Die Markomannen. Deutsche Colonisation. Die Deutschen wohnen in Böhmen, Mähren und Schlesien nicht erst seit gestern. Diese Länder bilden das östliche Bindeglied zwischen Süd- und Norddeutschland, sie sind ein wesentlicher Bestandtheil jenes mächtigen Gebietes in Mitteleuropa, das von den Alpen bis zu den Gestaden der Nord- und Ostsee, von den Vogesen bis an die Weichsel sich dehnt und das geographisch, ethnographisch, oro- und hydrographisch als ein Ganzes angesehen werden muß, wie es denn die alten Römer schon als ein solches betrachteten und unter dem einen Namen „Germania" zusammen faßten. Wenn beliebt wird, Böhmen als ein Land zu bezeichnen, das ringsum von schwer übersteigbaren Gebirgen umwallt und gegen Deutschland abgeschlossen sei, so widerspricht einer solchen Behauptung schon der eine Umstand, daß gerade die Grenzgebirge, bis auf höchst unbeträchtliche Theile, von den Deutschen besetzt find, wie auch diese Gebirge nicht verhindert haben, daß die Ge wässer Böhmens zum Stromsysteme Deutschlands und zu keinem anderen gehören. Der erste deutsche Volksstamm, der in Böhmen seßhaft wurde, waren die Markomannen („Grenzmänner"), eine suevische Völkerschaft. Diese hatten die keltischen Bojen von Norden her nach Böhmen gedrängt, später aber auch von da weiter nach Süden bis über die Donau vertrieben, ohne zunächst selbst von dem eroberten Lande Besitz zu ergreifen, sie überließen es befreun deten Stämmen zur Bewachung. Erst Marbod führte als neu- gewählter Herzog um das Jahr 8 v. Chr. die Markomannen nach „Bojenheim", da ihre bisherigen Sitze am Neckar und Main