Die Radikaloperation der Zahnfisteln mit Erhaltung des Zahnes. Vortrag, gehalten in der Monatsversammlung der Ortsgruppe Linz des Vereines der Aerzte in Ober-Oesterreich am 3. November 1904 von Dr. B. Mayrhofer. Meine Herren! Zahnfisteln, sei es innere, das ist in irgend einer Körperhöhle, meistens in der Mundhöhle oder äussere, das ist an irgend einer Stelle der äusseren Decke mün dende, sind ein häufiger Ausgang abgelaufener akuter Beinhautentzündungen des Kiefers. Um die operative Behandlung derselben bei gleich zeitiger Erhaltung des schuldtragenden Zahnes begründen zu können, muss ich eine kurze Besprechung der patho logischen Anatomie*) des Gegenstandes vorausschicken. Denn nur eine, die Krankheitsursache mitbegreifende Diagnose, verbunden mit einer klaren Vorstellung vom örtlichen Krankheitsprozesse selbst, gibt uns den richtigen und zugleich den allein wissenschaftlichen Anhalt für unser therapeutisches Vorgehen. Da ich heute nur die auf septischer Infektion beruhenden Affektionen im Auge habe, will ich, alle übrigen ausserachtlassend, zunächst beschreiben, wie diese Affektionen Zustandekommen. Gewöhnlich spielt sich der Vorgang in folgender Weise ab. An irgend einer Stelle eines Zahnes entsteht eine Karies, die allmählig bis zur Pulpa fortschreitet, dieselbe infiziert, in Entzündung versetzt und zum eiterigen Zer falle bringt. Die Infektion schreitet durch das Kommen apicale auf die Wurzelbeinhaut über, erzeugt daselbst einen Abscess, der sich einen Ausweg nach der Seite des geringsten Widerstandes sucht, durch die dünne Knochen- lamelle unter die Schleimhaut durchbricht und nach ent-' *) Benützt wurde die einschlägige Literatur, insbesondere die Publikationen von Partsch, Weiser, von Mettnitz, Smrecker, Römer, Miller u. a. OÖLB LINZ V +X014738305