21 „Wer diess Wort habe, könne nicht sündigen, denn dieses Wort erzeuge in uns die Liebe. Der Himmel sei schon in diesem Leben zu finden, wer das Wort Gottes in der Brust habe, der habe den Himmel auf Erden." „Das Wort, das wir aussprechen", schrieb ein anderer Wiedertäufer, Jacobus Cantus 1527, „reden, schreiben, ist nicht das lebendige Wort Gottes, sondern nur Zeugnis und Zeichen des inneren, damit dem äusseren genug geschehe. Kein äusserlich Wort oder Zeichen oder Sakrament, auch keine äusserliche Verheissung hat diese Kraft, dass es den inneren Menschen stärken und trösten könne." Von diesem Standpunkte aus lehrten sie: „Die Taufe oder äusserlich abwaschen bringt keine Selig¬ keit, sondern nur der Bund des guten Gewissens mit Gott. Das Wasser, als ein schwaches Element, kann keine Christen machen oder in Christo erhalten. Christus giebt keinem die Seligkeit um der Taufe willen, noch wegen anderen Zeichen. Die Taufe ist kein Zeichen der Gnade, noch des Friedens oder Vergebung der Sünden oder des guten Gewissens, sondern nur des Gehorsams, den Christus befohlen hat. Wer also Vergebung der Sünden durch die Taufe sucht, der verschmäht das Blut Christi und macht aus der Taufe, einen Götzen. Der Exorcismus und die Gevattern sind auch nichts nütze. Das Abendmal ist kein Sakrament. In Brot und Wein ist nicht der wesentliche Leib und das wesentliche Blut Christi. Das Abendmal ist von Christus nur eingesetzt zum Gedächtnis seines Leidens, wie auch der Liebe Gottes und des Nächsten, nicht aber zur Stärkung des Glaubens oder Versicherung der Gemein¬ schaft der Gläubigen mit Christo und seinen Wohlthaten." Mit den Sacramenten der Taufe und des Abendmahles ver¬ werfen sie auch die Sabbathfeier, die Lehre von der Erbsünde und deren Tilgung durch Christi Erlösungstod. „Christus hat nur für den gelitten und genug gethan, der seinen Fussstapfen nachfolge und den Weg, den er gegangen, auch gehet. Wer anders von Christo halte, mache aus ihm einen Götzen.