einen bläulichen Schimmer von der Masse der in ihrem Feldblau
gekleideten Feinde."
Der französische Vorstoß — 620 morg. — traf auf der Ostseite des
Forts zunächst mit aller Wucht die auf diesen Fall nicht vorbereitete
9./R. 6. Sie lag vor dem unzerftörten Drahthindernis. M.G.Feuer
hatte zum Aufsuchen der Granatlöcher gezwungen. Aus der Damloup-
Schlucht, von der Anschluß-Batterie und aus der Ostflanke des Forts
vorgehende feindliche Abteilungen umringten die mehr oder weniger
ungeordneten vorderen Gruppen. Diese wehrten sich, bis die Übermacht
sie überwältigte. Rückwärtige Gruppen kamen den bedrängten Käme-
raden zu Hilfe, wurden aber ebenfalls von den Franzosen überrannt,
teils niedergemacht, teils gefangen*).
Der feindliche Gegenstoß traf dann weiter die linke Flanke der
11. Kp., die gleichfalls ins Wanken kam. Die 12. (Lt. d. R. Eon-
tag) und ein Zug der 19. unter O.St. Bergmann, bislang in der
zweiten Staffel, warfen sich dem Feinde entgegen.
„Bei Morgengrauen erschienen, wie aus der Erde gewachsen, Franzosen,
die auf die vor uns liegenden Kameraden der 9. Komp. mit Spaten, Äxten und
Beilen einHieben. Wir von der Reserve-Kompagnie, die wir uns durch die vor-
dere Linie gesichert meinten, stürzten den Kameraden zur Hilfe. Wir schössen
wild auf die zurücklaufenden Franzosen, die von Trichter zu Trichter zurück-
sprangen." (Lt. d. R. C o n t a g.)
Auch Hptm. M o r r 6griff persönlich in den Kampf ein:
„Ich sah Leute von uns zurücklaufen und sprang aus meinem Granatloch.
Mein Adjutant, Lt. Koch, lief nach rechts, der Grabenoffizier, Lt. Eickhoff,
nach links, ich geradeaus vor, um die Weichenden wieder vorzutreiben. Die
Franzosen waren auf 29 Schritt heran. Ich brüllte die Leute an, wir müßten
hier oben unbedingt halten. „Jawohl, Herr Hauptmann! Dann wollen wir man
wieder Front machen!", sagte einer. Und sobald sie hielten und schössen, stoppte
der Angriff. Die Franzosen verschwanden in Granatlöcher und versuchten dann
langsam, einzeln springend, zurückzugelangen."
Während dieses Gegenangriffs der Franzosen besetzte die 19. Kp.,
Lt. d. R. W e i g e l, mit zwei Zügen den Rand der Damloup-Schlucht
und bekämpfte mit Gewehr und Maschinengewehr den vom Damloup-
Rücken herüberschießenden Feind.
Jetzt erschien, gerade zur rechten Zeit, das I./R. 6 auf der Vaux-
Kuppe, das als Regimentsreserve mit der 1., 2. und 4. Kp. den
*) Das K.T.B, des HL/R. 6 vermerkt, daß die Franzosen die in ihre
Hände gefallenen Deutschen ohne Gnade umgebracht haben.
30
1./R. 6 ebenfalls aus dem Vaux-Berg.
vorderen Bataillonen gefolgt war und 1° morg. die Bahn Vaux—
Damloup erreicht hatte. Gegen Morgen hatte sich Oberstlt. v. G e r s -
dorff entschlossen, auch dieses Bataillon einzusetzen, um beim Fort
die Entscheidung herbeizuführen. Das Bataillon war gegen Z° vorm.
angetreten, hatte sich am Fuße des Berges geordnet. 2., Oblt. d. R.
Mohr, und 1., Lt. d. R. Gerth, in erster, 4. Kp., Rittm. a. D.
v. Scheele, in zweiter Linie. Die 13. Kp., infolge Marschkreuzung
mit ISSern vom Bataillon getrennt, blieb für die nächsten Stunden
verschollen. Die Kompagnien erklommen den Berghang, nur wenig
belästigt durch Flankenfeuer aus Richtung Dorf Vaux. Unterwegs fand
man in Unterständen versteckte Franzosen, die den vorderen Angriffs-
wellen entgangen waren.
Etwa 6° vorm. waren 1. und 2.Kp. auf der Baux-Kuppe. Die
Kompagnien mischten sich mit den inneren Flügeln des II./R. 19 und
des II./R. 6. Damit befand sich die Hauptmasse aller angreifenden Teile
des R.J.R. 6 in der obersten, auf dem Berge gelegenen, ehemals fran-
zösischen Stellung, etwa 200 m vom Fort entfernt. Gruppen der vor-
deren Angriffswellen des I. und II./R. 6 näherten sich im Morgen-
dämmern tastend dem Fort. Heftiges Gewehr- und M.E.Feuer knat-
terte ihnen entgegen. Den Anschlußgräben am linken Schulterpunkt des
Forts entstiegen außerdem französische Abteilungen und warfen die
vorderen Schützen des I./R. 6 zurück. Weiter stöberten sie zusammen-
gewürfelte Gruppen des II./R. 19 auf, die einsam und verlassen seit
dem Abend vorher im Vorfelde des Glacis liegengeblieben waren und
nun bergab wichen. Als der Franzose aber auf die Hauptmasse des I. und
II./R. 6 prallte, geriet er in böses Feuer. Die im hinteren Treffen be-
findliche 4. Kp. eilte den vorderen Kompagnien zur Hilfe.
„Die Franzosen stießen gegen unseren vorderen Graben. Zunächst wußten
wir nicht, wer da ankam. Mit ihren neuen Uniformen und neuen Helmen waren
die Franzosen schwer von Deutschen zu unterscheiden. Unsere weichenden Schützen
wurden aufgehalten. Dann gingen wir vor. Teilweise schössen die Franzosen,
teils erhoben sie die Hände. Wir machten viele Franzosen nieder." (Lt. d. R.
Marschall. 4./R.6.)
Unter den schließlich in wilder Hast zurücklaufenden Feinden
räumten die Gewehre der Schlefier gehörig auf. Wieder einsetzendes
M.G.Feuer vom Wall des Kernwerks sowie Flankenfeuer aus Richtung
Vaux vereitelten leider ein Nachstoßen des R.J.R. 6, dessen Vordringen
damit auch allgemein zu Ende war.
Inzwischen, etwa 4° vorm., war auch dem R.J.R. 19 nochmaliger
Divisionsbefehl zugegangen, Fort Vaux zu nehmen. Deshalb beauf-
II. u. III./R. 13 greisen am 9.3. morg. noch einmal an. 31
tragte Major v. Langsdorfs den Rittm. v. Massow, mit dem
II. und III. Batl. im Verein mit R.I.R. 6 sobald als möglich zum Sturm
auf das Fort anzutreten. Rittm. v. Massow suchte zur Herbeiführung
gemeinsamen Handelns, die Verbindung mit dem rechten Flügelbataillon
des R.I.R. 6 aufzunehmen. Der entsandte Offizier irrte jedoch umher,,
ohne den benachbarten Führer zu finden. Infolgedessen kam es zu einem
Teilvorstoß des R.I.R. 19.
Rittm. v. M a s s o w rafft zusammen, was sich in seiner Nähe-
befindet. Schon ist es 7" vorm. und taghell. „Weitersagen: An-
treten!" Neben den schon arg zusammengeschmolzenen Kompagnien
des II./R. 19 dringen die 2. Kp., Lt. d. R. Becker, sowie vom
III. Batl. die Kompagnien Alt und Köster vor. Kaum werden
die Schützenlinien auf offenem Berghange sichtbar, als es von allen
Seiten aus sie loswettert. M.G.Feuer von vorn aus dem Fort, von
hinten vom Steinbruch von Baux, von rechts vom FuminI Wie ein
Mückenschwarm umschwirren Infanteriegeschosse den Vaux-Berg.
Krachend hauen dazwischen noch Granaten des feindlichen Sperrfeuers^
Der Angriff scheitert. — Doch nicht ganz! An einer Stelle ist ein Häuf-
lein weit über die Sturmlinie vorangekommen. Vorn am Drahtverhau
des Forts liegt Rittm. v. M a s f o w mit einer Schar Getreuer, etwa
40 Mann, dabei auch Lt. d. R. Günther. Sie schießen sich mit der
feindlichen Fortbesatzung herum, die oben auf dem Wall hinter Stahl-
schilden hockt und durch Scharten feuert. Das furchtlose Erscheinen der
mit blitzendem Bajonett bewehrten Deutschen macht Eindruck auf die
Franzosen. Sie zeigen nur ungern den Kopf hinter der Scharten-
öffnung: nach hastiger Abgabe einiger ungezielter Schüsse verschwinden
sie schleunigst wieder. Aber das feindliche Artilleriefeuer gibt den Aus-
schlag. Die Lage wird für die tapfere Schar hoffnungslos. Allzuviel?
bringt Rittm. v. M a s s o w nicht zurück, die meisten bleiben tot in den
Granattrichtern dicht am Fort liegen.
Nachdem das Feuer auf dem Vaux-Berg nachgelassen hatte, suchten
die Trümmer der Sturmhaufen von II. und III./R. 19 die Ausgangs-
stellung zu erreichen. Einzeln, von einem Trichter in den anderen krie-
chend und rutschend, kehrten die in ihren Erwartungen abermals ge-
täuschten Kämpfer im Laufe des Tages in den alten Graben zurück.
Gegen 10° vorm. machten die Franzosen ihrerseits neue Vorstöße
gegen die nordöstlich und östlich des Forts liegenden Bataillons des
R.I.R. 6. Wiederum wurde der Feind blutig abgewiesen. Ein Reserve-
ftig der 12. Kp., den Lt. E o n t a g zur Unterstützung der vorderem
32
6. I.D. will den Teilerfolg der 9. R.D. ausnutzen.
Linie vorführte, erhielt aus der linken Flanke derartiges Feuer, daß er
nahezu aufgerieben wurde. Der Kompagnie-Führer, obwohl durch
mehrere Streifschüsse getroffen, blieb bei der Truppe.
Auch nach Abwehr dieses zweiten feindlichen Gegenangriffs war
die Lage für die Vaux-Berg-Stellung der 9. R.D. weiter heikel. Den
Rücken des III./R. 6 bedrohte das vom Feinde besetzte Damloup;
ungeklärt war die Lage in der linken Flanke, längs der Damloup-
Schlucht. Zur Verstärkung sollten deshalb auch die der Brigade
Smalian noch zur Verfügung stehenden beiden Bataillone des R.I.R. 93
nach dem Vaux-Berg vorrücken. III./R. 98, Hptm. Liese, wurde dem
R.I.R. 6 zugeteilt und erhielt Befehl, den linken Flügel dieses Regi-
ments gegen die Damloup-Schlucht zu schützen. Die Kompagnien über-
schritten im Laufe des Vormittags in lichten Wellen das Vaux-Tal und
besetzten alte französische Gräben am Osthange des Berges, oberhalb
des von Vaux nach Damloup führenden Weges. IL/R. 98, Hptm.
Ordemann, folgte nachmittags und stellte sich rechts neben III./R. 98
hinter der Linie des R.J.R. 6 auf.
Am späteren Nachmittag umtanzten Schneeflocken den Vaux-Berg
und umhüllten ihn mit einem sauberen, weißen Tuch, in das die
Granaten schwarze Löcher rissen. Als dunkle Striche hoben sich die
deutschen Gräben ab. Dort rührte die Besatzung fleißig die Schippe;
denn der Schneefall trübte der feindlichen Artillerie die Beobachtung
und bewirkte Mäßigung ihres Feuers.
Die Nachricht von der Einnahme des Dorfes Vaux durch die 9. R.D.
veranlaßte die 6. I.D. zu dem Versuch, ihren am 8.3. gescheiterten Ge-
fechtsauftrag durch Ausnutzung der veränderten Lage beim linken
Nachbar doch noch zu erfüllen. J.R. 24 sollte zu diesem Zweck am 9.3.
beim Morgengrauen aus dem Zickzack-Graben heraus in südlicher Rich-
tung angreifen, während gleichzeitig J.R. 64 aus der an die 24er links
anschließenden Stellung des Jäg.Batls. 3 und durch den Ostteil des
Dorfes Vaux (R.J.R. 19) in westlicher Richtung vorstoßen sollte, um
zunächst den Steinbruch und den Vaux-Grund nach Westen aufzurollen
und dann weiter, nach Süden einschwenkend, die Linie Südteil Fumin
—Battr. 749—Nordspitze Berg-Wald zu erreichen.
J.R. 64 schob dazu sein III. Bat!., Hptm. B i e r l i n g, auf den
linken Flügel der 3. Jäger, wobei es bereits erneut erhebliche Ber-
Fliegeraufnahme: S)oif und Fort Vaux während des Angriffs der 121. I.D. am 31. 3.16
auf den Westteil von Dorf Vaux.
Erfolglose Angriffe der 6. I.D. am 9.3.
33
(ufte*) durch feindliches Artilleriefeuer erlitt. Die Bereitstellung zum
Angriff verzögerte sich schließlich bei beiden Regimentern bis in die
späten Morgenstunden. Als sie dann aus ihren kümmerlichen Deckungen
vorzubrechen versuchten, wurden sie sofort von allen Seiten her, vom
Caillette-Wald in der rechten Flanke, aus dem Steinbruch und von den
Südhängen der Vaux-Schlucht so mit MG.- und Jnfanteriefeuer über-
schüttet, daß sie nach wenigen Schritten wieder Deckung suchen mußten.
Überall häuften sich die Verluste**), das III./64 zählte kaum noch 100
Gewehre.
10B5 vorm. befahl der stellvertretende Führer der 12. Inf.Brig.,
Oberstlt. v. Hahnke, trotzdem erneut anzugreifen. Diesmal kam der
Angriff überhaupt nicht aus den Gräben heraus. Nur einer auf den
inneren Flügeln der beiden Jnfanterie-Regimenter liegenden Abteilung
von Teilen der 2.und 4./Iäg. 3 unter Lt. v. Lattorff gelang es, durch
einen geschickt geführten, schneidigen Vorstoß, den Feind aus einer
Sappe in Verlängerung des Parifer-Grabens hinauszuwerfen. Als der
Franzose mittags die Sappe mit starken Kräften wiederzunehmen ver-
suchte, wurde er in heftigem Nahkampf mit Bajonett und Handgranaten
blutig abgewiesen, ließ außerdem noch einen Hauptmann und 20 Mann
als Gefangene zurück***).
In den ersten Nachmittagsstunden des 9.3. drang zur 6. I.D. die
— leider irrige — Nachricht, daß das Fort Vaux genommen sei. Darauf-
hin wurde das in der Divifions-Reserve befindliche der 12. Inf.Brig.
zur Verfügung gestellt, um den Erfolg weiter auszubauen. Der Ba-
taillons-Führer, Hptm. O st e r r o t h, empfing 4'» nachm. den Bri-
gadebefehl:
„Fort Vaux in unserer Hand. 7™ abds. greift II./64 östlich am Fort herum
die Gräben südlich des Forts an, nimmt die Nordspitze La Montagne und rollt
dann westlich auf nach dem Nordende des Fumin."
Beim Vormarsch über den Hardaumont konnte Hptm. Oster-
r o t h von Battr. 752, dem Standort des Oberstlts. S m a l i a n, beut-
lich erkennen, daß noch Franzosen den Wall des Forts verteidigten und
nahm deshalb von der Ausführung des Befehls Abstand. Mit Eintritt
der Dunkelheit besetzte die 8./64, Lt. Coulon, das Ostende des Zick-
*)U. a. wurde der Führer der IL/64, Oblt. Droyfen, schwer ver-
mundet, für den Lt. M a u tz die Kompagnie übernahm.
**) Von der 12./64 fiel hier Lt. W i e n h o l z.
***) An der siegreichen Abwehr hatten sich auch Teile der 3. und 4./R. 98
sowie die 1. und 3./R. 19, diese unter Lt. d. L. v. Gilsa, beteiligt. In dem
Handgemenge war u. a. der Führer der 4./R. 98, f)ptm. Rummel, gefallen.
Berdun 1916. II. Teil 3
84
Der Deutsche Heeresbericht vom 9.3.
zack-Grabens im Bereich der 3. Jäger. Die 6./64, Lt. Schala, löste
III./64 nördlich der Bahn, die 7., Lt. d. R. E ck o l t, südlich der Bahn
und 5.Kp., Lt. d. R. R u p p e l, die aus allerlei Bruchstücken des
R.J.R. 19 bestehende Abteilung des Lts. v. Gilsa ab, die in die
zweite Linie in der Nähe der Battr. 751 zurückging.
3. Eine Fehlmeldung.
Der amtliche deutsche Heeresbericht vom S. März verkündete das
Ergebnis der Kämpfe um Dorf und Fort Vaux in folgender Form:
„. . . . Östlich des Flusses*) wurden zur Abkürzung der Verbindung unserer
Stellung südlich des Douaumont mit den Linien in der Woövre nach gründlicher
Artillerievorbereitung das Dorf und die Panzerfeste Vaux nebst zahlreichen
anschließenden Befestigungen des Gegners unter Führung des Kommandeurs
der 9. R.D., Generals d. Inf. v. Guretzky-Cornitz, durch die posenschen
Reserve-Regimenter Nr. 6 und 19 in glänzendem, nächtlichen Angriff ge-
nommen....."
Wegen dieser Meldung wurde die deutsche O.H.L. von den Fran-
zosen in schärfster Weise angegriffen. Sie sparten nicht mit Spott und
Hohn. Sie meinten, mit einer „Lügennachricht" wollten die Deutschen
die Welt über fehlende Erfolge hinwegtäuschen. Auch in Deutschlands
Heer und Heimat hat diese irrige Meldung vielfach Zweifel an der
Ehrlichkeit der deutschen Berichterstattung aufkommen lassen.
Die beteiligten Kommandobehörden haben sich damals alle Mühe
gegeben, die Vorgänge zu ergründen, über einen gewissen Punkt sind
diese Ermittelungen nicht hinausgekommen; der Drang der Zeit und
die Erfordernisse der kriegerischen Tagesaufgaben machten eingehende
Untersuchungen unmöglich. Erst dem Historiker der Nachkriegszeit war
es beschieden, das Dunkel durch kritischen Vergleich der Kriegstage-
bücher der in Frage kommenden Truppen und durch neuerdings von
Kampfteilnehmern vorgelegte Berichte einigermaßen zu lichten.
Der Boden, aus dem die Fehlmeldung erwuchs, war vorbereitet
durch die damals herrschende Auffassung über die außerordentliche,
alles zerstörende Wirkung deutscher Mörser gegen die feindlichen Be-
sestigungsanlagen. Fort Vaux war schon oft durch schwerste Geschütze
beschossen worden; Treffer auf allen Teilen des Werkes waren zu beob-
achten gewesen. Man nahm an, daß die Feste „nur noch ein Trümmer-
Haufen" und von der Besatzung verlassen sei.
*)Der Maas
Die Meldung des Rittm. v. Scheele.
35
Die Bemühungen des Majors v. Langsdorfs um Barver-
legung des eigenen Artilleriefeuers, um seinen am 8.3. in der Abend-
dämmerung bereits bis an das Hindernis des Forts vorgestoßenen
Kompagnien das Eindringen in das Fort selbst zu ermöglichen, ver-
stärkten die Hoffnungen auf den baldigen Fall der Feste. Mußte da nicht
der für die Nacht vom Z./9.3. angesetzte Sturm des R.I.R. 6 den sicheren
Erfolg bringen?
Bereits in der Nacht vom Z./9.3. schwirrten Gerüchte und Meldun-
gen über die Wegnahme des Forts Baux durch die Drahtleitungen von
und zu den Kommandostellen. 64er hätten das Fort genommen*), sag-
ten die einen, die 9. R.D. hätte die Feste gestürmt**), sagten die andern.
In den Stäben der 6. I.D. und 9. R.D. harrte man deshalb unge-
duldig der letzten Bestätigung, daß Fort Baux deutsch sei. In dieser
Stimmung nahm der Kommandeur der 9. R.D., General v. Guretzky-
C o r n i tz, am 9.3., 820 vorm., persönlich auf dem Gefechtsstande der
Division an der Chaussee Gincrey—Maucourt, nordwestlich des Baty-
Waldes, durch Fernsprecher eine Meldung des Oberstlts. v. Gers-
dorf f, R.J.R. 6, entgegen:
„Rittm. o. Scheele meldet: Habe mit drei Kompagnien 7" vorm. Fort
Baux erreicht. Habe links Anschluß an 14./R. 6, rechts an IL/91.19. Trete den
Vormarsch mit einer Komp. (4./R. 16) weiter an."
Diese Nachricht stammte vom Hptm. d. R. Pohl, I./R. 6, der sie
schriftlich auf Meldekarte an den Regiments-Kommandeur weiterge-
geben hatte.
General v. Guretzky ging mit der Meldung des Oberstlts.
v. Gersdorff sofort zu seinem Generalsstabsoffizier, Hptm. Sich-
ting, und rief ihm schon von weitem zu: „Wir haben Fort Baux ge-
nommen, G e r s d o r f f hat es soeben gemeldet."***) Er fügte hinzu,
daß er dies sofort selbst an das General-Kommando weitergeben wolle,
und äußerte gleichzeitig noch: „Es ist ja sehr schön, daß meine Division
das zweite Panzerfort genommen, nachdem mein Freund L o ch o w
*)Laut K.T.B, des I.R. 1S5 und der I./R.Fa. 9 z. B. von der 9. R.D.
durchgegeben.
**)K.T.B. der 12. I.B. enthält die Notiz: „Verbindungsoffizier der Bri-
gade Smalian bei I.R. 64 meldet, die Brigade habe 4°° vorm. das Fort gestürmt,
es aber wegen eigenen schweren Artilleriefeuers wieder räumen müssen."
***)Bericht des Oberstlts. a. D. Sichting.
s»
36
Persönliche Beobachtungen.
Douaumont erobert hat. Aber unser Fort war ja ein Kinderspiel: das
war ja bloß ein Trümmerhaufen, der nicht mehr besetzt war."*)
General v. G u r e tz k y teilte dann fernmündlich diese Freuden-
botschaft auch dem Brigade-Führer der Sturmregimenter, Oberstlt.
Smalian, mit, dessen Fernsprechleitungen zu den Sturmtruppen zu
diesem Zeitpunkt sämtlich zerstört waren. Oberstlt. S m a l i a n äußerte
sogleich Bedenken über die Richtigkeit der Meldung und stellte um-
gehende Ermittelungen in Aussicht**).
Inzwischen wurde der Stab der 9. R.D. in seiner Siegeszuversicht
durch weitere Nachrichten bestärkt. Hptm. v. S t ü l p n a g e l, der
Generalsstabsoffizier der 6. I.D., teilte dem Hptm. S i ch t i n g mit,
daß nach Meldung der vorderen Truppen seiner Division die 9. R.D.
Fort Vaux genommen habe. Ein Artilleriebeobachter habe angegeben,
auf dem Fort wehe die fchwarz-weiß-rote Fahne. Um 9»° vorm. meldete
Major K l o e b e, der Führer des R.I.R. 98, ebenfalls: „Seit Stun-
den weht auf dem Fort die fchwarz-weiß-rote Fahne." Eine Flagge
wurde nunmehr auch vom Gefechtsstande der Division aus durch das
Scherenfernrohr gesehen. Das General-Kommando erhielt daher 9°°
vorm. von der 9. R.D. die Meldung: „Auf Fort Vaux weht eine schwarz-
weiß-rote Fahne."
Als sich mit fortschreitender Tageszeit die Sicht immer mehr
besserte, wurde Hptm. S i ch t i n g an das Scherenfernrohr gerufen
und glaubte persönlich genau zu erkennen, daß deutsche Mannschaften auf
dem äußeren Fortwall in einzelnen Gruppen herumstanden, teilweise
die Gewehre zusammengesetzt hatten, und daß einzelne, um sich zu
erwärmen, die Arme zusammenschlugen. Außerdem sah er, daß schweres
Artilleriefeuer, nach der Raucherscheinung als französisches anzusprechen,
auf dem Fort lag.
Infolgedessen wies man im Stabe der 9. R.D. die Möglichkeit
einer Täuschung zunächst weit von sich. Meldungen, die bestritten, daß
Fort Vaux in deutscher Hand sei, blieben unbeachtet. So hatte Hptm.
Müller-Kranefeldt, Führer der l./R.Fa.9, deren Feuerstellung
bei Mühle Dieppe lag, zwischen 7®und 9° vorm. mit dem Scherenfernrohr
*) Oberstlt. Sichting gibt diese Äußerung möglichst wortgetreu wieder,
«eil sie erneut beweist, daß auf Grund der allgemeinen Auffassung die Weg-
nähme des Forts als gar nichts Besonderes, sondern nur als etwas Selbstver-
ständliches erschien. Er fügt hinzu: „Mir kamen zu diesem Zeitpunkte keine Be-
fürchtungen, daß das Fort nicht genommen sein könnte."
**)Bericht des Oberst a. D. Smalian.
Weitergabe der Meldung bis zur 0.f).ß.
37
unzweifelhaft festgestellt, das deutsche Schützenlinien von Osten und
Südosten gegen das Fort vorgingen und von dessen Wall aus Gewehren
und Maschinengewehren beschossen wurden. Er nahm mit Granaten
und Schrapnells das Feuer gegen die feindliche Besatzung auf mit
der Wirkung, daß die deutschen Schützen ihre Vorwärtsbewegung fort-
setzen konnten. Als aber vom Gefechtsstande der Division diese Beschie-
ßung bemerkt wurde, erhielt Hptm. Müller-Kraneseldt, trotz
wiederholter eindringlicher Gegenvorstellungen, den geharnischten Be-
fehl, das Feuer einzustellen.
Die Dinge liefen nun in der einmal eingeschlagenen Richtung wei-
ter. Das K.T.B, des V. R.K. berichtet unterm 9.3., lO05 vorm., über die
damalige Auffassung des General-Kommandos von der Lage:
„Verschiedene Meldungen der 9. R.D. ergaben folgendes Bild: Bereits am
Abend des 8.3. waren Teile des R.J.R, 19 in das Fort eingedrungen, hatten sich
aber darin nicht halten können. Am Morgen des 9.3. war Rittm. v. Scheele
mit mehreren Kompagnien des 9t.33i 6 erneut in das Werk eingedrungen,
hatte drei Kompagnien im Werk gelassen und war mit den übrigen weiter nach
Süden vorgestoßen, anscheinend bis Gegend Battr. 749. Sämtliche übrigen Teile
des R. 6 und des R. 19 befänden sich z. Z. auf der Baux-Kuppe. Alles gräbt
sich ein. Auf Fort Vaux wehe eine fchwarz-weiß-rote Fahne; man hätte deutlich
einzelne Leute, ohne Gewehr umhergehend, beim Fort gesehen."
Der Chef des Generalstabes des V. R.K., Major Haffe, rief
etwa um die gleiche Zeit die 9. R.D. an und fragte, ob er nunmehr die
Meldung über die Wegnahme des Forts weitergeben könne. Hptm.
S i ch t i n g las die Meldungen des Oberstlts. v. G e r s d o r f f, des
Majors Kloebe und die Mitteilung des Hptm. v. Stülpnagel
nochmals vor und fügte hinzu: Man könne von hier mit absoluter
Sicherheit erkennen, daß unsere Sturmtruppen auf dem äußeren Fort-
wall seien. Major Hasse antwortete: „Das genügt mir. Im übrigen
scheint ja das Fort gar nicht besetzt gewesen zu sein."
10° vorm. ging darauf folgende Meldung des General-Komman-
dos an das A.O.K. 5:
„Nachdem am späten Nachmittag Dorf Vaux genommen war, wurde der
Angriff in der Nacht fortgesetzt und Fort Vaux in den Morgenstunden durch
Teile des R. 6 und 19 genommen. Anschließend setzte sich J R. 153 in Besitz der
Weinberg-Höhe von Damloup. Division ist südlich bis etwa Höhe 749 vor-
gegangen und gräbt sich dort ein."
Von hier empfing die Oberste Herresleitung die Siegesnachricht
und telegraphierte sie in die Heimat. Der Kaiser verlieh dem Gene-
ral v. Guretzky-Cornitz den Orden Pour le m^rite, den der
Kronprinz als Armeeführer persönlich überbrachte.
38
Die Fata Morgans verblaßt.
Zur selben Stunde, als daheim Extrablätter die Siegesnachricht
verbreiteten, begann auf dem Schlachtfelde selbst die um den Vaux-Berg
schwebende Fata Morgans zu verblassen.
Kaum hatte der Kronprinz den Gefechtsstand der Division ver-
lassen, als Oberstlt. S m a l i a n fernmündlich meldete, erkundende
Offiziere und zu den Regimentern entsandte Meldegänger hätten fest-
gestellt, daß von einer Besetzung des Forts keine Rede sein könne. Diese
Nachricht erweckte erhebliche Ausregung.
Um die Mittagsstunde erschien sodann ein verwundeter Offizier*)
des R.J.R. 6 auf dem Gefechtsstande der Division, der dem Hptm.
S i ch t i n g erklärte, er habe gehört, die Division sei im Glauben, das
Fort wäre genommen. Dies sei ein Irrtum. Er sei selbst bei den vorder-
sten Kampftruppen gewesen und als einer der ersten in das Fort ein-
gedrungen. Ein Gegenangriff aus dem Fortinnern habe sie zurück-
geworfen, wobei er schwer verwundet worden sei. Unsere Truppen
lägen noch unmittelbar am Fort auf der äußeren Umwallung, der Kern
des Forts fei jedoch wieder im Besitz der Franzosen**).
Diese Unterredung warf die bisherige Beurteilung der Lage im
Stabe der 9. R.D. über den Haufen und wirkte auf die Verantwortlichen
erschütternd.
Roch klammerte sich die sinkende Zuversicht an einen Strohhalm.
1°° nachm. erhielt die Brigade Smalian die Weisung:
„Fort Vaux und die gegebene Linie ist mit den verfügbaren Kräften zu
halten und, soweit noch nicht in unserem sicheren Besitz, zu erkämpfen. Sollte
Fort Vaux noch nicht in unserem Besitz sein, so ist es mit Flammenwerfern
anzugreifen."
2'° nachm. meldete auch I.R. 135, daß nach zuverlässiger Angabe
eines erkundenden Unteroffiziers das Fort um 10° vorm. bestimmt in
der Hand der Franzosen gewesen sei.
Die Division sah sich zur Beichte genötigt und meldete an das
V.R.K. 2»° nachm.:
„Gegen 11" im Innern des Forts ein heftiger Kampf entstanden. Ob das
Werk noch im Besitze der Division, ist ungewiß. Anscheinend jetzt in der Hand
der Franzosen. Wo Franzosen hergekommen, ist ungeklärt. Näheres nicht be-
formt***)."
Ferner begab sich General v. Guretzky persönlich zu Fuß nach
*) Der Name dieses Offiziers ist leider trotz umfangreicher Nachfragen
nicht mehr zu ermitteln gewesen.
**) Bericht des Oberstlts. S i ch t i n g.
***) K.T.B. des V. R.K.
Waren deutsche Truppen im Fort Vaux?
39
dem Gefechtsstande des Oberstlts. S m a l i a n. In schwerem feindlichen
Artilleriefeuer arbeitete sich der General sprungweise den Hang des
Hardaumont hinauf. Er hoffte wohl, noch eine andere Wendung der
Dinge feststellen zu können. Wie wenig zu diesem Zeitpunkt weder der
Stab der Brigade Smalian noch die Stäbe der an dem Sturm beteiligt
gewesenen Regimenter über die tatsächlichen Vorgänge bei Fort Vaux
unterrichtet waren, besagt deutlich eine Eintragung im K.T.B, der
9. R.D. von 610 nachm.
„Brigade Smalian meldet, daß die Franzosen im Laufe des Tages ihre
Angriffe auf Fort Vaux wiederholt hätten und wir nicht mehr im Besitz des
nördlichen Teiles des Forts seien. Diejenigen Teile, die in das Fort ein-
gedrungen, wären von überlegenen französischen Kräften angegriffen und aus
demselben wieder vertrieben bzw. niedergemacht worden."
Diese Nachricht wurde in gleicher Form an das General-Kommando
weitergegeben. Die darin bekundete Auffassung finden wir nunmehr in
dem deutschen Heeresbericht vom 10.3. wieder:
. Gegen unsere neue Front westlich und südlich des Dorfes sowie bei
der Feste Vaux führten die Franzosen kräftige Gegenstöße. In ihrem Verlauf
gelang es dem Feinde, in der Panzerfeste selbst wieder Fuß zu fassen."
Auch wegen dieser Meldung haben die Franzosen die deutsche
O.H.L. bespöttelt. In ihren Augen war der Bericht eine Notlüge, dazu
bestimmt, die Welt auch weiterhin mit der Wahrheit über die Vor-
gänge am 8./9.3. beim Fort Vaux im Unklaren zu halten. Und doch
war auch der Heeresbericht vom 10. März nur ein Niederschlag der
Nachrichten, die die oberen Kommando-Behörden von der Truppe
erhielten.
Die Auffassung, daß das Fort Vaux zeitweise von unseren Truppen
besetzt gewesen sei, vertritt sogar noch ein von der 9. R.D. am 19. März
dem A.O.K. 5 eingereichter Bericht über die Vorgänge am 8. und 9.3.,
in dem es heißt:
„Von Rittm v. Scheele und Lt. Frhr. v. Teubern wurden zur
Säuberung des Forts Abteilungen mit Pionieren und Flammenwerfern in das
Fort entsandt. Die in das Fort eingedrungenen Teile des R.J.R. 6 stießen un-
erwartet auf starken Widerstand, dem sie schließlich erlagen. Bon den in das
Werk eingedrungenen Abteilungen ist niemand zurückgekehrt. Sie sind entweder
gefallen oder in Gefangenschaft geraten."
Für den Forscher war es deshalb besonders wichtig festzustellen,
ob tatsächlich Teile der 9. R.D. am 8. oder 9. März das Fort Vaux be-
treten hatten.
Von R.J.R. 19 sind, wie bereits geschildert, wenige Leute als
Patrouillen in der Nacht vom 8./9.3. vorübergehend im Fortgraben selbst
40 Die Entstehung der Meldung des Rittm. v. Scheele.
gewesen. Größere Abteilungen des Regiments haben dagegen nur das
Hindernis des Forts erreicht*). Dieser Tatbestand ist dann auf Grund
der Bemühungen des Majors v. Langsdorfs um Vorverlegung
des eigenen Artilleriefeuers**) übertrieben und entstellt an die oberen
Kommandostellen gelangt und hat dort den Grund gelegt für die Deu-
tung, die nachher die Meldung des Rittm. a. D. o. Scheele, daß
R.J.R. 6 das Fort erreicht habe, beim Stabe der 9. R.D. fand.
In Wirklichkeit verhielt es sich mit dieser Meldung folgender-
maßen***): Rittm. v. Scheele führte beim Vorgehen in den ersten
Morgenstunden des 9.3. den Befehl über drei Kompagnien: 1., 2. und
4./R. 6. Die vordersten Gruppen der 1. und 2. Kp. hatten, als die
Meldung geschrieben wurde, das Drahthindernis des Forts „erreicht",
während die in zweiter Linie folgende 4. Kp. erst am unteren Hange
des Vaux-Berges angelangt war. Wenn Rittm. v. Scheele nun mel-
dete: „Trete den Vormarsch mit einer Komp. (4./R. 6) weiter an", so war
dies von seinem Standpunkte aus durchaus richtig: denn er befand sich
bei der 4. Kp., die jetzt weiter vorgehen sollte, und hatte die Pflicht,
seinen Batls.Führer, dem er diese Meldung erstattete, darüber zu
benachrichtigen, wo er selbst zu bleiben gedachte. Gewiß hätte sich
v. Scheele genauer ausdrücken können, aber man darf dabei doch
nicht die Lage, in der er die Meldung verfaßte, außer Acht lassen. Alles
war im Vorhasten begriffen, um noch vor völliger Tageshelle das Fort
zu stürmen, also in starker seelischer Spannung. Dazu war es halb-
dunkel; ringsherum schlugen Granaten ein; ab und zu noch Surren
und Pfeifen über die Köpfe dahinrasenden Infanterie- und M.G.-
Feuers. Da blieb zum stilistischen überprüfen der rasch im nächsten
Granattrichter beim Scheine einer elektrischen Taschenlampe hingewor-
senen Meldung keine Zeit. Die Hauptsache war, daß der Vatls.-
Führer über den augenblicklichen Stand des Vorgehens und über die
weiteren Absichten unterrichtet wurde.
Anders hingegen Lage und Auffassung beim Divisionsstabe. Hier
waren die verantwortlichen Persönlichkeiten ältere aktive Offiziere mit
ausreichender Kenntnis der Befestigungslehre. Für sie war ein Fort
ein Kernwerk, dessen Hauptschutz der durch Grabenstreichen und hohe,
senkrechte Wände sturmfreie Fortgraben bildete. War also „das Fort
*) Vergl. S. 22—23 und S. 31.
**) Vergl. S. 22.
***) Nach einem Bericht des Lts, d. R. Marschall, 4/R. 6, der bei des
Niederschrift der verhängnisvollen Meldekarte zugegen war.
Französische Angaben.
41
erreicht", so konnte damit nach ihrer Auffassung nur das Kernwert
gemeint sein. Rechnet man dazu noch die vorher bereits mehrfach er-
wähnte hoffnungsvolle Stimmung im Divisionsstabe überhaupt, so ist
es kein Wunder, daß man dort die Meldung ganz anders auslegte^
als sie eigentlich gedeutet werden durste; also ein dem Kriegsteilnehmer
durchaus erklärlicher Irrtum.
Auch die noch in ihrem Bericht vom 19.3. von der 9. R.D. ver-
tretene Auffassung, daß Fort Vaux am 8./9.3. zeitweise von deutschen
Truppen besetzt gewesen sei, bedeutete durchaus nicht eine gegen besseres
Wissen abgegebene Meinung. Der am 9.3. dem Hptm. S i ch t i n g per-
sönlich berichtende, verwundete Offizier hatte geschildert, wie er selbst
als einer der ersten in das Fort eingedrungen gewesen, aber durch
einen Gegenangriff aus dem Fortinnern zurückgeworfen worden war.
Die jungen Referve-Offiziere hatten keinen besonderen Unterricht in der
Befestigungslehre genossen. Für sie war ein Fort ein verschwommener
Begriff, der den berichtenden Offizier zu unklarer Ausdrucksweise ver-
leitete. Kriegsoffizier und alter Berufsoffizier wurden hier Opfer ihrer
verschiedenen Auffassung von der Beschaffenheit einer Fortanlage.
Der Geschichtsforscher muh es jedenfalls als erwiesen ansehen und
wird darin durch zahlreiche, nachträglich eingeholte Berichte von Ossi-
zieren des R.J.R. 6 gestützt, daß von diesem Regiment am 9.3. niemand
weder den Fortgraben noch gar das Fortinnere betreten hat. Diesen
Kampfverlauf bestätigen auch die französischen Quellen. Henry
Bordeaux, der in „Les derniers Vaux" *) meist zu-
treffende Angaben über die Teilnahme deutscher Truppenverbände an
den Kämpfen macht, erwähnt R.J.R. 6 überhaupt nicht. R.J.R. 19 da-
gegen wird nur gelegentlich der Wegnahme des Ostteils von Dorf Vaux
genannt. Wäre ein Teil des R.J.R. 6 in das Fort eingedrungen, aber
wieder hinausgeworfen worden, so hätte Bordeaux diese Ruhmes-
tat der französischen Waffen ganz gewiß gebührend gewürdigt.
Ferner gibt es sogar einen französischen Augenzeugen. Albert
C h e r r e l, der am 9. März zur Jnfanteriebefatzung des Werks ge-
hörte, schildert in „Les territoriaux Vaux"**) zu-
treffend, wie die Deutschen am 9.3. morgens am Drahtverhau des Forts
erschienen sind, wie sie bei dem Versuch, das Hindernis zu durchschrei-
*) Capitaine Henry Bordeaux, La
jours de Fort de Vaux. Paris 1916.
") Albert Cherrel, Les Territoriaux
pe Mars 1916, Fribourg (Suisse) 1917.
42
Farben und Aufstellungsort der Fahne.
ten, durch M.G.- und Jnfcmteriefeuer vom Wall des Werkes abgewiesen
wurden. Von einem Kampf im Fortinnern oder im Fortgraben keine
Silbe I
Noch zu ergründen blieben schließlich die Meldungen über eine auf
dem Fort wehende schwarz-weiß-rote Fahne, die Beobachtung dort
herumstehender deutscher Truppen und der von Hptm. S i ch t i n g als
französische angesprochenen Granateinschläge auf dem Fort. Diesmal
wurden die Beobachter das Opfer einer optischen Täuschung. Die
Truppen führten damals rot-gelbe Rahmenflaggen bei sich, um der
Artillerie damit den Verlauf der jeweiligen vordersten Jnfanterielinien
kenntlich zu machen*). Eine solche Flagge hat Hptm. M o r r 6, Kdr.
des M./R. 6, an der Nordostecke des Drahthindernisses des Forts
bei Tagesanbruch persönlich hoch in der Lust geschwenkt, weil das
Feuer einzelner deutscher Batterien seine Kompagnien gefährdete.
Später ließ er diese Flagge an einer besonders gut sichtbaren
Stelle, einem Erdaufwurf, etwa 100 m vom rechten Schulterpunkt
des Forts entfernt, in den Boden stecken. Sogar der Verhältnis-
mäßig nahe an diesem Punkte befindliche Kdr. des I./R. 6, Hptm.
Pohl, verkannte im Morgendunst Farben und Aufstellungsort die-
ser Flagge und meldete 9'* vorm. dem Regts.Kdr. schriftlich: „Fahne
weht auf Fort Baux, Farben der Fahne rot-weiß, weiß oder ähn-
lich." Schon 9'° vorm. berichtigte er jedoch seinen Irrtum durch
die Meldung: „An S.O.Ecke vom Fort eine Befestigung. Dort rot-
gelbe Rahmenflagge, die deutlich erkennbar ist." Viel schwerer war
es natürlich für die weiter entfernten Artillerie-Beobachter und gar erst
für die Scherenfernrohr-Beobachter des Stabes der 9. R.D., von dem
rund 7500 m entfernten Divisionsgefechtsstand durch den in der Wosvre-
Ebene in diesen Stunden besonders diesigen Morgendunst die Farben
der wehenden, d. h. der hoch hin und her geschwenkten Flagge richtig
zu erkennen. Der sehnliche Wunsch nach Eroberung des Forts ließ sie
als schwarz-weiß-rot erscheinen. Erst später, als der Dunst sich weiter
klärte und die Flagge — es handelte sich bei allen Beobachtern um die
eine, vom Hptm. Morr6 dirigierte — unbeweglich im Boden steckte,
erkannten auch diese Beobachter nach und nach, aber zu spät, ihren
Irrtum.
Wie die Farben der Flagge, so waren auch ihr Aufstellungsort
sowie das freie Bewegen deutscher Gestalten auf dem Fort und die
*)Vergl. auch Bd. 13, S. 27/28.
Die Folgen für Führung und Truppe.
43
angeblichen französischen Geschoßeinschläge Gegenstand optischer Tau-
schungen. Die vordere Linie des III./R. 6*) verlief in den Morgen-
stunden des 9.3. vom Drahthindernis des rechten Schulterpunktes nach
rechts an einem Erdaufwurf vor dem Fronthindernis entlang, bis etwa
zur Mitte der Stirnseite des Forts, dann bog sie, auf den inneren Flü-
geln des II. und III./R. 6,etwas nach Norden zurück und lag hier für die
feindliche Fortbesatzung im toten Winkel. Infolgedessen konnten sich
dort die vor Kälte klappernden Deutschen frei bewegen und dadurch sich
zu erwärmen suchen. Da der aus der Woevre-Ebene und dem Vaux-
Bach-Tal zunächst scharf ansteigende Vaux-Berg ganz oben, wo das
Fort lag, sich abflachte, war, besonders bei Beobachtung aus weiter
Entfernung, über den Ort, wo diese Bewegungen stattfanden, wie auch
über die Geschoßeinschläge eine Täuschung leicht möglich.
Die deutschen Kommandostellen sind also am 9. März einer wohl
verständlichen, in ihren Folgen aber darum nicht minder peinlichen
Selbsttäuschung erlegen. Gänzlich fern aber hat ihnen gelegen, der
Welt durch falsche Siegesmeldungen etwas vorzumachen. — Irren ist
menschlich!
Schwerer allerdings, als das Vorkommnis selbst, wogen die Folgen,
die für Führung und Truppe daraus erwuchsen.
4. vergebliche Sturmversuche der 6. I.D. und S. R.D. am 10. März.
Die deutsche Führung glaubte am ehesten aus der unerfreulichen
Lage herauszukommen, wenn sie am 10. März das erreichte, dessen sie
sich am Tage vorher gerühmt hatte. General v. G ü n d e l l befahl daher
am 9. abends, „die 9. R.D. habe sich darauf vorzubereiten, am 19.3.
nach Artillerievorbereitung das Fort zu nehmen."
Die neu anrückende 121. I.D.**) trat am Abend des 9. unter den
Befehl des V.R.K. Die Feldartillerie der Division wurde noch in der
Nacht vorgezogen, um am folgenden Tage mitwirken zu können.
Mit dem III. A.K. vereinbarte das V. R.K. eine Beteiligung der
6. I.D. am Angriff, dessen Beginn wegen notwendiger Truppenverschie-
bungen erst für den 19.3., 6°° nachm., angesetzt werden konnte.
Der 6. I.D. hatte General v. L o ch o w befohlen, ihren rechten
*) Berichte des Majors a. D. M o r r , III./R. 6, und des Hptms. Hart-
l a u b, 14./R. 6.
**) Kriegsgliederung f. Anl. 1.
44
Der linke Flügel der 6. I.D. am 10.3.
Flügel stehenzulassen und nur mit dem linken „gemeinsam mit der
9. R.D. das Plateau der Fausse CSte und Fort Vaux anzugreifen".
Von der 12. Jnf.Brig. erhielt I./24 Anweisung, am „Fingersörmi-
gen Wald" entlang gegen die Vaux-Schlucht vorzugehen und den Ma-
riannen-Graben zu nehmen. Jäg.Batl. 3 hatte Befehl, die 24er von
Osten her durch M.G.Feuer zu unterstützen, sich im übrigen dem Angriff
anzuschließen. Zum J.R. 64 wurden F./@r. 12 und II./105 als Ver-
stärkung in Marsch gesetzt. H./64 sollte Steinbruch und Westteil des
Dorfes, links von ihm F./12 die Talhänge südlich des Vaux-Baches bis
zum Nordrande des Fumin in Besitz nehmen. II./105 hatte dem linken
Flügel des F./12 zu folgen.
Der Kommandeur des I./24, Hptm. v. Mühlen, stellte durch
Anfrage bei Jäg. 3 fest, daß dieses den von den 24ern anzugreifenden
Mariannen-Graben an keiner Stelle einsehen, mithin auch nicht wäh-
rend des Angriffs der 24er unter Feuer halten konnte. Er ließ deshalb
sein Bataillon nicht antreten. Infolgedessen blieb natürlich auch Jäg.-
Batl. 3 in seinen Gräben. II./64 hinwiederum wartete vergeblich auf
das Vorgehen der Nachbar-Bataillone und trat ebenfalls nicht zum
Angriff an.
F./12, Hptm. v. Freyhold, war um Mittag aus der Gegend
von Bezonvaux aufgebrochen und hatte, durch französisches Streufeuer
unterwegs aufgehalten, gegen 3° nachm. die Nord-Süd-Schlucht bei
Battr. 751 erreicht. Dann verhinderte aber feindliches M.G.Feuer das
Überschreiten des Vaux-Tales. Erst bei beginnender Dunkelheit konnte
sich das Bataillon südlich Vaux bereitstellen; in erster Linie 12. und
10. Kp. zwischen II./64 rechts und I./R. 37 links, in zweiter Linie 9.
und 11. Kp. Als die Kompagnien auf den angemessenen Plätzen stan-
den, war es 9° abds.
II./105, Hptm. Facius, erhielt 3°° nachm. bei Battr. 641 den
Angriffsbefehl des Oberstlts. E d e l b ü t t e l.
„Auf dem Hardaumont ging es durch die Gräben über zertretene Leichen
hinweg. Ein schauerlicher Weg! Der Graben natürlich unter Feuer! Atemlos
kamen wir am Ende des Grabens an. Freies, offenes Gelände lag vor uns.
Vor diesem Abstieg hatte ich meine Rechnung mit dem Gimmel gemacht. Wir
beobachteten das Gelände, suchten jede Deckung aus, besprachen, wo sich das
Bataillon sammeln sollte. Ich gab den Kompagnien Befehl, einzeln in Ab-
ständen einander zu folgen. Dann überstieg der Bataillonsstab den Grabenrand,
ich als erster. Durch Drahthindernisse und Granatlöcher ging es den Berg hinab.
Im Schritt! Zum Laufen hatten wir keine Kraft. In allen Tonarten pfiffen die
Zwei Angrisse erfolglos.
45
Geschosse und klatschten auf die Erde. Am Bahnhof Vaux vorbei; weiter unten
sumpfiges Gelände. Ein fünf Meter breiter Bach. Bis zur Hüfte versank ich in
Wasser und Schlamm. Damit nicht genug: ich fiel der Länge nach hin. Endlich
erreichten wir den jenseitigen Talhang. Wir waren so ziemlich fertig. Unmöglich,
daß das Bataillon bei Tage das Tal überquerte. Ich gab den Befehl zurück, daß
die Kompagnien erst bei Anbruch der Dunkelheit folgen sollten." (Bericht des
Hptm. F a c i u s.)
Gegen 7.30 abds. war II./105 auf dem vorgeschriebenen Platz. Als
bekannt wurde, daß der Angriff der 12. J.B. aus den vorgenannten
Gründen nicht durchgeführt worden war, drängten die höheren Kom-
mandostellen, nötigenfalls ohne Rücksicht auf Anschluß vorzugehen. Die
Führer der vorderen Linie versuchten nunmehr, einzeln vorzustoßen, um
den erhaltenen Befehlen nachzukommen.
Gegen S° abds. traten 3./24, Lt. v. Oertzen, und 4./24, Lt. d. R.
R i e ck, aus dem Zickzack-Graben an; 1./24, Lt. d. R. G ö h r i n g, und
Pioniergruppen der 4./Pi. 22 drangen im Finger-Wald vor. 1./24 er-
reichte den südlichen Teil dieses Waldes und suchte aus einer nach
Westen umgebogenen Flanke das aus dem Caillette-Walde herüber-
schlagende Flankenfeuer zu dämpfen. 3. und 4./24 gingen vor, bis sie,
dicht am unzerstörten Drahthindernis auf der vom Mond hell beleuch-
teten Fläche, der Franzose entdeckte und durch Gewehr- sowie M.G.-
Feuer jede weitere Bewegung unterband.
Auch Oberstlt. E d e l b ü t t e l befahl gegen 8*° abds. den unter-
stellten Truppen, einschließlich der 3. Jäger, erneut anzugreifen.
Schwierigkeiten in der Befehlsübermittelung und bei der Verständigung
der Bataillons-Kommandeure der vorderen Linie untereinander mach-
4en es nötig, daß der ursprünglich auf 10"* abds. angesetzte Angriff auf
II"* verschoben wurde. Die Artillerievorbereitung hatte 630 nachm., wie
-vorgesehen, aufgehört. Der anhebende nächtliche Kampf erfolgte somit
ohne unmittelbare Unterstützung der Artillerie.
Punkt 11'° stürmen I./Jäg.3, Hptm. v. Baumbach, und 3./
Jäg. 3, Lt. v. Branden st ein, beide Kompagnien zusammen etwa
200 Gewehre stark, in zwei Wellen formiert, in südlicher Richtung den
Hang hinunter. Die Jäger haben keine Patronen im Lauf ihrer Büch-
jen; Schießen ist verboten; mit Handgranate und blanker Waffe soll der
Kampf ausgetragen werden. Bor der feindlichen Stellung gebietet ein
Parkes Drahthindernis Halt; mit den kleinen Drahtscheren ist es nicht
zu zerschneiden. Als einzelne Jäger beginnen, das Hindernis zu durch-
klettern, bemerkt sie der Franzose. Raketen erleuchten taghell das
46
Weitere vergebliche Angriffsversuche.
schneebedeckte Feld. Maschinengewehre knattern, und reihenweise sinken
die tapferen Jäger nieder*).
Gemeinsam mit den Jägern versuchten auch 3. und 4./24 nochmals
vorzukommen. Auch hier brach der Angriff am feindlichen Drahthinder-
nis zusammen. Jäger und 24er kehrten im Laufe der Nacht in ihre
Ausgangsstellungen zurück.
2. und 4./Jäg. 3, unter Lt. v. L a t t o r f f, kamen in der am Mor°
gen genommenen Sappe**) ein weiteres Stück vorwärts. Der Haupt-
teil der Abteilung Lattorff machte aber einen Luftstoß, fand den Gegner
nicht und wurde zu guter Letzt von der eigenen Infanterie beschossen,
die die Jäger in dem unsicheren Licht der Leuchtkugeln für Feind hielt.
Die Abteilung ging schließlich ebenfalls wieder in die alte Stellung
zurück.
Jäg.Batl. 3 hatte an diesem Tage 89 Tote und Vermißte sowie 87
Verwundete verloren.
II./64, Hptm. Osterroht, verstärkt durch 4./64, trat II30 abds.
an: 5./64, Lt.d.R. Ruppert, der sich einige Gruppen der 2. und
4./Jäg. 3 angeschlossen hatten, und in zweiter Linie 4./64, Lt. d. R.
Paczoch, stießen gegen den Steinbruch vor. Französisches M.G.Feuer
empfing sie, als sie den Rand der südlich des Steinbruchs liegenden
Waldstücke erreichten, und zwang sie nieder. Der rechte Flügel der Ab-
teilung Ruppert traf nördlich des Steinbruchs ebenfalls auf stark
besetzte Gräben und konnte den Sturm nicht weiter durchführen.
Links der 5.ging die 6./64, Lt. Schala, vor. Sie mußte auf
halbem Wege zur feindlichen Stellung liegenbleiben, da ein brennendem
Haus in Vaux den schneebedeckten Hang grell beleuchtete und jede Ge-
stalt den feindlichen Schützen und Maschinengewehren ein treffliches-
Ziel bot.
Südlich der Kleinbahn versuchte 7./64, Lt. d. R E ck o l t, ihr Heil.
Zunächst konnte der Feind aus einigen Häusern des Dorfes vertrieben
werden. Zum Unglück geriet dann aber das vorgenannte Gebäude durch
einen Flammenwerfer in Brand. Strahlende Helle erleuchtete auch hier-
die Kampfstätte, auf der nun die feindlichen Maschinengewehre jedes,
weitere Vorgehen leicht unterbinden konnten.
*) Mit vielen anderen bleiben Lt. v. B r a n d e n st e i n, Lt. v. B e l o w,
Fähnrich Kiesel, Fahnenjunker Graf v. S ch l i e b e n tot im Drahthindernis;
hängen.
**) Vergl. S. 33.
Die geschwächte Truppe versagt.
47
8./64, Lt. Coulon, Bataillons-Reserve im Zickzack-Graben, war
nach Sturmbeginn in die von der 5.verlassene Stellung vorgerückt.
Das Zeichen zum Vorgehen des F./12 sollten Flammenwerfer geben,
die im Verein mit 10./12, Lt.d.R. Klingner, die Fortsetzung des
von R.J.R. 37 besetzten (später West-Sappe) genannten Grabens auf-
rollen sollten. Die Flammenwerfer wurden zerschossen; an der feindlichen
Grabensperre stockte der Angriff. Außerhalb der Deckung vorgehende
Schützen der 10./12 sowie die südlich des Dorfes Vaux angesetzte 12. Kp.,
geführt von Lt. Farne (an Stelle des am Nachmittag verwundeten
Hptm. Velthusen), kamen infolge feindlichen M.G.Feuers ebenso-
wenig vorwärts.
Da F. 112 keinen Boden gewann, der Feind sich im Fort Vaux be-
hauptete, so fand auch H./105 keine Verwendung. Das Bataillon lag
am Fuße des Vaux-Berges in Schnee und nassen Granatlöchern un-
tätig und frierend umher.
Als die Ergebnislosigkeit des gesamten Angriffs der 6. I.D. gegen
den Vaux-Grund drohte, wurde dem Brigade-Führer aus der Divi-
sions-Reseroe noch das III./105 zur Verfügung gestellt. Es lag auf dem
Hardaumont bei Battr. 640. Vom Brigade-Führer erhielt sein Kom-
mandeur, Hptm. Graß, lO40 abds. den Befehl, aus dem Zickzack-
Graben nach Süden in den Vaux-Grund vorzustoßen; J.R. 64 befände
sich in fortschreitendem Angriff gegen den Fumin. Das Bataillon hc.be
mit Gewehr und Handgranaten zu stürmen.
Hptm. Graß nahm Rücksprache mit Hptm. o. Mühlen, I./24,
und dem Regiments-Führer des J.R. 24, Major v. Klüfer, die beide
den Auftrag für aussichtslos erklärten. Darauf befahl Hptm. Graß
seinen Kompagnien, die bereits angetreten waren, umzukehren und an
die alten Plätze zu rücken. Der 12. Jnf.Brig. erstattete er Meldung.
Trotz erheblichen Kräfteeinsatzes war der Kampf der 6. I.D. nicht
von Erfolg begleitet. Es wurde klar, daß die durch die vorhergehenden
Kämpfe über Gebühr geschwächte Truppe in der bisherigen Form auch
durch schärfste Befehle der Führung nicht mehr vorwärtszubringen war.
Die 9. R.D. griff, während die 6. I.D. sich um Steinbruch und
Vaux-Grund abmühte, nochmals verlangend nach der Feste Vaux. Die
geschwächten Reihen der Division verstärkte das R.J.R. 37 und löste in
der Nacht vom 9./10.3. mit dem II. Batl. das H. und HI./R. 19, mit
dem II. und III. Batl. das I. und III./R. 98 ab.
48
g. R.D. greift noch einmal nach Fort Vaux.
Die Feldartillerie der Division erhielt durch das in der Nacht vom
9./10.3. eintreffende Fa.R. 241 der 121. I.D. beträchtlichen Zuwachs*)
J3n der gleichen Nacht begann die schwere Artillerie des V. R.K., die
ifeindlichen Stellungen zu bearbeiten. Gegen Fort Vaux hatte General
Ziethen zwei Batterien 21 vm-Mörser angesetzt, Damloup- und
Lauföe-Rücken hielt Regiment Rosenberger das XV. A.K. nieder.
Am Vormittag des 10. März trübten Regen und Schneefall die
Sicht. Erst gegen Mittag konnte zum Wirkungsschießen übergegangen
werden. Aus den unmittelbar am' Drahthindernis des Forts gelegenen
Teilen der deutschen Stellungen war die Besatzung hinter den Hang
Her Bergkuppe zurückgezogen worden, um sie nicht durch die Beschießung
Äes Forts zu gefährden. Trotzdem mußte III./R. 6 Verluste durch Kurz-
kschllsse in Kauf nehmen. Die anwesenden Artillerie-Verbindungsoffi-
ziere konnten hieran nichts ändern; ihre Drahtleitungen waren dauernd
zerschossen.
12» mittags setzte die Division den Beginn des Angriffs auf 4°
Nachm. fest, entschloß sich aber 1° nachm., den Sturmbeginn von der
Wirkung der schweren Artillerie abhängig zu machen.
Den Befehl über die auf dem Vaux-Berge befindlichen Truppen
chatte Oberstlt. v. G e r s d o r f f, der mit dem Führer des R.I.R. 37,
Major v. K u c z k o w s k i, sich am Nachmittag in der vorderen Kampf-
-linie einfand.
Den Angriff auf das Fort leitete Hptm. M o r r 6, III./R. 6, dem
eine besondere, aus R.I.R. 6 und R.I.R. 37 zusammengesetzte Sturm-
-abteilung**) unterstellt wurde. Gegen das Fort selbst sollte sich R.J.R. 6,
*) Unter Oberstlt. Winkler, R.Fa. 10, als Artillerie-Kommandeur waren
am 10.3. vereinigt: I./R.Fa. 9. R.Fa. 1». I./Fa. 225. Fa.R. 241, sowie S./Fußa. 16.
im ganzen 17 F.K.-, 3 l. F.H.Batterien und 1 f. F.H.Batterie).
**) (Einteilung der Sturmabteilung Morr« im ein-
zelnen:
Rechte Sturmkompagnie: Hptm. Hartlaub. Ziel: Linker
Schulterpunkt.
250 Mann des I./St 6, ein Zug 5./Pi. 30, Leitertrupp 6./Pi. 18, Flam-
menwerferi
Mittlere Sturmkompagnie: Hptm. v. W i tz l e b e n. Ziel.
Fortmitte.
250 Mann des IL/R. 6, ein Zug 6./Pi. 30, Leitertrupp 6./Pi. 18, Flam-
menwerfer;
£ t n f e Sturmkompagnie: Lt. d. R. C o n t a g. Ziel: Rechter
Kehlpunkt.
Angriff der Sturmabteilung MorrS.
49
gegen die Anschlußstellungen rechts und links R.J.R. 37 wenden. Erst
nach völliger Niederkämpfung des Forts sollte die Sturmtruppe an-
treten. Der von der Division genehmigte Sturmbefehl des Hptm.
Morr6 regelte den Beginn der Kampfhandlungen wie folgt:
„Mit Aufhören der Artillerievorbereitung geht auf meinen Befehl ein Zug
II./R. 6 an den Graben vor der Front des Forts, besetzt ihn und erstickt durch
Feuer jeden Verteidigungsversuch des Feindes. Unter seinem Schutz erkunden
Pioniere die Einbruchstelle, zerstören das Hindernis und die Flankierungs-
anlagen. Erkundungsergebnisse sind mir so schnell wie möglich zu melden. So-
dann gehen auf meinen Befehl II.. IU./R. 37 und die drei Sturmkompagnien
des R. 6 gleichzeitig zum Angriff vor."
Um 5" nachm. lief bei der 9. R.D. eine Nachricht des Generals der
Artillerie über die Wirkung der schweren Geschütze ein:
„Gegen Fort Vaux sind etwa 400 Schuß abgegeben. Treffer wurden be-
obachtet gegen Kehlkaserne und Frontwall. Bei einzelnen Schüssen liefen Leute
aus unsere Gräben zu. Nach Ansicht des Generals Ziethen ist die Wirkung
recht gut und das Fort sturmreif."
Die Division setzte daraufhin den Sturm auf 6"° abds. fest.
Abenddunkel senkte sich auf den Baux-Berg. Der Mond ging auf,
seine Sichel beleuchtete mit fahlem Licht die schneebedeckte Landschaft.
Nach Aufhören des Artilleriefeuers drang ein Zug unter Lt. d. R.
Pape vor. Ihn begleiteten Pioniere der 6./Pi. 39 mit Drahtscheren
und Sprengladungen. An dem unmittelbar vor dem Hindernis gelege-
nen Erdwall legt sich der Zug nieder.
Der Franzose hat aufgepaßt und alarmiert die Fortbesatzung. Aus
Stahlschilden von dem hohen Wall her blitzen Schüsse. Bald knattern
auch Maschinengewehre. Der Zug Pape nimmt das Feuer auf.
Unerschrocken dringen währenddessen die Pioniere in das Draht-
Hindernis und beginnen ihr Zerstörungswerk. Einer nach dem andern
sinkt jedoch getroffen nieder. Auch ihr Führer, Lt. d. R. Bruder,
fällt. Nur mühsam können sich die mitgeführten, offen über Bank feuern-
den Maschinengewehre des Zuges Pape gegen die gedeckt von oben
schießenden des Feindes behaupten.
Als Zug Pape das Hindernis erreichte, befahl Hptm. locre
den Sturmkompagnien, anzutreten. Ihr Vorgehen erfolgte bereits im
heftigen feindlichen M.G.Feuer. Außerdem schoß nun auch die fran-
250Mann des IU./R. 6, ein Zug 4.und 6./Pi. 18, Leitertrupp 6,/Pi. 18,
Flammenwerfer:
U./R.37: Hptm. Freygang. Ziel: Gräben nördlich der linken Flanke:
IU./R.37: Hptm. Berka. Ziel: Rechte Anschlußbatterie, Gräben am Nord-
rande der Damloup-Schlucht.
V-rimn 101«. II. ?c» t
50
Rittmeister v. Scheele fällt.
zösische Artillerie Sperrfeuer, das sich auf die Ausgangsstellung und
den rückwärtigen Berghang richtete und noch die letzten Reihen der
Stürmenden faßte.
In die Kompagnie Hartlaub schlägt Infanteriefeuer von vorn und
auch aus der rechten Flanke vom Steinbruch von Vaux. Die Truppe
gleitet auseinander. Ein lockerer Schützenschwarm kommt auf 100 bis
150 m an das Hindernis heran. Dann ist's aus! Alles sucht Schutz in
Granattrichtern. Tote und Verwundete decken die durchschrittene Strecke.
„Wir bekamen fürchterliches Feuer. Hptm. Hartlaub wurde verwundet.
Ich rief: „Sturmkompagnie hört auf mein Kommando! Vorwärts! Marsch!" —
„Wollt ihr aus Euren Löchern heraus!" — Von Granattrichter zu Granat-
trichter! — Die Kugeln zischen nicht schlecht! „Vorwärts!" — Schon sehe ich
deutlich den Fortgraben sich als schwarze Fläche gegen die graue, steinige Um-
gebung abheben. Die Geschosse umschwirren uns und schlagen auf den Boden,
daß die Steine splittern. Da verspüre ich viermal hintereinander einen kräftigen
Ruck, dann einen fünften am Kopf. Ich dachte, mein Ende naht. Blut floß.
Fünfmal war ich verwundet, konnte aber noch zurückkommen nach unserem
Graben." (Lt. d. R. Marschall, Zugführer bei 4./R. 6)
Da von der Kompagnie Hartlaub sämtliche Führer ausgefallen
waren, griff Rittm. v. Scheele ein. In der Hoffnung, den Sturm
doch noch vorwärtsreißen zu können, führte er den Rest seiner 4./R. 6
vor und starb den Heldentod.
Die Sturmkompagnie des II./R. 6, unter Hptm. v. Witzleben,
arbeitete sich im M.G.Feuer mühsam durch das Trichterfeld des Glacis.
Nach 20 Minuten erreichte sie das unzerftörte Drahthindernis. Die
Pioniere lagen tot oder verwundet im Verhau. Ein Trupp der 14. Kp.
kriecht vor, um den Draht zu zerschneiden. Vom M.G.Feuer des Feindes
durchsiebt, bleiben auch diese Wagemutigen zwischen den Eisenpfählen
des Hindernisses hängen.
Von der Sturmkompagnie des HL/R. 6 berichtet ihr Führer, Lt.
Contag:
„Die Haltung der Mannschaften verdient uneingeschränktes Lob. Trotz der
vorausgegangenen Strapazen, trotz der feindlichen Gegenangriffe waren die
Leute in sieghafter Stimmung. Mit dem Rufe: „Auf Wiedersehen im Fort!"
traten wir zum Sturm an."
Am rechten Kehlpunkt des Werkes drangen die vorauseilenden
Pioniere des Pi.Regts. 18, unter Führung des V.F. Wischnowsky,
4./PL 18, in das Hindernis und begannen, den Draht zu zerschneiden.
Da besetzte der Franzose auch hier den Wall. Sein M.G.Feuer zwang
die Pioniere nieder, tötete den Führer sowie einige seiner Leute und
verwundete den Rest. Die Kompagnie des Ill./R. 6, die mit diesen
Alle Angriffsoersuche scheitern verlustreich.
51
Pionieren den rechten Kehlpunkt angreifen sollte, mußte erst an der
rechten Flanke des Forts entlanglaufen, wurde aber genötigt, vorher
gegen den Flankengraben einzudrehen. An der vor dem Verhau liegen-
den niedrigen Erdanschüttung eröffneten die vordersten Schützen das
Feuer gegen die auf dem Fortwall aufleuchtenden Schüsse der feind-
lichen Besatzung. Einzelne Verwegene machten sich mit Scheren an die
Drähte heran. Vergeblich! Die Beleuchtung war zu ungünstig. Jeder,
der sich dem Hindernis näherte, wurde mit tödlicher Sicherheit ab-
geschossen.
Während des Feuergefechts wurde auch Lt. C o n t a g schwer ver-
wundet. An seine Stelle trat Lt.d.R. Böhm, der den nochmaligen
Befehl des Hptm. Morrs empfing, sich in den Besitz des Forts zu
setzen. Mit einigen beherzten Leuten versuchte er erneut, die Drähte
des Hindernisses zu zerschneiden. Einer nach dem anderen wurde durch
M.G.Feuer niedergestreckt; Lt. Böhm erhielt selbst einen Streifschuß.
Das am rechten Flügel des Angriffs vorgehende II./R. 37 hatte
seine 5., 7., 8. Kp. in vorderer Linie nebeneinander eingesetzt und
die 6. Kp. als Bataillons-Reserve zurückgehalten. Die Sturmkompag-
nien litten schwer unter dem vom Steinbruch von Vaux, vom Fumin
und vom Fort her ihnen auch in Rücken und Flanke schlagenden M.G.-
Feuer. Sie zerflatterten: Teile suchten schon nach wenigen Schritten
Schutz in Granatlöchern. Andere Gruppen erreichten das Drahthinder-
nis des Forts; es zu überwinden, war auch ihnen nicht möglich.
HI./R. 37, Hptm. Berka, mit M.G.K./R. 37 deckte mit Teilen die
linke Flanke des R.J.R. 6 gegen den Damloup-Rücken. Die 12. Kp.,
Hptm. d. R. Röpke, nahm ein Stück des am Rande der Damloup-
Schlucht entlangführenden französischen Grabens. Im übrigen hemmte
das aus dem Fort und vom Laufee-Rücken herüberkommende Feuer
auch hier jede Bewegung.
Der Sturm der Abteilung Morr6 war somit auf der ganzen Linie
gescheitert. Trotzdem wurden die Versuche, das Hindernis zu überwin-
den, fortgesetzt. Melder holten neue Drahtscheren; denn diese Werkzeuge
gingen stets mit ihren Trägern verloren. Wieder wagten furchtlose
Leute den gefährlichen Gang in den Verhau, um den Kameraden eine
Gasse durch die Drähte zu schneiden. Im Licht des Mondes wurde jeder
auf der schneebedeckten Fläche sich bewegende Schatten bald vom Feinde
entdeckt. Einige Gewehrschüsse, das Rattern eines Maschinengewehrs,
und der Tapfere sank getroffen nieder. —
52
Verluste der 9. R.D. vom 1. bis 10.3.16.
Langsam schleichen die Stunden dahin. In Granatlöcher pressen
sich die Schlesier. Niemand darf sich rühren. Der Frost kriecht durch den
Leib, die Zähne klappern, das Innere erstarrt bis ins Mark. Endlich
verschwindet der Mond. Bei vorteilhafterer Beleuchtung werden noch-
mals Versuche unternommen, die Drähte zu zerschneiden. Wieder ver-
gebensl Ohne Pause steigen Leuchtraketen aus dem Fort hoch. Der
Feind bemerkt jedes Vorhaben und schießt.
Die von allen Sturmtruppen einlaufenden Hiobsposten veran-
laßten Oberstlt. v. Gersdorff, am 11. März, 4°vorm., zu befehlen,
den Angriff einzustellen und die Truppen in die Ausgangsstellung zu-
rückzuziehen. Völlig erschöpft und erstarrt vor Kälte kehrten die Kom-
pagnien in ihre alten Gräben zurück. Die Verwundeten nahmen sie
mit; die Toten blieben als Zeugen deutschen Opfermutes liegen.
Noch am selben Morgen verließ R.J.R. 6 den Vaux-Berg. Zwei
das Regiment ablösende Bataillone des R.J.R. 7 bildeten nun zusammen
mit R.J.R. 37 die vordere deutsche Linie am Fort Vaux.
Am 11.3. endete zunächst die Kampftätigkeit der 9. R.D. Auch die
noch im Dorf Vaux befindlichen Teile der Division wurden heraus-
gezogen*). Den Abschnitt der Brigade Smalian übernahm am 11. der
Stab der 18. R.J.B., Genmaj. G l a h n. Am 12. vormittags ging das
Kommando im ganzen Abschnitt des V. R.K. an die 10. R.D. über.
*) Das K.T.B, der 9. R.D. gibt die Verluste für 1.—11.3.16 wie folgt ort:
R.J.R. 6: tot 4 Offz.. 149 Mann: verw. 20 Offz., 657 Mann; vermißt
1 Offz., 164 Mann.
R.J.R. 19: tot 10 Offz., 192 Mann; verw. 19 Offz., 846 Mann: vermißt
1 Offz., 114 Mann.
5. u. 6./Pi. 30: tot 2 Offz., 18 Mann: verw. 1 Offz., 69 Mann: vermißt
18 Mann.
Feldartillerie (I./R.Fa.9, L, ll./R.Fa. 10, I./Fa.225, I., II./Fa.241):
tot 6 Mann, verw. 2 Offz., 17 Mann.
M.W.K. 209 u. 210: tot 1 Offz., 14 Mann: verw. 2 Offz., 25 Mann.
Ferner verloren nach den Angaben der betreffenden K.T.B, vom 9. bis
11.3.:
II. u. Ill./R. 37: tot 47 Mann: verw. 151 Mann: vermißt 35 Mann.
4. u. 6./Pi. 18: tot 12 Mann: verw. 1 Offz., 69 Mann; vermißt 6 Mann.
IL
Nie Versuche, in der Nachbarschaft des Koris
Gelände zu gewinnen.
1. Die Sümpfe der 121. I.D. vom 17. bis IS. März.
ach der großen Märzschlacht wurden endlich die schon lange nötig
gewesenen Ablösungen durchgeführt. An Stelle der Divisionen des
III. A.K. traten die 58. und 113. I.D., die dem X. R.K., Gen. d. Inf.
K o s ch, unterstellt wurden. Im Bereich des V. R.K. übernahm den
Abschnitt östlich der Briten-Schlucht am 12.3. die 121. I.D., Genlt.
Wagner. Sie löste mit I.R. 60, Major v. Bagenski, die 24er,
64er und 3. Jäger ab. In die Stellung südlich der Kleinbahn rückte
R.I.R. 7, Oberst v. Stockhausen, das zunächst unter den Befehl
der 10. R.D. trat.
Dem Vorschlag der Divisionen entsprechend, befahl das General-
Kommando des V. R.K. der 1». R.D. und 121. I.D., zunächst am 17.3.
nur die nach Osten einspringende Front in und beiderseits des Dorfes
Vaux auszubeulen und dazu um 1°° morg. sich in Besitz der Linie
Graben westlich Steinbruch—Wegegabel im Dorf Vaux—West-Sappe
zu setzen. Zur Vorbereitung des Angriffs bekämpfte die schwere Ar-
tillerie bereits am 15. und 16. die Angriffsziele in beobachtetem, lang-
samem Einzelfeuer.
Bei dem zum Sturm auf die Steinbruchstellung bestimmten II./60,
Major Wagner, führten die 7. Kp. (Lt. d. R. Greverath)
und die 6. Kp. (Lt. Schmidt), verstärkt durch einen Zug der
54 Vergebliche Angriffe der 121. I.D. am 17. u. 18.3.
Pi.K. 260, den Angriff aus. Die völlige Inbesitznahme des Dorfes
Vaux und der südlich anschließenden feindlichen Stellungen war das
Ziel des vom R.J.R. 7 angesetzten III. Vatls., Hptm. Hoffen-
f e l d e r. 12./R. 7 sowie Pioniere der 3./Pi. 18 und Flammenwerfer
stürmten im Dorfe selbst, während 9. und ein Zug der Iv./R. 7 südlich
des Dorfes angriffen. Noch weiter links drückte der rechte Flügel des
II./R. 7 vor.
Erneut wiederholte sich das Trauerspiel der vorhergegangenen
Kämpfe. Wohl gingen die noch verhältnismäßig frischen Truppen
überall schneidig aus den Gräben heraus und rollten hie und da auch
ein Stückchen feindlichen Grabens auf. Sobald sie sich aber der eigent-
lichen französischen Stellung näherten, wurden sie, auf dem Schnee in
hellem Mondlicht deutlich erkennbar, elend zusammengeschossen. Überall
betrug der Geländegewinn nur wenige Meter; demgegenüber waren die
Verluste, besonders auch an Unterführern, sehr hoch*).
Trotz des neuen Mißerfolges hielt die Führung an dem für den
18.3. angesetzten Angriff im größeren Rahmen fest. Auf dem linken
Flügel des X. R.K. sollte sich die 58. I.D. des Ostteiles des Caillette-
Waldes und der feindlichen Anlagen nördlich des Vaux-Teiches be-
mächtigen. Zwei Stunden später sollte dann die 121. I.D., der diesmal
auch der Abschnitt des R.J.R. 7 unterstand, den Rest des Dorfes Vaux
und den Nordhang des Vaux-Berges, beiderseits der Straße Vaux—
Souville, nehmen. Dem fortschreitenden Angriff der 121. I.D. hatte sich
der rechte Flügel der 10. R.D. anzuschließen.
Alle Angriffe, diesmal zur Abwechslung für den frühen Nachmit-
tag angesetzt, kamen über ganz geringe Anfangserfolge nicht hinaus
und kosteten nur weitere Opfer. Infolgedessen schwoll den Franzosen
der Kamm. Am 19. März griffen sie nach einstündigem Trommelfeuer
in und bei Vaux an. Sie wurden von 10. und 12./R. 7 leicht abgewiesen,
nur südlich des Dorfes konnten sie in einem, im Ausbau befindlichen
Graben Fuß fassen. Handgranatentrupps der 10./R. 7 säuberten auch
diesen wieder und nahmen dabei 25 Mann gefangen; der Rest der
feindlichen Besatzung fiel.
2.Führersorgen.
Jeder, den in den langen Monaten vom Frühling bis zum Herbst
des Jahres 1916 die Pflicht nach dem Vaux-Verge rief, mußte ein Tal
*)Von 7./60 wurde u. a. Lt. d. R. Greverath verwundet.
Schwierige Nachschubverhältnisse.
55
durchschreiten, das auch dem beherztesten Manne das Blut schneller
durch die Adern trieb. Wer im Dunkel der Nacht auf der von Geschoß-
trichtern bedeckten Chaussee Bezonvaux—Eix südwärts strebte und leid-
lich ungeschoren am La Plume-Wäldchen vorbei auf die nächste Boden-
welle gelangte, sah vor sich einen Hexenkessel. Leuchtkugeln stiegen
drüben empor, weiße, rote, grüne. Scheinwerferkegel, scharf begrenzt,
tasteten das Gelände ab und zeigten geisterhaft die Umrisse des Baux-
Berges. Von unten aber, aus der Tiefe, hallte fast immer ein Krachen
und Grollen, das sich in vielfältigem Echo an den Bergwänden brach.
