80 Die russischen Kriegsschauplätze bis zur Winterschlacht in Masuren 26. Januar 1915. Die allgemeine Lage hat sich nicht geändert. Im Geschützkampf, der gestern beiderseits der Weichsel stärker als in den letzten Tagen tagsüber anhielt, wirkte unsere schwere Artillerie westlich Tarnow mit Erfolg. Ein Fuhrwerkspark des Gegners wurde zer sprengt, mehrere feindliche Kompagnien bei Zg'lobice südwestlich Tarnow wurden Vertrieben. Das Artilleriefeuer dauerte bei einer Gruppe an der N i d a die Nacht hin durch bis zum Morgen an und setzte mit Tageslicht erneut verstärkt ein. 31. Januar. Am D u n a j e c und an der N i d a herrschte gestern auf beiden Seiten lebhafte Artil lerietätigkeit. Unsere in letzter Zeit schon mehrmals mit guter Wirkung feuernde Artillerie hatte auch gestern Erfolg. Der Feind räumte im heftigsten Feuer einige Schützengräben. Auch an der übrigen Front in Südpolen war zeitweise Geschützkampf. 1. Februar. In Südpolen und West gal izien war gestern lebhafte Gefechtstätigkeit. Die günstigen Sichtverhältnisse, die größtenteils vorherrschten, waren die Ursache zahlreicher Rekognoszierungsgefechte und Plänkeleien, durch die in manchen Abschnitten lokale Er folge erzielt wurden. 8.—16. Februar. An der allgemeinen Lage in Südpolen und Westgalizien hat sich nichts geändert. Unsere schwere Artillerie am D u n a j e c beschoß am 8. Februar bei günstigen Sichtverhältnissen mit Erfolg den Raum Tarnow und erzielte auch gegen lebende Ziele sichtlich gute Wirkung. 19. Februar. JnWestgalizien gingen Teile unserer Gefechtsfront zum Angriff über und nahmen einige Vorstellungen der feindlichen Schützenlinie. In ihrem Gefechtsabschnitt erstürmten TirolerKaiserjägerin überraschendem Anlauf eine vom Gegner feit Wochen be festigte und mit Hindernissen umgebene Ortschaft und nahmen 300 Mann gefangen. 29. Februar. In Südpolen hielt auch gestern verstärktes Geschütz- und Gewehrfeuer an. Um die von uns eroberten russischen Vorstellungen im Raume südlich Tarnow und am D u n a j e c entwickelten sich heftigere Kämpfe. Gegenangriffe des Feindes wurden mehr mals blutig zurückgeschlagen. 22.—24. Februar 1915. An der Front in Südpolen und Westgalizien Artilleriekämpfe und Geplänkel. Vereinzelte Vorstöße des Feindes wurden mühelos abgewiesen. Zusammenfassende Darstellung Anfang November 1914 hatte die russische Heeresleitung gewaltige Truppenmassen versammelt, um nicht nur jenen Hauptstoß gegen Preußisch-Schlesien durchzuführen, der dann in der gewaltigen Schlacht in Polen zurückgeschlagen wurde (vgl. S. 39—73), son dern um auch aus dem Raume Przemysl-^Stary-Sambor gegen Ungarn vor zubrechen und durch Bedrohung dieses Landes das österreichisch-ungarische Heer von dem deutschen zu trennen. Wie bereits geschildert, hatte die österreichisch-ungarische Heeres leitung in der richtigen Erkenntnis, daß das wichtigste Hauptziel die Niederkämpfung der russischen Armee sei, nur die notwendigsten Grenzschutztruppen für das bedrohte Ungarn ins Feld geführt und der Hauptmasse ihres Heeres, der Armee D a n k l, den Befehl erteilt, sich andauernd fechtend zunächst auf die Lyfa Gora, dann bis in den Winkel zwischen Preu ßisch-Schlesien und Krakau zurückzuziehen, um dadurch das Zurückgehen Hindenburgs zu erleichtern und die Umgruppierung der österreichisch-ungarischen Truppen zu verschleiern.