Die Kriegstagung des ungarischen Reichstags vom 25 Nov. bis 9. Dez. 1914 47 in Galizien ist in gewissem Sinne der Anlaß zu dem Kriege geworden. Was für die Ruthenen galt, war auch für die Polen und Südslawen wirksam. Immer wenn man in Kroatien und Slawonien daran ging, die Serben besser zu stellen, wurde von jenseits der Grenzen eine hochverräterische Bewegung inszeniert, um so den Willen zur Versöhnlich keit und Milde zu durchkreuzen. Auf dem Wege zur Demokratie fand die Habsburger Monarchie in dem Zarismus stets ein gewichtiges Hemmnis. Darum ist dieser heldenmütig geführte Krieg so bedeutungsvoll! Gelingt es Oester reich-Ungarn und Deutschland, vereint Rußland zurückzuwerfen, dann findet die Frei heit eine breite Gasse. Die Habsburger Monarchie wird einer Kette ledig, die unsicht bar an ihr hing und sie an allen Bewegungen hinderte. Kehren erst die reichsdeutschen und die österreichisch-ungarischen Krieger aus diesen schweren Feldzügen mit dem Sieges lorbeer heim, es braucht einem um die Zukunft der Habsburger Monarchie wahrlich nicht bange zu sein. Die große Stimmung, die jetzt alle ergriffen hat, wird nicht sobald verwehen, denn sie ist mit unauslöschlichen Eindrücken verbunden. Die Jugend, die be geistert ficht und die Zurückgebliebenen, die mit ihren Herzen, mit jeder Faser ihres Seins mit den Kriegern verbunden sind, werden das Gemeingefühl, das diese bewegte Zeit geboren hat, niemals ganz zu vergessen vermögen. Gelang auch in Friedenstagen die scharfe Formulierung dessen, was den Oesterreichern und Ungarn ihr Vaterland sei, nicht recht: der Krieg enthob der Antwort, weil er die Frage überflüssig machte. Nun weiß es jeder: Oesterreich-Ungarn, das ist die Monarchie, für die alle Bürger ihr Leben, ihre Stellung hinopfern, und hinter dieser Tatsache müssen kulturelle, wirtschaftliche und politische Werte liegen, die nicht genug hoch zu veranschlagen sind. Der Kamps um die Ehre, um das Sein hat alle Zweifel niedergeschlagen; er ist die stärkste und leiden schaftlichste Bejahung der Monarchie, deren Lebenswillen, deren Lebenskraft sich auf den Schlachtfeldern so ruhmvoll betätigt. Die große Stimmung läßt auf eine große Zukunft hoffen. Kommt die gesegnete Stunde, da sie gestaltet werden muß, dann möge man sich der Worte Anastasius Grüns erinnern, der Mahnung, sich ans Höchste zu wagen, die aus dem Verse klingt: „Sei im Wünschen nicht zu karg, Wünsche sind der Weg zum Siege; Des Genügens üpp'ge Wiege Ist der Tatkraft früher Sarg." Die Kriegstagung des ungarischen Reichstags vom 25. November bis 9. Dezember 1914 Die Stimmung, mit der das ungarische Abgeordnetenhaus nach viermonatlicher Pause wieder zusammentrat, um eine Reihe mit den Kriegsverhältnissen zusammenhängender dringender Angelegenheiten zu erledigen, war durch den Ernst und die Größe der welt geschichtlichen Ereignisse geweiht, die sich vor und während der Tagung abspielten. In der ersten Sitzung vom 25. November eröffnete der Ministerpräsident Graf Tisza durch Verlesung eines königlichen Handschreibens die Session, worauf der Vizepräsi dent des Abgeordnetenhauses Karl v. Szasz, der die Verhandlungen an Stelle des im Felde stehenden Präsidenten Paul v Beöthy leitete, beantragte, das Haus möge Kaiser Franz Josef seine Huldigung und dem Höchstkommandierenden Erzherzog Friedrich Bewunde rung, Stolz und Vertrauen zu der ruhmvoll kämpfenden Armee übermitteln. Sodann fuhr der Vizepräsident fort: „Es kann hier nicht meine Aufgabe sein, eingehend das herrliche Beispiel der Bundestreue zu würdigen, in der sich das mächtige Deutsche Reich (bei diesen Worten brach das ganze Haus in stürmische Beifallskundgebungen aus) mit