Das war das Baux-Tal im Abriegelungs- oder Sperrfeuer der feindlichen
Artillerie. Da hindurch schleppten Trägertrupps, was die Kampflinie an
Verpflegung, Munition und Gerät, Baustoffen, Schurzholz und Hinder-
nisdraht gebrauchte. Die Durchführung des Nachschubs im Abschnitt
jeder hier kämpfenden Division lag einem Jnfanterie-Regiment ob, das
mehrere Wochen hintereinander diese nervenaufreibende und Verlust-
reiche Arbeit zu leisten hatte.
„In jeder Nacht hat ein anderes Bataillon die schweren, dazu höchst un-
dankbaren Austräge auszuführen. Die Leute lagen lieber in Stellung. „Drei
Sturmangriffe sind ein Kinderspiel gegen einen Materialtransport im Ver-
duner Lehm und in finsterer Nacht durchs Sperrfeuer", sagte mir ein Ge-
sreiter. Und ein Landsturmmann: „14 Tage strenger Arrest greift nicht so an,
wie eine Nacht Kamel in einer solchen Lastkarawane". Ein Oberlehrer, der an
einer Drahtrolle größeren Formats seine kriegerische Laufbahn begann und
unter ihr die Feuertaufe erhielt: „Spießrutenlaufen in den Heeren der alten
Zeit kann nicht so geschmerzt haben, wie mich diese Drahtrolle im Genick beim
Überspringen der Granatlöcher und Gräben am Vauxberge". (Lt. d. R.
Meißner, 1./R.37.)
Krachend schlagen um die Träger die Granaten. In den Morast wälzen
sich Menschen, pressen den Körper in den Schlamm, um sich vor dem
schwirrenden Eisen zu decken. Tritt etwas Ruhe ein, erheben sich kot-
bedeckte Gestalten, nehmen ihre Last auf, und weiter geht es. Oft genug
bleiben, unbemerkt in der Dunkelheit, Getroffene liegen. Schwerverwun-
dete versinken im Schlamm, niemand weiß nachher ihren Verbleib.
Welche Überwindung, welche Pflichttreue ist nötig, im Gewaltbereich von
Gevatter Tod die mühselige Wanderung fortzusetzen. Wie lockt die Ver-
suchung, die Last liegen zu lassen und im Dunkeln nach rückwärts zu
verschwinden, überall liegt daher Gerät umher, stößt man auf Waffen,
Schanzzeug, Munition, Stollenbretter und überall auf — Leichen. Un-
möglich ist es, bei Tage die Toten zu bergen. Flieger und Maschinen-
gewehre des Feindes verhindern jede Nachsuche. Erst in einer etwas
56
Planmäßiger Stellungsbau unmöglich.
ruhigeren Nacht können ganze Kompagnien vorgeschickt werden, um
Gefallene zu suchen und sie an Ort und Stelle in aller Hast zu bestatten.
Bei solcher wirksamen Abschnürung des Vaux-Berges sah es daher
um die dortigen deutschen Stellungen nicht zum besten aus. Die Ab-
drosselung des Nachschubs bei Nacht, Artillerie- und Minenfeuer bei
Tage hemmten fast jeglichen Stellungsbau vor der Feste. In den ersten
Tagen der Besitznahme boten einige vormals französische Unterstände,
meist erbärmliche Bauten mit dem Feinde zugekehrten Ausgängen,
einem geringen Teil der Besatzung splittersichere Unterkunft. Mit Zu-
nähme planmäßiger Beschießung wurden die bestehenden Gräben ein-
geebnet und ein Unterstand nach dem anderen eingeschossen. Nächtliche
Arbeit vermochte nicht, den Schaden zu beseitigen. Die Stellung wurde
immer schlechter, anstatt besser. Die Gräben wandelten sich in 4 bis
5 in breite, flache Mulden, deren loser, von Granaten durchpflügte?
Boden sich immer weniger für den Aufbau fteilgeböschter Graben-
wände eignete.
Es blieb der Besatzung nichts weiter übrig, als sich in dürftige Erd-
löcher zu verkriechen, soweit sie der Wachdienst nicht in Anspruch nahm,
und mit fatalistischem Gleichmut täglich die schwere Beschießung zu er-
dulden. Bewegung war am Tage auf dem Vaux-Berge kaum denkbar.
Einen großen Teil der flachen Gräben konnte der Feind einsehen, ein-
mal vom Caillette-Wald und der Steinbruch-Stellung nördlich Baux,
zum anderen vom Lausse-Rücken her. Jeder sichtbare Mann erhielt
M.G.Feuer. Ja, die feindliche Artillerie verfolgte sogar einzelne nach
rückwärts gehende Leute, Meldegänger, Verwundete und Kranken-
träger mit Schrapnells.
Dagegen standen den Franzosen viele betonierte I.- und M.Räume
sowie die großen ständigen Werke zur Verfügung, um die Kampf-
truppen schußsicher unterzubringen. In seinen Panzer- und Beton-
bauten besaß der Feind ferner die Überlegenheit der Beobachtung und
Feuerleitung. Er konnte seine mächtige Artillerie, die noch dazu auf
der inneren Linie stand, rechtzeitig und wirksam in Tätigkeit setzen, so-
bald eine Stelle seiner Kampffront bedroht wurde. Schon im Frieden,
beim Ausbau der Festung, war auf direkte Augen- und Blinkverbindung
von Fort zu Fort besonderer Wert gelegt worden.
Die ungeheuren Schwierigkeiten der Kriegführung vor Verdun,
ein Neues, nie Dagewesenes, stellten nicht nur der Truppe, sondern auch
der höheren Führung bisher ungekannte Aufgaben. Auch sie traf in der
Bildung der Angriffsgruppe o. Mudra. 5?
Wahl der Mittel nicht gleich das Zweckentsprechende; auch sie brauchte
Zeit, sich einzuleben und zu lernen.
Nach dem im ganzen unbefriedigenden Ergebnis der Kämpfe vom
8. bis 18. März begann eine Zeit des Tastens und Suchens nach Mitteln-
und Formen, um die schier unüberwindlichen Hemmnisse des Festungs-
kampfes zu meistern. Diese Übergangszeit, in der es galt, begangene
Fehler zu erkennen und abzustreifen, sich vom Althergebrachten zu tren-
nen und andere Wege zu finden, währte das ganze Frühjahr hindurch.
Der unglückliche Ausgang der letzten Kämpfe des V. R.K. ver-
anlaßte am 19.3. den Oberbefehlshaber, Kronprinz Wilhelm,
zu der Mahnung, die Vorbedingungen zum Gelingen eines Angriffs in
systematischer Vorbereitung zu schaffen. Hierzu wären erforderlich: die-
M.G.Anlagen des Feindes durch Artilleriefeuer außer Gefecht zu setzen,
die Fortnahme des Forts Vaux unter einem geeigneten Führer, dem
ein technischer Stab zuzuteilen sei, planmäßig vorzubereiten, den Rest'
des Dorfes Vaux und des Vaux-Tales unter einem besonderen Befehls--
Haber allmählich zu säubern.
Um ein Zusammenarbeiten der Korps der Hauptkampffront zw
gewährleisten und die Befehlsführung zu erleichtern, wurden am 19.3.
die Gen.Kdos. des X. und V. R.K. unter General d. Inf. v. Mudra
zur „Angriffsgruppe Mudra" vereinigt. Chef des Generalstabes war'
Major K e w i f ch.
Noch am gleichen Tage erließ General v. Mudra eine „Anwei-
fung für die Fortführung des Angriffs".
„Das Vorgehen der Infanterie ist ein Heranarbeiten an den Feind, unter
Umständen gruppenweise in mehr oder weniger ausgedehnten Sprüngen.
Deckung in Geschoßtrichtern nehmen; Trichter untereinander verbinden, nach-
rückwärts durch Sappen, und damit neue Angriffsstellungen schaffen. Dieses
Vorarbeiten muß Tag und Nacht in Fluß bleiben. Auch gegen Fort Vaux ist
unsere Stellung bis auf das Glacis vorzuschieben. —
Von der Feldartillerie verlange ich, daß sie nachts Geschütze bis in die In-
fanteriestellungen vorbringt und einbaut. Zweck: Zerstörung von Blockhäusern,
MG.° und Beobachtungsstellen in direktem Schuß auf kurzer Entfernung. Die-
Geschütze können zurückgenommen werden, wenn sie ihre Aufgabe erfüllt
haben." —
General v. Mudra forderte ferner eingehende Erkundung der
feindlichen Stellung durch Infanterie, Artillerie und Pioniere, Her-
ftellung zahlreicher rückwärtiger Verbindungsgräben von 2 m Tiefe,,
ständige Zuteilung von Verbindungsoffizieren der Feld- und Fuß--
Artillerie an jeden Regimentsabschnitt.
58
Trotz emsiger Tätigkeit keine Fortschritte.
Auf Grund dieser Anweisung begann im letzten Monatsdrittel des
März eine emsige Tätigkeit an allen Stellen der Kampffront des
V. R.K. Die schon vorher, nach dem Kommandowechsel aus dem Vaux-
Berg, von der 10. R.D. aufgenommenen Vorbereitungen zum Sturm auf
das Fort wurden mit Nachdruck fortgesetzt. Dem mit ihrer Durchführung
beauftragten Oberstlt. Preusker, Kdr. des I.R. 155, wurden zu-
geteilt: Hptm. Lindow, H./Pi. 20, Oblt. Ehrenberg als Minen-
werfer-Offizier und Lt. E y l e s, 5./Fußa. 16. Zum Stabe der 10. R.D.
trat als 2. Generalsstabsoffizier Hptm. S y f f e r t vom Gen.Kdo. des
V. R.K. I. R. 155 stellte Sturmkompagnien zusammen, die im rück-
wärtigen Gebiet für ihre Aufgaben besonders ausgebildet wurden.
Allnächtlich arbeiteten Pionierzllge mit aller Kraft und unter blu-
tigen Verlusten an dem Ausbau von Sappen und einer auf etwa 150 m
an das Fort herangeschobenen Sturmstellung. Trotz größter Hingabe
kam die Arbeit nicht vorwärts. Was im Dunkel der Nacht an Erd-
arbeiten entstand, ebneten Artillerie- und Minenfeuer am Tage wieder
ein. Es war ein Werk ohne Ertrag und Hoffnung auf Besserung.
Die als Arbeitstruppe kommandierten Verbände schleppten Bau-
stoffe zum Vaux-Berg. Manches kam an; das meiste blieb unterwegs
liegen.
Verbindungsgräben wurden angefangen, einer längs der Straße
Bezonvaux—Damloup, ein anderer längs des Dammes der Bahn
Ornes—Vaux. Sie ersoffen in Schlamm und Regen. Was brauchbar
blieb, schoß die feindliche Artillerie zusammen. In jeder Nacht hatten
auch hier die arbeitenden Kompagnien schwere Verluste.
Feldartillerie versuchte dem Befehl, Geschütze auf den Vaux-Berg
zu schaffen, nachzukommen. Tagelang streiften Erkunder den Berg kreuz
und quer ab. Sie meldeten, daß der Granattrichter zu viele, daß der
Morast am Fuße des Berges zu tief und das feindliche Artilleriefeuer
zu kräftig feien, als daß Geschütze in dieser Zone bewegt werden könnten.
Das General-Kommando beantragte Gebirgsgeschütze. Ende des
Monats erschien die bayer. Geb.Kan.Battr. 10, Hptm. Zwengauer,
die der 221. I.D. zugeteilt wurde. Die Verwendbarkeit dieser Geschütze
blieb beschränkt. Die Grenze der Leistungsfähigkeit des Gebirgs-
gefchützes war auch in höheren Stäben unbekannt-, die an die Batterie
gestellten Forderungen waren daher häufig unerfüllbar.
Zur Fortführung des Kampfes nahm das General-Kommando auf
Grund von Vorschlägen des Oberst v. Held, Kdr. der Pioniere des
V.R.K., eine Neuordnung seines Abschnittes vor, die eine günstigere
Neugliederung des Abschnitts des V. R.K.
59
Verteilung der Infanterie und der Pioniere für Kampf und Arbeits-
dienst*), Berücksichtigung des Bedürfnisses der Truppe nach Ruhe. Rege-
lung der Angriffsarbeiten auf dem Vaux-Berg und des Transport-
wefens bezweckte.
In diese Gliederung wurden auch die bisher zur 77. Inf.Brig. des
Genmaj. v. Dewitz gehörigen Truppen, Füs.Regt. 37 (o. Steinmetz),
III./155, Res.Jäg. 5, l./R.Pi. 5, eingereiht, die im Verbände des VII. R.K.
ehrenvollen Anteil an den Kämpfen an der Maas gehabt**) hatten und
erst um die Monatsmitte zum V. R.K. zurückgekehrt waren. Der Emp-
fang hier war nichts weniger als freundlich. Am 25.3. tötete eine feind-
liche Granate auf dem Gefechtsstande der Brigade zwei Mann und ver-
wundete weitere sieben Angehörige des Stabes. Am gleichen Tage fiel
der Kommandeur des Füs.Regts. 37, Oberftlt. Großman n***).
In den letzten Tagen des Monats, als die deutsche Artillerie ihr
Vorbereitungsfeuer für den Angriff am 31.3. begann****), wurde es auf
dem Vaux-Berg besonders schlimm. Besser als jede allgemeine Schilde-
rung gibt ein Bericht des Lts. d. R. C r o h n e, 12./R. 51, diese Zu-
stände wieder:
„Wir kamen am 28. März völlig erschöpft auf dem Vaux-Berg an. Von
Gräben keine Spur; nur Grabenreste und Granatlöcher, meist mit Wasser und
Leichen gefüllt. Wir trieften vor Nässe. Man zitterte vor Kälte am ganzen
*) Gliederung der Infanterie de» V. R.K. am 23.3.:
t2>. I.D. l«. R.D. » R.D.
241. J B. 77 J B. 18. R I.B.
Kampflinie: RJ.R 56. Ms.R.37, R.J.R 98. R J.R- 6.
R J.9? 7,
Arbeitsgruppe: I I! 60. I R 155. R.J R 19.
Korpsreserve: III./9t. 51, R-Iäg. 5, R.J.R. 37.
Gliederung der Pioniere de» V. R.K. 27.3.16.
121. I.D.: Pi.Batl. Lachner <1./N.Pi. 5. Pi Kpn. 241. 260',
II Pi. 80 (drei Kpn. , M.W.K 121, Pi.l-ark Lrnes.
10. R.D.: II- P> 18 .ohne Z.Kp.N zus. sechs Rpn.. PiPnrk Gd. Ckena,
ll./Pi 20 / M W.Kpn. 209. 210.
S.R.D.: 3. Pi. 18. Pi Park Tieppe.
**) Bergt. Bd. 13, S 104/5 u. Anl. 2a.
***) Das Regiment, vom 15. bis 24.3. Besatzung der Weinberg-Höhe nörd-
lich Damloup und vom 25. bis 30. 3. auf dem Vaux-Berg in Stellung verlor in
dieser Zeit lediglich im Stellungskampf: tot 5 Offz., 134 Mann-, verwundet
5 Offz., 550 Mann: vermißt 23 Mann. Dazu betrug der Krankenstand des
Regiments am 31.3.16: 15 Offiziere, 401 Mann.
****) Vergl. S. 63.
60
Bericht eines Kampfteilnehmers.
Leibe und mußte doch still hocken. Denn als es Heller wurde, ging das Schießen
los. Minen und Granaten, kleinere und größere, schließlich Niesenminen, fielen
mit unfehlbarer Sicherheit mitten in unsere Stellungen nieder. Sie hinterließen
Riesenlöcher, die noch lange brannten. Es war zum Verrücktwerden! Bald gab
es Verluste über Verluste. In bleierner Ergebung wartete man stumpfsinnig
auf die Mine, die für einen selbst bestimmt war. Und doch in diesem Wahnsinn
ein Heldenbild von Tapferkeit: Nicht weit von mir in einem Granatloch war
eine Gruppe mit ihrem 40-jährigen Führer, einem strammen Westfalen. Ein
furchtbares Krachen, ein Wehegeschrei — eine Mine mitten in der Gruppe!"
Nach der ersten Betäubung stürze ich hin: Alles tot oder verwundet. Was noch
lebt, schreit vor Schmerzen und Entsetzen. Da höre ich den alten Unteroffizier
brüllen: „Haltet's Maul! Nehmt euch zusammen! Seht mich an, ich sage kein
Wort". Ich schaute hin. Furchtbar: Beide Beine abgerissen! Fünf Minuten
später war er tot. So überall Schreien und Stöhnen, Heulen und Krachen, Dreck
und Blut, Tote und Sterbende.
Mittags wurden die Kompagnieführer zum Bataillonsführer befohlen. Der
Unterstand zum Brechen voll; auch viele Verwundete darin, da er gleichzeitig
als Sanitätsunterstand benutzt wurde. Der Eingang lag feindwärts! Durch die
berstenden Minen wogte der Unterstand in Wellenlinien. Lt. Nell, der Adju-
tant, stand am Luftloch, einen Befehl zu schreiben. Plötzlich sauste eine Granate
durch das Loch, platzte; ich höre ein wildes Wehgeschrei, merke, daß mir etwas
übers Gesicht läuft, fasse an den Kopf und fühle eine feuchtwarme Masse, die ich
für mein Gehirn hielt. Noch den Gedanken: „Gott sei Dank! Nun hat die Quak
ein Ende!" Ich verliere die Besinnung. — Als ich aufwachte, lag ich draußen im
Graben, neben mir Hptm. V a h l k a m p f mit verbundenem Arm und unser
Batls.Arzt, Dr. Stockmann, mit schwerer Schädelwunde. Ich erfuhr, daß
der ersten Granate eine zweite gefolgt war: Lt. Nell und 12 Mann tot,
20 verwundet, der Unterstand zusammengedrückt. Uns alle, die wir besinnungs-
los begraben lagen, hatten die überlebenden, nachdem sie sich erholt, aus-
gebuddelt und an die frische Luft gebracht. Bei vielen war alle Hilfe umsonst,
so bei Lt. Nell, dem die Granate eine Konservenbüchse in den Schädel ge-
preßt hatte. Wir waren noch so benommen, daß wir, zumal das feindliche Feuer
weiterging, uns über unsere Rettung keineswegs freuten. Die Rückkehr in diesen
Jammer schien uns nichts weniger als ein Vorzug. ZII./R. 51 hatte den ge-
samten Bataillonsstab und sein Sanitätspersonal eingebüßt, außer den Ge-
nannten auch den verwundeten Unterarzt Dr. Hobert. Die Führung des
Bataillons übernahm Hptm. Ordemann, R.J.R. 98."
General v. lubra gab am 25.3. seinen Plan für die Fort-
führung der Operationen bekannt. Nach der bis zum 31.3. zu erledigen-
den Wegnahme des Steinbruchs nördlich Vaux durch die 121. I.D. soll-
ten stattfinden:
am 2. April, 415 nachm., Angriff des X. und V. R.K.. Hierfür vom
1.4. mittags ab Wirkungsschießen; am 2.4. sechsstündige Beschießung des
Forts Vaux mit schwerstem Steilfeuer;
Gen. v. Mudras Plan für die Fortführung der Operationen. 61
am 3. April Wegnahme von Damloup durch V. R.K. und XV. A.K.:
am 6. April allgemeine Fortführung des Angriffs durch X. R.K.,
V. R.K. und XV. A.K.
Am 26. fragte General v. Mudra beim Gen.Kdo. des V.R.K,
an, welche Aufgaben das Korps noch mit den z. Zt. eingesetzten Truppen
lösen könne. Nach Besprechung mit den Generalstabs-Ofsizieren der
Divisionen wurde geantwortet, das Korps könne die bis 3. April ge-
planten Angriffe mit Aussicht auf Erfolg durchführen. Dann sei aber
seine Kraft erschöpft. Die Infanterie der 9. und 16. R.D. hätte bis 23.3.
rund 266 Offiziere und 8666 Mann blutige Verluste erlitten. Die Trup-
pen feien seelisch und körperlich überanstrengt. Rur die 121. I.D. sei
noch leistungsfähig.
Das Urteil des General-Kommandos zeugte von einer ziemlich
hohen Einschätzung der Kampfkraft seiner Divisionen. Schon am nächsten
Tage wurden warnende Stimmen laut. Die 16. R.D. legte einen Bericht
des Hptm. Lindow, ll./Pi. 26, über den Stand der Arbeiten auf
dem Vaux-Berg vor:
„Andauernde Beschießung, mangelhafte Ernährung und Übermüdung der
Truppe haben statt Fortschritte nur Rückschritte zur Folge gehabt. Von der
Sturmstellung ist nur ein kleines Stück vor dem rechten Schulterpunkt aus-
gehoben, sonst ist eine Sturmstellung nicht vorhanden. Die dorthin führenden
Annäherungsgräben find nur %m tief. Stollen zur Aufnahme der Truppe
müssen erst gebaut werden. Die Sturmtruppe hat somit keine Unterbringungs-
Möglichkeit. Ein Sturm ist nach meiner Ansicht ausgeschlossen. Die Truppe wird
vom Steinbruch und vom Caillette-Wald gesehen und noch vor dem Antreten
Zusammengeschossen."
Oblt. Ehrenberg berichtete über seine Minenwerfer-Kompag-
nien, deren schwere Werfer beim Sturmreifschießen des Forts aus-
schlaggebend mitwirken sollten. Die Kompagnien wären durch Verluste
derart geschwächt, daß sie nicht mehr in der Lage seien, ihre Werfer
mit der notwendigen Bedienung zu besetzen, geschweige denn den Aus-
bau der Stände und den Munitionsnachschub zu leisten.
Oberst v. Held lieferte eine Darstellung der auf dem Vaux-Berge
bestehenden fürchterlichen Zustände, der niedergedrückten Stimmung bei
Offizieren und Mannschaften, der mangelhaften Verfassung der Stel-
lung, der jämmerlichen Unterbringung der Besatzung und ihrer Leiden.
Schließlich liefen noch Meldungen der Kommandeure des R.J.R. 37,
Oberst Gerstenbergk, und des R.J.R. 98, Major K l o e b e, ein,
die die geminderte Kampfkraft ihrer Regimenter betonten und
begründeten.
62
Rücksprachen und Entscheidungen.
Der Chef des Gen.St. des V. R.K., Major Hasse, brachte diese
Berichte am 28. März in einer Besprechung mit dem Chef der Gruppe
v. Mudra zur Sprache. Zunächst blieb es bei dem einmal Befohlenen.
Derjenige, der dem rollenden Rad in die Speichen griff, war der
Kommandeur der 10. R.D., General v. B a h r f e l d t.
In einem persönlich verfaßten Bericht an das General-Kommando
legte er seine schweren Bedenken gegen die geplanten Angriffsunter-
nehmungen dar. Nicht ohne Bewegung liest man heute dieses aufrechte
Bekenntnis eines hohen Offiziers, dessen soldatisches Pflichtgefühl im
Zwiespalt liegt mit dem Bewußtsein der Verantwortung für die unter-
stellten Truppen:
„Nach schwerem inneren Ringen habe ich mich zu folgender Meldung ent-
schlössen. Ein Angriff mit den Truppen meiner Division ist ausgeschlossen.
Offiziere und Mannschaften sind durch die wochenlangen Kämpfe apathisch und
entkräftet. Die unerhörten Anforderungen gehen aus die Dauer über menschliche
Kraft. Nur geringe Teile der Truppe, die im Februar bei Bezonvaux und auf
dem Hardaumont gestürmt, sind noch vorhanden. Der Rest ist minderwertig:
das Gefüge der Truppe fehlt. Die Division hat nur vier leistungsfähige Kom-
pagnien, die des I.R 155. Diese genügen nicht für den Sturm Auch die Vor-
bedingungen für den Sturm fehlen gänzlich. Ich bin der festen Überzeugung, daß
der Angriff unter diesen Umständen nicht gelingen kann und halte einen neuen
Fehlschlag für verderblich."
Mit diesem Bericht fuhr General v. G ü n d e l l am 29.3. zu Gene-
ral v. Mudra, um persönlich Vortrag zu halten. Noch am Abend
des Tages wurde der Chef des Gen.St. des V. R.K. nach Stenay ins
kronprinzliche Hauptquartier berufen. Der Chef des A.O.K. 5, General
Schmidt v. Knobelsdorf, legte dem Major Haffe in Gegen-
wart des K r o n p r i n z e n die Frage vor, ob der Zustand der Divi-
fionen tatsächlich derart sei, daß sie den Sturm auf Fort Vaux am
2. April nicht ausführen könnten. Major Hasse erklärte, daß die
Truppe zu einem erfolgreichen größeren Angriff zur Zeit die moralische
und physische Kraft nicht mehr besäße. Außerdem halte das General-
Kommando an der Ansicht fest, daß zunächst unbedingt der Caillette-
Wald genommen werden müsse, um die Flankierung der Vaux-Kuppe
von Westen her auszuschalten und Arbeiten dort möglich zu machen.
General v. Knobelsdorf entschied, daß der Sturm auf Fort
Vaux am 2.4. zu unterbleiben habe, bis günstigere Vorbedingungen für
einen solchen vorhanden seien. Dann solle der Sturm durch eine frische
Truppe ausgeführt werden.
General v. Mudra ordnete nunmehr an, daß am 2.4.der An-
griff des X. R.K., wie befohlen, durchzuführen fei, um diese Vorbedin-
Angriff der 121. I.D. am 31.3.
68
gungen zu schaffen. Gleichzeitig habe der rechte Flügel des V. R.K.
anzugreifen und die Linie Nordrand Fumin—Weft-Sappe zu erreichen.
Zuvor aber hatte die 121. I.D., die aus der allgemeinen deutschen
Front noch wesentlich abhing, sich bis in Höhe der Nachbardioisionen
vorzuarbeiten und vor allem den berüchtigten Steinbruch nördlich des
Dorfes Vaux zu gewinnen. Der Vorstoß war auf den 31.3. festgesetzt.
3. Die Kämpfe der 121. I.D. vom 31. März bis 2. April.
Auf Grund der Erfahrungen in den letzten Kämpfen betrieben die
Bataillone der 121. I.D. im letzten Märzdrittel eine rege Erkundung
der feindlichen Stellungen. Die Ergebnisse der Aufklärung wurden zu
jedermanns Kenntnis gebracht. Der Infanterist erfuhr, was der Ar-
tillerist beobachtet hatte. Der Artillerist schoß die erkundeten Flankie-
rungsanlagen zusammen. In den Nächten wurde eifrig geschippt. Im
Abschnitt nördlich der Kleinbahn Vaux—Verdun, den seit dem 19. März
das R.J.R. 56, Oberstlt. v. W e st r e l l, innehatte, entstand eine Sturm-
stellung, die den Weg zum Feind um 100 bis 150 m verringerte. Für
rückwärtige Angriffsstaffeln wurden Bereitschaftsgräben ausgehoben.
Im Dorfe Vaux selbst entfaltete III./R. 7 unter Hptm. Hoffen-
f e l d e r eine rührige und erfolgreiche Tätigkeit, sowohl mit dem
Schanzzeug, als auch mit Gewehr und Handgranate. Im zähen Klein-
krieg rangen Stoßtrupps ein Haus nach dem anderen dem Franzosen
ab. Am 25.3. war der Gegner über das Straßenkreuz südlich der Mühle
von Vaux zurückgedrängt. Obwohl das Dorf häufig unter starkem Ar-
tilleriefeuer lag und das Bataillon erhebliche Verluste erlitt*), wurde
eine Ablösung abgelehnt.
Für den Angriff der 121. I.D. am 31. März wurden als Ziel die
Linie Steinbruch—Hohlweg südlich Vaux, als Sturmzeit 415 nachm. fest-
gesetzt. Da die anzugreifende Front verhältnismäßig klein war, so
konnte General Ziethen eine erfolgversprechende Masse schwerer
Artillerie dagegen vereinigen. Die Niederhaltung der findlichen Flan-
kierungsanlagen im Caillette-Walde machte General v. M u d r a dem
rechts anschließenden X. R.K. zur besonderen Pflicht.
Die französische Artillerie vor dem V. R.K. bekämpften die schweren
*)Das Bataillon büßte vom 11. März bis 1. April ein: Tot 2 Offz.,
121 Mann: verwundet 6 Offz., 277 Mann; vermißt 3 Offz.. 40 Mann.
»64
Peinlichst genaue Vorbereitung.
Regimenter Fritze und Kemmer im Verein mit den Fernkampfgrup'pen
der Nachbarabschnitte.
Von der Feldartillerie der 121. I.D. und 10. R.D. beschossen wäh-
rend des 30. sowie am 31.3. bis zum Sturmbeginn: Fa.R. 241 die An-
griffsziele des R.J.R. 56,R.Fa.R. 10 die feindlichen Anlagen vor dem
R.J.R. 7. Bei der Feuervorbereitung gegen die Jnfanterieziele wirkt«
ouch die M.W.K. 212 mit.
Im Abschnitt des den rechten Divisionsflügel bildenden, am Angriff
nicht beteiligten II./60 im Zickzack-Graben baute sich ein Zug der bayer.
Geb.Kan.Battr. 10 ein, der erst bei Sturmbeginn unvermutet auf-
tretende französische Maschinengewehre zu bekämpfen hatte. Ferner
sollte die Artillerie im Augenblick des Sturmes alle bekannten feind-
lichen Flankierungsanlagen mit heftigstem Feuer überschütten. Weitere
Befehle regelten aufs genauste die artilleristische Feuerunterstützung
der Infanterie nach dem Sturm, die Gliederung und Ausrüstung der
Sturmtruppen, den Nachschub an Munition und Verpflegung, den
Sanitätsdienst und die Nachrichtenübermittlung. So saß beispielsweise
auf dem Vaux-Berge ein Artillerieoffizier mit Lichtsignalgerät und
Leuchtpistole, der das Fortschreiten des Infanterieangriffs zu beobachten
und durch vereinbarte Leuchtzeichen einer besonders dafür eingerichteten
Stelle in Dieppe zu signalisieren hatte. Von dort wurden diese Signal-
Meldungen direkt zum Artillerie-Kommandeur gebracht.
So ging die 121. I.D. diesmal mit ganz anderem Vertrauen als
bisher an ihre peinlichst vorbereitete Aufgabe. Der 31. März brachte
günstige Witterung. Es war warm und trocken, zeitweise schien die
Sonne.
Der Feind antwortete am Vormittage zunächst schwach. Als aber
das deutsche Artilleriefeuer mehr und mehr anschwoll, wurde auch die
feindliche Artillerie lebhafter. Nach Sturmbeginn lag starkes Feuer auf
der Vaux-Kuppe und der Weinberg-Höhe von Damloup. Vermutlich
erwartete der Franzose dort den Hauptangriff.
Nördlich der Kleinbahn Vaux—Verdun setzte Major v. D o b -
schütz, III./R. 56, seine vier Kompagnien nebeneinander in vier Wellen
an, auf die sich zwei Züge der Pi.K. 260 verteilten. Drei Minuten
vor Sturmzeit trat die zweite Welle an, um dicht aufgeschlossen der
415 nachm. vorstürzenden ersten Welle folgen zu können. Rasch, in tadel-
loser Ordnung gehen die Linien der 56er vor. Noch immer hauen Gra-
naten der eigenen Artillerie in die feindliche Stellung. Schon surren
Splitter um die Köpfe der Stürmenden; hier und dort wird einer ver-
Steinbruch und Westteil des Dorfes Vaux genommen.
65
mundet. Dafür ist die Überraschung des Feindes vollkommen. Unmittel-
bar nach der letzten deutschen Granate sind die 56er im vordersten seind-
lichen Graben. Meist sitzt die französische Besatzung noch in den Unter-
ständen und findet keine Gelegenheit mehr, sich zu kräftigem Wider-
stand aufzuraffen.
Als die 11./R.56, Lt. d. R. Nahwald, im Gambetta-Graben
den feindlichen Sappenkopf erreicht, werfen die Franzosen ein Ma-
schinengewehr auf die Deckung. Schnelles Zugreifen verhindert, dah es
zum Feuern kommt. In kurzer Zeit sind der Gambetta-Graben und
auch ein Stück des Pariser-Grabens nach Westen aufgerollt. Die
10. Kp., Lt. d. R. A w e g e, nahm südlich davon den Steinbruch.
Die 9. Kp. ging an der Bahn entlang und gewann den Mariannen-
Graben. 44S nachm. war das Angriffsziel erreicht.
Der Sturm selbst forderte nur geringe Opfer. Erst nachher setzte
aus dem Caillette-Walde starkes MG.Feuer ein. Aus seiner überhöhen-
den Stellung schoß der Feind von oben in die genommenen Gräben und
verursachte beträchtliche Verluste. Man sicherte sich in der Folgezeit
möglichst durch Barrikaden, Masken und über die Gräben gelegte
Kopfbrücken.
Das stürmende III./R. 56 unterstützte II./60, rechts anschließend,
vom Südrande des Hardaumont-Waldes aus durch M.G.Feuer gegen
Caillette- und Chapitre-Wald.
Von R.J.R. 7 griffen im Dorf Vaux das III., südlich davon das
I. Batl. an. Hptm. Hossenfelder, III./R.7, setzte zwischen Bahn
und Dorf die 11., Lt. d. R. P o t h m a n n, im Dorfe selbst die 12. Kp.,
Lt. d. R. Z ü n d o r f, an. Von der 5./Pi. 36 traten ein Zug unter
Lt. d. R. Warth zur 11., ein Zug unter Lt. d. R. D e t h l o f f zur
12. Kp. Auch vor R.I.R. 7 hatte das deutsche Artilleriefeuer wir-
kungsvoll massiert auf den feindlichen Gräben gelegen. Als 416 nachm.
Infanterie und Pioniere antraten, fanden sie nur geringen Widerstand.
Der rechte Flügel des Regiments drang bis in das Sumpfgelände am
Vaux-Teich vor, ging aber später, von drei Seiten vom Feinde bedroht,
bis zu den westlichsten Gehöften des Dorfes zurück. In Vaux selbst ent-
brannte ein scharfer Häuserkampf. Sehr bewährten sich hier die von
Lt. d. R. D e t h l o f f eingebauten leichten Minen- und Ladungswerfer,
die im Nahkampf das Vorkommen der Stoßtrupps erleichterten. Beide
Kompagnie-Führer des III./R. 7, die in vorderer Reihe die Franzosen
mit Handgranaten bekämpften, wurden tödlich verwundet.
Stert)im 1916. II. Teil 5
66 Auch südwestlich des Dorfes Vaux Fortschritte.
Bei I./R. 7, Hptm. Schilling, gingen rechts die 1., Lt. Schmidt
(Karl), gegen den Hohlweg, links die 3. Kp., Lt. Hespe, gegen
die JWerk-Stellung vor. 4./Pi. 30 stellte einen Zug unter Lt. H auck
zur 1., einen Zug unter O.St. Besecke zur 3. Kp. Die Wegnahme
des Hohlweges gelang glatt. Er steckte voller Franzosen, die sich alsbald
ergaben. Während die ersten beiden Wellen unter Lt. Schneider,
westwärts weiter vorstoßend, das Zahnbürsten-Wüldchen vom Feinde
säuberten, wandte sich Lt. Schmidt südwärts und rollte einen feind-
lichen Graben auf, gegen den der Angriff der 3./R. 7 und eines Zuges
4./Pi. 30 soeben im M.G.Feuer aus dem JWerk gescheitert war. Der
Führer der 3. Kp. sowie der Zugführer der Pioniere erlitten an der
Spitze ihrer Leute den Heldentod.
Zur Unterstützung des Angriffs der 3./R. 7 war die 9./R. 6 in der
West-Sappe vorgegangen. Es gelang ihr, die Barrikade 200 w vorzu-
schieben. Das JWerk blieb unerreicht. M.G.Feuer fügte auch dieser
Kompagnie schwere Verluste zu.
2./R. 7 war inzwischen in den Hohlweg südlich Vaux nachgerückt.
Sie verstärkte mit einem Zuge die Besatzung des Zahnbürsten-Wäld-
chens und stellte mit III./R. 7 im Dorfe Vaux die Verbindung her.
Rühmlichen Anteil am Kampf hatte die bayer. Geb.Kan.Battr. 10,
Hptm. Zwengauer, besonders mit den zwei in der Stellung des
II./60 eingebauten Geschützen. Das eine, unter Lt. Braun am Nord-
ende des Finger-Waldes, feuerte gegen eine Blockhausanlage im
Caillette-Wald. Es wurde bald erkannt und nach einigen Minuten von.
der feindlichen Artillerie heftig beschossen. Die tapfere Geschützbedienung
büßte nur zwei Leichtverwundete ein, während die benachbarten 60er
zahlreiche Verluste erlitten. Das andere, weiter östlich im Zickzack-
Graben eingebaute Geschütz des Lts. Lautenbacher nahm feind-
liche Maschinengewehre und einen stark besetzten Graben gegenüber dem
I./R. 7 — es war die französische Hohlweg-Stellung südlich Dorf Vaux
— bei Beginn des Sturmes überraschend unter Schnellfeuer. Nach dem
50. Schuß schwiegen die feindlichen Maschinengewehre. Hierauf wurde
der besetzte Graben der Länge nach bestrichen. Nach dem 138. Schuft
zeigte der Franzose eine weiße Flagge. Die glatte Wegnahme der
Hohlweg-Stellung südlich Dorf Vaux, die wegen der Nähe der deutschen
Sturmstellung von der übrigen eigenen Artillerie nicht beschossen wurde„
verdankten die 7er zum großen Teil den schneidigen bayerischen Artille-
risten und der trefflichen Feuerleitung des Lts. Lautenbacher.
Französische Gegenangriffe am 2.4.morg.
67
Der 31. März war ein großer Erfolg der 121. I.D. Der Bann, der
bisher auf den deutschen Unternehmungen im Vaux-Tal zu liegen schien,
war gebrochen. Der berüchtigte Steinbruch war endlich genommen,
Dorf Vaux vollständig besetzt und südlich des Dorfes zwei feindliche
Stellungen erobert. Die Umsicht der Führung, die Tapferkeit der In-
fanterie und Pioniere sowie die ausgezeichneten Leistungen der Ar-
tillerie, besonders ihrer Beobachtungsoffiziere, hatten gemeinsam den
Gewinn des Tages geschaffen.
An Gefangenen wurden 11 Offiziere, 720 Mann eingebracht und
5 M.G. erbeutet. Noch am Abend wurde in einem Keller in Vaux der
Stab des Ill./franz. J.R. 158 mit 6 Offizieren, 1 Arzt und 27 Mann
ausgehoben. Die 121. Division kostete der Sieg 50 Tote, 220 Ver-
wundete.
Für den Nachmittag des 2. April war, den Befehlen der A.Gr,
v. Mudra gemäß, Fortsetzung des Angriffs der 58. und 121. I.D.
vorgesehen. Der deutsche Erfolg des 31. März ließ aber die Franzosen
nicht ruhen. Sie holten Verstärkungen heran und bereiteten den Gegen-
angriff vor. Am 1. April nachmittags begann feindliches Artilleriefeuer
schärfer die deutschen Stellungen zu fassen, dauerte die folgende Nacht
hindurch an und ging am 2. morgens in Trommelfeuer über. Zwischen
5" und 6° morg. stießen feindliche Sturmhaufen vor. 10./N. 56 wies den
Angriff auf die Barrikade im Parifer-Graben ab. Dagegen drangen die
Franzosen bei der 9./R. 56 in den Mariannen-Graben, wobei Teile der
Besatzung in Gefangenschaft gerieten. Ein kräftiger Gegenstoß der
Bereitschaften, 11. und 12./R. 56, warf den Feind wieder aus der Stel-
lung, so daß 7a0 vorm. die Scharte ausgewetzt war.
Aus dem Mariannen-Graben waren die Franzosen der rechten
Flügelkompagnie des R.I.R. 7 in den Rücken gekommen und hatten
Teile der 8./R. 7 abgeschnitten. Der Kompagnie-Führer der 8., Oblt.
Schlosser, der für den Nachmittagsangriff gerade feine Leute auf-
stellte, geriet nach tapferer Gegenwehr verwundet mit Gruppen der
Kompagnie in Gefangenschaft. Auf der übrigen Front dieses Regiments
brach der französische Vorstoß im Sperrfeuer der Artillerie und im
Feuer der Grabenbesatzung, II. und I./R. 7, zusammen.
Die Ereignisse des Vormittags machten die deutschen Führer in
ihren Entschlüssen nicht wankend. Es blieb bei dem für 515 nachm. be-
fohlenen Angriff.
Da III./R. 56 am Morgen stark gelitten hatte, rückte an seiner Stelle
für den Nachmittagsangriff die I./R. 56 in die vordere Linie, die 2.
5*
68
Deutsche Angriffe am 2.4. fast erfolglos.
stellte sich als Hintere Staffel bereit. Diese Kompagnien hatten den Auf-
trag, im Pariser- und Mariannen-Graben vorzudrücken und den An-
griff der 58. I.D. gegen Finger- und Caillette-Wald zu unterstützen.
Die 1. Kp. nahm die feindliche Barrikade und drang etwa 50 m
im Pariser-Graben vor; aber der Angriff der 58. I.D. scheiterte. Aus
seiner überhöhenden Stellung im Caillette-Walde schoß der Feind auf
die 56er und machte auch deren weiteres Vorgehen unmöglich.
Dem II./R. 7 gelang es, die Franzosen am Bahndamm zurückzu-
werfen und seine alte Linie wiederzugewinnen. Bei dieser Gelegenheit
wurde ein vorgeschobener Posten, Utssz. W i t t i g, 6./R. 7, mit sechs
Mann, der den Tag über sich gegen die ihn umschließenden Franzosen
wacker behauptet hatte, befreit. Im übrigen lief der bis an den Damm
des Vaux-Teiches vorgetragene Angriff des II./R. 7, dem 6./PI. 30
unter Oblt. Fertsch zugeteilt war, auf eine Säuberung des Vorfeldes
hinaus. Alle Granatlöcher lagen voller Franzosen, die, nachdem ihr
Morgenangriff abgeschlagen war, in der Tageshelle ihre Ausgangs-
stellung nicht mehr hatten erreichen können. Das Bataillon machte
250 Gefangene der franz. Jnf.Rgter. 149 und 158; nach Einbruch der
Dämmerung kehrte es in seine alte Stellung zurück.
I./R. 7 mit 4./Pi. 30 unter Lt. v. Dassel griff mit der 2. Kp.
im Zahnbürsten-Wäldchen an und nahm es ganz in Besitz. Gegen das
IWerk gingen von Norden 4./R. 7, von Osten aus der West-Sappe
5./R. 6 vor. Wütendes MG.Feuer ließ den Sturm scheitern. Ein
in der West-Sappe mit Flammenwerfern vorgehender Sturmtrupp der
5./R. 6 vermochte nicht, die sperrende französische Barrikade zu über-
winden. Ein anderer, über freies Feld angreifender Trupp wurde durch
M.G.Feuer aus dem Fort zu Boden gezwungen. Die sechs beteiligten,
rund 60 Köpfe starken Gruppen von R.I.R. 6 verloren 37 Mann an
Toten und Verwundeten. In der Dunkelheit suchten auch hier die An-
greiser ihre Ausgangsstellung wieder auf.
R.I.R. 7 hatte wohl kleine Erfolge zu verzeichnen. Im allgemeinen
aber überwog ebenso wie bei R.J.R. 56 die Enttäuschung über den Ver-
lauf dieses Tages.
4. Der Einsah der 1. und 50. I.D.
Am 1. April bildete das V. R.K. zwei Divisionsabschnitte statt der
bisherigen drei. Beim Dorf Vaux behielt die 121. I.D. ihren Bereich; die
Neue Abschnittseinteilung der A.Gr. v. Mudra.
SS
S. R.D. übernahm den Abschnitt Vaux-Berg—Weinberg-Höhe*). Der
Stab der 10. R.D., deren Kommandeur, Gen. d. Inf. v. Bahrseldt,
durch Genlt. D a l l m e r ersetzt wurde, ging ins Ruhelager.
Auf dem Vaux-Berge nahm der bisherige, Kräfte verzehrende
Grabenkrieg seinen Fortgang. Der Jnsanteriekamps ruhte fast ganz.
Geschütz und Minenwerfer gaben überwiegend den Ton an.
Das Schwergewicht des Kampfes der Angriffsgruppe Mudra lag
im April im Caillette-Wald, um dessen Besitz erbittert, aber weiter er-
folglos gerungen wurde.
Den Abschnitt „Caillette" hatte in den ersten Apriltagen das
XVIII. A.K., General d. Inf. v. Schenck, übernommen. Das Korps
trat zur A.Gr. Mudra, die somit vom 4.4. ab aus X. R.K. (Abschnitt
Douaumont), XVIII. A.K. (Caillette) und V. R.K. (Vaux) bestand.
General o. Mudra befahl die Wiederaufnahme der Operationen.
Am 11. April sollten XVIII. A.K. den Caillette- und Finger-Wald
stürmen, die 121. I.D. gleichzeitig das Gelände nördlich der Kleinbahn
gewinnen und sich am Bahndamm selbst festsetzen.
Im rechten Regimentsabschnitt der 121. I.D. standen an diesem
Tage das III./R. 56 im Zickzack-Graben, das IL/R. 56 in der Stellung
um den Steinbruch nördlich des Dorfes Vaux. Das III. Batl. verließ
seine Stellung überhaupt nicht, da sein Vorgehen sich den Fortschritten
des linken Flügels des I.R. 81 (XVIII. A.K.) anschließen sollte, dieser
aber nicht vorwärts kam. Das II. Batl. griff trotzdem nachm. an,
wurde aber um er schweren Verlusten abgewiesen.
Dem den linken Abschnitt der 121. I.D. besetzt haltenden I.R. 66
lag nordwestlich des Forts Vaux das bereits am 18./19.3., am 31.3. und
2.4. von R.J.R. 7 vergeblich berannte IWerk**) gegenüber. Aus Frei-
willigen des IL/60 wurde unter Leitung des Batls.Kdrs., Hptm. Lie -
*) Verteilung der 9. R.D. am 1.4.:
Stab 77. Inf. Brig. Genmaj. v. Dewitz.
Vaux-Berg-Nord: R.J.R. 6 und H./Pi. 18;
Vaux-Berg-Ost: I.R. 155, dazu Res.Jäg. 5 und II./Pi. 20;
Weinberg-Höhe: R.J.R. 19 und 3./Pi. 18;
Arbeitstrlippe: Füs.R. 37.
Die Feldartillerie des V. R.K. umfaßte Anfang April die Regimenter
R.Fa. 9, R.Fa. 19 und Fa. 241. Die im März vorübergehend eingesetzte
I./Fa. 225 war zu ihrer Division zurückgetreten, dafür erschienen Anfang April
die seit Beginn der Offensive beim XV. A.K. gewesenen Teile des R.Fa. 9,
Regts.Stab und II. Abt., wieder bei der 9. R.D.
**)Vergl. S. 54, 66 u. 68.
70
Die letzten Angriffe der Truppen des V. R,K,
n a u, eine Sturmkompagnie gebildet, zu der noch Teile der Z./Pi. 3V
unter Lt. d. R. Dethloff traten.
Das „Blockhaus", wie die JWerk-Stellung in der ersten Zeit viel-
fach genannt wurde, war ein unbekanntes, rätselvolles, unheimliches
Etwas. Im April verlegte man auf Grund der Erkundungen das
Hauptwerk in die Nähe des aus Dorf Vaux kommenden, in die Straße
Dieppe—Souville mündenden Feldweges. Am dortigen Betonbau be-
obachtete man Scharten und Stahlblenden: vor ihm war der Boden
glacisartig verzogen; es hatte Verbindung mit der Fumin-Schlucht, von
wo anrückende Verstärkungen beobachtet wurden. In Wirklichkeit war
das erkundete „Blockhaus", wie sich erst bei seiner Eroberung zu An-
fang Juni*) herausstellte, das Ostende einer großen ständigen, be-
konterten Befestigungsanlage, und es ist nicht verwunderlich, daß alle
Frontalangriffe dagegen scheiterten, da Führer und Truppe über deren
Art und Stärke bis zuletzt im unklaren waren.
In der Nacht vom 10./11.4. rückte die Sturmkompagnie in Stellung.
Der zugeteilte Pionierzug verlor dabei durch französisches Minenfeuer
bereits 16 Tote oder Verwundete. Als die Feuervorbereitung am 11.
nachmittags einsetzte, wurde der Franzose noch aufmerksamer. Jeder
sichtbaren Gestalt pfiffen die Geschosse um die Ohren. Feindliche Artillerie
suchte mit Feuerüberfällen die Sturmstellung heim. Eifriger Gebrauch
von Leuchtraketen in der Nacht zeigte, wie der Feind auf der Hut war.
Trotzdem brachen am 12.4., 4"° morg., die Sturmabteilungen vor, rechts
die des Lts. Engel, links die von Lt. Keller und V.F. Maurer
geführte.
„Wir stürmten aus dem Graben, kamen aber nur bis zum Drahthindernis,
das fast unbeschädigt war. Wir versuchten den Draht durchzuschneiden. Deutlich
konnte man die Franzosen in ihrem Graben erkennen. Das Feuer der feind-
lichen Besatzung verursachte große Verluste und vereitelte die Weiterführung
des Unternehmens. Mit der Signalpfeife gab ich Befehl zur Rückkehr." (V.F.
Maurer, 6./60.)
Auch Lt. Engel kam mit nur wenigen Leuten bis an den feind-
lichen Drahtverhau. Die Sturmtrupps, deren Vertrauen auf den Erfolg
von vornherein nicht allzu groß gewesen war, verloren: J.R. 60 19 Tote
und Vermißte, 25Verwundete; die Pioniere von 55 Köpfen 13 Tote,
22 Verwundete.
Die Kämpfe des 11. und 12. April waren die letzten, die von den
bisherigen Truppenverbänden des V. R.K. durchgefochten wurden.
*) Bergt. S. 129 ff.
9. u. 10. R.D. durch SO. I.D.. 121. I.D. durch I.J.D. abgelöst. 71
Alles schrie förmlich nach Ablösung, nach Befreiung aus diesen furcht-
baren Strapazen und seelischen Foltern der Verdun-Schlacht. Den immer
dringender werdenden Berichten der Befehlshaber über die gesunkene
Kampfkraft der Truppe, den Gutachten der Ärzte über die herunter-
gekommene körperliche Verfassung von Offizieren und Mannschaften
konnten sich die maßgebenden Kommandostellen nicht länger entziehen.
Um die Monatsmitte begann ein durchgreifender Truppenwechsel auf
der ganzen Front des V. R.K.
Die 9. und 10. R.D. verließen das Schlachtfeld von Verdun. Zwei
Monate blutigen Kampfes, schweren Leidens und harter Enttäuschungen
lagen hinter ihnen. Ihre Verluste waren sehr hoch*).
Den Abschnitt Vaux-Berg übernahm am 16. April die 50. I.D.
Am 18. April begann auch die Ablösung der 121. I.D. durch die
1. I.D. Fünf Wochen hatte die 121. I.D. bei Dorf Vaux gekämpft. Auch
bei ihr hatten Tapferkeit und Hingabe in den schließlich erreichten
Erfolgen einen nur mageren Ausdruck gefunden.
Die 1. I.D., Genlt. v. C o n t a, — Gen.St.Offz. Major Lyncker —
setzte nördlich Vaux das Gren.Regt. 1, Major Lange, ein, im Dorf und
südlich davon das J.R. 41, Oberst Transfeld t. Gren.Regt. 3, Oberst
Fretzdorf, trat zur 21. I.D. im Caillette-Wald. J.R. 43, Major
Dorndorf, übernahm zunächst beim XV. A.K. einen Abschnitt im
Ehabotte-Wald.
Die 1. I.D., bisher nur im Osten verwendet, kannte die Verhält-
nifse der Westfront nicht. Schon der Anmarsch zur Ablösung auf der
Chaussee Ornes—Bezonvaux—Msraucourt Fe. gab ihr einen Vor-
geschmack des Kommenden. Dieser Weg war trostlos, gänzlich zerfahren
und voll mit Schlamm gefüllter Granatlöcher. Wer im Dunkel auf diese
trügerische Flüche trat, versank bis an die Hüften und höher im Dreck.
An Geländetiefen war der Schlamm fo hoch, daß der Kastenboden der
Fahrzeuge in die Lehmbrühe eintauchte. Nur mit größter Mühe kam
Fuhrwerk vorwärts. Viele Fahrzeuge blieben stecken: man ließ sie
stehen. Andere Wagen waren von Granaten umgeworfen, ihre Trüm-
mer sperrten die Straße und behinderten, da ein Ausweichen nicht
*) Die Verluste der 9. und 19. R.D. vom 21.2. bis zur Ablösung be-
ziffert das K.T.B, des V. R.K. auf: Offz. tot 62, verwundet 174, vermißt 4. —
Uffz. und Mannsch, tot 1840, verwundet 8626, vermißt 1419.
72
Heißer Empfang der 1. I.D.
möglich war, die geregelte Versorgung der kämpfenden Truppe emp-
findlich. Besonders die Munitions-Kolonnen hatten mit unglaublichen
Schwierigkeiten zu kämpfen.
Die in die vordere Linie einrückenden Bataillone der 1. I.D. be-
sahen die zerschossenen, im Regen zerfallenen Gräben ebenso erstaunt,
wie die Bereitschaftsbataillone die mit Waffer gefüllten, mit einer
Zeltbahn überspannten Erdlöcher, die in den Schluchten am Ostrande
des Hardaumont ihre Unterkunft darstellten.
II./Gren. 1 war am 19.3. kaum in der Stellung eingetroffen, als
es auch schon die erste Lektion über Verdun erhielt. Infolge eines deut-
jchen Angriffsversuches im Caillette-Walde lag der Abschnitt der 1. I.D.
ebenfalls unter heftigem feindlichen Artilleriefeuer. 6™ abds. tauchten
vor 8./Gren. 1, Lt. W o h l e r s, im Lanz- und Parifer-Graben, fran-
zöfische Angriffswellen auf. Der erschütternde Eindruck der voraus-
gegangenen Beschießung, die erlittenen blutigen Verluste hatten Teile
der Kompagnie bereits arg verwirrt. Als dann beim Einsetzen des deut-
schen Artillerie-Sperrfeuers auch noch deutsche Granaten in den eigenen
Graben schlugen, drohte eine Panik auszubrechen. Dem energischen Ein-
greifen des Kompagnieführers sowie des Lts. Wille und des Lts. d. R.
N e h r i n g gelang es, die Mannschaften zur Vernunft und zum Ge-
brauch ihrer Waffen zu bringen. Der feindliche Stoß kam zum Stehen,
die Gefahr war beseitigt.
Am Sappenkopf des Parifer-Grabens wollte der Franzose bereits
eindringen. Lt. Wille, die kritische Lage bemerkend, sprang herzu,
trieb den weichenden Sappenposten wieder vor und verteidigte mit
ihm gemeinsam den Graben. Den schneidigen Offizier tötete bald
ein Gewehrschuß; ein Mann des Postens nach dem andern sank
durch feindliche Handgranaten nieder*). Aber auch der Feind hatte starke
Verluste; seine vielen Toten, die auf der Außenseite den Sappenkops
umsäumten, schreckten ihn ab, seine Übermacht auszunutzen und den
deutschen Graben zu besetzen. Das Gefecht kostete die 8./Gren. 1: tot
1 Offizier, 14 Mann; verwundet 27 Mann.
Die S0.J.D., Kdr. Genmaj. v. Engelbrechten, Gen.St.Offz.
Major Adolph, setzte auf dem Vaux-Berg ein: nördlich des Forts
*) Es fielen, nachdem sie das erste Aufwallen menschlicher Schwäche über-
wunden hatten, in treuer Pflichterfüllung Gefr. W i e m e r, Gren. K o r f und
ein Pionier, Name unbekannt. Gefr. Müller wurde schwer verwundet.
Verteilung der SO. I.D.
73
I.R. 1.58, Major Kühl; östlich des Forts J.R. 53, Major v. Troilo.
Der Division unterstand ferner R.J.R.37 unter Oberst Gerstenbergk,
seit 21.4. Besatzung der Weinberg-Höhe. Füs.R. 39, Oberstlt. v. Gott-
berg, versah den Trägerdienst. Führer der Infanterie des Abschnitts
war Genmaj. Weber, Kdr. der IVO. J.B.
Die Feldartillerie der 5t). I.D. löste die der 9. und 19. R.D. ab.
Fa.R. 99, Major W e l tz i e n, übernahm die Feuerstellungen des R.Fa.-
R. 19, Fa.R. 199, Major G r a s h o f f, die des R.Fa.R. 9. Artillerie-
Kommandeur der Division wurde Oberst v. Friedeburg.
Das Instellunggehen der Batterien machte größte Schwierigkeiten.
Geschütze und Munitionswagen versanken bis über die Achsen in zähem
Morast. Vorspann zog sie heraus; im nächsten Wassergraben saßen sie
wieder fest. Erst in der folgenden Nacht konnten die steckengebliebenen
Geschütze und Fahrzeuge unter Zuhilfenahme der Infanterie in Stel-
lung gebracht werden. 5. und 6./Fa. 199 büßten bei dieser Ablösung
bereits 15 Pferde ein, die an Erschöpfung tot zusammenbrachen.
Die Verhältnisse, die die 59. I.D. vorfand, hatten sich in den ver-
slossenen Wochen kaum gebessert. Den Stellungsbau vereitelte das
feindliche Artilleriefeuer. Die Gräben, auf den Karten in schönen, blauen
Linien dargestellt, waren in Wirklichkeit flache, vielfach nur knietiefe, mit
Schlamm und Wasser gefüllte Mulden. Ebensowenig hatte die Unter-
kunst der Truppe eine Besserung erfahren. Der weitaus größte Teil der
Grabenbesatzung hauste nach wie vor in elenden, ungeschützten Erd-
löchern.
Alle verfügbaren Arbeitskräfte wurden zunächst für den Unter-
standsbau verwendet. Pioniere unter Leitung des Hptm. Lindow
nahmen zahlreiche Stollen in Angriff. Oft zerstörte Artillerie- und
Minenfeuer bei Tage, was in der Nacht geschaffen war. Immer wieder
gingen die Pioniere unverdrossen ans Werk. Schließlich entstand östlich
des Forts eine zusammenhängende Stollengruppe, die „Lindow-
Stollen", in denen Ende Mai rund 299 Mann untergebracht werden
konnten. Nördlich des Forts lagen die bereits von N.I.N. 98 unter
seinem Führer, Major K l o e b e, angefangenen „Kloebe-Stollen".
Die Stellungs-Regimenter hatten ihre Bereitschaften bislang am
Fuß des Vaux-Berges in Granattrichtern und Grabenstücken unter-
gebracht. J.R. 53 zog sie nach dem Bahndamm bei der La Plume Fe.,
J.R. 158 die seinigen nach dem Osthange des Hardaumont zurück. Auch
hier ging man Ende April, als trockenes Wetter die Bodenbearbeitung
erleichterte, planmäßig zum Stollenbau über.
74
Beschaffenheit der rückwärtigen Unterkunst.
Etwas besser war schon von vornherein die Unterkunft im Gd.
Chöna. Obwohl zerschossen, sah der Wald im Frühlingsgrün noch statt-
lich aus und erlaubte den Bewohnern unter dem wenigstens gegen Sicht
deckenden Laubdach einige Bewegungsfreiheit. Sogar Kuckuck und Pirol
ließen sich vernehmen, während über den Sängern die Granaten rau-
schend ihre Bahn zogen. Anfänglich benutzte man die ehemals fran-
zösischen Lager, deren Baracken und Blockhäuser aber nicht schußsicher
waren. Es wurden daher Unterstände gebaut, mit Balken und Stäm-
men eingedeckt und in die Erde eingelassen, oder an erhöhten Stellen
des Waldes bergmännische Stollen in den Boden getrieben.
Ruhequartiere der Truppen des Abschnitts Baux waren im Früh-
jähr die Lager an der Doppelhöhe 397/310, nordöstlich Ornes. Von den
vielen Kuppen rings um Berdun ist diese Höhe eine der bekanntesten.
Jäh aus der Ebene aufsteigend, bietet sie gute Beobachtungsmöglichkeit
auf die Berge der Eötes. Bis zum Februar war sie ein Glied in vor-
berster Linie der die Festung umschließenden deutschen Stellungen.
Dieser Zeit entstammten zahlreiche gute Stollen, in denen nach Beginn
der Offensive Stäbe, Artillerie-Beobachter und ein Teil der Truppen
Unterkommen gefunden hatten. Aber auch hier zeigten sich noch man-
cherlei Mängel.
„Der weitaus größte Teil mußte mit Baracken fürlieb nehmen, die infolge
des wochenlangen Regens und des ständigen Wechsels der Insassen in der
traurigsten Verfassung waren. Wände dieser Bauten bestanden zumeist aus
Rahmen von Brettern und Leisten, die, mit Dachpappe benagelt, genügend
Löcher für den Durchlaß des Regenwassers besaßen. Die Räume waren nicht
gedielt. Als Lagerstätten dienten Pritschen mit verdreckten, verfaulten und ver-
lausten Strohsäcken. In den wenigen, uns zur Verfügung stehenden Stollen
war die Unterkunft nicht wesentlich besser. An den Wänden lief das Wasser her-
unter und drohte den Bau in einer Nacht zu ersäufen, wenn nicht dauernd das
Sickerwasser ausgeschöpft wurde." (Dr. Fischer (Franz), Regts.Arzt I.R. 53.)
Als im Mai die Witterung endlich dauernd besser wurde, als im
Breuil-Walde die prächtigen Buchen sich mit Grün schmückten, Mai-
blumen und Knoblauch dufteten und die Nachtigallen zu schlagen be-
gannen, versalzte den Truppen die immer weiter ins Hintergelände
feuernde feindliche Artillerie die Annehmlichkeit eines weniger feuchten
Daseins. Mit Fliegerbeobachtung nahm sie die Lager unter das Feuer
ihrer weittragenden Kanonen. Granatsplitter durchschlugen die schwachen
Wände der Baracken, zertrümmerten die Inneneinrichtung und ver-
breiteten Tod und Verwundung unter den Bewohnern. Volltreffer
stülpten ganze Gebäude um. Ja, eines Tages hing ein vollbeladener
General v. Lochow übernimmt die A.Gr. Ost.
7S
Sanitätswagen in den höchsten Ästen einer Eiche. Unter diesen äußeren
Verhältnissen verlebten Verdunkämpser ihre „Ruhetage".
5. Französische Gegenschläge im ZNai.
Die deutsche Verdun-Offensive saß fest. Alle Teilunternehmungen
verliefen ohne Ergebnis. General v. Knobelsdorf, der General-
stabschef des deutschen Kronprinzen, hoffte durch eine Neu-
besetzung der Stelle des Befehlshabers der Nordostfront einen System-
Wechsel herbeizuführen. General v. M u d r a kehrte, auf seinen aus-
drücklichen Wunsch, zum XVI. A.K. in die Argonnen zurück. General
d. Inf. v. L o ch o w, der bisherige Kommandierende des III. A.K.,
übernahm am 16. April die „Gruppe Oft"*).
Als General der Fußartillerie trat zu dieser Gruppe Ost der
Genmaj. Ziethen. Seine Stelle beim Generalkommando des V. R.K.
übernahm Oberst N e u m a n n und dessen Gruppen, die Fußa.Regtr.
Weiß und Richter, Oberstlt. Bansi**).
Am 18.4. befahl General v. L o ch o w für den 23.4. einen Angriff
des XVIII. A.K. im Caillette-Wald sowie des V. R.K. gegen die fran-
zöfischen Stellungen nördlich des Vaux-Teiches und gegen das JWerk.
Am 19. griff der Franzose jedoch seinerseits im Caillette-Wald an. Ge-
rüchte von einem Durchbruch des Feindes östlich des Douaumont liefen
um. Wegen der Ungeklärtheit der Lage und der Erschöpfung der an-
gegriffenen 21. I.D. wurde das für den 23. angesetzte Unternehmen auf
unbestimmte Zeit verschoben.
Erst am 1. Mai gab die Angriffsgruppe Ost Befehl für die Weiter-
führung der Operationen. Nach diesem sollten das X. R.K., dessen
General-Kommando inzwischen das des XVIII. A.K. abgelöst hatte, am
Vormittage des 7. Mai im Caillette-Wald und südlich Douaumont an-
greifen, am Abend desselben Tages das V. R.K. „in überraschendem
Sturm" Fort Baux und das JWerk nehmen. Am folgenden Tage war
Fortsetzung des Angriffs beider Korps geplant.
*) Die Gruppe hat mehrfach ihre Bezeichnung gewechselt, ursprünglich
„Angriffsgruppe Mudra", dann „Gruppe Ost", später „Angriffsgruppe Ost"
dann „Gruppe Lochow", schließlich „Gruppe Maas-Ost". Zur Vermeidung von
Mißverständnissen Ist sie im folgenden durchweg „Angriffsgruppe Ost" genannt.
**)Gliederung der Gruppe Banfi f. Anl. 1. Aus Platzmangel können
nicht die Kriegsgliederungen aller Formationen der Artillerie gebracht werden.
Es ist deshalb nur eine solche als charakteristisches Beispiel beigefügt.
76
Beratungen der höheren Stäbe.
Noch am Abend des 1. Mai begab sich Major v. Morsbach.
1. Gen.St.Offz. beim V. R.K., zur Angriffsgruppe Ost, um die Bedenken
des General-Kommandos gegen den Angriff auf Fort Vaux zur Sprache
zu bringen. Es sei kaum möglich, bereitgestellte Truppen bei Tage auf
dem Vaux-Berge einigermaßen gegen Feuer gedeckt unterzubringen.
Die Gruppe ließ diese Bedenken nicht gelten. Major v. Morsbach
machte den endgültigen Entschluß des General-Kommandos von einer
Besprechung mit den Generalstabsoffizieren der unterstellten Divisionen
abhängig und forderte nach Rückkehr diese zur Äußerung auf, ob Sturm-
truppen auf dem Vaux-Berge tagsüber unterzubringen feien. Major
Adolph, 39. I.D., bejahte es, da der Feind infolge der Rauchent-
Wicklung des eigenen Artilleriefeuers verminderte Beobachtungsfähigkeit
hätte. Ebenso erklärte Major L y n ck e r, 1. I.D., daß mit Rücksicht aus
die im Dioifionsabschnitt benötigte geringe Stärke der Angriffstruppe
— zwei Kompagnien — ihre Bereitstellung möglich sei. Das General-
kommando meldete nunmehr der Angriffsgruppe, daß gegen die Wahl
der Angriffszeit keine Bedenken mehr erhoben würden. Es blieb fomit
bei dem 7. Mai, und zwar sollten das X. R.K. um 11*° vorm., das
V. R.K. um 730abds. antreten.
Den beabsichtigten Angriff leitete eine Sonderbeschießung des Forts
Vaux ein. Erst einmal war, seitdem deutsche Truppen das Fort dicht
umspannten, versuchsweise allerschwerstes Kaliber gegen das Fort
eingesetzt gewesen. Am 1. Mai beschoß abermals ein Gamma (7)-
Mörser (42 cm) die Feste. Die vorderen Kompagnien zog man bis in
die Linie der Bereitschaften zurück. Rur 8./S3 hielt den Nordrand der
Damloup-Schlucht und ein Zug des J.R. 158 den äußersten rechten
Flügel des Divisionsabschnittes besetzt. Falls die Stellungsbesatzung das
Feuer nicht vertragen könnte und Einstellung des Schießens wünschte,
sollte sie an bestimmter Stelle weiße bengalische Feuer abbrennen, über
die Beschießung berichtet Oblt. Büllers, der Führer des Bereit-
schafts-Batls. J.R. 53:
„Mit Geheul fuhren die „Dicken" über uns hinweg und schlugen auf dem
Fort mit wahnsinnigem Krach ein. Gegen Mittag rief mich der Beobachter auf
Höhe 307 an, ob auch die Kompagnien vorn keinen Schaden erlitten; er be-
fürchtete, daß da vorn alles durch den Luftdruck vernichtet würde. Kurz daraus
kam eine Meldung desLts. Meyer zu Bexten. 8./S3: „Von der Beschießung
durch 42er ist nichts zu merken. Wann soll sie stattfinden?" — Der Beobachter
rief wieder an: „Die Franzosen hätten fluchtartig das Fort verlassen!" Ich
befahl, Patrouillen vorzusenden und, wenn möglich, das Fort zu besetzen. —
6° abds. rief nochmals der Beobachter an: „Meine Kompagnie hätte das Fort
Angrisfsvorbereitungen für den 7.S.
77
besetzt!" Trotz angestrengter Beobachtung hatte ich nichts davon gesehen. Ich sagte
ihm, er müsse sich wohl geirrt haben. — „Unmöglich!" war die Antwort. Klar-
heit war erst nach 1 % Stunden zu bekommen. Dann meldete Bexten, er wäre
überhaupt nicht vorgegangen. Eine Patrouille habe nach ein paar Schritten
Feuer erhalten und sei unverrichteter Dinge zurückgekommen."
Nach Beendigung der Beschießung gingen Infanterie- und Pionier-
Patrouillen vor. Lt. Wagner, l./Res.Pi. 20, stellte aus nächster Nähe
fest, daß vor dem rechten Schulterpunkt vom Hindernis nur noch ein-
zelne Pfähle standen, auf der Nordfront große Lücken im Verhau waren,
und daß auf der Ostfront am rechten Schulterpunkt der Graben breite
Breschen hatte.
Zahlreiche weitere Beobachtungen ergänzten an den folgenden
Tagen diese Erkundungen. Mit gleicher Sorgsamkeit wurden innerhalb
des V. R.K. alle sonstigen Vorbereitungen für den Angriffstag getroffen.
Eingehende Bestimmungen regelten die Tätigkeit der Artillerie. Alles
Erdenkliche geschah, Tag und Stunde des Sturms so lange wie möglich
oerborgen zu halten, damit der Gegner keine Kenntnis von dem deut-
schen Vorhaben erhielt.
Am 7. Mai standen im Abschnitt der 1. I.D., zwischen Fumin-
Schlucht und West-Sappe, als Sturmkompagnien die 6. und 7./41 dem
IWerk gegenüber bereit. Beim I.R. 158 war der Angriff dem III. Batl.,
Hptm. Kaiser, beim J.R. 53 dem II. Batl., Hptm. d. R. W i ch m a n n,
übertragen. Jedem Bataillon waren Stoßtrupps des Sturm-Batls.
Rohr und Flammenwerfer zugeteilt, ferner dem J.R. 158 die Pi.-
K. 100, dem J.R. 53 die Pi.K. 99. Fortbesatzung und Fortkommandant
waren bestimmt. Ja, sogar die Ausstattung des genommenen Werks
mit Proviant, Wasser, Hängematten und Karbidlampen war in den
Stäben durchdacht und die Heranschaffung vorbereitet worden.
In der Nacht vom 6./7. Mai rückten die Sturmtruppen in Stellung.
Schon hierbei wurden Teile durch heftiges feindliches Sperrfeuer zer-
sprengt. Gruppen verirrten sich in der Finsternis und fanden ihren Be-
reitstellungsplatz nicht. Ortsunkundige Abteilungen gelangten überhaupt
nicht zum Baux-Berg. In der anbrechenden Morgendämmerung ver-
suchte jeder noch schnell Anschluß an seine Truppe zu gewinnen, bevor
es ganz hell wurde. Dies gelang nicht, weshalb sich die Bewegung bei
Tageslicht fortsetzte, die dem Franzosen nunmehr auffallen mußte.
Heftiges Artilleriefeuer auf die fast ungeschützt in Granattrichtern und
flachen Grabenmulden bereitliegenden Sturmtruppen war die Folge.
78
Der Angriff am 7.5.wieder erfolglos.
Den Führern war es daher unmöglich, ihre Abteilungen bereitzustellen
und sie über die Sturmziele zu unterrichten.
Als mittags dann der Kampf des X. R.K. bei Fort Douaumont an-
hob, erschienen feindliche Flieger und zogen über dem Vaux-Berg in
niedriger Höhe unbehindert ihre Kreise. Die ZV. I.D. beantragte ver-
stärkte Abwehr durch deutsche Flieger. Ein zweites Kampfgeschwader
erhielt von der Angriffsgruppe Befehl, die Luftsperre zu verstärken.
Trotzdem blieb wegen der übermäßigen feindlichen Überlegenheit an
Luftstreitkräften die Wirkung dieser Abwehrmaßnahme gering. Von
3° nachm. an nahm der Feind die Bereitstellungsräume des J.R. 158
unter noch stärkeres Feuer. Die Verluste häuften sich und stellten das
ganze Unternehmen in Frage.
Am späten Nachmittag erschien der Chef des Gen.Stabes des Feld-
Heeres, General v. Falken Hayn, perfönlich auf dem Gefechtsstande
des V. R.K., um Augenzeuge der Eroberung des Forts Vaux zu fein.
Vom Gefechtsfelde war nichts zu sehen. Dicke Rauchschwaden wälzten
sich die Hänge des Vaux-Berges herab. Schließlich hagelte Trommel-
feuer auf die deutschen Stellungen und die Sturmtruppen. Der Feuer-
wirbel der Granaten zertrümmerte Unterstände sowie Erdlöcher und
begrub die Insassen unter brechendem Holz und stürzenden Erdmassen.
Je mehr die Leute den einschlagenden Geschaffen auszuweichen suchten^
um so mehr ging der Zusammenhang der Sturmabteilungen verloren.
Große Verwirrung richteten eigene Flammenwerfer an, die in Brand
gerieten. Geballte Ladungen und Brandröhren der Pioniere explo-
dierten und töteten oder verwundeten die Bedienung sowie in der Nähe
untergebrachte Mannschaften.
Als die Uhr 7°° abds. zeigte, konnte sich keines der drei beteiligten
Regimenter vom Fleck rühren. Wo Trupps sich dennoch zeigten, prasselte-
feindliches M.G.Feuer auf sie ein.
Bei J.R. 41 lagen in meist eingeebneten Gräben die Reste der Be-
satzung zwischen Verschütteten, Toten und Verwundeten. Niemand war-
zu ernstlichem Handeln fähig.
Hptm. Kaiser, J.R. 158, meldete schon nachmittags seinem Regi-
ments-Kommandeur, daß die Kompagnien völlig durcheinander feien,,
viele Verluste erlitten hätten und nicht in der Lage wären, zum Sturmi
anzutreten.
Vom J.R. 53 berichtet Oblt. V ü l l e r s, am 7. Führer der 6. Kp.^
„Zug Pohlich meiner Kompagnie lag in der vorderen Stellung, die beiden
anderen mit mir im Lindow-Stollen. Als ich mich nach vorn begeben wollte,.
Deutscherseits vorerst Zurückhaltung angeordnet. 79-
um meine Leute zum Sturm bereitzustellen, war wütendes Sperrfeuer aus
allen Kalibern. Die Granaten schlugen um mich ein, wie ich es bis dahin noch
nicht erlebt hatte. So rasch als möglich eilte ich mit meinen Meldern den Berg
hinan. Mir ging der Atem aus, ich duckte mich in Trichter, während die Ge-
schösse um uns einHieben. Aus allen Vieren krochen wir weiter. Endlich waren
wir oben.
In einem zum Platzen vollgestopften Unterstand fand ich Offiziere und
Mannschaften des Bataillons. Außer den Leuten, die in diesem Loch saßen,
hatten die 7. Komp. nur 6 bis 8 Mann, die 8. nur 13 Mann verfügbar.
Vfw. Pohlich meldete mir, nur 3 Mann seines Zuges seien zu finden. Seine
M.G. seien sämtlich verschüttet. Von IIL/158 bekam ich Meldung, daß auf eine
Beteiligung am Sturm nicht zu rechnen sei. Unter diesen Umständen wäre ein
solcher Wahnsinn gewesen. Ich befahl als Ältester, daß der Sturm unterbliebe.
Den Entschluß meldete ich dem Bataillon."
Dem Angriffstage hatten die unteren Truppenführer der 50. I.D.
mit Besorgnis entgegengesehen. Alle Dienststellen bis zur Brigade auf-
wärts hatten mehrfach ihre Bedenken zur Sprache gebracht, wie die
Ereignisse jetzt zeigten, mit Recht: denn die Voraussetzung für ein Ge-
lingen des Unternehmens war nicht erfüllt.
Der zeitlich vorausgehende Angriff des X. R.K., über dessen Ort,
Zeit und Stärke die Franzosen zudem durch Gefangenenaussagen genau
unterrichtet waren, brachte keinen Geländegewinn. Es blieben daher die
Beobachtung und Flankierung des Baux-Berges vom Eaillette-Walde
her bestehen. Nach dem Abweisen des Angriffs des X. R.K. schwenkte
der Franzose seine Geschütze gegen den Baux-Berg herum und schoß:
den dort drohenden Angriff der Deutschen zusammen. Die feindliche
Artillerie sollte durch Schießen mit dem neuen Grünkreuzgas nieder-
gehalten werden. Es war aber nur ein viel zu geringer Teil Gas-
munition rechtzeitig herzustellen gewesen, so daß die französischen Kano-
niere nur wenig behindert wurden. Alles dies zerbrach die Stoßkraft
der Sturmtruppe vorzeitig. Umsicht und Tatkraft des Gegners hatte
man unterschätzt.
Der Mißerfolg des 7. Mai machte ein Vorgehen der 1. I.D. bei Dorf
Vaux hinfällig. Der für den 8.5. geplante Angriff wurde abgesagt,
nachdem die Truppen bereits aufmarschiert waren. Ein Befehl des
Kronprinzen ordnete schließlich an, daß auf dem östlichen Maas-
Ufer vorerst größere Offensivunternehmungen zurückzustellen seien.
Diese Zurückhaltung beantwortete der Franzose damit, daß er-
seinerseits zum Angriff überging. Am 13. Mai begannen feine Ge-
schütze, den Douaumont zu bearbeiten. Auch der Vaux-Berg bekam»
seinen Teil, Am 22. schritt französische Infanterie zum Sturm gegen,.
80
Der Franzose geht zum Angriff über,
Fort Douaumont*). Um die Deutschen über seine Absichten irre zu
führen, machte der Feind zuvor südlich des Dorfes Vaux einen Vorstoß
gegen I.R. 41. Die Stellungen der 10./41 nördlich und der 9./41 östlich
des JWerkes lagen seit dem 21.5. abends unter schwerem Artilleriefeuer.
Am 22. Mai, 3™ morg., griff feindliche Infanterie an. Die 9., durch
blutige Verluste geschwächt, erlag dem Stoße. Der Franzose besetzte den
ganzen Abschnitt der Kompagnie einschließlich der West-Sappe. Der
Komp.Führer, Lt. Scheumann, fiel verwundet mit Mannschaften
seiner Kompagnie in Feindeshand. Der Rest der 9. unter Lt. d. R.
Hoch wurde zur westlich benachbarten 10. Kp. abgedrängt. Diese,
obwohl auch sehr zusammengeschmolzen, konnte den Angriff in der
Front abschlagen. Der Komp.Führer, Lt. K ä st n e r, wurde verwundet.
Das seitliche Eindringen des Feindes in den Abschnitt der 10. ver-
hinderte Lt. Hoch mit dem Rest der 9., rund 20 Mann. Heldenmütig
riegelte der kleine Trupp in zweistündigem Handgranatenkampf die
Stellung ab. Die Mehrzahl der Leute fiel; schließlich waren nur vier
nicht verwundet. Die Munition war verbraucht, doch der Kamps kam
zum Stehen.
