55 endet, als der Krieg ausbrach. Schneidereit war stets ein sauberer, strammer und pflichteifriger Soldat gewesen, hatte seine Sache beim Exerzieren ebensogut gemacht wie im Feld- dienst und trug mit Stolz die Gefreitenknöpfe und die Schützenschnur. Er war mit einem Wort ein guter Friedenssoldat. Jetzt aber, wo es ernst wurde, wo es für jeden Soldaten galt, nicht nur das im Frieden Er lernte vor dem Feind anzuwenden, sondern sein Leben in die Schanze zu schlagen, da bewies der Gefr. Schneidereit, daß weit mehr in ihm steckte, als ein tüchtiger Friedenssoldat: eine ausgesprochene Kämpfernatur. Gegen Strapazen aller Art abgehärtet, konnten ihm weder die Gluthitze auf dem vierwöchigen Vormarsch der Branden burger bis vor Paris, noch junger und verzehrender Durst etwas anhaben. Kameraden seiner Kompanie, der 3./L4, be richten, wie der Gefr. Schneidereit an manchem Abend, wenn nach anstrengendem Matsch die völlig erschöpften Mann schaften wie die Bleiklötze auf ihr Strohlager fielen, trotz aller Müdigkeit auch ohne Befehl eine gründliche vorbeu gende Körperpflege trieb und sich vor allem die von den langen Märschen stark angestrengten Füße vornahm, denn, so pflegte er zu sagen: „Gut geschmiert ist halb marschiert." — So war für den Gefr. Schneidereit „Schlappmachen" ein unbekannter Begriff. Ja, auf dem denkwürdigen Gewalt marsch während der Marneschlacht 10)4, auf dem das III. brandenburgische Korps in 33 Stunden hundert Kilo meter zurücklegte, und die Mannschaften wie die Fliegen fielen, lud sich der Gefr. Schneidereit, der an seinem Gewehr und seinen 50 Pfund Gepäck schon rechtschaffen zu schleppen hatte, noch ein zweites Gewehr von einem taumelnden Ka meraden auf unh rüttelte ihn mit dem ermunternden Zuruf hoch: „Gustav, du wirst doch nicht abbauen und die ganze Gruppe blamieren!" — Den Sturm auf Vailly im Oktober 1014, den ersten größeren Angriff der Brandenburger nach dem Rückzug von Paris, machte Gefr. Schneidereit bereits als Gruppenführer mit und holte sich für sein scharfes und doch gezügeltes Draufgängertum das Eiserne Kreuz, und schon Anfang )§15 wurde er für seine unermüdlichen und erfolgreichen nächt lichen patrouillengänge an der 2tisne zum Unteroffizier be-