38 Phot. Oefterr. Lichtbildftelle-Wien Bild 41. Klosterneuburg, Stiftsmuseum „Dornenkrönung" vor 44Y7. Beide Zyklen leiten, wie wir erwähnten, eine völlig neue Stilphase im Schaffen deö jungen Frueauf ein. Noch zeigen beide Zyklen leise den Zu sammenhang mit der Malerei des unmittelbar vor hergehenden Jahrzehnts, ja sie zeigen sogar deutlich genug Zusammenhänge mit der Art des Vaters Frueauf. Noch immer sind die Gestalten relativ groß und schwer und überwiegen, den Vordergrund beherrschend, an Bedeutung die Landschaft. Aber doch! Schon gewinnen Landschaft und Architektur eine ganz neue Funktion. Sie werden die wirkungö- fteigernde Kulisse alles Geschehens; alles Geschehen wird durch sie aus naturalistischer Wirklichkeitönähe in eine über Alltagsbilder gehobenen Bannkreis eines dichterisch empfundenen Stimmungsbildes ge wandelt. Die gleiche Funktion wie der Darstellung der rahmenden Natur fällt aber auch der Phot. Oesterr. Lichtbildftelle-Wien Bild 42. Klosterneuburg, Stiftsmuseum „Kreuzigung" Farbe zu, die der Meister in neuer Skala und dramatischer Schlagkraft verwendet. „In hauch feinen, wie von duftigen Nebelschleiern verhängten Tönen", so charakterisiert Otto Benesch^) treffend den Charakter der Klofterneuburger Zyklen, „erklingt das weiche Melos der Landschaft. Perlsäume feinster Farbtupfen umziehen die kugeligen Baumkronen, machen sie körperlos, verleihen der Landschaft eine schwebende Ornamentik. In diesem Rahmen einer ganz neuen Landschaftsornamentik leuchten die Figu ren wie Edelsteine. Köstlich wie Goldschmiedewerk ist die Malerei von lauterem Reiz der Linie und Farbe". Die Kunst der Niederländer und die aus dieser 3 ) Otto Benesch „Der Zwettler Altar und die Anfänge Jörg Breus" in „Beiträge zur Geschichte deutscher Kunst II" Augsburg 1928.