heute wie einstens sitzen die Weber hinterm Webstuhl, doch sind es nicht stolze, vermögende Meister, sondern arme Käusler, die mit staunenswertem Fleiß ihr kärgliches Brot verdienen. Prag, den 10. März 1921. G. Spitzen b Lege r, cand. phil. Die ^)erlenfifcherei. Von Josef Wolf, Photograph und Zahlmeister des Fischcreivereiues Grumman. Ä^m sie kennen zu lernen, ist es gar nicht notwendig nach dem Orient ' zu gehen, die Perlenfischerei läßt sich auch in unserer engeren Keimat, im Böhmerwalde betreiben. Fremde Einflüsse brachten es dahin, das; der Pöhmerwäldler so stumpf wurde, daß er von so manchen Naturschätzen seiner engeren Keimat nichts weiß und selbst die Intelligenz von ihnen sehr wenig Kenntnis nimmt. Es führen viele Gewässer des Böhmerwaldes außer Gold und,Silber auch Perlen. Diese stellen ein Vermögen, heute ein totes Kapital dar, dessen Zinsen im Sande verlaufen. Der Adel und die Klöster mögen ja in früheren Zeiten nach Perlen gesucht haben, das zeigen heute noch die vielen Ornate und Schmucke in diesen Kreisen; seitdem wurdemb^r die Perlenfischerei wild und ohne Verständnis, das heißt schonungslos betrieben. Die Folge davon war, daß meist minder wertvolle Stücke erbeutet wurden und die schönere Ware verloren ging. In dieser Kiusicht muß ich meines verstorbenen Vaters gedenken, der unter dem Namen „Seiler Fritz" weit und breit als Perlenfischer bekannl gewesen war. Aus meiner Jugendzeit kann ich mich noch erinnern, daß Kändler und Juweliere aus allen größeren Städten Europas zu uns kamen, um anzufragen oder schöne Stücke zu kaufen. Auch Kerr- schasten bestellten lebende Muscheln zum Besetzen ihrer Gewässer, was mein Vater oft mitten im Winter besorgte. Seine erfahrenen Lehrmeister waren Deutsche und auch Russen, die bei meinem Großvater als Seiler- gehilfen in Arbeit standen. So kam es, daß mein Vater die Perlenfischerei humaner- und praktischer betrieb. Er gastierte die Muscheln und tötete keine unnötig. Die reifen Perlen nahm er mit der Nadel heraus, die unreifen aber ließ er der Muschel zum weiteren Reifeprozeß. Die gustierten l(j* 243