Der Handelskrieg in der Nordsee 231 Der Handelskrieg in der Nordsee Von der Minengefahr Ueber die Minengefahr in der Nordsee (vgl. II, S. 259 f. u. IV, S. 279) wurde Anfang Februar 1915 in der „Kölnischen Zeitung" folgende offiziöse Mitteilung veröffentlicht: „Unter den Behauptungen, durch die England das Urteil der Welt und insbesondere das der neutralen Mächte über Deutschlands Kriegführung zu trüben sucht, findet sich immer wieder der Vorwurf, daß die Deutschen nicht nur in den englischen Küstengewässern, sondern auch aufs Geratewohl aus hoher See und besonders auf den Handelsstraßen der Nordsee ihre Minen legten, und daß sie dazu noch minderwertiges, den völkerrecht lichen Vereinbarungen nicht entsprechendes Material verwendeten. Bald sind es die mangelhaften Verankerungen unserer Minen, bald ihre Gefährlichkeit auch nach dem Los reißen von ihren Ankern, die die Entrüstung des sich als Hüter des Völkerrechts und als Beschützer der kleinern neutralen Mächte gebärdenden Albion erregen. Wie die Ver hältnisse in Wirklichkeit liegen, und daß es nicht deutsche, sondern englische Minen sind, die die friedliche Schiffahrt gefährden und über die Entrüstung am Platze wäre, mögen folgende ausschließlich der neutralen Presse entnommenen Nachrichten illustrieren, die sich aus die im Monat Januar 1915 bekannt gewordenen Meldungen beschränken. 5. Januar. Laut norwegischen Pressenachrichten wurden zahlreiche Minen an der Süd küste Norwegens angetrieben, von denen eine durch die norwegischen Behörden geborgen und untersucht worden ist. Nach den Ergebnissen der Untersuchung steht, wie wir an amt licher Stelle erfahren, unzweifelhaft fest, daß es sich um englische Minen handelt. 16.Januar. Aus Amsterdam wird gemeldet: Heute ist eine englische Mine im Zuidersee bei Wieringen angespült worden. 21. Januar. Aus Christiania wird gemeldet: An Land getriebene gefährliche Seeminen an der Küste Norwegens erregen erhebliches Aufsehen. Es wird jetzt mitgeteilt, daß noch zwei solche in der Nähe der Stadt Haugesund an Land getrieben wurden. Marine- mannschaften machten eine Mine unschädlich. Es handelt sich um eine englische Ver ankerungsmine, die sich losgerissen hatte. 21.Januar. Der Londoner Berichterstatter des Giornale d'Jtalia meldet von Be unruhigung in englischen und französischen Marine- und Handelskreisen wegen zahlreicher treibender Minen englischen Ursprungs, die jetzt auch im offenen Ozean anzutreffen sind. 2 7.Januar. Stockholms Dagblad gibt bekannt: Die Minengefahr am südlichen Teil der norwegischen Küste nimmt von Tag zu Tag zu. Von allen Seiten gehen Mit teilungen über Minenfunde ein. Ein in Stavanger eingetroffener Dampfer sah zwischen Skagen und der norwegischen Küste aus nördlichem Kurs 12 bis 13, aus südlichem Kurs sieben Minen. Bei Skudesnaes wurde noch eine Mine, bei Egersund drei Minen ge sunden und an Land geschafft. Dampfer Skagen beobachtete eine Mine südlich von Kristian- sand, die ebenfalls der Marine übergeben wurde. Nahe der schwedischen Küste bei Hoaler ist eine Mine an den Strand getrieben worden. Sämtliche untersuchten Minen sind englische Kontaktminen. 30. Januar. Amsterdamer Blätter melden: Seit Beginn des Krieges wurden insge samt 234 Minen an der holländischen Küste angespült, darunter 113 englische, 42 fran zösische und drei deutsche. Aus Vorstehendem geht zunächst hervor, daß die englischen und französischen Minen, was ihre Verankerung anbetrifft, höchst mangelhaft konstruiert sein müssen. Des weitern aber läßt die Tatsache, daß englische Minen sowohl im Atlantischen Ozean als auch an der holländischen, der südnorwegischen und schwedischen Küste in großer Anzahl festgestellt sind, darauf schließen, daß England auch aus hoher See Minen ausgelegt hat. Nur