142 Die russischen Kriegsschauplätze bis zur Winterschlacht in Masuren Am deutschesten aller Feste wollen wir nichts anderes denken und suhlen als einzig: wir sind Deutsche, Deutsche, nichts als Deutsche! Als treue Söhne unserer starken Vorväter, die einst das gewaltige Römerreich besiegten, wissen wir, daß von heute an alles sich zum Besseren wenden und unsere Sonne die Macht der Finsternis besiegen muß. Darum feiern wir diese seltsame Weihnacht in der stolzen Zuversicht, daß uns Deutschen die hohe Aufgabe zugefallen sei, auch die Weihnachtsverheißuug des Christentums zur Wahrheit zu machen: „Friede sei auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen". Nur der Friede, den wir Deutschen der Welt unserer Widersacher aufzwingen, kann ein dauernder sein, und nur ein Sieg deutschen Geistes kann den Völkern „ein Wohlgefallen" verbürgen. So sind sie alle zu Lichtfeinden geworden, und an uns ist es, sie zu bekämpfen bis zum letzten Blutstropfen, bis zum endgültigen Siege unserer reinen, heiligen Sache. Das wollen wir in dieser Weihnacht uns und unserem Gotte feierlich geloben, und das Lied des deutschen Stolzes soll als bestes Weihnachtslied, das wir in diesem Jahre der furcht barsten Not nur finden können, als jubelnder Ausdruck solchen Gelöbnisses zu Allvaters Nachthimmel emporklingen: Deutschland, Deutschland über alles " Ich habe das wohl besser und eindringlicher vorgebracht, als ich es jetzt, unter dem Donner der Kanonen, notdürftig zu stilisieren vermag. Jedenfalls war die Wirkung eine tiefe Ergriffenheit. Als das Lied verklungen war, brachten wir noch unserem ober sten Kriegsherrn drei kräftige „Hurras" aus, und dann wurde unter dem geschmückten Lichterbaum, den wir im größten unserer Wellblechunterstände ausgestellt hatten, der ganzen Kompagnie in Form einer Tombola beschert." Von dem Weihnachtssest einer Jägerkompagnie des deutschen O st h e e r e s, die mitten im Kampfgetümmel ihr Fest feiern mußte, erzählt der Kriegsberichterstatter der „Vossischen Zeitung": „Hinten auf der Lichtung vor mir wurde noch gekämpft, gnd die in unserer Nähe aufgefahrenen Geschütze sandten unter lange widerhallendem Donnern ihre Granaten hinüber. Auf der Chaussee zogen Soldaten einen Korbschlitten mit Ver wundeten heran, und über die Lichtung stampften Krankenträger mit ihren Bahren, um die Gefallenen zu sammeln, die hier am Waldrande begraben werden sollten. Rückwärts unter den hohen Fichten standen an gedeckter Stelle die waldgrünen Unterstände der Jäger, die hier Weihnachten feierten. Ihre Weihnachtslieder durften sie nur halblaut singen, und der Lichterschein der Christbäume mußte sorgfältig abgeblendet werden. Vielleicht war auch ihr Brief an die „russischen Kameraden" von Erfolg gewesen, den sie in einem Henkelkorb voll Kognak, Wurst, Brot und Aepseln auf der Brücke zwischen den Vorposten Niedergestellt hatten. Die „russischen Kameraden" wurden darin gebeten, sich am heiligen Abend ruhig zu halten, damit die Deutschen bei ihrem Christfest nicht gestört würden. Sie wollten sich dreizehn Tage später durch gleiches Wohlverhalten dankbar erweisen." Ueber eine Feldweihnacht in Südpolen berichtet W. C. Gomoll in der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung". Vor einem Offiziersunterstand fand er den ersten ge schmückten Weihnachtsbaum. „Wie merkwürdig berührte mich sein Bild! Inmitten eines waldreichen, bergigen Geländes, zwischen alten Kiefern war der Unterstand er richtet worden. Rund herum hohe Bäume, darunter das Knickholz der Wacholder sträucher, viel Jungkieser und prachtvolle Tannen. Eine davon, die mittelgroß war, und direkt neben dem Erdloche des Unterstandes aufragte, war zum Weihnachtsbaume ge worden. Wie alle Bäume, die zuhause den Kindern geputzt werden, mit Glas und buntem Papier, mit Silberketten und leuchtend weißer, beim Kerzenglanze glitzernder Watte, so war auch das noch mit fester Wurzel in seinem Erdreiche stehende Kind des Waldes geschmückt worden. Am schönsten war aber die Watte, die Verwendung gefunden hatte; denn am Tage zuvor hatte es leicht geschneit und am Morgen überzog glitzernder Rauh