38 mung zu passen schien, sähig ist, erwies uns gestern der Wiener Wald hornklub. Zunächst die majestätische Festfanfare von Heinrich Wottawa, welche mit der solennen Wucht eines ganzen Pauken- und Trompeten- Orchesters hereinschmetterte, dann Mendelssohns „Rheinweinlied" und Speidels „Maienzeit", bei welchen man den Gesang von Männern mit metallenen Kehlen zu hören glaubte, Schuberts „Du bist die Ruh'" — über weichen Orgeltönen schwebt ein elegisch gefärbter Baryton-Gesang, Koschats „Verlass'n" in seiner rührenden Volkslied-Schönheit, dessen Wieder holung von soräino an Feinheit und Wirkung ein mit zartester Kunst ab getöntes Orchester übertraf, und schließlich Wottawas „Menuett" und „Ballszene", die ein dem Horn anscheinend ganz fremdes Genre mit künst lerischer Delikatesse und ganz eigenartigen Klangesfekten, für welche die herkömmliche Jnstrumentationskunst eigentlich kein Analogon bietet, glän zend bewältigten. Das Publikum, welches den Festsaal des Vereinshauses bis auf das letzte Plätzchen füllte, überschüttete die Wiener Künstler, von denen jeder einzelne sein Instrument virtuos beherrscht, mit reichem, immer sich er neuerndem Beifall. Insbesondere Koschats „Verlass'n" erweckte jubelnden Applaus, so daß diese Piece wiederholt werden mußte. Eine Reihe vorzüglicher Kunstleistungen schlang sich um die glänzen den Darbietungen der Gäste. Herr Professor Heinrich Wottawa, der künstlerische Führer der Wiener Waldhornisten, zeigte sich obendrein als ein brillanter Klavierkünstler. Mit staunenerregender Leichtigkeit ringt er die größten technischen Schwierigkeiten nieder; wie wenn es so ganz selbst verständlich wäre, gehen die Tonreihen unter seinen Händen hervor. Die von ihm für den Konzertvortrag eingerichtete Arie des Pagen aus „Fi garos Hochzeit" und Chopins Oes äur-Etude fanden stürmischen Beifall. Warum gerade eines der schlechtesten Klaviere der Stadt für solche Ge legenheiten ausgesucht wird? Fräulein Ricki Bußjäger, mit lebhaftem Beifall begrüßt, sang mit ihrer sympathischen Altstimme Rückaufs „Lockruf", Bohms „Still wie die Nacht", Koß' „Winterlied" und als Zugabe das neckisch-lustige „Rothaarig ist wein Schätzelein". Der gefühlswarme, brillante Vortrag der Künstlerin erweckte stürmischen Beifall des Publikums, dessen erklärter Liebling Fräu lein Bußjäger längst geworden. Unser tüchtiger Männergesangverein holte sich unter der Führung seines genialen I. Chormeisters Herrn von Vancas mit Stritz- kos „Lied der ersten Liebe" — in welchem das Barytonsolo des Herrn Adolf Hein wieder ganz besondere Anerkennung verdiente und auch fand — dem schönen „Slawischen Liederpotpourri" von Tovaöowsky und dem prächtigen Chor von Herbeck „Zum Walde" — begleitet von einem Quartette des Wiener Waldhornklubs — wieder reiche Ehren. Herr Kapellmeister Alexander Zellner brachte mit der Musik der 38er Thomas' Ouvertüre zu „Mignon", welche brillant gespielt wurde, und eigene Komposition „Huldigungsmarsch", welche großangelegte Kon zeption und souveräne Beherrschung aller Orchestereffekte zeigt, zu glän zender Wirkung. Das Reinerträgnis des Konzertes betrug 617 L 80 U und wurde zu gleichen Teilen dem Sarajevoer Frauenvereine und dem Stadtmagistrate zur Beteilung der Stadtarmen übermittelt. Am nächsten Tage fuhr der Klub in das nahe gelegene Jlidze, als Bade- und Vergnügungsort weit bekannt. Hier war er durch Inspektor Pojman eingeladen worden, die Saison zu eröffnen. Lassen wir uns wieder von der „Bosnischen Post" erzählen, was geschah. Es heißt da in der Nummer vom 16. Mai: