Nr. 713. Der russische Botschafter in Paris an den russischen Außenminister.1) Geheimtelegramm. Paris, den 5./i8. November 1912. Nr. 374. Tittoni hat sich in seinem eigenen Namen, aber wahrscheinlich mit Zustimmung seiner Regierung Poincare gegenüber zugunsten eines Aus¬ gangs Serbiens nach Antivari durch montenegrinisches Gebiet aus¬ gesprochen und ferner für einen Zugang nach San Giovanni di Medua oder einem anderen südlicheren Hafen durch albanisches Gebiet, wobei dieser letztere Hafen und die Eisenbahn neutral zu bleiben hätten. Tit¬ toni glaubt, Österreich werde dieser Lösung zustimmen. Italien wird, wie er sagte, gegen jedes wirtschaftliche Privileg Österreichs energisch protestieren. Hinsichtlich der Abgrenzung des zukünftigen autonomen Albaniens ist seiner Versicherung nach Italien an keine Verpflichtung gebunden und hinsichtlich einer Unterstützung der Absichten des Drei¬ verbandes vollständig frei. Das „Echo de Paris“ hat heute neue und sehr scharfe Erklärungen von Paschitsch gegenüber seinem Korrespon¬ denten veröffentlicht. Poincare und Tittoni sind sehr beunruhigt über die Maßlosigkeit des Herrn Paschitsch, die eine scharfe Abwehr von seiten Österreichs zur Folge haben kann. Iswolski. Nr. 714. Der russische Botschafter in Paris an den russischen Außenminister.* 2) Geheimtelegramm. Paris, den 6./19. November 1912. Nr. 375. Tittoni hat mir bestätigt, daß der Plan zur Lösung der österreichisch¬ serbischen Streitfrage, den ich in meinem Telegramm Nr. 374 ausein¬ andergesetzt habe, gemeinsam mit San Giuliano von ihm ausgearbeitet worden ist. Er hat ihn durch folgende Einzelheiten ergänzt: Der Sand- schak wird zwischen Serbien und Montenegro, das außerdem Skutari erhält, geteilt. Serbien erhält für seinen Handel zwei Ausgänge nach dem Adriatischen Meer, einen auf montenegrinischem Gebiet bei Antivari und den anderen an der albanischen Küste. Eventuell käme sogar Durazzo in Betracht. Dieser Hafen und die dorthin führende Eisenbahn 1) Iswolski Bd.II, Nr. 570, S. 348. 2) Iswolski Bd.II, Nr. 571, S. 348. 3i7