106 Die russischen Kriegsschauplätze bis zur Winterschlacht in Masuren Die Wiedergewinnung des Uzsoker Passes Die Uebergänge im karpathifchen Waldgebirge südlich des LuPkower Sattels waren wiederholt der Schauplatz der heftigsten Kämpfe. Von den großen Operationen in Rus sisch-Polen und Westgalizien weit entfernt, bildeten sie ständige Anziehungspunkte für den Gegner, der sich durch ihre Besitznahme den Einbruch nach Ungarn auf verschiedenen Wegen offen halten wollte. Namentlich der U z s o k e r Patz, der Sattel von Vereczke und jener am Wysz'kvw wechselten in den Wintermonaten des öfteren den Besitzer. Ende Dezember 1914 war es den österreichisch-ungarischen Truppen gelungen, nach viertägigen, heldenmütigen Kämpfen den Uzsoker Paß den Russen zu entreißen und schon am 1. Januar 1915 mußten sie erneut vor überlegenen feindlichen Kräften die Kammlinie aufgeben. Seit diesem Tage blieb der Paß in den Händen des Feindes, dem es weiter gelang, sowohl im Ungtale als auch bei anderen Uebergängen immer mehr in den gegen Süden führenden Tälern vorzudringen. Bis Ende Januar 1915 hielten die Truppen der Verbündeten die Stellungen bei R e v h e l y, südlich Vezerszallas und Volovec sowie bei Oekörmezö und Körösmezo und wiesen wiederholte Versuche des Feindes, weiter durchzustoßen, stets ab. Die darnach zur Wiedergewinnung der Paßhöhen ange setzten Angriffe führten überall zu vollem Erfolg. In mehrtägigen, durch Gelände- und Witterungsverhältnisse äußerst erschwerten Kämpfen wurde Stellung um Stellung er obert, trotz russischer Verstärkungen und Gegenangriffe täglich Raum gewonnen und zuletzt überall die Paßhöhe erreicht und damit die seit der letzten russischen Gegenoffensive in der zweiten Hälfte des Dezember 1914 am östlichen Flügel und in der Mitte etwas zurückgedrängte Karpathenfront wieder hergestellt. Wie der Uzsoker Paß genommen wurde, schildert der Kriegsberichterstatter E. K. in der „Neuen Freien Presse" folgender maßen: „Das Schönste an dieser großartigen Kriegsleistung ist, daß sie mit verhältnis mäßig geringen Verlusten erzielt wurde. Die Russen sind nämlich in geradezu genialer Weise aus ihren Stellungen herausmanövriert worden. Vier Verteidigungspositionen hatten sie bis zur Paßhöhe, jede geschickt gewählt und sorgfältig vorbereitet. Die erste bei Csontos mit Artillerie und Drahthindernissen, die zweite auf der Studnicalinie bei Hatarhegh—Malomret, die dritte, zugleich die stärkste, auf der ganz kahlen Höhe von Zolobina—Szuhapatak und die vierte auf der Paßhöhe selbst. Alle diese Stellungen lagen an der Straße, aber Feldmarschalleutnant S z u r m a y tat den Russen nicht den Gefallen, sich in einem Frontalangriff an ihnen den Kopf ein zurennen. Er schickte zwar eine Gruppe auf der Straße selbst vorwärts, aber diese hatte nur den Auftrag, den Gegner frontal zu binden, während drei andere Gruppen, und zwar zwei über Nagy—Roszoka nach Hnyla gegen Libochora und über Sohat—Havas- köz nach Hnyla gegen die linke Flanke des Gegners, die dritte über Patakofalu nach Sianki und Benjowa gegen die rechte russische Flanke umfassend vorgingen. Am 22. Januar 1915 begann der allgemeine Vormarsch. Unsere linke Flügelgruppe warf die Vortruppen des Gegners in dem Gefecht bei Patakofalu zurück und seine herbeieilenden Reserven wurden durch die Artillerie, deren Geschütze auf Ochsenkarren hinausgeschafft worden waren, zerstäubt, ehe sie zur Geltung kamen. Am selben Tage wurden auch die übrigen Vortruppen der Russen auf der ganzen Linie zurückgedrängt. Am zweiten Tage sind die Russen dann bei Hatarhegh und auf den Flügeln ge worfen worden und als wir am dritten Tage die Z o l o b i n a genommen hatten, konnten wir am Abend bemerken, wie sie ihre Artillerie und ihren Train über die Paßstraße hinaufzogen. Da unsere Flügelgruppen in ihrem unaufhaltsamen Vormarsch die sich ihnen stellenden Truppen des Gegners immer von neuem warfen, wurde eine Stellung der Russen nach der anderen hinter Csontos besetzt.