Der Kühle, braune Trunk, die würz'ge Labe, Es war doch schön im alten Ottensheirn! Heut' ist es still dort oben wie im Grabe, And nur im Traum noch schlürfen wir die Gabe Bon längst erlosch'nem Sonnenschein So träumt' ich jüngst beim Wandern durch die Auen Auf herbstlich öder, ausgestorb'ner Flur. Das Land lag da in winterlichem Tauen, And plötzlich ragten vor mir auf im Grauen Die Pappeln bei der lieberfuhr. Ich hörte sie im Windeswehen rauschen, Wie sie wohl hundert Jahre schon getan, And ihrer dunklen Stimme mußt' ich lauschen, Mit ihnen Red' und Gegenrede tauschen, And was sie sagten, hört mich an!: „Seit hundert Jahren peitschen uns die Winde, Seit hundert Jahren küßt uns Sonnenschein. And naht des Frühlings luftiges Gesinde- So hüllen wir uns lautlos und gelinde 3n unfern grünen Schleier ein. Mir halten treu und unerfchlafft zusammen. Wir haben größ'res Anheil schon geseh'n! Wir sahenschonAlt-Ottensheimin Flammen. Die Wunden, die aus jenen Tagen stammen, Sie heilten auch in neuem Frühlingsweh'n. Wahrzeichen sind wir! Tapser-trotz'ges Leben Weist euch im Bild des Baumes Argestalt. Noch manchmal wollen wir im Frühlingsweben In's Himmelblau mit unsern Kronen streben, Was noch ergrünen kann, das ist nicht alt! Getrost! Die Sonne wird euch neu begnaden, Wenn -ihr den Frühling in euch selber habt. Ihr werdet wieder frohe Gäste laden. And eure Mädchen werden wieder baden, Wenn uns die nächste Maiensonne labt!" 7