172 Der Grenzschutz in Litauen von Ende Februar bis Anfang September 1919. abtransportiert. Am 10. Mai befahl das Oberkommando Nord, daß im Anschluß an das Verstärkte Regiment von Klüfer auch die Brigade Olita nach Westpreußen übergeführt werden sollte. Der Transport begann am 18. Mai. Damit blieben dem Grenzschutzkommando Suwalki nur noch die Brigade Grodno und das Freikorps Diebitsch. Die Brigade Grodno über¬ nahm den gesamten Abschnitt der Brigade Olita und gab dafür auf ihrem rechten Flügel einen Streifen an das Freikorps Diebitsch ab. Die Beziehungen zu Polen und Litauen im Mai. An der Front des Grenzschutzkommandos Suwalki herrschte während ' des Mai außer kleinen Zwischenfällen an der neuen Demarkationslinie überall Ruhe. Im letzten Monatsdrittel häuften steh die Verstöße der Polen gegen das Grodnoer Abkommen — Überschreiten der Demarkations¬ linie, Schießereien mit deutschen Postierungen — derartig, daß fast an¬ zunehmen war, die Polen suchten mit Absicht Zwischenfälle herbeizuführen. Dabei war aber die gegenüberstehende polnische Front im allgemeinen nur sehr schwach besetzt; es konnte beobachtet werden, daß die Polen an einzelnen wichtigen Stellen Schützengräben anlegten. Deutscherseits bestand der Wunsch, die anläßlich der Räumung des Grodnoer Kreises mit den Polen vereinbarte Demarkationslinie*) im Hin¬ blick auf die inzwischen erfolgte Besetzung Wilnas durch die Polen durch das Gebiet westlich und nordwestlich dieser Stadt zu verlängern. Nach einigem Hin und Her einigte man sich auf die bisherige deutsch-russische Demarkationslinie. Die in Warschau und Wilna geführten Verhandlungen der Litauer mit den Polen zeitigten keine Ergebnisse. Neue Verhandlungen sollten am 28. Mai in Kowno beginnen. In den deutsch-litauischen Beziehungen war im April wieder eine leichte Besserung eingetreten, nachdem die von den Litauern im Zusammenhang mit dem Eintreffen einer interalliierten Kommission in Kowno erhoffte politische und militärische Unterstützung seitens der Entente ausgeblieben war. Nach wie vor bestand allerdings kein Zweifel, daß sich Litauen nur solange bemühte, ein wenigstens äußerlich leidliches Verhältnis zu Deutsch¬ land aufrechtzuerhalten, als es die für das Fortbestehen seines Staats¬ wesens dringend erforderliche Unterstützung von anderer Seite nicht bekam. Die — mit dieser Einschränkung — deutschfreundliche Richtung erhielt eine wesentliche Verstärkung durch die Person des litauischen Generals