„Werthers Leiden“ beim alten Stuwer. Vor sechzig Jahren wurden die Feuerwerke noch ganz anders ausgestattet, als in der neuesten Zeit. Durch die lei⸗ dige Okonomie der späteren Herren Stuwer (Vater und Sohn) kamen sie herab; beim Großvater Stuwer florierten sie. Die kleinen Dekorationen waren damals viel größer und imposanter, als heutzutage die Hauptdekoration. Diese nahm nun gar einen ungeheuren Raum ein. Schon das Gerüst, das immer stehen blieb, weil die Errichtung 8000 fl. gekostet hatte, war 65 Klofter breit und 24 Klafter hoch. Der Anschlagzettel verkündete: „Etwas ganz Originelles, nie Gesehenes, noch in keinem Feuerwerk versuchtes Schau— spiel, nämlich ein pantomimisches Feuerwerk unter dem Titel: Werthers Leiden, freisnach Goethe'.“ Ich erinnere mich noch, daß Werther seiner Lotte die Liebeserklärung unter einem blühenden Kirschbaum machte. Während er seine „feurigen Seufzer“ ausftieß, fielen die weißen, Blüten vom Baum ab; der Baum bedeckte sich mit grünen Blättern, und als Werther Lotten zu Füßen stürzte, erschienen die roten Kirschen an den grünen Zweigen. Das Publikum brach in unbeschreiblichen Jubel aus. —326 Lotte und Werther aber sahen fürchterlich aus. Der letztere hatte einen Kopf wie der größte Kürbis, die Augen rollte er gräßlich, sein Bauch glich einem Zehn⸗Eimer-Faß, wogegen die Beine kurz und dünn wie von einem Reh waren. Daß er ein Schwärmer sei, markierte Herr Stuwer dadurch, daß er unaufhörlich „feurige Schwärmer“ hinter ihm aufsteigen ließ. Die Lotte war ein noch ärgerer Popanz. Die Affendame Miß Pastrana ist gegen sie eine Venus. Angetan war sie mit einem weißen Flitterkleide wie die Pamind; es war aber dieser Anzug mehr Hemd als Kleid, Sie erschien in blonden Locken aus rotem Feuer mit einem Veilchenkranz im Haar, der so groß und plump aussah wie ein Kuhkranz. Da diese Lotte in einer folgenden Szene mit einem Laib Brot und AltWiener Kulturbilder.