Nr. 4g3. Bericht des russischen Gesandten in Belgrad an den russischen Außenminister.1) Belgrad, den 12./2 5. Mai 1909. Nr. 38. Soweit mir bekannt, hat die bulgarische Regierung auf den ser¬ bischen Vorschlag ausweichend dahin geantwortet, daß der Text des alten Handelsvertrages zwischen Serbien und Bulgarien zum Aus¬ gangspunkte der bevorstehenden Verhandlungen gemacht werden solle. Ohne eine direkte Absage zu geben, hat die bulgarische Regierung ange¬ deutet, sie ziehe es vor, diese ganze Frage einstweilen noch aufzuschie¬ ben. Es ist jedoch zu bemerken, daß gerade auf dieser konkreten Grund¬ lage eine erste Annäherung hätte stattfinden können, um sodann realere Formen anzunehmen. Die Serben wünschen die Verhandlungen als Gleichberechtigte zu führen, während Bulgarien augenscheinlich die serbischen Vorschläge bloß anzuhören wünscht und selbst keine Vor¬ schläge macht, was in hiesigen Regierungskreisen verletzend wirkt. Des¬ halb erscheint die Möglichkeit einer Annäherung, obwohl bei der jetzi¬ gen politischen Lage die günstigen Vorbedingungen gegeben sind, recht problematisch, wenigstens für die nächste Zukunft. Serge jew. Nr. 494. Der Botschafter in Wien von Tschirschky an den Reichskanzler Fürsten von Bülow.* 2) Ausfertigung. Nr. 191. Wien, den 3o. Mai 1909. Vertraulich. Mein Gewährsmann hat aus der hiesigen russischen Botschaft von einer vertraulichen Instruktion Kenntnis erhalten, welche die serbische Regierung an ihren Vertreter in Sofia, Herrn Swetislaw Simitsch, ge¬ richtet hat, und worin derselbe angewiesen wird, alle seine Bemühungen darauf zu konzentrieren, daß das Verhältnis zwischen Serbien und Bul¬ garien sich so intim als möglich gestalte und jede Meinungsverschieden¬ heit zwischen den beiden Regierungen aus dem Wege geräumt werde. In der Note heißt es unter anderem: *-) Benckendorff Bd. I, Nr.. 77. 2) Die Große Politik Bd. 27 (I. Hälfte), Nr. 9727, S. 157. 93