276 Kdtv.-Asp. Dr. Georg Jung 7. Komp. Zug den Anfang. Gruppen von fünf bis sechs Männern laufen mit dem Tod um die Wette. Im „Hexenkessel" tobt eine satanische Musik. Schwere Granaten heben große Trichter aus, schmettern gewaltige Stein- und Erdmassen auf die sich in kurzen Abständen immer wieder nieder werfenden Rainer. Schrapnellkugeln fahren klatschend in den Boden. Wie von Furien verfolgt, streben die Rainer dem zum Verbindungsgraben führenden Ausgang am rechten Flü gel der Hauptstellung zu. Manch einer hat ihn nicht mehr erreicht. Auf halbem Weg hat ihn das Schicksal ereilt. Zerschmettert, ein regungsloser Klumpen, Heldentod! Der Feuerwall ist durchschritten, der Verbindungs graben erreicht. Unter dem Eindrücke einer großen De pression wirkt der Anblick der uns umgebenden Ver wüstung noch erschütternder. Verwundete flehen uns an, sie zurückzuschaffen. Wir müssen uns damit begnügen, sie vor der feindlichen Infanteriewirkung zu schützen, denn die gegen Flankenfeuer schützenden Traversen sind zer stört. Ein Rücktransport hätte den sicheren Tod bedeutet. Lagen von Schrapnells decken unsere Feldwachenstellung zu. Steine und Sand rieseln jedesmal über die den Ver bindungsgraben im Westen begrenzende Steilwand. An seinem Südende liegt die Kaverne. Sie ist gefüllt mit Ver wundeten. Und immer kommen neue dazu. Fhnr. S ch u h m a n n ist trotz aller, fast unüberwind licher Schwierigkeiten bemüht, Verwundete aus der Feld wachenstellung gegen frische Kräfte auszutauschen. Das wäre unmöglich gewesen, wenn nicht von Zeit zu Zeit vom Als die Italiener nach einem übermächtigen Massenfeuer ihrer Artillerie am 4. August 1916 zum Angriff vorbrachen, war es u. a. auch Kdtt.-Asp. Dr. Jung, der sich bei der Ver teidigung des Verbindungsgrabens in rühmlichster Weise hervortat. Obwohl an Kopf und Fuß leicht verwundet, be teiligt er sich an der Abwehr, wobei er durch ein Infanterie geschoß neuerlich verwundet wurde. Dieser schweren Ver letzung erlag der tapfere Offizier am 8. August 1916. Mte. Seluggio wirkende Gebirgsgeschütze den Feind zu einer Feuerpause verhalten hätten; denn der über eine primitive Leiter führende Weg zur Feldwache ist voll kommen eingesehen und durch Infanteriefeuer beherrscht. Auf diese Weise gelingt es, einige Verwundete in die Kaverne zu schaffen und an ihre Stelle Ersatzmänner treten zu lassen. Und es war auch höchste Zeit! Gegen 10 Uhr vormittags wird das feindliche Feuer nach rückwärts verlegt. Der Feind macht Anstalten, gegen den südlichen Teil der Feldwache vorzugehen! Das ist der Augenblick, auf den die Rainer sehnlichst gewartet haben, der ihre Lebensgeister neu entfacht und ihre Widerstandskraft mit Siegerwillen erfüllt. Der etwa in der Stärke eines Zuges sich gegen die Feldwache rich tende Angriff erstickt während seiner Entwicklung. Ganz besondere Verdienste erwirbt sich hiebei das am linken Flügel der Hauptstellung eingebaute, noch intakt ge bliebene zweite Maschinengewehr. Kpl. Gießhammer und Gfr. Ausweger sind es, die in prachtvoller Zusam menarbeit jeden Versuch des Feindes, gegen unsere Feld wache vorzugehen, verlustreich für ihn abweisen. Lebhaftes Gewehrfeuer aus dem Raum des Verbin dungsgrabens kündet den rückwärtigen Kameraden, daß der Feind auch hier zum Angriff übergegangen ist. Aber all dies ist ein vergebliches Bemühen. Auch dieser Versuch des Feindes bricht im Handgranatenkampf kläg lich zusammen. Unsere Verluste sind schwer. Kdtt.-Asp. Dr. J u n g, der treue Helfer Fhnr. Schuhmanns, obwohl an Kopf und Fuß leicht verwundet, beteiligt sich in hervor