Nr. 269. Weisung des Ministeriums des Äußern, Belgrad, an den serbischen Gesandten Jowanowitsch in Wien. Belgrad, den 27. Januar 9. Februar i9i3. „Melden Sie dem Grafen Berchtold, daß wir gute und friedliche Be¬ ziehungen zu Österreich wünschen und gern wirtschaftliche und han¬ delspolitische anknüpfen würden; nur könnte sich bei uns keine Regie¬ rung vor dem Parlament behaupten, löste man auf Wunsch und Antrag Österreichs Diakoviza und Dibra von Altserbien los1). Bleiben Sie dabei, daß die Wegnahme Diakovizas und Dibras in den nationalen Kreisen stark und tief widerhallen würde. Wünscht man, daß es zum Frieden am Balkan komme, so darf man die Balkanstaaten nicht derart abgrenzen, daß daraus Konflikte entstehen müssen. Diakoviza und Dibra haben nie¬ mals Berührung mit dem Littorale gehabt und werden sie auch fürder nicht haben. Bitten Sie den Grafen Berchtold, diesen Vorschlag der Zugehörigkeit dieser beiden Orte zu Albanien abzulehnen, da ja Serbien den Beweis er¬ bracht hat, daß es mit der Monarchie in Frieden leben wolle* 2).“ Nr. 270. Der serbische Gesandte Popowitsch, Petersburg, an das Ministerium des Äußern in Belgrad. Telegramm: Petersburg, den 27. Januar 1. Februar 1913. Die Frage wegen Diakoviza und Dibra steht schlimm, ich habe alle Argumente erschöpft, aber sie nützten nichts. Ich sagte dem Minister des Äußern (Sasonow), das Minimum sei die Grenze an der Wasser¬ scheide; mehr könnten wir nicht nachgeben, nachdem wir in der Frage der Autonomie Albaniens und unseres Ausganges zum Meer nachgegeben haben. Wir würden gezwungen sein, uns der Entscheidung der Bot¬ schafterkonferenz zu widersetzen. Darauf sagte er (Sasonow): „Das dürft ihr nicht tun, denn ihr habt die Frage der Abgrenzung Albaniens Ein Feilschen und Handeln. Jetzt ist Herrn Paschitsch auf einmal Österreich gut genug, wenn es heißt Serbien zu einem Vorteile zu verhelfen. 2) Ein charakteristisches Schriftstück für den seitens Serbiens Österreich-Ungarn ge- gegenüber angeschlagenen Ton, der von einer Überhebung sondergleichen zeugt. 293