Auf die Meldung des Führers des III./41, Hptm. v. B o r ch,
über das Vorgefallene entsandte der Regiments-Kommandeur die
6. Kp. Ihr Führer, Lt. d. R. S t o ß b e r g , versuchte 11° vorm. ver-
geblich, den Feind hinauszuwerfen. Als weitere Hilfe ward ein Zug
der 7. vorgeschickt. Mittags erhielt der Ordonnanz-Offizier des HL/41,
Lt. d. R. M e e r p o h l, Weisung, den Stand der Dinge zu erkunden.
Er fand in der Morre-Sappe Züge der 6. und 7., geführt von Unter-
offizieren, die ratlos der Lage gegenüberstanden. Er übernahm das Kom-
mando und verabredete mit dem auf der anderen Seite des Franzosen-
nestes befindlichen Lt. S t o ß b e r g Zeit und Art gemeinsamen Han-
delns. Gleiches geschah mit der benachbarten 1./158, in deren Abschnitt
ebenfalls Feind faß. 2° nachm. begann der Gegenstoß. Lt. M e e r p o h l,
an der Spitze eines Trupps auserwählter Leute, übersprang die vom
Feinde im Graben errichtete Sperre und schleuderte Handgranaten in
das besetzte Grabenstück. Auf der anderen Seite ging Lt. S t o ß b e r g
mit einem Zuge in gleicher Weise vor. 138er unter Lt. Ackermann
griffen die West-Sappe an. Der Feind leistete anfänglich Widerstand.
Das kraftvolle Auftreten der energisch geführten Stoßtrupps, ihr ziel-
bewußtes Zusammenarbeiten hatten die beabsichtigte Wirkung. Die
*) Vergl. Band 1 (9) „Douaumont" dieser Schriftfolge.
Der feindliche Ablenkungsversuch sehlgeschlagen. 31
nächsten Franzosen, eingeschüchtert, ergaben sich, die übrigen wichen im
Graben zurück. Von zwei Seiten gefaßt, wurden sie nach der Mitte zu-
sammengedrückt; eine Panik brach aus. Ein Teil des Feindes flüchtete
nach rückwärts, die übrigen gerieten in Gefangenschaft. Die verlorenen
Gräben wurden wiedergenommen, 2 Offiziere, 36 Mann gefangen,
6 M.G. erbeutet und die gefangen gewesenen 41er befreit, darunter
Lt. S ch e u m a n n. Von 1./158 wurde Lt. Ackermann schwer ver-
mundet*).
Am folgenden Morgen griffen die Franzosen die gleichen Gräben
erneut an, wurden aber abgewiesen. Damit fand das Ablenkungs-
unternehmen, das den Franzosen die Wiedereroberung des Douau-
monts erleichtern sollte, seinen erfolglosen Abschluß.
*) Der Kampf kostete J.R. 41: tot 2 Offiziere, 27 Mann; verwundet
2 Offiziere, 65 Mann; vermißt 1 Offizier, 41 Mann,
Verdun 1916. II. Tei!
III.
Die Bezwingung des Koris.
1. Die Vorbedingungen für den Sturm auf Aort vaux werden erfüllt.
1. I.D. am 1. Juni.
it dem 1. Juni begann ein neuer Abschnitt der Verdun-Schlacht.
Von jetzt ab führte die deutsche Heeresleitung wieder in breiten
Fronten angelegte Angriffe, ähnlich denen im Februar und im ersten
Märzdrittel. Dicht aufeinanderfolgende, mit aller Wucht fallende
Hammerschläge sollten das Tor der Festung doch noch endgültig
sprengen.
Einschneidende organisatorische Änderungen gehörten zur 23oi>
bereitung. Am 27.5. wurde der Bereich des Gen.Kdos. des XV. A.K.
dem Abschnitt der Angriffsgruppe Ost zugeteilt. Das Generalkommando
des V. R.K. schied aus, um wieder seine im Elsaß in Ruhe liegenden
Divisionen zu übernehmen. Die 1. I.D. trat zum X. R.K., die 50. I.D.
zum XV. A.K. Ende Mai unterstanden der A.Gr. Ost die Generalkom^
mandos des I. bayer. A.K., X. R.K. und XV. A.K.*).
*) Die diesen unterstellten Truppen gliederten sich im einzelnen, soweit sie
hier in Betracht kommen:
X. R.K. — 7. I.D. im Caillette-Wald! 1. I.D.: Gr.R. 1 am Südhange des Har-
daumont; J.R. 41 südlich Dorf Vaux: Reserve J.R. 43.
XV.2l.fi. — 50. I.D.: J.R, 158 Vaux-Kuppe Nord: J.R. 53 Vaux-Kuppe Ost;
Gr.R. 3 Weinberg-Höhe von Damloup: in Reserve Füs.R. 39. — 30. I.D.:
J.R. 105 Feuilla-Wald—Nationalstraße: J.R. 99 Wald von Moranville.
Angriffsvorbereitungen.
83
Nach dem Befehl des X. R.K. — Gen. d. Inf. K o s ch ; Chef des
Gen.St. Oberstlt. Hoffmann v. Waldau — erfolgte der beab-
sichtigte Angriff in zwei Abschnitten. Im ersten Teil sollten die 7. R.D.
den Caillette-Wald, die 1. I.D. den Fuß des Südhanges des Hardau-
mont gewinnen. Im zweiten Teil war von beiden Divisionen das
Baux-Tal zu durchschreiten. Der Sturm, ursprünglich für den 31. Mai
in Aussicht genommen, wurde wegen ungünstiger Witterung auf den
1. Juni verschoben. Damit dem Feinde nicht, wie am 7. Mai, die deut-
schen Absichten vorher verraten werden konnten, war die Sturmzeit
erst kurz vor dem festgesetzten Angriffsbeginn der Truppe bekannt-
zugeben. Am Tage zuvor begann die schwere Artillerie des Oberst
v. Behrendt (I. bayer. A.K.) und des Oberst N e u m a n n (X. R.K.)
das Zerstörungsschießen. Dem Sturm selbst ging unmittelbar ein zwei-
stündiges Wirkungsschießen voraus, das vom M.W.Batl. I, Major
Lothes, wirksam verstärkt wurde. Seine Werfer standen mit der
Masse in und hinter dem Zickzack-Graben auf dem Hardaumont. Das
nächstgelegene Angriffsziel des Gren.Regts. 1 (Kronprinz), Pariser-
und Dorotheen-Graben, beschossen die 3., Lt. d. R. Köhl, sowie die
4. Kp., Oblt. d. R. D ü r i n g, mit 2 schweren, 6 mittleren und 6 leichten
M.W. Gegen den Caillette-Wald wirkten die 1. Kp., Lt. d. R. W a r m -
b o l d und die 2. Kp., Lt. d. L. S t o l z e r, mit 2 schweren, 4mittleren
und 4 leichten M.W.
Generallt. v. Conta bestimmte für Ausführung des Angriffs im
Bereich seiner 1. I.D. nördlich des Baux-Tales das Gren.R. 1, südlich
ein Bataillon des I.R. 41.Die Sturminfanterie der Division unterstand
dem Genmaj. v. Wedel, Kdr. der 1. I.V.
Beim Regiment Kronprinz, Major Lange, standen am 1.8.
morgens das I. und II. Batl., 2. R./Pi 18 sowie vier Stoßtrupps des
Sturm-Batls. Rohr zum Angriff bereit und zwar: I. Batl., Major
Crufe, mit 2. im Zickzack-, 4. im Pariser-, 1. im Lanz- und 3. Kp.
im Mariannen-Graben: II. Batl., Hptm. d. R. v. C r e y tz mit 6. und
7. Kp. im zweiten Treffen im Pariser- und Cruse-Graben, mit 5.
in Dorf Baux, mit 8. und K 5. in Reserve in den Hardaumont-Werken.
Hier befand sich auch das ?.Bat!., Hptm. Feige.
6°° morg. begann das Trommelfeuer der deutschen Artillerie, den
Feind wirksam einzudecken. Zweimal wurden Gasschietzen eingelegt.
—39. I.D.: I.R. 172 westlich Moranville; I.R. 143 bei Blande; I.R. 132 im
Chabotte-Walde. — Sorpsreserve: I.R. 126 und bayer. R.J.R. IS.
6«
84
I./Gren.Regt. 1 stürmt.
Das Krachen der in der nahen feindlichen Stellung einschlagenden
deutschen Minen gellte den Grenadieren derart in die Ohren, daß das
Erwiderungsfeuer der französischen Artillerie kaum wahrzunehmen
war. Pulverqualm zwang, Gasmasken aufzusetzen. Nach zweistündiger
Beschießung liefen die ersten Franzosen über, andere kamen wie ge-
hetztes Wild hinterher. Dieses Zeichen sichtlicher Erschütterung belebte
die Geister der des Angriffszeichens harrenden Grenadiere.
Zur Sturmzeit, 9™ vorm., stürzte Lt. Härder mit den Sturm-
trupps der 4./Gren. 1 auf den feindlichen Sappenkopf zu. Einzelne
Schüsse, hastig geworfene Handgranaten kamen von dort. Lt. Härder
schleuderte seinerseits eine Handgranate geschickt zwischen die Verteidiger;
Sturmtrupps drangen in den französischen Graben. Die nachfolgende
Kompagnie unter Lt. d. R. Voigt rollte ihn auf. Zunächst gab es
kaum Widerstand, da die deutschen Minen böse gehaust hatten. Der
Graben bot ein Bild grauenhafter Verwüstung.
Die Kompagnie Voigt stieß bereits auf Leute der 2. Kp., da
bei aller Fixigkeit Lt. Härder doch einen Aufenthalt vor dem fran-
zöfischen Sappenkopf gehabt hatte. In dieser Zeit war die 2. Kp.»
in drei Wellen gegliedert, vom Zickzack-Graben kommend, den Hang
des Hardaumont hinuntergestürmt, trotz heftigen M.G.Feuers vom
Caillette-Walde her, in einem einzigen Sprunge die 300 m bis an den
feindlichen Graben heran, vorweg der Komp.Führer, Lt. Schultze.
Unverzüglich sprang dieser, da etliche Franzosen bereits die Hände
hoben, mitten unter sie und war so der erste in der feindlichen Stel-
lung. Der größte Teil seiner Kompagnie hatte sich zunächst außerhalb
des Grabens niedergeworfen und mit Gewehr und Handgranate den
Kampf aufgenommen. Als aber Lt. Schultze den Feind mit Hand-
granaten aufzurollen begann, stürzte auch feine Kompagnie vollends
in den Graben. Diesen säuberten 2. und 4.nun gemeinsam. Obwohl
der Franzose aus rückwärtigen Stellungen das Vordrängen der Kom-
pagnien aufzuhalten suchte, gewannen diese, über Leichen und Ver-
wundete hinwegschreitend, die Talsohle der Briten-Schlucht*). Die
4. Kp.. blieb als Rückhalt im Pariser-Graben, die 2. stieß in der
Briten-Schlucht südwärts vor und erreichte gegen 10--° vorm. den
Bahndamm, wo der Anschluß an R.I.R. 66 der gleichfalls erfolgreich
im Caillette-Walde vordringenden 7. R.D. gewonnen wurde. Auch die
I./Gren. 1, Lt. v. Werder, nahm ohne wesentliche Verluste den gegen-
überliegenden feindlichen Graben sowie den nach dem Vaux-Teich hin-
*) Hierbei wurde Lt. Schultze verwundet
Schwere Verluste bei ll./Gren.Regt. 1.
85
abführenden Laufgraben. 10° vorm. erreichte sie den Bahndamm und
hob die an der Wegeunterführung eingebauten Unterstände aus, in
denen sie zwei M.G. erbeutete.
Während so der rechte Flügel des Regiments Kronprinz seine Auf-
gäbe glatt löste, gelang dies dem linken nicht ohne weiteres. Der steil zum
Vaux-Bach hinunterlaufende Mariannen-Graben konnte von Südosten
her eingesehen werden, so daß schon die Vereitstellung der Sturmtruppe
hier unter Feuer lag. Als die 3. Kp. um 9'° vorm. vorbrach, erlitt sie
durch M.G.Feuer vom Vaux-Berge her schwere Verluste. Fast die
halbe Kompagnie blieb beim ersten Anlauf auf der Strecke, darunter
der verwundete Komp.Führer, Lt. d. R. (Siefer. Die im Cruse-
Graben wartende 6. Kp., Lt. d. R. Freitag, war genötigt, der
3. beizuspringen, ebenso schließlich auch die 7. Kp. unter Lt. d. R.
I u r g e l e i t. Vorzügliche Arbeit leistete hier einer der Rohr'schen
Sturmtrupps. Den Graben des Gegners deckten zwei Reihen unter-
einander verbundener Drahtwalzen. Im feindlichen M.G.Feuer lief der
Trupp vor, warf sich vor dem Hindernis nieder und überschüttete den
Graben mit Handgranaten. Zwei Pioniere rissen sogar stehend den
Draht auseinander. Schließlich erreichten auch die stark durcheinander-
gekommene 3., 6. und 7. Kp. den Bahndamm, z. T. erst nach er-
bittertem Nahkampf, wobei u. a. die Führer der 6. und 7. verwundet
wurden. Die Reserven hatten ebenfalls erhebliche Verluste.
Damals waren sich die Grenadiere nicht klar, woher dieses ver-
nichtende M.G.Feuer stammte. Heute wissen wir es von dem fran-
zöfischen Major Raynal, dem Kommandanten des Forts Vaux, der
in feinem später veröffentlichten Tagebuche*) unterm 1.6. berichtet:
„Die 1®. der linken Zwischenraumstreiche beschießen die Truppen der
1. I.D. Ein M.G. ist auf einen vom Hardaumont nach dem Vaux-Tale herab-
führenden Lausgraben eingerichtet. Dieser füllt sich mit Leichen, so daß die Nach-
kommenden gezwungen sind, herauszusteigen und einen Bogen um die Stelle
zu machen.
2309 in von uns gräbt sich der Deutsche ein. Auf äußerster Schußweite
schießen unsere M.G., sie sind unsichtbar. Die grauen Erdarbeiter werfen sich
hin. Einige bleiben stehen und schauen sich um, woher der Tod kommt. Doch
unerschütterlich setzt der Feind feine Arbeit fort. Wie auch der erhaltene Befehl
lauten möge, der Deutsche führt ihn aus, selbst wenn es sicher ist, daß er dabei
füllt. Man mutz zugeben, er ist ein furchterregender Soldat."
Während die 3., 6. und 7. Kp. doch noch ihr Ziel erreichten,
gelang dies der im Dorfe Vaux stehenden Sturmabteilung überhaupt
*) Journal du commandant Raynal,
86
Schwieriger Übergang über den Vaux-Damm.
nicht. Dort wartete die 14 5. unter Lt. d. R. Helfen st eller mit zu-
geteilten Pionieren, um sogleich den Vaux-Damm zu besetzen. Bereits
in den Nachtstunden verwundeten Granaten und Minen 26 Mann der
Abteilung. Verhängnisvoll wurde das Gas. Nicht nur schössen die
Franzosen mit Gas, auch die Wolken deutscher Gasgranaten und deut-
scher Gasminen wälzten sich von den Hängen des Fumin und aus der
Briten-Schlucht in das Tal. Die Abteilung Helfenfteller wurde voll-
kommen lahmgelegt, sie verlor vier Gastote, der Rest war mehr oder
minder erkrankt.
Zwischen 10 und 10so vorm. waren die Kronprinz-Grenadiere im
Besitz der Bahndammlinie zwischen Kolben-Wald und Dorf Vaux.
Drüben lag das Werk R 3*), das allen deutschen Angriffen bisher übel
mitgespielt hatte. Die Beseitigung dieser Flankierung verdankte das
Gren.R. 3 zum großen Teil dem Sturm-Bataillon Rohr, das der
1. I.D. zwei 10,3 om-Gebirgshaubitzen zur Verfügung gestellt hatte.
Deren Führer, Lt. d. R. Dalberg, brachte die Geschütze auf dem
Höhenrücken zwischen dem Hardaumont und Dieppe in Stellung, aus
der sie zwei Minuten vor Sturmbeginn Feuer auf R 3 eröffneten. Mit
150 Schuß Schnellfeuer wurde das Werk in einer Viertelstunde zugedeckt.
Nach dem Angriffsbefehl sollte um 11° vorm. das Vaux-Tal durch-
schritten und der Nordrand des Fumin von Gren.R. 1 und J.R. 41 ge-
meinfam erreicht werden. Als die ersten Gruppen der Grenadiere sich
über den Vaux-Damm, den einzigen Übergang über das versumpfte
Vaux-Tal, drängen, schlägt wütendes M.G.Feuer in den Menschen-
Haufen. Getroffene stürzen, die übrigen flüchten in die nächsten
Deckungen.
Deutsche, im Pariser-Graben rasch eingebaute Maschinengewehrs
versuchen, die feindlichen M.G., soweit erkannt, niederzuhalten. Wäh-
renddem rennt im Tal einer nach dem anderen über den Damm. Lang-
sam und tropfenweise bildet sich am Steilabhange des Fumin eine
Schützenlinie. Ohne Verluste ging das nicht ab. Stunden dauerte es, bis
auf dem Fumin sich eine nennenswerte Gefechtskraft gesammelt hatte.
Als dann die erste schwache Schützenlinie der Grenadiere gegen 12»
mittags den Fumin erstieg, hatte J.R. 41 dort die Hauptarbeit bereits
getan.
*)Die Franzosen bezeichneten die Jnfanteriewerke am Ostrande des Fumin
mit R (Retranchement)und den Nr. 1, 2,3, welche Bezeichnungen hinfort auch
in dieser Darstellung gebraucht werden.
J.R. 41 dringt aus dem Fumin vor.
87
Beim ersten Teil des Angriffs waren die 41er Zuschauer gewesen.
Beim zweiten Teil sollten sie die Werke R2 und R3 von Osten an-
greifen. Mit dieser Aufgabe betraute Oberst Transfeldt das
II. Batl., Major Schulz. Die 7. Kp., Lt. d. R. Dörfler, stellte
drei Sturmtrupps zu je 40 Mann und einer Pioniergruppe im Jäger-
und Siebener-Graben bereit. 8./4I, Lt. d. R. Sacks, sollte der 7./41
-als zweite Staffel folgen. In der alten Stellung des Regiments blieben
11., 5. und 6. Kp. als Reserve zurück.
Zur befohlenen Zeit brechen 7. und 8./41 vor. Aus dem IWerk R1
schlägt ihnen starkes Feuer in die linke Flanke. Mit dem Komp.Führer
der 7., Lt. d. R. D ö r f l e r, fallen viele seiner Getreuen. Um so eiliger
suchen die übrigen die Fumin-Schlucht zu durchschreiten. Die stark zer-
schossenen Werke R2 und R3 fallen im ersten Anlauf-, II'-'" vorm. ist
das Angriffsziel erreicht.
Angespornt durch den Erfolg, steigen Gruppen der 8. Kp. den
Fumin hinauf. Ein kleiner Trupp, dabei der verwundete Lt. d. R.
Sacks und Fähnrich M a l u e, dringt 11™ vorm. in das IWerk 312
ein und steht unvermutet Franzosen gegenüber. Da Unterstützung nicht
nachfolgt, werden Lt. Sacks und feine vier Begleiter vom Feinde für
gefangen erklärt.
Die Franzosen im IWerk 512 benahmen sich gegen ihre Ge-
fangenen zuvorkommend. Der verwundete deutsche Offizier wurde sorg-
-fältig verbunden. Im übrigen warteten sie ergeben auf die weitere Eni-
wicklung der Dinge. Fähnrich M a l u e erlaubte sich, als die Kronprinz-
Grenadiere nahten, keck, wie ein Fähnrich zu fein pflegt, hinter dem
Rücken der Franzosen, den herankommenden Landsleuten mit seinem
auf eine Stange gesteckten Helm Zeichen zu geben.
Gegen 12° mittags war die ungefähre Linie IWerk 512—R 2—
Siebener-Graben von J.R. 41 erreicht. Diese Linie in der Fumin-
Schlucht besetzt zu halten und auszubauen, erwies sich als unmöglich.
Die Maschinengewehre des R 1 beherrschten sie vollständig und unter-
banden dort jede Bewegung.
Mittags erhielt deshalb J.R. 41 Befehl zum Angriff auf R 1. Nach
vorherigem Wirkungsfeuer der schweren Artillerie sollten 5°° nachm.
die 5./41, Lt. d. R. N i e s w a n d t, und 6./41, Lt. d. R. S t o ß b e r g,
stürmen. Die Ausgangsstellung der 41er lag aber unter heftigem Ar-
Merie- und Minenfeuer. Die Kompagnien, deren Führer beide schwer
verwundet wurden, erlitten so starke Verluste, daß der Angriff nicht
zur Durchführung kam.
88
IWerk 512 genommen.
Als die 41er ihre Angriffsziele im Fumin erreicht hatten, schauten
sie zunächst vergeblich nach dem Gren.R. 1 aus, das sich mit dem über-
gang über den Vaux-Damm abquälte. Die Sturmkompagnien der Grena-
diere waren schon sehr geschwächt. Major C r u s e, der Führer der
vorderen Angriffslinie, zog deshalb die 8. Kp., Lt. d. R. S ch r e n k,
und 11. Kp., Lt. d. R. Mittelstrah, sowie den Rest der 5. Kp.
vor und schob sie nach dem Fumin hinüber. Etwa 4° nachm. hatte eine
aus fast allen Kompagnien des Regiments zusammengewürfelte
Schützenlinie, in der Lt. o. Werder (l./l) und Lt. d. R. K ö t t e r
(3./1) die Führenden waren, eine Stellung westlich des R3, also in
Höhe der 41er, erreicht. 4™ traf ein Befehl des Majors C r u s e ein, die
Kampflinie des Regiments bis in Höhe des JWerks 512 vorzutragen.
Um 5° nachm. ging es glatt den Fumin hinauf. Auf den Sturmtrupp
des Lts. F r h r. v. d. Goltz (l./l), der genau die Richtung auf
IWerk 512 nahm, fiel kein Schuß. Der Offizier stand bereits vor dem
Bau, als plötzlich M.G.Feuer herausspritzte und Handgranaten krachten.
Ohne Zögern griff Lt. v. d. Goltz persönlich energisch mit Hand-
granaten an. Im Umsehen waren die Franzosen in die Eingänge zu-
rückgedrängt und mußten sich ergeben. Die Überraschung der Grena-
diere war nicht schlecht, als die Menge der Herausschreitenden schier
kein Ende nehmen wollte; 4 Offiziere und 8l) Mann wurden gezählt.
4 M.G. erbeutet und die fünf vorher dort gefangenen 41er befreit.
Die 1. I.D., ebenso die 7. R.D., die gleichzeitig den so lange un-
entschieden umstrittenen Caillette-Wald erstürmt und im Chapitre den
Südrand der Baux-Schlucht gewonnen hatte, hatten ihre Kampfauf-
gaben glänzend gelöst. Musterhaft und wirksam war die Feuervor-
bereitung durch die schwere und die Feldartillerie. Auf richtigen Platz
gestellt und sachgemäß verwendet, hatte auch das M.W.Batl. I*) wesent-
lich dazu beigetragen, der Infanterie den Weg zu bahnen. Die Tages-
befehle aller Kommandobehörden sprachen den beteiligten Truppen hohe
Anerkennung aus. Das wichtigste aber war, daß die Flankierung des
Vaux-Berges vom Fumin, vom Südhangs des Hardaumont und aus
dem Caillette-Walde, die bisher jeden Sturmversuch gegen Fort Vaux
zum Scheitern gebracht hatte, beseitigt war.
*)Der Batls.Kdr., Major Lothes, wurde nach Schluß des Gefechts
verwundet und starb im Feldlazarett.
Zur Vorgeschichte des Sturmbesehls.
88
2.vom Eindringen in das Fort bis zur Kapitulation der Besatzung.
50. I.D. vom 2. bis 7. Juni.
Vgl. Karte 1 und Skizze 1.
Zur Entstehung des den Sturm auf Fort Vaux für den 2.6. früh
anordnenden Befehls berichtet Genmaj. Weber, Kdr. der 100.S.S.:
„Am 1.6. vorm. bestellte General v. Deimling den Divisions-, den Ar-
tillerie-Brigade-Kommandeur und mich auf seinen Gefechtsstand. Er äußerte, es
sei der Augenblick zum Sturme aus das Fort gekommen. Er richtete an uns
die Frage, wann der Angriff ausführbar sei. Ich antwortete, da der Sturm
überraschend vor sich gehen sollte, Artillerie erst in zweiter Linie in Betracht
käme, mühten zunächst die vorn liegenden Bataillone 53 und 158 durch frische
Bataillone abgelöst werden. Es seien ferner Pioniere bereitzustellen und mit
entsprechendem Gerät auszurüsten. Der Sturm könne am 5. Juni, wie vorge-
sehen, ausgeführt werden, früher aber nicht.
General v. Engelbrechten trat dieser Ansicht bei. General v. Deim-
ling entschied: „Also: am 5. früh!"
Es kam jedoch anders. Der Verbindungsoffizier des XV. A.K. beim
X. R.K., Hptm. v. Guretzky, sandte im Laufe des Tages dauernd
günstige Nachrichten über den Kampfverlauf bei der 2. bayer.
I.D., der 7. R.D. und 1. I.D. Um Mittag meldete er, daß die Werke
am Nordende des Fumin genommen feien, später, daß die 1. I.D. noch
weiter vorzudringen beabsichtige. Er schloß: „1. I.D. regt an, daß
XV. A.K. mitmacht". Die Gelegenheit schien günstig, den Sturm auf
das Fort Vaux zu wagen, bevor der Franzose sein ins Wanken ge-
kommenes Verteidigungssystem wieder zu stützen und neu zu ordnen
vermochte. Der Gegner benahm sich am 1.6. vor der Front des XV. A.K.
durchaus zurückhaltend, unvermutete Unternehmungen seinerseits waren
kaum zu befürchten.
6*° nachm. fanden die vom X. R.K. übermittelten Nachrichten ihre
letzte Bestätigung. Darauf holte General v. Deimling — Chef des
Gen.St. Oberstlt. v. Pommer-Esche (bis 11.6.16) — persönlich am
Fernsprecher die Einwilligung der A.Gr. Ost und des A.O.K. 5zum
Angriff des XV. A.K. schon am folgenden Tage ein. Die Genehmigung
wurde erteilt. Der Würfel war gefallen.
„Am 1.6. gegen 7°abds. rief mich General v. Deimling an: „Morgen
früh um 4°wird Fort Vaux gestürmt!" — Ich glaubte mich verhört zu haben
und erwiderte: „Jawohl, am 5.1 Wie Exzellenz befohlen haben." — „Nein,
hören Sie doch: Morgen früh um 4°!" Mein Einwand, das fei nicht ausführbar,
wies v. D. zurück.
Ich meldete den Vorgang sofort durch Fernsprecher der Division und erhielt
die Antwort, der Division sei nichts bekannt; ich müßte mich wohl verhört haben.
90
Hastige Angriffsvorbereitungen der Infanterie.
Kurz darauf teilte die Division mit, Exzellenz v. Deimling habe tat-
sächlich den Sturm, trotz aller Gegenvorhaltungen der Division, auf den 2.früh
befohlen. Befehle der Division würden folgen.
Ich sagte mir, daß alles darauf ankäme, den Regimentern sofort die Be-
fehle zugehen zu lassen, da sonst überhaupt nicht damit zu rechnen sei, daß sie
noch rechtzeitig nach vorn kämen.
Ich gab daher den von mir vorbereiteten Sturmbefehl sofort aus. Der
Befehl der Division, der in einzelnen Punkten abwich, traf erst gegen 10° abds.
bei der Brigade ein. Ich habe ihn überhaupt nicht weitergegeben, um keine Wer-
wirrung anzurichten." (Genmaj. Weber, 100. I.B.)
Der Befehl des Generals Weber bezeichnete in Übereinstimmung
mit dem des Generalkommandos als nächstes Angriffsziel: Nordrand
des Großen Steinbruchs zwischen Fumin und Berg-Wald—Battr. s. süd-
westlich Fort Vaux—Nordrand der Damloup-Schlucht. Für Bereit-
stellung und Gliederung der Sturmtruppen sei der für den 7. Mai er-
gangene Befehl*) maßgebend. J.R. 1ö8 und J.R. 33 sollten gleichzeitig
vorbrechen.
Die kurze Frist, die bis zum Beginn des Angriffs blieb, löste nun
doch bei allen Stellen, die es anging, große Überraschung aus. In
größter Hast mußten alle Vorbereitungen getroffen werden. Mit
einigem Herzklopfen sahen Regiments- und Vataillons-Kommandeure
dem kommenden Morgen entgegen.
Die Zeiten der Ausgabe der Befehle bei den einzelnen Kommando-
stellen müssen im Auge behalten werden, um zu der Entwicklung und
Verwicklung der Ereignisse auf dem Vaux-Berg in den nächsten Tagen
die richtige Stellung zu finden. Der schriftliche Angriffsbefehl des
XV. A.K. ist von 7°° abds., der der 50. I.D. von 9" abds., jener der
100. J.B. von 8*° abds. datiert.
Das J.R. 1-58 erreichte der erste mündliche Befehl der Brigade um
8° abds. Die auf dem Hardaumont in Bereitschaft liegende 3. und
4/158 wurden hiervon telephonisch kurz benachrichtigt. Die schriftlichen
Befehle des Regiments-Kommandeurs, Major Kühl, trafen am 2.6.,
2°° morg., bei dem auf dem Vaux-Berge liegenden Kommandeur des
Stellungs-Bataillons ein.
J.R. 53 gab den Sturmbefehl 830 abds. an seine Bataillone weiter.
Der Regiments-Kommandeur, Major v. T r o i l o, begab sich sodann
persönlich nach dem Gd. Ch6na, wo er 10™ abds. alle Maßnahmen mit
dem Kommandeur des Sturm-Bataillons mündlich besprechen konnte.
Über die Grundzüge des Angriffs gegen Fort Vaux waren sich die
*) Bergt. S. 75—77.
Die Artillerievorbereitung.
91
Kommandostellen längst einig. Wohl übte aber die Überstürzung, mit
der alle Maßnahmen getroffen werden mußten, ihre Rückwirkung auf
den Gang der Ereignisse aus.
Die Artillerie-Vorbereitung des Angriffs erfolgte nach den Be-
fehlen des Genmaj. Pohl. Das Wirkungsschießen sollte die ganze Nacht
anhalten. Fort Vaux wurde durch schwere Feldhaubitzen und Mörser
des Oberst Neumann, X. R.K., beschossen. Die leichten Feldhaubitzen
der 1. und 50. Fa.Brig. hatten die Anschlußgräben nordwestlich des
Forts zum Ziel. Regiment Schmidt feuerte auf die Anlagen am Nord-
weftrande des Berg-Waldes, Regiment Keller auf Battr. a westlich und
die Anlagen südlich des Forts, Regiment Rosenberger auf Damloup
und den Damloup-Rücken bis zum Laufee-Wald. Die 50. Fa.Brig. hielt
die zum Fumin und aus der Tavannes-Schlucht heranführenden feind-
lichen Laufgräben, die 3V. Fa.Brig. die Jnfanteriestellungen auf dem
Damloup-Rücken und der Lauföe-Hochfläche nieder. Alle für die vor-
stehenden Aufgaben nicht beanspruchten Kräfte der Feld- und Fuß-
artillerie übernahmen die Bekämpfung der feindlichen Artillerie. Die
Tavannes-Schlucht hatte Regiment Keller von 3° vorm. ab zu ver-
gasen.
Sturmzeit der Infanterie 4°vorm.! 11 Minuten später gab die
Artillerie Fort und nächste Umgebung frei. Ihr Feuer legte sich dann
auf das Gelände unmittelbar südwestlich des Forts, von wo es in
Sprüngen von 100 m alle vier Minuten weiter vorverlegt werden
sollte, bis es im Nordteil des Berg-Waldes und am Südhange der
Damloup-Schlucht zunächst liegenblieb.
Major v. T r o i l o, J.R. 53, hatte als Sturmtruppe*) das I. Batl.,
*) Verteilung der Infanterie und Pioniere der 50. I.D.
am 2.6.16, 4° morg.
50. I.D. Gefechtsstand Höhe 232, 1 km nördlich Gincrcy
100. J.B.
Gren.R. 3
Fcuilla-HShe »«"«•
I./3.
4./105, 2., 3.,4,1.,
3./105. 12.
Nobras Dieppe
?II./3(ohne12.) II./3
Morgemoulin
IL/143
„ 307.
J.R. 53
Reqts.St. Gd. Chäna
Vaux-Berg links
I.
2., 1., 3., 4.,
10, 9.
Bahndamm
St. III., 11., 12.
Gd. Chöna
II., J.Pi.K. 53
J.R. 158
Regis.St. Höhe 307
Vaux-Berg rechts
3., 1., 4., 2.,
12., 10.
Hardaumont
St. III., 9., 11.
Gd. Chöna
II., J.Pi.K. 158
92
I./S3. sprungbereit.
Hptm. Sandkuhl, bestimmt. Zu ihm traten je ein Zug der Pi.-
K. 99 und der 2./Pi. 2V. I./53 löste in der Nacht vom 1./2.6. das
in Stellung befindliche II. Batl., Major Eckert, ab, das als Regi-
mentsreserve in den Chöna-Wald zurückging. Ebendorthin rückte von
Höhe 319 das III. Batl., Hptm. d. R. B r i x i u s, dessen 9. und
19. Kp. nach Sturmbeginn die verlassene Ausgangsstellung zu besetzen
hatten, während 11. und 12. Kp. zunächst am Bahndamm beim La
Plume-Wäldchen sich bereit legten.
Hptm. S a n d k u h l gab seinen Kompagnien folgende Aufträge:
„Rechts 4. Kp.., Lt. d. R. E w e r t, dringt über rechten Schulterpunkt in das
Fort ein;
Mitte rechts 3. Kp., Lt. d. R. S)a o s e, stößt an der Ostseite des Forts vorbei
zwischen Fort und Anschluß-Batterie hindurch und sucht hier Verbindung
mit J.R. 158;
Mitte links 1. Kp., Lt. d. R. K l ö v e k o r n, nimmt die Anschluß-Batterie;
Links 2. Kp., Lt. d. R. Greulich, rollt Gräben nördlich Damloup-Schlncht
auf."
Von der Pi.K. 99 arbeitete in der Nacht vom 1./2.6. ein Zug
in der Stellung der 53er. Er bekam vom Komp.Führer, Lt. d. R.
Frolley, Befehl, als Sturmpioniere zu I./53 zu stoßen. Der Zug
wurde schleunigst gesammelt, aber erst kurz vor der Sturmzeit fand der
Führer den Bataillons-Kommandeur der S3er. Ein zweiter Zug der
Pi.K. 99 unter Lt. Köhn legte sich am Hange des Vaux-Berges
bereit. Beide Züge, ebenso der zugeteilte der 2./Pi. 29 unter V F.
Stadtfeldt, hatten keinerlei technische Ausrüstung für den Kampf
um das Fort.
Unter dem im Laufe der Nacht zunehmenden Feuer der feindlichen
Artillerie litten die am Nordhange des Vaux-Berges beim Lindow-
Stollen eingebauten Werfer der M.W.K. 39, unter Lt. d. R. B o l l -
weg, schwer. Ihrer zehn wurden verschüttet. Bei Beginn des Sturmes
war kein einziger schußbereit. Erst von 4°° vorm. ab griffen sie nach und
nach wieder in den Kampf ein und verstärkten das auf den Gräben
westlich des Forts liegende Sperrfeuer der Artillerie.
Pioniere tzugweiie bei den Regimentern eingesetzt)
Kdr. der Pioniere der 80. I.D. Hpim. Lindow, II./Pi. 20
3./Pi.20 Pi.K. 99 Pi.K. 286 sv. d. 1.J D.)
2./Pi. 20 I.R/Pi. 20
2.R./Pi. 16 (b. d. 1. I.D.) Pi.K. 100
Zur Verfügung der SO. I.D.
Füs Regt. 39 in zweiter Stellung westlich Dieppe mit 9., 10. Kp.! im Baty-Walde
I., II.. III. söhne 9,, 10,)
Kampf auf dem gortglacis.
93
346 vorm. stand I./53 trotz aller durch den überraschenden Angriffs-
befehl entstandenen Hemmnisse zum Sturm bereit. Es dämmerte im
Osten. Schon hob sich der Vaux-Berg als dunkler Schatten vom heller
getönten Himmel ab, da donnerten nochmals die deutschen Geschütze im
Trommelfeuer gegen das Fort und Umgebung. Ahnungslos saß der
Franzmann in seinen Kasematten, hörte dumpf die Schläge der Gra-
naten über sich und glaubte, auch diesmal kein Aufhebens von dem Ge-
schieße machen zu brauchen, denn schon drei Monate berannte der
„Boche" die Feste ohne Erfolg.
Aus den deutschen Gräben heben sich Reihen dunkler Schatten. Vor-
weg Stoßtrupps, dahinter die Kompagnien des I./53, jede in drei
Wellen, in kurzen Abständen einander folgend. Vor ihnen schlagen
noch dauernd Granaten ein. Splitter surren den Schützen um die
Köpfe. Da dröhnen dumpf Handgranaten: die Vordersten sind dem
Franzosen an der Gurgel, die Überraschung ist gelungen! Als feind-
liches Sperrfeuer anhebt, haben die 33er feine Zone bereits durch-
laufen.
Die 4./53 stößt im Glacis des rechten Schulterpunktes auf einen
vom Feinde besetzten Graben. Kurzer heftiger Kampf! Handgranaten
und Bajonett ringen die Besatzung nieder: drei französische Maschinen-
gewehre, von der Bedienung auf die Brustwehr geworfen, werden, bevor
sie zum Feuern kommen, von den Unteroffizieren S ch u g t und M a d e r
unschädlich gemacht. Ein Trupp der 4. klettert durch Breschen der zer-
schossenen äußeren Grabenwand in den Fortgraben. Plötzlich knattern
Maschinengewehre, auch ein Geschütz speit Feuer: Die nördliche Graben-
streiche ist lebendig geworden und fegt den Frontgraben leer. Etliche
Angreifer winden sich getroffen im Schutt, die Mehrzahl sucht im Glacis
in Granatlöchern Deckung. Auch am östlichen Schulterpunkt regt sich
feindliche Besatzung: ein Maschinengewehr bestreicht von dort das
Glacis. Vom Damloup-Rücken knattert ebenfalls M.G.Feuer herüber.
Manchen Tapferen ereilt das tückische Geschoß. Sämtliche Zugführer
sind binnen kurzem ausgefallen, der Komp.Führer, Lt. d. R. Ewert,
wird ebenfalls verwundet.
Links neben der 4. stürmt die 3. Kp. unter Lt. H a a s e s schnei-
diger Führung rücksichtslos ihrem Ziel entgegen. Im Gewirr der Gra-
nattrichter kommt sie auseinander. Ein Trupp unter V.F. Lüns-
dorf turnt als erster durch den rechten Flankengraben aus den Ober-
bau des Forts. Der größere Teil der Kompagnie trifft überhaupt nicht
auf Feind. Man findet nur ein paar verwundete Franzosen, die von
94
53er die ersten aus dem Fortkern.
den biederen Westfalen aus ihrer Feldflasche gelabt werden. Lt. Haase
erreicht eine Linie etwa 250 m hinter dem Fort: Von den Pader-
bornern nichts zu sehn. Kein Anschluß rechts und links! Er geht deshalb
mit den bei ihm befindlichen Leuten eine Strecke zurück, sich westlich
haltend, in der Hoffnung, 158er anzutreffen. Immer heller wird es;
schon knallen Schüsse vom Fort herüber und zwingen, Deckung zu suchen.
Was sich um den tapferen Führer geschart hat, liegt nun festgenagelt
in Granatlöchern in der Nähe der Westecke des Forts. Aus den Fenstern
der Kehlkaserne schießen die Franzosen auf jeden sich Bewegenden; einige
fallen im Laufe des Tages. Um die Abteilung herum schlagen bald auch
Granaten ein, sowohl der feindlichen, mehr noch der eigenen Artillerie.
Einen harten, langen Tag müssen die Braven aushalten. Zuletzt ver-
wundet den Lt. H a a s e ein Geschoß aus dem Fort. Erst im Abenddunkel
gewinnt er mit seinen Getreuen wieder Anschluß an das Bataillon.
Auch die 1. Kp. war beim Vorgehen in der Morgendämmerung
zerflattert. Ein Stoßtrupp unter Fähnrich E h l e erreichte die Anschluß-
Batterie und nahm mit den noch in deren Unterständen liegenden Fran-
zosen den Kampf auf. Er konnte sich jedoch nicht behaupten, da keine
Unterstützung folgte. Ein Teil der 1. unter Lt. Klövekorn stieß
an der Batterie vorbei, fand nirgends Anlehnung und blieb schließlich
hinter der Kehle des Forts liegen. Ein anderer Teil unter O.St. Scholl
und V.F. Kappelt wandte sich dem Fort selbst zu und drang über
den Kehlgraben auf die Fortkuppe, fast gleichzeitig mit dem bereits
erwähnten Trupp Künsdorf der 3. Kp. Kaum waren sie oben, als die
Revolverkanone der Kehlgrabenstreiche loswetterte.
Etwas später gelangte auch noch Lt. d. R. Kiel mit etwa
4t) Mann der 1. und 4. Kp. über den östlichen Flankengraben auf den
Fortkern. Eine Schützenlinie bildete sich dort oben und besetzte die Decke
der Kehlkaserne mit der Front gegen den Kehlgraben. Aus dem Fort-
innern nach dem Forthof führende Ausgänge wurden durch Hand-
granarenpoften beobachtet. In der Kehlkaserne waren die Insassen in-
zwischen alarmiert. Leute der französischen Besatzung erschienen an den
Ausgängen, um sich an ihre gewohnten Gefechtsplätze auf dem Wall zu
begeben. Deutsche Handgranaten trieben die überraschten in ihr Verließ
zurück*).
*)Die in diesem Abschnitt enthaltenen Angaben über Vorgänge und Ver-
Hältnisse auf französischer Seite sind, wenn nichts anderes gesagt, den auf S. 41
u. 85 erwähnten Büchern Raynals und Bordeaux' entnommen. R. be-
stätigt die völlige Überraschung der feindlichen Besatzung.
Reibungen bei J.R, 158.
95
Die 2. Kp. nahm die auf ihre Stellung zuführende Sappe und
den vorderen feindlichen Graben in Besitz. Dann aber hatte der Feind
den Angriff erkannt und verhinderte durch M.G.Feuer vom Damloup-
Rücken her weiteres Vorgehen. Lt. d. R. Greulich zog später Teile
seiner Kompagnie nach rechts zum Fort heran.
Die aufsteigende Sonne sah I./53 mit 2. und 4. Kp. in der er-
oberten feindlichen Stellung hart vor der rechten Schulter, mit der 1.
und 3. teils auf dem Fort, teils südlich der Kehlseite, alle Teile ohne
Zusammenhang untereinander und mit dem rechten Nachbar.
Von diesem, J.R. 158, befanden sich seit 1.6. die 1. und 2. Kp.
unter Hptm. d. R. W i ch m a n n in Stellung auf dem Vaux-Berge, die
3. und 4. Kp. unter Lt. R a ck o w auf dem Hardaumont. 3. und 4. rück-
ten truppweise im Laufe der Nacht zum Vaux-Berg vor, wurden aber
durch Artilleriefeuer sehr aufgehalten. Lt. R a ck o w war 2°° morg.
mit dem schriftlichen Angriffsbefehl des Regiments bei Hptm. Wich-
mann.
III./158, Hptm. Gevers, marschierte in der Nacht nach dem
Hardaumont, 9. und 11. Kp. blieben hier, während 10. und 12. zum
Vaux-Berge weiterrückten. II./158, Hptm. G a b ck e, wurde nach dem
Gd. Ch6na vorgezogen.
Hptm. Wichmann setzte nebeneinander an: rechts 2., dann 4.,
1., 3. Kp. Die drei erstgenannten Kompagnien sollten das Grabensystem
nordwestlich des Forts, die 3. das Fort selbst angreifen. Kurz vor der
Sturmzeit fehlten aber noch Züge der 3. und 4. Kp., ebenso die zu-
geteilten Pioniere der 1. R./Pi. 29 und der Pi.K. 109 mit dem Sturm-
gerät. Als der rechts benachbarte Bataillons-Führer des J.R. 41 dann
noch erklärte, keinen Sturmbefehl zu haben, glaubte Hptm. SB i ch =
mann nach den üblen Erfahrungen des 7. Mai nicht mehr an ein
Gelingen des Angriffs und widerrief seinen an die Kompagnie-Führer
bereits ausgegebenen Sturmbefehl. Diese Nachricht erreichte die beiden
Kompagnien des rechten Flügels jedoch nicht mehr. Um 4° vorm. stürm-
ten daher 2. und 4./158, 1. und 3./158 hingegen nicht.
Die 2. Kp., Lt. d. R. Menne, erhielt sogleich nach dem An-
treten vom JWerk R 1 heftiges M.G.Feuer. Der rechte Flügel kam
nicht über feine Sappe hinaus; der linke blieb nach 59 Schritten liegen.
Die Schützen krochen in die Ausgangsstellung zurück.
Die 4. Kp., Lt. Schütz, beim Antreten erst 59 Mann stark,
konnte 199 m im Schritt vorgehen. Dann fielen gegenüber die ersten
Schüsse. Beschleunigt ging es weiter. Handgranaten und Bajonett brach-
96
J.R. 158 gewinnt die Außenstellungen.
ten die Gräben westlich des Forts schnell in den Besitz der Kompagnie.
Die feindliche Besatzung ward niedergemacht oder entkam in der Däm-
merung nach rückwärts. Ein Stoßtrupp drang vor bis in Höhe der
Kehle des Forts. Nach Hellwerden brachte man etwa 30 Gefangene und
vier M.G. aus den eroberten Gräben zusammen.
Mittlerweile waren die fehlenden Teile der 4. Kp. eingetroffen.
Gegen 6° vorm. führte Lt. Schütz sie in die genommene Stellung vor.
Die 2. Kp. schloß sich ihr an. Doch hemmte den rechten Flügel auch
diesmal wieder M.G.Feuer aus dem JWerk. Der linke Flügel, östlich
ausholend, gelangte in die von der 4.gewonnenen Gräben. Stoßtrupps
beider Kompagnien rollten nun die feindliche Stellung westwärts auf
und drohten dem JWerk in den Rücken zu kommen. Dem Vordringen
machte aber der Tod des Lts. Schütz ein Ende, der, an der Spitze
seiner Leute tapfer kämpfend, neben einem soeben eroberten feindlichen
Maschinengewehr niedersank.
Die 3. Kp. der 158er war befehlsgemäß um 4« in ihrer bisheri-
gen Stellung zurückgeblieben. Aus dem von halblinks herüberschallen-
den Kampflärm war zu schließen, daß I.R. 53 doch angetreten war.
Lt. Rackow kommandierte: „Marsch!" Die Kompagnie gelangte,
durch Artilleriefeuer wenig behindert, an den Fortgraben. Auf dem
Fort sah man 33er herumsteigen. Den Graben unten bestrichen die
Flankierungsgeschütze aus den Scharten der Nordstreiche. Unmöglich,
ihn zu durchqueren!
Die Grabenftreichen unschädlich zu machen, mußte daher die nächste
Aufgabe der Angreifer sein. Den östlichen Schulterpunkt umzingelten,
in Granatlöchern gedeckt, 53er und Pioniere der Pi.K. 99, von der
ein Zug den 53ern unmittelbar gefolgt war, während ein zweiter unter
Lt. Köhn sich gleichfalls allmählich in die Kampflinie schob. Gegen
die Scharten der östlichen Grabenstreiche mit zusammengebundenen
Handgranaten unternommene Sprengversuche der Pioniere hatten je-
doch kein Ergebnis. Die Handgranaten waren bald verbraucht, andere
Sprengmittel fehlten.
Da schlängelt sich auf Befehl des Lts. Rackow der V.F. Wie-
necke, 3./158, mit einigen Begleitern in die Nähe des Eingangs
der Grabenstreiche. Das davorstehende feindliche Maschinengewehr hat
gerade eine Ladehemmung, den daran hantierenden Franzosen streckt
eine Handgranate zu Boden. Ein französischer Offizier springt herzu
und verteidigt wütend die Pforte der Grabenstreiche. Schwer verwundet
wird er fortgetragen. Im Innern des Bauwerks fängt es an zu bren-
Tafel 2.
Die französische Besatzung des Forts wird nach der Kapitulation von den Deutschen verpflegt.
7. Juni 1916.
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fi^L^JL- .' ^
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jt&zY {&trz**.4**r^
tt%&- -
Faksimile der Kapitulations-Verhandlung vom 7. Juni 1916 früh^). Vgl. Text S. 117/118.
*) Kennzeichnend für die Verfassung, in der Major Raynal die Kapitulation unterzeichnete, ist der Irrtum im Dalum: „le sept mai".
Leutnant Rackow ebenfalls auf dem Fortkern. ö?
nen, ein weißes Fähnchen erscheint, dann ein Offizier, dem, Hände
hoch, 32 Mann folgen. 6° tnorg. ist die östliche Grabenstreiche in deut-
scher Hand. In ihren beiden Innenräumen stehen zur Bestreichung des
östlichen Flankengrabens zwei Geschütze, denen aber die Verschlüsse
fehlen.
Während der Zugang zu dieser Grabenstreiche, den eine deutsche
42er-Granate geschlagen hatte, leicht vom Angreifer gefunden wurde,
war zu der Grabenwehr am Nordpunkt des Forts kein Zugang zu
entdecken und den in dieser eingekapselten Franzosen infolgedessen nicht
so leicht beizukommen. Hier konnte nur der Pionier als Fachmann
helfen.
Aber die Pioniere hatte der Sturmbefehl ebenso überrascht wie
die Infanteristen. Gerade in der Nacht vom 1. zum 2.6. wurden Teile
des II./Pi. 20 abgelöst. Eine geordnete Zuteilung geschlossener, mit Be-
lagerungsgerät, Brandröhren, Sprengmunition usw. ausgerüsteter
Verbände ließ sich nicht mehr durchführen. Was gerade zur Hand war,
wurde vorgeschickt.
Bei J.R. 188 trafen die ersten Pioniere nach 5" morg. in der Stel-
lung ein. Sie hatten „zwei" Brandröhren bei sich. Lt. d. R. R u b e r g ,
1. R./Pi. 20, erhielt nun von Lt. Rackow den Auftrag, die nördliche
Grabenstreiche auszuräuchern. Die Pioniere krochen an den Grabenrand
und steckten die an langen Galgen hangenden Brandröhren in die
Schießscharten der Streiche. In das Innere der Kasematte zischen
zwei Meter lange Flammen. Dicker Qualm vertreibt die feindliche Be-
dienung von ihren Geschützen. Diesen Augenblick benutzt Lt. Rackow,
um den Fortgraben zu überschreiten. Doch schnell haben die Franzosen
den ersten Schrecken überwunden. Trotz des Rauches eilen sie an die
Scharten zurück. Geschütze und Maschinengewehre feuern wieder. Meh-
rere der den Graben gerade durchkletternden Leute fallen, aber etwa
30 Mann, 158er und Pioniere, darunter Lt. Rackow selbst mit den
Lts. Koch und Brüning seiner Kompagnie, erreichen den Hauptwall
und verstärken die dort bereits liegenden 53er.
Alle auf dem Oberbau Befindlichen blieben zunächst weiter von
den übrigen Teilen ihrer Regimenter abgeschnitten; die Grabenstreichen
der Westseite schössen unentwegt weiter, während der Ostwall bei
Tageslicht vom Damloup-Rücken her mit M.G.Feuer bestrichen wurde
und nicht betretbar war. Durch Winken mit Morsezeichen verständigte
sich Lt. Rackow mit dem noch vor der Stirnseite des Forts liegenden
Teil seiner Kompagnie.
Vtrdun 1916. II. Stil 7
98
Vordringen im östlichen Hohlgang.
Das französische Artilleriefeuer gegen den Vaux-Berg war nach
Tagesanbruch vollständig verstummt. Der Franzose hatte keine Klarheit
mehr über die Lage beim Fort. Auf dem Vaux-Berge, den seit Monaten
ununterbrochen Rauch springender Granaten umwallte, war es still-,
nur ab und zu ein Gewehrschuß.
In dieser Feuerpause konnten die deutschen Truppen vor dem Fort
unbehelligt oerschoben werden.
Während 9./S3, Lt d. R. Offenbächer, und 10./53, Lt. d. R.
D i e k m a n n, die verlassene Sturmstellung besetzt hielten, rückten Stab
III./53, 11., Lt. d. R. Haveretz, und 12. Kp., Lt. d. R. Heider,
aus der Bereitschaft am Bahndamm nach dem Vaux-Berge. Je ein Zug
der 11. und 12. Kp. verstärkten die lockeren Reihen des I./53. In eine
östlich der rechten Schulter des Forts klaffende Lücke legte Lt.
R a ck o w einen Zug 3./158 unter Lt. F a b e r.
Im Räume des I./158 hatten 10. und 12./158 unter Oblt. Schei-
tert nach Sturmbeginn die Ausgangsstellung besetzt. Nach deren An-
kunft begab sich Lt. P l a ß m a n n mit seiner 1. Kp. nach vorn und
füllte etwa 7° vorm. die Lücke zwischen Fort und den von der 2. und
4. Kp. eroberten Gräben aus. 8« vorm. trafen vom Hardaumont auch
die 9. und 11./158 unter Hptm. G e v e r s auf dem Vaux-Berge ein.
Die Franzosen machten im Laufe des Vormittags kleine Gegen-
stöße. Gegen 8« vorm. griff etwa eine Kompagnie die östliche Flanke
des Forts an, kam aber im Feuer der 53er und des Zuges F a b e r
nicht weit. 10° vorm. näherten sich in einem aus südlicher Richtung auf
das Fort zuführenden Laufgraben erneut Franzosen. Schützenfeuer der
Abteilungen Rackow und Kiel sowie einige gutsitzende Granaten der
deutschen, ruhiges Sperrfeuer schießenden Artillerie dämpften ihren
Tatendrang. Der Feind lief zurück.
Inzwischen hatte Lt. Greulich, 2./53, gegen 9° vorm. die östliche
Grabenstreiche betreten. Unter den aus 53ern, 158ern und Pionieren
zusammengewürfelten Insassen findet er schnell Freiwillige, mit denen
er in den zum Fortinnern führenden Hohlgang eindringt. Eine Taschen-
lampe leuchtet eine kleine Treppe hinunter bis zu einer Linksbiegung.
Nichts regt sich. Ein Haufen Tornister, von den flüchtenden Franzosen
als Barrikade übereinandergeschichtet, sperrt den Weg. Sie wird ab-
gebaut. Im Dunkeln tappt der Trupp weiter. Der Gang, jetzt unter der
Grabensohle, ist so niedrig, daß ein mittelgroßer Mann sich schon bücken
muß, sonst stößt er mit dem Helm an die Decke. Eine Stufe, noch eine;
eine TreppeI Sie führt aufwärts, endlos! Später zählte man 51 Stufen.
Angriff aus die nördlich« Grabenstreiche.
99
An ihrem oberen Ende ein neues Hemmnis. Die Taschenlampe beleuchtet
eine geschlossene, mit Eisen beschlagene Tür. Auf den obersten Treppen-
stufen liegen, seitwärts geordnet, gefüllte Sandsäcke; man benutzt sie,
auf dem oberen Treppenrande eine Brustwehr zu errichten. Kaum ist
diese fertig, als jenseits der Tür Stimmen laut werden. Der Franzose!
Nur zehn Schritt entfernt I Ein Krach I Eine Handgranate begrüßt die
Eindringlinge, fügt aber den hinter der Barrikade Gedeckten kernen
Schaden zu. Man hatte hier unten wieder Fühlung mit dem Feinde.
Endlos schlichen an dieser Stelle die nächsten Stunden dahin, nur ge-
legentlich durch einige Handgranatenwürfe unterbrochen.
An der Oberwelt kam der Kampf ebenfalls zum Stehen. Zwei fran-
zösische Flieger erschienen in geringer Höhe. Wie große Augen suchten ihre
blau-weiß-roten Kokarden den „Boche". Deutsche Flugabwehrgeschütze
nahmen die beiden aufs Kern. Die Wattebäuschchen der Schrapnellwolken
hüpften um die Flieger. Plötzlich schaukelte der eine unsicher; aus seiner
Maschine schoß eine Flamme gen Himmel; brennend stürzte er ab in
die Stellung der 53er. Der andere entkam und meldete, was er gesehen.
Mittags fanden daraufhin die französischen Kanonen die Sprache wieder.
Mächtiges Sperrfeuer legte sich in das Vaux-Tal, auf die Sturm-
ausgangsftellung und auf die Gräben beiderseits des Forts. Besonders
2. und 4./158 hatten schwer zu leiden, denn neben dem Artilleriefeuer füg-
ten ihnen die Maschinengewehre der westlichen Zwischenraumstreiche Ver-
luste zu. Lt. d. R. Menne, Führer der 2., wurde verwundet. Das
Feuer zwang die 158er schließlich, die Gräben westlich des Forts zu
räumen. Teile der 4. und 1. Kp. drängten sich an die nördliche Graben-
streiche heran. An den linken Flankengraben drückten sich Gruppen unter
Lt.d.R. Knocke und O.St. Döring, da hier das Feuer zunächst
noch schwächer lag.
Am Nachmittag erfüllte fich auch das Schicksal der nördlichen
Grabenstreiche, nachdem man endlich einen ansehnlichen Vorrat an
Handgranaten beisammen hatte. Pioniere des Lts. R u b e r g füllten
Sandsäcke mit ihnen. Ein Mann kroch an den oberen Rand der Graben-
mauer und ließ eine solche Ladung an einer Schnur herabgleiten, bis
sie vor der Schartenöffnung hängen blieb. Ein Ruck an der Zündung,
die Ladung explodierte. Für die Pioniere war das Unternehmen ein
besonderes Wagnis, da der Feind von unten auf jeden Kopf schoß, der
sich über ihm an der Mauerkante zeigte. Trotzdem glückten mehrere
Sprengungen. Die Geschütze und Maschinengewehre der Streiche schwie-
gen. Diese Gelegenheit benutzten Lt. G a r b s ch, 4./158, und Leute seiner
IM
Eindringen in den westlichen Hohlgang.
LompaWk. de» Oberbau der Streiche einer näheren Besichtigung zu
uncerziehen. Mo« bemerkt eine verdächtige Packung; einige Sandsäcke
werden jivrtgezogen. es entsteht ein Loch: von innen versucht eine im»
sichtbar« Hand, wieder einen Sandsack vorzuschieben; die draußen zerren
»ifrigier an der Packung! die Öffnung wird immer größer; ein paar
hinein I — Und als einer jetzt seinen Kopf durch das Loch
(MI i«S» nachschaut, ift — das Nest leer. Der Franzose ist ausgerissen!
Auch in die Lecke dies« Streiche hatte Artilleriefeuer ein großes
Bich zeMagM, fo umfangreich, daß ein Hindurchkriechen möglich war.
Mir Vau war gerüumiger als der an der Ostecke und mit vier Geschützen
«»»fiftaiflM, dir den Front- und den linken Flankengraben bestrichen.
Sie Stämme wurden von 4/158 besetzt.
Gegen 3* nachm. drang Lt. Garbsch mit einigen Begleitern in
dem Gang «in,, durch den die Franzosen geflüchtet sein mußten. Eine
toige Treppe ging es hinab, 75Stufen, dann unter dem Graben ent-
lamg^ «ins Treppe wieder hinauf. Links öffnete sich ein kurzer Gang;
dort war der westliche Panzer-Beobachtungsturm. Zwanzig Schritte wei-
In teilte sich der Gang. Rechts führte eine Pforte nach dem Forthof;
geradeaus sperrte ein eisernes Gitter den Weg. Hinter dem Gitter krach-
lern Handgranaten, vom Feinde aus verdeckter Stellung geworfen. In
der Rahe des Beobachtungsturmes wurde eine Brustwehr errichtet und
e« P«fien aufgestellt.
Der Besitz beider Grabenstreichen der Stirnseite gab den Deutschen
auf dem Fort mehr Bewegungsfreiheit als bisher. Lt. R a ck o w zog
den verfügbaren Rest seiner Kompagnie auf das Kernwerk hinauf. Er
übermihm den Befehl über alle im Fort befindlichen Truppen, verteilte
die Maschinengewehre auf dem Oberbau sowie seitwärts der Schulter-
punkte und ordnete die Verteidigung. Der 3./158 hatte sich ein am
MnnVtag «us der Bereitschaft zum Baux-Berge vorgeschickter Zug der
2WI.M unulwf Lt. Ulrich angeschlossen. Er besetzte mit 158ern Haupt»
WWich MeSehlssUe des Kernwerkes.
A« den Kampf im Innern vorwärtszubringen, beauftragte Lt.
ü « df« » den fit d. R. Ruberg, im östlichen Hohlgang die feindliche
M sprengen. Freiwillige 53er und Pioniere begleiteten den
Handgranaten wurde eine geballte Ladung hergestellt und
«N Iwr erk««detem Tiir befestigt. In Ermangelung einer Zündschnur
tWMiW sich Lt. Ruber g mit der Zündung einer Stielhandgranate.
WÄchrmA fein« Leute die Treppe hinabsteigen, hört er hinter der Tür
Ii« M«gsße« «»Veiten. Was führen die im Schilde? Er muß ihnen
Kamps unter der Erde.
101
zuvorkommen! Mit Todesverachtung reißt er die Zündung ab*) und
springt eilends die Treppe hinab. Eine fürchterliche Detonation! Eine
starke Luftwelle fegt die auf der Treppe Befindlichen hinunter. Lt.
R u b e r g wird durch Splitter verwundet. Dicker Qualm füllt den
Gang und droht die Menschen schier zu ersticken. Schnell fassen sich
einige Beherzte und springen die Treppe wieder hinauf. Das Hindernis
ist zerstört, der Weg frei.
Ein Trupp, an der Spitze die Uffze. S ch e i b n e r und Güthoss,
II./53, dringt vor. Er passiert links den Zugang zum östlichen Beob-
achtungspanzerturm. Im Dunkeln geht es weiter. Schritte werden hör-
bar; eine Taschenlampe leuchtet in das Gesicht eines Franzosen! Eine
Handgranate wird dem Weglaufenden nachgeworfen! Weiter! —
Schüsse blitzen auf! Ohrenbetäubend peitschen sie durch die Enge-, an
die Wände klatschen die Geschosse eines feindlichen MG. Jetzt aber
kehrt! Die Eindringlinge entgehen mit heiler Haut dem Feuer, weil der
Gang gebogen ist. Alles stürzt die Treppe hinunter.
Das M.G.Feuer in dem dunklen Gang unter der Erde war un-
heimlich und machte gewaltigen Eindruck. Man zog vor, die vordere
Barrikade am Fuße der Treppe zu errichten. Ein Posten stellte sich
dahinter auf.
Mittlerweile hatte der französische Fort-Kommandant durch Tauben-
Meldung Nachricht über die Lage im Fort an seine Führung gesandt
und gebeten, die auf dem Oberbau befindlichen Deutschen durch Ar-
tillerieseuer zu vertreiben. Von 6« nachm. ab schössen nun auch mittlere
und leichte Kaliber auf das Kernwerk des Forts, das die feindliche
Artillerie bisher verschont hatte. Die Paderborner und Westfalen drück-
ten sich, so gut es ging, in Granatlöcher und hinter Trümmer geborste-
nen Mauerwerks.
In der Dunkelheit ließ das Feuer nach. Der Belagerer ordnete
feine Kampflinie. Die Verteidigung des Oberbaus und der linken
Schulter übernahmen 158er, die rechte Schulter und die rechte Flanke
blieben den S3ern. In die Front des I./53 rückte der größere Teil des
III./53. Bei I.R. 158 wurden noch 9. und 11. Kp. in die vordere
Linie eingeschoben.
Seit Mittag hatte Hptm. Gevers, IH./158, die Geschäfte des
Fort-Kommandanten inne. Abends erschien Hptm. G a b ck e auf dem
Vaux-Berge, um auf Weisung des Brigade-Kommandeurs den Befehl
*) Die Zündung der Stielhandgranate brachte die Ladung bereits nach
b'4 Sekunden zur Explosion.
102
Zu günstige Beurteilung der Lage im Fort.
über sämtliche Kompagnien des I.R. 138 und die zugeteilten Pionier-
Kompagnien zu übernehmen. Dem Hptm. d. R. Wichmann, I./158,
wurden die nach dem Hardaumont gezogenen Reserven des J.R. 158,
zwei Kompagnien des II. Batls., unterstellt.
Die Nachrichten, die bis zum General-Kommando durchgegeben
wurden und eine völlige Inbesitznahme des Forts in Bälde erhoffen
ließen, veranlaßten General v. Deimling, eine Fortführung des
Gesamtangriffs ins Auge zu fassen. Das württembergische J.R. 126
unter Oberst Glück, vorgesehen für einen Sturm auf das Z.W. la
Laufee, stand feit dem vorhergehenden Abend im Tilla-Walde bereit.
Ihm wurde I./Pi. 13 unterstellt. Das Regiment erhielt die für feine
Aufgabe erforderliche technische Ausrüstung, Oberst Glück auch die
erreichbaren Karten des Zwischenwerks.
Wie so oft, hatten aber auch diesmal die ersten Nachrichten die
Lage zu günstig erscheinen lassen. Erst am späten Abend wurde den
oberen Befehlsstellen klar, daß im Innern des Forts noch Feind saß.
Daß eine viele hundert Köpfe zählende französische Besatzung im Werk
lag, ahnte allerdings zunächst niemand.
Der Tag hatte der 3V. I.D. einen gewichtigen Erfolg befcheert. Die
spröde Feste Vaux, die drei Monate jeder Annäherung getrotzt, um-
klammerte jetzt der Deutsche mit eisernem Griff.
Fort Vaux war Anfang Juni nicht mehr das starke Werk, wie noch
beim Sturm der 9. R.D. im März. Dreimonatige Beschießung hatte ihm
tiefe Wunden geschlagen. Von dem breiten Hindernis, das die Gräben
einst umgürtete, ließen Tausende von Granaten nur einige verbogene
Eisenpfähle stehen. Während R.J.R. 6 und R.J.R. 37 am 10. März
noch mit Leitern den Graben zu überwinden gedachten, war solche Vor-
sorge im Juni nicht mehr nötig. Breite Breschen führten in den Gra-
ben, dessen Sohle Betonstücke und Mauertrümmer füllten. Die Auf-
bauten des Kernwerks waren völlig zerstört und meist in den Hof
hinabgestürzt, in dem gewaltige Betonklötze umherlagen.
Die Mitte des Frontwalls krönte, inmitten eines Trümmerwirr-
warrs, die Panzerkuppel für zwei 7,5 vm-Gefchütze. Wie die Stacheln
eines Igels starrten um sie herum nach allen Seiten die Eisenrippen
des zerstörten Betonmauerwerks gen Himmel. Dieser, für die Ver-
teidigung des Forts besonders empfindliche Schade« war nicht Folge
der deutschen Beschießung. Die Franzosen selbst waren die Urheber
gewesen. Als in den ersten Tagen der Verdun-Schlacht nach den großen
Erfolgen der Deutschen panischer Schrecken vorübergehend die fran-
Bei den Franzosen im Fortinnern.
103
zösische Führung gelähmt hatte, war der Besatzung des Forts Befehl
zugegangen, die Sprengung des Werks vorzubereiten. Am wichtig-
sten Teil, dem Geschütz-Panzerturm, hatte sie am 23. Februar 800 kg
Pulver aufgehäuft. Durch die Erschütterung einer in der Nähe ein-
schlagenden, deutschen schweren Granate war am 26.2. die Ladung in
die Lust geflogen und hatte die auf der Rückseite des Turmes gelegenen
Hohlbauten so zerstört, daß der Turm nicht mehr zugänglich war*).
Die Panzer-Beobachtungstürme auf den beiden Schulterpunkten
waren dagegen gebrauchsfähig. Die Enge ihrer Sehschlitze ermöglichte
es aber nicht, einen Gewehrlauf durchzuzwängen und aus dem Turm
zu schießen.
Den Kehleingang sperrten abgestürzte Betonblöcke. Deshalb und
wegen des ständig auf dem Kehlgraben liegenden deutschen Artillerie-
feuers hatte die französische Besatzung ausschließlich die von Granaten
geschlagenen Breschen in den Grabenstreichen an der Stirnseite als
Zugänge zum Fort benutzt.
Die Bauten im Fortinnern wiesen gleichfalls Schäden auf. Das
Gewölbe des Ganges zur Nordstreiche war eingeschossen. Die Fran-
zosen hatten das Loch durch Sandsackpackungen verschlossen und innen
mit Holzverschalungen und Balken abgestützt. Ebenso war im Gange zur
rechten Zwischenraumstreiche ein Teil des Mauerwerks eingestürzt. Die
Kehlkaserne hatte der Beschießung widerstanden: in ihr lief auf der
Innenseite ein langer, zimmerbreiter, gewölbter Flur. Auf ihn münde-
ten die Türen der Kasematten, deren Fenster nach dem Kehlgraben
zeigten. Von hier schweifte der Blick über den Berg-Wald nach Fort
Souville. Die Kaserne war gefüllt mit dem ruhenden Teil der Besatzung.
Wachen standen auf den Kampfplätzen in den beiden Hohlgängen, den
beiden Zwischenraumstreichen und der Kehlgrabenwehr.
Die Besatzung bestand am 1. Juni aus der 6. Kp. und M.G.K,
des frz. 142. I.R., aus Artilleristen, Pionieren, Telephonisten und
Krankenträgern sowie einigen Territorialen für den Nachschub, im gan-
zen 250 bis 300 Mann. Bor dem Fort und östlich desselben lagen die
5., 7. und 8./142, nordwestlich bis zum IWerk das II./101. Bon diesen
Verbänden retteten sich am 1. abends und 2. morgens zahlreiche Drücke-
berger in das Fort. Der Kommandant, Major R a y n a l, hatte ferner
die M.G.K, des bii. I.R. bei der letzten Ablösung zurückbehalten. Die
Besatzung des Fons war damit am 2. morgens auf rund 600 Köpfe
*)Nach „Revue militaire franfaise"v. Mai 1923.
fort moderne. Le Fort de Vaux en mars
104
Die Zustände in und auf dem Fort.
gestiegen. Die Abschnürung dieser Menschenmasse in einem Werk, das
sür eine Besatzung von rund 150 Köpfen gebaut war, mußte Verhängnis-
voll werden. Die Lebensmittelvorräte waren knapp, der Wasservorrat
begrenzt. Bei Beginn der Belagerung waren 1800 Liter Wasser vor-
handen. An den ersten beiden Tagen der Einschließung ließ der Kom-
Mandant täglich einen Liter Wasser auf den Kopf verteilen, dann
Yi, % Liter. Schließlich war selbst für die Verwundeten kein Tropfen
mehr vorhanden, deren große Zahl an sich schon die Verteidigung er-
schwerte. Bereits am ersten Tage war der Verbandraum überfüllt.
Schier unerträglich war — für den Angreifer natürlich in gleicher
Weise — die Luft, in der sich die Kämpfe unter der Erde und im Dunkeln
abspielten. Da war der Pulverqualm platzender Granaten, der Zement-
staub, der bei jeder Explosion draußen in den Hohlräumen hochwirbelte
und sich erstickend auf die Atmungsorgane legte; da war nicht zum
letzten der entsetzliche Geruch des Unrats, der überall im Fort umherlag,
und der fürchterliche Gestank der zwischen Trümmern liegenden, ein-
geklemmten und in der Sommerhitze verwesenden Leichen Gefallener.
Das war der Schauplatz des Kampfes, in dem sich die Söhne
zweier Völker maßen. Wer von ihnen den Gegner an Tapferkeit, Aus-
dauer und Opfermut zu überbieten vermochte, der ward Sieger.
In der Nacht zum 5. Juni hatte die feindliche Artillerie ihr
Feuer nicht unterbrochen. Nach Tagesanbruch schoß der Franzose mit
Fliegerbeobachtung weiter und deshalb besonders genau. Aber
Rackows wackere Kämpen, die auf dem Oberbau Wache hielten,
wichen und wankten nicht. Auf dem Fort und in den bereits genom-
menen Hohlräumen befand sich nunmehr eine Truppe, die sich aus
rund 100 Mann von sechs Kompagnien I.R. 158, aus M.G.Zügen
dieses Regiments, aus einem Trupp des I.R. 53und aus Pionieren
vier verschiedener Pionierkompagnien zusammensetzte. Ein Zug der
9./1S8 hatte den stark erschöpften Zug Döring der 2./158 westlich des
Forts abgelöst. Im übrigen lagen in dem Gelände bis zum JWerk nur
die Toten beider Parteien. Östlich des Forts schloß die Gefechtslinie der
S3er den Raum bis zur Damloup-Schlucht.
Gegen 8"° vorm. sah man vom Fort, wie vom Berg-Wald her durch
Annäherungsgräben französische Abteilungen vorgeführt wurden.
3.91.53 greift nochmals an.
Sperrfeuer der deutschen Artillerie erstickte jedoch alle feindlichen An-
griffsgelüste.
Bis in die Abendstunden verlief der Tag ohne wesentliche Ereig-
nisse. Nur die Granaten sangen eintönig ihre schaurige Melodie, wühlten
die Gräben um, streuten Tod und Verwundung umher und machten
den das Fort umklammernden Deutschen das Dasein so schwer wie
möglich.
General v. Deimling hatte sich vormittags zur Rücksprache
nach dem Gefechtsstande der 50. I.D. begeben. General v. Engel-
b r e ch t e n meldete ihm große Verluste der Sturmtruppen und hielt
ihre Ablösung für erforderlich. General v. Deimling stellte darauf-
hin der Division das I.R. 126 zur Verfügung und ordnete an, daß die
Vaux-Berg-Stellung mit diesem Regiment und der Divisions-Reserve,
Füs.R. 39, zu besetzen sei.
Bevor jedoch I.R. 53 vorläufig abtrat, betätigte es sich nochmals
kämpfend. Ein Befehl der Division hatte schon am Morgen des 3.6.
dem Gren.R.3 die Wegnahme des Damloup-Rückens und dem I.R. 53
die Begleitung dieses Vorgehens südlich des Forts aufgetragen. Die
Angriffszeit blieb den beteiligten Führern überlassen. Hptm. Sand-
kühl und der Kommandeur des I./3. in Damloup verabredeten gemein-
sames Handeln und wählten als Angriffszeit 7° abds. Die Artillerie
sollte von 6»° ab die Sturmziele unter Feuer nehmen. Die 158er be-
teiligten sich nicht, um nicht abermals in das von beiden Seiten vom
Feinde flankierte Gelände zwischen Fort und IWerk R 1 zu geraten.
Hptm. S a n d k u h l hatte außer den Resten seines I. Batls.
noch die 9. und 12. sowie die aus der Reserve vorgezogene 7. Kp.
zur Verfügung. Das Unternehmen stand von Anbeginn unter einem
Unstern. Auf die 53er prasselte in den Abendstunden heftiges Artillerie-
feuer, das die Bereitstellung der Truppe äußerst erschwerte. Als diese
befehlsgemäß 7° abds. vorbrach, traf sie auf dicht besetzte feindliche
Gräben und erhielt starkes Feuer. Die 12. Kp., Lt. d. R. Heider,
erreichte trotzdem den nächsten feindlichen Graben, dessen starke Be-
satzung sich ergab. Ein Weiterkommen in dem Höllenfeuer war aber
nicht möglich.
Auch die 2., Lt. d. R. Greulich, und 9. Kp., Lt. Offen-
b ä ch e r, stürmten vereint durch heftiges M.G.Flankenfeuer vom Dam-
loup-Rücken. Sie hatten einen weiten Weg bis zum Angriffsziel. Dazu
klebte der Lehm in zähen Klumpen an den Stiefeln; denn nachmittags
hatte es geregnet. Granaten sausten um die vorgehenden Schützen
106
Kampf um die Südecke des Forts.
krachend in die Erde. Von Trichter zu Trichter sprangen die Westfalen
vor, bis schließlich die Maschinengewehre aus der östlichen Zwischen-
raumstreiche des Forts ihnen in den Rücken feuerten und, solange es
chell war, jede weitere Bewegung verhinderten. In der Abenddämme-
rung schoben sich die beiden Kompagnien an die Ostflanke des Forts
heran, so daß sie, mit dem Rücken zu diesem, außerhalb des Fort-
.grabens das Werk nach Südosten deckten.
Die 7. Kp. unter Lt. d. R. D e t t m a n n und eine Abteilung unter
Lt. d. R. E w e r t stießen zunächst östlich des Forts entlang vor. M.G.-
Feuer von links nötigte sie, den Fortgraben aufzusuchen und in seinem
Schutz weiter 311 gehen. Ein aus der östlichen Zwischenraumstreiche
feuerndes M.G. legt ihnen einen nicht durchschreitbaren Riegel über
den Weg. Lt. Dettmann klettert mit einigen Leuten die Wall-
böschung hinauf, über ihm zischt aus einem schwarzen Loch der Feuer-
"strahl eines Maschinengewehrs. Man reicht dem Offizier Handgranaten
Hinauf. Sie fliegen in den schwarzen Rachen, bis er schweigt. Ein Teil
der Kompagnie klimmt nun den Fortwall hinaus; ein anderer wendet
sich nach dem Kehlgraben, gerät aber hier in das Feuer aus dessen
'Grabenstreiche und muß hinter Vetontrümmern auf der Grabensohle
schleunigst Deckung suchen. — Die 7. Kp. mit Abteilung Ewert lag
"schließlich in Granattrichtern am äußeren Kehlwall, mit dem rechten
Flügel am Kehleingang, mit dem linken an der Südecke des Forts.
Hier hielten links rückwärts gestaffelte Postierungen Verbindung mit der
"9. Kp. Auf dem rechten Flügel konnte man sich durch Rufen mit den
oben auf dem Fort liegenden 158ern verständigen. Nach Einbruch der
Dunkelheit wies die 7. Kp. zweimalige Versuche der Franzosen, von
der Anschluß-Batterie her an das Fort heranzukommen, mit Gewehr-
feuer und Handgranaten ab.
Durch das Erscheinen der Abteilung Dettmann-Ewert an der Kehl-
-seite waren die auf dem Fort herrschenden Kampfverhältnisse noch ver-
zwickter geworden, als sie es ohnehin waren. Am Kehlwall lagen in der
südöstlichen Hälfte Deutsche, in der nordwestlichen im Oberstock Deutsche,
•im Unterstock Franzosen. Alle hatten gleiche Front und gleiche Schuß-
richtung. 7./53 war gezwungen, gegen die Kehlkaserne seitwärts Deckung
aufzuwerfen und dorthin ihre Flanke zu sichern. Auch sie erlebte, wie
-die 158er oben auf dem Fort, allerhand Überraschungen. Glaubte man
hinter einer Mauer gedeckt zu sein, kamen plötzlich aus einem faust-
großen Loch dieser Mauer Schüsse. Sämtliche Löcher in der Nähe
Wurden deshalb mühsam mit Steinen und Erde zugestopft. Auch in der
Wechsel der Sturmtruppen.
