118 Der letzte Akt. 11. November. 13. November. Dementsprechend forderte er: 1. Sofortige Einstellung aller Feindseligkeiten und des Nachschubs von Truppen und Kriegsmaterial. 2. Baldmöglichsten Abtransport der Truppen auf dem Bahnwege, für dessen Sicherheit er durch Beeinflussung der litauischen und lettischen Regierung Sorge tragen werde. 3. Die Zurücklassung des nicht zur unmittelbaren Ausrüstung der Truppen gehörigen Kriegsmaterials im Lande." Die Kommission hatte am 10. eine Besprechung mit dem Reichswehrminifter und traf am 11. in Königsberg ein. Ihre erste Sitzung mit dem Befehlshaber des Wehrkreises I, Generalleutnant von Estorff, und dem Oberpräsidenten Winnig endigte infolge des schroffen Auftretens des französischen Generals mit einem starken Mißklang. Admiral Hopman sah sich zu einem scharfen Protest gegen die von dem Franzosen beliebte Tonart veranlaßt, mit dem Erfolg, daß Rießel sich Mäßigung auferlegte und am Schluffe der Sitzung entschuldigte. Eine zweite Besprechung am 13. November beim General¬ kommando des VI. Reservekorps in Tilsit verlief in der Form gemäßigter, General Nießel hielt aber an dem Standpunkt fest, daß die deutsche Regie¬ rung nach wie vor die Verantwortung auch für die Truppen trage, die sich ihrer Befehlsgewalt entzogen hatten und zu den Russen übergegangen waren. Die Bedenken, daß nach Zurücknahme der deutschen Truppen Lett¬ land und Litauen dem Bolschewismus anheimfallen würden und damit auch die deutsche Ostgrenze bedroht sei, wies General Nießel als unbe¬ gründet zurück. Eine besondere Schwierigkeit entstand jetzt und in den folgenden Wochen dadurch, daß außer den geschloffenen deutsch-russischen Truppen sich im Baltikum auch Gesindel der verschiedensten Nationen herumtrieb, das durch die mehr als fünfjährige Kriegsdauer entwurzelt und außerdem bolsche¬ wistisch verseucht war. Die Letten und Litauer sowie ihre interalliierten Beschützer hatten ein Interesse daran, auch die Untaten dieser Marodeure den Deutschruffen aufzubürden. Die Bemühungen der deutschen Befehls¬ haber, ihre Truppen in Ordnung zu halten und allen Ausschreitungen ent¬ gegenzutreten, vermochten nicht, das nun einmal eingewurzelte Vorurteil zu beseitigen. Baltikum-Kommission und Westruffen. Auf westrussischer Seite hatte man sich der Baltikum-Kommission gegen¬ über zunächst auf einen vollkommen ablehnenden Standpunkt gestellt. Eine Einladung an die Führer der deutsch-russischen Verbände, zu einer Be-