Der Zusammenschluß der Entente während d. vierten Kriegshalbjahres Von Februar bis August 1916 Fortsetzung von X, S. 313 bis 315, XI, S. 205 bis 207 und XIII, S. 324 Gründe und Auöflchten der militärischen und wirtschaftlichen Entente-Konferenzen Der französische Ministerpräsident Briand erinnerte bei seinem Besuche in Rom in seinem Trinkspruch am 12. Februar 1916s vgl. XI, S. 207) an die von Ansang an gewisser maßen geographisch bedingte militärische Zusammenarbeit der Mittelmächte und hat damit wohl darauf hindeuten wollen, daß die Einführung eines ähnlichen Systems die Vor bedingung für den Endsieg der Entente sei. Dieser Gedanke der freien Unterordnung unter das Hauptkriegsziel ist von den Führern der Ententestaaten mit mehr oder weniger Bereitwilligkeit aufgenommen worden und erhielt offenbar beim Besuche Briands in Rom durch eine Modifizierung im Sinne der besonderen italienischen Interessen und Stim mungen die zur Verwirklichung mögliche Form. Das war nötig, weil der Plan eines militärischen Zusammenschlusses gegen die Mittelmächte auch auf eine Vereinigung aller wirtschaftlichen Kräfte während und nach dem Kriege ausgedehnt wurde, die Deutschland und seine Verbündeten für immer vom Welthandel ausschließen sollte, aber gerade da durch die Handelsbilanzen Italiens wie auch Rußlands, die beide wesentlich an den Handelsumsätzen Deutschlands interessiert sind, zu gefährden schien. So einigte man sich zunächst aus die Abhaltung militärischer Konferenzen, während die wirtschaftlichen Besprechungen zwar vorgesehen, zunächst aber noch verschoben wurden. Die Mittelmächte sahen der von der Ententepresse mit viel Ueberschwang und phan tastischen Hoffnungen als Wendepunkt ihrer Kriegführung angekündigten neuen Einrich tung mit kühler Ruhe entgegen. Rein militärisch betrachtet erschien ja die Einheitlich keit der Kriegsleitung auch bei den Ententemächten als etwas ganz natürliches. Da aber eine operative Einheitlichkeit ohne politische Einheitlichkeit nicht denkbar ist und die führende Macht unter den Ententestaaten, England, unter politischer Einheitlichkeit natür lich nur verstand, daß alle das tun, was England will, so war vorauszusehen, daß eine Menge von Reibungsmöglichkeiten und Verdrießlichkeiten entstehen und umgangen werden mußten. Ferner waren die Schwierigkeit einer raschen Verständigung der Kriegsrats mitglieder mit ihren Regierungen vor den Beschlüssen zu berücksichtigen und, wie Major F. C. Endres in der „Frankfurter Zeitung" (20.11. 16) hervorhob, „auch die kriegs psychologisch begründete Tatsache, daß eine Versammlung von Verantwortlichen in ihren Entschlüssen ängstlicher ist, als ein Einzelner. Schon in der Möglichkeit, den Plan jedes Mitglieds des Rates zu korrigieren, liegt die Entstehung von Kompromißentschlüssen be gründet, die im Kriege am allerwenigsten taugen, weil sie des rücksichtslosen Willens ermangeln. Ein ganzer Entschluß kann nur von einem gefaßt werden. Eine Ver sammlung wird immer das Risiko, das jedem Entschlüsse innewohnt, zu hoch bewerten und in der verständlichen Absicht, dies Risiko zu mildern, dem Entschlüsse die schlagende Kraft nehmen. Dazu kommt noch die Erfahrung, die Napoleon einst so witzig in die Worte kleidete: „Lieber einen schlechten General, als zwei gute." Im Kriege kommt es nicht so sehr auf die absolute Vollendetheit des Gedachten als vielmehr darauf an, daß ein vernünftiger Gedanke mit höchster Energie in die Tat umgesetzt wird." Völkerkrieg. XIV. 1