107
Südecke des Forts erwachten die Franzosen wieder aus ihrem Ohn-
machtsanfall. Aus der Zwischenraumstreiche warfen sie auf im Graben
gehende Deutsche Handgranaten, die den Wall hinunterhüpften und
unten krepierten. Deutsche Scharfschützen versalzten ihnen diesen Zeit-
vertreib. Im Dunkeln aber saßen oben auf der Raumstreiche Wächter,
die im Bedarfsfall Handgranaten in den ungeberdigen Schlund warfen.
Bei den Kämpfen an der Slldecke fiel Lt. E w e r t, der, am Tage vor-
her bereits verwundet, selbstlos und seiner Wunde nicht achtend, wieder
in der Kampflinie erschienen war.
Nach dem Abendangriff der S3er machte sich die allgemeine Er-
schöpfung der Truppe doppelt fühlbar. In der Nacht vom 3./4.6. be-
gann der Wechsel der Regimenter mit der Ablösung der Kampfbataillone.
In der nächsten Nacht wurden die Bereitschaftsbataillone zurückgezogen.
Es übernahmen Füf.R. 39, Oberstlt. v. G o t t b e r g, den Abschnitt
des J.R. 158, J.R. 126, Oberst Glück, den des J.R. 53. II./39, Major
S ch ö n i a n, rückte in den Abschnitt nördlich des Forts, 9., 10./39 und
2. R./Pi. 27, unter Hptm. Gillhausen (Füs. 39) als Komman-
danten, bildeten die Fort-Besatzung und unterstanden unmittelbar der
5V. I.D. Die Stellungen östlich der Feste und an ihrem Ostrande über-
nahm I./126, Hptm. T o b i a s*).
») Infanterie und Pioniere der SV. I.D. in der Nacht vom 4./Ö.6. nach
vollendetem Truppenwechsel.
Gren.R. 3 J.R. 126
Damloup- Regts.St. Tilla-Wald
Rücken Naux-Berg Ost
Damloup
I.
3., 4./105 8., 12.,!., 2., 3., 4.
Weinberg-Stellung
II. (ohne 8.)
Robras Dieppe
'/-Kp.IN. HI.
(ohnel'kKpn.)
L
3., 2., 1..
4.
Gd. CbSna St II., 6., 8.
Bahndamm 5., 7.
Gehöfte nördlich Gincrey
III.
Fiis.R. 39
Regts.St. östlich Maucourt
Baux-Berq West
Fortbesatzung ^Acbdes
II.
9., 10./39 7., 5.. 6.,
2 R /Pi 27
l/zl./Pi. 15 8.
Gd. Chena
I.
Hardaumont
St. III., 11., 12.
Pioniere (bei deu JnfRegtrn. zugweise eingesetzt)
Kdr. der Pi. der 50. I.D. lett 4.6. Oberst v. Held (Kdr. Pi.Regt. 20)
bei Gr.R. 3 bei I R. 126 bei Füs R. 39
3./Pi. 20 2./Pi. 20 Pi K 285
2. R./Pi. 16 1 R /Pl 20
Pi K. 100
Ü08 Flammenwerferangriff im östlichen Hohlgang.
Kaum waren am 4. Juni die Düsseldorfer Füsiliere in der Stel-
kung, als der Feind erneut angriff. In sechs bis acht Wellen stürmte er
gegen 3° morg. westlich des Forts und gelangte in die Stellung der
5./39, Lt. d. R. Brockmann, die in unzusammenhängender Linie
den Raum zwischen West-Sappe und der Nordecke des Forts deckte.
Ein heißer Kampf entbrannte. Major S ch ö n i a n setzte seine Reserve-
Kompagnie, die 8., Lt. d. L. Summ, ein. Der Gegner wurde mit
Handgranaten und Bajonett aus der Stellung geworfen.
Im Fort trafen am Morgen des 4.6. die angeforderten und sehn-
lichst erwarteten Flammenwerfer ein. Mit ihrer Hilfe hoffte man,
die Hohlräume vom Feinds zu säubern. Zehn Trupps der 8. Kp. des
II./G.Pi.R. waren heraufgeschickt. Vier Apparate zerstörte unterwegs
bereits Artilleriefeuer, sechs kamen unbeschädigt an. Nach Erkundung
der örtlichkeiten wurden unter Leitung des Lts. Sandmann,
2. R./Pi. 27, Flammenangriffe unternommen.
Im westlichen Hob'aang nähern sich die Gardepioniere unter O.St.
Schmidt gegen 12'° nachm. unbemerkt der feindlichen Barrikade. Drei
Apparate schleudern gleichzeitig ihre höllischen Feuerstrahlen durch die
Scharten in den mittäglichen Frieden der Franzosen. Fürchterlicher
Qualm preßt sich in den Gang. An den Wänden und der Decke fängt die
Holzverschalung Feuer. Im Flackerlicht des Brandes gehen Pioniere
der 2. R./Pi. 27 vor, stürmen eine kleine Treppe hinauf, um auf eine
neue Barrikade zu treffen. Handgranaten fliegen ihnen entgegen. Aus
Rauch und Flammen knattert wahrhaftig wieder ein Maschinengewehr;
dessen Feuer entgehen die Angreifer nur, indem sie sich wie der Blitz
zu Boden werfen und den Leib zwischen die zahlreich umherliegenden
Sandsäcke pressen.
Als das Maschinengewehr schwieg, errichtete man schleunigst eine
Brustwehr aus Sandsäcken. Sie war nur 5m von der erwähnten
Treppe entfernt. Die gewonnene Stellung wurde durch eine zweite,
dahinter liegende Barrikade verstärkt. Im Hohlgang waren 25 m Raum
gewonnen. Ein wichtiges Ergebnis des Vorstoßes war der gesicherte
Besitz des nach dem Forthof hinausführenden Ausganges. Damit war
eine kurze und gedeckte Verbindung mit der Besatzung des Oberbaues
möglich. Von den tapferen Pionieren wurde die Hälfte verwundet, alle
aber waren durch Rauchvergiftung halbtot, als sie mit geschwärzten Ge-
Zur Verfügung der 6t). I.D.
J.R. 158 — II. Hardaumout, I., III. Litzmann-Lager
J.R. 53 — H>, 1. Gd, Chena, III. Höhe 310 (Türken-Lager.)
Kamps im östlichen Hohlgang.
109
sichtern und angesengten Kleidern der Kampfstätte den Rücken kehrten.
Posten der 39er besetzten die neuen Barrikaden, die der Franzose von
Zeit zu Zeit in ohnmächtiger Wut mit M.G.Feuer bearbeitete.
Im östlichen Hohlgange führte ein Stoßtrupp, bestehend aus
Mannschaften der 9./39, der 2. R./Pi. 27 und drei Flammenwerfer-
trupps, ebenfalls einen Angriff aus. Zwischen der deutschen und der
französischen Barrikade lag die 51 Stufen zählende Treppe. Im Hinauf-
steigen richteten die Gardepioniere ihre Flammenstrahlen nach oben.
Auf der Treppe umherliegende Lumpen, Sandsücke, Tornister und
Kleidungsstücke fingen Feuer. Dicker Qualm erfüllte den engen Gang
und drohte die Menschen zu ersticken. In diese fürchterliche Atmosphäre
krachten Handgranaten der Franzosen hinter der Brustwehr hervor.
Sie rollten die Treppe herunter und detonierten zwischen den vordrin-
senden Deutschen, die, ihre Verwundeten mitschleppend, schleunigst den
Gang verlassen mußten. In aller Hast ward am Eingang zur Graben-
streiche eine Sandsackmauer errichtet, um den Brandgasen den Zutritt
zur Streiche selbst zu verwehren. Als nach Stunden das Feuer im
Gange erstickt und der Rauch sich verzogen hatte, besetzten mit Gas-
maske bewehrte Posten wieder die alte Barrikade am Fuße der Treppe.
Vom Gebrauch der Flammenwerfer im Fortinnern hatte man
fürs erste genug. An den Barrikaden der Hohlgänge wurde der Kampf
nur noch mit Handgranaten und M.G.Feuer fortgeführt.
Auf dem Oberbau mußte die Besatzung weiter, schutzlos wie bisher,
das feindliche Artilleriefeuer ertragen. Als die Verluste sich mehrten,
-ließ Hptm. Gillhausen nur einige Wachen stehen; der größte Teil
der Mannschaft kam in den Innenräumen unter.
Die für J.R. 53eingesetzten Württemberger waren in keiner be-
Neidenswerten Lage. Die rund drei Kompagnien, die das Fort vom
Kehleingang bis zur rechten Schulter umschnürt hatten, bekamen M.G.-
Feuer von Osten, von Süden und sogar in den Rücken, aus der
Zwischenraumstreiche am rechten Kehlpunkt. Und ihnen dicht gegen-
-über stand der Franzose, nach dem mißglückten Angriff der 53er am
Abend vorher, in seiner alten Stellung zwischen der Anschluß-Batterie
und der Damloup-Schlucht.
Schien für die Deutschen, äußerlich betrachtet, der 4. Juni ohne
Gewinn gewesen zu sein, so waren die Vorgänge des Tages doch von
nachhaltigem Einfluß auf die Lage der eingeschlossenen französischen
Besatzung. „Journee plus terrible encore!" — „Ein noch schreckliche-
rer Tag als der vorhergehende!" — so kennzeichnete Raynal den
110
Eindruck der Flammenangrisfe aus die Belagerten.
4. Juni in seinem Tagebuch. Der Flammenangriff am Mittag übte
eine tiefere Wirkung auf die Belagerten aus, als der Deutsche es
annahm. Von einem zum anderen Ende des Forts erschallte der
Ruf: „Gas! Masken aufI" Im westlichen Hohlgange hatten Flam-
men und Rauch die Verteidiger sofort verjagt. Alle Lampen er-
loschen. Die Flammen erreichten den Flur der Kehlkaserne. Panischer
Schrecken verbreitete sich unter den dicht gedrängten Menschen. Von den
Kasernenfenstern wurden die Blenden heruntergerissen, um Luft zu
schöpfen. Viele Leute wurden ohnmächtig; andere sprangen durch die
Fenster ins Freie. Im letzten Augenblick wurde die Lage durch einen
jungen Offizier gerettet, der im westlichen Hohlgang durch Rauch und
Flammen an das von der Bedienung verlassene Maschinengewehr
sprang und auf die Deutschen schoß, bis er ohnmächtig niedersank. Die
Kasernenfenster mußten Stunden geöffnet bleiben, bevor der Rauch ab-
gezogen war.
Um ähnlichen Überraschungen besser entgegentreten zu können, lieh
R a y n a l in jedem Gange, unmittelbar vor dem Hauptflur der Kaserne,
zwei Barrikaden errichten. Die vordere, aus Sandsäcken bestehende,
diente dem luftdichten Abschluß gegen Gase eines Flammenangriffs.
Eine zweite, 3 m dahinterliegende, aus Bruchstein gebaute Brustwehr
wurde durch M.G.- und Handgranatenposten gesichert. Im östlichen
Hohlgange stand fürs erste noch die vorgeschobene, dritte Barrikade am
Fuße des Beobachtungsturmes.
Am 4. Juni brachte die letzte der vier Tauben eine Meldung nach
dem Fort Souville, da telephonische Verbindung nach rückwärts nicht
mehr bestand und auch auf Lichtsignale nicht mehr von dort geant-
wortet wurde. Außerdem wurde in der Rächt vom 4.zum 5. Juni ein
Offizier-Aspirant mit zwei Begleitern abgeschickt mit dem Auftrage, im
Fort Souville Meldung über die Lage der Eingeschlossenen zu erstatten,
auf baldige Befreiung zu dringen und die optische Verbindung zwischen
den Forts sicherzustellen. Die Beauftragten verließen am 5. früh bei
der Kehlgrabenstreiche das Fort, und es gelang ihnen, trotz deutscher-
seits nachgeschickten M.G.Feuers zu entkommen. Als weitere Mann-
schaften auf gleichem Wege entschlüpfen wollten, wurden sie von deut-
schen Posten oben auf dem Wall abgeschossen oder fielen auf dem
Glacis deutschen Patrouillen in die Hände. Roch in der gleichen Nacht
blinkte Fort Souville das Fort Baux wieder an: Der Abgesandte
R a y n a l s hatte sein Ziel erreicht I
I./Pi. IS greift mit Stoßtrupps an.
IIB
Der vierte Tag der Einschließung, der 5. Juni, brachte den Fran-
zosen neue Pein. General v. Deimling entsandte einen Zug der
I./Pi. 15 unter dem Komp.Führer, Hptm. B o o z, nach dem Fort m'b
dem Auftrag:
„Fort Vaux ist von I,R, 138 genommen. In einigen Hohlbauten sind
noch versprengte Franzosen. Säubern Sie das Fort von den Resten der fran-
zösischen Besatzung." (Bericht 5)ptm. B o o z.)
Gegen 5°morg. greifen fünf Stoßtrupps der I./Pi. 15 mit Brand-
röhren und geballten Ladungen an. Lt. d. R. P l a u t h wendet sich
aus dem westlichen Hohlgang heraus über den Forthof gegen den Ein-
gang zur westlichen Zwischenraumstreiche. Aus dem verbarrikadierten,
halbverschütteten Eingang schießt der feindliche Posten. Die Pioniere
pürschen sich von der Seite heran. Eine Sprengladung wird an-
gebracht und gezündet. Ein furchtbarer Krach! Steinbrocken fliegen um-
her! Rauch füllt den Hof. Den Eingang deutet nur noch eine winzige
Öffnung an, in die Brandröhren gesteckt werden. Der entstehende Qualm
dringt aber nicht in den Hohlraum. Er wurde zurückgetrieben, wie
R a y n a l*) erwähnt, durch den natürlichen Luftzug aus dem Fort-
innern. Die Rauchwolke bekamen die Urheber zu kosten, die schleunigst
den Forthof verließen.
Zwei weitere Trupps unter Lt. Weiblen und V.F. Wei-
mann griffen vom Hof aus den Eingang zum östlichen Hohlgang an.
Obwohl von französischen Posten beschossen» gelangten die Pioniere ans
Ziel, zündeten die Ladungen, machten aber beim Gebrauch der Brand-
röhren die gleiche Erfahrung, wie ihre Kameraden auf der anderem
Seite des Hofes.
Ein Trupp unter Lt. d. R. I o ch u m stieß im westlichen Hohlgange
nach 20 Schritt gegen einen Treppenaufgang. Von der am oberen Ende
befindlichen Barrikade regneten Handgranaten auf die Bordrängenden.
Auch ein Maschinengewehr begann zu feuern. Die Pioniere machten-
Kehrt und verbauten sich von neuem.
Der Versuch des fünften Trupps unter Lt. O st e r m a n n, am,
westlichen Flankengraben entlang an die Kehlgrabenwehr heranzu-
kommen, mißlang ebenfalls. Die Pioniere erhielten aus der westlichen
Zwischenraumstreiche sowie vom JWerk her M.G.Feuer und mußten»
zurückweichen.
Ein neuer Vorstoß der I./Pi. 15 gegen die westliche Zwischenraum»
*) 2L o. 0.
112
Ausharren bis zum letzten.
streiche, diesmal unter Verwendung von Flammenwerfern, erfolgte
gegen 9° vorm. Vier Apparate spritzten gleichzeitig gegen den Po-
terneneingang. Wohl erfüllte den Hos schwarzer Qualm, bis in den
Hohlraum reichten aber die Flammenstrahlen wieder nicht. Der Fran-
zose griff vielmehr zu Handgranaten und antwortete mit M.G.Feuer,
so daß ein Eindringen nicht möglich war. Trotzdem berichtet R a y n a l,
daß die Angriffe der deutschen Pioniere ihm erneute Verluste zugefügt
haben. Der Rauch, der Staub, im Verein mit dem beginnenden Wasser-
mangel, seien die „Ursache schrecklicher Leiden" gewesen. Weiter er-
schwert wurde die Lage der Eingeschlossenen dadurch, daß der Zutritt
zu der im östlichen Hohlgange gelegenen Latrine von der deutschen
Barrikade bestrichen werden konnte. „Pestilenzialische Gerüche ent-
strömten bald allen Winkeln."
Die Deutschen verzichteten nunmehr ganz auf den Gebrauch von
Flammenwerfern, die ihnen mehr als den Franzosen den Aufenthalt
im Fort unerträglich machten. Die Verqualmung durch den Rauch der
platzenden Granaten genügte allein; denn die feindliche Artillerie tat
alles in ihren Kräften stehende, um den Deutschen das Dasein auf dem
Fort unmöglich zu machen.
Von Mittag ab ist der Vaux-Berg in Rauchwolken gehüllt; aus
ihnen zucken unaufhörlich feurige Blitze, quillt rollender Donner. Im
Mittelpunkt dieses Höllenfeuerwerks, oben auf dem Fort, hocken hinter
Betontrümmern, in Löchern, in Schutt und Graus die Düsseldorfer
Füsiliere und die Württemberger. Brocken von Steinen und Dreck
poltern auf sie hernieder. Staub liegt als dicke Kruste auf Gesicht und
Kleidung und dörrt die ausgetrocknete Kehle.
Die Wachen auf dem Oberbau harren trotzdem aus, bis die Ab-
löfung erscheint und ihre Stelle einnimmt. Sie selbst huschen dann in
den Forthof hinunter und verschwinden in dem deckenden Hohlgang.
Auch hier ist die Erholung für die gepeinigten Nerven gering. In den
Gängen und auf den Treppen von 1,20 m Breite und 1,85 m Höhe
hockt Mann an Mann, die Beine angezogen, die Waffen in der Hand.
Wenige Kerzen spenden spärliches Licht. Sie erlöschen durch die Er-
schütterung der Luft fast bei jedem Einschlag. An Ruhe oder Schlaf
ist kaum zu denken. Fortwährend drängen sich Leute an der Menschen-
kette entlang, um Meldungen und Befehle zu überbringen oder Kampf-
auftrüge auszuführen. Dann und wann bringt der Ruf „Der Franz-
mann greift an!" Alles auf die Beine. Meist ist das Eingreifen der
'Bereitschaft nicht erforderlich, da der Meldende übertrieb oder die
Abendangriff der Württemberger.
113
deutsche Artillerie bereits die Angriffslust des Feindes allein bändigte.
Und dann der Staub, der Rauch! Und der Durst, der Durst! —
Während der Kampf im Innern des Forts weiterschwelte, trafen
die Württemberger Vorbereitungen zu einem Vorstoß östlich des
Werkes. Aus ihren Stellungen am Südhange des Vaux-Berges schössen
die Franzosen über die Damloup-Schlucht hinweg dem Gren.R. 3 auf
dem Damloup-Rücken*) in die Gräben. General v. Engelbrechten
hatte daher am 4. nachmittags befohlen, daß I./126 in der nächsten
Nacht die feindlichen Anlagen zwischen Fort und Damloup-Schlucht,
einschließlich der Anschluß-Batterie, in Besitz zu nehmen habe. Der Be-
fehl ließ sich aber nicht ausführen, da die Zeit für die notwendigsten
Vorbereitungen fehlte und Führer ebenso wie Truppen mit der Örtlich-
keit zu wenig vertraut waren. Hptm. Tobias bat deshalb, den An-
griff auf die Abendstunden des 5.6. zu verschieben, was bewilligt wurde.
Nach vorausgegangener Artillerie-Vorbereitung gingen nun am
5. bei fortgeschrittener Dämmerung 1./126, Lt. d. R. Schumacher,
von der Südecke, 2./126, Lt. d. R. Heege, von der Ostflanke, 3./126,
Lt. Müller, vom rechten Schulterpunkt gegen die Damloup-Schlucht
vor, während 4./126, Hptm. Heng, aus der Liese-Sappe Stoßtrupps
vorsandte. 10°° abds. springt die Angriffslinie hoch. Aus dem Fort
steigen Leuchtraketen empor, und bald stecken die Württemberger im
Eisenwirbel berstender Granaten, während von vorn und von hinten
Maschinengewehre feuern. Umsonst das Beispiel des Lts. Heege, der,
seine 2. Kp. anfeuernd und ihr vorauseilend, den Heldentod stirbt.
In Granattrichter geschmiegt, warten die Schwaben, bis das Feuer
nachläßt, um dann kriechend die Ausgangsstellungen wieder zu er-
reichen. Auch die 4.Kp. erzielte von der Liese-Sappe aus keinen Erfolg.
Am 5.6. stellte ein Signaltrupp des Fernsprech-Doppelzuges 50
eine Verbindung mit Höhe 367 durch Signallampe her. Diese mußte
unmittelbar neben dem Eingang zur östlichen Grabenstreiche aufgestellt
werden. Mehrere Meldungen wurden durchgegeben. Aber die Freude
währte nur von 7°bis 11° vorm.; dann zerstörte eine Granate die
Lampe. Die tapfere Bedienung, Uffz. M ö ß l e und Signalist S t a i b,
wurden schwer verwundet zur Verbandstelle getragen.
Am folgenden Tage erschien ein neuer Trupp. Ihm wurden drei
Signalgeräte verschüttet. Die Führer des Doppelzuges, Oblt. S ch r a -
der, der sich zur Einrichtung der Station zum Fort begeben hatte,
wurde verwundet. Weitere Versuche mußten eingestellt werden.
*) Vergl. Kap. in, 4, S. 127/128.
Berdun 1916. II. Teil 8
114
Vergeblicher französischer Entsatzversuch am K.K.
Nach Mitternacht vom S./6. Juni verstärkte sich das französische
Artilleriefeuer so, daß man deutscherseits mit feindlichen Angriffen
rechnen mußte. Hptm. G i l l h a u s e n stellte seine Stoßtrupps ent-
sprechend bereit.
In der Grabenstreiche der Nordecke, um die die Granaten mit be-
sonderer Wut einschlagen, stehen 39er und Pioniere fertig zum Vor-
brechen. Ihre Hauptsorge ist, rechtzeitig draußen zu sein, da nur ein
Mann nach dem anderen kriechend den Raum verlassen kann. Die von
den Einschlägen umhergeschleuderten Erd- und Mauerbrocken drohen
die Pforte zu verichütten; durch ununterbrochene Arbeit mit Spaten
und Beilpicke muß der Zugang offengehalten werden.
Die Uhr zeigt 4"" vorm.. die Einschläge entfernen sich! Vor den
Schießscharten krachen Handgranaten! Der Franzmann sitzt wahrhaftig
schon auf der Decke der Streiche! Draußen knattern Gewehre, auch
Maschinengewehre tacken eifrig. Die Kompagnien des II./39 haben sich
mit dem Angreifer schon gewaltig in den Haaren. Pioniere der
2. R./Pi. 27 unter V.F. Franke, soeben frisch als Ablösung ein-
getroffen, werfen sich am linken Schulterpunkt dem Feinde entgegen.
Sie erhalten durch die aus der Grabenstreiche herausquellenden Stoß-
trupps der l./Pi. 15 unter den Lts. Ost ermann und P l a u t h und
der 10./39 Unterstützung, denen ein weiterer Zug mit einem Ma-
schinengewehr folgt. In tatkräftigem Vorgehen wird das Westglacis
gesäubert. Oben vom Fort aus griff nun auch die alarmierte Be-
satzung mit Gewehren und Maschinengewehren ein und schoß die rings
um das Fort im Dämmerlicht des werdenden Tages auftauchenden
Abteilungen des Feindes zusammen.
Die Hauptlast trug das II./39. Bis in die Linie der Stellungs-
kompagnien, 6., 7. und 5-/39, stießen die Franzosen hinein, es kam zu
hartnäckigen Kämpfen Mann gegen Mann. Viele Lücken hatte das
vorherige Artilleriefeuer gerissen. Major Schönian schickte deshalb
die 8. Kp. aus der Reserve zu Hilfe. In mehrstündigem Trichter-
kämpf säuberten die Kompagnien das Gelände zwischen West-Sappe
und Westflanke des Forts wieder. Zahlreiche Franzosen wurden aus-
Gräben und Unterständen herausgeholt, in die sie sich verkrochen hatten.
In Höhe der Kehle des Forts erhielt die Kampflinie erneut M.G.Feuer
in beide Flanken, so daß die Kompagnien sich bis zu der Nordecke des
Forts zurückziehen mußten.
Schwere feindliche Beschießung des Forts.
IIS
Der Feind erlitt schwere blutige Verluste. Ein Offizier und
Ivv Mann wurden gefangen. Den Abwehrerfolg erkauften die 39er mit
dem Blut manches der Ihrigen. Beim Vorstoß der 8. Kp. fiel u. a.
ihr ausgezeichneter Führer, Lt. d. L. Kumm.
Die Kämpfe auf der Westseite des Forts benutzte ein Stoßtrupp
der I./Pi. 15 unter Lt. P l a u t h, um noch einmal gegen die westliche
Zwischenraumstreiche vorzugehen. Es gelang, geballte Ladungen vor
den Schießscharten zu zünden. Die Streiche schwieg darauf für einige
Stunden. Die Tat der Pioniere ist um so anerkennenswerter, als diese
dabei M.G.Feuer vom Fumin erhielten. Sämtliche Leute des Spreng-
trupps, einschließlich des tapferen Führers, wurden verwundet.
Während des Kampfes der 39er tauchten auch auf der Ostseite des
Forts Franzosen auf. Ihr Vorstoß brach im Abwehrfeuer der Württem-
berger und im Sperrfeuer der deutschen Artillerie zusammen. Ein zwei-
ter Versuch des Feindes, vorwärtszukommen, hatte das gleiche Geschick.
Nach dem Scheitern der Entlastungsangriffe vereinigte starke fran-
zöfifche Artillerie ihr Feuer wieder gegen das Fort und die nächste
Umgebung. Vom Hardaumont aus gesehen, glich die Vaux-Kuppe dem
Gipfel eines Vulkans. Mächtige dunkle Wolken umlagerten sie, Rauch-
säulen stiegen aus ihr empor. Granaten wühlten die kümmerlichen
Deckungen um und um und zerbrachen das zerbröckelnde Mauerwerk,
hinter dem die tapferen Rheinländer kümmerlichen Schutz fanden.
Im Laufe des Nachmittags zerschmetterte eine schwere Granate
die schon stark beschädigte Grabenwand der Nordstreiche, viele Ver-
wundete unter den Trümmern begrabend. Pulverqualm und Staub-
wölken durchdrangen die Hohlräume. Die Verschütteten schrien jämmer-
lich. Unruhe und Verwirrung entstanden unter den eingepferchten Men-
sehen. Eine Panik konnte nur die unerschütterliche Ruhe des Hptm.
G i l l h a u s e n*) bannen. In den tieferliegenden Teilen der Hohl-
räume wurden die Rauchgase so dicht, daß nur die aufgesetzte Gas-
maske vor dem Ersticken schützte. Das Verlassen des halbverschütteten
Raumes war jetzt noch schwieriger als vorher. Kräftige Fäuste der
Pioniere griffen zu, den Durchgang nach außen frei zu machen. Die
'*) Eine schriftliche Meldung des Hauptm. G i l l h a u s e n vom 6., 3° nachm.,
bezeichnete als Stärke der Besatzung: 9./39 1 Offizier, 68 Mann; 10./39 1 Offi-
zier, 61 Mann; 7 M G. der Regtr. 39 und 53; 25 Pioniere der 2. R./Pi, 27. Am
Schluß dieser Meldung stand: „Aufenthalt unerträglich. Ablösung aller Teile
erforderlich." Das Wort „unerträglich" durchstrich der Absender und setzte in
tapferer Selbstüberwindung dafür „aufreibend".
8«
116
Auch der zweite Entsatzversuch vergeblich.
Stoßtrupps wurden neu eingeteilt, um gegen den zu erwartenden
abermaligen Angriff des Feindes gerüstet zu sein.
In der Abenddämmerung, gegen 1030, kam er. Wiederum gelangten
Franzosen auf das westliche Glacis bis in Höhe der Grabenstreiche.
Diesmal genügten allein die Stoßtrupps des Hptm. G i l l h a u s e n,
um den Feind abzuwehren. Die Kompagnien des II./39 bekamen nicht
allzuviel vom Gegner zu sehen. Auch die Württemberger wiesen Fran-
zosen, die unter Hörnersignalen aus ihren Gräben stiegen, glatt ab.
Des Feindes Angriffskraft hatte in der Hauptsache bereits das Abwehr-
feuer deutscher Artillerie gebrochen. Wiederum war es den Franzosen
nicht gelungen, die im Fort Eingeschlossenen zu befreien.
Am 5. hatte der Major R a y n a l durch Lichtspruch die Zer-
störung der deutschen Maschinengewehre auf dem Oberbau gefordert,
von denen tatsächlich auch einige durch das französische Artilleriefeuer
unbrauchbar wurden. Die Mehrzahl verschwand jedoch rechtzeitig in
den Hohlräumen, bis der feindliche Angriff sie in die Feuerstellung
rief. Das gleiche Feuer der französischen Feldkanonen zeitigte aber auch
einen dem Gegner durchaus unwillkommenen Erfolg. Ein Schuß traf
die Öffnung in der Wand der Kehlkaferne, in der die Signallampe
stand, zerstörte diese und tötete oder verwundete die Insassen des be-
treffenden Raumes.
In der Nacht vom 5./6. war der nach Fort Souville entsandte
tapfere Bote wieder in das Fort zurückgelangt und hatte die Nachricht
von dem bevorstehenden Entlastungsangriff sowie die Aufforderung
zur Mitwirkung der Fortbesatzung mitgebracht. Den Stoß am Morgen
des 6. gegen die 3Ser führten zwei Kompagnien des J.R. 238, den
gegen die Württemberger zwei des J.R. 321. Von einer Mitwirkung
der französischen Fortbesatzung war, abgesehen von M.G.Feuer der
Raumstreichen, deutscherseits nichts zu spüren: die Widerstandskraft
der Eingeschlossenen war am 6. im Erlöschen. Der Durst wurde ihnen,
neben Geschütz, Gewehr und Handgranate, der schlimmste Feind. Aber
auch die Deutschen oben auf dem Fort litten unter ihm entsetzlich. Jede
Feldflasche, die, mit Kaffee gefüllt, durch das im Baux-Tale nieder-
gehende feindliche Sperrfeuer nach dem Fort gelangte und dort eine
deutsche Kehle labte, war Gegenstand unendlicher Mühen und Be-
schwerden gewesen. An jeder Feldflasche klebte Schweiß, an sehr vielen
das Blut des Trägers.
Reben dem Todesmut der deutschen Infanterie und Pioniere hatte
die deutsche Feldartillerie hervorragenden Anteil an der endlichen Be-
Ein Brief des französischen Fortkommandanten.
117
zwingung der Feste. Alle französischen Berichte sind sich über die
starke, häufig vernichtende Wirkung der deutschen Geschütze einig.
Auch in dem Gelände zwischen Fort Vaux und Fort Souville sah es
furchtbar aus. Auch hier überall Spuren von Tod und Verderben; Er-
schwerung des Nachschubs, Ausbleiben der Verpflegung, Granattrichter
allerwärts, Schlamm und Dreck, Feuerüberfälle und Gas, Tote und
Verwundete, ungezählte. — Alles wie bei den Deutschen.
Die französischen Angriffstruppen trafen in der Regel schon zer-
rupft in der Ausgangsstellung ein. Die vorgehenden Sturmtruppen
rannten aber stets in das deutsche Sperrfeuer, das auf Leuchtzeichen
pünktlich einsetzte und von der Infanterie als wirksamer Schutz an-
erkannt wurde. Am 4.,5. und 6. Juni hat die deutsche Artillerie mehr
als ein dutzendmal Sperrfeuer geschossen. Die Wachsamkeit der Beob-
achter und der Luftaufklärer sowie die Unermüdlichkeit der Kanoniere
an den Geschützen legten einen Feuergürtel um die Feste, der schließlich
im Verein mit der unerschütterlichen Zähigkeit der Infanterie die
Kapitulation der im Fort eingeschlossenen Franzosen bewirkte.
Am 7. Juni früh tauchte vor der Barrikade im westlichen Hohlgang
eine weiße Flagge auf, mit ihr drei Gestalten: „Nickt schießen!" Ein
Offizier übergibt dem M.G.Posten einen Brief: commandant
des troupes allemandes attaquant le Fort de Vaux." („An den
Führer der das Fort Vaux angreifenden deutschen Truppen").
„Ich ließ den Offizier," berichtet Lt. Müller (Werner), M,G,K./J,R. 53,
„mit der Ordonnanz und seinem Hornisten folgen und in unbeschreiblichem
Jubel ging es durch den enggefüllten Gang. „Kinder, die Franzosen kapitu-
tieren!" Es wirkte wie ein elektrischer Schlag. Alles war wieder mobil und
wie umgewandelt. Die Treppe heraus ein einziger jubelnder Schrei: „Herr
Hauptmann, die Franzosen kommen!" Endlich bei Hptm. Gillhausen. Für
Augenblicke wußte keiner von uns beiden ein Wort zu sagen vor so viel Glück
und Jubel! — Das Siegel des Briefes wurde gebrochen. Bedingungen, wie sie
selbstverständlich sind: Völkerrecht, Privateigentum, rücksichtsvolle Behandlung!
— Der Hauptmann gab mir Bollmacht, mit dem Kommandanten zu verhandeln.
Also zurück!
Ich nahm zwei Unteroffiziere mit und husch! ging es über die französische
Deckung dem Leutnant nach. Im Innern der Kaserne empfing uns ein Offizier:
„Offizier allemand?" — „Oui, monsieur!" — („Deutscher
Offizier?" — „Ja. mein Herr!" — „Bitte zu folgen!".) Ein langer, hoher
Gang, durch große Lampen erleuchtet; zu beiden Seiten eine nicht übersehbare
Reihe behelmter Franzmänner. Aus das schneidige: („Ach-
118
Das Fort in deutscher Hand!
tungl") meines Führers standen die Kerle wie die Rekruten. Die Unteroffiziere
legten, während wir durchschritten, die Hand an den Helm. — Wir waren
beim Kommandanten! — Bald waren die Bedingungen sestgelegt und beider-
seits unterschrieben. Geschehen am 7.6., 6° vorm. Fort Vaux war deutsch!"*)
730 morg. begann der Abmarsch der französischen Besatzung
11 Offiziere, 447Mann, unverwundet, wurden Kriegsgefangene, außer-
dem 29 Mann Sanitätspersonal und 87 Verwundete. Zwei brauchbare
Kanonen, 12M.G., 18 M.W. waren die Beute. Gegen 10° vorm. wurde
der tapfere französische Kommandant, Major R a y n a l, zurückgeführt.
Auf dem Divisions-Gefechtsftande sprach ihm General v. Engel-
b r e ch t e n die uneingeschränkte Anerkennung für sein und seiner
Leute Haltung während der Kampftage im Fort aus. Es fei keine
Schande, nach fo tapferer Gegenwehr besiegt zu sein. Darauf erwiderte
Major R a y n a l stolz: „Sie haben mich nicht besiegt, der D u r st hat
mich bezwungen!" Aus dem Munde des Generals v. Engel-
b r e ch t e n erhielt er ferner die Nachricht, daß der französische Generalissi-
mus I o f f r e dem Kommandanten und der Besatzung des Forts Baux
feine Anerkennung für ihre treffliche Verteidigung ausgesprochen und
ihn selbst zum Kommandeur der Ehrenlegion ernannt habe. Die Funk-
station des X. R.K. in Sorbey hatte am 6. abends diese Nachricht des
Eiffelturmes aufgefangen.
Zur Fortbesatzung trat die I.PLK. des Füs.R. 39. Die Düssel-
dorfer übernahmen die Verteidigung der Kehlkaserne und der West-
feite; den Württembergern blieb die Besetzung des Kehleingangs, des
südlichen Kehlpunktes und der Ostseite. In den Fenstern der Kehl-
kaferne sowie in den Graben- und Zwischenraumstreichen wurden
Maschinengewehre aufgestellt.
Mittags nahm die feindliche Artillerie die Beschießung des Forts
wieder auf. Bis zum nächsten Morgen brüllten erneut die Geschütze
Ununterbrochen bohrten sich Granaten in den zerschundenen Leib der
Feste. Der Franzose war nicht gesonnen, die ihm entrissene Beute gut-
willig in deutschen Händen zu lassen.
3. Französische Medereroberungsverfuche.
50. I.D. am 8. und 9. Juni.
Durch den deutschen Heeresbericht vom 7. Juni erfuhr auch der
Franzose, daß sich das Schicksal Raynals entschieden hatte. Doch
*) Faksimile der schriftlichen Kapitulationsverhandlungen f. Bildtafel H,
Rückseite.
Französischer Rückeroberungsversuch am 8.6.
119
glaubte man den Deutschen nicht. Im nächsten Funkspruch des Eissel-
turms vom 8.6. früh war zu lesen: „Die Deutschen haben heute gemeldet,
daß das Fort am Abend des 6. Juni gefallen sei. Am 7. Juni, morgens
3°°, war das Fort noch in Händen der Franzosen. Seit dieser Stunde
hat wegen der Heftigkeit der Beschießung keine Verbindung mit dem
Fort mehr hergestellt werden können."
In dieser Mitteilung war der wahre Sachverhalt für den eigenen
Gebrauch umgeprägt worden. General N i v e l l e entsandte nämlich
gleich eine ganze Infanterie-Brigade, um die Verhältnisse im Fort
Vaux festzustellen. Zwei Regimenter von Ruf, 2. Zuaven-Regt. und
Kol.Regt. du Maroc, erhielten den Auftrag, den „Waffengefährten
zu Hilfe zu eilen, die im Fort Vaux unter tragischen Umständen ihre
Pflicht tun." Aber schon auf dem Anmarsch zerpflückte die deutsche Ar-
tillerie die Kolonnen. Die Verbände zerrissen. Zur Angriffszeit, 410 morg.,
war der größte Teil der Regimenter nicht zur Stelle. Stellungstruppen
mußten die Sturmausgangsstellung füllen helfen. Die herankommenden
Teile der Brigade selbst wurden nach und nach in den Kampf
geworfen.
Auf der Gegenseite beabsichtigte die deutsche Führung, am 8. Juni
den Erfolg der ersten Juniwoche weiterauszubauen. Um Einheitlichkeit
der Kampfführung zu gewährleisten, wurde die 50. I.D. dem X. R.K.
unterstellt. Während die 7. R.D. im Chapitre und die 1. I.D. im Fumin
vorzustoßen hatten, sollte die 50. I.D., 4° vorm. beiderseits des Forts
Vaux vorgehend, den Feind in den Berg-Wald zurückdrücken.
In der Nacht vom 7./8.6. goß es vom Himmel. Dazu sperrte im
Vaux-Tale eine dichte Feuerzone den Verkehr. J.R. 126 löste sein
I. Batl. durch das II. ab. In der stockdunklen Nacht verfehlten die Kom-
pagnien den Weg, irrten umher und trafen erst zehn Minuten vor der
für den Angriff bestimmten Zeit, völlig ausgepumpt, in der Stellung
ein. Auch IL/39 wartete auf Ablösung. Als der erste französische Angriff
dieses Tages einsetzte, waren jedoch erst kleine Teile des I./39*) zur Stelle.
Mit grauendem Tage begann auf dem Vaux-Berge ein wildes
Ringen. Drüben meist frische Truppen, allmählich in großer Überzahl?
hier rund drei, in viertägigem Kampfe stark gelichtete, deutsche Ba-
laillone und einige zusammengeschmolzene Pionier-Züge.
*) I./39 sührte Oblt.d.R. Heckschen. Der Batls.Kdr., Major Wos-
f t b 1 o, erlitt am 4.6. im CHSna-Walde durch Granateinschlag einen Nerven-
schok. Sein Adjutant, Lt. Hoß, wUds-Mötet, Unterarzt Hunnecke ver-
wundet.
120
Erbitterte Kämpfe.
Den anmarschierenden Kompagnien des II./126, Major Blezin-
ger, hatte feindliches Artilleriefeuer bereits starke Verluste zugefügt.
Als 4° morg. die 7. Kp., Lt. d. R. P f i st e r, und die 8. Kp., Lt.
Tuttmann, denen Gruppen der 4./Pi. 22, Hptm. Guericke, zu-
geteilt waren, sich anschickten, gegen ihre Angriffsziele vorzubrechen,
schlugen noch die Granaten des feindlichen Vorbereitungsfeuers zwischen
die Württemberger. Vor ihnen im Dämmerlicht tauchten ebenfalls Rei-
hen von Gestalten auf. Da die deutsche Artillerie in diesem Augenblick
ihr Feuer vorverlegte, kam der Gegner ungeschoren aus seinen Gräben.
In dem von Trichtern zerwühlten, freien Gelände treffen die Angriffs-
linien aufeinander. Handgranaten, Bajonett und Gewehr wüten. Hier
kämpfen sich die Schwaben bis in die Nähe des feindlichen Grabens
durch, dort gelangen Franzosen an die deutsche Ausgangsstellung heran,
werden aber von den Reservezügen in Empfang genommen.
Von der 5./126, Hptm. G o ß r a n, lag ein Halbzug als Wache auf
dem Glacis vor dem rechten Kehlpunkt des Forts; der Rest der Kom-
pagnie war im Fortinnern. 420 vorm. wurde rechts der Anschluß-
Batterie Gegner sichtbar, vorn dichte Wellen, dahinter Kolonnen. Beider-
seits des Kehltors stürzt die Kompagnie Goßran in die Granattrichter.
— und dann knallen ihre Gewehre!
Rechts der S./126, vor der Kehlkaserne, machen Maschinengewehre
der 39er ohrenbetäubenden Lärm. Sie standen bereit, den deutschen
Angriff feuernd zu unterstützen. Als der Franzmann erschien, alarmier-
ten die M.G.Leute die Besatzung der Kehlkaserne. Aus den Fenstern
springen die Mannschaften und gehen auf der Galerie zwischen Kaserne
und Kehlgraben in Stellung. Andere sausen über den Forthof hinweg
auf den Oberbau, um von hier aus das Feuer aufzunehmen.
Doch der Feind läßt so leicht nicht locker. Von Loch zu Loch arbeitet
er sich gegen das Fort heran. Es kommt zum Scheibenschießen Mann
gegen Mann. Auf der Ostseite des Forts greifen die M.G. der
Zwischenraumstreiche, jetzt von deutscher Hand bedient, entscheidend ein.
Der Feind erleidet schwere Verluste. Schließlich läuft er davon oder
drückt sich in die Granatlöcher. 4'° vorm. ist der erste Akt des Schlachten-
dramas beendet.
Froh ihres Erfolges hängen die 39er Füsiliere auf der balkon--
artigen Galerie des Kehlgrabens, da bäumt sich plötzlich in der gedräng-
ten Menschenmasse eine schwarze Säule hoch, ein Krach, Flammen, viel-
stimmiger Schrei! Heißes Eisen sitzt in Menschenleibern. Ein zweiter
Schlag! Um ein M.G. wälzen sich in Staub und Rauch Getroffene.
Beiderseitige Erschöpfung.
121
„Die Galerie räumenI" Alles drängt nach den Fenstern. — Ein
Treffer in den Kehleingang fetzt zu alledem einen Haufen französischer
Handgranaten und Kartuschen in Brand. Entsetzlicher Pulverqualm!
Unter den hastig ins Fort drängenden, vor dem anhebenden feindlichen
Artilleriefeuer Schutz suchenden Leuten entsteht beängstigende Verwir-
rung. Nur mit äußerster Mühe gelingt es Lt. d. R. Schumacher^
1./126, der nach Ablösung seiner Kompagnie noch im Fort weilt, den
Eingang freizumachen und die drohende Panik zu bannen.
Als dem Feinde der Mißerfolg seiner Infanterie gewiß wurde»,
nahm er die Beschießung des Forts wieder auf. 5™ vorm. zweiter An-
griff I Heftiger als der erste. Sieben Wellen hintereinander werden ge--
zählt. Die erste kommt auf Handgranatenwurfweite an den Kehlgraben^
Alle anderen brechen schon vorher im deutschen Abwehrfeuer zusammen.
Abermalige französische Artillerievorbereitung bringt schwere Ver-
luste. Nach 6° vorm. kommen heraufgeschickte Verstärkungen im Fort-
an, ganze 21 Mann mit zwei Offizieren, die sich von der 1. und 4./39*
durch den mörderischen Feuerriegel durchgeschlagen haben. Sie werden
an der Südecke des Forts eingesetzt, wo die 5./126 böse gelitten hat. —
635 vorm. dritter Angriff! Wiederum gegen die Kehle! Dasselbe Bild!
Derselbe Ausgang des Kampfes!
74B vorm. vierter Angriff! Gegen die Ostseite und die Südecke des
Forts. Die Schwaben und Rheinländer harren in Not und Graus aus-
und lassen sich von Tod und Teufel nicht unterkriegen. — Der Franzose
läßt die Arme sinken. Er muß Atem holen. Auch der Deutsche ist auf
das tiefste erschöpft. Das Artilleriefeuer des Feindes läßt nach.
In der entstehenden Kampfpause versuchten die 39er, ihre völlig
durcheinandergeworfene Gefechtslinie in Ordnung zu bringen. Il./39
konnte im Laufe des Tages zurückgezogen werden*), die Kampfkraft
des zurückbleibenden I./39 war aber fo geschwächt, daß noch die 11./39,
Lt. d. R. P a t t b e r g, eingesetzt werden mußte.
Im Fort traf der von der Division entsandte Major Hoffmann,
I.R. 143, als Kommandant ein. Er übertrug die alleinige Verteidigung^
der Nord- und Kehlselte den 39ern; zu ihnen trat 2. R./Pi. 22(Lt. d. R.
Stumpf), die in der letzten Nacht die l./Pi. 15 abgelöst hatte. I.R. 126«
übernahm die Ostfeite. 9. und 10./39, Lt. d. R. Müllenbruck, sowie-
die J.PLK./39 waren allerdings bald am Ende menschlicher Leistungs-
fähigkeit angelangt.
*) II./39 war mit 14 Offizieren, 540 Mann in Stellung gerückt und ver--
!or davon in vier Tagen 8 Offiziere, 280 Mann.
122
In Erwartung weiterer feindlicher Vorstöße.
Im Fort sah es nach diesem kampfdurchtosten Morgen fürchterlich
,-aus. In die Fenster der Kehlkaserne waren mit unheimlicher Genauig-
feit Granaten gefahren. In den Kasematten wälzten sich Verwundete
über Tote. Die Kasernenräume waren als Unterkunft unmöglich. Alles
.preßte sich in den Hohlgängen zusammen; Gesunde, ermattet, halb
schlafend, kauerten an der Wand; Verwundete, stöhnend und jammernd:
„Wasser, Wasser!" Kalk- und Zementstaub löste sich bei jedem Schuß
vom Mauerwerk und füllte als undurchdringliche Wolke alle Räume,
.jedes Menschen Kehle austrocknend. Drang Pulverqualm einer platzenden
Granate in das Innere, wähnten die überreizten Nerven Gefahr:
„Gas!" Man griff zur Gasmaske. Viele sprangen auf, traten auf am
Boden liegende Verwundete und verbreiteten Unruhe und Verwirrung.
Von Mittag ab nahm der Franzose das Fort wieder unter noch
heftigeres Artilleriefeuer. Er trommelte auf den Vaux-Berg. Auch die
Werferstände der M.W.K. 50, dem Lt. d. R. B o l l w e g unterstellt,
beim Lindow-Stollen nahm er sich vor. Mehrere Stände wurden ein-
geschossen, doch die Werfer waren nicht totzukriegen. Jeder wurde in
diesen Kampftagen wohl ein halbes dutzendmal verschüttet. Einschlagende
^Granaten schleuderten die Minen den Verghang hinunter. Immer wieder
buddelten die Pioniere unerschrocken ihre Waffen und Munition aus der
Erde, wischten die verschmutzten Minen mit dem Rockärmel ab und
schössen sie dem Franzmann auf den Pelz.
Abends wurden 9. und 10./39, die heldenhaft fünf Tage lang die
Feste gepackt und gegen sieben feindliche Angriffe verteidigt hatten,
durch S. und 8./143 abgelöst. 9./B9 hatte in fünf Tagen zwei Komp.-
Führer verloren: Lt. d. R. Ruth und Lt. Lauen st ein, beide ver-
wundet. Tag für Tag hatte Lt. Ruth mit Uffz. G r o t h u s, 10. Kp.,
«die aus dem Fort zum Gegenstoß stürmenden Füsiliere geführt.
Tag und Nacht waren Uffz. Rojacki und Gefr. Engelbrecht auf
ihren Beobachtungsposten geblieben und hatten jede Ablösung abge-
lehnt. 9./39 zählte nach der Ablösung noch 34, 10./39 noch 50 Mann.
Schwere Stunden hatten die Verteidiger des Forts wieder hinter
sich, als in der Dämmerung des sinkenden Tages der Franzose erneut
angriff. Vom Verg-Walde rücken Kolonnen an, Wellen voraus. Sig-
nale steigen, Hilfe heischend, über dem Fort hoch: Sperrfeuer schlägt
zwischen die Angreifer. Sie gehen trotzdem weiter. Einzeln von Trich-
ter zu Trichter springend, arbeitet sich der Feind heran. Tollkühne
Draufgänger erreichen den Kehlgraben, um hier ihr Heldentum mit
!dem Tode zu besiegeln. Die Hauptmasse aber hat das Artillerie-, M.G.-
SV. I.D. und Baux-Berg unzertrennlich.
123
und Gewehrfeuer aus dem Fort unterwegs bereits in die Granat-
löcher getrieben. Auch nachgeschobene Verstärkungen bringen den An-
griff nicht mehr vorwärts. Zwischen 9° und 10° abds. ist der fünfte
Vorstoß dieses Tages gescheitert*).
Noch immer gab der Franzose das Rennen nicht auf. Wieder
steigerte er in der Nacht sein Artilleriefeuer gegen das Fort und Um-
gelände. Bei Tagesanbruch des 9. Juni, 415 morg., erneuter Angriff?
Dichte Wellen dringen vor; sie werden abgewiesen.
10°° abds. nach heftiger Artillerievorbereitung abermaliger Vor-
stoß starker Kräfte, die sich jedoch im deutschen Abwehrfeuer nicht mehr
richtig entfalten können.
Jetzt endlich, nachdem er zehnmal Sturm gelaufen, findet sich der
Franzose mit dem Verlust des Forts Vaux ab.
In der kommenden Nacht löste das J.R. 143 — Kdr. Oberst Frhr.
v. D a l w i g — alle Teile des Füs.R. 39 ab. Die Württemberger räum-
ien das Fort und überließen seine Verteidigung den 143ern. J.R. 126
deschränkte sich fortab auf die Sicherung der Außenstellung östlich des
rechten Schulterpunktes.
Nach Abschluß der Kämpfe um das Fort, die die Kräfte der Trup-
pen der 50. I.D. aufs höchste angegriffen hatten, erhoffte jedermann
die Ablösung der Division. General v. Engelbrechten hatte
diese beantragt. Die Angriffsgruppe Ost antwortete jedoch, daß „mit
Rücksicht auf die Gesamtlage eine frische Division zur Ablösung der
50. I.D. nicht zur Verfügung gestellt werden könne. Es bliebe nur übrig,
die Verbände der 50. I.D. in einem ruhigen Abschnitt der 30. oder
39. I.D. einzusetzen und dafür gefechtskräftige Teile dieser Divisionen
in den Abschnitt der 50. I.D. zu ziehen."
Von nun ab bis in den Herbst wurden die Regimenter des
XV. A.K. der Reihe nach, wie mit J.R. 126 und J.R. 143 bereits be-
gönnen, im Abschnitt der 50. I.D. eingesetzt. Die Front vom Feuilla-
bis zum Chabotte-Walde galt als Ruhestellung, in der die vom Vaux-
Berg und seiner Umgebung zurückkehrenden Regimenter des XV. A.K.
*) Am 8. abends meldete der Eiffelturm: „Nach sieben Tage langen, er-
bitterten Kämpfen gegen immer wieder neueingesetzte Angriffstruppen konnte
die Besatzung des Forts Vaux, die am Ende ihrer Kräfte war, die Deutschen
nicht mehr verhindern, das durch die furchtbare Beschießung völlig zerstörte
Fort zu besetzen. Die französischen Truppen halten die unmittelbaren Zugänge
und die Gräben rechts und links vom Fort und wiesen alle Angriffe der Deut-
schon ab."
124
Die 3. Grenadiere sollen Damloup nehmen.
und der 50. I.D. wohl leichtere Kampfverhältnisse, aber gleich anstren-
genden Arbeitsdienst vorfanden wie im Abschnitt Vaux—Damloup,
während sie dieselben Kanonen beschossen hier wie dort. Zur Ermög-
lichung einer Ablösung der Feldartillerie der SO. I.D. wurde vom 6. Juni
ab das Fa.R. 204 des Alpenkorps, Kommandeur Major S a n n e r,
der 50. Fa.B. zugeteilt. Wie die Lasten der Kämpfe um Fort Vaux sich
verteilten, mögen die Verlustziffern angeben (nach den K.T.B. der
Truppen):
Infanterie:
J.R. 53. 1. bis 9 6.: Tot 6 Offz. S4 M.; verw. 7 Offz. 226 M.: verm. — Offz. — 501.,
J R. 158. 1. 6.6.: „ 1 ^4 . f 9 f 159 „ ' „ 1 „ 37 „
Füs.R. 39. 1. „ 10.6.: „ 4 I W r, 7 „ 14 601 „ ; ' „ 1 „ 68 „
J.R. 126. 1. „ 10.6.: „ 8 ^ 62 „ ; „ 6 „ 613 „ ; ^ „ - „ 60
Pioniere:
II./p. 20 (3 Kpn.) : „ 2 „ 75 1 ff 3 H 292 „ „ - „ 13
4./Pi 22. 6. bis 10.6.: „ — „ 18 „ ; — „ 79 „ „ — 4
Pi.K. 99. 1. „ 10 6.: „ — „ 6 30 „ „ — „ 2 tt .
2.R Pi. 22. 6. „ 10.6.: „ — „ 7 „ ; „ 1 „ 65 „ „ — „ 1 „
2.R./Pl. 27. 3. „ 8.6.: „ — „ 2 „ ; „ — „ 50 „ „ _ w 4 th.
I./Pi. 15. 4. „ 7.6.: „ — „ 3 2 13 „ — * — ^
4. Damloup und Damloup-Rücken.
Gren.Regt. 3 vom 2. bis 4. Juni.
Der gleiche Angriffsbefehl des General-Kommandos und der 50.J.D.s,
der auf dem Vaux-Berge die Dinge ins Rollen brachte, entschied mich*
das Schicksal von Damloup.
Gren.Rgt.3, Oberst Fretzdorss, das seit Mitte Mai die Wein-
berg-Höhe nördlich Damloup sicherte, erhielt den Auftrag, Damloup und-
die feindlichen Anlagen auf dem Damloup-Rücken zu nehmen. Im-
Anschluß an den Sturm der 100. J.B. gegen Fort Vaux sei „jede gün-
stige Gelegenheit zum Angriff auszunutzen". Dieser wurde dem l. Batl.
unter Oberftlt. Frhr. v. Uckermann übertragen, dem noch die
12. Kp. des Regiments sowie die beiden anschließenden Stellungs-
kompagnien der 30. I.D., die 3. und 4. Kp. des sächs. Jns.Regts. 105,.
unterstellt wurden.
I./Gr. 3 rückte in der Nacht vom 1./2.6. nach dem Weinberg und
löste dort das Füs.Batl. ab. Oberstlt. v. Uckermann hatte die „gün-
stige Gelegenheit" zum Angriff selbst ausfindig zu machen. Als am
2. Juni, 730vorm., die Nachricht beim Bataillon einging, daß 53er im
Wütender Dorikampf in Damloup.
125
das Fort eingedrungen feien, entschloß er sich zum sofortigen Vorgehen.
8"° vorm. traten die Grenadiere an. Sie hatten Glück. Die Augen
der feindlichen Artillerie-Beobachter waren um diese Zeit nur nach
Fort Vaux gerichtet, wo die Lage zunächst ungeklärt war. Das Bataillon
Uckermann erhielt daher keinen einzigen Kanonenschuß. Auch die
auf dem Damloup-Rücken stehenden feindlichen Maschinengewehre tra-
ten erst in Tätigkeit, als die vordersten Angriffswellen bereits den
Dorfrand erreichten*). Das M.G.Feuer verursachte in den Hinteren
Staffeln einige Verluste, vermochte aber den Sturm nicht aufzuhalten.
Ihn deckten sieben auf der Weinberg-Höhe stehende M.G. der Grena-
diere, indem sie über ihre das Tal durchschreitenden Schützenlinien hin-
weg auf den Dorfrand schössen.
Der Einbruch kam der Dorfbesatzung überraschend. Die durch das
deutsche M.G.Feuer an ihre Plätze gefesselten Wachen am Dorfrande
hatten kaum Gelegenheit, die weiter rückwärts in ihren Kellern sitzen-
den Hauptteile der Kompagnien zu alarmieren. Erst im Dorfe selbst kam
es zu ernsteren Zusammenstößen. Aus Häuserruinen und Kellerfenstern
drang Gewehrfeuer. Dazwischen tackten Maschinengewehre aus ver-
steckten Orten. In erbittertem Nahkampf wird ein Kellerloch nach dem
anderen genommen. Durch die Fensterluken werden Handgranaten ge-
schleudert. Vis zum äußersten wehrt sich die Besatzung und ergibt sich
erst, als weiterer Widerstand völlig nutzlos erscheint**).
Zwei Züge der Sachsen und ein Zug der 4./Gr. 3 unter Lt. d. R.
Mehlhausen, angefeuert durch den errungenen Erfolg, stießen
gleich durch das Dorf hindurch und besetzten den 4(10 m südlich gelegenen
unteren Teil des Lauf6e-Rückens. Sie vermochten sich auf diesem jedoch
nicht zu halten, da sie dort nicht nur von der feindlichen Artillerie be-
schössen, sondern vor allem von dem hier liegenden eigenen Abriegelungs-
feuer gefaßt wurden.
Nach Beendigung des Kampfes, der nur eine Stunde gedauert
hatte, besetzten 4., 3.,2./Gr. 3 sowie 3. und 4./105 nebeneinander den
Südrand, 12./Gr.3 den Westrand des Dorfes und anschließend I./Gr. 3
die Lücke zwischen Damloup und dem linken Flügel des I.R. 63. Die
*) Oberstlt. v. Uck ermann hatte angesetzt: 4-/3, Lt. d. R. M e h l h a u -
s e n, auf den Westteil: 3 /3, Lt. v, M a ch u i, auf die Mitte: 2./3, Lt. d. R.
M i e n t u s, aus den Ostteil und 4./105,Lt, d, R, E g l y, auf den Ostrand
des Dorfes. 1./3, Lt. d. R. W o l s f, schloß am Wege Vaux—Damloup die
Lücke zwischen Vaux-Berg und Westrand Damloup. 3./105 blieb zunächst in
Reserve auf der Feuilla-Höhe.
**)V.F. Rutat, 4./3, eroberte dabei allein 3 feuernde feindliche M.G.
126
Um den Damloup-Rücken.
Kompagnien konnten sich ungestört einrichten. Erst 5° nachm. setzte
feindliches Artilleriefeuer gegen das Dorf ein, dem aber kein Gegen-
angriff folgte. Die Grenadiere verloren: Tot ein Offizier (Lt. v. M a -
ch u i), 12 Mann; verwundet zwei Offiziere, 72 Mann; vermißt vier
Mann*). Die Franzosen büßten außer ihren blutigen Verlusten 18
Offiziere, 502 Mann an Gefangenen ein, darunter einen Batls.Stab.
Dem entschlossenen Zupacken der Grenadiers und der geschickten
Wahl der Angriffszeit war ein schöner Erfolg beschieden gewesen. Noch
aber fehlte die Erledigung des zweiten Teiles des Gesamtauftrages,
die Eroberung des vom Dorfe aus nach Westen verlaufenden Damloup-
Rückens. Am Morgen des 3.6. erhielt das Gren.Rgt. 3 erneut Befehls
auch diesen Rücken zu nehmen. Mittags hatte Oberstlt. v. Ucker-
mann den Auftrag schriftlich in Händen. Art und Zeit des Angriffs
waren ihm überlassen. Er verabredete mit dem Führer des rechts
benachbarten I./53, Hptm. Sandkuhl, daß dieses um 7« abds. die
südöstlich des Forts Vaux gelegenen feindlichen Gräben nehmen fallt«,,
während I./3 gleichzeitig den Damloup-Rücken selbst angriff. Vorberei-
tung und Deckung des Unternehmens durch Feld- und schwere Ar-
tillerie veranlaßte Oberst Fretzdorsf.
Oberstlt. v. Uckermann ließ den ganzen Südrand des Dorfes
nur von 3. und 4./105 besetzen und stellte am Wege Vaux-Damloup
zum Angriff bereit: die ihm als Verstärkung zugesandte 6./Gr. 3 rechts,
die 1. Kp. in der Mitte und die 4. links, unmittelbar am Westrande
des Dorfes. 6. und 1. sollten in der Damloup-Schlucht vorgehen, die
4. auf dem Damloup-Rücken; hinter ihr im Dorfe standen die 12., 2.
und 3./Gr. 3 als Reserven. Die Bereitstellung der Kompagnien erfolgte
in heftigem feindlichen Artilleriefeuer, so daß von der 6. Kp. nur
geringe Bruchteile auf den vorgeschriebenen Platz gelangten.
7° abds. trat das Bataillon Uckermann an und wurde sofort von
wütendem Sperrfeuer der französischen Artillerie empfangen. Von bei-
den Talhängen der Damloup-Schlucht knatterten dazu feindliche Ma-
schinengewehre. Die 6. und 1. Kp. wurden bereits nach wenigen
Schritten zu Boden gezwungen. Die 4. Kp. kam mit der vordersten
Welle etwa 100 m vor; dann stockte auch hier der Angriff. Er hätte
das Schicksal so manches anderen geteilt, wenn nicht ein glücklicher Um-
stand dem Unternehmen doch noch zu einem Erfolge verholfen hätte.
Während das Abwehrfeuer der französischen Kanonen die Grenadiere
*) Die Verluste der 3. und 4./105 waren nicht zu ermitteln.
Die günstige Gelegenheit richtig erfaßt.
127
umtoste, entdeckte einer der Vordersten der 4. Kp., Gefr. Höngen,
zufällig einen Graben, der dicht am Nordhange des von Damloup nach
der Hohen Batterie hinführenden Höhenrückens entlanglief. Der Komp.-
Führer, Lt. d. R. M e h l h a u f e n, raffte rasch einige Leute zusammen
und sprang mit ihnen in diesen Laufgraben. Höngen rannte im
Granathagel zurück und wies anderen Gruppen den Weg. Lt. Mehl-
hausen drang mit Höngen in dem leeren, ziemlich flachen Graben
vor, vom Vaux-Verge her heftig durch Maschinengewehre beschossen.
Unerwartet stößt die kleine Schar — sieben Köpfe I — auf eine stark-
besetzte Schanze. Sofortiger Angriff mit Handgranaten streckt einige
Gegner nieder, die übrigen ergeben sich. Durch den Lärm aufmerksam
gemacht, eröffnet ein wenige Schritte weiter im Laufgraben hinter einer
Sandsackbrustwehr stehendes M.G. das Feuer. Ohne Zögern springt
ein Grenadier furchtlos vor — Handgranaten hinter die Sandfackmauerk
Das Feuer schweigt. „Vier" M.G. stehen dort, 30 Mann geben sich
gefangen. Den Laufgraben hinauf sieht man Franzosen flüchten. Mit
Hilfe nachkommender Gruppen der 4.Kp. wird noch ein weiterer
Teil des Rückens besetzt. Nachgezogene Maschinengewehre nehmen von
hier aus mit sichtbarem Erfolge die feindlichen Gräben am Südhange
des Vaux-Berges unter Feuer. Die 4.Kp. arbeitet sich dicht an die
Hohe Batterie heran. Erst hier kommt der schneidige Vorstoß zum
Stehen, da die vorhandenen Kräfte zum Angriff auf die Batterie selbst
zu schwach und die Leute der 4.durch die vorausgegangenen Anstren-
gungen völlig ausgepumpt sind.
Der Kühnheit und Unerschrockenheit des Lts. Mehlhausen
und seiner sechs Begleiter verdankte das Grenadier-Regiment in erster
Linie die Eroberung des Damloup-Rückens. Später rückten die 12., 3.,
1. und 2. Kp. nach und besetzten den 650 m langen Laufgraben.
Nach dem Fall von Damloup hatten die Franzosen, wie H. Bor-
d e a u x berichtet, den Damloup-Rücken größtenteils geräumt. Seine
Besatzung, die 4. Kp. des franz. 142. I.R., beschränkte sich auf die
Behauptung der Hohen Batterie und einer 150 m östlich von ihr,
quer über den Bergrücken laufenden, kleinen vorgeschobenen Stel-
lung. Hier wurde die französische Postierung von den ostpreußischen
Grenadieren überwältigt, ebenso ein MG.Zug des franz. 52. J.R. Das
Erscheinen der Deutschen dicht vor der Hohen Batterie erfüllte den
Feind mit Sorge. Zwei Kompagnien des aus der Reserve schleunigst
vorgezogenen I. Batls. des 52. J.R. versuchten am Abend des 3. einen
Gegenangriff. Er wurde in der Entfaltung durch deutsches Artillerie-
128
Die Hohe Batterie zunächst unerreichbar.
fever, das in großer Stärke auf und hinter der Hohen Batterie lag,
zersprengt. Die Verbände erlitten große Verluste*).
Am 4. abends wollte das Gren.R. 3 den Angriff auf die Hohe
Batterie fortsetzen. Die 8. Kp., Lt. Möller, sollte ihn mit Flam-
menwerfern durchführen. In die bereitstehende Sturmtruppe schlug
Artilleriefeuer, das die Grenadiere für deutsches ansahen und meldeten.
Ungezählte Lichtsignale „Feuer vorverlegen!" stiegen hoch. Überrumpe-
lung des aufmerksam gewordenen Gegners war nunmehr ausgeschlossen.
Dazu kamen jetzt empfindliche Verluste und dämpften die zuversichtliche
Stimmung der Ostpreußen, so daß der Angriff unterbleiben muhte.
Der Franzose in und bei der Hohen Batterie verteidigte sich
energisch gegen die drohende Gefahr. Minen- und M.G.Feuer von drei
Seiten, heftiges Artilleriefeuer sowie schwierige Verbindung nach rück-
märts erschwerten das Leben der deutschen Besatzung des Damloup-
'Rückens ungemein. Die Kräfte des Gren.R. 3, das auf dem Rücken
sechs, in Damloup zwei Kompagnien einsetzen mußte, wurden stark ver-
braucht. Am 10. Juni übernahm deshalb J.R. 193 den Abschnitt
Damloup.
Gren.R. 3 verlor vom 1. bis 10. Juni: Tot 1 Offz., 27 Mann; ver-
wundet 8 Offz., 366 Mann; vermißt 30 Mann.
5. Das Ringen westlich des Forts.
1. I.D. vom 2. bis 8. Juni.
Gleichzeitig mit dem Sturm der 50. I.D. am 2. Juni, 4° morg., auf
Fort Vaux sollte auch die 1. I.D. zur Ausnutzung der Erfolge des
X. R.K. den Südteil des Fumin in Besitz nehmen. Der von Genmaj.
-v. Wedel am 1.6., 11° abds., ausgegebene Befehl erreichte jedoch nicht
rechtzeitig die vordere Linie, da die Befehlsübermittelung in der
finsteren Nacht, in heftigem feindlichen Artilleriefeuer und bei den un-
geklärten Verhältnissen auf dem Fumin große Schwierigkeiten machte.
Im Fumin-Walde befanden sich am 2. früh die Masse des I. und
II./Gren. 1, verstärkt durch Teile der 11. und 12./Gren. 1, unter dem
*) Bordeaux berichtet in „Les V." —
Seite 213 — noch folgendes: „Gegen 17 Uhr sehen wir in der Hohen Batterie zu
unserer großen Überraschung etwa 60 französische Soldaten aus den deutschen
Gräben steigen. Sie kommen auf uns zu. „Feuer! Das sind Boches!" Kaum ist
der Ruf heraus, folgen auch schon unsere Gewehrsalven. Etliche der als Fran-
zofen verkleideten Boches, die nicht getroffen wurden, flohen entsetzt." Darnach
hat also die Besatzung der Hohen Batterie ihre eigenen Landsleute, die vor den
-ostpreußischen Grenadieren wegliefen, zusammengeschossen.
Tafel 3*).
Fort Vaux, Ausgang des westlichen Hohlganges nach dem Forthof.
Fort Vaux, westliche Zwischenraumstreiche und Südteil des westlichen Flankengrabens.
*) Alle 4 Bilder dieser Tafel Aufnahmen des damaligen Hptm. Booz. I./Pi. 15.
Blld 1—Z kurz nach der Übergabe des Fo^ls ausgenommen.
Blick vom Nordteil
Fort T^aux, Fronen ab n. Vorn rechts Teil der Grabenstreiche der Nordostecke. Im
Hillteigmiide, in der Verlängerung des Grabens, die Grabenstreiche der Nordecke.
Vergebliche Stürme gegen das IWerk Rl.
129
Befehl des Hptm. Feige, III./Gren. 1. In der Nacht vom 1./2. war
ihm noch I./43, Hptm. W o t t r i ch, zur Verfügung gestellt worden,
dessen 2. und 3. Kp. 4« morg. gerade zur rechten Zeit erschienen, um
einen französischen Gegenangriff abwehren zu helfen.
Im Abschnitt des J.R. 41 war die Fumin-Stellung am 2.6. früh
von der 9. und 12. Kp. besetzt, in der Vaux-Berg-Stellung des Regi-
ments lagen 11. und 6./41. Nachdem aus dem Frühangrifs nichts ge-
worden war, erhielt Oberst T ra n s f e l d t, Kdr. J.R. 41, den Befehl
der Brigade, das Werk R1 zu nehmen. Die 4. Kp., Lt. d. R. B ü t o w,
wurde vorgezogen, um gleichzeitig mit der von der West-Sappe vor-
gehenden 6., Führer O.St. Adamczyk, und der vom Siebener-
Graben vorstoßenden 11. Kp., Lt. d. R. K l e i n, dieses Werk zu stürmen.
Der Angriff sollte überraschend ohne vorherige Artillerievorbereitung
erfolgen. Der Gegner bemerkte aber die Bereitstellung und zersprengte
die nach der West-Sappe vorrückende 4. Kp. durch einen Feuerüberfall.
Als nach 1" nachm. die Kompagnien vorgehen wollten, unterdrückte
rasendes feindliches M.G.-, Artillerie- und Minenwerfer-Feuer jede Be-
wegung.
Auf Befehl der Division wurde der Sturm um 7"° abds. nach
halbstündiger Artillerievorbereitung wiederholt. Die gleichen Kom-
pagnien, verstärkt durch die 10., Lt. d. R. Hoch, mühten sich, an den
Feind heranzukommen, aber wiederum vergebens.
Daraufhin fragte die Division bei Oberst T r a n s f e l d t an, ob
sein Regiment noch imstande sei, das Werk R 1 zu nehmen; die 41er
hielten den Angriff der 50. I.D. auf. Oberst T r a n s f e l d t erklärte,
daß seine völlig erschöpften und führerlosen Leute einen neuen Sturm
nicht mehr durchzuführen vermöchten. In der Nacht vom 2./3. wurde
deshalb II./41 abgelöst. Nunmehr sollte IL/43, Hptm. Krieger,
das Werk nehmen. Das Bataillon wurde dem Brigade-Kommandenr
unmittelbar unterstellt, der einen neuen Angriff für den 3.6. früh befahl.
Nach Artillerievorbereitung durch schwerste Geschütze trat II./43 am
3. Juni, 430 morg., zum Sturm an, und zwar 6./43, Lt. d. R. A n k e r -
mann, vom Siebener-Graben, 7-/43, Lt. d. R. Thiel, von der
West-Sappe aus. Es kam zum wütenden Handgranatenkampf auf der
Brustwehr des Werkes, wobei ein Tapferer sogar in dieses hinein-
sprang, aber gefangen wurde. Die hinteren Wellen der Angreifer wur-
den durch starkes M.G.- und Gewehrfeuer sofort niedergezwungen.
Schließlich endete das Unternehmen trotz aller Tapferkeit wieder mit
einem Mißerfolg.
Berimn 1916. II. Sei! 9
130
Weitere Angriffe auf kl erfolglos.
Die Brigade teilte dem Batl. Krieger mit, die A.Gr. Ost habe die
Forderung gestellt, daß das Werk R 1 „unbedingt" genommen werden
müßte, da von dessen Beseitigung alles abhinge. Die schwersten Ge-
schütze würden ihr Feuer noch einmal auf das Werk und die angren-
zenden Gräben vereinigen. Der erneute Sturm habe am 4.6., 5" morg.,
zu erfolgen. Ein Bataillon des I.R. 138 werde gleichzeitig von Süd-
osten her gegen dasselbe Ziel vorgehen.
Die nun wieder einsetzende Beschießung seiner Stellung durch Ar-
tillerie beantwortete der Franzose jedoch mit gleicher Münze. Die ganze
Nacht hindurch flogen außerdem Minen in die Gräben der 43er.
Der 4. Juni wurde ein harter Tag für die Ostpreußen. II./43 war
auf sich selbst gestellt: denn I.R. 158, das helfen sollte, war in der Nacht
abgelöst. Die an ihre Stelle getretenen 39er wurden selbst genügend
in Atem gehalten durch die feindliche Artillerievorbereitung und einen
um 5° früh folgenden Gegenangriff der Franzosen.
So stürmten die 43er um 5° morg. allein, die gleichen Kompagnien
wie am Tage vorher. Wieder gelangten sie bis an das feindliche Hinder-
nis, sowie aber die erste deutsche Handgranate krachte, erschien die seind-
liche Besatzung noch rechtzeitig an der Feuerlinie des Werkes. Ein
wütender Nahkampf entstand. Die 7. Kp. erhielt auch noch M.G.-
Feuer von links, die 6. sogar von drei Seiten. Einzelne drangen trotz-
dem in den feindlichen Graben, wo sie wiederum gefangengenommen wur-
den. Die anderen Uberlebenden mußten schließlich in ihre Ausgangs-
stellung zurück. Abermals war der Sturm mißlungen. Und nicht nur
dasl Zwischen 6°° und 7° vorm. griff der Franzose selbst an, hatte aber
auch nicht mehr Glück.
Zwei weitere Angriffe um 7'° vorm. und S"> nachm., die Hptm.
K r i e g e r auf Befehl der Brigade ansetzte, scheiterten ebenfalls, obwohl
noch die 5. Kp., Lt. d. R. Jörn, in die gelichteten vorderen Reihen
eingeschoben wurde. Besonders schwer litt die 6., bei der u. a. auch ihr
Führer, Lt. d. R. A n k e r m a n n, verwundet wurde. Am schlimmsten
wirkte dabei die westliche Zwischenraumstreiche des Forts Baux durch
ihre Maschinengewehre.
Ein gleichzeitig mit dem zweiten Angriff erfolgender Vorstoß des
links anschließenden II./39 (Major S ch ö n i a n), dessen 8. und 5. Kp.
noch dazu überhastet angesetzt werden mußten, brach ebenfalls im kon-
zentrischen M.G.Feuer des Werkes R1 und der westlichen Zwischen-
raumstreiche zusammen.
Das Werk R1 vom Fumin her umfaßt.
131
Trotzdem erhielt Hptm. Krieger vom Oberst Transfeldt
den Befehl, 9»° abds. nochmals anzugreifen. Zur Sturmzeit lag die
Ausgangsstellung unter heftigem feindlichen Minenbefchuß. Die Führer
der zum Angriff bestimmten 5., Lt. d. R. Jörn, und 8. Kp., Lt. d. R.
I a n k, meldeten, daß ein Sturm unmöglich auszuführen gewesen sei.
I. und III./43 betätigten sich an diesem Tage im Fumin-Walde mit
mehr Erfolg. Das Kommando über den bisherigen Abschnitt des
Gren.R. Kronprinz übernahm am 4.6. Major Dorndorf. In vor-
derer Linie waren eingesetzt: Rechts III./43, Hptm. Jüngling, links
I./4S-, Hptm. Wottrich, in Reserve II. und F./Omt. 1. Genmaj.
v. Wedel hatte dem Major D o r n d o r f aufgetragen, 5*° nachm. an-
zugreifen, um den gleichzeitigen Sturm des Bataillons Krieger gegen
das Werk R 1 zu unterstützen. Der Franzose kam aber zuvor. Zwischen
4° und 5° nachm. entfaltete seine Artillerie eine rührige Tätigkeit, wäh-
rend Minenwerfer die zweite Linie und den Baux-Damm beschossen.
515 griffen französische Schützen das Werk 512 an. Sie erlebten nicht
nur eine böse Abfuhr, die 43er stießen sogar hinter den Zurückweichen-
den her und vertrieben sie aus ihrem nächsten und nach heftigem, hin-
und hergehendem Kampf auch noch aus einem zweiten Graben. Die 9.,
Lt. Mattern, und die 10., Lt. Janert, am rechten, die 1./43.
Lt. d. R. K u ch a r s k i, am linken Flügel gewannen so 100 bis 150 m
Raum, bis ihnen das eigene Artilleriefeuer den Weg versperrte.
IN. und I./43 sahen bereits dem Werk R1 in der Flanke. Jedoch
zwang dessen MG.Feuer, den linken Flügel des I./43 stark zurückzu-
biegen, so daß auf dem Höhenkamm des Fumin, südlich des Werkes 512,
eine gegen R1 gerichtete Front entstand.
Das Werk R1 hielt auch die am Osthange des Fumin liegenden
Teile des I. und III./41, Reste der 2., 3., 9. und 12. Kp. unter Hptm.
Krause, vollständig in Schach, so daß sie sich nicht vom Fleck zu
rühren vermochten.
So saß man mit dem verteufelten Werk R1 in einer Sackgasse,
aus der man zunächst keinen Ausweg sah. Die Brigade teilte zwar dem
Hptm. Krieger mit, daß Füs.R. 39 am 5. Juni früh den Feind über-
raschend angreifen werde; IL/43 habe sich auszuschließen. Aber auch die
Bereitstellung zu diesem Angriff wurde durch anhaltendes feindliches
Minenfeuer, das viele Verluste verursachte, vereitelt.
Die Erfolglosigkeit aller Versuche der bisherigen Art veranlaßten
am 5.6. den Befehl, daß vorläufig kein Angriff mehr gegen das
Werk R1 zu unternehmen fei. Die Kraft der braven Ostpreußen war
s«
132 Seelische Überanstrengung der Angriffstruppen.
»
zu Ende. Die körperlichen Anstrengungen, die mangelhafte Ernährung,
die klägliche Unterkunft in zerschossenen, immer weiter einstürzenden
Gräben, Verluste, alles wäre zu ertragen gewesen, wenn nicht gleich-
zeitig die schlimmsten seelischen Eindrücke auf Herz und Gemüt gewirkt
hätten. Im Angriffsfeld vor dem JWerk lagen Tote und Verwun-
dete der 41er und 43er. Niemand konnte den Verwundeten helfen.
Sie blieben liegen, bis sie eine Granate oder Mine vollends erledigte.
