22 sahen, wollen mir die freundlichen Leser auf einer Wanderung folgen, welche sie auf die wichtigsten Punkte des Kreises in malerischer Beziehung aufmerksam machen soll. E n n s ist einer der ältesten Orte des Landes. Hier erlitt der heilige Florian den Martertod unter D i o c l e t i a n um 304. Das heutige Enns erstand als Gränz- feste gegen die Ungarn im X.Jahrhundert (903) durch Luitpold, den Grafen im Nordgau. Hier war die Münzstätte der alten Nordgaugrafen (in dem heutigen Rathhause), das jetzigeAuersperg'sche Schloß Ennseck ist die alte Ennsburg. Die alte Pfarrkirche (zugleich die reichste Pfründe Oberösterreich's) besteht aus 3 Ab- Heilungen, deren mittelste die eigentliche Kirche bildet. Die rechte Abtheilung ist die Minoritenkapelle, die linke die Wallseekapelle. Die Orgel der Kirche ist von Chris- manni.Jn derWallsee'schenKapelle haben sich schöne Glasmalereien erhalten. Mit- ten ausdem Stadtplatze erhebt sich der große freistehende Thurm, von Quadern, int XVI. Jahrhundert erbaut. Enns hat fünf Vorstädte: Enghagen, Lerchenthal, Ober- und Unter-R e n n t h a l und Schmiedberg. Sie zählt mit diesen 176 Häu¬ ser mit fast 1600 Einwohnern. Die Stadt liegt aufeiner Anhöhe, und gewährt da- her einen ziemlich malerischen Anblick. Blühende Gefilde umgeben sie, und herrlich steigen vor dem Blicke im tiefen Süden die Schneegipfel der großen Alpenkette em- por. Hier in der Nähe, aufdem Georgenberg, fand 1186 die Übergabe der steyrifchen Mark an L e o p o l d VI. von Babenberg Statt. Eine Viertelstunde von Enns, gegen Norden, liegt St. Loren z, ein höchst merkwürdiger Ort in Österreich's Ge-- schichte. Hier stand nämlich das römische Laureacum, das alte Lorch. Hier, in die- sem, jetzt nur 15 Hütten zählenden Dörfchen, wardie Wiege des Christenthums für unser Vaterland. Die schöne Laurenzkirche hier baute M a r I. Das Hochaltarblatt, den Opfertod des heil. Laurenz, malte Dallinger 1715. In der Schärfenberg'- schen Grabkapelle haben sich einige Glasmalereien erhalten. Wir treten nun die Wan- derung nach Steyer an, aufwelchem Wege das 1142 gestiftete, 1784 aufgehobene Benedictinerstist Gleink sehenswerth ist. Es gehört jetzt demBisthume zu Linz, und das Stiftsgebäude istdieSommerresidenzderBischöse.Steyerentstand im X.Jahr- hunderte durch Otto kar von Traungau, als Gränzfeste gegen Ungarn und Avaren. Bald reihten sich um die feste Burg mehrere Häuser, und so entstand die Stadt. Frei und heiter liegt sie an der Vereinigung der Enns und Steyer, in einem freundlichen Thale. Hier ist das Kreisamt des Traunkreises. Die Stadt hat 10 Vorstädte, näm- lich: Ramingsteg,Cunsdorf, Schönau, Reichenfchwall,Vogelsang, Stcyerdors,Aichat, bei der Stey er,Wiefenfeld und Ort, mit 9236 Ein- wohnern. DerHauptplatz istsehrgroß und schön,mitBrunnen geziert. Dortsteht auch das R a th h a u s (im Rathssaale die interessanten Portraite F e r d i n a n d's von Tirol