Annexion Bosniens und der Herzegowina durch Österreich-Ungarn ist der Tod Serbiens. Sie ist der Vorläufer der Annexion Serbiens durch Österreich-Ungarn oder durch Bulgarien, mit dem das Wiener Kabinett konspiriert hat, um uns zu vernichten*). Aber wir haben bereits mo¬ bilisiert und werden den letzten Blutstropfen vergießen, um unser Land zu retten oder doch mit Ehren unterzugehen. Was man in Wien von großserbischer Propaganda in Bosnien sagt, ist reiner Schwindel. Nastitschx) war nichts als ein ,„agent provocateur“, aber jetzt wird die großserbische Propaganda entstehen. Wir sind nur klein und schwach, aber wir sind revolutionär. Nicht nur in Bosnien, sondern auch' in Ungarn, wo einundeinhalb Millionen Serben wohnen, wird jetzt eine serbische Bewegung losgehen, die Öster¬ reich schon schwere Zeiten bereiten wird.“ Marschall. *) Randbemerkung Kaiser Wilhelms II.: Das dürfte Ährenthals Programm sein! Nr. 434. Der Botschafter in Wien von Tschirschky an das Auswärtige Amt.* 2) Telegramm. Entzifferung. Nr. 3i5. Wien, den 10. Oktober 1908. Sektionschef von Müller bestätigt mir Blättermeldung, daß er An¬ nahme serbischer Protestnote wegen Annexion Bosniens und Herzego¬ winas verweigert habe. Der Protest sei eine Anmaßung Serbiens, meinte der Sektionschef, da es weder den Berliner Vertrag mitunterzeichnet, noch sonst irgendeinen Titel zur Einmischung in diese Frage habe3). Tschirschky. Randbemerkung von Schoen: Ich habe Szögyenyi vertraulich erzählt, was ich dem serbischen Geschäftsträger bei Überreichung der Note gesagt. Der Botschafter war sehr befriedigt und hat es nach Wien berichtet. v- Sch. !) Siehe Aktenstück Nr. 425. 2) Die große Politik Bd. 26 (I. Hälfte) Nr. 9096 S. 254. 3) Vgl. Nr. 9091 abgedruckt S.3i. 29