Leichen, durch immer erneut einschlagende Granaten gräßlich verstüm-
melt, boten ein schauerliches Bild. Jeder Angriff forderte aus der Reihe
der Stürmenden neue Opfer und verwandelte sie zu ähnlichen Wrack-
stücken, wie sie da vorn umherlagen. Die Fruchtlosigkeit alles Be-
ginnens, das Unnütze aller Tapferkeit mußte sich lähmend auf eine
Truppe legen, von der solche übermenschlichen Leistungen gefordert
wurden. Die Stärke der Kompagnien schmolz dahin, nicht nur durch
Verluste, ebenso durch ungezählte Drückeberger, deren Nervenkraft zu-
fammengebrochen war. Wollte man diese allgemein der Feigheit zeihen,
so täte man den allermeisten Unrecht. Die gleichen, die heute versagten
und verzagten, fand man schon nach drei Wochen in tapferster Pflicht-
erfüllung wieder in erster Linie. Es war eben zu viel für die Nerven
gewesen.
Die 43er mußten trotz allem noch weiter ausharren. Zur Stützung
der Linie des II./43 um das Werk kl wurde in der Nacht vom 5./6.6.
die 4./Gren. 1 eingesetzt. Am Abend standen in vorderer Linie: im
Siebener-Graben S./43, in der Mitte 6./43, in der West-Sappe
4./Gren. 1, in der Morr^-Sappe 7./43. In dieser Aufstellung traf die
Kompagnien am 6. Juni abends ein feindlicher Angriff, der die im
Fort Vaux eingeschlossene französische Besatzung befreien sollte. Ein
Nebenangriff erfolgte aus den feindlichen Stellungen um kl heraus.
Deutsches Artillerie-Sperrfeuer und das Abwehrfeuer der Infanterie
vereitelten den Versuch.
In der Nacht vom 7./8. Juni wurde IL/43 durch T1T./41 abgelöst.
Eine Meldung des Hptms. Krieger bezifferte die Verluste des Batls.
in den letzten Tagen auf 2 Offz., 66 Mann tot; 4 Offz., 234 Mann ver-
wundet; 17 Mann vermißt: 25 Mann lazarettkrank. —
Die Kapitulation des Forts Vaux am 7.6. gab der deutschen Füh-
rung den Anstoß, die am 1. begonnene Offensive allgemein mit neuem
Nachdruck fortzusetzen. Das I. bayer. A.K. sollte seine Linie über das
Der Angriff geht weiter.
133
Thiaumont-Werk vortragen, die 7. R.D. im Chapitre, die 1. I.D.*) im
Fumin-Walde vorstoßen und die 50. I.D. den Nordrand des Berg-
Waldes erreichen. Das Wirkungsschießen der Artillerie begann am 7.6.
nachm. Der Sturm der Infanterie war aus den L. Juni, 4° morg.»
angelegt.
Der Brigadebefehl schrieb dem J.R. 43 die Besitznahme des Fumin
bis zum Nordrande der Lager-Schlucht vor. Das Jäg.R. 3 sollte sich
von Westen oder Südwesten gegen das Werk R1 wenden. II1./41 hatte
sich zunächst abwartend zu verhalten.
Gerade als die Deutschen 4° morg. zum Sturm ansetzten, stießen
zwischen dem Fumin und der Damloup-Schlucht allerwärts französische
Angriffstruppen vor, die das Fort Vaux wieder nehmen sollten**). Der
vor IV./Jäg.R. 3 und II1./41 auftretende Feind wurde abgewiesen. In
dem dadurch verursachten beiderseitigen Artilleriefeuer war aber auch
ein Sturm der deutschen Infanterie ausgeschlossen.
Nur wenig besser erging es dem III./43 auf dem Fumin. In der
noch herrschenden Dunkelheit, in dem ungeheuerlichen Getöse des Ar-
tilleriekampfes war der Befehl zum Vorgehen nicht durchgedrungen.
Die 10. Kp. trat allein an, überrumpelte feindliche Posten und nahm
sie gefangen. Weiter vordringend, fah sich die Kompagnie vereinzelt
dem Feinde gegenüber, während in ihre beiden Flanken M.G.Feuer
schlug. Die Kompagnie mußte deshalb wieder in ihre Ausgangsstellung
zurück.
Um 5° vorm. griffen die 43er erneut an. Diesmal klappte es. Die
12., Lt. d. R. P o d e h l, die 10., Lt. I a n e r t, die 9., Lt. M a t t e r n,
und 1., Lt. d. R. K u ch a r s k i, schoben sich langsam, hartnäckig um
jeden Granattrichter kämpfend, am Westhange des Fumin vorwärts.
Sie drängten den Feind zurück, bis aus dem Chapitre-Walde herüber-
schlagendes M.G.Feuer zur Einstellung der Bewegung zwang. Die
vorderen Kompagnien des III./43 lagen nachmittags, Front nach Süden,
*) Im Räume der 1. I.D. waren am 8.6. früh unter dem Kommandeur der
1. I.V., Genmaj. v. Wedel, als Jnfanterieführer in Stellung:
Rechter Abschnitt: Major D o r n d o r f, Kdr. J.R. 43. Fumin: I., HI./43
unter Hptm. Wottrich lKdr. I./43, Gef.Stand Hardaumont); Südhang
des Hardaumont: 9., 12/Gr. 1 unter Hptm. Feige (?./Gr. 1) Bereitschaft.
Linker Abschnitt: Oberstlt. v. R a n g o, Kdr. Jäg.R. 3. Beiderseits
Fumin-Schlucht: IV./Jäg.R, 3, Hptm. G e i ß l e r. Gef.Stand Hohlweg südlich
Mühle von Vaux; unterstellt ?./Iäg. 3 Südhang Hardaumont. Nordwest-
hang des Baux-Berges: III./41, Hptm. Schnorrenpseil.
**) Bergt. S. 911 ff.
134
Jäg.Regt. 3 soll das AWerk nehmen.
dicht nördlich der Lager-Schlucht. Mit der Front nach dem IWerk R1,
gedeckt gegen dieses durch den Rücken des Fumin, lagen in alten fran-
zösischen Gräben südlich II 312 die 11., Lt. d. R. A r o n i u s, um 512
und östlich die 4. Kp., Lt. d. R. K a ch e l.
Als die Erfolge der 43er im Fumin bekannt wurden, als es hieß,
weiter westlich sei das Thiaumont-Werk gefallen, wurde die Forderung
der höheren Führer, das Jäg.R. 3 solle endlich das Werk R1 nehmen,
dringlicher. 11» vorm., dann nochmals in der zweiten Nachmittags-
stunde empfing IV./Jäg. 3 entsprechende Weisungen des Regiments-
Kommandeurs. 2« nachm. befahl Hptm. G e i ß l e r der 14. Kp., das
Werk R1 von Westen, der 15. Kp., es frontal anzugreifen. Die Zeit
des Vorgehens wurde den Kp.Führern überlassen. 13. Kp. sollte bei
Sturmbeginn die Ausgangsstellung der 14. und 15. Kp. besetzen.
Oblt. d. L. Sauer, 15./Jäg.R. 3, konnte sich über den 5° nachm.
bei ihm eintreffenden Angriffsbefehl mit der 14. Kp. nicht mehr ver-
ständigen, da diese inzwischen im Fumin-Walde vorgerückt war. Der
Führer der 14., Lt. d. R. L a u b a ch, hatte sich im II 512 bei Hptm.
Jüngling, Mr. III./43, gemeldet. Gegen 6« abds. wurde von dort
aus im Chapitre ein größerer Erfolg der 7. R.D. beobachtet: man sah
viele Gefangene zurückgehen. Hptm. Jüngling erklärte, daß jetzt auch
die Zeit zum Sturm auf das IWerk gekommen sei, und versprach seine
Mitwirkung. Beide Führer vereinbarten, daß III./43 gegen die Lager-
Schlucht vordrücken, 14./Jäg. 3 dagegen das IWerk von II 512 aus an-
greifen sollte. Maschinengewehre des IH./43 hatten vom Fumin her
durch Flankenfeuer die vorgehenden Jäger zu unterstützen.
Das Angriffsziel der Jäger war ein ausgedehntes, bereits in
Friedenszeiten nach allen Regeln moderner Befestigungskunst gebautes
Werk. Das Kernstück der Anlage bildete ein Deckungsgraben, rund
150 in lang, 2 m tief, die Wände unten aus Bruchsteinmauerwerk, oben
aus Beton gefügt, mit aufgelagerter Erddecke, zum Feuern über Bank
eingerichtet und mit betonierten Unterschlüpfen für die Grabenwachen
versehen. Die durch Beschießung entstandenen zahlreichen Schäden
waren durch Faschinen und Sandsackpackungen ausgebessert. Am 8. Juni
war der Graben in verhältnismäßig gutem, durchaus verteidigungs-
fähigem Zustande. Ein erheblicher Teil der Besatzung lag in einem
großen betonierten JRaum am Südwestende des Deckungsgräbens. In
seinen beiden geräumigen Kasematten und dem quer davor liegenden
Gange konnten 15V bis 200 Mann untertreten*). Der in den Osthang
*)Vergl. Skizze 2,
14./3äg. 3 eröffnet den Sturm.
135
der Fumin-Schlucht versenkte Unterstand hatte nach Osten und Norden
keine Verteidigungsmöglichkeit. Dagegen waren die Ausgänge der Kehl-
feite am 8. durch Sandsackpackungen zugesetzt und als M.G.Stände mit
Schuhrichtung nach dem Fumin eingerichtet. Bei einer Beschießung
mit schwerstem Geschütz hatte ein Volltreffer die Betondecke des nörd-
lichen Raumes durchschlagen. Schutt bedeckte hier m hoch den Boden.
Vom IRaum führte zum Betongraben ein gewöhnlicher Lauf-
graben. Da der Betongraben wesentlich höher lag, konnte man aus der
zum Fumin gerichteten Flanke über den IRaum hinwegschießen. Die
ganze, von den Franzosen mit „Rl" bezeichnete Anlage schützte im
Frühjahr ein breites, versenktes, auf Zementsockeln ruhendes Draht-
Hindernis. Wochenlang hielt es stärkster Beschießung stand. Im Juni
waren nur noch zerfetzte Reste des Verhaues vorhanden, die vom Feinde
durch Stolperdrähte ergänzt worden waren.
Von Iii bis Punkt 514 durchquerte die Fumin-Schlucht ein ge-
wöhnlicher Schützengraben, der zum größten Teil zusammengeschossen
war. Bei 514 war ein M.G.Stützpunkt*), den der Feind am 8. abds. stark
besetzt hatte. Am Nordostende des JWerks, bei 519, lief der Beton-
graben in einen gewöhnlichen Schützengraben aus, dessen rechte Flanke
auf der Strecke 519—517 ein ebenfalls vom Feinde besetzter Graben
bildete.
Die Hauptstärke der JWerk-Stellung lag mithin in der dem
Jäg.R. 3 zugekehrten Front. Je mehr die Bedrohung aus südwestlicher
Richtung erfolgte, um so geringer wurde die Verteidigungsmöglichkeit.
Dieser Sachlage paßte sich der deutsche Angriff an.
Die Abenddämmerung begann. Auf dem Fumin tauchen, 8" abds.,
zwischen zerschossenem Stammholz die Jäger der 14. Kp. auf. Geführt
von den V.F. Schott und A n g e r e r, eilen sie aus den Gräben
bei U 512 zunächst unbemerkt den Berghang hinunter. Bald aber
knattern Maschinengewehre. Der Betonklotz R1, die Westflanke des Be-
töngrabens speien Feuer. Einzelne Jäger stürzen getroffen nieder. Von
Trichter zu Trichter springend, arbeiten sich die Schützen bis an den
Rand der Fumin-Schlucht hinunter. Hier bleiben sie liegen und nehmen
das Feuer auf.
Jenseits der Schlucht wartete voll Ungeduld die sturmbereite
15. Kp. auf das Erscheinen der 14. Gerade wollte Oblt. Sauer
*)Die Angaben der Kampfteilnehmer über die Beschaffenheit dieses
Stützpunktes widersprechen sich. Es ist nicht geklärt, ob es eine teilweise per-
manente oder durchweg feldmäßige Anlage war.
136
Hptm. Jüngling, IH./43 hilft tatkräftig.
7™ abds. den Befehl zum Antreten geben, als ein Kopfschuß ihn tot
niederstreckte. Lt. d. R. Weiland übernahm das Kommando, über-
zeugt von der Nutzlosigkeit frontalen Vorgehens, beschloß er, sich mit
wenigen beherzten Leuten in der Fumin-Schlucht an den Feind heran-
zupirschen. Der Rest der Kompagnie unter B.F. Späth sollte vor-
brechen, wenn das Hurra des Weilandschen Stoßtrupps zu hören War.
820 abds. trat Lt. Weiland an. Am Ostrande der Fumin-Schlucht
von Trichter zu Trichter vorspringend, arbeitet sich der Trupp, drei
schwache Gruppen, vorwärts. Lt. Weiland, ohne Kenntnis von dem
Vorhandensein des IRaumes, wendet sich gegen den Betongraben, aus
dem feindliche Schützen auf die 14. Kp. am Osthange des Fumin
schießen. Nur noch 30 m ist er vom Gegner entfernt, als dieser ihn be-
merkt. Rasendes Feuer fegt jetzt von der Grabenbrustwehr, kann aber
den im toten Winkel befindlichen Jägern nichts anhaben. Dagegen sind
die Eierhandgranaten, die dem Angreifer entgegenrollen, um so ge-
fährlicher; ein Drittel der Jäger wird durch sie getätet oder verwundet.
Unerschrocken setzt der tapfere Offizier trotzdem seinen Weg fort, bis er
selbst aus seiner Tieflage mit der Stielhandgranate den Feind erreichen
kann.
Den hart ringenden Jägern erwuchs in Hptm. Jüngling,
III./43, ein tatkräftiger Helfer. Er berichtet:
„Bald nach dem Antreten der 14./Iäg. 3 kam Lt. L a u b a ch atemlos
zurück und meldete, seine Kompagnie läge in der Schlucht und bekäme ein
solches Feuer, daß sie nicht weiter vorwärts käme. Er bäte um Unterstützung.
Ich setzte die bereitstehende 11./43 rechts. 4./43 links der Jäger an« 11./43 ging
aus dem Graben südlich U 512, dicht nördlich Werk h, das nicht mehr besetzt
war, vorbei, gegen das IWerk vor, 4,/43 aus dem am U 512 östlich anstoßenden
Graben, mit einem Zuge in die in de: Schlucht liegenden Jäger einschiebend." —
„Der Sturm verlief beinahe friedensmäßig. Lt. A r o n i u s, nur mit
einem Stock bewaffnet, leitete den Angriff. Hob er den Stock nach rechts, sprang
die rechte Seite vor, die linke feuerte, und umgekehrt. Aus dem IWerk er-
hielten wir starkes Feuer. Auch aus Granatlöchern neben dem Bau schössen
Franzosen." (Gefr. Garz, 11./43.)
Der rechte Flügelzug der 11., dessen Führer, Lt. S k o r l o f f, beim
Vorgehen fiel, wandte sich gegen das kleine Werk 314, von dem aus
heftiges Infanteriefeuer die den Fumin herabsteigende Angriffslinie
flankierte. Werk 514 und die benachbarten Gräben wurden genommen
und dort zahlreiche Gefangene gemacht. Die anderen Züge der 11. Kp.
unter V.F. Rose und O.St. D a u k s ch griffen das Werk R 1 und die
Zugangsgräben von Westen an.
Auch 13./Jäg. 3 eilt zur Hilfe.
137
„Wir durchquerten die Fumin-Schlucht, in die wir hinunter mußten, um
dann zum IWerk hinaufzusteigen. Wir gingen auf die rechte Ecke des Werks
los, wo wir mit Jnfanteriefeuer und Handgranaten empfangen wurden."
(V.F. Rose, 11./43.)
Während die 11. nun von 514 her die feindlichen Gräben aufrollte,
drang die 4./43 unter Lt. K a ch e l s fester Führung von Nordwesten
gegen die IWerk-Stellung vor:
„Die Kompagnie lief den Abhang hinunter. Mehrfach warfen wir uns
wegen des schweren französischen M.G.Feuers hin, um dann die Anhöhe zum
Werk hinauszulaufen. Etwa 20 Kameraden blieben unterwegs tot und ver-
wundet liegen. Jäger schlössen sich uns an. Nach etwa 15 Minuten erreichten
wir die französische Stellung. Kurz links vom IWerk kamen wir in den fran-
zösischen Graben, der stark besetzt war. Aus dem IRaum wurde stark mit
M G. geschossen; ein Herankommen war im Augenblick nicht möglich. Wir ver-
teilten uns um das Werk und ließen die Eingänge frei, vor denen sich innerhalb
zehn Minuten etwa 30 Tote aufschichteten." (Gefr. Holzheiser, 4./43.) —
Die Bedrängnis der 14. veranlaßte auch die 13./Iüg. 3, aus freien
Stücken den Kameraden zu Hilfe zu kommen. Sie war von Lt. W e i -
l a n d, 15. Kp., über dessen Absichten unterrichtet worden. Der
Kp.Führer, Lt. d. R. Schröder, sandte die eine Hälfte der Kom-
pagnie unter V.F. E n g e s s e r über U 512 als Unterstützung vor. Die
andere Hälfte führte er selbst am Ostrande der Fumin-Schlucht entlang.
„Plötzlich liegt Lt. Schröder neben mir," berichtet Lt. Weiland,
„hinter ihm. 20 m zurück, etwa 20 Leute seiner Kompagnie und einige Jnfan-
teristen. Nach kurzer Verabredung stürzen wir beide mit den acht vordersten
Jägern das letzte Stück des Steilhanges hinauf. Noch eine Lage Handgranaten!
und mit lautem Gebrüll sprangen wir hinab in den Graben. Die Einbruchs-
stelle war unter der Wirkung der letzten Handgranaten vom Feinde geräumt.
Links standen die Franzosen zusammengedrängt, ganz verwirrt ob unseres
plötzlichen Eindringens.
Aus dem Haufen der zusammenstehenden Franzosen trat ein älterer Offi-
zier, mit der Hand an der Mütze, hervor. Wir standen uns einen Augenblick
forschend gegenüber. Ich las in seinen Augen, daß ihm seine zahlenmäßige
Überlegenheit zum Bewußtsein kam. Jäger Krumm erkannte rascher als
ich die gefährliche Lage und schlug den Offizier durch einen mächtigen Hieb ins
Kreuz nieder. Damit war dem Feinde der Führer genommen und wir hatten
das moralische Übergewicht. Die Franzosen warfen die Gewehre weg und hoben
die Hände hoch."
Der andere Zug der 13. Kp. unter V.F. E n g e s s e r schwärmte
südlich U 512 in Deckung aus, überschritt die Höhe und eilte den Hang
hinunter.
„Sofort setzte M.G.« und Gewehrfeuer ein. Kameraden sanken verwundet
zusammen oder fielen. Mir wurde der rechte Daumen durch einen Querschläger
gespalten. Nach einem Sprung von 150 m talab: „Hinlegen! Schützenfeuer!"
138
Erbitterter Kampf um den JRaum R1.
Es hatte sichtlich gute Wirkung. Ich gab selbst auf ein M.G. drei bis vier
Schüsse ab. Es verstummte. Mein Gewehr lud ein Jäger, da ich selbst nicht
mehr laden konnte." (Bericht E n g e s s e r.)
Das Eindringen der Abtlg. Weiland-Schröder und der 4./43 in den
Betongraben war durch das Vordrängen der Kompagnie Aronius
(11./43), die die Franzosen im Rücken bedrohte, ermöglicht. Als die
Gräben beiderseits des JRaums bereits genommen waren, verteidigten
sich die Franzosen noch immer aus dem Innern des Bauwerks und in
unmittelbar davor gelegenen Trichtern und Grabenstücken mit großer
Zähigkeit. Es entbrannte ein längere Zeit dauernder Nahkampf*), in
dem Jäger wie 43er sich in gleicher Weise hervortaten.
„Durch den Rand der Schlucht gedeckt, waren wir auf ein Bauwerk ge-
kommen, das wir vorher nicht gesehen hatten. Vorwärts unter uns war ein
Graben, in dem 12 bis 15 Franzosen standen und nach dem Fumin schössen.
Handgranaten trieben sie weg. Sie zogen sich in einen festen Bau zurück, den
wir erst jetzt entdeckten." (Oberjäger Sprengert, 15./Iäg.R.3.)
„Kamerad Kriegel kletterte auf das Werk; 1b Mann folgten ihm. Von
oben wurden Handgranaten in das Tor geworfen. Nachdem die Franzosen etwa
zehn Minuten bearbeitet waren, kamen einzelne Verwundete herausgelaufen
und hoben die Hände hoch." (Gefr. H o l z h e i s e r, 4./43.)
„Ich stand," berichtet V.F. Engesser, „mit einem Teil des Zuges vor
der Mauer der Kehlseite. Wir drückten uns an die Wand; ich schob mich an
die Schießscharte heran. „Cessez le feu1" Das wiederholte ich an jeder Scharte.
Dann sprang ich mit meinen Leuten um die Ecke, den Zugang der Kasematte
zu suchen. Gegen ein eisernes Tor donnerten wir, daß es dröhnte: „Ouvrez
la porter — Drinnen entspann sich ein Streit. Die einen riefen: „Ouvres
donc!" — Antwort: „Non, je riouvre pos." Ich drohte. Da wurde das Tor
aufgerissen, sogleich aber wieder zugeschlagen. Meine Jäger standen schußbereit
um den Eingang. Abermals öffnete sich die Tür. Ich klemmte meinen Fuß da-
zwischen, fuhr mit dem linken Arm durch den Spalt, erwischte einen sich noch
streitenden Offizier und zog ihn heraus. Damit war der Widerstand gebrochen.
60 bis 70 Franzosen, ohne Waffen, Hände hoch, kamen heraus."
Als am Betongraben die Entscheidung gefallen war, eilte be-
schleunigt der Rest der 15. Kp. unter V.F. Späth nach vorn. Am
Ostende des Grabens bei 519, von wo aus auch die nach dem Fort Vaux
führenden Gräben besetzt wurden, fiel Lt. Schröder. Etwa 150 m
*) Die Angaben über den Kampf um den JRaum R1 sind so wider-
spruchsvoll, daß der wirkliche Hergang sich nicht feststellen ließ. Es ist möglich,
daß die im JRaum befehligenden französischen Offiziere, nachdem die ersten
stürmenden Deutschen sich entfernt hatten, ihre Mannschaften veranlaßten, die
bereits niedergelegten Waffen wieder zu ergreifen und den Kampf von neuem
aufzunehmen. Der JRaum wäre dann von anderen Abteilungen zum zweiten
Male gestürmt worden.
Das IWerk endlich in deutscher Hand.
139
südwärts des Betongrabens nistete sich allmählich die vordere Eiche-
rungslinie ein. Lt. Weiland wurde hier in der nächsten Nacht schwer
verwundet.
Als 11./43 zum Sturm antrat, deckte 2./43, Lt. d. R. Weitzel,
deren rechte Flanke, indem sie an dem bisherigen linken Flügel des
III./43 vorbei bis zu Anlage h vorging. Die linken Flügelgruppen der 2.
packte die Kampfeslust; sie begleiteten den Angriff der 11. gegen die
JWerk-Stellung.
Gleichzeitig mit 14./Jäg. 3 stießen ferner 12., 10. und 9./43 in süd-
licher Richtung bis auf die letzte Bodenwelle am Nordrande der Lager-
Schlucht vor. 9./43 besetzte die verlassene Battr. c.
Nach Einbruch der Dunkelheit lag J.R. 43 mit seiner vordersten
Linie auf dem Fumin von 598 über Battr. c — Anlage d bis 520. An-
schließend sicherte das Iäg.R. 3 mit Postierungen bis 517. Ostpreußen
und Jäger begannen, sich einzugraben, als der Franzose etwa 9'» abds.
einen Gegenangriff unternahm. Er wurde abgewiesen, vor allem
durch das unverzüglich einsetzende Sperrfeuer der deutschen Artillerie.
19« abds. fand an dieser Stelle der Kampf ein Ende. Der Siegespreis des
Tages war gesichert, das IWerk, das gefürchtete und so oft bestürmte*),
war endlich genommen. Neben einem beträchtlichen Geländegewinn und
der Wegnahme wichtiger Kunstbauten zeugten rund 599 Gefangene —
darunter ein Stabsoffizier, acht Offiziere, zwei Ärzte — und 22 er-
beutete M.G. für die Größe des Erfolges**).
Wenn sich der Verlauf der Eroberung des IWerks auch nicht mehr
*)Angriffe gegen das IWerk fanden statt oder wurden versucht afh:
19.3. durch II./91.7; 31.3. durch 3./R. 7. 9./R. 6. 4./Pi. 30; 2.4. durch 4./R. 7;
12.4. durch IL/60, S./Pi.30; 7.5. durch 6., 7./41; 1.6. durch 5., 6./41; 2.6. nachm.
durch 4., 6.. 11./41; 2.6. abends durch 4., 6., 10., 11./41; 3.6. durch IL/43; 4.6.
dreimal durch II./43; 5.6. durch II./43; 8.6. durch Jäg. 3, J.R. 43.
**) Um die Verteilung des Siegeslorbeers entstanden s. Zt. ebenfalls
Meinungsverschiedenheiten. Jeder der Hauptbeteiligten, Iäg.R. 3 und J.R. 43,
wollte das Werk allein erobert haben. Es wurden deshalb von dem Komman-
deur der 1. I.V., Genmaj. v. Wedel, im Juni 16, unmittelbar nach den Er-
eignissen, Berichte von Kampfzeugen beider Regimenter eingefordert. In einem
Gutachten kam General v. Wedel zu dem Schluß, daß an der Einnahme der
Befestigungsgruppe des IWerks Angehörige des LV./Jäg. 3 und des HL/43
„ungefähr gleichmäßig in vorderer Linie mitgewirkt haben". Schon damals be-
standen erhebliche Widersprüche der Kampsteilnehmer. Auch neuerdings ein-
geholte Berichte zahlreicher Mitkämpfer beider Regimenter haben die Vorfälle
am IWerk am 8.6. abends nur teilweise klären Helsen. Im allgemeinen hat
die Forschung das Urteil des Genmaj. v. W e d e l nur bestätigen können.
140
Künftigen Führergeschlechtern zur Nacheiferung.
in allen Einzelheiten feststellen läßt, so verdient diese Tat doch unter
den zahlreichen Gefechtshandlungen auf und am Vaux-Berg einen be°
sonderen Platz. Sie ist ein Schulbeispiel für Selbständigkeit und Verant-
wortungsfreudigkeit der Unterführer. Alle von hoher Kommandostelle
in vergangenen Monaten veranlaßten Unternehmungen, bei denen ein
großer Kräfteeinsatz nicht gescheut und die mächtigsten zu Gebote stehen-
den Kampfmittel verwendet wurden, die rohe Gewalt also die Eni-
scheidung bringen sollte, — sie führten nicht zum Ziel. Furchtlos und
treu fochten sie alle, die in drei Monaten frontal gegen das JWerk an-
rannten. Am 8. Juni kamen zur Tapferkeit besondere Umsicht und Ge-
wandtheit. Intelligenz der Unterführer verstand es, aus der Kampflage
das Beste zur Erreichung des Kampfzwecks herauszuholen. Mit Recht
sagt ein Mitkämpfer: „Einer arbeitete dem anderen glücklich in die
Hände. Ein im Manöver ausgeführter Sturmangriff hätte nicht voll-
kommener klappen können." Der von den wackeren bayerischen Jägern
und den nicht minder tapferen Ostpreußen gemeinsam gegen die JWerk-
Stellung geführte Sturm verdient künftigen Führergeschlechtern als
Muster höchster kriegerischer Tüchtigkeit überliefert zu werden.
6. Der Heeresbericht vom 7. Juni.
Am 7. Juni meldete der deutsche Heeresbericht:
„Auf dem Ostuser*) haben die am 2. Juni begonnenen harten Kämpfe
zwischen dem Cailettewalde und Damloup weitere Erfolge gebracht. Die Panzer-
feste Vaux ist seit heute Nacht in allen ihren Teilen in unseren Händen. Tat-
sächlich wurde sie schon am 2. Juni durch die 1. Kompagnie des Paderborner
Infanterie-Regiments unter Führung des Lts. Rackow gestürmt, der dabei
durch Pioniere der 1. Kompagnie Reserve-Pionier-Bataillons 20 unter Leutnant
der Reserve Ruberg wirkungsvoll unterstützt wurde. Den Erstürmern folgten
bald andere Teile der ausgezeichneten Truppe. Die Veröffentlichung ist bisher
unterblieben, weil sich in uns unzugänglichen unterirdischen Räumen noch Reste
der französischen Besatzung hielten. Sie haben sich nunmehr ergeben, wodurch
einschließlich der bei den gestrigen vergeblichen Entsatzversuchen Eingebrachten
über 700 unverwundete Gefangene gemacht, eine große Anzahl Geschütze, Ma-
schinengewehre und Minenwerser erbeutet wurden. Auch die Kämpfe um die
Hänge beiderseits des Werks und um den Höhenrücken südwestlich des Dorfes
Damloup sind siegreich durchgeführt. Der Feind hatte in den letzten Tagen ver-
zweifelte Anstrengungen gemacht, den Fall der Feste und der anschließenden
Stellungen abzuwenden. Alle seine Gegenangriffe sind unter den schwersten
Verlusten fehlgeschlagen.
*) Der Maas.
Zur Entstehung des Heeresberichts vom 7.6.
141
Neben den Paderbornern haben sich andere Westfalen, Lipper und Ostpreu-
ßen bei diesen Kämpfen besonders hervortun können.
Seine Majestät der Kaiser hat dem Leutnant Rackow den Orden ?oui
Ig mörite verliehen."
Wie die vorstehende Schilderung der Kämpfe gezeigt hat. wurde
der Wortlaut dieses Heeresberichts den tatsächlichen Vorgängen keines-
falls gerecht. Infolgedessen fühlten sich denn auch die anderen Haupt-
beteiligten Regimenter, d. h. J.R. 53, Füs.R. 39 und J.R. 126, mit
Recht zurückgesetzt. Die Geschichte ist es den übergangenen Truppen
schuldig, den Sachverhalt zu klären.
Über die Entstehung der im Heeresbericht vom 7. Juni zutage treten-
den Auffassung über den Kampfverlaus gibt das K.T.B. des XV. A.K.
Aufschluß. Am 3.6., 7° vorm., meldete das Gen.Kdo. in seiner Morgen-
Meldung an die Angriffsgruppe Oft und das A.O.K. 5:
„Gestern am Spätnachmittag ist 1./1S8 unter Führung von Lt. R a ck o w
von Norden her durch das Fort Voux zur Kehl« vorgedrungen und hat sich
dort zur Verteidigung eingerichtet. Hierdurch wurde es ermöglicht, auch die
als Fortbesatzung bestimmte Infanterie und Pioniere in das Fort hinein-
zubringen. Pioniere haben noch gestern Abend im Fortinnern Sprengungen
vorgenommen."
Die Unterlage für diese Meldung stammte von Major Kühl,
J.R. 158. Am 2. abends lief sie durch den Telephondraht über Brigade
und Division zum General-Kommando. Unterwegs schlich sich der Fehler
ein, der Lt. R a ck o w als Führer der 1. Kp. bezeichnete. Den Inhalt
der Kühlschen Meldung trifft man im Heeresbericht. Die Erwähnung
des Lts. R u b e r g ist vermutlich darauf zurückzuführen, daß der leicht
verwundete Offizier am 3.6. nachmittags im Vorübergehen auf dem
Divisionsgefechtsstand persönlich über seine Erlebnisse im Fort be-
richtet hat.
Die Nachricht von dem endgültigen Fall der Feste erreichte das
General-Kommando am 7.6.,830 morg. Sobald über die Kapitulation
Genaueres bekannt war, meldete General v. Deimling persönlich
dem Armeeführer telephonisch den Fall des heißumstrittenen Werks.
Nähere Angaben über den Kampfverlauf und die beteiligten Truppen
sind dabei offenbar nicht gemacht worden. Ebensowenig hatten die
Morgen- und Abendmeldungen der vorhergehenden Tage Einzelheiten
über die um das Fort kämpfenden Truppen enthalten.
An dem am 7.6. ausgegebenen Heeresbericht ist zunächst auffällig,
daß die am 2. erfolgte Erstürmung des Forts erst am 7. bekanntgemacht
wurde. Man geht nicht fehl mit der Annahme, daß diese Vorsicht auf
142
Erhebungen über die verschiedenen Verdienstanteile.
die Erfahrungen zurückzuführen war, die die O.H.L. im März gemacht
hatte, als sie die Meldung der 9. R.D. von der Erstürmung des Forts
beschleunigt bekanntgab. Diesmal wartete sie, bis die französische Be-
satzung kapituliert hatte und das Fort tatsächlich fest in deutscher
Hand war.
Bei der Abfassung des Berichts konnte sich die O.H.L. nur auf die
ihr zugegangenen Meldungen des General-Kommandos stützen. Da
diese, abgesehen von der einen über J.R. 158, durchweg allgemein ge-
halten waren, so konnte der Wortlaut des Tagesberichts nicht viel
anders sein, als er gewählt war. Die O.H.L. hatte genug andere Dinge
im Kopf und keine Zeit, historische Erhebungen anzustellen, die damals
doch nur mehr oder weniger akademischen Wert gehabt hätten.
Die Regimenter, die im Heeresbericht übergangen waren und dies,,
was durchaus verständlich ist, als Zurücksetzung empfanden, wandten
sich an die Stellen, die diese Berichterstattung veranlaßt hatten. Major
v. T r o i l o beschwerte sich am 8.6. bei General v. Deimling über
die dem I.R. 53 angetane Kränkung. Auf Grund der daraufhin ange-
stellten Ermittelungen erließen Genmaj. v. Engelbrechten und
General v. Deimling am 9.6. Tagesbefehle, die die Beteiligung des
J.R. 53 hervorhoben. Diese Befehle bekundeten aber gleichzeitig die Auf-
fafsung, daß „dem Füs.R. 39 der Ruhm gebühre, die Kapitulation des
Forts entgegengenommen und seinen Besitz behauptet zu haben". Hier-
gegen erhob nun wieder Oberstlt. v. G v t t b e r g Einspruch. Wie sich,
herausstellte, waren die Kundgebungen des General-Kommandos
und der Division von der Annahme ausgegangen, daß der Besitz,
des Forts durch das Eindringen von J.R. 53 und 158 gesichert
war, und daß es hinterher nur darauf ankam, abzuwarten, bis
die französische Besatzung sich ergeben würde. Erst aus einem Bericht
des Hptm. G i l l h a u s e n vom 14.6. erhielten die höheren Kommando-
behörden Kenntnis von dem tatsächlichen, überragenden Anteil der
Düsseldorfer Füsiliere und der ihnen beigegebenen Pioniere, von tapse-
rem Ausharren in schwerstem Artilleriefeuer, von erbitterten Nah-
kämpfen über und unter der Erde.
Nochmals erließ General v. Deimling am 14.6. einen Tages-
befehl, in dem er anerkannte, daß die „völlige Besitznahme der Feste
Baux der unerschütterlichen Tapferkeit des Füs.Regts. 39 und des würt-
tembergischen J.R. 126 zu danken sei". Beiden Regimentern sprach er'
„für die vollbrachten Heldentaten Dank und Anerkennung aus".
Die letzte Anerkennung ausgeblieben.
143
Aber die sonst übliche Krönung einer ganz besonderen Leistung, die
Nennung im Heeresbericht, blieb aus. Man verstand sich bei der O.H.L.
nicht dazu, dem Bericht vom 7. Juni die nötige Ergänzung folgen zu
lassen. Diese Unterlassung hat bis auf den heutigen Tag bei den Mit-
kämpfern einen Stachel hinterlassen. Die vorstehende Schilderung des
wirklichen Verlaufs des Ringens um das Fort möge deshalb allen
Vaux-Kämpfern die damals fehlende öffentliche Anerkennung ihres un°
vergleichlichen Heldentums ersetzen.
O
IV.
Oie beiderseiiige Zermürbung.
1. Die erste Sommerschlachk.
1. und öv. I.D. vom 21. bis 23. Juni.
en heißen Tagen des ersten Junidrittels folgte eine Pause in den
'Kämpfen vor Verdun. Die deutsche Oberste Heeresleitung stand
vor schwerwiegenden Entschlüssen. Im Osten führten die Russen unter
B r u s s i l o w den Einsturz der österreichisch-ungarischen Front herbei.
Der Bundesgenosse erlitt gewaltige Einbuße an Gefangenen und Gerät.
Deutsche Truppen mußten einspringen, um den Stoß der Russen auf-
zuhalten. An der Somme drohte die englisch-französische Offensive, über
deren Wucht kein Zweifel mehr sein konnte: denn der Feind stellte in
ungeheurem Umfange Truppen und Kampfmittel bereit. Mußte da nicht
der menschenfressende Angriff auf Verdun aufgegeben werden angesichts
der sich zuspitzenden Gesamtkriegslage? Der deutsche Kronprinz
befürwortete die Einstellung des Angriffs wegen der Nutzlosigkeit aller
Mühen und Opfer, General v. Falkenhayn dagegen entschied sich
für offensive Weiterführung des Kampfes.
Das nächste große Angriffsziel war die Hauptverteidigungslinie der
Franzosen auf dem östlichen Maas-User, der Höhenzug Kalte Erde—
Z.W. Thiaumont—Fleury—Fort Souville. General v. L o ch o w ver-
teilte die ganze Kampfhandlung auf drei Tage. Ein vorbereitender An-
griff am ersten Tage sollte das Sprungbrett gewinnen, ^>on dem aus
Jäg.R. 3 greift an.
145
am dritten Tage der Sturm gegen das Hauptziel erfolgen konnte. Dem
ersten Angriff am 21. Juni ging ein vierstündiges Zerstörungsschießen
der Artillerie voraus. Den 22. füllte das Wirkungsschießen für den
Hauptangriff am 23. Juni.
Am ersten Tage hatten zu erreichen: das Alpenkorps, Mitte Juni
mit seinem linken Flügel noch nördlich der oberen Vaux-Schlucht, deren
Talhänge südlich des Dreiecks-Waldes; das X. R.K. den mittleren Cha-
pitre-Wald und die Souville-Rafe; das XV. A.K. das Nordende des
Berg-Waldes und den Nordhang der Damloup-Schlucht.
Den Haupttrumpf der Deutschen bildete diesmal das Grünkreuzgas.
das zum ersten Male in großem Umfang Verwendung finden sollte. Da
die französische Gasmaske gegen dieses Gas nur unvollkommen schützte,
so hoffte man, die feindliche Artillerie völlig lahmzulegen.
Am ersten Kampftage, dem 21. Juni, hatte das X. R.K., Gen. d. Inf.
K o f ch — Chef des Gen.St. Major Riedel — zu erreichen: mit der
7. R.D. den mittleren Chapitre-Wald, mit der 1. I.D. die Souville-Nafe
und die zum Berg-Wald aufsteigenden Hänge westlich der Straße Vaux
—Souville. Wieder bereitete in diesem Abschnitt die schwere Artillerie
des Oberst N e u m a n n den Angriff vor. Am Steilhang südlich des
Vaux-Teiches eingebaute Werfer des M.W.Batls. I nahmen außerdem
von 4° nachm. an der Feuervorbereitung teil. Sie wurden jedoch nach
kurzer Tätigkeit von der feindlichen Artillerie derart zugedeckt, daß alle
unbrauchbar wurden.
Den Angriff der 1. I.D. führten Jäg.R. 3 im rechten, J.R. 41 im
linken Regimentsabschnitt durch. Sie unterstanden dem Genmaj. v. W e-
d e l, Kdr. der 1. J.B. Vor der rechten Hälfte der Divisionsfront schmiegte
sich die vorderste französische Jnfanteriestellung so an den Nordhang der
Lager-Schlucht, daß sie weder von der deutschen vordersten Linie, noch
von den Beobachtungsstellen der Artillerie einzusehen war. Gegen Be-
schießung boten die meist betonierten Unterstände im Grunde der
Schlucht Schutz.
Das Jäg.Regt. 3, Oberstlt. v. R a n g o, hatte am 10.6. von
J.R. 43 den Fumin übernommen. Am 21.6., 560 nachm., verließen
seine vordersten Kompagnien den Graben. Kaum sichtbar, erhielten
sie auch schon von vorn und von halbrechts aus dem Chapitre
wütendes M.G.Feuer. Die Jäger versuchten trotzdem, in einzelnen
Sprüngen Raum zu gewinnen. Vom I. Batl. kamen schließlich Bruch-
teile bis auf Wurfweite an den Gegner heran. Auch auf dem linken
Vertun ISIS. II. Teil 10
146
J.R. 41 nimmt die Battr. a.
Flügel der 7. Kp. hatten sich Gruppen, Jäger und Pioniere gemischte
der feindlichen Stellung auf 30 m genähert. Aber nirgends gelang es,
in den Graben des Gegners einzudringen. Nachgeschobene Unterstützun-
gen vermochten ebenfalls nicht, den Angriff vorzutreiben; sie verloren
vielmehr selbst die Hälfte ihrer Leute. Im Abenddunkel kehrten die Reste
der Sturmkompagnien, um viele Hoffnungen ärmer, in die Ausgangs-
stellungen zurück*).
Die Stoßrichtung des links von den Jägern liegenden J.R. 41 unter
Oberst T r a n s s e l d t zielte aus das Ostende der Lager-Schlucht und
den großen Steinbruch am Wege Vaux—Souville. Vor dem linken Flü-
gel der 41er, in Verlängerung der in den Rücken des Berg-Waldes ein-
schneidenden Fumin-Schlucht, lag, für die 41er nicht sichtbar, die Battr. a
(749). Das betonierte Werk gehörte in den Angriffsstreifen der 30. I.D.
Seine Wegnahme war aber Voraussetzung für das Gelingen des An-
griffs der 41er**).
Die erste, 120 m entfernte, feindliche Stellung wurde von den beiden
vorderen Kompagnien im Umsehen genommen. Die Besatzung ergab
sich; nur einzelne Franzosen entkamen. Die Kompagnien zweiter Linie
schoben in die vorderen ein. Ein einziger großer Schützenschwarm stieg
den Hang hinaus. Der rechte Teil wurde auf der Höhe zuerst sichtbar;
sogleich peitschte M.G.Feuer von Westen in ihn hinein. Die rechten
Flügelkompagnien, 3. und 4., drängten nach links in die deckende Mulde,
in der 1. und 2. Kp. im toten Winkel vorgingen. Das ganze Ba-
taillon wurde so durch die Geländeform unwillkürlich gegen die
Batterie a geleitet. Das Feuer aus dieser hielt die Ostpreußen nicht auf.
Nach kurzem, heftigem Handgranatenkampf ergab sich die Besatzung.
Batterie a, mit gemauerter Brust- und Rückenwehr, besaß vier ver-
senkte, ziemlich gut erhaltene, betonierte Unterstände. Drei Minenwerfer
*)In diesen Kämpfen fielen: Lt. Koch, Lt.d.31. Mugdan, 5., und
Lt. d. R. Kretz-Lenz, 7. Kp.; Oblt. Langer, 1., Lt. Wülfel, 3. Kp.,
sowie Lt. d. R. Born wurden verwundet.
**) Angriffsgliederung des J.R. 41 am 21.6.:
Sturmtruppe — I., Hptm. d. R. Krause,
links rechts
1. Linie: 2., Lt. d. R. M a t u s ch, 3., Lt. d. R. S l u s z e w e r,
2. Linie: 1., Lt. d. R. N e u m a n n, 4., Lt. d. R. B ü t o w.
Bereitschaft: 6., Lt.d.R. Biedert, und HI., Hptm. Schnorrenpseil
(Fumin-Schlucht, IWerk, Siebener-Graben).
Pioniere: Je 3 Gruppen 3./Pi. 18 bei I. und IIL/41.
Eine Lücke in der Kampflinie.
147
mit Munition fielen der Sturmtruppe in die Hände. In den Mauer-
trümmern lagen unter den Toten auch Neger und vier Russen.
Der Angriff ging weiter. Der rechte Flügel des Bataillons, an der
Batterie westlich vorbeistoßend, wandte sich gegen den Gr. Steinbruch.
Auch der linke Flügel drehte, um nicht noch weiter nach Osten abzu-
kommen, südwärts ein. Die Kampflinie nahm die nördlich und nordöstlich
des Gr. Steinbruchs gelegenen feindlichen Gräben, mußte dann aber
halten, da vor ihr der Feuerriegel der eigenen Artillerie lag. 6'° abds.
fand deshalb hier der Angriff sein Ende. Die Kompagnien ordneten sich,
so gut es ging, griffen zum Spaten und gruben sich ein. Nach links
wurde Anschluß an J.R. 172 gewonnen. Nach rechts rückwärts zum Jäg.-
Rgt. 3 klaffte aber eine Lücke von fast Z4 km. Diese sicherte zunächst
mehrere Stunden lang Hptm. Krause persönlich mit nur wenigen
Leuten seines Stabes. Erst nach Einbruch der Dunkelheit konnte die
6. Kp. diese Lücke notdürftig schließen. Das außerdem hierzu be-
stimmte m/41 erlitt beim Durchschreiten der Ausgangsstellung des
I./41 durch feindliches Artillerie- und Minenfeuer schwere Verluste.
Ganze Züge wurden zersprengt. Erst am anderen Morgen konnten die
Reste der 10., Lt. d. R. Hoch, der 11., Lt. d. R. Quastenberg, und
12. Kp., Lt. d. R. Willert, mit im ganzen 46 Gewehren, die Lücke
zwischen den Jägern und dem Gr. Steinbruch schließen.
In der Nacht vom 22./2Z.6. wurden beide Regimenter abgelöst.
Dem Iäg.Rgt. 3 war das Kriegsglück während des Einsatzes bei der
1. I.D. nur einmal, am 8.6., hold gewesen. Im übrigen behielt es nur
trübe Erinnerungen an diese Zeit. Es hatte vom 6. bis 23.6. verloren:
Tot 9 Offiziere, 172 Mann; verwundet 11 Offiziere, 872 Mann; vermißt
3 Offiziere, 138 Mann; im ganzen 23 Offiziere, 1182 Mann. —
Das nächste Kampfziel der 50. I.D. war der Lauföe-Rücken. Vor-
bereitung und Stützung des Angriffs hatte nach dem Befehl des XV.
A.K.*) die schwere Artillerie des Genmaj. Pohl. Ihr Feuer verstärkte
die 50. Fa.B. des Oberst v. F r i e d e b u r g. In der vorderen Linie
der Division befanden sich am 21. Juni:
J.R. 172, Oberst v. Rath, seit 19.6. zwischen Straße Dorf Vaux—
Souville und Fort Vaux;
I.R. 132, Oberstlt. Frhr. Grote, seit 15.6. zwischen Fort und Dam-
loup-Schlucht;
*) Chef des Gen.St. des XV.A.K. seit 12.6. Major v. Amsberg.
10*
148
Fort Baux kampfbereit.
J.R. 105, Oberstlt. v. Schmalz, seit 10.6. im Abschnitt Damloup-
Rücken—Dorf Damloup—Feuilla.
Angriffsziele am 21.6. waren für J.R. 172 der Nordrand des
Berg-Waldes, einschließlich Battr. a, und für J.R. 132 die feindlichen
Anlagen südöstlich des Forts am Nordrande der Damloup-Schlucht.
Z.R. 105 blieb am 21. stehen.
Zwischen J.R. 172 und I.R. 132 lag das Fort Vaux mit Major
v. Götschen als Kommandanten und je einer Kompagnie der J.R.
132 und 172 sowie einem Zuge der 2. R./Pi. 22 als Besatzung. Es war
nach dem Besitzwechsel bereits erheblich zur Verwendung durch deutsche
Truppen umgestellt. Den Ausbau leitete als Ingenieur-Offizier vom
Platz Lt. d. L. Voigt, Pi. 22, unterstützt durch Festungsbau-Lt.
F l e s ch. Die feindwärts gerichteten Fenster der Kehlkaserne waren durch
meterdicke Sandsackpackungen zugesetzt. Da Volltreffer trotzdem durch-
schlugen, war eine Verwendung der Kasernenräume als Unterkunft
ausgeschlossen. Kasernenflur und Hohlgänge dienten der Besatzung zum
Aufenthalt. Kerzenlaternen und Grubenlampen erleuchteten die Räume.
Wasserversorgung und Lebensmittelnachschub durch Trägerstaffetten
vollzogen sich in befriedigender Weise. Das derzeitige Träger-Regiment,
J.R. 53, leistete in diesem schwierigen Dienst, dank der vortrefflichen
Organisation des Rgts.Kdrs., Majors v. Tr o i l o, Ausgezeichnetes. An
Nachrichtenmitteln besaß das Fort am 21.6. eine Funkenstation unter
Lt. K e r n, Brieftauben und eine Lichtsignalstation im Lindow-Stollen.
Beim J.R. 172 standen vom HI. Batl., Hptm. S t i ch e r t, in vor-
derer Linie: rechts, westlich des Forts, 11. Kp., links 10. Kp. mit dem
linken Flügel noch vor dem Fort. Zu den Sturmkompagnien traten
Stoßtrupps des II. und IN. Batls., die MG. des Regiments, ein Zug
der 1. R./Pi. 18 und Flammenwerfer.
Die erste feindliche Stellung wurde 5°° nachm. rasch genommen.
Die Franzosen, durch vierstündiges Artilleriefeuer, mehr noch durch das
M.G.Feuer des Forts mürbe gemacht, dachten nicht an Gegenwehr und
ergaben sich. Der rechte Flügel der 11. Kp. unter Lt. E b e r h a r d t
stieß gegen die Batterie a vor und nahm das Werk gemeinsam mit
41ern*). Der höher am Berghange sich vorbewegende, gut sichtbare
linke Flügel der 11. erhielt M.G.Feuer von Westen, das den Komp.-
Führer, Lt. d. R. A l t s ch u h, verwundete. Dieser Teil drängte nach
Osten, schloß sich der 10. Kp. an und stieß mit ihr östlich an der
Batterie a vorbei.
*) Vgl. S. 146.
I.R. 172 nimmt das „Kleine Depot".
149
Die Abteilung Eberhardt überließ die Batterie a den 41cm, über-
schritt in südöstlicher Richtung den Kamm des Berg-Waldes, stieg die
Damloup-Schlucht hinunter, ja durchschritt sogar deren Sohle. Da nir-
gends Anschlußtruppen zu sehen waren, machte der Führer wieder
kehrt und setzte sich auf halber Höhe des Schluchthanges in einem alten
Laufgraben, etwa bei 553, fest.
10./172, Lt. d. R. Schultheiß, erreichte indessen in einem Zuge
den Steinbruch bei 579, das „Kleine Depot" der Franzosen, wo er die
Besatzung gefangen nahm. Die Kompagnie fand rechts Anschluß an
J.R. 41, links nahmen Patrouillen Verbindung auf mit der Abteilung
Eberhardt. Mit J.R. 132 fehlte dagegen jeder Zusammenhang. Beide
Kompagnien waren in ungestümem Drange über das vorgeschriebene
Ziel hinaus vorgestoßen, konnten aber 365 Gefangene und drei M.G.
als Beute melden.
Auf 73# abds. über den Lauf6e-Rücken östlich des Altkirch-Grabens
zum Gegenstoß ansetzende französische Schützenlinien lenkte der aufmerk-
same Beobachter der 6./Fa. 199 seine Batterie, die durch gutliegendes
Schnellfeuer den Feind zu schleunigster Umkehr zwang.
Im Abschnitt des J.R. 132 sollte III./132, Rittm. d. R. S ch i e h s,
am 21.6. den Feind endgültig vom Südteil des Baux-Berges vertreiben.
Die Anschluß-Batterie, gegen die R.J.R. 6 schon am 9. März vorgegan-
gen und die in der ersten Juniwoche wiederum Gegenstand heftiger
Kämpfe gewesen war, bildete das nächstgelegene Angriffsziel des Ba-
taillons. In der stark zerschossenen Anlage hielten sich in betonierten, halb-
zertrümmerten Unterständen die vordersten, gegen das Fort vorgescho-
benen feindlichen Postierungen. Südlich des Forts fiel der Nordhang der
Damloup-Schlucht in drei von Bruchsteinmauern gestützten Terrassen
ab. Hier saß, von der Feste nicht einzusehen, der Franzose, der aber
umgekehrt vom Lauföe-Walde aus den gegenüberliegenden Hang des
Baux-Berges beobachten und wirksam beschießen konnte.
Den Angriff unterstützte die dem J.R. 132 unterstellte M.W.K. 50,
Oblt. d. R. T h a l a ck e r. Bon ihren Ständen beim Lindow-Stollen
*) über die Wegnahme der Batterie & entstanden zwischen J.R. 41 und
J.R. 172 Meinungsverschiedenheiten. Jede» Regiment meldete, die Batterie er-
obert zu haben, und gab an, daß das andere nach ihm die Batterie erreicht habe.
Nachweislich sind Teile beider Regimenter in die Batterie eingedrungen
und zwar von 1., 2 ./41und 11./172. Die ganze 11./172 ist nicht nach der
Batterie gelangt, Wer von den beiden. 41 oder 172, zuerst das Werk erreichte,
ließ sich nicht nachweisen. Die Kampfzeugen widersprechen sich.
150
Vergebliches Bemühen der 132er.
schössen neun Werfer gegen die feindlichen Gräben östlich und westlich
der Anschluß-Batterie.
Rittm. S ch i e h s plante, mit starken Stoßtrupps vorzugehen. Die
Anschluß-Batterie sollten zwei Stoßtrupps des II./132 unter Lt. Cr aß
mit Pionieren und Flammenwerfern, aus dem Fort vorbrechend, an-
greifen. Stoßtrupps der 9. und 10./132 unter Lt. Ruff mit Pionieren
und Flammenwerfern wurden südlich des rechten Schulterpunktes des
Forts auf die Mitte der feindlichen Grabenanlagen angesetzt. Trupps
der 10. und 12. Kp. unter Lt. Zahler hatten von der Liese-Sappe
aus vorzustoßen. 1. R./Pi. 22 stellte die Pioniere dazu.
Lt. Craß hatte Schwierigkeiten, aus dem Fort herauszukommen.
Auf dem Ausgang lag schweres feindliches Artilleriefeuer. Schließlich
sprang der Offizier mit wenigen Leuten durch das Feuer und — starb
den Heldentod. Der Trupp des Lts. R u f f wurde im Vorgehen von
Maschinengewehren aus dem Laufee-Wald gefaßt; auch dieser Offizier
fiel. Ein zur Unterstützung vorspringender Zug der S. Kp. verlor über
die Hälfte seiner Mannschaft. Lt. Zahler erhielt MG.Feuer, sowie
der Feind die Wolke des Flammenwerfers bemerkte; der Offizier selbst
wurde verwundet. Alle Tapferkeit vermochte nicht, die Ungunst des
Kampfgeländes auszuschalten. —
Eine schwüle, dumpfe Nacht war die vom 22./23. Juni. Kein Lüft-
chen rührte sich, ein Wetter wie geschaffen zum Gaskampf. In den ersten
Nachtstunden schoß der Franzose Gas. Im Tal und auf den Hängen bei
Dorf Vaux wogten graugelbe, giftige Schwaden und erschwerten den
Aufmarsch der Sturmtruppen. Als dann aber deutsches Grünkreuz zwi-
schen die französischen Batterien fuhr, flammte ihr Feuer zunächst noch
mehr auf, wurde jedoch bald schwächer und schwächer. Nur einzelne, vom
Gas unberührt gebliebene Fernbatterien schössen weiter.
Der Nacht folgte ein klarer Sommertag. Dem Hauptangriff des
X. N.K. ging ein zweistündiges Wirkungsschießen der schweren und Feld-
artillerie mit Brisanzmunition voraus. Es steigerte sich in den letzten 20
Minuten zum Trommelfeuer. Sturmzeit 6° vorm.; vier Minuten später
verlegte die Artillerie ihr Feuer in Sprüngen um je 100 in vorwärts.
Dem M.W.Batl. I hatte die 1. I.D. befohlen, mittlere Werfer nach
dem Fumin vorzuziehen. Dies mißlang jedoch völlig, weil die Trag-
kommandos im Schlamm des Vaux-Tales einfach versanken. Am 23.
war im Abschnitt der 1. I.D. kein Minenwerfer schußbereit, da auch die
Der Angriff der 1. I.D. scheitert.
151
am 21. beschädigten Werfer nicht wieder hergestellt und vorgebracht
werden konnten.
Im Chapitre war die 7. R.D. durch die 103. I.D. abgelöst worden. Im
Abschnitt der 1. I.D. wurden das Jäg.Regt. 3 durch Gren.Regt. 3, das
I.R. 41 durch das I.R. 43 ersetzt. Den Befehl über die Sturminfanterie
führte Genmaj. Paschen, Kdr. der 2.J.B. Nach dem Angriffsentwurf
sollte die 1. I.D. um 6° vorm. den südlichen Teil der Souville-Nase, um
8° den Höhenrücken nordöstlich des Forts Souville erreichen.
6° vorm. brachen die 3. Grenadiere*) vor.
„Schon fünf Minuten vorher setzte lebhaftes Infanterie- und M.G.Feuer
auf unsere Stellung ein. Es verstärkte sich beim Heraustreten der ersten Wellen
aus dem Graben. Von rechts aus dem Chapitre flankierten drei bis vier M.G.
unsere Linie. Die erste Welle hatte schwere Verluste und kam schnell zum
Stehen. Ebenso wurde jede neuvorgetriebene Welle zu Boden gezwungen. Die
gegen das flankierende Feuer eingesetzten M.G. konnten nichts ausrichten, da
die feindlichen M.G. geschickt aufgestellt und eingebaut waren." (Hptm. Ney-
mann, 6./Gr.3.)
Die feindliche Stellung wurde nirgends erreicht. Erst im Abend-
dunkel konnten die Sturmkompagnien in die Ausgangsstellung zurück-
kehren.
Östlich des Gren.Regts. 3 rückte am Morgen des 23.6. das I.R. 43
unter Major D o r n d o r f in die Kampflinie. Schon der nächtliche Ab-
marsch des Regiments hatte unter starkem feindlichen Artilleriefeuer
gelitten. Ein Teil der 7. mit dem Komp.Führer, Lt. d. R. Schwerin,
und der größte Teil der 12. Kp. wurden zur 103. I.D. abgedrängt
und nahmen am 23. an deren Kämpfen teil. Von den zugeteilten Pio-
nieren der 3./Pi. 18 war bei Sturmbeginn kein Mann zur Stelle. Da
in dem zerwühlten Gelände des Berg-Waldes nur Granattrichter die
Stellung andeuteten, ein Zurechtfinden im Dunkeln äußerst schwierig
war, so fehlte mancherorts der Zusammenhang der Kampflinie völlig.
Um 6° vorm. gingen die Sturmkompagnien vor. Bei den Befehls-
stellen in der Fumin-Schlucht hörte man das Geknatter des Infanterie-
feuers, vernahm das Lebendigwerden des Artilleriefeuers. Dann ebbte
der Kampflärm ab. Stunden verstrichen. Keine einzige Meldung aus
der vordersten Linie erreichte die Bataillonsstäbe. Eigene Beobachtung
und Nachrichten vom Gr.R. 3 ergaben, daß es bei der 1. I.D. nicht zum
besten stand. Erst gegen Mittag brachten Verwundete die Meldung, daß
auch hier der Sturm am überwältigenden feindlichen Feuer völlig ge-
scheitert war.
*) Regt».Führer am 23.6. Oberstlt. Frhr. v. Uckermann.
152
J.R. 132 besetzt die Anschlußbatterie.
Besonders schwer hatte die 8. Kp. gelitten. Lt. S p i n d l e r war
tot, zwei Zugführer verwundet. Sie allein hatte neun Gefechtsordon-
nanzen verloren, die beim Versuch, Meldungen zurückzubringen, samt-
lich durch Gewehrfeuer gefallen waren.
Die Division befahl erneuten Sturm um 4° nachm. Mörser und
schwere Haubitzen würden zuvor eine halbe Stunde die nächsten An-
griffsziele nochmals beschießen. Nötigenfalls feien die vorderen eigenen
Gräben zu räumen. 2" nachm. verließ der entsprechende Befehl des
Majors D o r n d o r f den Regimentsgefechtsstand auf dem Hardau-
mont. 2%Stunden brauchte die Ordonnanz für den Weg zur Fumin-
Schlucht, der über das stark beschossene Vaux-Tal hinwegführte. Als der
Divisionsbefehl die Bataillons-Kommandeure der vorderen Linie er-
reichte, war die Sturmzeit verstrichen. Ein für 6'° abds. von diesen
selbständig geplanter Angriff gelangte nicht zur Ausführung, da ihn die
Kompagnie-Führer nach Lage der Dinge für aussichtslos erklärten. —
Bei der 50. I.D. sollten am 23.6. nach dem Befehl des Genmai.
Weber, der wiederum den Infanterieangriff leitete, erreichen: um
6° morg. J.R. 172 und 132 den Südrand der Daumloup-Schlucht,
I.R. 105 die Hohe Batterie und JWerk 780-, 8° morg. I.R. 172 und
132 die Höhenlinie des Lauföe-Waldes.
Da I.R. 172 bereits am 21. den Steinbruch 579 besetzt und damit
den ersten Teil seiner für den 23. vorgesehenen Tagesaufgabe schon
erfüllt hatte, konnte das Stellungs-Bataillon, II./172, das Fortschreiten
seiner Nachbarn rechts und links zunächst abwarten.
Schwieriger hatte es I.R. 132, das zuerst noch die Franzosen vom
Vaux-Berg — wo sie sich bislang noch gehalten hatten — vertreiben
mußte, bevor es an die Lösung der ihm am 23. zufallenden Aufgabe
denken konnte. Der Hauptstützpunkt des Feindes auf dem noch von ihm
besetzten Teile des Baux-Berges schien die Anschluß-Batterie südwestlich
des Forts zu sein. In der Abenddämmerung des 22. erkundete Lt. d. R.
G r a s s e r, 9./132, in Begleitung seines Burschen das Vorfeld und
fand diese Batterie unbesetzt. Sogleich ließ er seine Kompagnie sich in
den Trümmern einnisten, wobei aus den Unterständen und der Um-
gebung 23 verwundete Franzosen gesammelt wurden.
Am 23. morgens sollten nunmehr vorgehen: Die 9. Kp. von der
Anschluß-Batterie, die 12. von der Ostflanke des Forts, die 10. von der
alten Stellung zwischen Fort und Liese-Sappe, die aus der Bereitschaft
im Chena-Wald vorgesandte 8. Kp. zwischen Anschluß-Batterie und
Mißerfolg auch bei der SV. I.D.
133
J.R. 172. Es galt zunächst, die noch am Nordhange der Damloup-Schlucht
sitzenden Franzosen zu fassen. 8./132, Hptm. Dettinger, geriet be-
reits beim Bormarsch durch das Baux-Tal in Gaswolken, dann in Ar-
tilleriefeuer und wurde nach Verwundung ihres Führers so zersprengt,
daß sie am 23. völlig ausfiel.
6« vorm. stürzten 9. und 12. Kp. den Hang der Damloup-Schlucht
hinunter. Wieder ratterten vom Laufve-Walde her französische Ma-
schinengewehre. Bald schlug auch feindliches Sperrfeuer zwischen die
Stürmenden. Lt. d. R. Grasser wurde verwundet. Lt. d. R. Per-
d i s ch, der Führer der 12., fiel. Dreimal setzte die 1». Kp. unter
Führung des tapferen Lt. d. R. B a r t e n st e i n zum Angriff an. Jedes-
mal warf M.G.Feuer aus dem IWerk 780 die Sturmwellen in die
Granattrichter.
Abends, in der Dämmerung wurden die schweren Verluste des
III. Batls. durch die herangezogene 7. Kp. ausgeglichen. In der Nacht
erschien auch die 8. Kp. und stellte am oberen Ende der Damloup-
Schlucht den Anschluß an J.R. 172 her.
Während dieser Kämpfe der 132er versuchte jenseits der Damloup-
Schlucht das J.R. 105, dem Feinde die Hohe Batterie zu entwinden.
Der 40 m lange, mit hoher Erdschicht überdeckte Betonbau überragte die
nächste Umgebung um 7 bis 10 m und beherrschte die zu seinen Füßen
liegenden deutschen Gräben völlig. Sein Inneres barg mehrere tiefe,
schußsichere Unterstände. Im Verein mit dem 150 m südwestlich gelege-
nen IWerk 780 war die Hohe Batterie der Kern des Widerstandes
auf diesem Eckpunkte der feindlichen Verdun-Front.
Die Wegnahme des wichtigen Stützpunktes fiel dem II./105, Hptm.
Renner, zu. Am 21. und 22.6. beschossen Mörser die Batterie, auch
Minenwerfer gesellten sich am 22. dazu. Am 23. sollte 8./105, Lt. d. R.
P a s s e n g e, mit Pionieren der 2. R./Pi. 16 und Flammenwerfern von
Norden her das Werk angreifen, während die 5. Kp., Lt. d. R. H e m -
p e l, von Osten die Front der Batterie niederhielt.
6° vorm. gingen Stoßtrupps unter Lt. Rommel vor, gefolgt von
einem Zuge der 8./105. Die zuerst eindringenden Trupps gerieten mit
der rechtzeitig alarmierten Besatzung in einen Handgranatenkampf. Der
Flammenwerfer versagte. Die nachfolgende Unterstützung erhielt vom
Nordhange der Damloup-Schlucht M.G.Feuer in den Rücken, stutzte
und suchte Deckung am Fuße des hohen Walles der Batterie. Lt. H e m -
p e l bemerkte die Bedrängnis der Kameraden und schickte einen Zug
der 5. gegen die Front der Batterie vor, der aber ebenfalls bereits nach
154
Rätselraten auf dem Vaux-Berg.
50 m gegen M.G.Feuer vom unteren Laufse-Rücken in Granattrichtern
Deckung suchen mußte. Dem hochstehenden Feinde war es nun ein leich-
tes, die unten zu seinen Füßen fast wehrlos Liegenden wirksam mit
Handgranaten zu bekämpfen. Nur wenige überlebende der Stoßtrupps
erreichten im Abenddunkel die Ausgangsstellung.
Die erste Schlacht vor Verdun nach der Kapitulation des Forts Vaux
Hing zu Ende. Wohl war weiter westlich das Z.W. Thiaumont den stür-
Menden Bayern in die Hände gefallen, wohl hatte das Alpenkorps
Fleury erreicht und brandete bedrohlich am trutzigen Bergkegel des
Forts Souville empor. Doch die 103. I.D. war im Ehapitre, zweimal die
1. I.D. an der Lager-Schlucht, zweimal die 50. I.D. an der Damloup-
Schlucht stecken geblieben. Am 24.versandete die Schlacht auf dem linken
Flügel der A.Gr. Ost in einem Kleinkrieg um den endgültigen Besitz einiger
Grabenstücke.
Den 132ern gab der Franzose ein besonderes Rätsel auf: Wo war
des Feindes letztes Versteck auf dem Vaux-Berge? Wo verbargen sich
die französischen Maschinengewehre, die jede Bewegung auf dem Dam-
loup-Rücken unterbanden? — General v. Deimling befahl, durch
Osfizier-Patrouillen den Berghang abzusuchen. Erkunder stiegen in dunk-
ler Nacht auf dem zerschossenen, unwegsamen Hange umher, suchten und
fanden nichts. Am anderen Morgen knatterte wieder das hinterhältige
Tack-tack-tack vom Vaux-Berg.
Endlich lüftete sich das Geheimnis. Leute von J.R. 132 waren in
der Nacht auf dem Wege nach vorn versehentlich in die Stellung des
Feindes geraten und gefangen worden. Einer von diesen entschlüpfte
und meldete, daß er 60 bis 70 Franzosen in einem tiefen Stollen am
Nordhange der Damloup-Schlucht gesehen habe. Nach einem vergeblichen
Versuch in der Nacht vom 2Z./29.6., das Nest durch einen starken Stoß-
trupp der 132er auszuheben, fand in der nächsten Nacht eine Patrouille
den bewußten Stollen — leer. Er war in die Mauer einer Terrasse
hineingebaut. Aus seinem Innern konnten Maschinengewehre ungesehen
nach dem Damloup-Nücken hinüberfeuern. Vom 30. Juni ab gehörte
der Vaux-Berg uneingeschränkt den Deutschen.
Eine andere schmerzhafte Stelle der Kampffront der 50. I.D. blieb
die Hohe Batterie. Nach dem vergeblichen Angriff des IL/105 am 23.
forderte ein Befehl des Generals v. Deimling erneuten Sturm in
der kommenden Nacht. Aber sowohl ein Handstreich am 24.morgens,
wie alle weiteren Versuche, auch nach Ablösung des II./105 durch das
I./105, scheiterten.
Neuer Großtampf in Sicht.
1W
Am 27. Juni übernahm J.R. 99 den Abschnitt Damloup und als
«Erbteil den Auftrag zur Erstürmung der Hohen Batterie.
2. Die zweite Sommerschlacht.
1. und 59. I.D. vom 3. bis 11. Juli.
Mit den französisch-englischen Anfangserfolgen in den ersten Juli-
Etagen an der Somme zog neue Hoffnung in die Brust der Verteidiger
Verduns; bleischwer hatte der Druck des deutschen Angreifers während
des Monats Juni auf ihnen gelastet. Nicht mit Unrecht nahmen sie an,
daß die deutsche O.H.L. das Verdun-Unternehmen schnellstens werde
liquidieren müssen.
Die O.H.L. zögerte denn auch nicht, der A.Gr. Ost sofortige Abgaben
an schwerer Artillerie sowie die Bereitstellung von Reserven zur Ver-
wendung an der Somme aufzuerlegen. Sie bezeichnete Einschränkung
des Menschen- und Munitionsverbrauchs als dringend erwünscht, ent-
schied sich aber trotzdem für Fortsetzung des Angriffs. So brachte der
Juli abermals eine gewaltige Kraftanstrengung der Deutschen gegen
Verdun. Das Angriffsziel waren wiederum Fort Souville und die öst-
lich davon auf dem Montagne-Rücken bis zum Laufse-Wald sich er-
streckende Hauptstellung des Gegners.
Hiergegen stürmten bei Fleury das Alpenkorps, anschließend das
X. R.K. des Generals K o s ch, und zwar im Chapitre die 193. I.D., im
Fumin und im Berg-Wald die 1. I.D., schließlich das XV. A.K. mit der
59. I.D. an der Straße Fort Baux—Tavannes und östlich.
Eine besondere Einwirkung auf den Ausgang des Kampfes ver-
sprach man sich von einer Neuauflage des Grünkreuzschießens, das beim
letzten großen Angriff die Erwartungen erfüllt hatte. Nach zahlreichen
Gefangenenaussagen hatten die Franzosen durch das Gas starke Ver-
luste an Toten und Kampfunfähigen erlitten. Selbst noch südwestlich
der Stadt Verdun hatte sich Gas fühlbar gemacht und Paniken hervor-
gerufen.
Nachdem in der ersten Juliwoche die Witterung für einen Gas-
angriff denkbar ungünstig gewesen war, brachte der 9. Juli endlich
sonniges, klares Wetter. Am 19. begann das Zerstörungsschießen und
um Mitternacht vom 19./11. das Gasschießen. Am 11. morgens stürmten
die deutschen Divisionen.
In der Front der 1. I.D. (Genlt. v. E o n t a) standen am 11.7. die
gleichen Regimenter, die schon den Kampf des 23. Juni durchgefochten
156
Unglücklicher Kampf der 1. I.D.
hatten: Gren.R. 3 im Fumin, J.R. 43 im Berg-Wald. Auch das Angriffs-
ziel der Division war das gleiche, die Batterie de l'Hüpital*) und die
Hohe Batterie am Tunnel.
Als feuchter kühler Tag zog der 11. Juli herauf. Schon bei grauen-
dem Morgen hingen am bewölken Himmel in langer Reihe die Fessel-
ballons der Franzosen, während gleichzeitig zahlreiche feindliche Flieger,
tief herabstoßend, die deutschen Stellungen überwachten. Kaum hatte
die deutsche Artillerie mit dem Wirkungsschießen begonnen, da ant-
wortete der Feind auch schon nachdrücklichst mit Artillerie und Minen-
werfern. Von einem Nachlassen seines Feuers infolge des deutschen
Gasschießens war diesmal nichts zu bemerken. Als um 5'° morg. die
3. Grenadiere und 43er befehlsgemäß zum Sturm antraten, brach dieser
überall nach wenigen Metern unter schweren Verlusten**) zusammen.
Die feindliche Stellung wurde nur an zwei kleinen Einbruchspunkten
erreicht, die aber auch im Nahkampf nicht behauptet werden konnten.
Bei der oberen Führung griff eine deutlich sich nach unten aus-
wirkende Nervosität Platz. Noch mehrfach wurde an demselben Tage
ein Angriff angesetzt und dabei aus die rechts und links bei den Nachbarn
erzielten Fortschritte hingewiesen. Der Kommandeur des Gren.R. 3,
Oberst Fretzdorff, wurde persönlich in die vorderste Linie geschickt,
um diese vorzureißen. Die gewagtesten Pläne wurden der Truppe emp-
fohlen; ohne erneute Artillerievorbereitung sollte in der Abenddämme-
rung überraschend gestürmt werden; auf dem linken Flügel der Division
sollten Truppen, durch den Abschnitt der besser vorangekommenen linken
Nachbarn ausholend, dem Feinde vor der eigenen Front in Flanke und
Rücken fallen. Nichts half mehr. Am 12. Juli das gleiche Bild. Am 13.
und 14., nachdem J.R. 43 durch Gren.R. 1 ersetzt war, ebenfalls. Dazu
dauernd weitere erhebliche Verluste.
„Stumpfsinnige Gleichgültigkeit hat sich der überlebenden bemächtigt. Jeder
Mann sucht nur Deckung in einem Granatloch und erwartet dort sein Schicksal.
Die Leute haben den besten Willen. Sie können aber nicht mehr," lautet eine
Meldung des Hptms. Jüngling, M./43, vom 12.7.
Der Bogen war überspannt, die Truppe völlig am Ende ihrer
Kraft. J.R. 43 hatte z. B. die gleichen Bataillone, ja sogar die gleichen
*) Vergl. Karte 1:80 000 in Band 13.
**) Es fielen u. a. von Gr.R, 3 Lt. M i e n t u s, Komp.F. der 2.,und
Lt. d. R. Knoch, Komp.F. der 12. Kp.; außerdem alle Führer der vier
vom F./3für diesen Tag gebildeten Sturmtrupps, die Lts. Bönki, Graf,
Grunswald und Ulrich; von J.R.43 Lt. d. R. Aronius, Komp.F.
der 11. Kp.
Die Wer erobern die fiofce Batterie.
157
Kompagnien 18 Tage hintereinander in vorderster Linie einsetzen
müssen. Zu Schlacke ausgebrannt, oerließ die 1. I.D., eine der besten
des deutschen Heeres, in den nächsten Tagen die Hölle von Verdun. An
ihre Stelle trat die 21. I.D. —
Wie ein Pfahl im Fleisch saß anfangs Juli die vom Feinde besetzte
Hohe Batterie noch in der Front der 50. I.D. Der Kommandeur des
III./99, Hptm. B e r g e r 6, beschloß, das Bollwerk ohne Artillerievor-
bereitung im Handstreich zu nehmen. Das Wetter war dem Unternehmen
günstig. In der Nacht vom 2./Z.7. verschleierten zeitweise Wolken das
Mondlicht und gestatteten unbemerkte Bereitstellung der Sturmtruppe.
Am 3. Juli morgens schössen auf das Sturmziel unter Lt. d. R.
Restle mittlere Werfer der M.W K. 30 von 2° morg. ab alle fünf
Minuten einen Schuß, von 2'° ab auch leichte Werfer alle Minuten
einen Schutz. Um 3° feuerten zwei mittlere Werfer Minen ohne Zünder.
Gleichzeitig traten die Stoßtrupps an und legte die Artillerie Abriege-
lungsfeuer hinter die Batterie.
Die Überraschung gelang vollkommen. Die eindringenden Stoß-
trupps unter Lt. d. R. B r o m b a ch, unmittelbar gefolgt von der 19.,
Lt. d. Res. Schmitt (Franz), und 12. Kp., Lt. d. Res. Bartels, fin-
den die französischen Posten platt auf dem Boden liegend vor. Diese
warten auf das Platzen der letzten Minen, die ohne Zündung natürlich
als Blindgänger niederfielen. Die Posten ergeben sich sofort. Jetzt wer»
den die Eingänge zu den betonierten Unterständen besetzt; Handgrana-
ten und Brandröhren fliegen hinein. Explosionen folgen: Munition und
Leuchtraketen gehen in Flammen auf. Es entsteht eine fürchterliche Ber-
wirrung. Verwundete und brennende Menschen wälzen sich in ersticken-
dem Qualm durcheinander. Was am Leben bleibt, stürzt heraus und
gibt sich gefangen.
Lt. d. R. B r o m b a ch stieß mit seinen Stoßtrupps bis zu dem
15g m südwestlich der Batterie liegenden IWerk 780 vor. Im Nahkampf
fielen hier der tapfere Offizier und einige seiner Leute, die übrigen
wichen zurück. 10. und 12./99 gruben sich inzwischen auf dem Batterie-
wall ein. Ein Offizier, 99 Mann (franz. J.R. 172) waren gefangen, drei
M.G. erbeutet. Die eigenen Verluste waren gering.
Um so schwerer wurde das Halten des eroberten Bollwerks. 6° vorm.
kam der erste feindliche Gegenangriff, während auf den rückwärtigen
Teilen der Stellung des J.R. 99 heftiges französisches Artilleriefeuer
lag. Bis 715 vorm. folgten drei weitere Vorstöße, die unter kräftiger
158
50. I.D. überschreitet die obere Damloup-Schlucht.
Mitwirkung der Minenwerfer abgewehrt wurden. Am Abend des 3.7.
hatte ein vierter Angriff der Franzosen dasselbe Ergebnis. Am 4.7.
umwogte von 3° bis 6° früh heftiger Kampf die Batterie. Im Morgen-
nebel waren die Leuchtfignale der 99er nicht sichtbar, so daß die Unter-
stützung der eigenen Artillerie ausblieb. Der Feind drang in das Süd-
ende der Batterie ein und setzte sich in dem dortigen Unterstande wieder
fest. Auf dem Oberbau behauptete sich die deutsche Besatzung, ein Zug
der 11./99*). Am 5.7. machten die Franzosen in der Frühe drei Vor-
stöße, die von zwei Zügen der 11./99, Lt. d. R. L e w y, und durch
Artilleriesperrfeuer abgeschlagen wurden.
Nach neun feindlichen Angriffen wurde III./99 am 6.7. durch Kom-
pagnien des I. und II./99 abgelöst, die am 7.7. den letzten Versuch des
Feindes, die Batterie wiederzunehmen, vereitelten.
Auch in ihrem mittleren Regiments-Abschnitt benutzte die 5». 3.2X
die unfreiwillige, durch die schlechte Witterung bedingte Kampfpause^
um ihre Stellung zu verbessern. J.R. 143 löste am 7.7. die 132er ab.
