Die Auswirkung auf die Truppe. 35 die notwendigsten Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des Bahnbetriebs und zur Schonung der Truppe selbst durchzusetzen. Der Große Soldatenrat in Kiew, der zunächst den Abtransportplan gut- geheißen hatte, spielte ein übles Doppelspiel: Er beteiligte sich an den Hetzereien gegen die Offiziere, wiegelte die Truppen durch die planmäßig ausgestreute Behauptung auf, die Offiziere wollten selbständig handeln und die Truppen allein lassen, und gab ihnen anheim, die Vorbereitungen für den Abtransport felbst in die Hand zu nehmen. Die Auswirkung auf die Truppe. Wie sich der Einfluß der Soldatenräte auf die Truppe auswirkte, zeigt u. a. ein Bericht des I. Armeekorps, der allerdings erst in der Heimat entstanden ist: „Die Truppen machten jeden Dienst von der Zustimmung ihrer Soldaten- räte abhängig. Diese bestanden meistens aus verhältnismäßig verständigen Leuten, mußten aber ganz unverständigen Forderungen der Truppe nach- geben, um sich im Sattel zu halten. So konnte nur der notwendigste innere Dienst abgehalten werden. Äußerer Dienst fand außer dem notwendigen Sicherungsdienst überhaupt nicht mehr statt. Der Zapfenstreich wurde auf- gehoben. Das Generalkommando gestattete den Mitgliedern des Soldaten- rats entgegen den Weisungen der Obersten Heeresleitung das Tragen der roten Armbinden. Die Mannschaft erkannte die Grußpflicht nicht mehr an, sie grüßte nur noch in Charkow. Infolge des Müßigganges und der hohen Ukrainezulage (täglich neun Mark ohne Rücksicht auf den Dienstgrad) gab sich der größte Teil der Mannschaft einem Lotterleben hin, durch das die Truppe immer mehr zugrunde gerichtet wurde ... Heeresgut wurde in dauernd steigendem Maße gestohlen, veruntreut und verkauft. In der allgemeinen Verwirrung verloren auch die Offiziere zum Teil den Halt, fürchteten sich vor ihrer Mannschaft, ließen die Zügel daher mehr schleifen als nötig und verbrüderten sich sogar mit der Mannschaft." Der Adjutant eines selbst gut in Haltung gebliebenen Kavallerie-Regi- ments schreibt in demselben Sinne über die Zustände in der mittleren Ukraine: „Die ehemals so gefürchtete deutsche Armee war zu einer Horde in bunten Uniformen geworden, zu Verbrechern und jüdischen Geschäfte- machern. Alles drehte sich um Geld. Was auch nur irgendwie im Preise stand, wurde verkauft, in erster Linie die Waffen, die die Einheimischen an sich brachten, um dann bald darauf die Deutschen mit diesen ihren eigenen Waffen über den Haufen zu schießen oder sich gefügig zu machen.