27 unter Spuren von Brand und Zerstörung deuten darauf hin, dass Lauriakum auf eine gewaltsame Weise verwüstet worden sei und zwar zu einer Zeit, wo noch die Börner, welche sich nicht ent¬ schlossen hatten, mit Severin fortzuziehen, dort ansässig waren. Diess geschah wahrscheinlich um das Jahr 480, in welcher Zeit Severin die Stadt verliess. Um das Jahr 510 waren sämmtliche Städte an der obern Donau zerstört, was Eugippiüs, der Schüler und Biograf des heil. Severin ausdrücklich bezeugt.1) IX. Ende der Römerherrsehaft. Auf den weströmischen Kaiserthron setzte sich 476 Odoa- ker, ein Bugier von Geburt, dem der heil. Severin seine Erhe¬ bung vorausgesagt hatte. Er war seit 474 Aufführer der deut¬ schen Truppen verschiedener Stämme, welche im römischen Solde in Italien standen und herrschte nun als König von Italien kräftig und ruhmvoll. Es gelang ihm in einem glücklichen Kriege gegen die Bugier, deren Macht gänzlich zu brechen und die rö¬ mische Herrschaft in Ufernorikum wieder zur Geltung zu brin¬ gen (487). — Allein bald sah er ein, dass dieses von allen Sei¬ ten hin bedrohte Land ihm doch allzu ferne lag, als dass er es ohne Zersplitterung seiner ohnehin geringen Macht mit Erfolg vertheidigen konnte. Ueberdiess bedrohten von der Ostseite die von den rachsüchtigen Bugiern aufgereizten Gothen das Haupt¬ land Italien so sehr, dass Vereinigung aller Kräfte für Odoaker eine unerlässliche Massregel wurde. Darum liess er im folgenden Jahre (488) durch Aonulf, seinen Bruder, der im östlichen Ufer¬ norikum (Nieder-Oesterreich) gegen die Deutschen kämpfte, alle Börner von der Donau nach Italien führen. Unter den Bömern, (Romani), welche auswanderten, sind nicht bloss die eigentlichen Börner, sondern auch die Landbewohner ohne Unterschied der Abstammung im Gegensatz zu den eindringenden deutschen Völ¬ kern zu verstehen. Die landeseingebornen Noriker waren ja schon seit Caracalla römische Bürger, längst durch und durch ver- *) Eugippius, cap. 12, 26, 27, 30. Pritz I, 98. Kurz III, 72, 73.