6 sus ihre Unabhängigkeit verloren. Nach der blutigen Unterjochung der benachbarten und befreundeten Bhätier und Yindelicier hat¬ ten sich die Noriker mit Ausnahme der Ambisontier (Anwohner der Salzach), die allein zu besiegen waren, der römischen Herr¬ schaft freiwillig unterworfen.1) Ihr Land bildete seitdem einen Bestandtheil des römischen Reiches, musste kaiserliche Land¬ pfleger oder Prokuratoren aufnehmen, behielt aber unter Augu- stus und seinen nächsten Nachfolgern noch eine gewisse Selbst¬ ständigkeit und wurde gewöhnlich als Reich (regnum), selten als Provinz bezeichnet. Es hatte seine eigenen Pürsten, welche Freunde und Bundesgenossen der Römer hiessen, und eine eigene Streitmacht, welche unter einheimischen Führern stand und nur im Lande selbst zur Grenzvertheidigung gegen auswärtige Feinde verwendet wurde. Diese Verhältnisse dauerten aber nicht lange, und erlitten schon unter Kaiser Claudius (41—54 n. Ch.) wesentliche Veränderungen, welche Kaiser Vespasian (69—79) noch weiter ausführte. Das Land verlor den letzten Rest seiner Selbstständigkeit und wurde als eigentliche Militär - Provinz enger mit dem römischen Reiche verbunden; die einheimischen Trup¬ pen wurden fortan auch in den verschiedenen entfernteren Thei- Jen des römischen Reiches im Landheere und auf der Flotte verwendet.* 2) Zu gleicher Zeit errichteten die Römer, um ihre im heutigen Ungarn und Deutschland gemachten Eroberungen in feste Ver¬ bindung zu bringen und ihre Nordgrenze durch eine ununter¬ brochene Reihe von Vertheidigungsmitteln zu schützen, längst der Donau an gut gelegenen Plätzen, am liebsten an den Mün¬ dungen der Nebenflüsse, feste Standlager, Wälle mit Gräben, Burgen und Thürme, verbanden sie mit wohlgebauten Heerstras¬ *) Glück, die Bisthümer Norikums. Sitzungsbericht der k. k. Akademie der YUssenschaften 17. Bd. 1. Heft, Seite 86. 2) Aschbach, über die römischen Militär - Stationen im Ufer-Norikum. Sitzungsbericht d. Akad. d. Wiss. 35. Bd. 1. Heft, Seite 5—9. :• / o.J