Der Vormarsch der vereinigten Armeen v. Koeveß, v. Gallwitz, Bojadjew und Todorow 121 in den Besitz der serbischen Stellung auf der Gulijanska Planina, von wo aus die Serben bisher die Lage beherrscht hatten. Aus Zajecar war inzwischen unsere ganze schwere Artillerie herangeschafft worden, und mit ihrer Hilfe nahmen wir die nördlichen und nordöstlichen Forts von Risch. Flüchtend, aber doch in verhältnismäßig guter Ord nung zog sich die ganze serbische Timokdivision nach Risch zurück, wo sie bald zu plündern begann, um sich Lebensmittel für den weiteren Rückzug zu verschaffen. An den Kämpfen um Risch haben die östlichen Forts keinen Anteil genommen. Wir haben die Stadt von der Nordostseite her bezwungen, wo sich die veralteten, noch aus der Türkenzeit stammenden Forts befanden." Nach einem Bericht des Korrespondenten des „Berliner Tageblatts" (14. XI. 1915) „zog in Risch zuerst eine bulgarische Patrouille von vier Mann ein, der sich drei zehn serbische Infanteristen ergaben. Sodann kamen größere bulgarische Truppenteile, die die zahlreichen, überfüllten Magazine besetzten. Der Rischer Bahnhof mit Sema phoren, Drehscheiben, überhaupt alles fiel unversehrt in die Hände der Sieger, auch das Eisenbahnarsenal, das größte in Serbien. In den Sanitätsmagazinen lagen Tausende von Krücken, ungeheure Mengen Verbandmaterial, chirurgische Instrumente und vieles andere. Erbeutet wurden auch mehrere Eisenbahnzüge mit Kriegsmaterial und Kleidung für die englischen und französischen Truppen und ungeheure Tabaklager der Staatsregie, die in Risch ständig ihren Sitz hatte. Die Belgrader National bibliothek und die Belgrader Universitätsbibliothek wurden in Kisten verpackt, wie sie aus Belgrad gekommen waren, vorgefunden. Im Konak König Peters, der in dem Hause eines reichen Rischer Bürgers namens Popitsch gewohnt hatte, fand man das Original der letzten zwischen dem Vatikan und Serbien abgeschlossenen Konvention (vgl. IX, S. 235). Es wurde ferner das ganze serbische Staatsarchiv vorgefunden. Die bulgarischen Truppen fanden bei ihrem Einzug in Risch einige Hundert österreichisch ungarische Soldaten, Gefangene aus der ersten österreichisch-ungarischen Offensive. Die Befreiten begrüßten weinend vor Freude ihre Erretter." Der serbische Metropolit Dossttej, der in bulgarische Gefangenschaft geriet und im Kloster Batschkovo interniert wurde, erzählte nach dem „Az Est" (14. XI. 1915), das serbische Oberkommando habe vor dem Rückzug etwa zwanzig Banden organisiert, die den Auftrag gehabt hätten, die in Risch einquartierten bulgarischen Soldaten nachts zu überfallen und zu ermorden. Seiner Intervention sei es gelungen, den ruchlosen Anschlag zu vereiteln. Die Stadt litt noch längere Zeit nach ihrer Einnahme unter den Nachwehen der letzten Serbentage. Brot und Fleisch waren nur mit Mühe zu beschaffen, Eier, Butter und Milch fehlten vollkommen. Alle Vorräte waren aufgezehrt oder von den Serben weggeschleppt worden. „Wir hatten Mühe für das Notwendigste zu sorgen," sagte der Chef der Zioilverwaltung vr. Dimitrow dem Sonderberichterstatter des „Berliner Tage blattes", (3. XII. 15) vr. Lederer. „Aber wir sind nach Möglichkeit bemüht, den un schuldigen Einwohnern über die schwere Zeit hinwegzuhelfen." „Trotz allen Elends," erzählt vr. Lederer weiter, „waren die Straßen der Stadt tagsüber überfüllt. Arbeitslose Menschen lungerten um die geschlossenen Geschäfte herum. So flutete das erzwungene Leben trostlos und zwecklos durch die Straßen. Gutgekleidete Leute hausierten mit Schokolade, Nougatnüssen, mit Tabak, Streichhölzern und Zigaretten. Scheu schlichen die Serben umher, mit niedergeschlagenen Augen, und dennoch drang ihr Blick in jede fremde Seele, argwöhnisch, vor neuen Leiden zitternd, prüfend und fragend: Wer bist du, was bringst du, was willst du? Blaffe, schwarzgekleidete Frauen und Mädchen drängen sich durch die Menge. Ein neuer Zug Gefangener zieht vorüber. Angstvoll suchen die Serben nach Verwandten in den jammervollen Reihen. Nicht selten gibt es ein tränenreiches Erkennen. Aller