76 Freitag, 16. Juni 1916. Das Regiment als Korpsreserve im Freddotal Der gestern mit großen Hoffnungen begonnene Angriff der 3. Armee scheint nicht durchgedrungen zu sein. Dafür spricht auch die verhältnismäßige Ruhe, die wir im Freddo- tale pflegen können, denn die Arbeiten, die wir zur Her stellung des gestern rekognoszierten Verbindungsweges von der Werkstraße zur Talstraße oder zu ihrer Mas kierung von Scatolari bis Castana leisten müssen, zählen ja nicht, über all diesen Arbeiten schwebt heute ein Stern der Unlust. Wir können es noch nicht glauben, daß unsere Offensive infolge der Ereignisse am russischen Kriegs schauplatz eingestellt werden soll. Schon der Gedanke daran macht uns mißmutig. Die zurückfahrende Artillerie läßt uns jedoch mit aller Deutlichkeit erkennen, daß wir unseren Traum vom Einmarsch in die italienische Ebene gegenwärtig begraben müssen. Ein ingrimmiger Zorn er faßt uns bei dem Gedanken an die Zukunft. Das IV. Baon bei Peralto Straßenpartie westlich des Werkes Comolo Der von Peralto abzweigende Weg führt westlich des Werkes Comolo längs der tief eingeschnit tenen Posina zu einer Steinbrücke. Rechts der selben führt eine breite Straße zum Mte. Aralta, links derselben ein steiler Pfad, den stark vor springenden Ausläufer der Priafora umgehend, in den Talkessel von Arsiero. In der Felswand links im Bilde ist die giebelbekrönte Kapelle zu erkennen. Auch das IV. Baon lungert tatenlos herum. Was liegt daher näher, als der Entschluß, kleine Spaziergänge in die Umgebung zu machen? Castana ist meist das nächste Ziel. Die Ortschaft hat wohl durch die Beschießung stark ge litten. Hier und dort stehen nur mehr angekohlte Mauern. Sie besitzt aber noch genug malerische Winkel, die unser Entzücken auszulösen vermögen. Diejenigen, die sich an solchen Dingen nicht erfreuen können, liegen den ganzen Tag in der Sonne. Selbst die, im Laufe des Tages sich wiederholende Beschießung der im Bereiche unserer Unterkünfte befindlichen Batterie stellungen vermag sie nicht zu stören. Andere wieder können sich nicht genug tun in der Beobachtung der Um gebung. Der Mte. Sardea ist allerdings ein trefflicher Aus sichtsberg. Ihnen konnte es nicht entgehen, daß die Kapelle am Mte. Caviojo nicht mehr auf ihrem Platze stand.