23 biet zwischen dem Hausruck und der Ybbs erblickt Zibermayr auf S. 41 seines Buches auch in der Urkunde vom 8. Septem¬ ber 1264, mit der König Ottokar seinen Ministerialen, Richtern und Mauteinnehmern ,per superiorem et inferriorem Austriam' erklärt, daß er unter gleichzeitiger Ernennung des Abtes zu seinem. Hofkaplan das Stift Mondsee in seinen Schirm genom¬ men und von aller Maut auf der Donau befreit habe87). Eis ist aber aus dem Texte nicht zu erkennen, daß für den Aussteller Nieder¬ österreich und Oberösterreich durch die Ybbs geschieden waren. Aufgezählt werden die Mauten Krems, Stein, Ybbs, Mauthausen und Linz, ohne daß auch nur mit einem Worte angedeutet wird, wo die Grenze gedacht ist. Da nun unser Land zwischen 1254 und 1264 zu einer selbständigen Provinz ausgestaltet worden ist, und zwar von demselben König Ottokar, der die in Rede stehende Urkunde ausgestellt hat88), so ist vielmehr anzunehmen, daß in der Urkunde von 1264 Austria superior als Oberösterreich von der Enns bis zum Hausruck aufzufassen ist. Als Beleg dafür, daß zum ,terminus regni Baiowariorum in orientec in karolingischer Zeit nicht nur das Land unter der Enns bis zum Tullnerbach gehört habe, sondern auch der Traungau, führt Zibermayr S. 45 neben den Annalen von Fuld|a auch die Urkunde vom 22. Oktober 893 an, mit der K. Arnulf die den geächteten Markgrafen Wilhelm und Engelschalk aberkannten Be¬ sitzungen dem Stifte Kremsmünster schenkt, aber diese Urkunde ist für diesen Zweck untauglich, denn sie sagt lediglich aus, daß an Kremsmünster alles fallen solle, was die beiden geächteten Markgrafen besessen haben, sei es in Waivaria sei es in Sclavinia89), weist aber die namentlich angeführten Orte keinem der beiden Ge¬ biete zu. Da nun sonst in dieser Zeit Bawaria an der Enns endet und jenseits die orientalis plaga beginnt, so ist das auch hier an¬ zunehmen, die Bezeichnung Bawaria also nur auf den Traungau: zu beziehen. Die gad-Orte in Oberösterreicli. Die Orte St. Goitharjd, St. Johann am Windberg, St. Martin i. M., St. Peter am Windberg, St. Stefan a. Walde, St. Ulrich, B. Neufelden, St. Veit i. M., und nach Höfer noch vor hundert Jahren auch St. Agatha bei Waizenkirchen heißen im Volksmunde gad Gqwai, gad Hons, gad Mertn, gad Pedn, gad Stoffe, gad üra, gad Vaid, gad Oedn. Dieses rätselhafte gad habe ich in meinem Buche „Das Land ob der Enns", S. 238, aus slaw. chata ,Hütte' erklärt, was mir das Mißfallen gewisser Kreise ein trug, die den slawischen Ursprung durchaus nicht zugeben wollten. Sie sind jetzt verstummt, seitdem E. Schwarz auf meine Seite trat, indem er schrieb90): „In der Erklärung der auffälligen Gad-Namen Ober¬ st) Oö. UB. III, n. 348. 88) Vgl. Strnadt, Die Geburt des Landes ob der Enns, S. 107. 89) Dieselbe Scheidung in Bawariam et Sclaviniam findet sich auch im Abschnitt ,De terminis Bawariae* der Geschichtsquellen von Kremsmünster, Loserth, S. 88. ") ZONF., 2. Bd. (1926), S. 254.