24 Das deutsche Reich während des ersten Kriegshalbjahres der uns feindlichen Staaten aber ist deren intelligenter Teil unerschütterlich davon über zeugt, daß was nur menschenmöglich in organisatorischer und technischer Vorbereitung des Krieges vorgekehrt werden konnte, auch tatsächlich bis in die Einzelheiten hinein durchgeführt ist. Das Durchhalten, die rastlose Durcharbeitung des Werkes — macht keiner den Deutschen nach. Frankreich verfügt über vielleicht oft genialere, jedenfalls auf höchste Kraftleistungen gestimmte Organisationen. Führt sie aber niemals auch nur annähernd so durch wie Deutschland. England sieht den Krieg als eine zeitliche, hohe Sportleistung an und glaubt mit trainierten Muskeln und vielem Geld über Nacht ein Heer zusammentrommeln zu können, kommt also kaum zum Zug. In Rußland hemmen verschiedenartige Reibungen, Jntelligenzmangel, Korruption, überwiegendes Vertrauen auf Masse anstatt auf Qualität, jede den Deutschen ähnliche Durcharbeitung. Dieses Gefühl, daß alles klappen müsse, daß jeder auf seinem Posten stehe, daß für alle Fälle Ersatz und Nachschub zur Stelle sein werden, daß sowohl der militärisch vor züglich ausgebildete und ausgerüstete, eigentliche Kampfteil der deutschen Armee seine Tüchtigkeit einsetze, wie auch die ganze technische Intelligenz des Deutschtums, bildet die Hauptquelle der Siegeszuversicht. Die Zuversicht ist demnach kein Produkt von verfliegender Hurrabegeisterung und auf gegenseitiges Mitreißen zielender Nervenpeitschung. Sie kommt aus dem festen ruhigen Vertrauen, daß wir Deutsche, ohne Selbstüberhebung, den Vorzug besitzen, eine Organisation nicht nur zu entwerfen und im Großen festzulegen, sondern auch bis ins letzte Glied durchzuhalten." Ein besonderes Gepräge hat der Krieg dadurch erhalten, daß sich der deutsche Haß mit einer kaum jemals erlebten Gewalt gegen England erhob. Das hat Ernst Lissauer in seinem „Haßgesang gegen England" unvergleichlich zum Ausdruck gebracht. Was schiert uns Russe und Franzost! Schuß wider Schuß und Stoß um Stoß! Wir lieben sie nicht, Wir hassen sie nicht, Wir schützen Weichsel und Wasgaupaß, — Wir haben nur einen einzigen Haß, Wir lieben vereint, wir hassen vereint. Wir haben nur einen einzigen Feind: Den ihr alle wißt, den ihr alle wißt, Er sitzt geduckt hinter der grauen Flut, Voll Neid, voll Wut, voll Schläue, voll List, Durch Wasser getrennt, die sind dicker als Blut. Wir wollen treten in ein Gericht. Einen Schwur zu schwören, Gesicht in Gesicht. Einen Schwur von Erz, den verbläst kein Wind, Einen Schwur für Kind und für Kindeskind, Vernehmt das Wort, sagt nach das Wort, Es wälze sich durch ganz Deutschland fort: Wir wollen nicht lassen von unserem Haß, Wir haben alle nur einen Haß, Wir lieben vereint, wir hassen vereint. Wir haben alle nur einen Feind: England. Aus dem ersten von Lissauers Flugblättern „Worte In der Bordkajüte, im Feiersaal, Saßen Schiffsofsiziere beim Liebesmahl, — Wie ein Säbelhieb, wie ein Segelschwung, Einer riß grüßend empor den Trunk, Knapp hinknallend wie Ruderschlag, Drei Worte sprach er: „Auf den Tag!" Wem galt das Glas? Sie hatten alle nur einen Haß: England. Nimm Du die Völker der Erde in Sold, Baue Wälle aus Barren von Gold, Bedecke die Meerflut Bug bei Bug, Du rechnetest klug, doch nicht klug genug, Was schiert uns Russe und Franzost, Schuß wider Schuß und Stoß um Stoß, Wir kämpfen den Kampf mit Bronze und Stahl, Und schließen den Frieden irgendeinmal, — Dich werden wir hassen mit langem Haß, Wir werden nicht lassen von unserm Haß, Haß zu Wasser und Haß zu Land, Haß des Hauptes und Haß der Hand, Haß der Hämmer und Haß der Kronen, Drosselnder Haß von siebzig Millionen, Sie lieben vereint, sie hassen vereint. Sie haben alle nur einen Feind: England. die Zeit", bei Otto Hapke, Göttingen und Berlin.