Schußerl für den Rath, welchem er als Hilfsarbeiter zugetheilt war, den Gegenstand sorgfältiger Ueber- wachung. Eine liebende Mutter konnte für den ein¬ zigen Sohn unmöglich besorgter sein, als der Rath um seinen Praktikanten, welcher im Nebenzimmer die Rückstände vermehren half. Kaum waren Schußerls Schritte in der Nähe des ihm vom Staate mit vornehmer Einfachheit ausgestatteten Ateliers angelangt, tauchte auch schon der Rath mit der Uhr in der Hand gespensterhaft vor ihm auf. „Mein Lieber!" begann auch heute die amtliche Morgenpredigt. „Schon wieder zehn Minuten zu spät! Eine solche Nachlässigkeit ist mir in meiner ganzen Praxis noch nicht vorgekommen. Aus Ihnen wird nie etwas." „Aber, verehrter Herr Rath!" wagte der Unglückliche zu entgegnen. „Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Ich mußte meine Mutter zur Kirche begleiten." „So? Ist das vielleicht Ihre Frau Mutter?" sprach lauernd der Rath, zog den Verbrecher zum Fenster hin und deutete auf ein hübsches Mädchen, welches in der Meinung, Schußerl sei in seinem Bureau allein, schelmisch von der Straße herauf¬ grüßte.