Wirtschaftliches 63 Sinnt.: Den Schutz der Deutschen in Feindesland übernahmen die Botschafter der VereinigtenStaaten, den der Angehörigen der anderen kriegführenden Staaten teils ebenfalls die amerikanischen Botschafter, teils die s p anis ch en. Wirtschaftliches Bemerkenswerte Ereignisse in der Finanzwelt 25. Juli. Die deutsche Börse hat sich gegen Rußland eines vorzüglichen Mittels be dient: sie wirft die in Deutschland in großen Summen untergebrachten russischen Fonds und Bankaktien auf den Markt und setzt sie dadurch erheblich im Kurs herab, um somit Rußlands Kredit zu schädigen. Naphta Nobel verloren schon infolgedessen 16°/ 0 . Von russischen Bankaktien büßten Petersburger Internationale Handelsbank ll°/ 0 , Azow Don Bank 70/0 und Russenbank 6°/ 0 ein. Die russischen Staatspapiere sanken durch schnittlich um 2°/ 0 . Von Petersburg aus wurde auf diese Bewegung hin, angeblich unter Mitwirkung der russischen Regierung, eine Stützungsaktion eingeleitet, die aber nur von vorübergehender Wirkung war. 31. Juli. Die Bank von England hat den Diskont von 4 auf 8 Prozent erhöht. Diese Maßregel zeigt den ganzen Ernst der Lage, denn nie zuvor ist in den letzten Jahrzehnten ein gleich hoher Zinssatz bei der Bank von England in Kraft getreten. (Die Bankrate wurde in den nächsten Tagen weiter auf 10 Prozent erhöht.) Die Berliner Börse 3. August. Die Börsen haben nicht mehr funktioniert; sie vermochten sich gegenüber dem Ansturm der Besitzer von Wertpapieren, die ihre Effekten noch rasch verkaufen wollten, nur dadurch zu erwehren, daß sie die Kursnotierungen einstellten. Die Berliner B ö r s e hat Wert darauf gelegt, diesem Ansturm noch am längsten Widerstand entgegen zusetzen, und selbst als London schon beschlossen hatte, den Verkehr einzustellen, wagte man hier noch den Versuch, wenigstens für einen Teil der Papiere Notierungen zustande zubringen. Man hat zuerst die Terminmärkte geschlossen, weil man verhindern wollte, daß ausländische Spekulanten in deutschen Papieren Blankoverkäufe vornehmen und so die Kurse unserer industriellen Werte herabdrücken; aber es blieb schließlich nichts weiter übrig, als auch den Kassahandel aufzuheben. Wir können wenigstens mit Be friedigung feststellen, daß die Berliner Börse nicht schlechter funktioniert hat als die Pariser, Londoner und Petersburger. Die russischen Werte haben die schärfsten Rückschläge erlitten; das ist um so bemerkenswerter, als die russische Regierung im Verein mit den Banken noch vor einigen Monaten den Versuch machte, durch Be ruhigungsepisteln das Kursniveau künstlich zu halten. Wenn man sich heute der Vor gänge der letzten Zeit erinnert, kann man sich des Gefühls nicht erwehren, daß der starke Verkaufsandrang, der in den Aktien der russischen Banken bereits vor Ueber- reichung der österreichischen Note an der Pariser Börse stattfand, in den jetzigen politi schen Ereignissen seine Ursache hatte. Man suchte den Grund damals in der starken Belastung der russischen Bankinstitute mit Konsortialgeschäften. Sollten nicht aber sehr eingeweihte politische Persönlichkeiten Rußlands in Kenntnis der Zusammenhänge diesen Kurssturz herbeigeführt haben? Die Berliner Börse hat auch in einer anderen Beziehung als der eben geschilderten bewiesen, daß sie mindestens so kräftig dasteht wie