Die Offensive der Heeresgruppen Prinz Leopold von Bayern und v. Mackensen 165 Aus der österreichisch-ungarischen Meldung: Bei den k. u. k. Streitkräften nordöstlich von Pruzana trat keine Aenderung der Lage ein. 5. September 1915. Heeresgruppe des G.F.M. Prinz Leopold von Bayern: Der Austritt aus den Sumpfengen bei und südöstlich von Nowy-Dwor (nördlich von Pruzana) ist erkämpft; auch weiter- nördlich sind Fortschritte erzielt. Es wurden über 400 Gefangene gemacht und drei Maschinen gewehre erbeutet. Heeresgruppe des G.F.M. v. Mackensen: Der Brückenkopf von Bereza-Kartuska ist vom Feinde unter dem Druck unseres Angriffs geräumt. In der Gegend von Drohiczyn und südlich leistete der Gegner gestern nochmals Widerstand. Er wird weiter angegriffen. Die Einschließung, Zerstörung und Einnahme von Brest-Litowsk Vom 16. bis 2 6. August 1915 Die Einschließung Die Festung Brest-Litowsk, an der Einmündung des Muchawiec in den Bug gelegen, ist der südöstliche Eckpfeiler des polnischen Festungssystems und als Knotenpunkt von sechs großen strategischen Eisenbahnlinien sowie durch ihre Lage zwischen dem Walde von Bialowiez und dem Sumpfgebiet der Poljesje von großer strategischer Bedeutung. Sie war außerdem der Mittelpunkt der Linie Siemiatycze—Janow—Brest-Litowsk— Kodryn, der letzten Stellung eines Systems von Feldbefestigungen, die in dem Gelände von der Weichsel oberhalb Jwangorod über den Wieprz bei Krasnostaw und über den Bug bis Kowel angelegt worden waren zur möglichsten Deckung des Rückzugs der rus sischen Heere von der Weichsel ins Innere des Reiches. Dagegen hatten die Heeres- leitungen der Verbündeten die Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen eingesetzt, mit der Armee des Erzherzogs Josef Ferdinand aus dem linken Flügel, der Bugarmee v. Linsingen in der Mitte und der Armee Puhallo aus dem rechten Flügel. Der Vormarsch der Bugarmee, die in unermüdlichen Kämpfen Stellung um Stellung bezwang und sich in den Tagen vom 13. bis 17. August bei Wlodawa den Uebergang über den Bug erkämpfte, ist bereits früher (IX, S. 147) berichtet worden. Gleichzeitig erreichte der linke Flügel Mackensens Miedzyrzecz an der Bahn Warschau—Brest- Litowsk, während sein äußerster rechter Flügel Wladimir-Wolynskij bereits am 4. August besetzt hatte (vgl. IX, S. 148). Schon am 16. August war die Heeresgruppe v. Mackensen bis an die Linie Slawatycze—Biala gelangt, während links davon der rechte Flügel der Heeresgruppe Prinz Leopold von Bayern die Linie Biala—Drohiczyn überwand und die Russen an den Bug unterhalb Brest-Litowsk trieb (vgl. die UebersichtSkarte in Bd. IV vor S. 33). Am 18. August war Brest-Litowsk in großem Bogen einge schlossen: Prinz Leopold hatte den Bug mit dem rechten Flügel seiner Heeresgruppe bei Mielnik überschritten, Mackensen mit seinem linken Flügel, den Truppen unter Erzherzog Josef Ferdinand und General v. Köveß, bei Janow und Niemirow. Die Mitte seiner Angriffstruppe warf die Russen bis in die Stellungen unmittelbar vor den ständigen Werken von Brest-Litowsk, ihr rechter Flügel griff weit südöstlich herum, um von Wlodawa über Piszcza gegen Kobryn vorwärts zu kommen. Nach der Darstellung, die Oberst Immanuel in seinem vorzüglichen Werke „Wie wir die westrussischen Festungen erobert haben" (Mittler, Berlin 1916) gibt, versuchten die Russen nochmals, den Ansturm der Verbündeten im Vorfeld von Brest-Litowsk aufzuhalten; in den Abschnitten der Pulwa, des Bug oberhalb der Pulwamündung und der unteren Krzna, sowie im Waldgelände an der Straße Biala—Brest-Litowsk und namentlich bei Piszczac entwickelten sich nach dem 19. August heftige Gefechte. Aber die Verbündeten drängten die Russen über die Pulwa an die Lesna, südöstlich Rokitno bei Kijowiec über die untere Krzna und östlich Biala über die Zielawa zurück, durchbrachen die