In der Nacht vom 7./8.7. ließ Oberst Frhr. v. Dalwig die in
der oberen Damloup-Schlucht liegende, vom Gegner geräumte Batterie
580 besetzen und gewann eine Linie am halben Schluchthange bis zum
Lauföe-Walde. In der nächsten Nacht wurde der Anschluß an I.R. 99*
bei der Hohen Batterie hergestellt. Am 9.7. stand die 5g. I.D. somit am
Südrande der Damloup-Schlucht in einer zusammenhängenden Linie
vom Kleinen Depot (579) über die Hohe Batterie bis zum Dorf
Damloup.
Am 11. Juli fiel der 50. I.D. die Eroberung des Montagne-Rückens
vom Berg-Wald nach Osten zu. Falls die 1. I.D. den Nordrand der
Tavannes-Schlucht erreichte, sollte der Angriff bis über diese Schlucht
fortgesetzt werden. Einstündiges Wirkungsschießen**) ging dem Sturm
*) Nach diesem Kampf verkündete der Eiffelturm, die Hohe Batterie sei
von den Franzosen wiedergenommen. Tatsächlich gehörte ihnen für die nächsten
sieben Tage der südlichste der drei Unterstände. Die Deutschen hielten den
Schützengraben auf dem Oberbau. Fünf Gruppen fanden hier Platz. Die Kase-
matten, deren Eingänge feindwärts lagen, brachten ihnen keinen Nutzen, waren
außerdem mit französischen Leichen angefüllt.
**)Die Artillerievorbereitung im Abschnitt der SV. I.D. leitete Genmas.
Pohl. Die schwere Artillerie des XV.A.K. bestand Anfang Juli aus Re-
giment Rosenberger im Raum Mogeoille—Bois des Hartes—Ornes—Herbe-
bois, Regiment Martini um Baty- und Charrisre-Wald, Regiment Keller im
Raum Fromezey—Montricel-Wald—Bois d'Hennemont; zus. 10 Mrs.-, 11 f.
F.H.- und 14 Flachfeuer-Batterien.
Erfolge des J.R. 126.
IM
der Infanterie voraus. Vier Minuten nach Sturmzeit wurde das Feuer
sprungweise um je 100 m vorverlegt.
Unter dem Befehl des Genmaj. Weber bildeten am 11.7. die»
Kampffront: J.R. 126 beiderseits der Straße Fort Vaux—Fort Tavan-
nes; J.R. 143 in der oberen Damloup-Schlucht, J.R. 99 im Abschnitt.
Hohe Batterie—Damloup—Feuilla. Den Trägerdienst im Dioisions-
Abschnitt versah in der ersten Julihälfte das bayer. R.J.R. 15.
Die Bereitstellung des württembergischen Jnf.Regts. 126*) störte in-
den ersten Nachtstunden ungemein das im Baux-Tale liegende feindliche
Artilleriefeuer. Bon der 9. Kp. waren bei Sturmbeginn nur vier
Gruppen zur Stelle. Bon der 12. blieb die Hälfte am Baux-Bach hängen.
Als 5'° vorm. die ersten Wellen des III./126 vorbrachen, erhielten-
sie sofort heftiges Gewehr- und M.G.Feuer. Der Angriff kam zum
Stehen. Die letzte Welle konnte ihren Graben nicht verlassen. Lt. L a n g e
wurde verwundet.
Während die vom III. Batl. stellenweise nur 60 m entfernte feind-
liche Stellung durch das deutsche Artilleriefeuer nicht gefaßt worden
war, hatte dieses gegenüber II./126 gut gewirkt. Trotz M.G.Feuers aus
westlicher Richtung stürmten die 6. und 7. Kp. mit Hurra die 130 w
entfernt liegenden feindlichen Gräben und nahmen deren Besatzung ge-
fangen. Da III./126 jedoch nichts vorwärtskam, blieb 6. Kp. in der
eroberten Stellung liegen. Die 7. drang dagegen im Altkirch-Grabew
Die Sil. F.A.B. verstärkte das Feuer der schweren Artillerie durch frontale
Beschießung der Angriffsziele und der gegnerischen Annäherungswege. Die
30. F.A.B. bekämpfte flankierend die feindlichen Anlagen auf dem Laufte- und
Dicourt-Rücken. Die 39. F.A.B. bestrich die Tavannes-Schlucht.
*)Gliederung des J.R. 126 vor dem Angriff am 11.7.:
Rgts.Kdr.: Oberst Glück, Gef.Stand Hardaumont.
Links Rechts
II., Major Blezinger III., Major Frhr. v. Hügei
7. 6. 10. 11.
Lt. d. R. K i e m l e n Lt. d. R. N a u e n Lt. d. R. D i e b o l t Lt. L a n g e
S. 8. 9. 12.
Hptm.Goßrau Lt.d.R.Schmidt Lt.d.R.Eberhardt Lt.d.R.Frech
(beim Kleinen Depot) (Kloebe-Stollen)'
Im Fort Vaux: Besatzung 2., Lt. d. R. Karf ch: Stäbe H. und III.
Bereitschaft: I., Major Stein, 1., 3. Hardaumont, 4. Bahndamm bei La
Plume-Fe.
Pioniere: Pi.K. 100: 2 Gruppen, B.F. Schellhorn, bei
4 Gruppen bei IL/126 unter Lt. d. R. B a l t r u f ch (Kurt).
160
I.R. 143 erreicht die Höhe des Laufäe-Rückens.
weiter vor, bis Flankenfeuer*) von beiden Seiten sie zum Halten zwang.
Die 8. Kp. rückte als Verstärkung in die gewonnene Linie, die 5. in die
Ausgangsstellung.
Als 5*° vorm. das Fort Vaux durch M.G.Feuer das Zeichen zum
Angriff der 50. I.D. gab, trat links der Württembergs das I.R. 143**)
zum Sturm an.
„Einige M.G. setzten uns böse zu und brachten uns schwere Verluste ein.
Ich stürmte mit etlichen Leuten ein halbrechts von uns stehendes M.G., das bis
zum letzten Augenblick feuerte. Zwanzig Franzosen fielen uns in die Hände."
(Lt. B r u n n e r, 7./143.)
„Kaum 50 Schritt vor uns feuerte ein feindliches M.G. Rot sprühte mir
das Mündungsfeuer entgegen. Handgranaten! Fünf, sechs explodierten mit
dumpfen Schlägen zwischen den Franzosen. Jäh brach das Feuer ab. Erledigt!
Zwei Mann recken die Hände in die Höhe. Gefangen. Sonst nichts von Fran-
zosen in der Nähe." (V.F. Roh mann, Stoßtruppführer bei 1./143.)
Bei der 4., 1. und 6. Kp. wurde der vordere feindliche Graben
glatt genommen. Nur der linke Flügel der 7. wurde durch das M.G.-
Nest 779 festgehalten und blieb davor liegen. Die übrige Sturmlinie
drang ohne Aufenthalt den Bergrücken hinan. Je höher sie stieg, um so
mehr machte sich Flankenfeuer aus dem von I.R. 126 nicht besetzten, süd-
iichen Teile des Altkirch-Grabens fühlbar, durch das die 4. am rechten
Flügel schwere Verluste erlitt. Sie wurde genötigt, nach Westen umzu-
*) Durch dieses fielen Lt. Kiemlen und zwei seiner Zugführer.
**) Gliederung des I.R. 143 am Morgen des 11.7.:
Regts.Kdr.: Oberst Frhr. v. Valwig.
Links: Rechts:
II., Rittm. v. M ü l l e r I., Major L o e f f l e r
7. 6. 1. 4.
Lt. Brunner Lt.d.R. Schmidt Oblt.Schuchard Lt.Schnarrenberger
5. 3. 2.
Lt. S e b a st i a n Lt. d. R. F r i tz s ch e Hptm. Drehler
(Damloup-Schlucht) (Damloup-Schlucht) (Lindow-Stollen).
In Fort Vaux: Besatzung 8., Oblt. Hagedorn; ferner Stäbe I.,IL, 12. so-
wie l./Pi. 15.
Bereitschaft: III., Major v. Moers; 9., 11. Chäna-Wald, 10. Bahndamm beim
La Plume-Wäldchen.
Pioniere: Pi.K. 99, ein Zug, V.F. Dombrowski, beim I./143; ein Zug,
V F. Urbach, beim II./143.
12./143, Oblt. Trautwein, und l./Pi. 15, Hptm. Booz, waren ausersehen,
bei günstig fortschreitendem Angriff das Z.W. la Laufte zu stürmen.
Bottr. h durch J.R. 143 genommen.
161
schwenken und das Feuer gegen den Altkirch-Graben aufzunehmen*).
Die weiter östlich vorgehenden Wellen der 1., 6. und 7. Kp. brannten
nach vorn durch, um dem Flankenfeuer zu entgehen, gerieten dabei aber
in die langsamer fortschreitende Feuerwalze der eigenen Artillerie und
hatten auch dadurch Verluste. Oblt. S ch u ch a r d, 1./143, wurde durch
einen Granateinschlag verschüttet und kampfunfähig. Unter seiner Füh-
rung hatten zuvor Gruppen der 1. den Steinbruch 584 erreicht und dort
25 Mann gefangengenommen, darunter einen französischen Oberst. An-
dere Teile der 143er unter Lt. B r u n n e r und V.F. R o h m a n n
gelangten bis zu den Batterien fund h. Batterie f war völlig zerstört
und unbesetzt.
„Batterie !> war nahezu unversehrt und besaß riesige, schwer betonierte
Unterstände, vollgepfropft mit Franzosen, denen wir ganz unerwartet kamen.
Die schmalen Eingänge lieh ich schnell besetzen. Die Besatzung ergab sich kämpf»
los. Sie bestand aus etwa zwei Kompagnien mit einem Stab und einer Ver»
bandstelle. Offiziere und Mannschaften machten einen ganz verstörten Eindruck
und gaben wie geistesabwesend die Waffen ab." (Lt. Brunner, 7./143).
Etwa 240 Franzosen wurden gefangen zurückgeschickt. Im Verband-
räum fanden sich weitere zehn bis zwölf Verwundete und ein Arzt vor.
V.F. R o h m a n n regelte die Verteidigung, Lt. B r u n n e r erkundete
indessen das Vorgelände südwärts und stieß auf Feind. In dem sich ent-
spinnenden Feuergefecht fielen seine Begleiter; er selbst erhielt einen
Schädelschuß, vermochte sich aber noch nach der Batterie zu schleppen.
In der Batterie d fanden sich im Laufe des Vormittags Versprengte
aller Sturmkompagnien des J.R. 143 ein, auch vierzehn S9er. Das Kom-
mando übernahm Lt. d. R. W i n k l e r, 6./143. Im Werk entdeckte man
zehn unversehrte französische M.G. mit Munition. Sie alle nebst drei deut-
schen M. G. wurden rings um die Batterie in Stellung gebracht. Ausge-
sandte Patrouillen konnten rechts und links keinen Anschluß an deutsche
Truppen gewinnen.
Da der Angriff der Division gelungen zu sein schien, hielten 12./143
und I./Pi. 15 die Zeit für gekommen, den Griff nach dem Z.W. la LaufSe
zu wagen. Um 8° und 11° vorm. sowie zwischen 1° und 3« nachm. unter-
nommene Versuche, aus dem Fort Vaux herauszukommen, wurden je-
doch jedesmal durch das auf den Ausgängen liegende feindliche Feuer
oerhindert. Aus der durch Beton verbürgten Sicherheit des Werkes die
Leute in das feindliche Artilleriefeuer hinauszubringen, war nicht mög-
lich. Erst gegen 4° nachm. stieß in einer Feuerpause die erste Welle hier
*) Hier fiel u. a. Lt. d. R, Sonders, 4./143.
Verdun 1916. II. Teil
11
162
Auch J.R. 99 kämpft erfolgreich.
durch und erreichte die Hohe Batterie, verlor dabei aber die Hälfte ihrer
Mannschaft durch Tod oder Verwundung. Der Rest der beiden Kompag-
nien folgte in den Abendstunden, wobei er in der heftig beschossenen
Damloup-Schlucht ebenfalls starke Verluste erlitt. Die Eroberung des
Z.W. von la LaufSe mußte notgedrungen vertagt werden.
Vom J.R. 99°*) erreichte die Kompagnie Lewy das JWerk 780.
Flammenwerfer richteten ihren Feuerstrahl in die Eingänge. Zwei Offi-
ziere, 25Mann gaben sich gefangen. Die Kompagnie drang daraus
südwärts weiter vor und gelangte, den Franzosen dicht auf den Fersen,
schnell bis zum vorgeschriebenen Ziel.
Die Kompagnie Clauß verjagte den Feind zunächst von der Südecke
der Hohen Batterie und rollte dann die anschließenden Gräben auf.
Innerhalb einer Stunde war ihre Aufgabe gelöst und Verbindung mit
der 11. Kp. hergestellt.
Kompagnie Bartels wandte sich gegen Gräben auf dem Ost-
hange des Lauf6e-Rückens. Die nächstgelegenen wurden genommen. Ein
Versuch, die am unteren Hang des Bergrückens befindlichen Gräben zu
nehmen, scheiterte jedoch am M.G.Feuer des Feindes.
Gegen 7°vorm. hatte J.R. 99 allerwärts sein Ziel erreicht. Nach
rechts, zum J.R. 143, war keine Verbindung zu bekommen. Dagegen
schössen aus dem M.G.Stützpunkt 779 die Franzosen der 11./99 in den
Rücken. Ein Stoßtrupp unter Uffz. v a n E ck nahm in schneidigem Hand-
granatenkamps auch dieses Werk und machte dort zwei Offiziere, 4V
Mann zu Gefangenen. Der Weg für den linken Flügel der 7./143 war
frei.
1V./99, Lt. d. R. Schmidt, rückte nach Sturmbeginn nach dem
oberen Damloup-Rücken. Il./bayer. R. 15,Lt. d. R. E d e r t, besetzte da-
für das Dorf Damloup.
Auch das Fort Vaux selbst konnte am 11.7. wirkungsvoll in diesen
Kampf eingreifen. Gegen 9° vorm., als es die Sicht erlaubte, wurde
vom Fort beobachtet, daß der Altkirch-Graben dicht mit Franzosen be-
*)Angrisfseinteilung des J.R. 99 am 11.7.:
Regts.Kdr. Major Bethcke.
Sturmtruppe: III., Hptm. B e r g e r
Links: Mitte: Rechts:
12., Lt.d.R. Bartels 9., Lt.d.R. Clautz 11., Lt.d.R. Lewy
Pioniere: ein Zug 2. R./Pi. 27,auf die Sturmkompagnien verteilt.
Bereitschaften: 10./99 in Damloup-, Il./bayer. R.J.R. 15 Weinberg - Höhe:
12./bayer. R.J.R. 15 Feuilla-Höhe.
Vorstoß der 126er mit Unterstützung der Fortbesatzung. 163
setzt war. Um den davor festliegenden Württembergern den Weg frei-
zumachen, ließ der Fortkommandant, Major v. G ö r s ch e n, die im
Fort stehenden fünf leichten Werfer der M.W.K. 30 unter Oblt. d. R.
T h a l a ck e r das Feuer auf diesen Graben eröffnen. Jeder Schuß wird
beobachtet, bis das Feuer aller Werfer richtig verteilt im Ziele liegt.
„Schnellfeuer!" Wie die Mücken am Sommerabend umtanzen die Ein-
schlage den Franzmann. Im Graben mehrere Treffer. Ein Hand-
granatenlager explodiert. In hochgehenden Rauchsäulen wirbeln Erd-
brocken und Teile menschlicher Leiber. Die Franzosen steigen aus dem
Gräben, dem Verderben zu entfliehen. Die Maschinengewehre des Forts
schießen zusammen, was über freies Feld zu entkommen sucht. Im Fort
stehen die Mannschaften in Hemdsärmeln an den Waffen, um fixer
arbeiten zu können. Schweiß läuft über das Gesicht; Kampfeslust blitzt
aus den Augen. Der Franzmann ist in Not; wohin er sich wendet, jagt
der Tod hinter ihm her. Weiße Tücher wehen. Mit hochgehobenen Armen
laufen die Franzosen über; rund 30 mögen es sein. Mehr noch liegen
tot und zerfetzt im Graben.
Nunmehr begab sich Major B l e z i n g e r, II./126, sofort persön-
lich zu seinen vordersten Kompagnien und ließ diese südwärts weiter
vordrücken. 6. und 7./126 erreichten mittags die Höhe des Montagne-
Rückens. Vergeblich suchten sie dort rechts und links nach den Nachbarn.
III./126 lag weit zurück, von 143ern war nichts zu sehen.
In den Nachmittagsstunden des 11.7. bestand die vordere Linie der
50. I.D. aus mehreren getrennten Kampfgruppen: III./126 westlich des
Kleinen Depots, II./126 am Altkirch-Graden, in der Mitte der Division
I.R. 143 mit einer vorgeschobenen Gruppe in der Balir. h und dahinter
zwei rückwärtige Staffeln, endlich am linken Flügel III./99 als ge-
schlössen« Gruppe.
Am meisten bedroht fühlte sich der Franzose natürlich durch das
Festsetzen der Deutschen in der Batterie h. Gegen nachm. wurde zu-
nächst ein schwächlicher Vorstoß dagegen aus der Tavannes-Schlucht
durch M.G.- und Artillerie-Sperrfeuer leicht abgewiesen. Dann aber
schoß sich feindliche Artillerie auf die Batterie selbst ein und hielt sie den
ganzen Nachmittag unter schwerem Beschuß. Mühsam hielten sich wenige
Posten außerhalb der Unterstände.
„7S0 abds, draußen wilde Schießerei. Dumpfe Schläge von Handgranaten.
Eine Stimme brüllt: „Der Franzmann kommtl" Im nächsten Augenblick bin ich
oben. Auf 80 m Entfernung tauchen überall Franzosen auf. Die Besatzung
rennt heraus und schießt. Eines unserer M.G. schießt. Grüner Doppelstern platzt;
Sperrfeuer rauscht heran. Schlägt aber hinter die Franzosen. Unter dem einzigen
164 Nochmaliger glänzender Vorstoß der Württemberger.
feuernden M.G. platzt eine Handgranate. Das Gewehr kippt um: der Schütze
kriecht jammernd an uns vorbei. Wir schießen, was aus den Läufen geht.
Plötzlich in Kopfhöhe ein feuriger Klecks, ein Schlag, der mir den Kopf ab-
reißen will. Schlage nach hinten über. Im linken Auge starker Schmerz: das
rechte kann ich nur mühsam öffnen. Taste mich torkelnd nach dem Verbandraum
Draußen krachen die Handgranaten weiter." (V.F. Rohmann, 1./143).
Der Kampf um die Batterie endete nach verzweifelter Gegenwehr
mit der Gefangennahme der gesamten Besatzung. Etwa 8° abds. setzte
der Feind den Gegenstoß fort. Sobald er auf dem Kamme des Mon-
tagne-Rückens erschien, entdeckte ihn Hptm. d. R. Kaiser, Fa.R. SS,
von seiner Beobachtungsstelle auf dem Hardaumont im Scherenfernrohr
und schwenkte mit seiner 1. Batterie auf ihn über. Gleich die erste
Gruppe saß, 8'° abds. Mit der dritten Gruppe, 8**, kam der Feind zum
Stehen. 8*" eröffneten die übrigen Batterien der Division Sperrfeuer.
Minenwerfer und Maschinengewehre des Forts, auch die Württem-
berger selbst schössen. Reihenweise klappten die vorgehenden Franzosen
um, bis der Rest in Trichtern und Gräben Deckung suchte.
Glänzenden Auges sahen die Schwaben den Erfolg der Abwehr.
Major B i e z i n g e r faßte die Gunst der Stunde beim Schöpfe. Per-
sönlich führte er die Hinteren Staffeln seines Bataillons vor; auch die
vorderen Kompagnien erhoben sich wie ein Mann zum Gegenstoß. Viel-
fach mit dem Gewehrkolben dreinschlagend, stürmten die Württemberger
über den Bergrücken. Die Franzosen ergaben sich scharenweise. Die
rückwärts Fliehenden holte das rechtzeitig vorverlegte Artilleriefeuer
ein, zerstreute sie und drückte sie in die Trichter, wo die nachdrängen-
den Schwaben sie aufsammelten. Etwa 150 Franzosen wurden ge-
fangen, 4MG. erdeutet. Beim Vorgehen war Major Blezinger
schwer verwundet worden.
Vom Südrande des Montagne-Rückens hatte IL/126 Ausblick in
die Tavannes-Schlucht. 8. und 4.Kp. schoben sich im Abenddunkel
in rie vordere Linie. Weit rückwärts war rechts Anschluß an I.R. 43;
links rückwärts, nördlich der Battr. k, formte sich die Linie des J.R. 143
aus der vrrgejandten 2.und 3./143 und den Resten der Sturmkom-
pagnien.
Am frühen Morgen des 12. setzte der Franzose zweimal nach aus-
giebiger Nelchießung zum Gegenangriff gegen J.R. 126 und 143 an.
Im Sperrfeuer der deutschen Artillerie und an der unbeirrbaren Hal-
tung der Grabenbesatzungen brachen alle Vorstöße zusammen. Dennoch
blieben die Kommandostellen der Division in Sorge um die weit süd-
wärts vorspringende Bogenstellung, da alle Bemühungen der Nachbar--
Die Schlacht geht weiter.
165
Regimenter, bis in Höhe des J.R. 126 oorzugelangen. scheiterten. Das
Wid-'rstandsvermögen des Feindes, seine nicht niederzuzwingende Ar-
tillerie erwiesen sich als zu stark gegenüber der völlig ausgepumpten
deutschen Infanterie.
Die 50. I.D. hatte am 11. und 12.7. im ganzen 19 Offz., 747Mann
an Gefangenen eingebracht. Die eigenen Verluste waren aber ebenfalls
schwer. Allein J.R. 126 verlor vom 11.—14.7.: Tot 6 Offz., 130 Mann;
verwundet 9 Offz., 559 Mann; vermißt 50 Mann.
Am 12.7. entschloß sich die A.Gr. Ost, von einer Weiterführung des
Angriffs im Großen zunächst abzusehen. Veranlassung hierzu war der
Befehl der O.H.L., die Abgabe schwerer Artillerie an die Somme-Front
beschleunigt durchzuführen. Nicht weniger als zwei Fußa.Regts.Stäbe,
acht f. F.H.-, 27 Mrs.- und drei 10 om-Kan.Batterien waren in Marsch
zu setzen, davon die Mehrzahl vom X. R.K. und XV. A.K. Größte Spar-
samkeit im Verbrauch der Artilleriemunition wurde außerdem an-
empfohlen.
Verdun sank jetzt zu einem Kriegsschauplatz zweiten Ranges herab.
Denen, die fortan dort zu kämpfen hatten, nahm man die bitter not-
wendigen Kampfmittel. Roch mehr als bisher wurde Verdun den feld-
grauen deutschen Kämpfern eine Stätte unsagbaren Leides.
Z. Die dritte Sommerschlacht.
G.Ers.Div., 21. Res.Div. und 50. I.D. vom 1. bis 5. August.
Ende Juli stand die deutsche O.H.L. erneut vor der Frage, ob der
Angriff auf Verdun forgesetzt werden könnte. Die Schlacht an der Somme
zwang dazu, der Verdun-Front immer weitere Kräfte zu entziehen.
Außerdem nötigten die fortschreitenden Erfolge der Russen an der Ost-
front, auch dorthin erneut erhebliche Verstärkungen zu entsenden. Nach
einigem Schwanken befahl General v. Falkenhayn trotzdem ein
neues Unternehmen vor Verdun, um die Franzosen an der Verschiebung
von Truppen nach der Somme zu hindern.
Da frische Divisionen für die Verdun-Front nicht mehr zur Ver-
sügung standen, blieb als Ausweg nur übrig, hier völlig abgekämpfte
Divisionen, ja sogar einzelne Regimenter mit solchen ruhigerer Ab-
schnitte innerhalb der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz auszuwechseln.
Die Hojfnung, dennoch auch hier weitere Erfolge zu erringen, gründete
sich in der Hauptsache wieder auf die Verwendung des Grünkreuz»
Gases. Als Angriffstag wurde der 1. August festgesetzt.
166 Garde-Ers.Div. greift im Chapitre ergebnislos an.
Das Gen.Kdo. des X. R.K. (General Kosch) war Mitte Juli durch
das Gen.Kdo. des XVIII. R.K. (General v. Steuden) abgelöst wor-
den. Diesem unterstanden am 1.8. die Garde-Ersatz-Division im Cha-
pitre- und 21. R.D. im Fumin- und Berg-Wald. Westlich an das
XVIII. R.K. schloß, wie bisher, die Front des Alpenkorps, östlich die dem
XV. A.K. unterstellte 50. I.D. an. Das Hauptziel des erneuten Angriffs
war ein allgemeines Vorschieben der sehr ungleichmäßig und ungünstig
verlaufenden deutschen Front im Chapitre- und Berg-Walde.
Dementsprechend hatte das XVIII. R.K. mit der G.E.D. und dem
rechten Flügel der 21. R.D. den Südrand des Chapitre, mit dem linken
Flügel der 21. R.D. im Berg-Walde den Nordrand der Tavannes-
Schlucht zu erreichen.
Für die bereits am 29.7. beginnende Artillerievorbereitung waren,
soweit irgend möglich, die Batterien der am Angriff nicht beteiligten
Nachbarabschnitte zur Mittwirkung angesetzt, außerdem als Ersatz für
die nach der Somme-Front abgegebene Artillerie die Minenwerfer-
Formationen unter Major Marizy (M.W.Batl. I, M.W.K. 163,
M.W.K. 221) mit zusammen 12 m. und 19 l. M.W.
Die Garde-Ers.Div. — General v. Larisch — war mit dem
größeren Teile ihrer Infanterie bereits zweimal weiter westlich an der
Verdun-Front eingesetzt gewesen und hatte dort starke Verluste erlitten.
Bei ihrem dritten Einsatz lag ihre Stellung entlang dem Nordwesthange
des Chapitre-Rückens. Ihr gegenüber, an dem zur Souville-Schlucht
abfallenden Südosthange dieses Rückens, war die, deutscherseits nirgends
einzusehende, vorderste französische Stellung. Während der Feind über
ein gut ausgebautes Grabensystem und dahinter in der Souville-
Schlucht über zahlreiche feste Unterstände verfügte, bestand die Stellung
der G.E.D. aus unzusammenhängenden Granattrichtern, in denen die
Infanterie fast schutzlos dem feindlichen Feuer und den Unbilden der
Witterung ausgesetzt war.
Die Division, rechts 7. G.J.R. — Oberst v. der Mülbe —, links
6. G.J.R. — Oberstlt. v. Pommer-Esche (vordem Chef des Gen.St.
des XV. A.K.) —, trat am 1.8., 10° vorm., zum Angriff an. Kaum hatte
sie sich in glühender Hitze durch die Wüstenei von Granattrichtern und
zerschmetterten Baumstämmen bis zum Kamme des Rückens empor-
gearbeitet, da brach der Angriff auch schon unter stärksten Verlusten,
besonders an Führern*), im feindlichen Feuer zusammen. Nur ganz
*) u. a. siel Oblt. d. R. Ullmann, Komp.Führer 9./6.<3.; Hptm. d, L.
Richter, Komp.Führer 12./6. G,. wurde schwer verwundet.
Nur äußerster linker Flügel des 6. G.J.R. hat Erfolg. 167
am linken Flügel drangen Lt. d. R. V o y mit der halben 9./6. G. und
V.F. Pastow mit einem Zuge der M.G.K./?. G. im Verein mit
R.J.R. 81 (21. R.D.*) durch die Montagne-Schlucht nach Süden bis
zu den Unterständen bei 374 vor. Im Laufe des Tages wiederholte
Angriffsversuche der G.E.D. scheiterten gleichfalls.
Die östlich anschließende 21. R.D. setzte**) für den 1.8. zwei meh-
*) Vergl. S. 168.
**) Angriffsgliederung der 21. R.D. am 1.8.16:
Jnfanterieführer: Genmaj. Gräser, Kdr. 42. R.J.B.
Links:
R.J.R. 88
Kdr. Oberstlt. Stolz
Links: Rechts:
I., Oberstlt. z. D. Ermekeil IL, Hptm. Stamm
4. 1. 6. 5.
Lt. d. R. Möller Lt. d. R. Kotte Lt. d. R. Sch >. e n Lt. d. R. Heß
2. 7-
Lt. d. R. Schottlaender L. d. R. Wiedel
3. 8.
Lt. d. R. B e ck e r Lt. d. R. Reich
Pioniere, verteilt auf I. und II.: Zwei Züge 4./Pi. 11, drei Sturmtr. Rohr,
Flammenwerfer S./G.R.Pi.Regts.
Brig.Ref.: Hl., Major Wer nicke. — 10., 11. Fumin-Schlucht? 9., 12.
Hardaumont.
Rechts:
R.J.R. 81
Kdr. Major v. Marcard
Links: Rechts:
III., Hptm. d. R. Drüner I., Major Frankenfeld
9. 12. 4. 1.
Lt. d. R.Borr Lt.d.R. Hengsten Lt.d.L.Taaks Lt.d.L.Müller
10. 2.
Lt.d.R. Hahn Oblt.d.R. Tangermann
11. 3.
Lt. d. R. R e i t e r Lt. d. L. K ü p p e r.
Pioniere, verteilt aus I. und III.: Zwei Züge S./Pi, 11, drei Sturmtr. Rohr,
Flammenwerfer S./G.R.Pi.Regts.
II. Fumm°Schhicht.***)
Div.Ref.: II./R. 87, Hptm. Sachsze — Höhe 310.
***) Der Kdr. II./R. 81, Hptm. d. R. Husmann siel bereits vor Beginn
des Angriffs; an seine Stelle trat Hptm. T h > e m e.
168
21. R.D. erreicht schnell ihr Ziel.
rere Wochen hindurch ausgeruhte und an Übungswerken ausgebildete
Regimenter in der vorderen Linie ein. Den durch R.J.R. 87 gehaltenen
Abschnitt von 508, am Wege Vaux-Vecdun, bis 548, hart nördlich
des Gr. Steinbruchs an der Straße Dieppe—Fort Souville, übernahm
das R.J.R. 81, den südöstlich anschließenden, bis 578 an der Straße
Fort Vaux—Fort Tavannes reichenden Abschnitt des R.J.R. 80 das
R.J.R. 88. Artillerie und Minenwerfer konnten die diesen Regimentern
gegenüberliegenden feindlichen Anlagen fassen.
Am rechten Flügel der 21. R.D. trat 10° vorm. das I./R. 81, am
Osthange der Souville-Schlucht, nach Süden an, nahm mit Hilfe von
Flammenwerfern die Befestigungen und Unterstände in der Lager-Schlucht,
machte zahlreiche Gefangene und erreichte bereits kurz nach 19°« vorm.
überall das Angriffsziel. Gegenüber III./R. 81 leistete der Feind heftigsten
Widerstand, trotzdem langte auch dieses Bataillon schon gegen 10*° vorm.
in der befohlenen Linie an.
Zwischen dem rechten Flügel des R.J.R. 81 bei 574 und dem linken
der G.E.D. auf dem nördlichen Teile des Chapitre-Rückens klaffte
jetzt eine Lücke von rund 900 in. Major Frankenfeld, I./R. 81, der
persönlich mit den ersten Angriffswellen vorgegangen war, warf sofort
einige rasch gesammelte Gruppen dorthin. Mittags machte der Franzose
gegen rechte Flanke und Front des Regiments den ersten Gegenstoß,
der vor der Front restlos zusammengeschossen wurde. Dagegen durchbrach
eine feindliche Abteilung die unzureichend geschützte Flanke des I./R. 81,
überschritt ungehindert die Souville-Rase und drang in die Lager-Schlucht
ein, weit im Rücken der bei 574 bis 575 haltenden Front des Regiments.
Inzwischen hatte die in der Sturmausgangsstellung befindliche 8. Kp.
Befehl bekommen, die Lücke auf der Souville-Rase zu schließen. Einen
soeben eingetroffenen Zug dieser Kompagnie sandte Major Franken-
f e l d, die Gefahr erkennend, dem Feinde entgegen. Der Zugführer, Lt.
d. R. O b e r st e, warf die Franzosen in schneidigem Draufgehen über die
Souville-Rase zurück.
Im Abschnitt des R.J.R. 88 traf das um 10» vorm. am rechten Flü-
gel vorgehende II. Batl. ebenfalls auf heftigsten Widerstand, besonders
in der Gegend des Gr. Steinbruchs, der aber durch entschlossenes, um-
fassendes Zugreifen*) von Stoßtrupps und Flammenwerfern bald ge-
*)Hierbei zeichneten sich Lt. d. R. W i e b e l, Komp.Führer der 7., sowie
Musk. Emsländer und Ers.Ref. Schmidt, 5,/R.88, besonders aus. Auch
die fünf Sturmtrupps des Sturmbatls. Rohr unter Lt. Sauermann hatten
Das Loch auf der Souoille-Nase.
169
brachen wurde. Schon um 1020 vorm. hatten II. und I./88 sowie die
links anschließende 6./bayer. R. 13 den Nordrand der Tavannes-Schlucht
erreicht. Die vor ihnen fliehenden Franzosen vermochten das im Grunde
der Schlucht liegende, dichte deutsche Abriegelungsfeuer nicht zu durch-
schreiten und liefen mit erhobenen Händen in Scharen zu den Deutschen
über. — 1030 vorm. war vor der Südfront der 21. I.D. weit und breit
keine feindliche Infanterie mehr zu sehen*). Dagegen wurde die Lage
in der rechten Flanke immer bedrohlicher. Hier stieß der Feind immer
erneut mit starken Kräften vor. Major Frankenfeld stopfte alles
Erreichbare in die Lücke. Aber erst, nachdem das von Genmaj. G r a e -
f e r aus der Brigade-Reserve zur Verfügung gestellte III./R. 88 unter
schweren Verlusten infolge feindlichen M.G.Feuers am Abend die Kies-
grübe am Nordhange der Souville-Nafe, den Rücken dieser Nase und
den Teich-Graben besetzt hatte, war die Gefahr einigermaßen gebannt.
Am 2.8. morgens wurde auch noch die Divifions-Reserve, II./R. 87, in
die Ausgangsstellung vorgezogen und von ihr die 7. sowie ein Zug der
5./87 in die bedrohte Flanke eingeschoben.
Die 21. R.D. hatte ihre Aufgabe, an der alle Vorgänger gescheitert
waren, glänzend gelöst. Bis zum 1.8. mittags waren bereits 629 Ge-
fangene abgeliefert und viele M.G., meist zerstört, als Beute festgestellt.
Wie stets kam aber nun erst der schwerste Teil der Aufgabe, das
Behaupten der Stellung. Immer wieder griff der Feind am 2. und
3.8. nach ausgiebiger Feuervorbereitung an, wurde jedoch jedesmal
blutig abgewiesen, obwohl Hitze, Hunger und Durst die Verteidiger ent-
hervorragenden Anteil: sie verloren von ihren 3 Ussz. und 40 Mann nicht
Weniger als 4Tote, 18 Verwundete und 4 Vermißte.
*) Die außerordentlich günstige Lage konnte hier, wie öfters vor Verdun,
nicht ausgenutzt werden. Die höhere Führung arbeitete bei Verdun durchweg
zu sehr mit beschränkten Zielen. Unterführer und Truppe hatten nur geringe Be-
wegungsfreiheit. Meistens unterband auch starres Abriegelungsfeuer der eigenen
Artillerie nach gelungenem Angriff jede Fortsetzung der Bewegung der Sturm-
infanterie nach vorwärts; die Komp.- und Zugführer hatten sich daher daran
gewöhnt, nur das Vorgeschriebene auszuführen, den gegebenen Rahmen aber
nicht zu überschreiten. Am 1.8. nachmittags, als die Südfront der 21. R.D.
keinen Feind mehr gegenüber hatte, als die feindliche Artillerie sogar 24 Stunden
lang die vordere deutsche Linie ungeschoren ließ, zeigte sich der Nachteil einer
Kampsmethode, die der Truppe die Freiheit zu handeln in allzu weitem Um-
fange nimmt. — Die Erfahrungen bei Verdun und an anderen Orten wandelten
die deutsche Kampfführung. 1917 und 1918 haben wir es verstanden, unsere
Kampfführung der schnell vorwärts schreitenden Entwicklung besser anzupassen.
170 Bayr. R.J.R. 15 wirst den Feind in die Tavannes-Schlucht.
setzlich quälten und das feindliche Feuer ihnen böse Verluste*) zufügte.
Trotz aller Leiden konnte Hptm. D r ü n e r, III./R. 81, als am 3.8.,
1040 vorm., der letzte Angriff der Franzosen abgewiesen war, melden:
„Stimmung und Verhalten der Leute bei Abwehr der feindlichen Angriffe
-waren über alles Lob erhaben."
Die 50. I.D. hatte Mitte Juli ihre drei Regimenter vorderster Linie
gegen frischere ausgewechselt. Hart südlich des Kl. Depots, beiderseits
'der Straße Fort Vaux—Fort Tavannes und des Altkirch-Grabens, stand
das bayer. R.J.R. 15, Oberst G r a ß m a n n; links anschließend, von
nördlich des Steinbruchs 684 und im westlichen Teile des völlig zu-
sammengeschossenen Laufse-Waldes das I.R. 158, Major Kühl; in
-einer auf dem Lauföe-Rücken bastionsartig nach Osten vorspringenden
Stellung sowie im Abschnitt Hohe Batterie—Damloup das Füs.R. 39,
Oberstlt. v. G o t t b e r g. Neben dem allgemeinen Tagesziel, Erreichen
des Nordrandes der Tavannes-Schlucht, hatte die 50. I.D. noch die befon-
dere Aufgabe, den Nordhang des Dicourt- und den unteren Teil des
Laufve-Rückens zu nehmen, um dadurch eine günstige Ausgangsstellung
für einen Angriff auf das Z.W. la Laufse zu gewinnen. Die ganze
Front der 50. I.D. trat um 11° vorm. zum Sturm an.
Das bayer. R.J.R. 15 hatte fein in vorderer Linie liegendes, durch
vorhergegangene Trägerdienste hart mitgenommenes II. Batl., Hptm.
Geyer (Fritz), durch Teile des I., Major Stapf, verstärkt. Während
die 6./bayer. R. 15, Lt. d. R. S e i tz, nach Erledigung von zwei feind-
lichen M.G. gegen Mittag ihr Ziel erreichte, stieß die links anschließende
8. Kp. auf heftigen Widerstand, bei dessen Überwindung fünf von
sechs angesetzten Stoßtrupps ihre Führer und zahlreiche Leute verloren.
'Nur der sechste Trupp, unter dem Kp.Führer, Oblt. d. R. H ü g l e, kam
im Altkirch-Graben bis dicht an die nach dem Z.W. la Lauföe führende
Straße und rollte von hier aus die feindliche Stellung nach rechts und links
auf, bis schließlich auch diese Kompagnie überall vorn angelangt war.
Bei dem östlich anschließenden II./158, Hptm. Gabcke, stürmten
um 11° vorm. in erster Linie die 5., Lt. d. R. B o e f e, und 6. Kp.,
Lt.d.R. Berendes, sowie ein Zug der Pi.K.99 unter O.St. Büch -
le r. In erbittertem Nahkampf und unter schweren eigenen Verlusten**)
wurde auch hier schließlich gegen 1° nachm. überall das Ziel erreicht.
*) Hier fielen u. a.: Hptm. T h i e m e, Kdr. ll./R. 81, Lt. d. L. Müller,
.Komp.Führer S., und Lt. d. R. Roth, Komp.Führer 6./R. 81.
**) Bei 5./158 fielen alle Zugführer? Lt. d. R. B o e s e wurde verwundet.
Abermaliger Kampf um die Battrn. h und f.
171
„Uffz. Bloch geht auf die Vattr. k, ich mit meinen Leuten auf Battr. h
los. Mit Handgranaten und Brandröhren, mit Äxten und Kreuzhacken beginnen
wir die Säuberung der Batterie. Der beißende Qualm der Brandröhren treibt
die Franzosen aus ihren Schlupfwinckeln. Ein Zug mit einem Leutnant wird
-gefangen. Mehr noch liegt tot oder verwundet vor den Unterständen.
Mit der Infanterie stießen wir weiter vor gegen die französische Stellung
südlich der Batterie. In dem vom Artilleriefeuer stark zerstörten Graben sehen
wir zu unserer Überraschung Schwarze, Senegalneger. In ihren Löchern hockten,
bestialischen Gestank ausströmend, bei 28 Grad Hitze in Mänteln, die schwarzen
Burschen. Die Neger, zur Übergabe aufgefordert, verstanden uns nicht. Hand-
-granaten mußten nachhelfen. Wilde Szenen spielten sich in dem nun folgenden
Nahkampf ab. Mit Messern wehrten sich die Schwarzen, mit Spaten und
Äxten hieben unsere Pioniere drein. Verwundete kämpften bis zum letzten
Atemzuge, drangen noch mit dem Bajonett auf uns ein, teilten wütend Fuß-
tritte aus, ja haben sich sogar mit unseren Leuten im Ringkampf gemessen."
^Gekürzter Bericht des O.St. B ü ch l e r, Pi.K. 99).
Das links neben I.R. 158 liegende Füs.R.39 gewann an diesem
Tage nur wenig Boden und mußte auch diesen Gewinn größten-
teils infolge starker feindlicher Gegenwirkung unter ernsten Verlusten*)
wieder aufgeben**). Infolgedessen schwebte der linke Flügel der 158er,
hart nördlich der Straße Fort Souville—Z.W. la Laufee, in der Luft.
Um 2^ nachm. konnte trotzdem ein erster feindlicher Gegenstoß abge-
wehrt werden. Es gelang auch noch, die vordere Linie zu verstärken und
ihr Munition und vor allem etwas Trinkbares zuzuführen. Später
nahm aber der feindliche Druck von Osten her so zu, daß die Kampf-
linie der 158er nach und nach aufgerollt wurde. Der Franzose gewann
die Batterie Ii und den Steinbruch 584 wieder, während die Batterie f
noch in der Hand der Deutschen blieb. Vom 2. bis 4. August mehrfach
wiederholte Gegenangriffe der Franzosen warfen trotz rücksichtslosen
Einsatzes der Schwarzen***) die Deutschen nicht weiter zurück; nur die
Batterie f ging verloren.
*) U. a. wurde Lt. d. R. P f r a n g , Komp.F. 9./39, schwer verwundet.
**) Ganz am linken Flügel des Füs.R. 39 hatte ein Zug der 7. Kp. unter
Lt. d. R. Becker, von der Straße Damloup—Eix vorgehend, den unteren
Laufee-Rücken bei 790—791 erreicht, dabei 60 Franzosen mit zwei M.G. über-
rascht und gefangen. Ein Gegenstoß warf ihn später auch zurück. Lt. Becker
und 29 Mann gelangten, sämtlich verwundet, wieder in die Ausgangsstellung.
Acht Tote und 23 Vermißte blieben in Feindeshand.
***) Nach Jules Po tri er „la bataille de Ver dun 1916*1 (Paris 1922,
Etienne, Chiron, Editeur) verlor das franz. Col.J.R. 41, das gegen die 50. I.D.
kämpfte, am 1.8. zwanzig Offiziere, 1196 Mann, davon das 65. Senegal-
Schützen-Batl. allein über 600 Mann.
172
Wechselvoller Kampf des Regts. Bruns.
Am 5. August fand wieder ein großer deutscher Angriff statt, der
im Bereich des XVIII. R.K. insbesondere der Ausbeulung der Front
beiderseits der Souville-Schlucht galt. Die G.E.D. konnte jedoch auch an
diesem Tage trotz schwerer Verluste*), besonders an Unterführern, die
durch ihr Beispiel ihre Leute vorzureißen versuchten, keinen nennens-
werten Erfolg verzeichnen.
Die 21. R.D. formierte für den Angriff am 5.8. auf der Souville-
Nase aus II./R. 87 (Hptm. S a ch s z e), I./R. 80 (Hptm. d. L. S p i e s e r)
sowie Teilen der 2., 3./Pi. 20 und Stoßtrupps des Sturm-Batls. Rohr
ein Regiment Bruns**). Die westlich und südlich der Kiesgrube vor-
gehenden Kompagnien des II./R. 87 nahmen wohl einige besetzte feind-
liche Gräben, mußten dann aber infolge konzentrischen französischen
M.G.Feuers liegenbleiben und schließlich südlich der Kiesgrube sogar
in ihre Ausgangsstellung zurückgehen. Nur der von 507 nach 506 die
Souville-Schlucht überquerende Graben blieb in Händen der 8. und
5. Kp. Die Verluste aller vier Kompagnien waren sehr schwer***).
Mehr Erfolg hatte zuerst das südlich anschließende I./R. 80. Die 2.,
3. und 4. sowie die zur Abwehr eines Gegenstoßes von Zuaven der
ersten Linie nacheilende 1. Kp. erreichten, allmählich nach Süden ein-
schwenkend, bei 574 und westlich davon den Südrand des Chapitre-
Waldes. Infolge des Ausbleibens der G.E.D. und des II./R. 87 forderte
die völlig ungesicherte Flanke des I./R. 80 geradezu die Franzosen zu
Gegenmaßnahmen heraus, die dann auch nicht lange auf sich warten
ließen. Während feindliches M.G.Feuer von Westen her die Front der
Länge nach bestrich, gingen starke gegnerische Kräfte vom Steinbruch
562a aus gegen die rechte Flanke und sogar gegen den Rücken des
Bataillons vor. Nach schwersten, verlustreichen Kämpfen****) konnten nur
Neste der 2., 1. und 3. Kp. eine scharf nach der mittleren Souville-
Nase zurückgebogene Stellung behaupten. Allein die 4. Kp. hielt beb
574 und westlich den südlichen Waldrand. Später wurde auch dieser,
für die Beobachtung gegen Fort Souville und in die Tavannes-Schlucht
*) U. a. fielen Oblt. Hohenberg, Komp.F. 9./3S8. Drei zugeteilte
Stoßtrupps des Sturm-Batls. Rohr verloren fünf Tote — darunter Lt. Nien
haus — drei Verwundete, zwei Vermißte.
**)Führer Major Bruns, R.J.R. 80.
***) U. a. fiel hier Lt. d. R. Knappe, Komp.F. 6./R. 87.
****) Hink»,; fielen u. a. der Batls.Adj., Lt. S i t t i g, sowie die Komp.F. der'
2., 3. und 4. Kp., Lts d, R. S t a m e r, M a tz k e und Bielefeld: ferner
Fähnrich Hausbrand, 3./Pi,20; verwundet u. a. Lt.d.9t Krug, Komp.F.
I./R. 80. Von zwölf Offizieren des Batls. blieben nur drei unverwundet.
Gegenstöße der Franzosen.
173
sehr wichtige Punkt infolge eines Mißverständnisses aufgegeben. Er
konnte erst am 6.8. abends durch eine Sturmabteilung, 1./357 (Lt. d. R.
Moll) von der G.E.D., 2./R. 87(Lt. d. R. Schmidt) und einen Zug
2./Pi. 20, wieder genommen werden, wobei sich der Führer der Pioniere,
Lt. Gerecht, obwohl fünffach verwundet, besonders auszeichnete.
Im Bereiche der 50. I.D. erreichte am 5.8. das III./158 die Battr. f
wieder; für weitere Erfolge langten die Kräfte der übermüdeten Kämp-
fer nicht mehr.
In den nächsten Tagen bis zum 8. August unternahm der Franzose
überall auf den Fronten der G.E.D., 21. R.D. und 50. I.D. örtliche
Gegenangriffe, die die deutschen Verluste*), besonders durch die voran-
gehende Artillerievorbereitung, noch erheblich steigerten. Außer der er-
neuten Rückeroberung der Battr. k und deren Umgegend konnte der
Feind aber nirgends nennenswerten Gewinn verbuchen. Obwohl mit
dem Verlust dieses Geländes den Deutschen die Erdbeobachtung gegen
die Tavannes-Schlucht genommen war, mußte das Gen.Kdo. des XV.
A.K. von einem nochmaligen Angriff absehen, da der Kräftemangel
immer drückender wurde. Das Korps mußte zudem das I.R. 143 sowie
2. und 3./Pi. 30 an das Alpenkorps abgeben, bei dem infolge der stän-
digen, blutigen Kämpfe bei Fleury die Not noch größer war.
überall herrschte vor Verdun jetzt Mangel: Mangel an Geschützen,
Mangel an Munition, Mangel an Menschen. Verdun fraß alles in un-
heimlicher Menge, besonders aber Menschen; in den Kämpfen vom 1.
bis 8.8. verloren an Toten, Verwundeten und Vermißten: die G.E.D.
rund 70 Offiziere, 2400 Mann; die 21. R.D. rund 100 Offiziere, 4000
Mann und die 50. I.D. rund 30 Offiziere, 1500 Mann.
*) Bei der 21. R.D. siel u. a. Oblt. M a a ß e n, Komp.F. 11./R. 80; Lt.
d. L. S ü s s e n g u t h, Komp.F. 9./R. 80, wurde verwundet. Im Bereich der
50. I.D. sielen u. a. Hptm. Kleiter, Komp.F. 9./bayer. R. 15, Lt. d. R. R i -
ch a r d, Komp.F. 4./158, Lt. Sackmann, Adj. I./158. Schwer verwundet
wurden Hptin. Gevers, Kdr. I./158, und Lt. 91 ei gel, 2./158; letzterer
geriet mit dem kärglichen Rest seines Zuges in Gefangenschaft.
V.
Die Franzosen in ösr Vorhand.
1. Die kämpfe im Chapitre- und Berg-Wald.
21. R.D. und 50. I.D. am 18. August.
^|Ve Tage bis zur Monatsmitte verliefen etwas ruhiger. Dann aber
«^/fingen beide Gegner an, die Rollen zu tauschen. Der Franzose
wurde immer angriffslustiger.
Am 18. August ging die allmählich wieder gesteigerte feindliche Ar-
tillerietätigkeit in Trommelfeuer über, dem 4»° nachm. ein starker An-
griff gegen die Front der 21. R.D. und den rechten Flügel der 50. I.D.
folgte.
Im Abschnitt der 21. R.D. befanden sich in vorderer Linie auf der
Westfront, der Souville-Nase, das I.R. 364, Major K e r k h o f f (33.
R.D.), auf der Südfront, im Westteil des Berg-Waldes, unter Oberstlt.
Stolz, R.I.R. 88, rechts das I./R. 80, Major Bruns, links das
III./R. 8V, Hptm. d. L. v. H a k e. Obwohl die Kompagnien in der Front
nur noch 18 bis 25 Gewehre hatten, wurde der Feind mit Unterstützung
des vorzüglich liegenden Sperrfeuers des R.Fa. 21 entweder schon vor
der Front abgewiesen oder, wo er eingedrungen war, im Gegenstoß
unter Einbuße zahlreicher Gefangener zurückgeworfen. I.R. 364 zählte
als Beute allein rund 300 Gefangene und zwei M.G., dafür aber auch
an eigenen Verlusten drei Offiziere, 132 Mann tot und acht Offiziere,
307 Mann verwundet.
Der Württemberger Kampf bis zum Weißbluten.
17&
Weniger erfolgreich war die Abwehr bei der 50. I.D., wo seit dem
9.8. im rechten Regimentsabschnitt, beiderseits der Straße Fort Vaux—
Fort Tavannes, das württemb. J.R. 126 und östlich anschließend das
I.R. 53 lagen. Dichte Massen schwarzer Franzosen überrannten die von
I./126 besetzte vordere Stellung und konnten erst vor dem Südrande des
Steinbruchs 579, hauptsächlich durch M.G.Feuer aus diesem, zum Stehen
gebracht werden. Nur 4./126 am linken Flügel hielt ebenso wie II./53
seine Gräben.
Von seiner auf dem Montagne-Rücken gewonnenen Höhenstellung
bedrohte der Feind die 21. R.D. im Rücken und die übrigen Teile der
50. I.D. in der rechten Flanke; außerdem hatte er vorzügliche Beobach-
tung gegen den Steinbruch 579 und das ganze, ihn nördlich umschlie-
ßende Gelände bis zum Fort Vaux. Ihm diesen beherrschenden Rücken
wieder zu entreißen, war das Ziel zahlreicher deutscher Gegenangriffe.
Das J.R. 126, zuletzt verstärkt durch Teile von J.R. 132, stieß vom
22. bis 27.8. immer wieder, im ganzen sechsmal, vor, konnte jedoch nur
einen kleinen Teil des verlorenen Geländes wiedergewinnen, wurde
dabei aber selbst fast aufgerieben. Die Führung beging hier, wie mehr-
fach gerade vor Verdun, einen psychologischen Fehler: sie stellte dem
J.R. 126 die Ablösung nur unter der Bedingung in Aussicht, daß es
vorher die verlorengegangenen Stellungen restlos wiedernähme. Eine
Truppe, die bereits völlig abgekämpft war, konnte derartige Forderun-
gen nicht mehr erfüllen und gewöhnte sich nur zu leicht daran, in ähnlichen
Fällen überhaupt nicht mehr mit dem nötigen Nachdruck an ihre Aufgabe
heranzugehen. Es fei hier aber ausdrücklich betont, daß die Württemberger
die Gepflogenheit sich nicht zu eigen machten, sondern das Verlangte
einfach nicht mehr leisten konnten. Sie hatten vom 6. bis 28.8. verloren:
tot: zwei Offiziere, 124 Mann; verwundet 11 Offiziere, 621 Mann; ver-
mißt: drei Offiziere, 166 Mann.
Am 28.8. übernahm J.R. 132 endgültig den Abschnitt des J.R. 126.
Gleichzeitig wurde die 21. R.D. durch die 33. R.D. abgelöst. Die geradezu
ungeheuerlichen Verluste der 21. R.D. im August betrugen:
R J.R. 80: Tot 11 Offz. 327 M.: verw. 26 Offz. 1313 M.; verm. 3 Offz. 270 M.
R.J.R.87: „ 12 „ 286 „ .. 20 „ 1125 : „ 1 „ 78 „
R.J.R 81: „ 12 „ 246 „ „ 18 „ 1080 „ ; „ 1 „ 181 „
R.J.R. 88: 9 „ 253 „ „ 15 „ 1121 „ : „ — „ 127 „
Inf. zus.: Tot 44 Offz. 1112 M. verw. 79 Offz. 4639 M, ; verm. 5 Offz. 655 M.
R.Fa.R. 21: „ — „ 32 .. o 00 CD ; ff — w 1
" • w *--- rf 7 tf rr -- rt j tf fr
(Nach einer Zusammenstellung der 21. R.D. v. 22.9.16.)
176
Um den „Souville-Sack"
2. Der Kampf um den „Soumöc-Satf" und um den Monlagne-Rücken.
14. bayr. I.D. und 33. R.D. vom 3. bis 13. und 50. I.D.
vom 4. bis 6. September.
Ende August verschlechterte die Kriegserklärung Rumäniens den
Ernst der Lage der Mittelmächte noch mehr. General v. Falkenhayn
trat daraufhin von der Stellung als Chef des Generalstabes des Feld-
Heeres zurück. Generalfeldmarschall v. Hindenburg und General
der Infanterie Ludendorff übernahmen die schwere Bürde. Eine
der ersten Handlungen der neuen O.H.L. war am 2. September 1916
der Befehl: „Der Angriff auf Verdun ist einzustellen, die gewonnene
Linie als Dauerstellung auszubauen."
Dies war leichter gesagt als getan. Die Zuversicht des Generals
v. Falkenhayn, daß die deutsche Führung als Angreifer es ganz
in der Hand habe, die Offensive auf Verdun in schnellem oder langsamem
Tempo, mit voller oder halber Kraft zu führen oder sie nach Belieben
abzubrechen*), hatte sich längst als ein folgenschwerer Irrtum erwiesen.
Flackerte hier und da auch noch mal der deutsche Angriff auf, so war man
jetzt deutscherseits in der Hauptsache doch von dem Verhalten der Fran-
zosen und von dem Verlauf der augenblicklichen vorderen Linie ab-
hängig. So zeigte beispielsweise gerade zu Anfang September die deut-
fche Front zwischen Fleury und der Hohen Batterie zwei Einbeulungen,
den „Souville-Sack" und die Stellung des I.R. 132 südlich des Stein-
bruchs 579.
Diese Einbeulungen waren nicht nur Schönheitsfehler auf den Karten
der Stäbe, sondern erforderten auch mit ihren Bogen die doppelte Be-
satzung im Vergleich zu der der entsprechenden Sehnenstellung. Um Kräfte
einzusparen, mußten deshalb diese Stellungsteile geradegelegt werden.
In dem Abschnitt Ehapitre — seit 20.8. Gen.Kdo. XVIII. R.K., Gen.
d. Inf. v. Steuden, Chef d. Gen.St. Oberstlt. v. Pritzelwitz —
war in den Tagen vom 16. bis 20.8. die G.E.D. durch die 14. bayer. I.D.,
Genmj. Rauchenberger, ersetzt worden. Wegen der Ablösung der
21. R.D. durch die 33. R.D.**) konnte der ursprünglich für Ende August
geplante Angriff auf den „Souville-Sack" erst für den 3.9. angesetzt
und mutzte aus den vorerwähnten Gründen nun trotz des Befehls der
O.H.L. noch durchgeführt werden.
Die 14. bayer. I.D. betraute mit der Leitung des Angriffs den
Kdr. der 8. bayer. I.B., Oberst v. Reck. Dieser setzte auf dem Ehapitre-
*) Vergl. Bd. 13, S. IS.
**) Vergl. 6. 173.
Die Bayern greifen trotz des Nebels an.
Nucken, mit der Front nach Südosten, das 4. bayer. J.R. und aus der
Souville-Nase, mit der Front nach Westen, das 8. bayer. J.R. ein.
Außerdem hatte sich das am rechten Flügel der 33. R.D., auf dem jüd-
lichen Teil der Souville-Nase, liegende II./364 zu beteiligen*).
Am 3.9. morgens bedeckte dichter Nebel das Kampfgelände, so daß
man keine fünfzehn Schritt weit sehen konnte. Trotzdem begann der
Angriff des am weitesten nördlich liegenden III./b. 4pünktlich um 7°
vorm.? die rechts und links bereits weiter südlich stehenden Bataillone,
II./b. 4und III./b. 8, sollten, dem Fortschreiten der Feuerwalze folgend,
erst etwas später antreten.
Die Kompagnien des III. und II./b. 4kamen überall aus ihrer
Stellung und gelangten bis nahe an die feindlichen Gräben. Der
dichte Nebel machte aber jede Führung, jedes Zurechtfinden und Zu-
fammenarbeiten unmöglich. Infolgedessen gerieten die vorgedrungenen
Trupps in aus nächster Nähe ihnen entgegenschlagendes M.G.- und
Handgranatenfeuer überlegener Kräfte**) und kamen nicht weiter voran.
Erst gegen 9"° vorm., nachdem der Nebel etwas lichter geworden war,
gelang es mit tatkräftiger Unterstützung der Stoßtrupps des Sturm-
Batls. Rohr, von einzelnen Einbruchsstellen aus die übrigen Abschnitte
der feindlichen Front aufzurollen. II™ vorm. traf vom Bereitschafts-
Bataillon noch die 3./b. 4,fit. d. R. Müller, vorn ein; einem
Stoßtrupp unter Uffz. F e l s h e i m folgend, drang Lt. Müller bis
tief in den Rücken der noch haltenden feindlichen Teile vor. Dieses
Beispiel zündete nun auch bei der 6. Kp., bei der die Stimmung infolge
*) Gliederung der Sturmtruppen im einzelnen:
Nordwest!, der Souville-Schlucht: Oberst v. Kleinhenz, Kdr. b. 4.J.R.
Rechts: II./b. 4,Major Leupold, mit M.G.K. Ill./pr. 79, 2 Züge b.
R.Pi. 11, 2Stoßtrupps Rohr;
Links: HL/b. 4,Major Scheurig, mit M.G.K./b. 4, 1 Zug 1. Res.Pi. 20.
3 Stoßtrupps Rohr;
Östlich der Souville-Schlucht: Oberst v. Rücker, Kdr. b. 8. J.R.
m./b. 8, Major Felser, mit M.G.K./b. 8, 1 Zug b. R.Pi. 11, 1 Zug 1. Res.-
Pi. 20 (Souville-Nase Nordteil):
Abschnitt der 33. R.D. — Regts.Kdr. o. Dienst: Major D a n z, Kdr.
R.I.R. 67.
IL/364, Hptm. d. R. B r u r e i n (Souville-Nase Südteil).
**)Hierbei fielen u. a.: vom III./b. 4 Oblt. Lyncker, F. der 9., und Lt.
d R. Buch h o ld, F. der 12. Kp.; von II./b. 4 Hptm. Schu berth, F. der
5., Oblt. Schlosser, F. der 6., und Lt. d. R. P h i l d i u s, F. der 8., sowie
^t. R e i n i s ch, ö.. und Lt. d. R. Hühner, 8, Kp.
SSetbun 1916. II. Teil 1?
178
Erfolgreicher Kampf aus der Souville-Nase.
mehrerer mißglückter Vorstöße und starker Verluste vorübergehend
gedrückt war. Das Vorbild der Lts. Odenkirchen. Kempf und
S u n d h a u s e n riß die nächsten Gruppen mit. Bald wurde der feind-
liche Widerstand schwächer, und nun stürmte das ganze ll./b. 4vor.
Rund 200 Franzosen ergaben sich.
Die erreichte Linie lief von 535 über 538, den Steinbruch-Graben
entlang, nach der Nordostecke des Steinbruchs 562a. Darüber hinaus
vorgehende Patrouillen fanden bis zur Straße Vaux—St. Fine Kap.
keinen Feind mehr an. Östlich des Forts Souoille flüchteten die Fran-
zosen in Scharen, verfolgt von dem Feuer der aufmerksamen deutschen
Artillerie.
Sehr viel schneller hatte das von dem Rücken der Souville-Nase in
südwestlicher Richtung vorgehende Ill./b.8 seine Aufgabe gelöst. Nach-
dem es einen von 561 nach Nordwesten verlaufenden Graben trotz hef-
tigen Feuers*) der feindlichen Besatzung im Nebel glatt überrannt hatte,
nahm es bereits 730 vorm. die Chapitre-Weg genannte zweite franzöfi-
sche Linie am Südrande des Chapitre-Waldes und machte dabei 160 Mann
vom französ. I.R. 344 zu Gefangenen.
Während sich das Ill./b. 8, infolge des Nebels vom Feinde un-
behelligt, in diese Linie einrichtete, gelang dem V.F. Scharf, lO./b. 8,
ein wohl einzig dastehendes Husarenstück. Er war, mit zwei Gruppen
dem rechten Flügel des Bataillons als Flankendeckung folgend, in den
Steinbruch 562a geraten, also in den Rücken des gegenüber dem bayer.
I.R. 4 zu diesem Zeitpunkt sich noch haltenden Gegners. Am Nordrande
des Steinbruchs entdeckt Scharf einen Stollen. Handgranaten hinein!
Von drinnen blitzen Gewehr- und Pistolenschüsse auf. Neue Hand-
granatensalve in den Eingang! — Pause — Rufe aus dem Innern!
Nach kurzer Verhandlung erscheinen — Hände hoch — die Franzosen:
7 Offiziere und 30 Mann vom I.R. 344, darunter der Regiments- und
ein Bataillons-Kommandeur mit ihren Stäben. Unbehelligt kehrte
Scharf zurück und lieferte feine Beute auf dem Gefechtsstande des
Ill./b. 8 in der Battr. 544 ab.
Auch das links, auf dem obersten Teil der Souville-Nase, an-
schließende II./364 der 33. R.D. erreichte in einem Zuge, kräftig links
schwenkend, sein Ziel, den Ostteil des Chapitre-Weges, und nahm dabei
3 Offiziere. 100 Mann der franz. I.R. 344 und 206 gefangen.
Die Divisionen des XVIII. R.K. hatten eine glänzende Leistung
*)Durch dieses wurde u. a. der Komp.F. der 9./b. 8.. Oblt. d. R. K ü n n e,
»erwundet.
Der Rückschlag am 6.9.
179
vollbracht. Der obere Teil der Souville-Schlucht war fast ganz, die Sou-
vllle-Naje restlos in deutscher Hand.
Der Franzose dachte aber nicht daran, dieses wichtige Gelände, das
er seit dem 21. Juni gegen alle Angriffe behauptet hatte, den Deutschen
zu belassen. Nach immer wieder erneuter, zusammengefaßter Artillerie!-
oorvereuung, die Den Bayern und der 33. R.D. schwerste Verluste zu-
fügte, machte er am 4.und besonders am 6. September und den fol-
senden Tagen, unter rücksichtslosestem Einsatz seiner Schwarzen, sehr
heftige Gegenangriffe. Schon am 4.konnte er an verschiedenen
Stellen weit in die am 3. neugewonnene Front einbrechen, wurde
schließlich aber überall wieder bis auf wenige 100 m nördlich der am
3.9. erreichten Linie zurückgedrängt.
Schlimmer wirkte sich der groß angelegte, gegen die ganze Front
beider Divisionen gerichtete Angriff am 6.9. aus. Nachdem den ganzen
Tag über schwerstes feindliches Artillerie- und Minenfeuer gegen die
deurlchen Stellungen gewütet hatte, waren bei dem um 615 abds. los-
brechenden Sturm kaum noch Verteidiger in den vorderen Linien vor-
Händen. Im rechten Abschnitt der 14. bayer. I.D., den jetzt das l./b. 29
(bayer. Res.Jäg. 1) besetzt hatte, gelang dem Feinde nur ein örtlicher
Einbruch zwischen 536aund 538. Hier wurde er jedoch nicht nur zurück-
geworfen, die Jäger konnten vielmehr im Nachstoß ihre Stellung noch
um einige 100 m über ihre ursprüngliche vordere Linie vorschieben.
Ganz kritisch gestaltete sich dagegen die Lage zunächst in dem
Abschnitt des bayer. I.R. 8, in dem vorübergehend das 1./3L4 eingesetzt
war, und in den beiden Regimentsabschnitten der 33. R.D., in denen
lll.,R. 67 und I1I./364 lagen, überall konnte der Feind, wenn auch
stellenweise erst nach Umgehung aus schneller erledigten Abschnitten, die
ganze vordere Stellung überrennen; ihre Besatzung wurde größtenteils
niedergemacht, der Rest gefangen*). Erst hart südlich der Kiesgrube,
am Nordende der Souville-Nase, und dicht vor der Battr. 544 kam der
Ansturm durch Infanterie- und M.G.Feuer der letzten Reserven und der
Mannichaften der Bataillons-Stäbe zum Stehen. Im Laufe der nächsten
Tage, nachdem der 14. b. I.D. das ll./J.R. 168 (25. R.D.) und der
33. R.D. das l./I.R. 368 (10. Ers.Div.) mit M.G.Ss.Trupp 116 zur
Verfügung gestellt waren, konnte in wechselvollen Kämpfen die deutsche
*) So fielen u. a vom Ill./R. 67 Lt. Claessen, Komp.F. der 9., und
Lt Halbach, Komp.F der 12. Vermißt wurden Hptm, Griichat. Komp.F.
der l9./R 67. und Oblt Schroetter, Komp.F der 19/364. Verwundet war
schon am 5.9. Lt. d. R. Res (Hermann), Komp.F. der 12./364.
»2«
180
Das Schlußergebnis der Septemberkämpfe.
Front allmählich wieder etwas vorgeschoben werden. Am 12.9. abends
verlief sie vom Steinbruch-Graben, halbwegs zwischen Stbr. 562a und
538, etwa über die Mitte der Souville-Nase—559—558—und von
dort in südöstlicher Richtung, um etwa 299 m nordwestlich von 578, am
rechten Flügel des I.R. 132, in die vor dem 6. September gehaltene
Linie einzumünden.
In der Zeit vom 4. bis 6. September hatte auch das auf dem
rechten Flügel der 59. I.D. stehende I.R. 132 die kleinere Einbeulung
beiderseits der Straße Fort Vaux—Fort Tavannes zu beseitigen ver-
sucht. Nach einem schönen Anfangserfolg am 4.9. vormittags war dann
ober der hier erzielte Geländegewinn in wechjelvollen, verlustreichen,
bis zum 6. dauernden Kämpfen fast überall wieder verlorengegangen.
Das Schlußergebnis der ersten Septemberhälfte blieb die erhebliche
Verkürzung der deutschen Front westlich und südwestlich des Forts
Vaux, allerdings in einer Linie wesentlich weiter nördlich als beab-
sichtigt. Der Franzose hatte in der endgültig behaupteten Höhenlinie
Z.W. Thiaumont—Fleury—Fort Souville—la Montagne-Rücken zu-
gleich eine ausgezeichnete Ausgangsstellung für seine weiteren Pläne
gewonnen.
3.Die Lage der Deutschen im Frühherbst.
Mitte September bis Mitte Oktober 1916.
iüe September ließ an der ganzen Verdun-Front die Kampftätigkeit
scheinbar nach Wohl schwoll das Artilleriefeuer an manchen Tagen
wieder zur alten Stärke an; Infanterist und Pionier dachten aber nicht
allzuviel darüber nach, sondern vertauschten Gewehr und Handgranate mit
Spaten, Kreuzhacke und Sprengmunition, um möglichst bald eine ver-
teidigungsfähige Stellung und schußsichere Stollen für deren Besatzung
und Reserven zu schaffen.
Leider war auf deutscher Seite das Mißverhältnis zwischen dem, was
der Ausbau der Stellungen an Arbeiten erforderte, und dem Endergebnis
dieser Arbeiten sehr kraß. Einmal war die ziffernmäßige Stärke der
Stellungstruppe und ihre körperliche Leistungsfähigkeit stark herabgesetzt:
vor allem aber schoß die feindliche Artillerie tagtäglich planmäßig zu-
sammen, was die Deutschen an Schanzarbeiten verrichteten. Mitte Oktober
Sorgen der Truppenführer.
181
bestand die deutsche vordere Linie immer noch aus nur einem einzigen,
nicht einmal überall zusammenhängenden Graben. Eine zweite Linie war
nur durch einige alte, kurze Grabenstücke und wenige M.G.Stützpunkte,
meist ehemalige JRäume oder Batterien des Gegners, notdürftig gekenn-
zeichnet.
Die höhere Führung forderte, die Arbeitsleistungen der Truppe
dadurch zu steigern, daß jeder Kompagnie ein bestimmtes Maß von Arbeit
zugeteilt und sie nicht eher abgelöst wurde, als bis das festgesetzte Pensum
erledigt war. Diese drakonische Maßnahme hatte erst recht keinen Erfolg
und glich die Übermacht des feindlichen Artilleriefeuers nicht aus. Körper
und Nerven des deutschen Soldaten waren am Ende ihrer Leistungsfähig»
feit; die durch meist mehrfachen, monatelangen Einsatz vor Verdun aus-
gemergelten, halb verhungerten Kämpfer waren am Ende ihrer körper-
lichen und seelischen Kraft angelangt.
Dazu legte sich die vielfache feindliche Überlegenheit an allem, — an
Menschen, an Artillerie, an Fliegern, an Munition und Material wie
ein Alp auf die Truppe. Kleinmut und Verdrossenheit lähmten den
Willen und machten die Mannschaft nur zu geneigt, der Unzuläng-
lichkeit des Truppenführers zuzuschreiben, was in Wirklichkeit in der
ganzen, immer düsterer sich gestaltenden Lage Deutschlands begrün-
det war. Immer wieder mußten noch Einheiten an andere Fronten ab-
gegeben werden. Zudem fehlten kriegserfahrene Unterführer. Nur ganz
selten gab es noch «inen Kompagnie- oder Zugführer, der zu Beginn des
Einsatzes vor Verdun schon bei der Truppe gewesen war. Gerade die
besten, tapfersten Leute waren größtenteils tot oder verwundet. Unter
dem Ersatz, der seit dem Hochsommer nicht einmal mehr zahlenmäßig den
Abgang deckte, befanden sich körperlich minder Taugliche wie auch wegen
militärischer Vergehen im Felde Vorbestrafte, die eine Gefahr für Mannes-
zucht und Geist wurden. Die Tatberichte mehrten sich erschreckend. Es
gab böse Auftritte, die an Gehorsamsverweigerung und Meuterei grenz-
ten, wenn eine Kompagnie zum soundsovielten Male zur Ablösung in Stel-
Umg rücken sollte.
Alles dies machte den Truppenführern schwerste Sorgen. Da es
außerhalb ihrer Macht lag, das Grundübel, die dauernde Überspannung
zu beheben, mußten sie sich mit Aushilfsmaßnahmen begnügen. In
persönlicher Überwachung und Belehrung bemühten sich die Vorgesetzten
aller Grade, die Mannschaften beim Ehrgefühl zu packen und ihnen die
Notwendigkeit des Ausharrens klar zu machen. Durch polizeiliche und orga-
nisatorische Maßnahmen suchte man dem Drückebergertum zu steuern. Da-
182
Instandsetzung des Forts Vaux.
neben strebte man, das leibliche Wohl der Truppe M fördern, soweit dies
irgend möglich war. Trotzdem gelang es nicht, alle Gefahr zu bannen.
Das Schlimmste wurde jedoch damals noch abgewendet: die Truppe im
ganzen blieb zuverlässig und fest in der Hand ihrer Führer.
An den planmäßigen Ausbau rückwärtiger Stellungen war nicht zu
denken. Man mußte sich mit der Erhaltung und Steigerung der Ver-
teidigungsfähigkeit der wichtigsten Punkte hinter der vorderen Linie be-
gnügen. Zwei solchen Punkten galt die besondere Fürsorge, dem Fort
Vaux und dem Steinbruch 579 (Petit Depot).
Die Panzertürme des Forts Vaux waren treffliche Beobachtungs-
stellen. Seine Haupthohlräume, zuerst 3 Monate unter deutschem, jetzt
schon 4Monate unter schwerstem französischen Beschuß, waren noch
immer bewohnbar. Damit die Anhäufung von Menschen nicht zu einer
Gefahr für das Fort wurde, mußte ständig daran gearbeitet werden, sein«
Verteidigungsfähigkeit zu erhöhen. Für 22MG wurden Stände ge-
schaffen, 10 auf der Kehlseite, je 4auf beiden Flanken: der Rest diente dem
unmittelbaren Bestreichen der Gräben. Die durch das französische Feuer
stark beschädigte Außenwand der Kehlkaserne wurde durch 4m dicke Sand-
sackmauern verstärkt, ebenso die den Kasernenflur von den einzelnen
Zimmern trennende Wand. Dieser Flur. 50 m lang. 2,5 m breit und rund
5 m hoch, wurde der Houptaufenthaltsraum der Besatzung. Im Oktober
war er mit drei Reihen übereinanderliegender Drahtpritschen und mit
Bänken ausgestattet. Auch alle anderen Hohlräume wurden aufgeräumt
und, wo beschädigt, ausgebessert und versteift Bei der Freilegung des
scheinbar zerstörten Geschütz-Panzerturmes*) fanden die Pioniere zu aller
Überraschung den Turm einschließlich seiner beiden Geschütze völlig un-
versehrt vor. Er ließ sich heben, drehen und senken. Leider war ein Feuern
in der jetzigen Hauptrichtung, nach Süden und Südwesten, durch die
Trümmer des dahinter höher liegenden, völlig zerstörten Beobachtungs-
turmes behindert. Der Geschützturm wurde deshalb Lichtsignalstation, die
ihre Blinkzeichen durch das eine Kanonenrohr gab.
In der westlichen Kehlgrabenstreiche wurde die französische Revolver-
kanone wieder benutzbar gemacht, sie leistete später am 25. Oktober**)
besonders gute Dienste.
Um den Zugang zum Werk über den immer noch von Süden und
Südosten her vom Feinde einzusehenden und mit Geschütz- und M.G.Feuer
*)Bergt. S, 102/103.
**) Vergl. S. 213.
Gewaltige französische Überlegenheit.
183
zu bestreichenden Vaux-Berg zu sichern, wurde von Nordosten her ein be°
sonders tiefer. 500 w langer Annäherungsgraben gebaut. Außerdem
arbeiteten die Pioniere seit Mitte August an einem Tunnel vom östlichen
Hohlgang nach dem Lindow-Stollen: da aber jeder Meter in den Fels
gesprengt werden mußte, waren Ende Oktober erst rd. 40 m fertig.
Mit gleicher Sorgfalt wurde die Stellung beim „Kleinen Depot"
ausgebaut*). Steinbruch und Hohlraum konnten wegen ihrer tiefen Lage
leichl oergast werden. Eine eingebaute Lüftungsanlage verschlimmerte
nur das Übel, da diese erst recht das im Grunde des Steinbruchs liegende,
von der Beschießung mit Granaten herrührende Kohlenoxydgas in den
großen Hohlraum saugte. Schon im August waren hier der Stab und
Zahlreiche Mannschaften des Ill./bayer. R. 15 schwer gasvergiftet worden.
Erst, nachdem die P>.K. 100 in mühevollster Arbeil einen Schleppjchacht
durch die nördliche Betonwand gebrochen hatte, war die Vergiftungsgefahr
verringert.
Im Gegensatz zu dem Mangel bei den Deutschen an Kampfmitteln
und Kampfkraft verfügte der Franzose über alles Notwendige in reichstem
Maße. Während er äußerlich scheinbar Ruhe hielt, baute sein gewaltiges
Arbeiterheer, weiße Territoriale, Schwarze aus Somaliland und vom
Senegal, Marokkaner, Tunesier, Tonkinesen, kurz Hilfskräfte aus allen
Teilen der Welt, seine Sturmstellung für den von ihm beabsichtigten großen
Schlag. Die deutsche Artillerie konnte die auffällig umfangreiche Schanz-
arbeit nicht hindern, da der Munitionsmangel ihr äußerste Zurückhaltung
-auferlegte.
Ende August hatte der General v. Deimling bereits die Ablösung
des XV. A.K. einschl. der 50. I.D. beantragt. Eine der Eingabe beigefügte
Verlustliste der Infanterie wirkt erschütternd. Die insgesamt 10 Infanterie-
Regimenter, einschl. bayer. R.J.R. 15, hatten bis dahin vor Verdun ver-
loren: tot 93 Offiz., 2931 Mann; verwundet 291 Offiz., 14659 Mann-, ver-
mißt 15 Offiz., 1735 Mann**). Dem Antrage konnte damals trotzdem nicht
stattgegeben werden.
Mitte September übernahm das Gen.Kdo. des XII. A.K. — Genlt.
Edler v. der Planitz — an Stelle des XVIII. R.K. den Befehl im
Abschnitt Souville-Schlucht—Berg-Wald. Ende des Monats wurde die
*)Vergl. Skizze 3.
**) Die schwerste Einbuße hatte das württemb. J.R. 126 erlitten: tot
19 Offiziere, 495 Mann; verwundet 42 Offiziere, 2274 Mann; vermißt 9 Offi-
ziere, 345 Mann.
184
Deutsche Truppenverschiebungen.
hier rechts stehende 14. bayer. I.D. durch die 9. I.D. abgelöst, die 33. I.D.
blieb dagegen weiter im linken Dioisions-Abschnitt.
