— 22 — Das Blatt, das in den Ecken die Anfänge der vier Evan¬ gelien und in der Mitte das Bild des Gekreuzigten ent¬ hält, zeigt die Spuren der vielen, die da mit einem Kusse das Bekenntnis ihres Irrtums öffentlich beschließen mußten. 3. Drucke und graphische Kunst. Der unmittelbare Vorläufer und Begleiter der Typo¬ graphie, der Holztafeldruck, ist in der Linzer Studien¬ bibliothek mit zwei Beispielen vertreten, einem.nach Schreiber c. 1480 bis 1490 in Speyer oder Heidelberg hergestellten Gebet zu Maria in deutscher Sprache mit einer bildlichen Darstellung und den Werken des chinesischen Philosophen Mengtsi, des bedeutendsten nach Buddha, aus dem siebzehnten Jahrhundert, die zweifellos durch einen Missionär in die alte Linzer Jesuitenbibliothek geraten find, aus der sie stammen. Alle Holztafeldrucke gehören zu den Seltenheiten ersten Ranges. Reich ist der Bestand an Wiegendrucken (In¬ kunabeln) zu nennen, deren 820 vorhanden sind (Krems¬ münster 910, St. Florian 800). Gleich den Handschriften stammen sie mit wenigen Ausnahmen aus unseren aufgehobenen Stiften. Hier können nur die wertvollsten kurz gewürdigt werden. Vor allem sind da unsere deutschen Ausgaben der Heiligen Schrift hervorzuheben. Von den vierzehn hoch¬ deutschen vor Luther erschienenen Bibelübersetzungen sind vorhanden die 3., 4., 7., 8., 9., 10. und 12. Sie re¬ präsentieren natürlich einen hohen Wert, einzelne weisen eine hervorragende typographische Schönheit auf. Zu den Zimelien der Bibliothek gehören zwei Blätter eines auf Pergament gedruckten Exemplars der Fust- Schösferschen lateinischen Bibel aus dem Jahre 1462, die noch mit dem Letternmaterial Guten¬ bergs hergestellt ist. Gut vertreten sind die Klassiker — Cicero (Nürn¬ berg 1479, Venedig 1495), Horaz (Venedig 1486), Ju- venal (Venedig 1494), Livius (Venedig 1491, Mailand 1495), Ovid (Venedig 1490), Plinius (Venedig 1483), Quintilian, S ene ca (Venedig 1493), Sueton (Bologna 1493), Tacitus, Germania (Venedig 1481), Terenz