sprachen worden ist, ein Projekt, das vor zwei Tagen durch den hiesigen „Figaro“ auch in die Öffentlichkeit gedrungen ist — oder ob all dies bloß eine Frucht des Größenwahnsinns ist, der seit einiger Zeit die rumänischen Kreise erfaßt zu hauen scheint. Nr. 35 7. Der serbische Gesandte Popowitsch, Petersburg, an das Ministerium des Äußern in Belgrad. Pov. br. 2II. Petersburg, den o2°A ^^-f igi3. 2. August Der russische Minister des Äußern, Sasonow, rät uns möglichst bald mit Bulgarien Frieden zu schließen, da Österreich-Ungarn immer höhere Forderungen stelle. Sasonow ersuchte mich, Ihnen zur Kenntnis zu bringen, daß Öster¬ reich der Ansicht sei, daß Bulgarien auch einen Teil des rechten Wardar- ufers bis östlich von Monastir, soweit er sich erinnert, bis Morichowo, und nördlich auch Istip erhalten müsse. Vorläufig handle es sich nach der Aussage Sasonows nur um eine diesbezügliche diplomatische Aktion seitens Österreichs. Was sich jedoch noch daraus entwickeln werde, das könne er nicht voraussehen. Der russische Minister des Äußern wird für uns als Grenze die Wasserscheide zwischen Wardar und Struma fordern. Da ich unsere Friedensbedingungen nicht kenne, sagte ich Sasonow, daß, so viel ich wisse, vor dem Kriege mit Bulgarien die Wardarlinie unsere Mindestforderung gewesen ist, daß wir aber jetzt nach diesen erneuten Opfern an Gut und Blut größere Ansprüche stellen müßten. Bezüglich der vom Minister erwähnten Forderung Österreichs er¬ klärte ich auf das entschiedenste, daß dieselbe nicht ernst genommen werden dürfe, und ich bat ihn, sie auch demgemäß zu behandeln. Sasonow antwortete mir, daß er sich natürlich auf unseren Stand¬ punkt stellen werde, er beabsichtigte nur, uns zu warnen, um dieser Forderung rechtzeitig Vorbeugen zu können. Österreich sei vollkommen auf bulgarischer Seite. Er wisse auch nicht, warum Geschoff nach Petersburg gekommen sei. Er wird ihn erst morgen sehen. Ferner sagte mir Sasonow, Rußland werde einwilligen, daß Griechen¬ land Kawalla, Drama und Seres erhalte. Wir sollen uns auch auf das sorgfältigste bemühen, uns die Freundschaft Rumäniens zu erhalten. Auch in der Zukunft werde uns Rumäniens Unterstützung wegen unserer Aspirationen auf österreichisches Gebiet sehr nötig sein. Österreich fürchtet eine Vergrößerung Serbiens nach dem Osten, denn wenn es nach Ansicht Österreichs dort noch stärker werde, dann werde es sich erst recht nach dem Westen wenden. 373