In der Zeit vom 6. bis 13. Oktober traten im Abschnitt des XV. A.K.
die bereits zwischen Fleury und Chapitre-Wald eingesetzt gewesene 192 I.D.
an die Stelle der 39. I.D. und die 19. Ers.Div. (von Armee-Abt. A) an die
der 39. I.D. Den Befehl im ganzen Korpsabschnitt übernahm am 15.19.
das Gen.Kdo. XVIII. R.K., Gen.d.Inf. v. Steuben. Das Gen.Kdo.
XV. A.K. mit der 39. und 39. I.D. fanden nicht etwa die ersehnte Erholung,
sondern wurden in die Somme-Schlacht geworfen.
Die 59. I.D. behielt auch weiterhin den Abschnitt Vaux-Berg, jetzt
rechter Divisions-Abschnitt des XVIII. R.K. Den Angehörigen dieser
Division war es keine geringe Enttäuschung, daß sie noch länger vor Ver-
dun aushalten sollten.
1. Der Auftakt.
21. Oktober bis 24. Oktober vormittags.
6chon in der ersten Oktoberhälfte legte der Franzose planmäßiges
Aerstörungsfeuer auf die deutschen Stellungen. Die Linien der
33. R.D. und des im Abschnitt der 50. I.D. rechts liegenden J.R. 53 litten
schwer. Trotzdem mußte der aussichtslose Kampf des Spatens gegen
die Wirkung der Granaten aufgenommen werden, wollte man nicht von
vornherein auf jede Deckung gegen feindliches Artilleriefeuer verzichten.
Am 21. Oktober ging der Franzose bei klarem Wetter zum eigentlichen
Vorbereitungsfeuer über. Starke feindliche Fliegergeschwader tummelten
sich übermütig in der Luft, zeitweise bis zu 43 Flugzeuge gegenüber „sechs"
deutschen! Das feindliche Artilleriefeuer erreichte bald eine selbst für Ver-
duner Verhältnisse außergewöhnliche Heftigkeit.
Demgegenüber war die deutsche Artillerie in einem bösen Zwiespalt.
Auf der einen Seite forderte die Führung äußerste Sparsamkeit mit Muni-
tion, auf der anderen rief die vordere Infanterie nach Hilfe. So mußte für
den Abschnitt der öl). I.D. die kl). Fa.B. befehlen, daß Schutzfeuer für
die Infanterie ohne Genehmigung der Brigade nicht mehr abzugeben sei.
Anderenfalls bestand die Gefahr, daß die Batterien nicht über die not»
186
DK feindliche Artillerievorbereitung.
wendigsten Munitionsbestände zur Abwehr eines feindlichen Angriffs
verfügten.
Mt dem niederschmetternden Gefühl fehlender Artillerieunterstützung
sah die deutsche Infanterie dem Kommenden entgegen. Und doch offen-
harten sich auch hier, wo alle Mächte der Hölle auf den einzelnen Graben-
kämpfer losgelassen zu sein schienen, treue Pflichterfüllung bis zum letzten
und opferbereite Kameradschaft in hehrster Weise.
„Am 20 schlug eine Granate in den Graben", berichtete Oblt. Vül! ers.
6./53, „und begrub mehrere Leute. Nur mein Melder war bei mir Wir buddelten
die Verschütteten aus. Mit Anspannung aller Kräfte arbeiteten wir während
der Dreck platzender Granaten uns um die Köpfe spritzte. An den nächsten beiden
Tagen wurden die Beschießungen immer heftiger. Am 22 sah ich mit 5 Leuten
in einem Unterstand Eine Granate schlug oben draus Die oberen Stollen«
rahmen zersplitterten Ein Brett zerquetschte dem neben mir sitzenden Mann den
Schädel. Er war sofort tot Nachstürzende Erdmassen preßten uns oll? zu einem
unbeweglichen Knäuel Glücklicherweise war oben ein kleines Loch durch das wir
Luft bekamen Swnden saßen wir gefangen Schließsich konnten wir uns durch
Schreien bemerkbar machen und wurden aus unserem Grabe befreit."
„Am 23 zwischen 4™ und 5° nachm brach das feindliche Feuer plötzlich ab
Ich alarmierte die Kompagnie im Glauben, daß jetzt der Angriff erfolgte Wir
standen schußbereit im Graben Drüben ließen sich Trompetensignale vernehmen;
Franzosen zeigten sich bis Brusthöhe mit aufgepflanztem Seitengewehr Ich schoß
das Sperrfeuer-Signal Unsere Artillerie tat nichts kein Schuß kam Statt
dessen setzte mit einem Male ein furchtbarer Feuerüberfall ein Granaten und
Schrapnells regneten nur so auf uns. Dicht neben mir schlug ein Geschoß ein
verschüttete meine M G Bedienung und mich. Ein Mann flog durch den Luft-
druck über Deckung: der Richtschütze wurde von Splittern durchsiebt Ich kom mit
dem Schrecken davon, befreite mich aus dem Dreck und qrub aus was noch
lebte. Der Feind hatte uns durch einen Scheinangriff genasführt." (Lt Krei-
f e l t s , 7/39.)
Auch das Fort Vaux selbst erhielt schwerstes Feuer. Am 19.10. wurde die
linke Zwischenraumstreiche arg beschädigt und von ihrer Besatzung 9 Mann
getötet oder verwundet. Vom 21. ab vereinigten mehrere schwerste Batte-
rien zeitweise ihr Feuer auf das Fort. Am 23. steigerte sich die Wucht der
Beschießung. Ein Einschlag folgte dem andern. Staut) und Rauch füllten
alle Räume. Fortgesetzt gingen die Lichter aus. Zeitweise herrschte un-
durchdringliches Dunkel. Mit riesigem Getöse stürzte mittags der Hohigang
Zwischen Kaserne und linker Raumstreiche ein. Zentnerschwere Blöcke lösten
sich von Decke und Wänden. Eine halbe Stunde später erschütterte ein
neuer Krach das Fort; dicke Rauchschwaden drangen aus dem Keller unter
der Kaserne. Dort war die Stirnwand eingeschossen; ein Leuchtraketenstapel,
aus der französischen Zeit stammend, brannte. Nach einer weiteren Viertel»
stunde kündete Krachen, daß der Mittelhohlgang eingedrückt war. 2"» nachm
Die Wirkung des Feuers im Abschnitt der SZ-R.D. 187
brach der östliche Hohlgang zwischen Beobachtungsturm und Latrine zu»
sammen. Abends staute die Beschießung ab.
Die Ausräumung des Forts wurde sofort in Angriff genommen. Die
ganze Nacht hindurch arbeitete die Besatzung unermüdlich in den Hohl»
gongen. Schließlich war überall Durchgang möglich.
Am Abend gab die Division bekannt, daß mit einem feindlichen Angriff
am 24.1». gerechnet würde. Alle im Fort untergebrachten Kommandos,
soweit nicht zur Verteidigung erforderlich, waren umgehend zu entlassen,
alle Verteidigungsmaßnahmen zu treffen. Auf Grund der Erfahrungen
bei den Kämpfen im Fortinnern im Juni wurden Barrikaden in den Hohl-
hängen zur abschnittsweisen Verteidigung errichtet. Bei Tagesanbruch
waren sie fertig.
Im Abschnitt der 33. R.D. erlebte den Beginn der planmäßigen feind-
lichen Beschießung noch das R.J.R. 13(1 unter Major Collet. Es wurde
in den Nächten vom 21 .122.und 22 /23.10. durch R.J.R. 67, Major
Danz. abgelöst. Die vordere Linie besetzten II. und III./R. 67mit acht
Kompagnien. Das rechts befindlich« III. Batl. übernahm am 23. noch
«inen Teil der Stellung der 9. I.D. im Chapitre und stand somit beider-
seits der Souville-Schlucht. II. Batl. deckte Souville-Nase und Montagne-
Schlucht. I./R. 67 sicherte mit 1. und 4. Kp. die Riegelstellung im Fumin,
2. und 3. lagen als Bereitschaft in der Fumin-Schlucht, wo auch der Regi-
ments-Gefechtsftand war.
Am 23.16. nachm. wurde das Werk 544, der Gefechtsstand der beiden
Bataillons-Kommandeure der vorderen Linie, zusammengeschossen.
Hptm. d. R. H e e r h a b e r, II., und Lt. d. R. B ä ck e r, Adjutant III. Batls.,
wurden getötet. Lt. d. R. Meyer, Adjutant des II., schwer verwundet.
Rittmeister v. Knoblauch. Kdr. des III./R. 67, erlitt eine schwere Gas-
Vergiftung. Die brechenden Trümmer des Bauwerks begruben auch die
Mehrzahl der Mannschaften der Stäbe. Den Befehl über die vordere Linie
übertrug Major D a n z dem Oblt. d. R. R a e st r u p, dem bisherigen
Führer des l./R. 67, das Lt. d. R. K r I f ch e r übernahm.
Der Feuersturm raste weiter. Zwischen Fumin und vorderer Linie
kamen Meldegänger nur ganz selten lebend ans Ziel. Ebenso machte das
auf dem Baux-Damme liegende Feuer den Verkehr von und nach rückwärts
fast unmöglich. Die Funkenstation in der Fumin-Schlucht wurde zerstört.
Brieftauben konnten nicht mehr nach vorn gebracht werden.
Am 23. abends erhielt Major D a n z eine letzte Meldung des Lts. d. R.
D o p h e i d e, 8. Kp., aus der vorderen Linie. Dieser berichtete von rück-
188
In Erwartung des Sturmes.
gängigen Bewegungen im Chapitre, veranlaßt durch das schwere Artillerie-
feuer, dem die dortigen Grabenbesatzungen nicht mehr standhielten. Die
Meldung schloß: „Ich halte trotzdem die Stellung!"
Es war klar, daß das schwere feindliche Feuer seinen besonderen
Grund hatte. Überläufer kündigten denn auch einen Angriff großen Stils
an. Die 33. R.D. schob daraufhin ihre Reserven näher heran. III./364
wurde am 23. abends in die Mittel-Schlucht am Ostrande des Hardaumont
gelegt: 9./364 rückte noch in der Nacht als Verstärkung des R.J.R.67 zur
Fumin-Schlucht. I./364, bisher im Lager Bezonvaux, schob sich in der
Bezonvaux-Schlucht bis zum Nordwerk des Hardaumont heran.
Am Abend des 23. waren nur noch Umfang und genaue Zeit des
Angriffs ungewiß. Die Vernehmung zweier gefangener Tunesier am
24. vormittags ergab, daß der Beginn des Angriffs auf 2° nachm. dieses
Tages (franz. Zeit) festgesetzt war. Eilends wurden Kommandobehörden
und Truppen benachrichtigt. Inzwischen hatte sich aber der Franzose eines
anderen besonnen und die Angriffszeit geändert.
Die Führung des französischen Angriffs*) hatte General M a n g i n ,
der Leiter der Operationen gegen Fort Douaumont im Mai 1916.
Um den am 24.10. herrschenden, für den ortskundigen Angreifer
günstigen Nebel auszunutzen, wurde der Beginn des Sturms auf 11'° vorm.
(frz. Zeit) vorverlegt. 12"° nachm. (deutsche Zeit) stiegen die Franzosen aus
den Gräben. Der Schlußakt der Tragödie von Verdun begann.
2.Das Unwetter bricht los.
33. R.D. und 50. I.D. am 24. Oktober.
Am 24. Oktober war im Bereiche der 33. 9t.S.**) die Stellung des
*) Am 24.10. morgens standen auf französischer Seite bereit:
im Vaux-Abschnitt die 74. I.D., General de Lardemelle: Angriffsziel:
Hohe Batterie—Fort Vaux—Fumin:
bei Fleury die 138. I.D., General Passage: Angriffsziel: Hardaumont-West-
hang—Caillette-Wald;
im Thiaumont-Abschnitt bis Steinbruch von Haudromont 38. I.D.. General
Guyot de Satins: Angriffsziel: Fort Douaumont und anschließende
Höhen.
Im zweiten Treffen standen die Divisionen der Generale Andlauer und
A r l a b o f f e.
**) Kräftegliederung der Infanterie der 33. R.D. am
24.10.16, mittags.
Vordere Linie Montagne-Schlucht Souville-Schlucht
II./R. 67 ' IZl./R. 67
7.,6., 5., 8. 11., 12., 10., S.
Des R.J.R. 67 Heldenkampf.
189
R.J.R. 67 nach der S^tägigen Beschießung nur noch ein gräßliches Durch--
einander von Trichtern, Trümmern, Schlamm und Leichen. Dazwischen
lagen verstreut die noch Lebenden, unförmliche Gestalten, Gesicht. Hände
und Kleidung mit einer Schmutzkruste überzogen; die Waffen verdreckt,
Munition und Lebensmittel unbrauchbar oder verschüttet.
Als aus der Nebelwand plötzlich die französischen Sturmhaufen auf-
tauchten, begann ein verzweifeltes Ringen. Nur karge Kunde ist uns von
diesem Kampfe überkommen. Die Schilderungen der wenigen Zurück-
gekehrten sind, ebenso wie die französischen Berichte — diese gegen ihre
Absicht —, Zeugnisse für deutsches Heldentum.
Die Kompagnien der Lts. d. R. Dopheide (9.) und Unter-
b e r g (19.) im Chapitre faßte der Gegner, franz. 401. J.R., von der
rechten Flanke und im Rücken. Nach tapferer Gegenwehr, bei der beide
Komp.Führer fielen, wurden die Kompagnien erdrückt.
In der Mitte des Regimentsabschnittes, am Osthange der Souville-
Schlucht und auf der Souville-Nase, trotzte eine geschlossene Kampflinie
zunächst jedem frontalen Ansturm des Feindes (franz. 239. J.R.). Hier fochten
nebeneinander die Kompagnien der Lts. d. R. Iacobfohn (12.),
Bitterber g (11.), und Diestelmeier (8.). Erst als der Franzose
von Westen die Kämpfenden umfaßte, brach am Schluchtrande der Wider-
stand zusammen. Versprengte retteten sich auf den Rücken der Souville-
Nase und fochten hier weiter.
Aus „H. Bordeaux, Les Captifs ist zu ersehen, wie
hervoragend die letzten Verteidiger der Souville-Nase kämpften. In der
Stellung der 8. Kp. scharten sich um einzelne beherzte Führer die Kampf-
fähigen. Dieses Widerstandsnest, vom Franzosen „Redoute Hindenburg"
genannt, in Wirklichkeit einige elende, zerschossene, verschlammte Graben-
stücke und Trichter, mußte der Gegner stundenlang belagern. Erst nach
Verteilt: M.G.K./I.R. 364.
Pioniere: I Zug l./E.Pi.K. 20 bei IL/R. 67,
1 Zug l./Ldw Pi K. IV. A.K. bei HL/R. 67.
Bereitschaften: Riegelstellung im Fumin: 3., 4./R. 67.
Fumin-Schlucht: Regts.Stab, Stab I, 1., 2./R. 67;9./364
Reserven: Hardaumont: Stab III., 16., 11., 12./364.
Lager Bezonvaux: I./364, Loison: IL/364.
Spincourt: Regts.Stab J.R. 364.
Preußenlager: IL/R. 130.
Vaudoncourt: Regts.Stab, III., M.G.K./R. 136.
Muzeray: I./R. 136.
*) Capitaine H. Bordeaux „Les —
24.10.—3.11.16." — Paris 1916.
190
Die feindliche Sturmwelle erreicht den Fumin.
erbittertem Kampfe fiel ein Trichter nach dem andern in Feindeshand.
Jedes Grabenstück mußte einzeln erobert werden. Schließlich war die
„Redoute Hindenburg" völlig eingekreist. Der Feind hatte schwere Ver°
luste. Mit eiligst herangeholten Verstärkungen wurde ein Bajonettangriff
versucht, aber abgeschlagen. Noch am späten Abend drang wiederholt ein
schmetterndes deutsches Hornsignal zum Fumin herüber als Zeichen, daß
die Verteidiger unverzagt aushielten. Erst nachdem die Munition aus-
gegangen und jede Hoffnung auf Entsatz geschwunden waren, gaben sich
die letzten überlebenden, 1 Offizier, 40 Mann, gefangen.
Eine andere harte Nuß für den Feind war die „Redoute La Sabliere",
die Kiesgrube am Nordende der Souville-Nase. Maschinengewehre des
I.R. 364 niit Mannschaften des R.J.R. 67 sowie Versprengte aus der
vorderen Linie waren ihre Verteidiger. Den ersten Angriff schlugen sie ab.
Zwei vorgezogene frische Kompagnien des frz. 236. I.R. und ein Zug des
461. I.R. umzingelten den Stützpunkt und brachten ihn zu Fall. 48 Ge-
fangene fielen in Feindeshand.
In der Montagne-Schlucht dagegen konnte der Gegner den linken
Flügel des R.I.R. 67 (5., 6., 7. Kp.) im ersten Anlauf überrennen. Wohl
flackerte Gewehrfeuer auf und krachten Handgranaten, aber die Masse der
Feinde erdrückte die wenigen Widerstrebenden. Binnen zehn Minuten
war hier der Kampf entschieden. Im weiteren Fortschreiten stieß der
Franzose am Nordhange des Verg-Waldes aus den Gr. Steinbruch 547.
Der dort untergebrachte M.G.Zug des I.R. 364 wurde mit der sonstigen
geringen Besatzung nach kurzem Feuerwechsel überwältigt und gefangen.
Jetzt erreichte die feindliche Sturmwelle, längs der Straße Fort
Souville—Dieppe vorgehend, die zweite Stellung der 33. R.D., die
Riegelstellung des Fumin. Die hier liegende 4./R. 67 wurde nach schwerem
Kamps gegen die Fumin-Schlncht zurückgedrängt. Auch die westlich an-
schließende 3. Kp., noch dem Fall der Kiesgrube von Westen her um-
gangen, räumte ihre Gräben und setzte sich weiter rückwärts fest.
Gegen 1" nachm. brachten Flüchlende die Hiobspost, daß der Feind
die vordere Linie durchbrochen habe, zur Fumin-Schlucht. Major Danz
warf darauf seine Bereitschaften nach vorn zur Verteidigung des Fumin.
Noch immer lag schweres feindliches Artilleriefeuer auf der Fumin-Schlucht.
„Graue Gestalten wuchsen überall aus dem Erdboden, liefen, krochen, stol-
perten bergan, um vor dem Gegner den Graben zu erreichen Fast schien es un°
möglich, durch den Geschoßhagel hindurchzukommen. Ringsum Getöse der Ar-
tillerieschlacht, heulende Geschosse, platzende Granaten, Wir taumelten vorwärts,
bald hingeworfen durch den Luftdruck, bald überschüttet mit Erdklumpen sprin-
gender Geschosse. Unheimliche Krater taten sich um uns aus, die alles zu ver-
Der Fumin wird gehalten.
191
schlingen drohten. Doch der zähe Wille kämpfte sich durch-, wir gelangten fast
gleichzeitig mit dem Gegner in den nächstgelegenen Verteidigungsgraben. Wo er
schon festsaß. wurde er hinausgeworfen. Bald hatten wir die Stellung fest in der
Hand." (Erinnerungen des Lt. d. R. K r i s ch e r.)
Etwa gegen 3° nachm. kam auf dem Fumin der Kampf zum Stehen.
Die Verteidiger hielten eine Linie, die sich vom südlichen Ende der Fumin-
Schlucht zunächst an deren oberem Rande, dann westwärts über den
Fumm-Rücken und an seinem Westhange entlang zog, das Werk 512
umjchueßenb und am Nordend« des Fumin am Vaux-Teiche endigend. In
dieser ausgedehnten, winkeligen Stellung lagen von links nach rechts:
4., 1., 3., 2./R. 67 und 9.1364, in ihre Linie eingeschoben zwei M.G/364
und ein Zug Pioniere. Den rechten Flügel der nur streckenweise und dünn
besetzten Linie befehligte Oblt. R a e st r u p, den linken Lt. K r i s ch e r.
Am Nachmittage schwand der Nebel und ließ die Gefährdung der
Abteilung Danz in ihrem ganzen Umfange erkennen. Durch den Chapitre
wälzren sich im Schein der Nachmittagssonne in Reihen und Kolonnen die
blauen Massen des Gegners nach Norden. Auf dem Gipfel des Douau-
Moni, im Caillete-Walde war Feind bereits sichtbar. Auch zwischen
Fumin und Fort Vaux strebten französische Abteilungen, die Feste ein-
zuschließen. Die einzigen beiden Maschinengewehre schössen nach rechts,
schössen nach links. Wohl stellte der Gegner seine Bewegungen gegen das
Fort ein, da dessen Maschinengewehre kräftig feuerten; dagegen war im
Chapitre dem Borwärrsdrängen des Feindes nicht mehr Einhalt zu ge-
bieten. Die Munition wurde knapp. Wer wußte, was den Fumin-Ver-
teidigern noch alles bevorstand?
Die Nacht senkte ihre Schatten auf das Schlachtfeld. Versprengte
fanden sich aus dem Fumin ein. Gegen Morgen meldete sich bei Major
D a n z auch Lt. B i t t e r b e r g mit 13 Mann, dem Rest der 11. und
12.Kp. Mit ihm hatte er den ganzen Tag in seiner Stellung ausgeharrt
und sich dann im Dunkel der Nacht durch den bei der Kiesgrube schanzenden
Feind durchgeschlagen.
In der Nacht gelang es, die Verbindung des Fumin mit einer Ab-
leilung des J.R. 53 zwischen der Fumin-Schlucht und dem Fort her-
zustellen. Andererseits stießen Patrouillen des Majors D a n z südlich der
Fumin-Schlucht auf Franzosen. Die größte Gefahr drohte der Fumin-
Besatzung jedoch vom Vaux-Teich her, von wo aus der Feind die Ver-
bindung zwischen Fumin und Hardaumont unterband und die Fumin-
Stellung im Rücken fassen konnte.
Major D a n z mußte sich entscheiden. Räumte er den Fumin, so
192
Kühner Entschluß des Majors D a n z.
rettete er den Rest seines Regiments; blieb er, so schützte er wirksam das
Fort Vaux und mit ihm die deutsche Waffenehre. Major D a n z wählte
den kühneren Entschluß und hielt aus dem gefährdeten Posten aus.
Der tapfere Widerstand desR.J.R. 67 und die Behauptung des Fumin
waren von entscheidender Bedeutung für den Verlauf der Ereignisse bei
der 50. I.D.
Bei der 50. I.D.*) hielt den westlichen Abschnitt das I.R. 53, das
für den beurlaubten Regiments-Kommandeur der Major Fischer,
I.R. 192, führte. In vorderster Linie hatte in der Nacht vom 23./24.10.
das III. Batl. unter Hptm. d. R. B r i x i u s das II. abgelöst. Am rechten
Flügel lag die 11., Lt. d. R. D ö l l e , es folgten 12., Lt. d. R. S ch u l t e °
*) Kräfteverteilung der Infanterie und Pioniere
d e r 50. I.D. a m 24.10.16 mittags.
Gefechtsstände der 50. I.D. und 100. I.B. nördl. Gincrey.
I.R. 158
II.
Laufee-Rücken
1/36., 5.
Düsseldorfer Graben
Stabil.. 7., 2/36.,
Vs8.
Füs.R.39
II.
Laufee-Rücken
7., 6., 8.
Fort Vaux
Kommandant
Oblt. d. R. Bell-
mann (I1./192)
7., 8./192. M.G. der
Rgtr. 53,158.M.G.-
Ss.Tr.90. IZug 2. R./
Pi.22
J.R.53
Regts Stab Fort
Vaux
III.
Berg-Wald
10.. 9.. 12, 11.
Stab III. Steinbruch
579
Damloup
2/38.
Feuilla-
11.
Nobras
12.
IH.
Wem-
berg-Höhe
10.
Morge-
moulin
9.
I.
Litzmann-Lager
Damloup-Scklucht
Stab II.. 5.. Stollen-
baukdo., I Zug PL.
100
HI.
Bahndamm 9., 10.
Gd.Chena St., 11., 12.
1.
Moroe-Lager
II.
Stab II.. 6. frort
Vaux: 5. Klöbe- u.
Lindow - Stollen;
7., 8. Hardaumont
I.
Tscherny-Lager
Pioniere
4./Pi. 22 2 Züge Pi. 100 2 Züge 2. R./Pi. 22 Pi. 99
Litzmann-Lager ^cmmoncel Fe. 1. R./Pi. 22
Zur Verfügung der Division:
I.R. 192 (ohne Stab IL, 7., 8.) Gouramcourt, Senon, Amel.
Fort Vaux, Südostteil, am 22. Oktober 1916.
Folt Vanx, Nordostfront, am 22.10.16. Östlicher Beobachtnngs-Panzertunn und Geschüh-
Panzerturm in der Mitte des Frontwalles.
Fort Vaux, Südwestteil. Im Hintergründe der Douaumont.
....
Blick vom Vaux-Berg auf Dorf Vaux, Hardaumont und Nord-Süd-Schlucht.
Im Abschnitt des J.R. 53.
193
Fischediek: 9., Oblt. Offenbächer; am linken Flügel 10. Kp.,
Lt. d. R. Krön.
Im Stützpunkt „Hölle" befanden sich der Stab III./53 (Adj. ßt.
Jessen), sieben Gruppen der 10., 11. und 12. Kp. unter den F.Lts.
Preuß, Peppmeyer und V.F. S p o h r, ein Zug der J.Pi.K. 53
unter Lt. d. R. Löwe, drei M.G. der 2. M.G.K, unter Lt. V o ß,
der Verbandplatz des III./53 unter Dr. 58 ö m, endlich Lt. d. R. B r u ck e r
und 6 Pioniere der Pi.K. 99; im ganzen rd. 120 Mann.
Dank der Tätigkeit der Pi.Kpn. 99 und 1(M) in den letzten Monaten
hatte der Stützpunkt wesentlich an Widerstandsvermögen gewonnen. Die
unterirdische Kasematte war durch einen schußsicheren Gang mit einer aus
der Südseite gelegenen Stollengalerie verbunden. Diese besaß fünf Aus-
gänge zum Kampfgraben*). Drei von ihnen hatte Artilleriefeuer ver-
schüttet; zwei waren am 24.frei und bildeten die einzigen Zugänge zur
Oberwelt. Zwei auf der Nordseite der Kasematte von Pionieren angelegte,
durch Schleppschächte erreichbare Ausgänge waren von der Artillerie zu-
fammengeschosfen. Ebenso war der in den Steinbruch führende Haupt-
eingang der Kasematte, der vier Tage lang Tag und Nacht unter Feuer
gelegen hatte, vollständig verschüttet.
Die Kompagnien des III. Batls. hatten bereits in der Nacht auf dem
Anmarsch durch Artilleriefeuer Verluste erlitten. Teile der 12. wurden ver-
sprengt. Als die Kompagnie ihre Stellung übernehmen wollte, erkannte
sie diese in der Dunkelheit nicht: so hatten Granaten sie zerwühlt und un-
kenntlich gemacht. Eine Anzahl von Leuten lief daher bis zur französischen
Stellung weiter und geriet in Gefangenschaft.
Am Morgen des 24.steigerte sich auch hier das feindliche Artillerie-
seuer zu größter Heftigkeit. Das Krachen schwerer Minen zerriß ohren-
betäubend die Luft. Granaten zermalmten die letzten Grabenstücke, be-
gruben die Verteidiger unter Schutt und Erde und vernichteten Waffen,
Gerät und Handgranaten. Aus undurchsichtiger Nebelwand tauchten
zwischen 12™ und 12" nachm. die Sturmhaufen des Feindes auf. Was
von den 53ern lebte, griff zu den Waffen.
In die schwach besetzte Stellung der 12. Kp. drang der Feind ein,
überwältigte den noch am Leben gebliebenen Teil der Besatzung und nahm
ihn gefangen. Die 11. Kp. verteidigte sich wacker. Ein Teil, in der Flanke
gepackt, zog sich kämpfend im Berg-Wald zurück, wo er in der zweiten
Stellung, in Höhe des Steinbruchs 579 bis zum letzten ausharrte. Die
*) Vergl. Skizze 3.
Verdun 1916. II Teil
13
194
Der Kampf um das „Kleine Depot" beginnt.
Kompagnien Offenbächer und Krön schlugen den ersten Angriff ab, unter-
stützt durch die Maschinengewehre des „Kleinen Depot", die den vorderen
Graben der S3er Überschossen.
„Bei uns war der erste Angriff nicht über den Grabenrand hinausge-
kommen. Einen zweiten Frontalangriff brachten wir mit Gewehr und Hand-
granaten und im Handgemenge vor dem Graben zum Stehen. Der Gegner wich
in feine Ausgangsstellung zurück. In weiteren kleineren Kämpfen machten wir
einen Offizier und einige Mann zu Gefangenen. Wenn Windstöße den Nebel
lichteten, sahen wir halbrechts feindliche Abteilungen im Vorgehen. Von rück-
wärts kamen auf unseren Graben einige verwundete Franzosen zu. Sie wurden
in Empfang genommen und von unseren Sanitätern verbunden. Sie erzählten,
sie seien schon dicht am Fort Vaux." (Oblt. Offenbächer, 9./S3).
Während des Kampfes um die vordere Linie lag Artilleriefeuer in
unverminderter Stärke auf dem Steinbruch. Die Besatzung vor Über-
raschung zu schützen, war Aufgabe zweier Alarmgruppen unter V.F.
Sp o h r. 1° nachm. wich das Feuer rückwärts. „Die Franzosen kommenI"
Die Posten riefen es in die Stollen. In dichten Haufen stieg der Feind
vom Montagne-Rücken hernieder, wo er die 11. und 12. Kp. überlaufen
hatte. Die Alarmgruppen stürzten heraus. Lt. I e s s e n und V.F. S p o h r
trieben, an der Spitze eines Stoßtrupps, mit Handgranaten den bereits
in den Kampfgraben eingedrungenen Feind zurück. Uffz. Müller,
2. M.G.K., brachte seine Gewehre in Stellung und schoß auf die in den
Steinbruch herabsteigenden Franzosen. Der Rest der Besatzung drängte
durch den Verbindungsgang nach den Galerieausgängen, besetzte den
Graben und griff unter Führung von Hptm. V r i x i u s mit dem Gewehr
in den Kampf ein. Der Franzose, der den kräftigen Widerstand nicht er-
wartet hatte, zog sich in die nächsten Deckungen zurück. Er blieb aber am
Damm der Straße nach Fort Vaux sitzen, erreichte von hier den Kampf-
graben nördlich der Kasematte und gelangte bis an die zertrümmerten
Nordausgänge des Hohlraums. Den Graben auf der Südseite behaupteten
die Westfalen, die somit auch nach rückwärts eine Feuerfront bilden mußten.
Zum zweiten Male stießen französische Jäger von Westen gegen den
Steinbruch vor. M.G.Feuer der 53er fügte ihnen schwere Verluste zu, so
daß der Angriff zusammenbrach. In gleicher Weise scheiterten alle nach-
folgenden Versuche der Franzosen, von Westen den deutschen Stützpunkt
zu gewinnen.
Während des Ringens um den Steinbruch behaupteten sich die Reste
der Kompagnien Offenbächer und Krön standhaft in ihren Gräben. Vom
Berg-Wald her wandten sich jedoch frische Kräfte des Feindes gegen die
Kompagnie Offenbächer.
In der vorderen Linie des IH./53.
195
„Die Kompagnie war durch anhaltende Verluste geschwächt. Handgranaten
fehlten, weil viele verschüttet waren.
5° nachm. erfolgte der letzte Angriff von rechts und rechts rückwärts. Der
Gegner gelangte in unseren Graben und drang bis zur Mitte unseres Abschnittes
vor. Es kam zum Handgemenge. Die Reste der Kompagnie wurden überwältigt
und gefangen." (Oblt. Offenbächer.)
Der 10./53 hatte der Franzose die Mitte ihrer Stellung weggenommen.
Der zum Füs.Rgt. 39 gedrängte Teil unter schneidiger Führung des Lt.
Krön und des V.F. F e l d m a n n schlug einen gegen 230 beginnenden,
abermaligen Angriff des Feindes ab. Dieser beobachtete der 10. gegenüber
fortan Zurückhaltung. Und doch wurde die Lage der Abteilung Krön-
Feldmann kritisch:
„Die Verluste mehrten sich, überall Tote und Verwundete. Auch Lt. d. R.
Schnett! er wurde verwundet. Munition und Handgranaten drohten aus-
zugehen. Feindliche Flieger erschienen; bald folgten schwere Granaten. Von
4° nachm. ab wurde die Stellung auch noch von deutscher Artillerie unter Feuer
genommen. Das drückte die Stimmung völlig nieder. Es mußte ein Entschluß
gefaßt werden: Gefangennahme oder Durchbruch nach rückwärts? Lt. Krön
beschloß, sich bei beginnender Dunkelheit nach der Damloup-Schlucht durch-
zuschlagen.
Endlos schlich die Zeit dahin. Zwei Stunden andauernd Feuer von beiden
Seiten! Immer neue Tote und Verwundete!
Endlich dämmerte es. Etwa 6° abds. gab Lt. Krön den Befehl zum
Aufbruch. Die Unruhe im deutschen Graben entging nicht dem ringsum lauern-
den Feind. Schüsse und Handgranaten krachten. In dichten Haufen drangen die
Franzosen gegen das letzte noch besetzte Grabenstück. Die Mehrzahl der Ver-
teidiger streckte die Waffen. Nur Lt. Krön, V.F. F e l d m a n n und zwei
Mann, verfolgt von den Schüssen johlender Franzosenhorden, schlugen sich in
einem Rennen auf Tod und Leben nach der Damloupfchlucht durch. Sie er-
reichten unversehrt Fort Vaux."*)
Nachdem der Widerstand der 10./53 gebrochen war, gewannen die
Franzosen die Gegend östlich des Steinbruchs und vollendeten — inzwischen
war es dunkel geworden — die Einschließung der Abteilung Vrixius auf
der Ostseite.
Hptm. B r i x i u s hatte 350 nachm. eine Brieftaube aufgelassen, die
bei dem nebligen Wetter erst 5" ihren Schlag erreichte. Sie brachte Nach-
richt über die bisherige erfolgreiche Abwehr der feindlichen Vorstöße,
meldete steigende Verluste sowie beginnenden Munitionsmangel und
forderte Entsatz der Eingeschlossenen. Eine zweite schriftliche Meldung
schickte Hptm. Vrixius 5^ nachm. durch einen Melder nach dem Fort. Dieser
*) Nach „Der Feldgraue", Feldzeitung der 50. I.D. v. Januar 1917: „Das
HL Batl. Kronenregiments im Bergwalde", Bericht des V.F. F e l d m a n n ,
10./53.
m*
196
Die Belagerung des „Kleinen Depots".
traf 6»» dort ein. Die Mitteilung gab an: „Zahl der Gewehre etwa 40;
Verstärkung und Munitionsersatz erforderlich. Eigene Artillerie hat der
Besatzung wesentliche Verluste beigebracht." Die Vorgänge am Steinbruch
waren nämlich vom Fort aus nicht mit Sicherheit zu verfolgen. Als am
Nachmittage rings um den Stützpunkt Franzosen auftauchten, wähnten
ihn die deutschen Beobachter in Feindeshand und lenkten Artilleriefeuer
dorthin. Infolgedessen schlugen auch, um das Ungemach voll zu machen,
deutsche Granaten zwischen die Verteidiger des Steinbruchs. Ein Voll-
treffer vernichtete eins der beiden Maschinengewehre samt der Bedienung.
Bei Beginn der Dunkelheit bildeten die Eingeschlossenen eine Feuer-
front nach allen Seiten. Der Feind hielt sich in achtungsvoller Entfernung.
Doch waren die Aussichten für die Abteilung Brixius düster. Die Zahl der
Kampffähigen sank fortgesetzt; die Gewehrmunition war nahezu auf-
gebraucht. Handgranaten gab es überhaupt nicht mehr.
Dem Feinde entging es nicht, daß des Verteidigers Kraft zu erlöschen
begann. Zwischen 6« und 7« abds. griff der Franzose nochmals an. Dichte
Schützenlinien näherten sich von Süden, Osten und Westen. Die letzten
Patronen schoben die Westfalen in den Lauf. Das einzige M.G. schoß;
630 abds. hatte es den letzten Gurt verfeuert. Als diese Hauptwaffe ver-
stummte und das Gewehrfeuer immer spärlicher wurde, bekam der Gegner
Mut; er erreichte den deutschen Graben. Im Nahkampf wurden die Deut-
schen, des Gebrauchs ihrer Schußwaffen beraubt, mit Handgranaten zurück-
gedrängt, ein Teil überwältigt, der Rest in die Stollengalerie getrieben.
Französische Handgranaten krachten in den Eingängen. Nur dem ver-
wundeten Lt. Jessen, V.F. Spohr, zwei 53ern und zwei Pionieren
gelang es noch, sich nach der Damloup-Schlucht durchzuschlagen. Die übrige
Besatzung saß in der Falle.
Die Kämpfe um den Steinbruch wären vermutlich in kürzerer Zeit be-
endet gewesen, wenn den 53ern nicht die in der Damloup-Schlucht stehenden
Minenwerfer wirksam geholfen hätten. 100 m nordöstlich des Steinbruchs be-
fanden sich zwei Werferstellungen der M.W.K. 50. Die eine wurde samt
Munition durch Artilleriefeuer verschüttet. Den anderen Werfer vermochte
aber die Bediennung — 2 Uffz., 17 Pioniere — feuerbereit zu erhalten.
Mit diesem feuerte jedesmal Uffz. Sörrenfen, wenn der Feind gegen
den Steinbruch vorstieß, auf kürzeste Entfernung mit größter Gefchwindig-
keit 12 bis 15 Minen, die, auf Brennzünder gestellt, dem Franzmann ge-
waltig um die Ohren krachten. Die übrigen Mannschaften unter Uffz.
S e i f a r t h griffen mit den Karabinern in den Kampf ein. Gegen 7°abds.
wurde der letzte Schuß abgefeuert. Da der Feind den Steinbruch immer
Deutsches Heldentum und seine Auswirkung.
197
weiter auf der Nordseite umzingelte, kam er der Werferstellung so nahe,
daß die Pioniere abgeschnitten worden wären. Unter Mitnahme der Nicht-
mittel und Schußtafeln erreichten sie glücklich das Fort.
In der Kasematte des Steinbruchs faß nunmehr eingeschlossen der
Rest der Abteilung Brixius, rd. 3l) Kampffähige und 40 Verwundete. Die
Eingänge verteidigten Posten mit den letzten Gewehrpatronen. Noch immer
hofften die von aller Welt Abgeschnittenen auf Entsatz vom Fort. — Die
Stunden verrannen. — Der Feind unternahm zunächst nichts. Mitternacht
war vorbei. Da melden die Posten, daß der Feind Flammenwerfer bereit-
stellt. Soll das das Ende sein? Ersticken im Qualm, Verbrennen im
Feuer? Hptm. Brixius' Augen wandern über die stöhnenden Ver-
mündeten, über die verzagenden Mienen seiner treuen Kampfgenossen. Ein
kurzes Ringen eines ehrlichen Soldatenherzens I Entrinnen unmöglich: Tod
oder Kapitulation?
Am 25.10., 1° morg., gab sich die Besatzung des Steinbruchs nach
zwölfstündiger, heldenmütiger Gegenwehr gefangen. War auch das Ende
für die Betroffenen trübe, so gab doch die hartnäckige Verteidigung des
Stützpunktes dem Angriff der französischen Division de Lardemelle eine
Wendung, an die der Gegner nicht gedacht hatte. Nach den Plänen des
Feindes sollten im Abschnitt des J.N. 53 im ersten Ansturm die vordere
Linie und das „Petit Depot", eine Stunde später Fort Vaux genommen
werden. Die erste Aufgab« fiel dem franz. J.N. 299 zu, der Sturm auf
Fort Vaux den Jäg.Batlnen. 50 und 71. Schon im ersten Teil des An-
griffs mußten die Jäger-Bataillone eingesetzt und ein Reserve-Batl. des
I.R. 299 vorgezogen werden, um den ins Stocken geratenen Angriff vor-
wärts zu treiben. Vier französische Bataillone wurden so in den Kampf
um den Steinbruch verwickelt, und als sie in den Abendstunden einen Vor-
stoß auf Fort Vaux versuchten, scheiterte er bereits in den Anfängen. Die
feindlichen Verbände hatten derartige Verluste gehabt, daß sie zum Teil
in die Reserve zurückgingen und bei den folgenden Kämpfen ausfielen*).
Auch der Franzose zollte deutscher Tapferkeit ausnahmsweise An-
erkennung. Als im Lager Souilly die gefangenen Offiziere des I.R. 53
dem vernehmenden französischen Generalstabs-Hauptmann vorgeführt
wurden, sprach dieser Hptm. Brixius in Gegenwart seiner Kameraden
und im Auftrage des Oberbefehlshabers der Armee von Verdun feine Be-
wunderung für die heldenmütige Verteidigung aus und verzichtete auf eine
Vernehmung der „Heros du Petit D
*)Nach H. Bordeaux „Les Captif dem alle Angaben dieses
Abschnitts über die französischen Truppen entnommen find.
198
Der Kampf beim Füs.R. 39.
Das K.T.B, des I.R. 33 beziffert die Verluste des Regiments am
24. und 25. auf: tot 39 Mann; verwundet 3 Offz., 107 Mann; vermißt
14 Offz., 308 Mann. —
Östlich an das I.R.53 schloß das Füf.R. 39, Major Wasserfall,
an. Sein II. Batl., Hptm. G i l l h a u s e n, war seit dem 23. früh in der
Stellung von südlich Steinbruch 579 bis südlich IWerk 780. Es standen
nebeneinander: Rechts die 8. Kp., Lt. Liesen, in der Mitte 6., Lt. d. R
Bormann, links 7. Kp., Lt. d. R. K r e i f e l t s. In den Stollen der
Damloup-Schlucht lagen: 5. Kp., Lt. d. R. Brand, ein Zug Pi.K. 100
unter Lt. d. L. Kraisy, ein Stollenbau-Kommando Füs. 39, 60 Mann
stark, unter Lt. d. R. I U n g b l u t h, sowie Mannschaften der M.W.K. 50
unter Lt. d. R. S ch n e r w i tz k i. Zwischen vorderer Linie und Damloup-
Schlucht waren rechts und links des Ludendorff-Grabens zwei M.G.Stütz-
punkte, Aund B, besetzt.
Das französische Vorbereitungsfeuer hatte den Kampfgraben der 39er
auf weite Strecken eingeebnet. Nach Osten zum I.R. 158 bestand schon
in der letzten Nacht keine Verbindung mehr. Patrouillen der 7./39 fanden
dort nur zerstörte, unbesetzte Grabenteile. Auch untereinander hatten die
Kompagnien des IL/39 keinen Zusammenhang. Die übriggebliebenen
Kämpfer saßen nesterweise in den letzten erhaltenen Grabenstücken. Um
sie herum versank alles in Tod und Grauen. Was nicht wankte, war die
Pflichttreue der Füsiliere. „Aushalten bis zum letzten Mann!", so lautete
der in der Nacht eingetroffene Bataillonsbefehl.
„Kurz vor Tagesanbruch", berichtet Lt. d. R. B o r m a n n, „räumten die
Franzosen ihre Drahthindernisse weg, für uns ein Zeichen, daß der Angriff
bevorstand. In aller Frühe begann wieder das furchtbare Feuer. Hunderte von
Minenwerfern schleuderten ihre Geschosse. Unaufhörlich krachten die Einschläge.
Die Stellung hüllte sich in dichte Wolken von Staub und Rauch: unsere Sperr-
feuersignale blieben daher ohne Erfolg.
Gegen 1» nachm. erscholl der Ruf: „Die Franzosen kommen!" Aus Löchern
und zerschossenen Unterständen stürzte die überlebende Besatzung. Schon spran-
gen die ersten Franzosen in unseren Graben. Mann rang gegen Mann. Hand-
granaten und Bajonett arbeiteten. Nach verzweifeltem Kampf gelang es, den
Feind aus einem Teil des Kompagnieabschnittes hinauszuwerfen."
„Es ist Mittag", schildert Lt. Kreiselts, „da ruft der neben mir
stehende Gefreite: „Herr Leutnant, die Franzosen!" Handgranaten her, und ein
Sperrfeuer vor den Graben gelegt. Laut brüllend alarmieren wir die Mann-
fchasten. Sie unterstützen uns. Der Feind stutzt. Ich hatte tüchtige Leute bei mir.
Es war uns eine helle Freude zu sehen, wie der Feind truppweise abgeschossen!
wurde. Aus den Granatlöchern vor uns tauchten Franzosen auf, die eiligen
Schrittes versuchten, nn Schutze des Nebels ihre Gräben wieder zu erreichen."
Erfolgreiche Gegenstöße der rheinischen Füsiliere. 199
Von der Stellung der 6. Kp. nahm der Franzose zwei Drittel, auch
die Einmündung des Ludendorff-Grabens. Um Lt. Werner scharten
sich die letzten 10 Mann seines Zuges. Alle wurden im Grabenkampfe ver-
mundet, dem Lt. Werner der Oberschenkel zerschmettert. Während
schließlich die Mannschaften als Gefangene den Weg zur französischen Stel-
iung antraten, wurde Lt. Werner Zeuge der weiteren Kämpfe.
Die dem in die 39er eingebrochenen Feinde folgenden Wellen faßte
zwar das Flankenfeuer der 8./39, so daß sie mit starken Verlusten in den
Granatlöchern vor der deutschen Stellung liegenblieben. Trotzdem schoben
sich durch die geschlagene Bresche längs des Ludendorff-Grabens starke
Trupps der Franzosen vorwärts und bedrohten den Stützpunkt A, so daß
seine Besatzung, eine Gruppe der Pi.K. 100 mit einem M.G., schleunigst
nach der Damloup-Schlucht zurückgehen mußte. Stützpunkt B wurde von
Osten angegriffen, die Besatzung, gleichfalls eine Gruppe Pioniere, ge-
fangen. Die Maschinengewehre ließ der Feind stehen.
Sobald der erste Ansturm der Franzosen aufgefangen war, schritten
die Lts. Liese und Bormann zum Gegenstoß und begannen, die ver-
lorenen Grabenteile aufzurollen. An diesen Kämpfen der 6. und 8. Kp.
beteiligten sich auch 53er unter V.F. F e l d m a n n.
„Der Franzose, verdutzt über unseren Widerstand, hockte in dichten Haufen
in den Granatlöchern. Man sah nur die Bajonettspitzen. Als den Franzmännern
die ersten Handgranaten zwischen die Beine flogen, warfen sie Koppel und
Gewehre weg, rannten in die noch vorhandenen Unterstände und ergaben sich.
Stück um Stück wurde der Graben wieder gewonnen, bis ein feinduqes M.G.
Halt gebot." (Lt. d. R. Bormann, 6./39.)
Auch Hptm. Gillhausen ließ auf die Meldung von dem Einbruch
des Feindes seine Reserven zum Gegenstoß antreten. Zwischen 1° und
1™ nachm. gingen die 5. Kp., etwa acht Gruppen, längs des Ludendorff-
Grabens und die Abteilung I u n g b l u t h östlich davon vor.
„Der Nebel ist lichter geworden. Rückwärts schauend, sehe ich einen Trupp
Leute sich langsam durch die Trümmer des ehemaligen Laufgrabens vorarbeiten.
An der Spitze erkenne ich meinen Freund, Lt. Brand; nun hält es mich nicht
mehr in Deckung. Trotz der auf mich abgegebenen Schüsse eilte ich ihm entgegen
und fiel ihm um den Hals. Ich erklärte ihm die Lage. Wir gehen zum Angriff
auf die im Abschnitt der 6./39 sitzenden Franzosen über. Einen Teil des Grabens
bekamen wir. (Lt. d. R. Kreifelts.)
Die Kompagnie Brand gewann ohne nennenswerte Verluste den Süd-
teil des Ludendorff-Grabens und nahm das dort stehengebliebene deutsche
Maschinengewehr wieder. Gefangene wurden nach rückwärts abgeschoben.
Die Stoßrichtung der Abteilung Iungbluth zielte auf die Einbruch-
stelle des Feindes zwischen 7./39 und I.R. 138. Auf dem Laufse-Rücken
200
Kleinkrieg im Abschnitt des Füs.R. 39.
angekommen, erhielt sie Flankenfeuer von Osten. Die Schützen arbeiteten
sich trotzdem in kleinen Gruppen vor. Das mitgeführte Maschinengewehr
wurde mit seiner Bedienung durch eine Granate verschüttet. Nur wenige
Leute erreichten die Linie der 7./39. Die Mehrzahl, mit ihr Lt. Jung-
b l u t h, blieb vorher in Eranatlöchern stecken. Eine Zeitlang schoß er sich
mit dem Feinde herum. 15 bis 2V Mann waren noch um den Offizier, als
der Franzose plötzlich vorstieß und den Rest gefangennahm.
Inzwischen war es den in der ersten Linie fechtenden Kompagnien
gelungen, den überwiegenden Teil der entrissenen Gräben zurückzu-
gewinnen. Nur innerhalb des Abschnittes der 6. Kp. blieb ein Franzosen-
nest. Viel größer aber, als die von diesem ausgehende Bedrohung, war
die Gefahr, die den tapferen rheinischen Füsilieren aus den Flanken,
namentlich von Osten her, erwuchs.
Um dort die Lage zu klären, unternahm Lt. Kreifelts mit zwei
Begleitern einen Erkundungsgang. Feuer aus dem IRaum 780 machte
ihn durch Armschuß kampfunfähig, so daß er sich zum Verbandplatz in der
Damloup-Schlucht begeben mußte.
Der Feind war demnach im Abschnitt des I.R. 158 weit vor-
gedrungen. Von I 780 stieg er in die Damloup-Schlucht hinab. In der
Nordspitze des Laufee-Waldes traf er auf eine Feuerstellung der M.W.K.
50, die hier 5 leichte Werfer eingebaut hatte. Die Mannschaft, Lt. d. R.
S ch n e r w i tz k i und 15 Pioniere, verteidigten sich mit Handgranaten
und Gewehrkolben, bis sie der Übermacht erlagen. Die Werfer gingen
verloren.
Auch der östlichen Stollengruppe, den Rosencrantz-Stollen, statteten
die Franzosen einen Besuch ab. Die Stollen waren leer. Nur im Sani-
täts-Unterstand lagen Verwundete aus der vorderen Linie. Sie wurden
gefangen mitgenommen, darunter auch der Lt. d. R. Kreifelts und
der hier gerade erkundende Adjutant des II./39, Lt. d. R. W e e r t h.
Der Qualm der in die Stolleneingänge geworfenen Handgranaten
war vom Bataillons-Gefechtsstand zu beobachten. Nur 8 Mann hatte
Hptm. G i l l h a u s e n noch bei sich. Ihr Feuer genügte, die bei den
Rosencrantz-Stollen tätigen Franzosen zu verscheuchen. Besonders erfolg-
reich wirkt« dabei das Maschinengewehr des Uffz. D o m m e r, 2. M.G.K.,
mit, der soeben vom Stützpunkt Azurückgekehrt war.
Kaum war die Bedrohung von Osten beseitigt, da erschien auch am Luden-
dorff-Graben Feind. Lt. d. R. Pattber g, M.G.K., stand dort oberhalb
des Batl.Gef.Standes mit der Leuchtpistole in der Hand. Plötzlich sieht
er sich einem Trupp Franzosen gegenüber, der im Laufgraben vordringt.
Bedrohliche Laqe des I7./89.
301
Er schießt dem nächsten Franzmann eine Leuchtkugel ins Gesicht. Erfolg:
Alle werfen Waffen und Koppel weg und geben sich gefangen.
Ein anderer Trupp drang bis zum Batls.Gef.Stand vor. Hptm.
Gillhaufen hatte nur noch zwei Ordonnanzen bei sich. Durch die feste
Haltung dieser „bewaffneten Macht" ließen sich die Franzosen auch hier
einschüchtern und gaben sich, der befehligende Offizier an der Spitze, ge-
fangen.
Um der vorderen Linie den Rücken frei zu halten, besetzten zwei
Gruppen Pioniere unter Lt. d. L. K r a i s y mit einem M.G. den Luden-
dorff-Graben mit der Front nach dem IWerk 780 im LaufSe-Wald. Die
Pioniere gingen keck zum Angriff über, ihr Leutnant voran. Der Führe?
des Maschinengewehrs, Uffz. D o m m e r, drang bis zum Stützpunkt B
vor und holte von dort die stehengebliebenen beiden deutschen M.G. zum
Bereitschaftsstollen zurück, wo sie wieder feuerbereit gemacht wurden. An
weiterem Vorgehen hinderte die Pioniere die Verwundung ihres Offiziers,
sie mußten sich mit der Behauptung des Ludendorff-Grabens begnügen.
Trotz der örtlichen Erfolge sahen die hier in vorderer Linie kämpfen-
den Führer den nächsten Stunden besorgt entgegen. Rechts und links
schoben sich französische Sturmhaufen vorwärts. Unbehelligt überschütteten
feindliche Flieger die von den Deutschen noch gehaltenen Grabenteile mit
M.G.Feuer. Zu allem Unglück beschoß nun auch noch deutsche Artillerie
die eigene Jnfanterielinie. Die Verluste mehrten sich erschreckend. Bei der
8. Kp. fielen der Führer, Lt. Liesen, und Lt. Arnolds; F.Lt.
Holtschneider der 6. Kp. wurde verwundet.
„Da die Stellung nicht mehr zu halten war", berichtet Lt. d. R. Vor-
mann, „entschloß ich mich, nach Einbruch der Dunkelheit den vordersten
Graben zu räumen und mich mit dem Rest der Besatzung nach rückwärts durch-
zuschlagen. Alles wurde zur Räumung vorbereitet, die Verwundeten zusam-
mengetragen und die noch brauchbaren Kampfmittel zerstört.
Gegen 630 abds. gab ich den Befehl zur Räumung. Die Verwundeten in
der Mitte, ging's los. Kaum waren wir einige Meter vorwärtsgekommen,
als plötzlich vor uns — also hinter unserer vordersten Linie — heftiges M G-
und Gewehrfeuer losbrach. Im selben Augenblick stürzten von allen Seiten
die in Granatlöchern versteckten Franzosen hervor und warfen sich aus uns.
Wir waren ringsum eingeschlossen^ Ein kurzer Kampf entspann sich. Die über-
macht siegte. Ein Teil der Unseren wurde niedergemacht, der Rest gefangen-
genommen."
Mehr Glück hatte Lt. Brand, dem die Räumung der vorderen
Stellung gelang, bevor ihm der Feind den Rückweg abschnitt. Mit 60
Mann setzte er sich auf Befehl von Hptm. G i l l h a u s e n zwischen Stütz-
Punkt A und Ludendorff-Graben wieder fest.
202
Die Stellung des J.R. 158.
Es dunkelte. Die Franzosen zeigten zwar keine Neigung zu weiteren
Taten. Doch sah Hptm. G i l l h a u s e n mit Sorge der weiteren Ent-
Wicklung der Dinge entgegen. Von J.R. 53 fehlte jede Nachricht. Im
letzten Abenddämmern wurden feindliche Truppen beim Steinbruch 579
sichtbar. Feindliche Erkunder zeigten sich in der Nähe des Gefechtsstandes
II./39, wurden aber von schwachen Patrouillen aufgeyalten. Am Nach-
Mittage waren sogar einzelne Franzosen am Nordrande der Damloup-
Schlucht beobachtet worden. Nicht geklärt war die Lage bei J.R. 158; ob
die Hohe Batterie in Feindeshand war, blieb ungewiß. Zu sehen war aber,
daß der Lauföe-Wald unbeschränkt den Franzosen gehörte. In seinem
Nordende, unten im Tal in der Nähe der Rosencrantz-Stollen schanzte
eine feindliche Abteilung und bedrohte die letzte rückwärtig« Verbindung
des IL/39*).
In dem Abschnitt des J.R. 158 bildete die Hohe Batterie von Dam-
loup einen besonderen Anziehungspunkt für den Angreifer. Aus dem
Kampf um dieses Bollwerk war im Juli der Deutsche als Sieger hervor-
gegangen**). Der Bedeutung, die jetzt der Feind diesem Angriffsziel bei-
maß, war das gegen das Paderborner Regiment eingesetzte Truppenauf-
gebot angepaßt***).
Der Verlauf der Stellung des J.R. 158 war denkbar ungünstig. Süd-
östlich des JWerkes 780 sprang sie bastionsartig weit nach Südosten auf
den Laufee-Rücken vor, bog dann scharf nach Nordwesten zur Hohen
Batterie von Damloup zurück, um von dort in einem nach Norden aus-
holenden Bogen schließlich in den auf dem Damloup-Rücken im allge-
meinen gleichmäßig von Westen nach Osten verlaufenden Stellungsteil
überzugehen. Der Vorsprung auf dem Lauf6e-Rücken forderte zur Um-
faffung förmlich heraus, konnte aber doch nur mit schwachen Kräften ver-
sorgt werden, da einfach nicht mehr zur Verfügung standen.
In der Nacht vom 23./24.10. rückten in die vordere Linie südlich des
JWerkes 780die 5. Kp., Lt. d. R. Kort e, in die „Kanzel", den östlichen
Borsprung der Bastion, 1 Zug der 6. Kp. unter Lt. d. R. O b e r m e i e r.
Zwischen 5. Kp. und Kanzel klaffte eine wohl 299 in breite, unbesetzte
Lücke, da dieser Teil in den letzten Tagen ununterbrochen beschossen und
völlig zerstört war.
*) Gegen H./39 focht der rechte Flügel des franz. 299. J.R.
**) Vgl. S. 157/158.
***) Der 5./158 lag das franz. 222. J.R. gegenüber, von dem ein Batl. in
Tätigkeit trat. Kanzel und Hohe Batterie griff ein Batl. des franz. 30. J.R. an.
Der Kampf des II./158.
203
Bei der Ablösung des I. Batls. begab sich der Führer der 6.,Lt. d. L.
Bruns, in dessen Vereich diese Strecke lag, zur Erkundung nach vorn.
Zwei Züge der Kompagnie*) ließ er im Düsseldorfer-Graben zurück.
Bevor er seine Anordnungen treffen konnte, wurde er durch die erneut ein-
setzende feindliche Beschießung mit seiner Begleitung zu der 5. Kp. ge-
trieben. Das Loch zwischen der 5. Kp. und dem Zug Obermeier blieb
offen.
Besonders gelitten hatte in den letzten Tagen auch der von der Kanzel
zur Hohen Batterie führende Graben; zur entscheidenden Stunde war er
unbenutzbar. Die Hohe Batterie und das JWerk 789, täglich das Ziel
heftigster Beschießung, waren unbesetzt. Hart nördlich der Batterie hatte
die M.W.K. 39 vier Werfer eingebaut, fünf weitere Werfer standen in
der Mulde nördlich der Kanzel.
Auf dem Damloup-Rücken, im Düsseldorfer-Graben, lagen Stab
II./1S8, Hptm. Gabcke, die 7., zwei Züge der 6. und ein Zug der 8. Kp.
Zwei Züge der 8. unter Lt. d. R. Bogel bildeten die Besatzung von
Damloup.
Das Trommelfeuer der französischen Artillerie am 24.10. vormittags
rieb auf dem rechten Flügel der 5. Kp. fast die ganze Besatzung auf. Lt.
Körte hatte daher mit der benachbarten 7./39 keine Verbindung mehr und
stand vereinzelt mit dem kleinen Rest seiner Leute dem Feinde gegenüber,
der 12'° nachm. hier angriff. Aus dichtem Nebel tauchten überraschend
starke Wellen der Franzosen auf. Niemand sah weiter rückwärts die un-
aufhörlich abgeschossenen Sperrfeuerzeichen. Trotzdem schlugen Mitte und
linker Flügel der Kompagnie den frontal stürmenden Gegner mit Hand-
granaten und mit Hilfe des einzigen, trefflich wirkenden Maschinen-
gewehrs ab.
„Frontal erfolgte nach dem ersten kein Angriff mehr. Dagegen drückte der
Feind mit Handgranatentrupps auf beide Flanken und schoß mit M.G. unsere
Linie entlang, was uns starke Verluste brachte. Das einzige M.G., das wir
besahen, wurde durch Handgranaten außer Gefecht gesetzt. Wir hatten nur
wenige Gewehrpatronen, mit denen wir sparsam umgehen mußten, um den
Kamps hinzuhalten, bis die erhoffte Hilfe von rückwärts eintraf." (Lt. d. R.
F a u t h, Zugführer 5./158.)
Schneller entschied sich das Schicksal der Kanzelbesatzung.
*) über die Tätigkeit dieser beiden Züge der 6./1S8 widersprechen sich die
Angaben der Kampfteilnehmer. Nach dem Gefechtsbericht des Regiments und
dem K.T.B, der 100. I.B, waren sie bei Beginn des Angriffs im Düsseldorfer-
Graben.
204
Gegenmaßnahmen des TT./158.
„Die Lage meiner 3KGruppen und meiner 3 1.®.", berichtet fit Ober-
meier. „war nicht beneidenswert. Rechts eine breite Lücke; links kein An-
schluß. Unser Graben, ohne Schulterwehren, wurde der Länge nach von einem
überhöhend feuernden feindlichen M.G. bestrichen, das jeden Aufenthalt im
Graben unterband. 2 Gruppen und l MG. nahm ein ehemaliger französischer
Stollen aus, der für etwa 7 Mann berechnet war und dessen Eingang der Feind
einsah. In einem anderen notdürftigen Unterstand lagen Gruppen und
2 M.G.
Die durch die Unterbringungsverhältnisse bedingte ungenügende Bereit-
schast war die Hauptursache, daß die Kanzelstellung bald vom Feinde genom-
men wurde. Als der Angriff erkannt wurde — wegen des Nebels zu spät —
hat eine Gruppe und 1 MG. kurze Zeit gefeuert. Der Rest des Zuges konnte
aus den engen Unterständen nicht schnell genug heraus und muhte sich, ohne
die Möglichkeit einer Gegenwehr, gefangengeben."
Ohne Kampf durchschritt der Franzose nun beiderseits der 5./158 die
deutsche Stellung und erreichte das JWerk 780, in dessen zu drei Vierteln
zerstörtem Unterstand er einige Verwundete aufgriff. Er befand sich hier
bereits im Rücken der Kompagnie Körte, die keine Möglichkeit mehr hatte,
Meldung über ihre bedrängte Lage nach hinten zu senden.
Im Düsseldorfer-Graben blieben die Vorgänge auf dem Laufte-
Rücken zunächst unbekannt. Es fehlte jede Aussicht, und die feindliche
Artillerie beschoß die rückwärtigen Stellungen der Deutschen mit unver-
minderter Heftigkeit weiter.
Da erschien bei Hptm. G a b ck e ein Melder des Hptm. Gill-
hausen, Füs. 39, und forderte die 158er auf, ihn beim Hinauswerfen
des eingedrungenen Feindes zu unterstützen. Hptm. G a b ck e schickte
einen Zug der 7. Kp. unter Lt. d. R. Becher vor mit dem Auftrage,
Verbindung mit der vorderen Linie herzustellen. Der Zug erreichte west-
lich der Hohen Batterie den Rand des Lauföe-Waldes, erhielt aber bereits
vom JWerk 780 M.G.Feuer. Lt. Becher versuchte nun, mit einem
Stoßtrupp den Feind aus dem JWerk zu vertreiben. Die Detonation der
hierbei explodierenden Handgranaten hörte die eingeschlossene 5./158 in der
vorderen Linie und beantwortete sie, im Glauben, daß Entsatz nahe, mit
lautem Hurra. Bei dem Kampf wurde aber der unerschrockene Lt.
B e ch e r am Kopf verwundet und konnte nur noch persönlich dem Batls.-
Kdr. Bericht erstatten, daß sein Versuch mißlungen sei. Nunmehr erhielt
Lt. d. R. Hoffmann Befehl, mit den beiden anderen Zügen der 7. Kp.
die Hohe Batterie zu besetzen und den Angriff auf das JWerk vorzutragen
sowie Verbindung mit der vorderen Linie zu gewinnen. Die Kompagnie
meldete noch die Besetzung der Batterie und die Fühlungnahme mit dem
vor dem JWerk liegenden Zuge: dann hörte man von ihr nichts mehr.
Verzweiflungskampf der vorderen Linie!
205
Vermutlich wurde sie bei der Hohen Batterie im Nebel von überlegenem
Feind umringt und streckte die Waffen.*)
Auch die Stellung der M.W.K. 39, deren Werfer bereits alle durch
Artilleriefeuer zerstört waren, wurde von starken französischen Abteilun-
gen überrannt, nur zwei Pioniere kehrten von dort zurück. Von der
Laufte-Stellung der Kompagnie ist gar keine Kunde überkommen.
Nunmehr erfüllte sich auch das Schicksal der im vorderen Graben
Eingeschlossenen.
„Der Kampf dauerte wohl eine Stunde", berichtet Lt. F a u t h. „Der Flan-
kenangriff der Franzosen kam langsam näher. Die Munition ging zur Neige.
Wir hatten nur noch einzelne Patronen, die wir im Graben aufsuchten. Plötz-
lich tauchten vom JWerk her im Nebel Gestalten auf. War es Freund, die
nahende Hilfe? Beim Herannahen sahen wir zu unserer grenzenlosen Ent-
täuschung. daß es Franzosen waren, die Gefangene abführten.
In unserer Wut und in unserer Not griffen wir. da wir keine Patronen
mehr hatten, zu umherliegenden Steinen und bewarfen damit den Gegner,
für diesen das Zeichen, daß unsere Kraft zu Ende war. Einige Handgranaten
trieben uns in die Enge. Aus! Wir waren gefangen."
In einem zweiten Widerstandsnest verteidigten sich Lt. Körte mit
Mannschaften seiner Kompagnie und Lt. Bruns mit seinen Begleitern:
„Unsere Schar war schon aus einige 20 zusammengeschmolzen. Der Gegner
drang von beiden Seiten weiter vor, uns auf engstem Raum zusammendrückend.
Gewehrgranaten rissen einen nach dem anderen nieder. Lt. Bruns erhielt
einen Streifschuß am Halse. Ich wurde an der Stirn verwundet-, kurz daraus
tras ein Schuß meine linke Hand. Von Unterstützung nichts zu sehen. Ich sor-
derte Freiwillige aus. mit mir nach rückwärts durchzubrechen. Lt. B e ck e r und
etwa 8 Mann meldeten sich. Zuerst ging Lt. Becker mit einigen Leuten fort.
-Einer fiel im M.G.Feuer kurz hinter dem Graben. Die übrigen verschwanden
im Trichtergelände**). Ich folgte mit einigen anderen. Nach wenigen Sprüngen
stand ich allein plötzlich einer dichten französischen Schützenlinie gegenüber. Ich
n?ar gefangen." (Lt. d. R. K o r t e.)
Damit befand sich die gesamte Höhenstellung des J.R. 158 in feind-
lichem Besitz. Französische Erkundungsabteilungen stiegen den Damloup-
Rücken abwärts, stießen aber auf Widerstand der dortigen deutschen Be-
satzung. Hptm. G a b ck e schickte die letzten verfügbaren Leute, Ordon-
nanzen, Pioniere und M.G.Mannschaften, in die Verteidigungslinie.
*) H. Bordeaux berichtet in „Les captifs delivres", daß die Hohe
Batterie von drei Seiten durch Kompagnien der frz. J.R. 222 und 30 angegrif-
fen und gegen 3° genommen wurde. Dabei seien rd. 100 Gefangene gemacht
worden. — Von 7./158 meldeten sich später 73 Mann aus der Gefangenschaft;
die M.W.K. 39 vermißte 26 Mann. Die Angaben Bordeaux' dürften somij
zutreffen.
**) Lt. Becker erreichte mit einigen Leuten den Damloup-Rücken.
206
Die Besatzung des Forts Vaux.
Stärkere feindliche Abteilungen überschritten jedoch nicht die Hohe Batterie,
da der Franzose auf diesem Flügel das Angriffsziel erreicht hatte.
Im Fort Vaux selbst befanden sich am 24.10.: Major Fischer.
Führer des J.R. 33 und Regiments-Kommandeur vom Dienst im
Abschnitt der SO. I.D., mit seinem Stabe; Oblt. d. R. Bellmann >
Führer des II./192, als Fort-Kommandant, mit Stab; die Fortbesatzung:
7. und 8./192, zu einer Kompagnie vereinigt, unter Lt.d.R. Umlauft
(160 Mann); M.G.Ss.Tr.90, Lt. Schramm; 1 Zug M.G.K./1S8, Lt.
d. R. Kirchhofs; 1 Zug 2. R./Pi. 22, Lt. d. R. Mendheim;
1 leichter Werfer der M.W.K. SO, Lt. d. R. I a e g e l; Funkerabteilung»
Kdo. des Fernfpr.Dopp.Zg. 50; Festungsbau-O.St. Kiffinger,
Festungsbau-Feldw. K u 11 e. — Außerdem: Stab II., 6., 1 Zug M.G.K./53;
Verbindungsoffiziere des Fa.R. 99, der Fußartillerie sowie des Füf.R. 39.
Den Nachschub an Kampf- und Verpflegungsmitteln für das Fort
versahen feit 17.10. 5. und 6./192, die in starkem Artilleriefeuer unter
beträchtlichen Verlusten täglich ihre schwere Pflicht treulich erfüllten.
Von den Vorgängen vorn auf dem Lauföe-Rücken war wegen des
Rauchs und des Nebels vom Fort aus nichts zu sehen. Nur der Donner
der Artillerieschlacht, ein ununterbrochenes Brausen, Krachen und Zischen,
drang an das Ohr der in den Kasematten gespannt Lauschenden.
12'° nachm. rückte die feindliche Feuerwalze näher. Vorn knattert«
Gewehrfeuer, tackten Maschinengewehre, dröhnten dumpfe Schläge der
Handgranaten. Kein Zweifel, der feindliche Angriff begann. Schrill riefen
die Alarmglocken des Forts die Besatzung auf die Gefechtsplätze. Major
F i f ch e r ließ Artillerie-Sperrfeuer anfordern. Es fetzte ein, doch zu
spät. Die Masse der feindlichen Sturmtruppen hatte es bereits unter-
laufen. Der im Fort stehende leichte Minenwerfer schoß in seinen Ziel-
räum auf dem Laufse-Rücken. Mehrmals verschütteten ihn einschlagende
Granaten. Immer wieder machten ihn Lt. I a e g e l und seine wackeren
Pioniere schußbereit.
1'° nachm. meldete ein bei Hptm. G i l l h a u f e n, II./39, befindlicher
Erdfunker: „Feind am rechten Flügel des J.R. 53 eingedrungen". — Bald
darauf: „Feind dringt in vordere Linie Füf.R. 39 ein. Bitte dringend um
Verstärkung und Munition". — Die einzigen Reserven, über die Major
Fischer sogleich verfügen konnte, waren 5. und 6./S3, die Kompagnien,
die bereits vier Tage vorn in dem höllischen Artilleriefeuer in Stellung
gelegen und in der letzten Nacht, müde und abgespannt, in die Bereitschaft
zurückgekehrt waren.
Gegenstoß der 5. und 6./53.
207
„Hptm. Stratemann, mein Batls.Kdr., drückte mir." berichtet Oblt.
Vüllers 6./5S, „einen schriftlichen Befehl in die Hand: „Die Franzosen sind
in den Abschnitt des Regiments eingedrungen. 5. und 6. Kp, treten zum Gegen-
stoß an und werfen die Franzosen wieder hinaus." — Ich sah ihn an. Stumm
gab er mir die Hand. Er schien zu bezweifeln, mich wiederzusehen.
Wir kletterten aus dem Nordausgang des Forts heraus. Durch einen
Laufgraben ging es zum Kloebe-Stollen, wo mich Lt. Pfeiffer mit feiner
5. erwartete. Bleich und entschlossen begrüßte er mich: „Wir sollen die fünf
französischen Divisionen angreifen! (Durch Diu,Befehl war am Tage vorher
bekanntgegeben, daß fünf französische Divisionen angreifen würden.) Was
machen wir nun?" — Ich sagte: „Wir gehen so lange vor, wie wir können, und
geht es nicht weiter, graben wir uns ein." — Nachdem ich ihm diesen Kriegs-
plan ins Ohr gebrüllt, zogen wir noch einige 100 m am Nordhang des Berges
entlang und dann ging es mit Linksum nach Süden.
Das Artilleriefeuer war von unerhörter Heftigkeit. Bald war ein großer
Teil der Leute verwundet. Dauernd spritzte uns der Dreck einschlagender Gra-
naten ins Gesicht. In dem dichten Nebel konnten wir keine 100 m weit sehen.
Bald wußten wir weder, wo der Feind war, noch, wo wir uns selbst befanden.
Nur die Richtung der feindlichen Geschosse gab uns ungefähr den Verlauf der
Front an. Ich gab Befehl zum Eingraben."
5. und 6./53 lagen an der erreichten Stelle den ganzen Tag im
stärksten Artilleriefeuer, nur mäßig gedeckt in Granatlöchern und alten
Grabenstücken. Patrouillen stellten fest, daß man sich zwischen dem oberen
Ende der Fumin-Schlucht und dem Fort befand. Rechts waren eigene
Truppen nicht zu finden.
Gegen 50# nachm. steigerte sich das feindliche Feuer gegen das Fort
noch mehr. 5"» näherten sich Franzosen von der „Hölle" und den Stein-
brüchen an der Straße Vaux—Souville her dem Fort, wurden aber durck
das Feuer der Maschinengewehre der Feste unter erheblichen Verlusten
nach dem Nordrande des Berg-Waldes und der oberen Damloup-Schlucht
zurückgetrieben. Beim Fort kehrte in den Abendstunden Ruhe ein; Zu-
gänge und Hintergelände lagen jedoch die ganze Nacht unter Artillerie-
feuer.
3. Deutsche Gegenmaßnahmen.
Über die Vorgänge auf der Cüte erhielten die oberen Kommando-
stellen zunächst nur spärliche Nachrichten. Die Funkstation des Forts
meldete 1'° nachm., daß Feind bei J.R. 53 eingedrungen sei, und 2ss, daß:
er gegen die Damloup-Schlucht vorginge. Dann verstummte die Funk-
Verbindung.
1°° nachm. teilte die 33. R.D. mit, daß der Gegner ihre Stellungen!
durchbrochen habe.
208
II./39 erhält Unterstützung.
455 nachm. brachte eine Brieftaube des Hptm. G i l l h a u s e n, Füf.
39, die Metdung (ab 12°° nachm.): „Franzosen bei Laufgraben in Stel-
lung eingedrungen. Gegenangriff angesetzt".
Es bestand also bald kein Zweifel darüber, daß der feindliche Angriff
Erfolge gehabt hatte. Die Größe der Fortschritte der Franzosen ließ sich
erst übersehen, als nach Einbruch der Dunkelheit die Meldungen aus dem
Kampfgebiet reichlicher flössen und die Lichtsignalstation auf dem Vaux-
Berg arbeiten konnte.
Der Rückschlag, den auch die 50. I.D. erlitten, veranlaßte Genmaj.
v. E n g e l b r e ch t e n, 9*° abds. zu befehlen, daß die verlorenen Stel-
lungen am 25., 6° vorm., zurückzuerobern feien. Schwere Artillerie sowie
die Feldartillerie der 59. und 192. I.D. würden die feindlichen Stellungen
nach der bisherigen Sperrfeuer- und Zielverteilung unter Dauerfeuer
halten. I.R. 158 solle noch in der Nacht die Hohe Batterie wiedernehmen.
Die erste Unterstützung wurde dem Hptm. G i l l h a u f e n von einem
Zuge der Pi.K. 199 unter Lt. d. R. A l b r e ch t zuteil, der 9« abds. eintraf,
um den Zug K r a i f y planmäßig abzulösen. Daraus wurde nun freilich
nichts. Der Zug A l b r e ch t wurde beauftragt, den Feind südlich der
Rofencrantz-Stollen zurückzudrücken und Verbindung mit I.R. 158 herzu-
stellen. Lt. A l b r e ch t vertrieb eine feindliche Abteilung und ging ober-
halb der Stollen in Stellung.
Zur Durchführung des befohlenen großen Gegenangriffs sandte
Maj. Wasserfall dem Hptm. G i l l h a u s en das III./39. Artillerie-
feuer verzögerte feine Borbewegung. 11"° abds. war das Bataillon voll-
zählig am Batls.Gef.St. des II./39 eingetroffen. Beim Anmarsch wurde
der Batls.Führer, Hptm. v. Schaumann, verwundet.
Westlich des Ludendorff-Grabens ging die 9., Lt. d. R. Schlitz-
b e r g e r, östlich daneben die 19., Lt. d. R. Ruth, in Stellung. Die
Kompagnien arbeiteten sich über die oberhalb des Bataillons-Gefechts-
ftandes liegende 5. Kp. gegen die alte deutsche Stellung vor. Als sie Feuer
erhielten, blieben sie liegen, um den Befehl zu dem im Morgengrauen
beabsichtigten Angriff zu erwarten. Die 19. kam fast bis auf 199 m an
die alte Stellung heran. Die 11. Kp., Lt. d. R. Henri ch, blieb als
Reserve in den Stollen der Damloup-Schlucht, dafür rückten die Reste
des II./39 unter Lt. Brand nach rückwärts.
12./39, Lt. d. R. I a e g e r, hatte den Stützpunkt B wieder zu
nehmen. Drei Gruppen der 12. und ein Stoßtrupp der Pi.K. 199 sollten
vom Rofencrantz-Stollen aus das Unternehmen durchführen. Der Rest der
12. unter Lt. d. R. Ten,es entwickelte sich links neben der Kompagnie
Die Lage bleibt kritisch.
209
Ruth und stieß auf Gegner, den er durch Feuer vertrieb. Lt. I a e g e r
ordnete inzwischen die Abteilungen für die ihm übertragene Aufgabe.
„Meine Gruppen traten in einem Laufgraben den Weg nach vorn an.
Ich ließ die Leute an mir vorbeischreiten, ermunterte sie nochmals und ver-
ständigte sie über meine Absichten. 1t) bis 15 Mann waren vorüber, als
die Bewegung stockte und die Vorderen zurückdrängten. Eine Stimme rief:
„Nicht weiterl Franzosen vor uns! Wir sind gefangen!" Ich sprang aus dem
Graben, um, wenn möglich, zu helfen. Beim Vorlaufen pralle ich gegen Fran-
zosen. Ich werde gepackt, reiße mich los, salle hin, rutsche einen Jjang hinunter
und lande bei den Rosencrantz-Stollen. Als ich meine Leute sammelte, fehlten
welche. Der Feind hatte sie mitgenommen." (Bericht des Lt. I a e g e r.)
Unterdessen hatten die Pioniergruppe und Leute der 12./39 den
Weg zu ihrem Angriffsziel unangefochten fortgesetzt. Der Stoßtrupp-
sichrer, Uffz. S k i r d e, Pi. 100, drang in den Stützpunkt, ein feindlicher
Posten wurde niedergemacht und die im Unterstand schlafenden Franzosen
mit Handgranaten unsanft geweckt. Auf den Kampflärm eilten jedoch
Unterstützungen des Gegners herbei; die Pioniere wurden überwältigt,
nur 2 entkamen.
