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in lebendigem Dankgefühl noch Ihrer einstigen Mühe wohl er
innere — und die Bitte um Annahme der Widmung meines
ersten Werkes ergebenst anbringe, die zu erfüllen in Ihrer
Hand liegt."
Aus dem folgenden Inhalte des Briefes ist eine Stelle,
die über die von Wottawa eingeschlagene Kunstrichtung Auf
schluß gibt, von Wichtigkeit: „Ich habe — gemäß dem mir
seitens R. Franz vergangenes Jahr gegebenen Ratschlage —
mein tiefgreifendes Studium seit dieser Zeit Bach und Händel
gewidmet — mich speziell im vierstimmigen Satz perfektioniert
— nebenher stets R. Franzsche Lieder eingesehen — und ge
trachtet, das mir heilige klassische Prinzip stets vor Augen
zu haben — kein Werk für den Saisongeschmack zu schreiben,
sondern jenem Bewußtsein zu folgen, das mich lehrte, nicht in
der Melodie allein — sondern in der Form ebenso zu
wirken. Inwiefern mir das gelungen — stelle ich Ihrer werten
Ansicht meiner Lieder anheim — und hoffe zuversichtlich, Ihren
mir sehr maßgebenden Beifall zu erringen."
Die Lieder, welche dieser Brief zum Gegenstände hat, er
schienen sodann bei Ludwig Döblinger in Wien unter dem Titel:
„Acht Lieder für eine hohe Singstimme mit Begleitung des
Pianoforte von Heinrich Wottawa." Am 9. Jänner 1888 konnte
der Komponist seinem Lehrer das erste Exemplar schicken. Die
den Liedern vorgedruckte Widmung lautet: „Seinem verehrten
Lehrer Herrn Edmund Dunkl, k. k. Ministerial-Sekretär."
Im Sommer 1888 kehrte Wottawa nach Wien zurück. Hier
widmete er sich dem Studium der Streichinstrumente, nament
lich Violoncell, und trat zur Ueberraschung seiner Eltern als
Solocellist in das 33. k. u. k. Infanterie-Regiment ein, das da
mals den Namen „Freiherr von Kussevic" trug und jetzt „Kaiser
Leopold II." genannt wird. Nach seiner Superarbitrierung nahm
er kurzen Aufenthalt in Bayern behufs musikalischer Weiter
bildung und erteilte nebstbei Privatunterricht. Ein Andenken an
seine kurze Militärzeit war die im Jahre 1898 zum 50jährigen
Regierungsjubiläum Sr. Majestät des Kaisers erhaltene bron
zene „Jubiläums-Erinnerungsmedaille für die bewaffnete Macht".
Klavier-spiel.
In den nächsten Jahren trat Wottawa häufig als Pianist in
Konzerten auf. So gab er am Mittwoch den 3. Dezember 1890
um Vs 8 Uhr abends im Saale Bösendorfer ein Konzert mit
folgendem Programme: