948 Die Philosophie der Religion. Dreiundvierzigstes Capitel. Nie Philosophie der Religion. A. Der Negriff der Religion. I. Philosophie und Religion. 1. Das Verhältniß der Religionsphilosophie zur Religion, zur Philosophie und zur positiven Religion. In dem Verhältniß zwischen Philosophie und Religion sind die fraglichen Punkte enthalten, welche Hegel in der Einleitung seiner Vor lesungen über die Philosophie der Religion als Vorfragen behandelt hat. Wie verhält sich die Religionsphilosophie zur Religion, zur Philosophie, zur positiven Religion? Die Religiousphilosophie will und soll nicht Religion machen, sondern die Religion, welche da ist, die vorhandene, bestimmte, positive Religion erkennen: mit dieser Fassung der Aufgabe tritt Hegel sogleich dem Zeitbewußtsein ent gegen, welches grundsätzlich Religion und Erkennen, Glauben und Wissen einander entgegensetzt und in objectiver wie subjectiver Be ziehung die von den Nothwendigkeiten der Erkenntniß völlig freie oder erkenntnißlose Religion behauptet und erhebt. Deshalb läßt Hegel es seine erste Angelegenheit sein, diesen Widerstand der „Zeitprincipien" gegen seine und alle Religionsphilosophie sich durch die Darlegung ihrer Nichtigkeit aus dem Weg zu räumen. Was nun weiter das Verhältniß der Religionsphilosophie zur Philosophie betrifft, so bildet dieselbe innerhalb des Ganzen eine philosophische Wissenschaft, deren Nothwendigkeit uns aus der bisherigen methodischen Entwicklung des Systems hervorgegangen ist, weshalb der Anfang und die Stellung der Religionsphilvsophie keiner Erörterung und Begründung mehr bedarf. Die positive Religion besteht in dem Glauben an die kirch lichen Lehrbegriffe oder Dogmen und an die Bibel. Die Dogmen sind dem Zeitbewußtsein so fremd und gleichgültig geworden, daß sie selbst von seiten der Theologie nicht als Wahrheiten, sondern nur als historische Facta genommen und angesehen worden; die Theologen in der Art, wie sie die Dogmen behandeln, gleichen den Comptoirdienern eines Handlungshauses, die über fremden Reichthum Buch und Rech nung führen/ i Hegel. Werke. Bd. XI. S. 1—53.