Der österreichisch-serbische Konflikt 11 feindlich waren, sobald die K. K. Regierung ihr die fraglichen Stellen jener Bemer kungen mitgeteilt und sobald sie gezeigt hat, daß die gemachten Bemerkungen wirklich von den Beamten geäußert wurden, hinsichtlich deren die K. Regierung selbst Beweise sammeln wird. 9. Die K. Regierung wird die K. K. Regierung über die Ausführung der in den vorhergehenden Punkten zusammengefaßten Maßregeln benachrichtigen, soweit das noch nicht durch die gegenwärtige Note geschehen ist, sobald jede Maßregel angeordnet und ausgeführt wird. Im Falle die K. K. Regierung durch diese Antwort nicht zufrieden gestellt sein sollte, ist die K. serbische Regierung in Anbetracht, daß es im gemeinsamen Interesse liegt, die Lösung dieser Frage nicht zu überstürzen, wie immer bereit, eine friedliche Verständigung anzunehmen, sei es indem diese Frage der Entscheidung des Haager internationalen Gerichtshofes übertragen wird, oder den Großmächten, die an der Ab fassung der Erklärung teilnahmen, welche von der serbischen Regierung am 18./31. März 1909 gegeben wurde. 25. Juli. Amtliche Erklärung des K. K. Ministeriums des Aeußern: Wir erhalten soeben die Nachricht, daß die serbische Regierung heute um 5 Uhr nachmittags ihre ganze Armee mobilisiert hat. Die Regierung und alle Behörden verlassen Belgrad. Die serbische Garnison hat Belgrad geräumt. Die Antwort der serbischen Regierung auf die österreichische Note ist unbefriedigend. Freiherr v. Giesl hat mit dem Gesandtschaftspersonal Belgrad verlassen. Der Krieg 28. Juli. Auf Grund allerhöchster Entschließung Seiner K. K. apostolischen Majestät vom 28. Juli 1914 wurde an die K. serbische Regierung eine in französischer Sprache ab gefaßte Kriegserklärung gerichtet, die in deutscher Uebersetzung folgendermaßen lautet: „Da die K. serbische Regierung die Note, welche ihr vom österreichisch-ungarischen Gesandten in Belgrad am 23. Juli 1914 übergeben worden war, nicht in befriedigender Weise beantwortet hat, so sieht sich die K. K. Regierung in die Notwendigkeit ver setzt, selbst für die Wahrung ihrer Rechte und Interessen Sorge zu tragen und zu diesem Ende an die Gewalt der Waffen zu appellieren. Oesterreich-Ungarn betrachtet sich da her von diesem Augenblicke an als im Kriegszustand mit Serbien befindlich. Gez. Der österreichisch-ungarische Minister des Auswärtigen Graf Berchtold." 29. Juli. KaiserFranzJosefhat einManifest erlassen, in dem es heißt: „An meine Völker! Es war mein sehnlichster Wunsch, die Jahre, die mir durch Gottes Gnade noch beschieden sind, den Werken des Friedens zu widmen und meine Völker vor den schweren Opfern und Lasten eines Krieges zu bewahren. Im Rate der Vorsehung war es anders beschlossen. Die Umtriebe eines haßerfüllten Gegners zwingen mich zur Wahrung der Monarchie, zum Schutze ihres Ansehens und ihrer Machtstellung und zur Sicherung ihres Besitzstandes nach langen Jahren des Friedens zum Schwert zu greifen. Ich ver traue auf meine Völker, die sich in allen Stürmen stets in Einigkeit und Treue um meinen Thron geschart haben und für die Ehre, Größe und Macht des Vaterlandes immer zu großen Opfern bereit waren. Ich vertraue auf Oesterreich-Ungarns tapfere, von hingebungsvoller Begeisterung erfüllte Wehrmacht. Und ich vertraue auf den Allmächtigen, daß er meinen Waffen den Sieg verleihen möge."