41 eine führt aber auch von Lend nach St. Johann (stehe oben), dann nach W a g ra i n, einem Markte mit 64 meist schlechten Häusern und 358 Einwohnern. Wagrain erscheint schon im XVI. Jahrhundert unter den alten Märkten des Jahres genannt. Die Vicariatskirche liegt auf einem Hügel. Von Wagrain gelangen wir nach Radstadt. Auf diesem Wege kommen wir durchAlten markt, wo die Liebfrauenkirche, zwar oft durch Brand beschädigt, doch noch zum Theile die Schönheit und Kraft ihrer altdeutschen Formen zeigt. In der Frauenkapelle ist eine Madonna von Steinguß von Thiemo. Radstadt ist die dritte Stadt des Kreises, hat 123 Häuser und 866 Einwohner. Mauern aus dem XIII. Jahr- hundert umgeben sie. Radstadt hat zwei Thore, zwei Plätze, vier Brunnen, zehn Gassen und ist in vier Viertel getheilt. Das Pfleghaus, die Frohnveste, das Bürgerspital und Schulhaus, der Hofkasten, das Rathhaus und das Mauer-- fchlößchen sind die bedeutendsten Gebäude. An Kirchen findet sich die Vicariats- kirche, die Eapuzinerkirche und das Lorettokirchlein. Unferne von hier, bei dem Mandlingpasse geht die Straße nach Steiermark (in den Judenburgerkreis) über. Südlich von Radstadt erhebt sich die interessanteTauerustraße, welche über Mauterndorf. nach St. Michael und Gmünd in Kärnthen führt. Diese Wanderung über den Tauern ist höchst merkwürdig. Der höchste Punkt des Über- ganges liegt nach meinen Beobachtungen 5619 Fuß über dem Meere; daß dieser Tanernweg bereits den Römern bekannt war, beweisen römische Meilensteine, deren man drei hier fand. Die Römerstraße ging über die Taserneralpe nach St. Marga- retha (dort fand man die eine Meilensäule), dann über den Murboden, durch den Schindergraben nach Tweng (dort fand man die zweite), und über den Tauern (wo man zwischen dem Passe und der Breitlochnerbrücke die dritte entdeckte). Von Radstadt erhebt sich die Straße schnell, und führt an die vordere und Hintere Gnadenalpe vorbei. Oberhalb der Gnadenalpe rauscht der Johanns- Wasserfall. Ein Wegweiser zeigt rechts dahin. Sein Brausen donnert weit hinaus in die Lüfte. Die Tauernache stürzt sich hier in einem weiten Bogen über 200 Fuß tief hinab. Die Cascade gehört zu den pittoreskesten des Landes. Nur entfernt sich die Straße wieder von der Ache, und abermals an schönen Alpen vorüber erreicht man das Tauernhaus, schon 1562 von Wolfgang Wieseneck erbaut, dessen Familie es Jahrhunderte lang besaß. Auf dem höchsten Punkte der Straße steht eine Kapelle, und der Friedhof. Es eröffnet sich übrigens auf diesem Gipfel keine bedeutende Fernsicht. Die Kämme und Hörner der Tauern die zwei hohen Mandeln, der Kesselspitz, und das lange Hundsfeld strecken sich noch 1000 bis 2000 Fuß darüber hin. Die Spitze des Seekars 6