Mit dem Eintreffen des III./39 hatte im Abschnitt des Füf.R. 39
die Gefechtslage wohl eine Wendung zum Bessern genommen. Aber in
beiden Flanken des Bataillons tauchten fortgesetzt feindliche Abteilungen
aus. Vom oberen Ende der Damloup-Schlucht schmetterten französisch«
Hornsignale durch die Nacht. Mit dem Fort war keine Verbindung mehr
zu bekommen. Patrouillen, dorthin entsandt, kehrten nicht zurück. Zahl-
reiche deutsche Leuchtkugeln, die aus dem Fort hochstiegen, bezeugten, daß
der Franzose vor der Feste lag. Der Feind war also bereits im Rücken
des Bataillons.
Auch bei I.R. 158 war die Lage kritisch. Auf Befehl des Regiments-
Kommandeurs, Major Kühl, hatte das III. Batl. die 11. Kp. von der
Feuilla-Höhe nach dem Damloup-Rücken vorgeschoben. Ein Zug der
12. brachte Handgranaten zum Stellungs-Bataillon. Artilleriefeuer hielt
den Vormarsch der Abteilungen auf. 9°° abds. sandte Hptm. G a b ck e
einen Lichtspruch, daß von der 11. Kp. erst 20 Mann zur Stelle wären.
Daraufhin erhielt auch die 9. Kp. Befehl vorzurücken. Nur ein kleiner
Teil der sieben vorgesandten Züge erreichte im Laufe der Nacht den
Damloup-Rücken, viele Leute ohne Stiefel, die in dem regenweichen
Boden steckengeblieben waren.
Gegen 2° nachts erschien Hptm. G i l l h a u s e n bei Hptm. G a b ck e
zur Rücksprache über das, was nunmehr zu geschehen hatte. Die beiden
Offiziere standen vor einem schweren Entschluß. Auf der einen Seite de?
Verdun 13115. II. Te l
14
210
Der Entschluß zum Zurückoerlegen der Stellung.
Divisionsbefehl zum Gegenangriff, der bei Füs.R. 39 voraussichtlich zur
Wiederbesetzung der alten Linie geführt haben würde. Im Abschnitt 158
waren aber die zum Gegenstoß erforderlichen Kräfte nicht zur Stelle.
III./39 würde am Morgen nach ausgeführtem Angriff, vom Feinde um-
ringt, mit Sicherheit seinen völligen Untergang gefunden haben. Stehen-
bleiben schien ebensowenig ratsam. Die beiden Führer beschlossen, die
Stellungen vor Tagesanbruch zu räumen. Neue vordere Linie sollten
Nordrand der Damloup-Schlucht—Weinberg-Höhe—Höhe 251—Feuilla-
Höhe sein. Sie war von III./158 zu besetzen, während III./39 hinter diese
Linie zurückging.
Hptm. Gillhausen befahl 330 morgens den Rückzug, ll./39'begann
430 mit dem Abmarsch unter Mitnahme der Verwundeten. Es folgten 9.,
10., 12. Kp. Der Abzug gelang ohne Schwierigkeiten und unbehelligt vom
Feinde. 8"° vorm. war III./39 mit allen Teilen im Chöna-Wald einge-
troffen. Die Weinberg-Höhe besetzten 9. und 10./158, 11./158 Höhe 251,
12. die Feuilla-Höhe. Die Reste des II./158 gingen in diese Linie zurück*).
Der Feind überschritt auch in den folgenden Tagen die Hohe Batterie
nicht. Dorf Damloup und der Damloup-Rücken lagen bis auf weiteres
zwischen den beiderseitigen Kampflinien.
Fort Vaux wiederum der Brennpunkt des Kampfes.
25.-26. Oktober.
Auf die Nachricht von der deutschen Niederlage am 24.10. nachm.
befahl der Kommandeur der 33. R.D., Genmaj. Bausch, dem Genmaj.
Leo (66. R.J.B.), mit dem J.R. 364 den Hardaumont unter allen Um-
ständen zu halten. Inzwischen war die feindliche Offensive längs der
Briten-Schlucht am Westrande des Hardaumont zum Stehen gekommen,
nicht durch den Widerstand deutscher Truppen, sondern weil der
Franzose an dieser Stelle sein Angriffsziel erreicht hatte.
Am Nachmittage des 24. war der Hardaumont so gut wie ohne Ver-
teidigung. Die Feldartillerie der 33. R.D. auf der Nordseite trennte nur
noch der ungedeckte Bergrücken von der vordersten französischen Infan--
terielinie. Erst am Abend besetzte die nächst verfügbare Truppe, III./364,
von der Mittel-Schlucht aus die drei südlichen Hardaumont-Werke. I./364
*) Folgende Verlustzifsern werden in den K.T.B, angegeben:
Füs. 39 am 23. und 24. 10.: Tot 2 Offz., 28 Mann: verwundet 4 Offz., 83 Mann?
vermißt 6 Offz., 325 Mann.
I R. 158 für 21.—31 10.: Tot 9 Mann: verwundet 4 Offz., 101 Mann; ver-
mißt 7 Offz., 252 Mann.
Schwerer Kamps der 33. R.D. aus dem Fumin am 2S.1V. 211
blieb an seinem bisherigen Platz beim Nordwerk und in der Bezonvaux-
Schlucht. II./364, am 24. nachm. in Loison alarmiert, rückte über die
Höhe 310 nach der Fumin-Schlucht zur Verfügung des Majors Danz.
Durch grundlosen Boden und Regen ausgehalten, begleitet vom feind-
lichen Artilleriefeuer, erreichte das Bataillon am 25., 7° vorm., mit der
Hauptmasse seinen Bestimmungsort. Die 5. Kp. wurde am rechten, die
8. am linken Flügel der Kampsgruppe Danz eingesetzt, 6. und 7. Kp.
blieben unter dem Bataillons-Führer, Hptm. Braunschweig, als
Reserve in der Fumin-Schlucht.
Mit Tageshelle begann wieder schweres feindliches Artilleriefeuer gegen
die deutschen Stellungen des Fumin und gegen Fort Baux. Zwischen 10»
und 11° vorm. brachen gegen die Fumin-Stellung französische Sturm-
wellen vor. In der Front wurden sie durchweg abgeschlagen, dagegen
wurde der linke Flügel, 8./364, eingedrückt, als ihr Führer, Lt. d. R.
Welling*), schwer verwundet niedersank. Eine Panik brach aus; ein
Schwärm kopfloser Menschen flüchtete die Fumin-Schlucht hinunter.
Lt. K r i s ch e r vom R.J.R. 67 erreichte, daß die beginnende Aus-
lösung sich nicht westwärts fortsetzte. Er riegelte die Stellung ab und ver-
hinderte im Handgranatenkampf, tatkräftig unterstützt von den Gesr.
T e r n e s und Mayer, 2. Kp., daß der Gegner die Fumin-Stellung
ganz aufrollte.
Inzwischen hatte Hptm. Braunschweig die drohende Gefahr
erkannt und die 6. und 7./364 alarmiert. Die Kompagnien eilten den
Schluchthang hinauf; die Geflüchteten schlössen sich an. Der Gegner wurde
schließlich über die alte Stellung der 8./3K4 zurückgeworfen, obwohl die
deutschen Kämpfer durch französisches M.G.Feuer aus der Briten-
Schlucht, also in den Rücken, stark behindert wurden. Gegen 123# nachm.
war der gleichzeitige Angriff der Franzosen gegen Fort und Fumin ab-
geschlagen. 6./364 blieb am linken Flügel der Fumin-Stellung eingesetzt.
7./364 kehrte in die Schlucht zurück.
Wiederholt versuchte der Gegner am Nachmittag, in Verbindung mit
seinen Vorstößen gegen das Fort Vaux auch gegen den Fumin vorzudrücken.
Jedesmal wurde er mit blutigen Köpfen heimgeschickt.
„Plötzlich erschien unser verehrter Regts.Kdr., Major Danz, in unserer
Mitte. Er konnte sich nicht versagen, in der Stunde höchster Gefahr persönlich
unter uns zu weilen, uns Anerkennung zu zollen und zu weiterem Ausharren
anzuspornen. Der brausende Jubel, der ihn trotz des Ernstes der Stunde emp-
fing, zeigte, wie außerordentlich sein Erscheinen auf die Truppe wirkte. Neue?
*) Lt. W. starb am selben Tage.
14"
212
Der Fumin auch weiterhin gehalten.
Mut beseelte alle und festes Vertrauen zu unserem Führer." Bericht des Lt. d. R.
K r i s ch e r.
Am 26.10. begann wiederum schweres Feuer gegen Fumin und
Fumin-Schlucht. Bewegungen französischer Truppen vom Caillette-
Walde her gegen den Fumin wurden beobachtet. Der Franzose hatte
Verstärkung herangeholt*). Nachdem er bereits am Vormittag am Vaux-
Teich eine vorgeschobene Postierung der K./364 überrumpelt hatte, griff
er in der Abenddämmerung, nach ausgedehnter Artillerievorbereitung,
erneut an. Deutsches Sperrfeuer und die Standhaftigkeit der Verteidiger
wiesen den aus der Souoille-Schlucht aufsteigenden Gegner ab; die am
rechten Flügel stehende 5./364 wurde jedoch in Flanke und Rücken gepackt,
wodurch der größere Teil der Kompagnie schließlich in Gefangenschaft
geriet. In weiterem Vordrängen besetzte der Feind das Werk 512. Noch
am selben Abend versuchten Stoßtrupps unter Führung des fjptm.
Braunschweig und des Lt. d. R. Knies , 7./364, dieses Werk
dem Gegner wieder zu entreißen. Das Unternehmen scheiterte aber an der
Unzulänglichkeit der vorhandenen eigenen Kampfmittel und dem Feuer
der bereits zahlreich vom Gegner vorgebrachten Maschinengewehre.
7.1364bildete eine neue Front, die das Werk 512 umschloß und die
Fumin-Schlucht gegen den Vaux-Teich sicherte. In dieser eigenartigen
Form, mit dem vom Feinde besetzten Werk im Rücken, blieb die Fumin-
Stellung bis zur Räumung unverändert bestehen.
Zur selben Stunde, als in der Frühe des 25.10. die französische
Artillerie ihr Feuer gegen Fumin und Fort Vaux aufnahm, sollte der von
der 5g. I.D. befohlene Gegenangriff stattfinden. Major Fischer be-
absichtigte, den Stoß mit 8./53 und den ihm zur Verfügung gestellten 1.,
2. und 1. M.G.K./192 zu führen. Als die Uhr 6 zeigte, war jedoch noch
keine von diesen Kompagnien auf dem Vaux-Verg.
1. und 2./192 hatten sich in der rabenfinsteren Nacht verlaufen, waren
stundenlang im Schlamm des Vaux-Tales umhergewatet und langten
endlich gegen 7°vorm., völlig erschöpft, im Fort an. Die 1. M.G.K./192,
Lt. Schmidt, anfänglich nach dem Hardaumont beordert, hatte die
freigemachten Gewehre 19 km weit geschleppt, als sie nach achtstündigem
Marsch 9»« vorm. das Fort erreichte. Die Pflichttreue der braven M.G.-
Leute hatte alle Schwierigkeiten überwunden. Kein Stück des Geräts
fehlte, kein Patronenkasten, kein Mann bis auf einen, der unterwegs vor
*)t Batl. franz. J R 305. Bislang kämpften gegen R.J.R 67hauptsächlich
drei Batlne des franz. I.R. 230.
Fort Vaux abwehrbereit.
213
Ueberanstrengung ohnmächtig zusammengebrochen war. Unter gleichen
Hemmnissen traf die 8./S3 unter Lt. d. R. A u f e r k a m p, vom Hardau-
mont kommend, erst in vorgerückter Morgenstunde auf dem Vaux-Berg
ein. Da am hellen Tage eine Vereitstellung von Truppen unmöglich war,
mußte der Angriff unterbleiben, zumal das immer stärker anschwellende
feindliche Artilleriefeuer aus weitere französische Angriffsabsichten hin-
deutete.
Um das Fort vor Umgehung zu schützen, befahl Major Fischer
vorm. der 1. und 2./192, rechts und links des Werks in Stellung zu
gehen. Dies gelang jedoch nicht. Sowie die Sachsen sichtbar wurden,
verstärkte der Feind sein Artilleriefeuer noch mehr. Nur ein Zug der
2. Kp. unter Lt. d. R. D i e b l e r konnte das Fort verlassen, die übrigen
behielt Major Fischer zunächst im Fortinnern, um sie beim Einsetzen
des französischen Angriffs dem Feinde entgegenzuwerfen.
Ein Flankenfchutz der Feste schien um so nötiger, als 5. und 6./53,
die seit dem Tage vorher westlich des Forts gelegen hatten, am Morgen
des 23.10. kaum noch kampffähig waren: sie hatten starke blutige Verluste
gehabt, waren schon 6 Tage und Nächte hintereinander nicht zur Ruhe
gekommen und litten unter Nahrungsmangel. Beide Kompagnien zählten
am 25. früh zusammen noch 32 Mann. Lt. d. R. Pfeiffer, 5./S3.,
war verwundet. Der letzte Offizier, Oblt. V ü l l e r s, 6./53, führte die
Reste nach dem Kloebe-Stollen.
Von den Beobachtungsständen des Forts war an diesem Morgen bei
zeitweiser klarer Lust deutlich zu sehen, daß die vordere feindliche Linie
vom großen Steinbruch am Wege Vaux—Souville über den Berg-Wald
nach dem Nordrande der Damloup-Schlucht und von dort zur Hohen
Batterie verlief. Schon gegen 9°« vorm. konnten die Maschinengewehre der
Feste dichtbesetzte feindliche Gräben unter Feuer nehmen. Die Artillerie,
durch Funkspruch von ihren in den Panzertürmen sitzenden Beobachtern
benachrichtigt, beschoß von la Lausöe und Fort Souville anrückende sran-
zösische Kolonnen.
Unterdessen suchte der Feind mit einem Riesenaufwand an Munition
alles Leben im Fort Vaux zu zerschlagen. Mit ungeheurem Getöse bohrten
sich Geschosse größten Kalibers in den zerschundenen Leib der Feste.
Mittlere Kaliber gesellten sich in großer Menge hinzu. Morgens wurde
das Gewölbe unter einer Kasematte der Kehlkaserne eingeschossen. Tote
und Verwundete holte man aus dem Schutt heraus. Unermüdlich arbeitete
die Besatzung an der Aufräumung des Werkinnern. Munition und Hand-
granaten, Lebensmittel und Wasser wurden verteilt. Der Kommandant
214
Der Kampf um das Fort.
Oblt. B e l l m a n n, ging als sorgender Hausvater umher, unterwies die
einzelnen Kommandos, sah überall nach dem Rechten und zog das Uhrwerk
auf, damit es in der Stunde der Gefahr reibungslos abschnurren konnte.
Kurz vor 10" vorm. lichtete sich der Nebel, der Berg-Wald und
Lausöe-Rücken zeitweise wieder umhüllt hatte. Im Fumin, vom Berg-
Walde her und aus der Damloup-Schlucht wurden vorgehende Schützen-
wellen sichtbar, dicht dahinter Kolonne neben Kolonne. Durch Ritzen ge-
borstenen Mauerwerks schieben sich Gewehrläufe. Aus allen Löchern und
Scharten des Forts sprüht Feuer. Leuchtkugeln steigen hoch, Funken- und
Signal-Apparate ticken, um das Sperrfeuer der Artillerie herbeizurufen.
Und da kommen sie, die deutschen Granaten, zu deren Abschuß die
Kanoniere längst an ihren Geschützen bereitstanden. Sie umhüllen das Fort
mit schirmendem Stahl und vereinigen sich mit den Gewehr- und M.G.-
Geschossen zum Schutze der von den gallischen Legionen umdrängten Feste.
Wie niedergemäht klappen die ersten Reihen des Feindes zu Boden. Neue
Massen drängen nach. Langsam, Schritt für Schritt gewinnen sie in dem
zerwühlten Trichtergelände Boden.
Noch während auf dem Fort feindliches Artilleriefeuer lag, stürmten
die 1. und 2./192 rücksichtslos hinaus, um die vorgesehenen Außenstellungen
zu beziehen. 1./192 unter Lt. Illing schwärmte rechts des Werks aus.
nistete sich in Granattrichtern ein und nahm das Feuer auf. 2./192,
Lt. d. R. Eidne r, und der Zug der M.G.K./192 unter V.F. Tränkner
gingen links des Forts neben dem dort bereits liegenden Zuge Diebler
in Stellung. Die aus der Damloup-Schlucht heraufsteigenden Massen des
Feindes erhielten völlig unerwartet vernichtendes Feuer. Zahlreiche
Schützen der vorderen Wellen der Franzosen waren aber bereits in den
östlichen Flankengraben des Forts eingedrungen, sogar ein französisches
Maschinengewehr tackte hier bereits. Es wurde zum Schweigen gebracht
und viele der den Wall hinaufkletternden Franzosen einzeln abgeschossen.
Mit Todesverachtung bediente der Gefr. Franz, 1. M.G.K./192, fein
Gewehr, bis ein Schuß ihn tötete. Aufrecht stehend, feuerten die Sachsen,
Offiziere und Mannschaften, in die stürmenden Feinde hinein. Dank ihrer
Unerschrockenheit wurde auch diesmal die Einschließung des Forts oer-
hindert.
Auf der Kehlseite war der Anlauf des Feindes in 200 m Entfernung
zum Stehen gekommen. Plötzlich springt aus einem Granattrichter ein
zunger Offizier auf und stürzt mit erhobenen Armen vor:
Vive la France!"Hinter ihm erheben sich die Sturmwellen von neuem
und laufen vorwärts. Hundertfach rast der Tod in ihre Reihen und reißt
Der feindliche Ansturm überall abgewehrt.
215
die Stürmenden nieder. Die Maschinengewehre des Forts arbeiten, daß
das Kühlwasser kocht und dichte Dampfwolken die M.G.Stände umlagern.
Trotzdem kommt die Brandung näher und näher und schäumt schließlich
an den Wällen der Feste empor.
Die Besatzung, zum Nahkampf bereit, verhindert, daß ihr das Schicksal
R a y n a l s blüht. Ein Zug der Kp. Umlauft unter V.F. R u r a ck
mit einem M.G. besetzt den östlichen, der Pionierzug des Lt. d. R.
M e n d h e i m den westlichen Teil des Kehlwalls. Mit Gewehr und Hand-
granate werden die Franzosen, die das Kernwerk erstiegen hatten, ver-
trieben oder erschlagen. Um die Zwischenraumstreichen entspinnen sich
harte Kämpfe. Ihre Scharten waren völlig zerschossen, ihre Maschinen-
gewehre feuern ohne Deckung. Mit Handgranaten bekämpft sie der Feind.
In der östlichen Raumstreiche wird die Bedienung mitsamt dem M.G. außer
Gefecht gesetzt. Lt. Schmidt, 1. M.G.K./192, springt herbei und baut
ein neues M.G. auf. Der Gefr. Kunitz bedient es, bis ein Gewehrschuß
ihn niederstreckt. Nur Handgranaten verhindern schließlich noch die Fran-
zosen am Eindringen. Ganz ähnlich spielt sich der Kampf um die westliche
Raumstreiche ab, wo Lt. d. R. Kirchhoff, M.G.K./158, und seine
Mannschaft den Feind in Schach halten.
Die den Kehlgraben durchschreitenden Franzosen beschoß die Besatzung
der Kehlgrabenstreiche mit ihrer Revolverkanone und einem M.G. Was
übrig blieb, erlag dem Einzelfeuer aus der Kehlkaserne. Dort drängten sich
hinter Scharten und in den Eingängen die Mannschaften um die Plätze,
von wo sie den Feind beschießen konnten. An der Abwehr hatte ferner der
leichte Minenwerfer des Forts wesentlichen Anteil. Lt. d. R. I a e g e l
feuerte seine Minen, bis der Gegner auf 50 m heran war.
Gegen 12'° nachm. endete der erste Teil des blutigen Ringens. Der
Feind wich zurück. Doch gab er das Spiel noch nicht auf. Um 1° nachm.
stürmten frische Kräfte heran. Abermals empfing sie mörderisches Feuer.
Wieder drangen sie ohne Rücksicht auf Verluste bis an den Fortgraben.
Zwei Stunden tobte sin erbitterter Kampf, bis er gegen 3° nachm. mit
regelloser Flucht der Franzosen endete.
4S0 nachm. füllten sich die feindlichen Gräben trotzdem wieder. Aber
alle Angriffsgelüste unterdrückte das deutsche Artillerie-Sperrfeuer. Jetzt
erst hatte der Feind genug. Am Fort Baux hatte er auf Granit gebissen.
Der Anblick des Angriffsfeldes allein genügte, den Feind von ferneren
Vorstößen abzuschrecken. So weit das Auge reichte, war das Vorgelände
Äer Feste über und über mit Leichen bedeckt, überall lagen in den Granat-
trichtern und auf ihren Rändern bewegungslos blaue Gestalten. Der Blick
216
Vorläufiger Abschluß der Oktoberschlacht.
streifte wohl 800 Tote. Was sonst in Deckungen und Löchern sich verbarg,
war nicht festzustellen. Ebensowenig, was verwundet davongekommen.
Ganz unverwundet entrannen dem Gemetzel sicher nur wenige. Die in die
Fortgräben Eingedrungenen, soweit sie nicht getötet wurden, ergaben sich.
Noch am anderen Morgen wurden in Trümmern versteckte Franzosen ge-
fangen.
Die Verluste der Fortbesatzung waren verhältnismäßig gering, nur
bei 1. und 2./192 schwer. Der 24.und 25.10. kostete die an der Ver-
teidigung des Forts unmittelbar beteiligten Verbände (ungerechnet die
Kompagnien des II./53) insgesamt 40 Tote, 120 Verwundete, darunter
von der 1. und 2./192 allein 14 Tote, 71 Verwundete und 6 Vermißte.
Mit großer Aufopferung hatte I)r. Zschau, der den Sanitätsdienst im
Fort versah, bis 8« abds. ohne anderweitige ärztliche Hilfe 85 Verwundete
versorgt. Die Leichtverletzten wurden durch Trägerkolonnen und Gefangene
in der nächsten Nacht abbefördert, die Schwerverletzten in den folgenden
Nächten durch Kommandos der San.Kpn. 50 und 2./XQ.
Am 26. morgens schien ein neuer Angriff der Franzosen bevorzustehen.
Man sah vom Fort aus französische Abteilungen in die Damloup-Schlucht
hinabsteigen. Das Artillerie-Sperrfeuer genügte diesmal, um dem Feind
seine Angriffsgedanken auszutreiben.
Groß war der Jubel, als am Nachmittage des 26. ein Fernspruch des
Armee-Oberbefehlshabers, des K r o n p r i n z e n, eintraf, der den tapferen
Verteidigern des Forts Lob und Anerkennung zollte. Hurrarufe erschallten.
„Jetzt können sie noch einmal kommen!" riefen die ganz übermütig Ge-
wordenen. Aber der Franzose kam nicht. Er hatte vorerst genug.
Mit dem vergeblichen Ansturm des Feindes im Fumin und gegen
Fort Vaux fand die Oktoberschlacht vor Verdun ihren vorläufigen Abschluß.
Den Haupterfolg hatte der Franzose westlich der Souville-Schlucht ein-
geheimst, wo er mit verhältnismäßig geringen Opfern Thiaumont, den
Chapitre, Fort Douaumont und den Caillette-Wald wiedergewonnen
hatte*). Hier ging in wenigen Stunden verloren, was deutsche Truppen
in monatelangen Kämpfen errungen hatten. Um so mehr hatte der Feind
östlich der Souville-Schlucht geblutet, wo die 33. R.D. und die 50. I.D.
sich in ihrer zweiten Linie behaupteten. Unvergleichlich viel mehr als der
Deutsche hat der Franzose in dieser Schlacht um Fort Vaux gelitten.
Der Division Lardemelle, die am 24. ihre Kräfte bereits völlig ver--
ausgabt hatte, mußten für den Angriff auf das Fort Truppen der m
*) Diese Vorgänge werden in Band IS der Schriftfolge, dem 3. Teil dec
.Tragödie von Verdun", geschildert werden.
Truppen- und Munitionseinsatz der Franzosen.
217
Reserve liegenden 63. I.D. (Andlauer) zur Verfügung gestellt werden.
Am Vormittag des 25. griffen an: des Forts Südfront IV./216, die West-
front VI./216, die Nordfront YI./333. Am Nachmittag wurden Teile der
franz. J.R. 298und 305 eingesetzt. Nach 28stündigem Kampf waren auf
einem Raum von WO m Tiefe zwei französische Divisionen in ihrem Ge-
fechtswert so gesunken, daß sie vom 26. ab nur noch Gewehr bei Fuß
die weitere Entwicklung der Dinge abwarteten.
Die deutsche 50. I.D. des Generals v. Engelbrechten rechnet
mit Recht die Oktoberschlacht auf dem Vaux-Berg und dem Laus6e-Rücken
zu ihren größten Ehrentagen. Was hier Preußen und Sachsen unter den
denkbar schwersten Verhältnissen gegen einen an Zahl und Kampfwert der
Infanterie und Artillerie*) bedeutend überlegenen Feind, an Mannesmut
und Heidentum geleistet haben, gehört zu den glänzendsten Waffentaten
des Weltkrieges.
5. Die Räumung des Forts.
1. bis 2. November.
In den Tagen vom 27. bis zum 31. Oktober blieb die beiderseitige
Kampftätigkeit in der Gegend von Vaux verhältnismäßig gering. Den
Hardaumont sicherten am 25. im Abschnitt der 33. R.D. nur die drei Kom-
pagnien des III./364 in den drei südlichen Werken. Als die Erkundung
ergab, daß der Feind in der Briten-Schlucht stehengeblieben war, besetzten
diese drei Kompagnien am Abend des 25. zwischen Hardaumont-West und
Vriten-Schlucht gelegene Gräben. Den leeren Raum zwischen Zickzack-
Graben und Vaux-Tal füllten erst am 26. früh 2. und 3./364. Alle fünf
Kompagnien unterstanden dem Major Rudolph, J.R. 364.
Das in R«he liegende R.J.R. 130 besetzte am 25. abds. mit dem II.
die Hardaumont-Werke, das I. rückte als Reserve nach der Süd- und
Mittel-Schlucht. Der Kommandeur des R.I.R. 130, Major Sollet,
übernahm am 26. den Befehl im Hardaumont-Abschnitt, in dem auch
?./Leib-Gren. 8 (von der 5. I.D.) vorübergehend Verwendung fand.
*)In „Jules Poirer, La bataille
Chiron, Editrur)finden sich Angaben über den Munitionsaufwand der Fran-
zofen, der zur Vorbereitung des Angriffs diente. Aus schweren Mörsern wurden
gegen Fort Vau; abgegeben: Von 40 cm — 22 Schuß, von 37 cm — 122. von
28 cm — 141, von 27 cm = 116 Schutz. Für die ganze Schlachtfront wurden im
Vorbereitungsfeuer abgegeben insgesamt 790 200 Schutz: davon 7,5 cm —
504 000, 15,5 cm — 107 000 Schutz: das übrige verteilt sich auf Kaliber 8
bis 22 cm.
218
Ablösungen und Truppenverschiebungen,
Den tapferen Fuminverteidigern winkte endlich Erlösung; sie waren
Völlig am Ende ihrer Kraft. Die 33. R.D. wurde vom 28.10. an durch die
21. R.D. abgelöst. Vom 30. ab standen auf dem Fumin I. und III./R. 88
unter Oberstlt. Stoltz auf demselben Boden, auf dem sie im Sommer
so erfolgreich gekämpft hatten. Die Hardaumont-Stellung übernahm am
30. abds. das R.J.R, 80.
Die 50. I.D., deren Lücken durch Bataillone der 19. Ers.Div. auf-
gefüllt waren, setzte nach Möglichkeit die am wenigsten mitgenommenen
Verbände vorn ein. Auf dem Vaux-Berge löste III./192, Hptm. Leh-
ritter, die 5.und 6./53 sowie 1. und 2./192 in der Nacht vom 2S./26. ab.
Am 28. trat II./Ers.J.R. 23, Major d. R. Le u th o ld, an Stelle des
III./192, und wurde am 30. abds. wiederum durch II./245, Hptm. d. L.
Ackermann, abgelöst. Beiderseits des Forts konnten sich die Deckungs-
Kompagnien bei Tage wegen des starken Artilleriefeuers nicht halten. Sie
ließen nur einen Postenschleier draußen und traten im übrigen im Fort
unter. Den Abschnitt Weinberg sicherte das III./Erf. 24,dessen Führung
für den verwundeten Hptm. Heitsch am 31.10. Hptm. d. R. Schmidt
übernahm*).
Die Truppen hatten in den letzten Oktobertagen durchweg sehr unter
der nassen Witterung zu leiden. Regengüsse verwandelten den Erdboden
in unergründlichen Schlamm. Viele sächsische Kommißstiefel blieben im
Vaux-Berge stecken. In dem morastigen Lehmboden versackte rettungslos,
was an Waffen, Gepäck und Gerät in ihn hineingeriet. Einzelne Leute,
die in schlammgefüllte Granattrichter fielen, konnten nur mit Hilfe von
Kameraden gerettet werden.
Als die veränderte Kampflage die Artillerie zwang, mit Teilen
Stellungswechsel nach rückwärts zu machen, waren die Geschütze in dem
schlammigen Boden kaum zu bewegen. Die Bergung der Munition aus
den verlassenen Feuerstellungen erwies sich größtenteils als unmöglich.
Hinter der vorderen Linie der 50. I.D. wurde eifrig an dem Ausbau
einer zweiten Stellung gearbeitet. Diese schloß im Vaux-Tal an den
*) Gliederung des Abschnittes der 50. I.D. vom 26.10. ab:
Abschnitt Vaux-Berg: Oberst Conrad mit I.R. 192, H./Ers.I.R. 23.
1. R./Pi. 22, Pi.K. 99;
Abschnitt Weinberg: Major W a s s e r f a l l mit Füs.R. 39, M./Ers.J.R.
24, Pi.K. 100;
Abschnitt 251: Major Kühl mit I.R. 158, 4./Pi. 22.
Brigade-Reserve: Bahndamm bei La Plume Fe. St. I., 3. u. 4./192.
Divisions-Reserve: Gouraincourt I./Ers.J.R. 24.
Der Befehl zur Räumung des Forts Vaux.
219
Hardaumont an, lief am Damm der Bahn Baux-Damloup entlang und
weiter über Höhe 251 nach der Feuilla-Höhe. Als dritte Stellung diente
die schon im Laufe des Sommers entstandene Riegelstellung auf dem
Höhenrücken westlich Dieppe und dem Hügelgelände südlich dieses Ortes
sowie am Nobras-Walde. Fort Vaux blieb jedoch der Brennpunkt, in dem
'sich die Erwartungen und Anstrengungen beider Gegner trafen.
Am 29. Oktober wurde ein Gefangener eingebracht, der aussagte, daß
die Franzosen eine frische Division, die 22. I.D., herangebracht hätten, die
bei günstiger Witterung das Fort Vaux von neuem angreifen sollte. Am
30. und 31.10. nahmen denn auch mehrere feindliche Batterien schwersten
Kalibers mit Fliegerleitung das Fort unter zusammengefaßtes Feuer. Die
Ästliche Zwischenraumstreiche wurde gänzlich zertrümmert. Damit war
.bte wichtigste, gegen die Damloup-Schlucht wirkende M.G.Stellung der
Feste ausgeschaltet.
Der Vaux-Berg und die Fumin-Stellung ragten balkonartig aus der
durch die französische Offensive am 24. entstandenen deutschen Front her-
aus. Angesichts der Ubermacht des Feindes, vornehmlich seiner Artillerie,
und unter Berücksichtigung der verminderten Gefechtskraft der eigenen
Truppen stand die deutsche Führung vor der Frage, ob diese vorgeschobenen
Stellungen gehalten werden konnten. Pflichtgemäß mußte sie dies ver-
neinen. So kam es zu dem, den Baux-Kämpfern natürlich zunächst un-
faßbar erscheinenden Entschluß:
„Es war am 1. November", berichtete Lt. d. R. K i n d e r v a t e r (Ord.Offz.
lI./Fa. 100), „als im Abteilungs-Gefechtsstand das Telephon klingelte: „Sofort
sin Offizier zum Empfang eines wichtigen Befehls zur Brigade!" — Ich ritt ab.
Im Brigade-Gefechtsstand im Litzmann-Wald viele Offiziere. Der Brigade-
Kommandeur begrüßte uns kurz und teilte mit: „Heute Nacht wird der Fumin,
der Vaux-Berg bis zum Bahndamm, einschließlich des Forts Vaux, geräumt.
Bitte schreiben Sie!" — Es folgten die Ausführungsbefehle. —
Das also war es: Fort Vaux räumen!
Der Vaux-Berg, vor dem wir vom April bis Juni gelitten; das Fort,
das unsere Infanterie dann genommen, nach dem wir manchesmal zum Schie-
ßen gewandert, in dessen Kasematten wir Offiziere in 14tägigem Wechsel als
Artillerie-Verbindungsoffiziere gute und böse Stunden verlebt; der Vaux-Berg,
mit dem wir acht Monate eng verbunden waren, der zu uns zu gehören schien
wie der Exerzierplatz zur heimatlichen Garnison: dieser Berg, dieses Fort, be-
zwungen von der 50. I.D., sollte heute Nacht von derselben 50. I.D. geräumt
werden?!
Ein unbeschreibliches Gefühl tiefster Beklommenheit, grausigen Entsetzens
und namenloser Trauer bemächtigte sich unser, als wir die Worte hörten. Einer
der trübsten Augenblicke der Kriegszeit I Aufheulen konnte man im Gedenken
220
Sprengung der wichtigsten Anlagen des Forts.
an die zahllosen Toten, die in Amel, Senon, Gincrey und Morgemoulin auf
den großen Friedhöfen lagen, an die Tausende und Abertausende, die auf dem
Vaux-Berg in Schlamm und Dreck den letzten Schlaf schliefen.
Ganz benommen strebte ich in scharfem Trabe nach Mogeville zurück, wo
im Abteilungs-Gefechtsstand die niederschmetternde Nachricht an die oersammel-
ten Batterieführer verkündet wurde."
Die Leitung der Rückzugsbewegung wurde dem Genmaj. v. Engel-
b r e ch t e n übertragen, dem hierfür auch der Fumin-Abschnitt unterstellt
wurde. Es sollten am 1.11. abends räumen: R.J.R. 88 den Fumin um
8° abds., II./245 und III./Ers. 24 die Stellungen des Baux-Berges um
10» abds., die Fortbesatzung das Werk selbst nach Mitternacht.
Hptm. Rosencrantz, Pi.K. 100, sollte das Fortinnere, soweit
möglich, zerstören. Vier Autos hatten dazu bereits am 31. abends das
Sprengkommando mit Munition und Gerät nach Dieppe geschafft. Jeder
Mann nahm seine Last in Empfang, und die letzte deutsche Abteilung
machte sich nach Fort Vaux auf den Weg. 6™ morg. waren die Pioniere
zur Stelle. Hptm. Rosencrantz übergab dem Fort-Kommandanten,
Oblt. B e l l m a n n, den schriftlichen Dioisions-Befehl. Dann gingen die
Pi.K. 100 und der im Fort liegende Zug der 2. R./Pi. 22 an die Arbeit.
Während das Fort unter dem Einschlag schwerster Granaten erbebte,
wurden die Sprengungen*) vorbereitet.
Der Franzose setzte die Beschießung der Feste auch am 1.11. fort.
3" nachm. wurde der Mittelhohlgang durchschlagen und mehrere Leute der
Besatzung verschüttet. Es gelang zwar, sie bis auf einen lebend aus den
Trümmern zu befreien, jedoch wurden durch diesen Zwischenfall die
Arbeiten am Geschütz-Panzerturm längere Zeit unterbrochen und konnten
erst am 2.11. in der ersten Morgenstunde beendet werden.
Als 8« abds. der Kommandant die bevorstehende Räumung bekannt
gab, wurde allgemeines Bedauern laut. Mit dem Fort, das allen Stürmen
getrotzt, fühlte sich jeder Mann der Besatzung verwachsen. Zum Schluß
wurden die Borräte an Wasser und Proviant verteilt, der Rest der Wasser-
flaschen zerschlagen, Leucht- und Signalpatronen unbrauchbar gemacht. Die
*) Ladungen wurden angebracht: in den drei Panzertürmen, in den beiden
Hohlgängen zu den Zwischenraumstreichen, im östlichen und westlichen Hohl-
gang, in zwei Munitionsräumen, sowie im Eingang des unvollendet gebliebenen
Tunnels. Im ganzen waren zehn Sprengungen, teils elektrisch, teils mittels
Zündschnur zu zünden. Außer der mitgebrachten Sprengmunition wurde auch
der im Fort lagernde Handgranatenvorrat oerarbeitet. Die Ladungen be-
trugen durchschnittlich je 6» kg, die des Geschütz-Panzerturms 80 kg, im ganzen
rd. 800 kg.
Der Abmarsch der Fortbesatzung.
221
Revolverkanone der Kehlgrabenstreiche, die noch am 25.10. so gute Dienste
geleistet, wurde gesprengt.
Am 2.11., 12»» morg., begann der Abmarsch der Besatzung. Um 1°
war die Räumung beendet. 1»" erfolgte als erste Sprengung die des west-
lichen Panzerturms durch den Kommandanten persönlich. Einig« Minuten
später flog der Geschütz-Panzerturm in die Luft, gezündet von Hptm.
Rosencrantz. Es folgten die Ladungen in den Hohlgängen und
Munitionsräumen. Die Sprengungen hatten gute Wirkung. Starke Er-
schütterungen durchbebten das Fort: noch auf 50 bis 60 m von der Spreng-
stelle stürzte das durch die anhaltende Beschießung zermürbte Mauerwerk
ein. Nach elektrischer Zündung der letzten Ladung, der des östlichen Panzer-
turms, verlieb der Sprengtrupp am 2.11. um 2° früh das Fort; als letzter
folgte der Kommandant.
16 Tage lang hatte Oblt. Bellmann mit Umsicht und Tatkraft die
Verteidigung des Forts geleitet, 16 Tage, die schwersten, die Fort Vaux
in deutscher Hand zu bestehen hatte. Ihm und seinen Helfern, den Pionieren
des Lt. d. R. M e n d h e i m, dem Festungsbau-Feldw. K u l l e, den
Artillerie-Beobachtern und all den anderen, die der Dienst längere Zeit
an das Werk fesselte, war das Fort Inhalt ihrer Arbeit, ihrer Gedanken,
die Stätte treuester Pflichterfüllung. Ja, dieses elende, geborstene, zer-
fallene Mauerwerk war ein Stück ihres Selbst geworden, war ihnen ans
Herz gewachsen. Als sich die Abziehenden draußen nochmals umwendeten,
waren die Flankentürme verschwunden und die Kuppel des Geschütz-
Panzerturms lag, den Wall herabgeschleudert, im Graben. Rauchschwaden
quollen aus dem Trümerhaufen; tief drinnen schwelte der Brand.
Gleichzeitig mit der Fortbesatzung räumte auch II./245, das beider-
seits der Feste seit dem 30.10. abends die Stellung gehalten hatte, den
Vaux-Berg. Das Bataillon beließ in den Gräben starke Patrouillen, die
durch eifriges Abschießen von Leuchtpatronen dem Feinde eine unver-
änderte Besetzung vortäuschen sollten. Diese Abteilung, etwa 40 Mann
unter Lt. Feige und B.F. F i ck e r t, 8./245, erfüllte ihre Ausgabe
ausgezeichnet. Als der Tag graute, verließen auch sie als die letzten Deut-
sehen den Vaux-Berg.
-
vir.
Atterseelen.
2. November 1916.
/^inen ganzen Tag lang war das Fort leer*). Zwischen dem Abgang
der Deutschen und dem Einzug der Franzosen gehörte Fort Vaux den
Toten. Dieser Tag, das Schicksal hatte es so gefügt, war der Tag „Aller-
seelen".
„Ein Tag im Jahre ist den Toten frei!" (H. v. Gilm.)
In den Gängen und Kasematten, in den Gräben vereinen sich die
Geister der Gefallenen. Sie ordnen sich nach Regimentern: Die vom
R.J.R.6, R.J.R. 19 und R.J.R. 37, die in Frost und Schnee beim Sturm
dahinsanken; die von R.J.R. 98, J.R. 155, Füs.R. 37, Res.Jäg. 5, die
am Hange des Berges zu Winters Ausgang die Wacht hielten; die von
R.J.R. 7 und J.R. 69, die an seinem Fuße im kalten April endeten; die
lange Reihe der Toten der 59. I.D., die die Nr. 39, 53 und 158 trugen,
die von J.R. 126, 143, 132, 172, die von bayr. R.J.R. 15, die im nassen
Frühjahr, in des Sommers Hitze und in kühlen Herbstnächten hier litten
und starben: die von J.R. 195 und 192, von 245 und Ers. 23, noch um-
braust von den letzten Stürmen auf dem Daux-Berg; und alle diese mit
ihren treuen Kameraden, den Pionieren. Die da um die Trümmer
schwebten und wogten, waren unsere Brüder, waren Söhne aller deutschen
Gaue: Ostpreußen, Schlesier, Posener, Brandenburger, von der Wasser-
*) Nach H. Bordeaux betrat die erste französische Patrouille das Fort
am 3.11. in der ersten Morgenstunde.
Das Endergebnis.
22®
kante, Westfalen, Rheinländer, Württemberger, Bayern, Sachjen, Elsässer.
Welcher deutsche Stamm hat nicht auf dem Berg seine Vertreter gehabt?
Welches deutschen Landes Kinder gehörten nicht zu den Toten um Fort
Vaux?
Als am Allerseelen-Tage da oben eine schwarze Rauchfahne schräg
gegen den grauen Novemberhimmel stieg, erschien der Berg wie ein antiker
Altar, auf dem zum Gedächtnis der Gefallenen ein Opferfeuer brannte
Das Fort, das noch fortgesetzt von Explosionen in seinem Innern zuckte,
schien zu erbeben vor Trauer und Leid, daß all die Tausende, all das
blühende Leben umsonst vertan waren.
Und die Lebenden, die Tausende, die oben auf dem Hardaumont und
unten in der Woövre, in Gräben und Trichtern, als eine große Opfer-
gemeinde lagerten, starrten brennenden Auges zum rauchenden Fort. Zu
ihren Häupten geistert« bleich und blutig der lange Zug der toten, selb-
grauen Brüder. Und sie fragten: Warum, warum?? Und fanden in ihrer
Herzensbekümmernis meist keine Antwort. —
Di« Erkenntnis von dem Endergebnis der riesigen, achtmonatigen
Kämpfe um Baux wirkt erschütternd. Der verbleibende gering« Gelände-
gewinn, der zudem in den Dezemberkämpfen meist auch noch verlorenging,
stand wahrlich in keinem Verhältnis zu den furchtbaren Verlusten. Wenn
auch die Franzosen noch mehr geblutet hatten als die deutschen Truppen,
so konnten sie diesen Aderlaß doch eher vertragen. Die Überlegenheit an
Zahl und Kampfkraft blieb stets auf ihrer Seit«, während die wenigen
deutschen Divisionen zur Schlacke ausbrannten und Geist und Zuversicht
der Truppe schweren, nachhaltigen Schaden litten. Die Erkenntnis, daß
alles Heldentum umsonst vertan, war ein fressender Wurm am Mark des
deutschen Heeres und Volkes.
Auch heute noch ist der Abstand von jener Leidenszeit zu gering. Noch
gehen Millionen in der Irre in Erinnerung an die vergeblichen Opfer und
die grenzenlose Enttäuschung, die sie erlebten. Jahre müssen noch vergehen:
linder muß der Schmerz werden. Opfertat und Heldentum, die Verkörpe-
rung einer höheren Idee, werden Kleinmut und Niedrigkeit überwinden,
werden Glauben und Zuversicht und Stolz auf die großartigen Taten
unseres Volkes wecken. Wird Erlebnis und Leiden der Toten von Vaux
zu unser aller Erlebnis, dann wird das verronnene Blut doch nicht ver-»
gebens vergossen sein.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
l. Aorl Vaux im Mittelpunkt der Zermürbungsschlachk.
1.Hoffnungen und Enttäuschungen
V. R.K. vom 27. Februar bis 7. März 1916........ 5
2. D i e Sturmversuche der 6. I.D. und 9. R.D. am 8. und
9. März.....................11
3. Eine Fehlmeldung...............34
4. Vergebliche Sturmversuche der 6. I.D. und 9. N.D.
am 10. März...................43
IL Die Versuche, in der Nachbarschaft des Jorks Gelände zu gewinnen»
1. Die Kämpfe der 121. I.D. vom 17.—19. März. . . . . 53
2. Führersorgen......................54
3. D i e Erfolge der 121. I.D. vom 31. März bis 2. April 63
4. D e r E i n s a tz d e r 1. u n d 50. J.D........... . 68
5. Französische Gegenschläge im Mai.......75
Hl. Die Bezwingung des Forts.
1. Die Vorbedingungen für den Sturm werden er-
füllt
1. I.D. am 1. Juni.................82
2. Vom Eindringen in das Fort bis zur Kapitula-
tion der Besatzung
50. I.D. vom 2. bis 7. Juni..............89
3. Französische Wiedereroberungsversuche
50. I.D. am 8. und 9. Juni..............118
4. Damloup und Damloup-Rücken
Gren.Negt. 3 vom 2. bis 4. Juni.............124
5. Das Ringen westlich des Forts
1. I.D. vom 2. bis 8. Juni...............128
6. Der Heeresbericht vom 7. Juni.........140
IV. Die beiderseitige Zermürbung.
1. Die erste Sommerschlacht
1. und 50. I.D. vom 21. bis 23. Juni...........144
2. Die zweite Sommerschlacht
1. und 50. I.D. vom 3. bis 11. Juli............155
3. D i e dritte Sommerschlacht
G.Ers.D., 21. R.D. und 50. I.D. vom 1. bis 5. August.....165
Verdun 1916. II. Teil 15
226
Seite
V. Die Franzosen in der Vorhand.
1. Die Kämpfe im ChapiLre - und Berg-Wald
21. R.D. und 50. I.D. am 18. August...........174
2. Der Kampf um den „S o u v i l l e - S a ck" und um den
Montagne-Rücken
14. bayer. I.D. und 33. R.D. vom 3. bis 13. und 50. I.D. vom
4. bis 6. September.................176
3. D i e Lage der Deutschen im Frühherbst
Mitte September bis Mitte Oktober 1916....... ... 180
VI. Der große französische Gegenschlag.
1. Der Auftakt
21. bis 24. Oktober vormittags..............185
2. Das Unwetter bricht los
33. R.D. und 50. I.D. am 24. Oktober...........188
3. Deutsche Gegenmaßnahmen...........207
4. FortVauxwiederumderBrennpunktdesKampfes
25. bis 26. Oktober.................210
5. D i e Räumung des Forts
1. bis 2. November..................217
VII. Allerseelen .....................222
Anlage 1 — Kriegsgliederungen.
Vorderseite:
la. V. R.K. am 16.3.16 (mit 9. N.D., 10. R.D. und 121. I.D.)
Id. V. R.K. am 20.4.16 (mit 1. und 50. I.D.)
1c. XV. A.K. Ende Mai (ausschl. 50. I.D.)
Icl. XVIII. R.K. am 1.8.16 (mit G.E.D. und 21. R.D.)
le. XVIII. R.K. am 1.9.16 (mit 14. bayer. I.D. und 33. R.D.).
Rückseite:
1k. Schwere Artillerie des V. R.K. am 29.2.16
lg. Schwere Artillerie des XV. A.K. am 18.3.16
Iii. Schwere Artillerie des XV. A.K. am 28.5.16
Ii. Schwere Artillerie des XVIII. R.K. am 14.9.16
lk. Schwere Artillerie des XV. A.K. am 15.9.16
II. Gliederung der Gruppe Bansi am 19.4.16 (vgl. Text, S. 75)
Im. Batteriezeichen.
Verzeichnis der Kartenbeilagen.
Karte 1: Kampfgelände um Fort Vaux in der Zeit vom März bis
November 1916. 1:7500
Skizze 1: Fort Vaux, Grundriß und Querschnitt. 1:750
Skizze 2: JWerk R 1
Skizze3: Steinbruch bei 579 „Die Hölle". 1:500.
Verzeichnis bet Abbildungen.
Tafel I, Vorderseite: Fliegeraufnahmen
oben: Fort Vaux Anfang April 1916
unten: Fort Vaux Ende Mai 1916.
Rückseite:
oben: Haupteingang des Fort Vaux nach schwerer deutscher Be-
schießung
unten: Fliegeraufnahme Dorf und Fort Vaux am 21.3.16.
Tafel II, Vorderseite:
oben: Fort Vaux, Nordostecke, Mitte April 1916
unten: Die Besatzung des Forts nach der Kapitulation, 7.6.16.
Rückseite:
oben und unten: Faksimile der Kapitulationsverhandlungen am
7.6.16.
Tafel IH, Vorderseite:
oben: Fort Vaux, Ausgang des westlichen Hohlganges nach dem
Forthof.
unten: Fort Vaux, westliche Zwischenraumstreiche und Südteil des
westlichen Flankengrabens.
Rückseite:
oben: Fort Vaux, Frontgraben.
unten: Blick auf die Kehlseite des Fort Vaux von dem Nordteil des
Berg-Waldes aus.
Tafel IV, Vorderseite:
oben: Fort Vaux, Südostteil \ 99ini«
unten: Fort Vaux, Nordostfront J am
Rückseite: Nach dem Kriege
oben: Fort Vaux, Südwestteil
unten: Blick vom Vaux-Berg auf Dorf Vaux, Hardaumont und
Nord-Süd-Schlucht.
la. V. Reserve-Korps am 16.3.1916.
Kommand. General: Gen. d. Inf. v. Gündell. — Chef des Gen.St.: Major Äafse.
Kdr. d. Pi.: Oberst v. Äeld (RegtS.St. Pi. 20)
Stabsoffz. d. Fußa.: Oberstlt. Banst (St. Res.Fußa. 10).
Kriegsgliederunge».
9. Res.Div.
Kdr : Gen. d Inf. v Guretzky-Coniitz
Gen.St Offz.: Hptm. Sichting
18. Res.J nf.Brig.: Genmaj. Glahn
R.J.N. 6: Oberstlt. v Gersdorff
R.J.R. 19: Oberstlt. Smalian
R.J.R. 93: Major Kloebe
R.Jäg. 5: Hptm. v. Brandt
R.Drag R. 3 — 3 Eskdrs.
L,R.Fa.R. 9*): ^viajor v. Roon
B. A.K.Zug 35, 406
•) (W.St. ii. II./R.ga.R. 9 bei XV. A.K.)
St. II./Pi. 30: Ma>or Hüger
4.. 5., 6.,Pt. 30. 1. R./Pi. 5
M.W.K. 209, l. Sch.Zg. 24
R.San.K. 19, R.Div.Br.Tr. 9
Zugeteilt: I./Fa. 225
Et.K.K 62
3./Arm.Btl.8, 2. Arm Btl.32
10. Res.Div.
Kdr.: Gen. d. Inf. v. Bahrfeldt
Gen.St.Offz.: Hptm. Frank
77. Jnf.Brig. Genmaj. v. Dewitz
Füj.R. v. Steinmetz (Nr. 37):
Oberstlt. Grogmann
J.R. 155: Oberstlt. Preusker
R.J.R. 37 (mit HL/R. 61): Major
v. Kuczkowski
R.Ul.R. 6 — 3 Eskdrs.
R.Fa.R. 10: Oberstlt. Wmkler
St. II /Pi. 13: Hptm. Winkelmann
3., 4.. 6., 2. R./Pi. 18
M.W.K. 210, l. Sch.Zg. 39
R.San K. 5, R.Div.Br.Tr. 10
Zugeteilt: 16. u. R.K. III.,
(Flammenwerfer)
Pi K 285, 5./Ldst.Pi. VH. A.K.
G.San.K. 1
St. u. 3. Arin.Btl. 32, 1. u. 3./
Arm.Btl. 71
121. Inf.Div.
Kdr.: Genlt. Wagner
Gen.St.Ofsz. Hptm. v. Tapsen
241. Jnf.Brig. Genmaj. v. Eber-
Hardt
J.R. 60; Maior v. Bagenski
R.J.R. 7: Oberst v. Trockhausen
R.J.R. 56: Oberstlt. v. Westrell
Jag. z Pf. 12—2 Eskdrs.
Fa.R 241: Major Fruch (20.3.
schw. verw.), Major Ritgen
B.A.K.Zug 115
Pi K 241, 260
M.W.K. 121, Feldsch.Zug 241
K.San. 121
Zugeteilt: St. II./Pi. 20: Hptm.
Lindow
3., 1. R./Pi. 20
Lichtsign.Tr. 311
Kolonnen und Trains
Id. V. Reserve-Korps am 20. 4. 1916
Kommand. General, Chef d. Gen.St., Kdr. d. Pi.
wie am 16. 3. 16
50. Inf.Div.
Kdr.: Genmaj. v. Engelbrechten
Gen.St.Offz.: Major Adolph
100. Jnf.Brig.
Weber
Genmaj.
Füs.R. 39: Oberstlt. v. Gottberg
J.R. 63: Major v. Troilo
J.R. 158: Major Kühl
Radf.K. 60
I./Ul 16
50. Fa.Brig. — Oberst v. Frie-
deburg
Fa.R. 99: Major v. Weltzien
Fa R. 100: Major Graßhoff
Fußa.Btl. 50
Kdr. d. Pi.: Hptm. Winkelmann
Pi.Btl. Wtnkelmann (St. IL/Pi.18)
4., 6., 2. R.^lZt. 18, Pi..«. 100
Pi.Btl. Lindow (St. II. Pi. 20)
2., 3., 1. R./Pi. 20, Pi.K. 99,
3./Pi. 18
M.W.K. 60
Feldsch.Zg. 99. Dw.Br.Tr. 50
FernIpr.Doppelz. 50, Feldsign.Tr.
109, 110
San.K. 50
1. Inf.Div.
Kdr.: Genll. v. Conta
Gen.St.Offz.: Major Lyncker
1. Jnf.Brig. — Genma>.v. Wedel
Gren.R. 1: Major Lange
J.R. 41: Oberst Transfeldt
2. Jnf.Brig. — Genmai Paschen
Gren.R. 3.: Oberst Fr.tzdorfs
J.R. 43: Major Dorndors
3.,Hl. 8
1. Fa.Brig. — Oberst Dellwig
Fa.R. 16: Major v. Dewitz
Fa.R. 62: Oberstlt. Fol berg
Kdr. d. Pi.: Hprm. Lachner
Pi.Btl. Bomke (2. R./Pi. 27):
Pi.K. 271. 286, 2. R./Pi. 27
Pi.Btl. Hollatz (3./Pi. 1):
Pi.K. 282, 3./Pi. 1. 2. R./Pi. 16
M.W K. 1
Feldsch.Zg. 288, Dw.Br.Tr. 1
Fernspr. Doppelz. 1, Feldsign.Tr.
305. 306
San.K. 1 '/, Korps-K.K.
Kolonnen und Trains
lc. XV. Armee-Korps, Ende Mai 1916
Kommand. General: Gen. d. Inf. v. Deimling,
Chef des Gen.St.: Oberstlt. v. Pommer-Esche,
Kdr. d. Pi. Oberst Gundelach (Kdr. Pi.R. 18)
39 Inf.Div. Z0. Inf.Div.
Kdr.: Genlt. v. Bertrab
Gen.St.Offz.: Hptm. v. Schicksus
61. Jnf.Brig. — Oberst Eckermann
JR. 126: Oberst Glück
J.R. 132: Oberstlt. Frhr. Grote
J.R. 172: Oberst V. Rath
Kdr.: Genlt. v. Gontard
Gen.St.Offz.: Major v. Gösenitz
60.Jnf.Brig. - Oberst Frhr. Quadt-
Wykradt-Hüchlenbruck (bis 31.6.),
Genmaj. Kundt
J.R. 105: Oberstlt. v. Schmalz
J.R. 99: Major Bethcke
J.R. 143: Oberst Frhr. v. Dalwig
R.Hns.R. 8—3 Eskdrs.
39. Fa.Brig.: Oberst Gras v. Rin-
berg
Fa.R. 66: Oberstlt. Streuber
Fa.R. 30: Oberstlt. v. Lewinski
Kdr. d. Pi.: Hpim.Schicke!(I./Pi. 18>
2./I Pi.15, 3./I. Pi.15
1.R./M.18, 2./Pi.13
M W.K. 39, Dw.Br.Tr. 3S
Sch.Zg. 15
San.K. 2 xv.
30. Fa.Brig.: Oberst Flechlner
Fa.R. 51: Oberstlt. v. Griesheim
Fa.R. 34: Oberst Bleidorn
Kdr. d. Pi.: Hplm. Bartenstein
(L/Pt 15)
6./I Pi. 15, 5./Pi. 18
M.W.K. 30, Div.Br.Tr. 30
Sch.Zg. 289
San.K. 3 xv.
Außerdem unterstand Ende Mai dem XV. A.K. noch die 50. Inf.Div.
Kolonnen und Trains
16. XVIII. Reserve-Korps am 1.8.1916
Kommand. General: Gen. d. Inf. v. Steuben
Chef des Gen.St.: Oberstlt. v. Zitzewitz
21. Res.Div.
Kdr.: Genmaj. Briese
Gen.St.Offz.: Major Zimmermann
41.Res.Jns.Brig. Genmai. Moide
R.J R. 80: Oberst EggerSs
R.J.R. 37: Oberst Bering
42.Res.Jns.Brig.Genma, Gräser
R.J.R. 3l: Major v. Marcard
R.J.R. 83: Oberstlt. Stoltz
4./R. Drag. 4
R.Fa.R. 21: Oberiilt. Müller
Stabil /P. 11: Hplm. Rupprecht
4./PU1, 5./Pi.ll
1. L.Pi.K.,XVl!I. A.K.
M.W.K. 221, R.Di». Br.Tr. 21
R.Sch.Zg. 18
Fernspr. Doppelz. 21, Lichtsign.Tr.
131,132
R.San.K. 17
Garde-Erf.Div.
Kdr.: Genlt. z. D. v. Larisch
Gen.St.Offz.: Hptm. Schönheinz
Garde-Ers.Jns.Brig. — Oberst
Delius
6. G.J.R.: Oberstlt. V.Pomnier.Eschc
7. G.J.R.: Oberst v. d. Mülbe
5. Ers.Jns.Brig. Genlt.z.D.Fulda
J.R. 357: Oberstlt. Frhr. v. Seherr-
Thoß
J.R. 353: Oberstlt. Hoffmann
M.GSs.Tr. 153
5./2. G.Ul.
7. G.Fa.R.: Major v. Herff
Stab II./Pi. 20: Hpim. Lindow
G.Pi.K. 301, Pi.K. 302
7. G.M.K., M.W.K. 103
Dw.Br.Tr. 301, Sch.Zg. 292
Feldsign.Tr. 169, 170
San.K. 63
Kolonnen und Trains
t e. XVIII. Reserve-Korps am 1. 9. 1916
Kommand. General: 1 .
t. j tt>ie 1. 8. 1916
Chef d. Gen.St.
zz. Res.Div.
Kdr.: Genlt. Bausch
Gen.St.Offz.: Hpim. Ernst
66. Res.Jnf.Brig.— Genmaj. Leo
R.J.R. 67: Major Danz
R.J.R. 130: Major Collet
J.R. 364: Major Kerckhoff
M.G.Ss.Tr. 154
6./U!. 16.
R.Fa.R.33: Majore, d. Sode
Kdr. d. Pi.: Major Weber
(St III./Pi. 16)
1. Ers.Pi.K. 20, 1. ß.Pi.ffi. IY.8U
M.W.K. 233
Sch.Zg. 322
Kernspr.Doppelj.33,Feldsign.Tr.l57,
227
Fest.San.K. 1, Fest.San.K. 2,
Feldlaz. 6 V, Feldlaz. 11Y
14. bahr. Inf.Div.
Kdr.: Genniaj. Rauchenberger
Gen.St.Offz.: Hptm Sperz
8. b a y r. I n f.B ri g. — Oberst v. Reck
b. J.R. 4: Oberst v. Kleinhenz
b. J.R. 8: Oberst v. Rücker
b. J.R. 29*): Major Aschauer
•) Belirdend aus I. Bll. Ib. R.JSg. 1). II. Btt.
<IV./b. R.J.R. 4) u. III. Btl. (III.<pr.
R.J.R. 79)
4./bapr. Cliev. 8
bayr. Fa.R. 23"): Major Herrmann
>1 Zugil-ttt I./Fa.R. es
Kdr. d.Pi.: Hpim. Lindow (II., Pi.20i
1. R./Pi. 20, 2,/Pi. 20, 3./P!. 20
bayr. R.Pi.K. 11
bayr. M.W.K. 14. Dw.Br.Tr. 5 ui.s.
Sch.Zg. pr. 101
bayr. Fernfpr.Doppelz. 14, Feld-
sign.Tr. b. 40, b 41
bayr. San.K. 14
Kolonnen und Trains
Dem V. Reserve-Korps zugeteilte Armeetruppen (Stand v. 27.4.1916)
(nach einer Anlage zum K.T.B, de» V.R.K.).
S Mar.Masch.Gcsch.
Eckützengraben-Kan.Abt.
Ballon-Abw.Zg. 406
Ballon-Abw.Gesch. 41K
A.
bayr. Geb.Kan.Bttr. 10
Garde-San.K. 1
L.San.K. 13
L.San.K. 21.
B. Fußartillerie.
Fußa.Rgts.Stäbe: R.Fußa. 10, R.Fußa. 1, Fußa.5,
R.Fußa. 6. L.Fußa. 8. 2. bayr. Fußa., II./R.Fußa. 7
9 orn-Bttr 433
10 orn-Bttrn.: 4./R.Fußa.8, 5./R.Fußa.7,m./R.Fußa.20
mit 5. u. 6. Bttr., 4./R.Fußa.l8, Z./R.Fußa.l8, l./R.
Fußa. 16
12 ern-Bttt.: II./R.Fußa. 13
13 orn-Bttr.: 191,4./R. Fußa. 3
15 ern-Ka.Bttrn.: 13./R Fußa. 7, 323, 1./R.Fußa.l0 (U)
s.F.H.Btlrn.: 601, 653, 654 (ohne Rohrrücklauf)
IL/Fußa. 20 mit 1.. 2., 3. Bttr.
H./R.Fußa. 8 mit 5., 6., 8. Bttr.
Il./bayr. Fußa. 1 mit 6., 7.. 8. Bttr.
I./Fußa. 11 mit 1.. 3.. 4. Bttr.
8./R.Fußa.2, 7./R.Fußa.2
Mörser-Btttn.: I./Fußa.12 mit 1.. 2.. 3., 4. Bttr.
(21 cm) l./R.Fußa.9 mit 1. u. 2. Bttr.
IV./Fußa. 1 mit 11. u. 12. Bttr.
Kurze Mar.Kan.Bttrn.: 71, 7 2, M 5
(42 cm)
schw. Küsten-Mrs.Bttru.: ß 1, ß 3, ß 8
(30,5 cm)
Besp.Abt. 13. 3. Zug — bayr. Besp.Abt. 18. 1. u. 2. Zug
Park-Kompn.: III./Fußa. 2, 2. von II./Fußa. 17. 2. von
I./Fußa. 17, 2. von II./R.Fußa. 2, I./R.Fußa. 9.
I./R.Fußa. 15
Mastsernrohre 14, 126.
C. Pioniere.
II./Pi. 20 mit 2., 3., 1. R.
II./Pi. 30 mit 4., 5., 6. (bei Gruppe Ost)
II./Pi. 18 mit 4., 6., 2. R.
3., PI. 18. Pi.K. 282, Pi.K. 285, 2. R./Pi. 16, 3. R./Pi. 27
16./II1. Garde-Pi.Batl.
Pionter-Parkkompn.: Ldst.Pi.Pa.K.23,5. Ldst.P.K.VII. A.K.
M.W.Batl.IV.
v. Verkehrstruppcn.
Feldsign.Tr. 177, 311, 312, 313, 314, 321, 326
Vermeffungs-Abt. 3
Etapv.Kraitw.K. 62, 30;'/, Kav.Krastw.K. 33.
E. Flieger- »nd Luftschiffer-Formationen.
Artl.Fl.Abt. 207, Feld-Fl.Abt. 44 (gleichzeitig für X.R.K.)
Feldluftsch.Abt. 4.11.
F. Armierung«- «ud Arbeits-Bataillone,
Kriegsgefangenen-Formationen.
3./Arm.Bail. 3.2./Arm.Batl. 69. Arm.Batl. 71 (St.,1.,3.,4.),
Arm.Batl. 32 (St., 2., 3.), Straßenbau-Komp. 30, 58
4./Kriegsgef.Arb.Bat>. 31.
1k. Schwere Artillerie des V. Reserve-Korps (29.2.16).
(Smi. d. Fußa. Nr. 11: Gcnmaj. Ziethen
Brigade Neumann (St./R.Fußa.R. 1)
1. Regimen! Weiß (St./Futza.R. 5)
I./Fußa. 12 (Gottschalk)
1. 2. 3. 4.
A A A A
A A /v
I./R.Fußa. 9 (Kleinschmidtj
1. 2.
A A
II./R.Fußa. 7 (AnderSj
4./dl. 8 5./R. 7
1 i
4 2
s. Küst.Mrs.Bttr. 8
Kz.Mar.Kan.Bttr. 1
A
0)
T
2
II./R.Fußa. 8 (Gerner)
2. Regimen: Richter (St./R.Fußa.R. 6)
5.
A
O
6.
A
8.
A
II./Fußa. 20 (Bensieg)
6. 7. 8.
A
IV./Fußa. 1 (Müller)
11. 12.
A A
III./R.Fußa. 20 (LeziuS)
191. 6. 5.
i 1 1
Küst.Mrs.Bttr. 1 und 3
A A
Fußa.Bil. 27 (Walter)
1. 2. 3.
3. Regiment Fritze (St./L.Fußa.R. 8)
I./Fußa. 11 (Gleitz)
1. 3. 4.
2./Fußa. 17
M
1
Bttr. 622
R
1
I./2.G.Fußa. (Karlewski)
1. 2. 3. S./R. IL
I./R.Fußa. 16 (Banse)
1./R.10 3./R.3 4./R. 3
Iii
4. Regiment Kemmer (St./bayr. Fußa.R. 2)
Bat! Böhler
601 653 654
(> 0)
II./R Fußa. 16 (Coermann)
1./R. 16 4./R. 18 3./IR. 18
A
i i
KzMar.Kan.Bttr. 2
Außerdem: a) nicht in Feuerstellung (bei Regt. Wdfj):
Kz.Mar.Kan.Bttr. 3 s. Küst.Mrs.Bttr. 2
c) ohne Munition:
9./bayr. Fußa. 2
XX
4
(bei Regt. Fritze)
b) wegen zu großer Entfernung können nicht feuern:
6./bayr. Fußa. 2
A
(bei Regt. Richter)
ll./R.Fußa. 13
1
4
(bei Regt. Fritze)
13.R/.Fußa. 7
623
k
t 1
(bei Regt. Kemmer)
1 g. Schwere Artillerie des XV. Armee-Korps (18. 3. 16).
Gen. d. Fußa. Nr. 1: Oberst von Behrendt
Regiment Scheele (Oberstlt. Scheele, St./L.Fußa.R. 14)
Gruppe Hennemont
(Hptm. Boeckh, St. III./R Fußa. 3)
605 604 602 l./R 14 7./R. 16
/1.
O
&
Gruppe Montricel-Eognons
(Major Pohl, St. II./R Fußa. 14)
11,8.118 6./10 563 7./10
yK
i 1 I
Feldlustsch. Abt. 6
Ballon 12 d. Feldlustsch. Abt. 28
Regiment Rosenberger (Oberstlt. Rojenberger, St./bayr.R.Fußa.R. 3>
Gruppe Charrisre-Süd
(Hptm. Hintze, St. II./Fußa. 10)
5./10 322 365 '/.2./R. 12
1
Gruppe Charrisre-Nord
(Hptm. Seeliger, St II./R.Fußa. 18)
104 3./17 4./17 6./R.7 '/.2./R.12 190
BEB * .
t f § t i> <i
« A A A A A
Feldlustsch. Abt. 28 mit Ballon 11
Artl.Flieger-Zug 207 bayr. Fußa. Btls.St. 216. (Oberstlt v Sichlern)
Anl.Meßtr. Nr. 27 B.A.K. 75 Park-Kp. II./R. 18 549 Exner 5./R. 13
2. Zug Korps-Fernsp.A. 15 A /N
53 II
t
586 224
Der 30. I.D. zugeteilt: *
()
Der 39. I.D. zugeteilt:
4 4
2./E. 10 1./E. 10
f f
lh. Schwere Artillerie des XV. Armee-Korps (28.5.16)
Gen. d. Fußa. Nr. 8: «enmaj. Pohl.
Regiment Keller (Maj. Keller, St./L.Fußa.R. 10)
Gruppe Boeckh
(Hptm. Boeckh, St. III./R.Fußa. 3)
604
A
(»
1./R.14
3./bayr.
R 6
I i
Gruppe Kaiser
(Führer: Hptm. d. L. Sanders (3. bayr.L. 2) mit
St. II./R. Fußa. 14)
3 /bayr.
2./37 6./10 7./10 563 L.2 3./.H3
$ $ $ t f "f
jC /a /A XA /A
Feldlustsch.Abt. 28. Ballon 12
Regiment Rosenberger (Oberst Rosenberger, St./bayr. R.Fußa.R. 3)
Gruppe Hintze
(Hptm. Hintze, St. II./Fußa.R. 10)
5./10
322
365
1
2./12
A
von
549
A
llr
Schein-
stellung
Gruppe Schopp
Führer: (Hptm. Dannemann (bayr. Fußa.Btl. 216^
mit St. III./R.Fußa. 18)
2./bayr. von
104 3./17 4./17 586 L.2 190 549
RA RA B A A A A
^ R / v R ^ R ^
o 1 für
2 Schein-
stellung
Feldlustsch.Abt. 28, Ballon 11
Regiment Schmidt (Oberstlt. Schmidt, St./bayr. Fußa.R. 2)
Gruppe Grunert
(Maj. Grunert, St./Fußa.Btl. 50)
3./18 4./18 2./50 1./50
1 1 i i
Gruppe Lenßen
(Hptm. Lenßen, St. II./R.Fußa. 7)
654
653
A
o
601
Gruppe Monschaw
(Hptm. Ritter und Edler
v. Monschaw, St. III./Fußa. 7)
8.17 7./7
A A
Zur Berfg. d. Gen d. Fußa.: Artl.Meßtr. Nr. 27.
Flugzeuge d. bayr. Feidsl.Abt. VII2. Zug/Korps-Fernsp.Abt. 15.
Artl.Fliegerzug d. Artl.Fl.Abt. 207.
Zugeteilt: l^\
der 30. I.D.: 5./R.Fußa. 13 mit Geschützen der Bttr. 568) ()
Bttr. 549 mit Geschützen der Bttr. 224 (\ I
der 39. I.D.: Bttr. IM. 10 |b| und 2./E. 10
In rückwSrtigen Stellungen: 2x4 Geschützes ^ der Bttr. 549,
4 Geschütze (Jj] der ö./R.Fußa. 13.
Ii. Schwere Artillerie des XVIII. Reserve-Korps (14.9.16).
Gen. d. Fußa. 5: Oberst Neumann.
I.
A
1./Fußa. 112
2. 3.
A A
/\
4
4.
A
/V
4
! egiment Fritze (St./L. Fußa.R. 8.)
Il./bayr. Fußa. 1
2./17 8. 7.
A A
6.
I
4
I./Fußa. 4
2./L.14 4. 2.
XX
4
1.
A
! ruvPe Banse (St. I./R Fußa. 16»
Schwerstes Steilfeuer
ß8 T1
Schweres Flachfeuer
13./R. 7 4./R. 8
I I
St. II./R. Fußa. 7
653 652 290
f
Zugeteilt: '/a Feidluftich.Abl 4. fflrtl.Fl Abt. 207.
1 m. Batteriezeichen.
Feldkanone Leichte Feldhaubitze 9 om Kanons 10 om Kanons IOomK.04 IvomK. 14 Rufs. 10 vm K. 10 cm K. (Motor
7.7 cm 10,5 cm R
♦
t
Schwere 12 ein Kanone 13 om Kanone 15 om Ringkanone Lange 15 omKan. Schwere Feld Haubitze (15 ew) Schwere Feldhaubitze 02,15 vm
t !
Schwere Feldhaubitze 13.15 om 21 vm Mörser Mörser (21 cm) Schwerer Küstenmörser 30,5 om M
Kurze Marinekanone 42 cm (y) Kurze Marinekanone 14,42 cm (M) K.W.Geschütz 38 cm Feld-Luftschiffer-Abt. Flieger-Abt.
M
lk. Schwere Artillerie des XV. Armee-Korps (15.9.16.)
Gen. d. Fußa. 8: Gcnmaj. Pohl
Regiment Keller (Oberstlt. Keller, St./L. Fußa.R 10)
Gruppe Sander
(Hptm. Sander, 3./bpyr. L. 2)
293 288 */» 1-/L. 14 >/, 6./10
1 i
Gruppe Dannemann
(Hptm. Dannemann, St. IV./Fußa. 12)
'/-1-/R.9 6./10 7./10*) V. 1./L. 14 3./bayr. L. 2 5./R. 13") 224
A A
i i 1
XX
1
5./10
Regiment Martini (Major Martini, Fußa. R. St. 224)
Gruppe Hintze
(Hptm. Hintze, St. II./Fußa. 10)
654 322 4./17 364
A A M A
() T
4 4 A 4 A 4
Gruppe Tilling
(Hptm. Tllling, 2./L. Fußa. 2)
2./bayr. L. 2 3./17 6./R.7. bayr. 786
A MA A A
XX
l 1
A
Regiment Haase (Major Haase, St./bayr. R. Fußa. R. 3)
Gruppe Pieper
(Hptm. Pieper, St./Fußa.Btl. 50)
bahr. 786 719 1./50 2./50
A LA
Gruppe Kleinschmidt
(Major Kleinschmidt, St. I./R. Fußa. 9)
»/, l./R. 9 2./R. 9 5./R.7
1
4
Zugeteilt: Felvsl.Abl. 71 (Briey), 2 Flugzeuge d. Artl.Fl.Abt. 207 (Preutin>, '/, Feldluftfch.Abt.il wit 1 Ballon.
Der 30.1. D. zugeteilt: Bttr. 586 ^<j)^
*) z. Zt. in Ruhe. **) 3 Geschütze in rückwärtigen Stellungen. 4
IL Gliederung der schwere« Artillerie-Gruppe Baust») (19.4.16).
(Oberstlt. Banst, St./R.Fußa.R. 10 — Ges.St.: Höhe 310 nordöstl. Orne,.)
I./R.Fußa. S
Major Kleinschmidt
Regiment Weiß (St./Fußa.R5) — Gef.St.: Höhe 267 bei Gremilly.
I./Fußa. 12
Major Gottschalk
4. 3. 2. 1.
433 4./R.8 5./R.7 2./R.9 l./R. 9
^ A A ■£ ±
11 1 1 T f
ZA XA
0**) 4 4 4 4
Fußa. 12
A A
1. Zug
!
bayr.B.A.18
3. Zug
M 5
T2
A
®
1
T1 P 8**)
A
33.91.13
2 110
Park-Kp. I./R. 15 Park-Kp. I./R. g
Regiment Richter (St./R.Fußa.R.6) — Gef.St.: Höhe 267 bei Gremilly.
III./R.Fußa 20 IV./Fußa. 1 II./R.Fußa.8 II./Fußa. 20
Major Lezius Major a. D. Müller Major Gerner Major Bensieg
8. 6. 5. 8. 7. 6.
l l./R. 13") 191***) 6./R.20 S./R.20 ll./l 11./I
A A A
Di. 8
R.20
A
0
i 1 1
4
f A A
$ o W
s •
t 1
4
ß 3 ßl**) 2. Zug
! i
0 bayr B.A. 18
*) Vgl Text S. 75, Fußnote--------/ A \
**) Batterien z. Z. ohne Geschütze. ***) Vom 27.5.16 ab statt dieser 2./R. 16 ( 1 )
4
in der Zeil- vom März bis November 1916
/ordere deutsche iinie Anfang Mörz Z9Z6.
" l Juni früh.
.. am 8 Juni ab eis.
.. von Mitte September bis 24. Oktober.
1:7500
0 SO 100 200 300 400 500 600 m
LaPlume-rVf
pariser
.Joambeh
Bhf. Vdux
—K/öbe-SfoIten-^
.__
/Anschluß:
' ml A
Jttohe\
iBaffek^
'courf-
fr/ne
800 o X
oj O
$ez.Kartograph Fischer, fleichsarchiv.
Schlachten des Weltkrieges Band 1k
Verlag von Gerhard Stalling, Oldenburg 'tO.
Skizze 7.
/irjkej
Schufterp unkt.
\ hechrer
Schuiterp unkt.
Schnellfeuer- Panzerhurm.
Mun. Räume.
QsH Panzer-_
Beobechtung stürm.
^anzerb eobachfungs/vt
/iah/gang zum SchneHFeuer-
Panzerturm.
'Ausgang zum Wal)
Pulvermagazin.
HauptJatrina^
fun. Räume.
VerbandssteUe.
/ Ärzte.
Durchgang von Galerie
nach Hof.
Ha upthoh/gang.
Durchgang yon 6a/en'e\
nach Nof.
ausgehöhltes Kiespolster.
tzMMM Kehlwachtturm.
Forh Vaux.
Grundriss.
Kehigraben.
Klappbrüche.
Kehleingang
Tunnel.
Ost/. Zwischenraum streiche.
Wachhstube.
Gra bens treich e
CUnken
| Fronfgrat*
Grabensireiche für rechien
Flankengraben.
WesH Zwischen räum sireiche.
Querschnitt durch des Fort von Norc/osf ndch Südwest (a-b).
Kehlwall.
Schnellfeuer - Panzerhurm.
Frontwa II.
Kehlkaserne.
Galerie
.Kehlausgang.
F~ronhgraben.
Haupthohlgang.
Kehlgraben.
Tunnel.
Maßstab 1: 750.
10 5 0
11ll11 II i l I
io
20
_L_
30
_i_
10
50
_L_
60
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70
_L_
80
i_
90 100 m
I I
Skizze 2.
^XXXXXXx* >;
W'y///fcAv/////\<y////A i^WWM? M
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W///A W/MW//////M'WW//MWA
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J Werk R1
und nächste deutsche Gräben
An Fang Juni 1916
a Verbindungsgraben
"b Jn Haustein und Beton
ausgebaute JnF. Stellung.
—mm deutsche 6röben
........... Französ.
Morre
J Raum R1, Südwesl-seil-e (Kehle)
Skizze 3.
Steinbruch bei 579„Die Hölle"
Erläuterung:
— unterirdische Räume
ii Sch/eppschächte
oberirdischer Kampfgraben
" zerschossen
U.E. Haupteingang (verschüttet)
K. Kasematte 4-:20m (PetitDepot)
Bl. steinernes Blockhaus (oberirdisch)
zerschossen
0 5 10
" I " i ' i i ' i
Maßstab T.500
20 30
_i_i—
_I_
50 m
_i