Nr. 167. Der serbische Geschäftsträger Gruitsch, London, an das Ministerium des Äußern in Belgrad. Pov. br. 179. London, den $-/22. November 1911. Die Debatte im Unterhause über die auswärtige Politik, die für künf¬ tigen Montag angesagt ist, wird mit großer Neugier und sichtlicher Un¬ geduld erwartet. Die Bedeutung, die ihr vorweg zugeschrieben wird, rührt daher, daß man im weiteren Publikum wie auch unter den Parla¬ mentsmitgliedern selbst erst jetzt den Ernst der Situation zu erkennen beginnt, welche während der deutsch-französischen Verhandlungen be¬ standen hat, und die Bereitwilligkeit der Regierung, sich im Konflikts¬ falle sofort und vollständig mit Frankreich zu solidarisieren. Die durch verschiedene, in letzter Zeit stets häufigere Indiskretionen erwachsene Erkenntnis von dem unmittelbar bevorstehenden Konflikte und den Ma߬ nahmen, die hier unternommen waren, hat nicht nur Überraschung, son¬ dern auch Mißstimmung gegen die Regierung hervorgerufen, und zwar in den Reihen ihrer eigenen Anhänger. Von diesen macht die große Mehrzahl der Regierung weniger aus der Haltung, die sie eingenommen, oder aus den Maßnahmen, die sie getroffen hat, einen Vorwurf, als aus der Heimlichkeit, mit der sie diese Haltung und ihre Maßnahmen um¬ sponnen hat, indem sie dem Parlamente nichts mitteilte und einer Be¬ antwortung der wiederholt an sie gerichteten Fragen auswich . . . Der Bericht erwähnt dann die Ausstellungen, die von verschiedenen Seiten gegen die Regierung gemacht werden. Eine Gruppe meint z. B„ die Flotte sei nicht gerüstet gewesen. Diesen letzten Kritikern, fährt der Geschäftsträger in seinem Bericht fort, wird der Marineminister Antwort geben müssen, nämlich der frühere Minister des Innern Winston Churchill. — Der Geschäfts¬ träger geht dann zu folgenden Erörterungen über: Anläßlich Churchills Ernennung auf diesen Posten ist es interessant, zu erwähnen, daß er, wie sein Kollege Lloyd George, bis vor kurzem als anerkannter Deut¬ schenfreund galt, als ein Mann, nach dessen Meinung die großen so¬ zialen Fragen die Vermeidung eines Konfliktes mit Deutschland selbst um den Preis gewisser Opfer erheischten. Wie ich die Ehre hatte, Sie in meinem Berichte vom 21. Juni zu verständigen, befürchteten der Premier und Sir Edward Grey, daß diese beiden radikalsten Kabinetts¬ mitglieder sie hindern würden, eine genügend energische Haltung in der Marokkofrage einzunehmen. Indessen war diese Furcht unbegründet; denn das Vorgehen Deutschlands hat allmählich einen vollständigen Um¬ schwung in der Stimmung beider Minister hervorgerufen, so daß Lloyd George die bedeutsame Rede hielt, die seinerzeit so viel Aufsehen erregte, 190