49 nun im Jahre 904 ein Exemplar der Lebensbeschreibung des hl * Severin der Passauer Kathedrale geschenkt wurde,r) gelangte man dort zur Kenntniss, dass in der letzten Römerzeit zu Lorch ein Bischofssitz gewesen sei. Da jetzt Lorch zur Passauer Diö- cese gehörte, so nahm man an, das Passauer Bisthum sei eine unmittelbare und wirkliche Fortsetzung des Lorcher Bisthumes. Diess mochte nun die Ursache gewesen sein, dass Adalbert, welcher vom Jahre 945—971 Bischof von Passau war, sich bis¬ weilen auch Bischof von Lorch nannte,* 2) in ähnlicher Weise, wie sich die Bischöfe von Brixen häufig nach ihrem früheren Sitze Säben und die Erzbischöfe von Spalatro nach dem alten Salona nannten. So wird auch Adalbert mit der Benennung eines Bischofs von Lorch nichts weiter gewollt haben, als das Bisthum Passau um beinahe 300 Jahre hinaufzurücken, um demselben in der Meinung der Menschen ein höheres Alter und demgemäss eine grössere Ehrwürdigkeit beizulegen.3) Erst seinem Nachfolger Pilgrim (971—991) blieb es Vorbe¬ halten, aus dieser einmal geglaubten Identität beider Bisthümer weitere Nutzanwendungen zu ziehen. Nach Besiegung der Avaren hatte das Bisthum Passau die eroberten Länder Nieder - Oesterreich und Ungarn bis an die Raab kirchlich zugewiesen erhalten, während das Land zwischen der Drau, Donau und Raab an die Diöcese Salzburg fiel. Diess wurde im Jahre 829 bestätiget.4) Im Jahre 870 scheint auch das Bisthum Passau über Mähren ausgedehnt worden zu sein,5) freilich nur um es sogleich zu verlieren, nachdem die Mährer sich von der deutschen Herrschaft wieder befreit hatten. Es dauerte aber nicht lange, so verlor 907 der Passauer Bischof an 9 Monum. Bote. 28. Bd. p. 201. 2) Im Jahre 948. — JPertz Leges II, 19; Synodus Ingelheimensis ex co- dice Bibliotheccte Weingartensis. — Im Jahre 960 JPertz, S. S. VI, 615. 3) Dümmler 26—29. 4) Monum. Boic. 31. Bd. 56. 5) JEpist. Thesotmari ad Joanem IX. papam hei Ludwig S. S. rer. Germ. II, 273. Mus. Jahr. Ber. XXX. 4