unabwendbar zur Wiederbesetzung des Sandschaks seitens Österreichs führen sowie zur Besetzung weiterer Bezirke durch die österreichische Armee, was letzten Endes ein Zusammentreffen Bulgariens mit Öster¬ reich-Ungarn bedeuten würde* was für die zukünftige Entwicklung Bul¬ gariens äußerst gefährlich wäre. All das Angeführte veranlaßt uns unsere Ratschläge zur Ruhe fort¬ zusetzen in der Überzeugung, daß Bulgarien nur auf Grund der Fort¬ setzung der auf sich übernommenen planmäßigen Hand¬ lungsweise Gewinn ziehen wird, eine Handlungsweise, die in vollem Maße ihre grundlegenden nationalen Interessen, sogar auch bezüglich der mazedonischen Frage, sichert. Neratow. Nr. 533. Der stellvertretende Minister des Äußern, Neratow, Petersburg, an den russischen Gesandten Nekljudow in Sofia. *) Nr. 1492. St. Petersburg, den a./i5. Oktober 1911. Mit Rücksicht auf die kritische Wendung, welche die Zustände in Bulgarien zu nehmen drohen, ist es sehr wichtig, auf ganz zuverlässige Weise festzustellen, welche Eindrücke Geschow aus Wien mitgenommen hat. Er ist dort länger geblieben, als ursprünglich geplant war, und ist auf dem Rückwege der versprochenen Zusammenkunft mit Milowano- witsch aus dem Wege gegangen. Es ist daher wohl angebracht, sich zu fragen, ob nicht Österreich aus egoistischen Motiven Bulgarien zu einem aktiven Eingreifen treibt, um dann den Sandschak zu besetzen und Ser¬ bien zu vernichten. Geruhen Sie bitte diese Eindrücke genau in Er¬ fahrung zu bringen, da wir davon unser weiteres Verhalten in dieser Frage abhängig machen müssen. Neratow, Nr. 534. Der stellvertretende Minister des Äußern Neratow, Petersburg, an den russischen Botschafter Swerbejew in Berlin.*) Nr. i499- St. Petersburg, den 2./i5. Oktober 1911. Nach verschiedenen Anzeichen ist die Möglichkeit einer Übereinstim¬ mung des Verlangens Bulgariens einer Garantie seitens der Mächte mit den aktiven Plänen Österreich-Ungarns auf dem Balkan nicht ausge- *) Krassny Archiv Tom. VIII, S. 32. 2) Krassny Archiv Tom. VIII, S. 33. i43