Angriffe feindlicher Flieger auf deutsche Städte 185 Angriffe feindlicher Flieger auf deutsche Städte 21. November 1914. Gegen 1 Uhr mittags erschienen zwei englische Flugzeuge über Friedrichshasen und versuchten einen Angriff auf die Luftschiffwerft auszuführen. Einer der Flieger, der in etwa 40 Meter Höhe über der Halle kreiste, konnte alsbald von dem Ballon abwehrkommando mit Schrapnell- und Maschinengewehrfeuer herabgeschossen werden. Dem anderen Flieger, der sich in ziemlich großer Höhe hielt und gleichfalls die Halle umkreiste, gelang es zu entkommen. Die Flieger warfen fünf Bomben ab, die teilweise in der Nähe der Halle einschlugen. Die Anlagen des Luftschiffbaus wurden nicht be schädigt, doch erlitten in der Stadt zwei Häuser Beschädigungen, auch wurden ein Ar beiter getötet und zwei Frauen schwer verletzt. Der Insasse des herabgeschossenen Flug zeugs ist ein englischer Marineoffizier. Er wurde leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht. Amtliche schweizerische Meldung: „Am 21. November überflogen einige englische, viel leicht auch französische Luftfahrzeuge, von Frankreich herkommend, schweizerisches Gebiet. Sie griffen hieraus in Friedrichshafen die Zeppelinwerft an. Angesichts dieser offenbaren Verletzung der schweizerischen Neutralität hat der Bundesrat die schweizerischen Ge sandten in London und Bordeaux beauftragt, bei der britischen und bei der französischen Regierung energisch zu protestieren und für die Verletzung der schweizerischen Neutra lität Satisfaktion zu verlangen." Die Regierungen haben sich daraufhin entschuldigt und erklärt, die Verletzungen der schweizerischen Neutralität sei nicht wissentlich erfolgt. * * * Ueber den Angriff selbst berichten Augenzeugen folgende Einzelheiten: „Um die Mittagsstunde war das Kommando der Bewachungsmannschaft der Halle von Konstanz aus benachrichtigt worden, daß vom Rheintal her sich mehrere Flieger näherten, welche die Richtung nach Friedrichshafen einschlügen. Bald darauf wurden die Flieger auch von Friedrichshafen aus gesichtet. In einer Höhe von etwa tausend Metern erschien am tiefblauen Himmel ein Doppeldecker, dem bald ein zweiter und einige Minuten später ein dritter Doppeldecker folgten. Der erste Flieger nahm direkt die Richtung gegen die Zeppelinwerft. Er näherte sich mit ungeheurer Geschwindigkeit. Sobald er in Schuß weite kam, krachten die Schüsse der Kanonen und knatterte das Maschinengewehrfeuer des Abwehrkommandos. Der Flieger beschrieb über der Halle einen Kreis und sauste dann mit rasender Schnelligkeit aus etwa tausend Metern Höhe direkt auf die Ballon halle hinab. Es folgte nun eine aufregende Szene. Die Landsturmleute, die zur Be wachung der Halle ausgestellt waren, eröffneten ein heftiges Feuer aus das niedergehende Flugzeug; das Maschinengewehrseuer knatterte, und das Geschützseuer weckte ein tausend faches Echo über dem See. Als der Flieger nur noch etwa vierzig Meter über der Halle war, sah man plötzlich einige kochtopsähnliche Bomben herabfallen; gleichzeitig aber schien der Flieger die Herrschaft über seinen Apparat verloren zu haben. Der Doppeldecker sauste in steilem Gleitfluge zur Erde, wo er noch etwa fünfzig Meter weiterrollte und dann aus einer Wiese auf dem Gelände der Zeppelinwerft stehen blieb. Die Wachmannschaft und das Personal der Werft stürmte auf das Flugzeug zu. Der Flieger saß unbeweglich auf seinem Sitz und gab, als die Werftarbeiter dicht heran gekommen waren, einen Revolverschuß auf diese ab, ohne aber zu treffen. Dann blieb er wie eine Bildsäule sitzen und wartete, bis man ihn von seinem Flugzeuge herunter holte. Ueber die Person des etwa dreißigjährigen Flugzeugführers ließ sich feststellen, daß er Briggs heißt, aus Bristol stammt und den Rang eines Oberleutnants der Marine bekleidete. Zweifellos sind die Flieger in Belsort aufgestiegen und haben den Weg