354 Sonntag, den 23. September 1916. Das I. Baon auf „Cimone Süd" Die 1. Komp., deren Organe Obll. Hueber abends den Vollzug der Befehle, die hinsichtlich Ausrüstung der einzelnen Kolonnen ergangen waren, melden konnten, hat die Nacht in den Deckungen der Baonsreserve ver bracht. Sie schien uns allzu kurz zu sein. Siebenschläfer und Ratten stattlicher Größe tun ein übriges dazu, um uns den Schlaf zu verkürzen. Mit Pistole und Gewehr rücken wir ihnen an den Leib. Allenthalben tönt aus den Deckun gen der dumpfe Knall unserer Waffen. Bald ist es 4 Uhr früh, Tagwache. Das Frühstück wird ausgegeben, die Feldflaschen werden gefüllt. Nun treten die Züge ihren Marsch zum Hexenkessel an. Im Laufgraben geht es aufwärts bis zu den Kavernen knapp rückwärts der Hauptstellung, die von der 3. Komp, eben verlassen werden. Es ist fast 5 Uhr früh geworden. Die einzelnen Kolonnen stellen sich entsprechend der Reihenfolge ihres Vordringens in den Kavernen bereit. Oblt. Hueber hat mit dem Zug Fhnr. Dautinger eine im Raume des rechten Flügels befindliche Kaverne bezogen. Die Petroleumlämpchen beleuchten das ge räumige Felsloch nur spärlich. Eine nach Schweiß und Rauch riechende Luft erfüllt den Raum, in dem es sich die Mannschaften, soweit es die Be reitstellung erlaubt, bequem machen. Sie liegen oder sitzen auf den Holzpritschen. Einige machen ein kurzes Schläfchen oder tun nur so, als ob sie eingeschlafen wären, andere starren in das Halbdunkel. Vielleicht denken sie an ihre Lieben in der Heimat. Wieder andere unterhalten sich flüsternd über das große Ereignis, das sich in kür zester Zeit vollziehen soll. Die verhältnismäßige Stille in der Kaverne wird nur hie und da vom Summen des Morseapparates und der mono tonen Situationsmeldung des Telephonisten unterbrochen. Jetzt dürfte die Zurückziehung unserer Posten auf der Teilstück des vom Baonskommando „Cimone Süd" zum „Hexenkessel" führenden Laufgrabens