788 Die Philosophie der Geschichte. i Ebendas. S. 429-431. verito, en la repoussant, on l’embrasse». „Europa kommt zur Wahr heit, indem und insofern es sie zurückgestoßen hat. In dieser Be wegung ist es, daß die Vorsehung im eigentlichen Sinne regiert, indem sie aus Unglück, Leiden, aus particularen Zwecken und dem unbewußten Willen der Völker ihren absoluten Zweck und ihre Ehre vollführt." Dies ist wieder einer der Aussprüche, welche den Tiefsinn und Tiefblick Hegels beurkunden, denn es ist ein Tiefblick, daß er an den Gräueln im Hause der Merowinger nicht vorübergesehen, sondern den positiven Ertrag derselben, d. h. ihren Nutzen in Ansehung des Zeit alters zu schätzen gewußt hat. 2. Der Muhamedanismus. Man ist erstaunt, unter den „Elementen der christlich-germanischen Welt" den Muhamedanismus in vorderster Reihe genannt zu sehen, aber diese Hervorhebung erklärt sich vollkommen erstens aus der Nothwendig keit des Gegensatzes und der Ergänzung beider, und zweitens daraus, daß aus diesem Gegensatze die Kreuzzüge und das christliche Ritter thum hervorgegangen sind, welche zum Wesen des Mittelalters gehören. Die muhamedanische Religion verhält sich zur christlichen, wie die Verehrung des abstracten Geistes zu der des concreten, wie der reine Monotheismus zur trinitarischen Gottesidee; der jüdische Gottesbegriff, befreit von allem jüdischen Particularismus, von der Vorstellung eines auserwählten und ausschließenden Volkes, mit dem Gott einen Bund geschlossen habe: diese Idee des abstract und absolut Einen in seiner vollkommenen Schrankenlosigkeit ist die muhamedanische Gottesidee. Dieser Gott ist nicht mehr Jehovah, sondern Allah. Die Verehrung dieses einen, allein wahren Gottes ist der einzige Endzweck des Mu hamedanismus und das einzige Band, welches alles verbinden soll; die kriegerische Ausbreitung dieses Glaubens ist die höchste Pflicht, für diesen Glauben zu sterben das höchste Verdienst, und die höchste Be lohnung ist das Paradies. Nie hat die Begeisterung in kürzerer Zeit größere Thaten vollbracht, als in der Ausbreitung der arabischen Religion von ihrem Ursprünge in Mekka und Medina zu einem arab ischen Weltreich in Syrien, Persien, Aegypten, dem nördlichen Afrika, Spanien, bis seiner weiteren Ausdehnung von Karl Martell in Frank reich durch die Schlacht bei Tours an der Loire ein Ziel gesetzt wurde (732). Es war ein Jahrhundert nach dem Tode des Propheten.