Ersfartfe Fronten i. Ueberall vom Ortler bis an den oberen Isonzo ist die Alpenfront völlig erstarrt. Dabei herrscht keines¬ wegs Ruhe. Ein mühsamer und opferreicher Kleinkrieg halt Monat für Monat die Gegner in Spannung, da und dort kommt es zu Kämpfen, deren erbitterte Wildheit in keinem Verhältnis zu den möglichen Erfolgen steht. Denn mit einer einzigen Ausnahme kann es sich nur um örtliche Vorteile drehen, die durch eine neuerliche Erstarrung bald wieder wettgemacht sind. Stoßbohrer und Dynamit, Eisen und Beton, Drahtseilbahnen und Wegebau verwandeln den Alpenbogen in eine große Festung; und hätte der Verteidige^ nur annähernd die Kräfte zur Verfügung, die das schwierige Gelände ver¬ langt, er brauchte nicht immer wieder mit schweren Blutopfem eintreten, wo der tote Stoff genügen würde. Allmählich tritt auch hier der ewige Mangel an allem und jedem in Erscheinung, der den Weltkrieg für die Mittelmächte schon im zweiten Jahr auszeich¬ nete. Mag diese Erscheinung überall furchtbar sein — im Hochgebirge wird sie am drückendsten empfunden. Wie sollen Menschen die Mühen und Lasten dieses Doppelkampfes mit Natur und Feind ertragen, wenn sie dauernd unterernährt sind, wenn sie nicht genügend Kleidung haben? Kälte und Schnee, die tägliche Arbeit nur um das nackte Leben, ja der einfache Postendienst alles wird durch diesen Mangel zur Hölle, zur immer¬ währenden Marter. Eine zunehmende seelische Erlah¬ mung geht mit diesen körperlichen Leiden Hand in Hand. Die Düsterkeit des Daseins in feuchten Kavernen, in schneevergrabenen Unterständen, bei wochenlangem Ne¬ bel, ohne genügenden Brennstoff, vielfach ohne Licht, endlose Wintemächte und Sturmtage, Lawinen und Er¬ frierungen in Massen, das alles zehrt in unbeschreib¬ licher Weise an den Nerven. Und wenn es wenigstens immer Truppen aus den Alpenländem gewesen wären, 277