Der Rückmarsch der 10. Armee. 
Durch Sonderbefehl regelte das Armee-Oberkommando die Ausscheidung 
von Reserven, die vorausbefördert und zur Besetzung von Lida, Barano- 
wieze, Wilna und Swenzjany sowie der von Molodeezno und Swenz- 
jany nach Wilna führenden Bahnen verwendet werden sollten. Alle 
nicht mehr unbedingt notwendigen Betriebe und Verwaltungsstellen wurden 
aufgelöst, die Anmeldung aller entbehrlichen Formationen, Armierungs- 
und Wirtschaftstruppen zum Abtransport befohlen. 
Gleichzeitig wurden Vorbereitungen für den weiteren Rückmarsch in die 
Linie Baranowieze—Molodeezno—Swenzjany getroffen, den Korps 
Marschstraßen zugewiesen und die Bereitlegung von Verpflegungsvorräten 
an diesen und in der vorgenannten Linie Baranowieze—Bogdanow— 
Molodeezno—Swenzjany befohlen. 
Auf Grund dieser umsichtigen Anordnungen vollzog sich die Räumung 
des Gebiets östlich der Beresiua ohne größere Störungen. Rur im rück- 
wärtigen Gebiet ereigneten sich täglich kleinere und größere Überfälle auf 
Transporte sowie Pferde- und Viehdiebstähle. Mit den Russen hatten nur 
der Stab der 23. Kavallerie-Brigade und die Mafchinengewehr-Eskadron 
des Garde-Reiter-Regiments am 25. November einen Zusammenstoß. 
*) Gemeint ist die Dauerstellung von 
Der Rückzug westlich der Beresiua. 
An der Beresina entstand ein mehrtägiger Stillstand, der ebensosehr durch 
marsch- und räumungstechnische Gesichtspunkte als durch die Rücksicht auf 
die mit ihren Räumuugsmaßuahmeu noch im Rückstand befindlichen 
Nachbararmeen bedingt war. 
Inzwischen hatte sich das Armee-Oberkommando mit dem weiteren Ver- 
,4. November, lauf der Rückzugsbewegung beschäftigt. Schon am 14. November berichtete 
General von Falkenhayn dem Oberbefehlshaber Ost, daß er bei dem drin- 
genden Wunsch aller Verbände nach schleuniger Rückkehr die Durchführung 
der Räumung des besetzten Gebiets ohne Stockungen, die nicht durch 
militärtechnische Rücksichten bedingt seien, für erforderlich halte. Wenn die 
Interessen des Vaterlandes das Halten einer über die Grenze vom 1. August 
1914 vorgeschobenen Linie nötig machten, so komme allein der Drahtzaun 
mit Vorsprüngen bei Baranowieze und Molodeezno zur Behauptung der 
dortigen wichtigen Magazine in Betracht'). Auch diese Linie werde sich 
nur mit Truppen dauernd halten lassen, die aus Freiwilligen zusammen- 
gestellt würden, die nicht für Weib und Kind zu Hause zu sorgen hätten. 
Er fügte hinzu, daß nach seiner Ansicht die Bildung solcher Freiwilligen-