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Solche Worte wurden in einer Zeit geschrieben, in welcher
clie Verfolgung Andersgläubiger und deren Vertilgung mit Feuer
und Schwert von den kirchlichen Autoritäten aller Confessionen
gepredigt, von der weltlichen ausgeführt wurde, in welcher jede
Kirche und jede Secte, mochten ihre Anhänger nach tausenden
oder nach dutzenden zählen, sich für die auserwählte und unfehl¬
bare hielt und in der diese Zustände der öffentlichen Meinung
vollkommen entsprachen.
Deshalb sind sie der Erinnerung wert. Biinderlin steht
seinen Schriften zufolge auf den Standpunkt der Gewissensfreiheit
und des praktischen Christenthums, wie es in den ersten volks¬
tümlichen Regungen der Kirchenreformation seinen der histori¬
schen Entwicklung entsprechenden Ausdruck gefunden hat.
Er theilt seine religiösen Ansichten mit einer Eeihe hervor¬
ragender Zeitgenossen, mit Denk und Hetzer, mit Kantz und
Servet, insbesondere aber mit Sebastian Frank, dessen den
Bünderlin'schen Schriften nachgefolgte Werke dieselben Grund¬
sätze wiederspiegeln.
Hieraus ergibt sich von selbst die Stellung, welche Biin¬
derlin den zu seiner Zeit bestehenden Confessionen und Secten
gegenüber einnimmt.
Durch seine Geringschätzung aller äusserlichen Keligions-
übung — und er rechnet dazu, wie er dies ausdrücklich ausspricht,
auch die Sacramente, insbesondere das Abendmahl, welches er
als blosse Erinnerungsfeier ohne Transsubstantiation auffasste,
— wie durch seine Darstellung der Bedeutung Christi und seines
Erlösungswerkes, entfernt er sich ebensowohl von den Katholiken
als den Lutheranern, deren letzteren Lehre von der Rechtfertigung
allein durch den Glauben (an die Schrift) und von der absoluten
Sündhaftigkeit des Menschen und der Unfreiheit des Willens,
insbesondere mit seinen Ansichten im vollen Widerspruche standen.
Aber auch den Wiedertäufern oder einer anderen verwandten
Secte kann er nicht zugezählt werden.
Die Menschen, sagt er, dürfen nicht erst auf ein Zeichen
des Vaters warten, um ihm zu folgen, Wunder geschehen heute